Arme Hörfunkmoderatoren

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kaninchenbau

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Mag sein, daß es ein "Tabu-Thema" ist, denn die Suchfunktion hier hat keine wirklich brauchbaren Ergebnisse geliefert. Also schneiden wir das Thema doch einmal an und sprechen über freie Moderatoren im Privatradio, die finanziell gesehen eigentlich zur sog. "Unterschicht" zu zählen wären.

Jeder von uns kennt sicher die "Anspruchshaltung" des Senders an seine Moderatoren. Da sollte mit einem vernünftigen (privat-) Auto zum Termin vorgefahren werden, bei off-Air-Versanstaltungen darf natürlich auch kein unmoderner Anzug getragen werden, denn man "repräsentiert" ja letztlich den Sender, und wünschenswert wäre natürlich auch, sich bei vielen offiziellen Anlässen der Stadt sehen zu lassen...(die Kurzform: Hörfunkmoderator zu sein, ist "hip" und genau so hat man auch "draussen" zu wirken). Dem gegenüber stehen die mittlerweile unterirdisch tiefen Stundensätze der Sender! 15.- Euro pro Sendestunde ist längst bei vielen ist nicht mehr ungewöhnlich- meist begleitet von der Aussage, "daß es auch genügend Studenten und andere willige gäbe, die den Job auch umsonst machen würden". Zieht man davon noch die Krankenversicherung und die Steuern ab, bleiben netto in etwa 7.- EUR pro Sendestunde in der eigenen Tasche. Zum Vergleich: Der niedrigste Stundensatz bei Mc Donalds liegt bei 6,20 EUR!

Wo war also der Zeitpunkt, als der Zug abfuhr und wir alleine am Bahnsteig stehen geblieben sind? War das vor drei Jahren, als Dank massiver Werbeverkaufseinbrüche die Sender die Redaktionen ausdünnten, und Moderatoren vor die Wahl stellten, "es" nur für so und so viel Euro weniger weiterhin machen zu dürfen?

Kann es die richtige Lösung sein, alle Stunden, die man nur bekommen kann, zu moderieren, um so doch noch auf ein "nettes Gesamtsalär" zu kommen (und natürlich nebenbei noch bei der ein oder anderen Station zu moderieren und sich die Nächte zusätzlich als D.J. irgendwo um die Ohren zu schlagen)?

So...das Thema ist in den virtuellen Raum geschmissen...ich bin gepannt auf Eure Antworten..
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Schönes Thema! Auch ich habe in den letzten 2 Jahren oft darüber nachgedacht. Wenn ich an meine Anfangszeit im Radio denke (bei den privaten) mit Stundensätzen um 50 Euro. Das ist heute undenkbar! Den Vogel hat dieses Jahr ein Berliner Sender mit 5 Euro je Sendestunde abgeschossen! Aber auch Angebote um 13 Euro sind mittlerweile normal geworden. Leider gibt es zu viele "Willige" die sich auch für 0 Euro hinters Mikro stellen, nur um ein bisschen Radio-Luft zu schnuppern. Wir als Moderatoren sollten langsam wieder dahin kommen, unsere Arbeit auch angemessen bezahlen zu lassen. Aber so lange es "Dumpingpreis-Akzeptierer" gibt, wird sich an dieser Situation nicht viel ändern.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Wir als Moderatoren sollten langsam wieder dahin kommen, unsere Arbeit auch angemessen bezahlen zu lassen. Aber so lange es "Dumpingpreis-Akzeptierer" gibt, wird sich an dieser Situation nicht viel ändern.

