Informationen & Musik

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Hallo liebe Leute,

nach langem Zögern möchte ich hier auch mal ein Thema eröffnen und bin auf Eure Meinungen gespannt.
Im Forum gibt es ja einen riesen RIAS 2 - Thread. Keine Angst, den willl ich jetzt nicht wieder aufleben lassen, diesen aber zum Anlass nehmen mit Euch über folgendes diskutieren.
RIAS 2 wurde ja damals als Dudelfunksender bezeichnet, was ja heute eigentlich fast alle Sender sind. Bis auf wenige Ausnahmen. Radio 1 vorm RBB setzt zumindest teilweise auf Informationen aber aus meiner Sicht einmalig ist WDR 2. Nur was mich ein wenig stört ist folgendes. Diese Sender richten sich ausschließlich an "erwachsene Hörer". Dementsprechend ausgesucht ist die Musik. Damit will ich nicht sagen, dass die Musik bei WDR2 schlecht ist. Nur frage ich mich immer wieder, warum wird z. Bsp. in Folge unserer schlechten PISA-Testergebnisse ein solches Formatradio nicht für Jugendliche aufgelegt? Auf der einen Seite sollen die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender ihrem Auftrag gerecht werden, aber unterscheiden tun sich von den Privaten, bis auf Ausnahmen, kaum noch.
Warum kann ein Informationsprogramm wie WDR 2 nicht mit aktueller Chartmusik mit Ausrichtung auf die junge Zielgruppe ins Leben gerufen werden?
Ich würde solch einen Sender sehr gerne hören. Wie ist Eure Meinung dazu?
 
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Fitz hat in puncto Inhalt nachgelassen, aber summa summarum ist die Berlin/Brandenburger Jugend mit dem rbb-Jugendprogramm durchaus gut bedient. Wenn ich mir im Gegenzug dazu das ÖR-Jugendangebot des NDR anhöre, überkommt mich das kalte Grauen!
Mit großen Lettern wurde vor nicht allzulanger Zeit bei Sputnik die Rückbesinnung auf die Vielfältigkeit des Mediums Radio angekündigt. Abgesehen von ein paar einzelnen Sendungen, lief das aber wohl eher nicht so optimal.

Radio für Jugend zu machen ist höchst aufwendig, weil es unendlich vielfältig sein muß und trotzdem alles unter einem Hut vereinigen sollte. An dem Spagat kranken einige sogenannte Jugendradios. Auch wenn das hier keiner hören will, aber DT64 war ein solches Beispiel für ein ausgewogenes und facettenreiches Jugendradio. Ob der Sender, wenn es ihn denn noch geben würde, in seiner alten Form heute noch angenommen werden würde, lasse ich mal dahingestellt. Aber er wäre hundert mal besser als alle Njoys und Energys der gesamten Republik!
 
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Ich schätze mal, viele Jugendliche sind auch gar nicht an Informationen aus dem Radio interessiert sind, da nicht notwendig (aufgrund von TV, Internet, Schule) oder keine Lust, da nur Musik hören wollen. Radio ist für ein Großteil der Hörer (leider) nur noch ein (fast) reines Unterhaltungsmedium.
 
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Auch wenn Radio heutzutage nur zur "Hintergrundberieselung" dient, verstehe ich nicht, warum nicht mal wieder ein Radiosender versucht, sich von dem Einerlei abzuheben.
Sicher, ein Privatradio wird das nicht machen, aber die öffentlich-rechtlichen könnten das schon machen. Aber heutzutage scheinen eben, wie auch beim Fensehen, nur Quote und Marktanteile zu zählen
 
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die öffentlich-rechtlichen könnten das schon machen
Nein, sie MÜßTEN es machen. Tun sie aber nicht und das sagt eigentlich schon alles über den Wahrheitsgehalt der allfälligen Reden, die zur Rechtfertigung der regelmäßigen Forderungen nach noch mehr Kohle gehalten werden.
 
