AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?
Hallo
ich bekam heute eine eMail, in der ich gefragt wurde, wie es weiterging mit dem Mund-Stör-Geräusche-Problem, der Schreiber habe genau das gleiche Problem ... hier mein Bericht für alle Interessierten:
Wie es weiterging:
Mit dem Neumann habe ich bessere Ergebnisse erzielt als mit dem T-Bone-Mikro. Ich habe die Einstellungen meines DBX 286 Vorverstärkers in ausführlichen Selbsttests noch optimiert (dieses DBX Modell hat einen integrierten Kompressor, De-Esser, und Gate). Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass diejenigen Schreiber im Forum auch Recht haben, die behaupten, dass der Fehler vor allem am
Sprecher oder an der Sprecherin liegt. Je nach Person habe ich sehr unterschiedliche Ergebnisse. Alle meine Sprecher sind auf das Thema aufmerksam gemacht worden. 100 % optimale Ergebnisse erziele ich nur sehr selten. Da ich mit sehr guten Schauspielern aus der Gegend, in der ich wohne zusammenarbeite und wir bereits jeweils schon ein eingespieltes Team sind, möchte ich nicht auf Vollprofi-Synchronsprecher(innen) umsteigen - auch, weil ich die gar nicht bezahlen könnte.
Meine Lösung, die keine wirkliche Lösung ist, besteht nun darin:
Aufnahme
- immer auf den optimalen Einsprechwinkel und Mikroabstand achten
- Sprecher / Sprecherin müssen wissen, dass es da ein Problem gibt und mit daran arbeiten (z.B. Schluck Wasser zwischendurch)
- Einstellungen optimieren
- mit geeignetem Mikro - in meinem Fall bisher das Neumann TLM 103 aufnehmen
(* event. Zwischenschritt, s.u.)
Nachbearbeiten- Aufnahmen editieren: d.h. anhören und Störgeräusche rausschneiden
- beim Nachbearbeiten aber nicht zu genau sein, sonst sitzt man leicht tagelang (!) an 120 Minuten Aufnahmen und schneidet Geräusche raus
* Möglich als Zwischenschritt nach Schneiden und vor händischer Nachbearbeitung: Waves Restoration Tools drüberlaufen lassen
...habe ich nur mal 2 Wochen lang getestet und dabei habe Vor- und Nachteile festgestellt:
- von Waves gibt es Software, die eigentlich für die automatisierte Reparatur von alten Schallplattenaufnahmen, die man digitalisiert verwenden kann. Sie heißt "Waves Restoration Bundle"
http://waves.com/Content.aspx?id=197 Im Test habe ich festgestellt, dass man folgende Tools (allerdings sehr vorsichtig!!) anwenden kann, (sonst macht man die Aufnahem noch mehr kaputt):
- XNoise entfernt Rauschen, das durch den Vorverstärker und das Mikro automatisch immer bei Aufnahmen dabei ist
- XClick entfernt (oder mildert) Klickgeräusche
Beide Tools nur mit äußerster Vorsicht einsetzen, dann machen sie nichts kaputt, bringen aber auch nicht viel (aber immerhin ein wenig) Gibt eine Demo-Version zum 14 Tage Test, mit der ich getestet habe. Leider entfernen die Tools nicht nur Clicks, sondern machen auch neue Störgeräusche, wenn man sie zu stark einsetzt. Daher habe ich bei meinen Tests festgestellt: nur bedingt geeignet für diesen Zweck.
Ich bin trotz Neumann Mikro immer noch nicht zufrieden. Das Nacheditieren dauert einfach viel zu lange. Es sind noch zu viele Störgeräusche vorhanden.
Vor 4 Wochen habe ich mir nun ein ganz anderes Mikro zugelegt, welches man wohl normalerweise nicht für Sprachaufnahmen, sondern eher für kraftvollen Gesang verwendet: weg von der Kondensator-Technik! Ein dynamisches(!) Mikro:
Shure SM 7 B Mit diesem Mikro habe ich bessere Ergebnisse erzielt, jedoch ist nun das Problem, dass die Aufnahmen einfach
zu leise werden. Da bin ich aber noch am Testen, es gibt noch kein definitives Ergebnis. Klar ist mit dem Shure folgendes:
weniger Störgeräusche. Aber auch: der Klang der Stimme ist sehr(!) gut, jedoch nicht ganz so brilliant und nuanciert wie mit dem Neumann bzw. Ihrem Brauner Mikro. Für reine Hörbuch-Sprachaufnahmen ist das jedoch überhaupt kein Problem, finde ich. Allerdings eben: der Lautstärkenpegel ist sehr niedrig, es ist halt eher für kraftvollen Gesang geeignet, und den Vorverstärker kann man nicht voll aufdrehen, weil sonst das Rauschen zu stark wird.
Mein Gefühl ist, dass die Kondensator-Mikros so hoch empfindlich sind und noch dazu mit Phantomspannung wie ein Radar quasi jedes Geräsuch, dass winzig in der Nähe ist, einfangen und gnadenlos verstärken. Mit dem dynamischen Shure Mikro kommen z.B. Geräusche, wenn sich der Sprecher bewegt (Schuh reibt leise an Teppich oder Hosenbeinstoff reibt leise kurz mal aneinander) gar nicht auf die Aufnahme (!), mit dem Kondensator-Mikro (Brauner oder Neumamn) ist alles
deutlich zu hören.
Die optimale Lösung habe ich immer noch nicht gefunden, aber wahrscheinlich besteht sie für Produktionen mit niedrigem Budget in Kompromissen auf den verschiedensten Ebenen. Das Ergebnis kann sich dann durchaus hören lassen.
Viele Grüße an alle!
Wer noch Tipps hat, bitte schreiben! Danke!
Imo