Genau das ist eben das Problem! Genauso sieht es doch aus, wenn man auf Messen oder Veranstaltungen als freier Moderator tätig ist - einer macht es günstiger als der andere!
Auf die Qualität wird ja dann auch erstmal gerne verzichtet ;)

Aber - was soll man bitte tun? :confused:
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Das ist halt Kapitalismus in Reinform. Der ein oder andere Radioträumer sollte vielleicht so langsam mal einsehen, dass es bei privatwirtschaftlichen Unternehmen ausschließlich darum geht, mit möglichst geringem Aufwand möglichst viel Kohle zu schaufeln.
So lange es Leute gibt, die sich ausbeuten lassen, wird sich nix ändern. Vor allem dann nicht, wenn die Reichweiten gleich bleiben.
Schade nur, dass die absoluten Hörerzahlen konstant sinken. Aber bis der Karren endgültig gegen die Wand gefahren ist, haben die dafür Verantwortlichen ja schon ihre Altersversorgung geklärt. Man munkelt, in den höheren Etagen wären die Netto-Stundenlöhne höher, als 7 Euro. Da kann man nur gratulieren.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

"Dafür darfst du da aber noch umsonst esssen und trinken."

Dafür sollte man eigentlich noch einen Gesundheitsrisikozuschlag verlangen!
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Es wird ja von den Moderatoren auch nicht viel verlangt, außer kreativ vorlesen zu können. Und da sind wir wieder beim Grundproblem. Solange sich die Formate nicht ändern, bleibt es auch bei solch einer Entlohnungspolitik.

Grundsätzlich ist es aber so, dass man auf Qualität achten sollte, will man ein Produkt erfolgreich verkaufen. Dazu gehört auch, die Mitarbeiter entsprechend zu bezahlen. Leider verharrt die Wirtschaft noch immer an einem Punkt, bei dem der Annahme Rechnung getragen wird, das Mitarbeiter möglichst billig beschäftigt werden sollten.

Wohin das führt hat seinerzeit Heinrich von Pierer bei Siemens unter Beweis gestellt. Mit seiner Lohnpolitik gegenüber den Ingenieuren hat er jegliches kreatives Potential zerstört und das Ergebnis sieht man heute an einer eklatanten Produktschwäche.

Im Medienbereich ist es meiner Meinung nach noch schlimmer. Dort füllen Praktikanten für lau zum Teil volle Stellen aus. Und obendrein beschwert sich die Geschäftsleitung auch noch darüber, dass im Zuge dieser Beschäftigungspolitik, Fehler im Produktionsablauf entstehen.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Interessantes Thema. Die hier genannten Zahlen sind echt schockierend (zumindest für mich).

Wie groß muß man sich Stationen vorstellen, die so ein Taschengeld zahlen? Weil - mehr als ein Taschengeld ist das nicht.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

ich finds auch schockierend. sieht das problem bei großen stationen anders aus, als bei kleinen? wie groß ist der unterschied zwischen öffentlich-rechtlich und privat?
werden andere berufe im radio (z.B Redakteur...) besser bezahlt?
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Ein Moderator muß mehr können, als "kreativ vorlesen", und zwar in jedem Format. Einen "Vorleser" nennt man Sprecher und dazu gehört auch etwas mehr als nur Vorlesen und: auch das kann längst nicht jeder!

Die meisten werden froh sein, überhaupt irgendwo unterzukommen zur Zeit. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben überwiegend einen Einstellungsstop verhängt, d.h. selbst ihre eigenen Volontäre werden anschließend, wenn überhaupt, lediglich als freie Freie beschäftigt. Dafür zahlen sie aber (noch) vernünftige Honorare. Bei den Privaten kommt es ganz auf das Verhandlungsgeschick an. Im Allgemeinen wird man sagen können: die Bezahlung ist schlechter und die Arbeitszeiten deutlich länger, fast an der Grenze zum Unmoralischen würde ich sagen.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Ein Moderator muß mehr können, als "kreativ vorlesen", und zwar in jedem Format.

Ja, was denn zum Beispiel?
Seinen Text auch aufschreiben können? Einen Musiktitel im dazugehörigen Handbuch nachschlagen können? Die Bild-Zeitung lesen und verstehen können?

Und dabei besteht die Moderation auch noch zum Großteil aus Teasingtexten. Und die sind vom Sender in jedem Fall vorgegeben. Das der Mod an sich mehr kann, sei ja unbestritten. Das er das aber anwenden darf, würde ich infrage stellen.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

:rolleyes:
Schönes Thema! Aber so lange es "Dumpingpreis-Akzeptierer" gibt, wird sich an dieser Situation nicht viel ändern.