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Eine kleine Anmerkung von mir: Gelegentlich lasse ich im Linienbetrieb des ÖPNV mal 'mein' Radio - Bayern2 - laufen. Die Fachoberschüler, die das mitbekommen, stören sich mehr oder minder augenfällig daran. Und zwar nicht (nur) an der Musik, von Jazz bis auch zu etwas 'zeitgemäßeren' Titel hin (letztere seit Sommer mehr), sondern eben an der Laberei. Pro Schuljahr habe ich von ca 80 Passagieren max. 4, die das auch mögen. Daraus schliesse ich (vielleicht etwas voreilig oder unzulässig), daß es nicht unbedingt die Musik ist, sondern eben die Ausrichtung auf Information, Hintergrundbeiträge, das klassische Wortelement also, das den Jugendlichen davon abhält, ein Informationsmedium zu nutzen.

lg
-esta
 
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@ Estaminet

Und dieser Rückschluss ist goldrichtig. Jugendliche die vom Radiosender gezielte Information haben wollen kannst du an einer Hand abzählen. Die ziehen sich die Wunschinfos woanders.
Auch das wirklich geile DT64 würde nicht mehr funktionieren.
Ausserdem bräuchte es bei Jugendsendern mehrere Sparten. Die Jungen können wir nicht über einen Kamm scheren!
 
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Ist der Rückschluss wirklich richtig? Oder ist er nur auf den ersten Blick einleuchtend?

Jugendliche nehmen Radio nicht als Informationsmedium wahr, das ist richtig. Sie haben es nämlich nicht anders gelernt. "Radio ist Unterhaltung", sagt ihnen das Radio. "Information ist beschwerlich", vermittelt ihnen die Gesellschaft. Beschwerlich darf's aber nicht sein.

Es stellt sich vielleicht die Frage, ob wir Radio als interessantes Informationsmedium vermitteln können, das Informationen nicht mehr als "beschwerlich" darstellt. Die Jugend (und nicht nur die) hat "Radio als Unterhaltungsmedium" geschluckt (war ja auch einfach), vielleicht schluckt sie eines Tages auch "Radio als Informationsmedium". Dazu müsste Radio sich aber erst einmal als eben solches nicht nur definieren, sondern auch ernst nehmen.
 
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[qoute=Estaminet]Gelegentlich lasse ich im Linienbetrieb des ÖPNV mal 'mein' Radio - Bayern2 - laufen. Die Fachoberschüler, die das mitbekommen, stören sich mehr oder minder augenfällig daran. Und zwar nicht (nur) an der Musik, von Jazz bis auch zu etwas 'zeitgemäßeren' Titel hin (letztere seit Sommer mehr), sondern eben an der Laberei.[/quote]
und
Und dieser Rückschluss ist goldrichtig. Jugendliche die vom Radiosender gezielte Information haben wollen kannst du an einer Hand abzählen. Die ziehen sich die Wunschinfos woanders.

Ich glaube, daß diese Beobachtung, nennen wir sie vereinfacht 'Jugendliche wollen lieber bedudelt werden' in diesem speziellen Fall damit zusammenhängt, daß die Jugendlichen beieinander in einem Bus sitzen und sich ggf unterhalten möchten - und nicht dem Radio lauschen wollen.
 