Jetzt wird mir einiges klar, darum gibt es keine Qualität mehr, sondern nur noch Quantität. :wall:

Was ist nur aus Radio geworden, schlimme Sache.

Obwohl, das ist mittlerweile in jeder Branche ähnlich. Wissen und Erfahrung ist nicht gefragt, sondern Billigheimer. Langfristigkeit, Erfahrung und Ausdauer sind wohl in der heutigen Zeit nicht gefragt, schon gar nicht zu einem angemessenem Preis.

Teddy :confused:
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Erfahrung und Kompetenz werden weggespart - das mag für die Bilanzen der Unternehmen kurzfristig hübsch aussehen, spiegelt sich aber langfristig in der Qualität wieder (Beispiele dafür gibt es reichlich und nicht nur bei SIEMENS).
Wer miese Produkte liefert, muss sie halt irgendwann selbst bzw. alleine konsumieren.
Im Übrigens sind sich auch die großen Sender für nix zu schade, schwer im Trend scheint derzeit das "outsourcing" der freien Mitarbeiter zu sein.
Aber es fördert sicher die Identifikation mit dem Produkt, wenn man über Zeitarbeitsagenturen beim Radio arbeiten und von seinen übersichtlichen Honoraren noch Provisionen abdrücken darf.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Anscheinend ist das (Qualitäts-) Problem beim Landesgesetzgeber noch nicht angekommen, oder er guckt bewusst weg.
Vor seiner Einführung wurde Privatfunk in der Politik kontrovers diskutiert, und man schuf Vorgaben und Kontrollinstanzen wie die Landesmedienanstalten. Heute ist davon leider nichts mehr zu spüren.

Ich bin explizit dafür, minimale Anforderungen erneut zu formulieren und gnadenlos durchzusetzen.
Mir ist es wurscht, ob der Riesen- Reibach der ABY- Anteilseigner etwa zu einem grossen Reibach zusammenschmilzt.
Radio ist eine öffentliche Veranstaltung mit einer besonderen Verantwortung und Aufgabe, das verpflichtet.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Leider gibt es zu viele "Willige" die sich auch für 0 Euro hinters Mikro stellen, nur um ein bisschen Radio-Luft zu schnuppern.

Tja, es gibt auch Leute, denen die Kohle nicht so wichtig ist. Leute, die lieber bei einem Format, in dem sie sich wohl fühlen und hinter dem sie voll stehen, weniger verdienen als bei der Konkurrenz, die besser bezahlt, aber bei der man sich verstellen müsste und vielleicht das kollegiale Umfeld nicht stimmt. Also, vor Moderatoren, die mit Inbrunst und Professionalität ein gutes Programm machen, obwohl sie vielleicht nicht so viel dabei verdienen, hab ich auf jeden Fall mehr Respekt als vor den vielen, vielen blassen Gestalten, die nur um der Kohle willen ihre o815-Schiene durchziehen (was man bei vielen deutlich hört).

Das elementare Problem ist, dass "moderne" Formate keine professionellen, gut ausgebildeten Moderatoren mehr brauchen. Im Grunde kann man in einem durchschnittlichen deutschen AC-Format ohne viel Vorbereitung in die Sendung gehen. Die meisten An- und Abmoderationen klingen von Ost nach West, von Süd nach Nord, gleich nach Schema 0815, journalistische Arbeiten wie (z.B. politische) Interviews sind nicht mehr gefragt, die Technik kann jeder bedienen (nicht mehr wie früher, als noch Handwerk gefragt war), Ramps kriegt der Mod auf nem großen Bildschirm vorgezählt usw. ... Logisch, dann setzt man Volontäre oder billige Freie ran. Gibt ja genug. Es wird nur noch mit Volos gearbeitet, wenn die fertig sind, werden neue Volos genommen, und es stauen sich die Leute mit Hörfunkvolontariat auf dem Arbeitsmarkt. Voicetracking tut sein übriges. Radio ist Nebenbeimedium und braucht demzufolge auch keine teuren Moderatoren, so das offensichtliche Kalkül. Ein Nebenbei-Quatscher tut's auch. Tja, das tut weh, aber es ist nun mal so. Es gibt leichte Gegentendenzen, z.B. dass Flachfunker wieder auf alte Rezepte wie kleine Magazine "Der Tag" (Bsp. PSR) zurückgreifen, in denen - wenn auch abgespeckt - wieder ernsthafte Moderatoren gefragt sind. Ansonsten haben die, die es noch ernst meinen mit dem Medium, einen schweren Stand. Sie werden schlichtweg nicht mehr gebraucht. Einzige Ausnahme: wortorientierte oder wirklich innovative Formate.

Ich finde, man hört am Anfang einer Moderation, ob der Moderator schon genau weiß, wo er hin will. Ich finde, man hört, ob ein Moderator eine Moderation vorgeschrieben ins Studio bekommt oder selbst geschrieben hat. Ich finde, man hört, ob ein thematischer Übergang wirklich durchdacht ist. Jede Moderation muss meiner Meinung nach exakt und präzise mit einer gewissen Kreativität das Element davor mit dem Element danach verbinden. Das ist Handwerk, und dieses Handwerk braucht heute niemand mehr. Ich wünsche mir wieder Moderatoren, die präzise und ohne sich im Kreis zu drehen eine inhaltlich anspruchsvolle Begleitung durch das Programm liefern. Die sich bei jedem Break die Mühe machen, eine individuelle Moderation passgenau nur für diese eine Situation akkurat vorzubereiten, diese dann mit vollem Einsatz umsetzen, und mich dabei spüren lassen, dass sie nicht schlau/professionell/toll/besserwisserisch rüberkommen wollen, sondern mir jetzt in diesem Moment einen Mehrwert des Mediums Radio verkaufen. Ich will - und da bin ich vielleicht ein bisschen fanatisch - Herzblut spüren. Ich will hören, dass der/die sich aufopfert für diesen Job und um jeden Hörer ehrlich kämpft. Dazu gehören aber auch Vorgesetzte, die den Moderatoren genügend Zeit für akkurate Vorbereitung lassen und ihnen eine angemessene Bezahlung zukommen lassen. Daran scheitert's eben leider auch massiv, und da schließt sich der Kreis wieder. Also muss ich mich wohl an den zwei, drei Moderatoren festhalten, die mir dieses Gefühl noch geben, und sonst als Hörer das machen, was das Radio verdient hat: Es fallen lassen.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Amen.

Ich kann meinem Vorredner nur beipflichten - allerdings muss ich das Ganze aus meiner Perspektive ein wenig einschränken: Wenn alle Stationen nur noch fertige, wortgewandte und à-point-formulierende Vollblutmoderatoren einstellen - wo kommt dann der Nachwuchs her?

Mein Wunsch ist es, ein guter Moderator zu werden. So.

Natürlich stelle ich mich nicht für 0€ hinter ein Mikro, auch wenn ich noch sogerne hin möchte. Aber irgendwie muss ich doch mehr Routine bekommen. Und wenn ein kleiner Lokal-Sender mir die Chance gibt, als Volontär, oder (nach dem Studium) evtl sogar gleich als Mod einzusteigen, dann erwarte ich dafür keine Wundergehälter! Mache ich dadurch jetzt meinen Vorbildern und Idolen die Arbeitsplätze kaputt? Ich hoffe nicht - schließlich sind die wesentlich besser, erfahrener und natürlich älter als ich...

Betrachtet die Sache doch mal aus Sicht derer, die noch die nächsten 30 bis 40 Jahre in dem Metier überleben wollen. Sicher will ich später mal mit Redaktions- oder Moderationsarbeit bei nem schönen Sender meinen wie auch immer gearteten Lebensstandard finanzieren - aber bis dahin sind Lehrjahre eben keine Herrenjahre... Solange man daran glaubt, dass man sich auf dem Weg nach weiter oben befindet =)

Beste Grüße

Spindrifter
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Richtig, Lehrjahre sind keine Herrenjahre, aber man sollte doch davon zumindest einen bescheidenen Lebensstandard selbständig finanzieren können, ohne auf die Hilfe von Eltern oder Krediten angewiesen zu sein. Rechnen wir doch mal durch: Ein Volo arbeitet im Schnitt sagen wir 10 Stunden pro Tag, 20 Tage im Monat. Dafür bekommt er 1.000 Euro, brutto wohlgemerkt. Also ein Stundenhonorar von 5 Euro. Nach Kranken-, Renten- und ALVersicherung bleiben etwa 780 Euro zum Leben. Eine bescheidene Wohnung + Nebenkosten dürfte je nach Stadt für etwa 450 Euro zu haben sein. Irgendwie muß man auch zur Arbeit kommen, also 100 Euro Monatskarte bzw. Auto. Bleiben am Ende 7,60 Euro pro Tag. Das reicht durchaus noch für drei Mahlzeiten am Tag, wenn man sich selbst kocht.

Dafür macht der Volontär die Arbeit und hat die Verantwortung eines Redakteurs, bekommt eine zweijährige Arbeitsplatzgarantie, wird aber am Ende meist nicht übernommen. Ich weiß, daß z.B. ein Schreiner-Azubi im ersten Lehrjahr noch deutlich weniger verdient, aber das geht dann auch nur, wenn man noch zu Hause wohnt. Und: ein Azubi ist noch wirklich ein Lehrling im eigentlichen Sinne. Ein Volontariat ist vor allem bei den Privaten keine(!) Ausbildung (mehr).
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Irgendwie muß man auch zur Arbeit kommen, also 100 Euro Monatskarte bzw. Auto. Bleiben am Ende 7,60 Euro pro Tag. Das reicht durchaus noch für drei Mahlzeiten am Tag, wenn man sich selbst kocht.

Ich würde mal behaupten ein Auto kostet mehr als 100,- Euro im Monat und selbst wenn wirklich 7,60 pro Tag übrigbleiben. Davon kann man nicht vernünftig leben. Man will vielleicht auch mal ins Kino, sich ne CD kaufen oder auch mal in Urlaub fahren. Die Kosten für Kleidung hast du da noch gar nicht miteingerechnet. Wahrscheinlich hat ein HartzIV Empfänger auch nicht viel weniger.:(
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Ein Volontariat ist vor allem bei den Privaten keine(!) Ausbildung (mehr).
Als Ex-Privatradio-Volontärin kann ich das nur unterschreiben. Die Chefs kegeln die erfahrenen Kollegen raus, weil die zu viel verdienen, und ruckzuck sitzt man als billiger Volo selbst vorm Mikro und übt on air. So sammelt man zwar eine Menge Erfahrung - und nebenbei nette Radioanekdötchen und peinliche Pannen zum Weitererzählen - aber natürlich macht man sich auch Gedanken darüber, wie es mal weitergehen soll, wenn man selbst mal teurer wird. Ich denke mit Grauen an meine erste Gehaltsverhandlung nach dem Volo, meinen Vorsatz, mich nicht unter Wert zu verkaufen - und es dann doch getan zu haben. Ein besch... Gefühl.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Zuerst eine Feststellung: Es ist schon erstaunlich, daß zum jetzigen Zeitpunkt 1019 Menschen den Thread gelesen haben, aber bis jetzt gerade mal 19 Antworten "reingekommen" sind. Ein Indiz dafür, daß es wirklich ein Thema ist, über das Radiomann (und Frau) nicht gerne spricht?

Die Frage ist für mich jedenfalls nicht, ob es schon okay ist, wie es ist, weil man ja als Mod heutzutage sowieso nur noch Liner-Cards lesen muss... Denn es ist immer noch ein Unterschied, ob ein "08-15 Moderator" oder eine "Personality" das macht... Naja..zumindest sollte der Unterschied hörbar sein. Dennoch werden gute Personalitys in den gleichen Topf geschmissen, wenn es um die Bezahlung geht.. Da ist die Aussage von fast allen GF's identisch: "Sorry, ich hab leider nur so viel Etat zur Verfügung..und im Sinne der Gleichberechtigung kann ich bei der Bezahlung auch keine Unterschiede machen".

Es scheint also nicht eine Frage des "sich-nicht-verkaufen-könnens" zu sein, sondern eher, daß ich entweder so viel Glück habe, einen Sender zu finden, der meine Gehaltsvorstellungen erfüllen kann oder aber ich beharre weiterhin beim Thema Geld auf meinen Vorstellungen und habe als Dauerstatus "arbeitsloser Ex-Moderator"....

Der zusätzliche "Haken": freie Moderatoren sind im wahrsten Sinnes des Wortes "vogelfrei" und haben keine Lobby. Da verwundert es auch nicht, daß so manche "Kröte" geschluckt sein will, um sein Einkommen zu haben..
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Zuerst eine Feststellung: Es ist schon erstaunlich, daß zum jetzigen Zeitpunkt 1019 Menschen den Thread gelesen haben, aber bis jetzt gerade mal 19 Antworten "reingekommen" sind.

Ich würde sagen, dass die vielen Leser hier aus den Chefetagen der Sender kommen und nur überprüfen wollen, ob die Basis schon rebelliert.:D
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Das Problem ist das 'die Kröte schlucken' an sich. Da wird sich an Deiner Situation nichts ändern, solange Du nicht auch mal den Blick über den Tellerrand Deiner Radiowelt wirfst. Und genau darauf bauen diese Privatradio-Modelle ja - daß es möglichst viele gibt, die sich um diesen 'Laberjob' reißen. Wie man an den wenigen Magazinsendungen dann ja auch hören kann, gibt es in diesen Sendern inzwischen allerdings auch niemanden mehr, der die sinnvoll füllen könnte. Aber seit wann zählt der Inhalt?
Soll doch keiner glauben, Formatradio sei eingeführt worden, um die Zielgruppen besser bedienen zu können! Es ging darum, möglichst viele auch unfähige Arbeitsbienen für kleines Geld rekrutieren zu können, um auf die (teuren) fähigen Mitarbeiter nicht mehr angewiesen zu sein.
Dummerweise werden die Marktmechanismen dann gern mal ausser Kraft gesetzt ('die vielen Arbeitsplätze!'), wenn das hinterher keiner mehr hören will.
Und dann sind immer die anderen schuld, die einen mit der wahlweise finanziellen, technischen oder personellen Übermacht erdrücken - Rabäääh (Ich kann das Gejammere der VPRT-Leute echt nicht mehr hören, Entschuldigung)!!
Mein Rat an die geschundenen GF: Sorgt einfach für besser gemachtes Programm! Das ging ja bis anfang der 90er auch! Und erklärt Euren Gesellschaftern mal eine grundlegende Weisheit: Daß man Qualität nicht für kleines Geld bekommt. Die praktischen Beispiele dafür finden sich in solchen Runden ja schnell - beispielsweise auf dem Firmenparkplatz in den dort abgestellten Transportmedien der Damen und Herren Anteilseigner.
Seht Euch doch um: Schon jetzt läuft der ÖR oft den privaten den Rang ab - aber nicht unbedingt nur wegen der technisch besseren Reichweite, sondern wegen der oft sehr gut (oder zumindest besser) gemachten Inhalte!
Die Schere wird weiter auseinandergehen. Und irgendwann wird auch das letzte Küchenradio nicht mehr auf Sonstwie-Hitradio-XYZ-123 eingestellt sein, weil einem die 200tausendste Wiederholung dessen, was man am morgen verpasst hat, langsam Ohrenkrebs verursacht.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Man sollte vielleicht noch anmerken, dass das mit der BEzahlung kein typisches Hörfunk-Problem ist. Bei 6 Millionen Arbeitslosen und immer mehr 1-Euro-Jobern ist es doch kein Wunder das Lohndumping betrieben wird. In welcher Branche kann man heutzutag noch seine Gehaltsvorstellungen durchsetzen? Im Grunde kann man froh sein, überhaupt einen Job zu haben.
 
AW: Arme Hörfunkmoderatoren

Nun sind gut ausgebildete Hörfunkmitarbeiter durchaus nicht unbedingt mit 1Euro-Jobbern zu vergleichen. Zumal ich dieses Metier nicht unbedingt nur als 'Job' ansehe. Mit so einer Einstellung brauchen wir uns tatsächlich nicht zu wundern, daß die Fahrzeuge auf den reservierten Parkplätzen immer größer werden.
 
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