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Ich denke auch, dass das Beispiel Bus sicher nicht das geeignete ist. Wenn man zusammen im Bus sitzt, dann will man sich wirklich eher unterhalten und den Tag noch einmal Revue passieren lassen. Als Jugendlicher hat man sich eh soviel zu erzählen.
Aber wenn die Leute zu Hause sind. Da ist das Radioverhalten sicher anders. Und ich stimme den Vorrednern in dem Zusammenhang zu, dass das Radio erste einmal wieder als Informationsmedium und nicht als Unterhaltungsmedium zu verstehen sein muss.
Auf der einen Seite ist es doch offensichtlich, dass auch junge Hörer sich Informationen über das Netz via Podcast holen. Da staunen die Verantwortlichen, wie hoch da teilweise die Downloadzahlen sind. Damit ist doch eigentlich zu erkennen, dass auch die junge Zielgruppe nicht nur in den Tag hineinlebt. Ich denke, wenn sie, aus ihrer Sicht, gute Musik und gute Informationen geboten bekommen, dann lohnt sich für sie auch wieder das bewusste Radio hören.
Das solch ein Radiosender natürlich nicht auf Anhieb eine Traumquote schaffen wird, ist doch ganz klar. Aber in den 80ern - die goldene Zeit von Rias 2 u.ä. Sendern, haben doch auch wir "Jugendlichen" solch Sender gerne gehört. Ich denke, dass auch dann wieder "Radiomacher" zu Persönlichkeiten werden würden. Ich denke nur an die Moderatoren Konstantin von Hammerstein, Bernd Dassel, Jörg Brüggemann, Sabine Korsukewitz, etc.
Hier hatte jeder Moderator die Möglichkeit, "seine" Sendung im Rahmen der Möglichkeiten zu gestalten. Auch wenn ich an Hans-Werner Kock und Heiner Giersberg vom früheren SFB 2 denke. Das waren Moderatoren, wo man nur wegen ihnen überhaupt eingeschaltet hat.
 
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Zur Ausgangsfrage: Interessante Idee - könnte allerdings wohl ausschließlich von ÖR Sendern realisiert werden, da man mit einem solchen Format im besten Fall einen Teil der in viele Sparten aufgespaltenen Zielgruppe erreicht, die obendrein (dem Lebensalter entsprechend, wir erinnern uns) mehrere Trends ausprobiert (also niemals P1-Hörer werden, geschweige denn bleiben könnte), viel zu schnell aus eben dieser Zielgruppe herauswächst und für MA/Werbung wiederum am unteren Ende deren Zielgruppe rangiert.
Für Private also aussichtslos, weil nicht finanzierbar - obwohl sich genau da, im Dudelfunk unterschiedlichster Genres, nach meiner bisherigen Erfahrung immer noch ein paar Idealisten tummeln, die neben der Sendeuhr die Hoffnung auf ein bisschen mehr Wortanteil (mit Inhalt) noch nicht aufgegeben haben, für welche Altersgruppe auch immer.
Schade nur, dass man jedesmal dabei zugucken kann, wie sich dieser Idealismus dann angesichts der engen Formate binnen kürzester Zeit in Frust verwandelt.
 
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Warum muss das eigentlich immer musikalisch so spezifiert werden? Kann man solch einen Sender nicht auch so ausrichten, dass alle "bedeutenden" Musikrichtuingen der Jugend mit berücksichtigt werden? Also Rock, wie R'nB, Soul, HipHop, House & Dance
 
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schneewittchen schrieb:
...obwohl sich genau da immer noch ein paar Idealisten tummeln, die neben der Sendeuhr die Hoffnung auf ein bisschen mehr Wortanteil (mit Inhalt) noch nicht aufgegeben haben.

So ist es. Die Stuttgarter Ausgabe eines privaten Wortradios ist sicher nicht jugendreif, aber interessant. Ob sich da inzwischen Frust breit macht, weiß ich nicht. Die enge Musikrotation scheint jedenfalls langsam erweitert zu werden. Ich höre da öfter mal neue Titel und auch mit Aktionen warten sie inzwischen auf.
 
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Warum sollte sich ein Jugendlicher Informationen aus dem Radio holen? Das ist doch viel zu anstrengend! Da muss man sich doch konzentrieren, da muss man mit beiden Ohren zuhören, das können viele gar nicht mehr, was ja durch Fernsehen, Internet, Handy und Co. kein Wunder ist. Ich würde dies aber nicht zwangsläufig als schlimm ansehen, das gehört eben zum Sozialem Wandel unserer Gesellschaft dazu, Veränderungen sind nichts Gefährliches, das verstehen manche Leute nicht. Gefährlich für das klassiche Radio wird es erst, wenn die Radiosender nicht auf Veränderungen reagieren darauf reagieren.
 
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Warum sollte sich ein Jugendlicher Informationen aus dem Radio holen? Das ist doch viel zu anstrengend! Da muss man sich doch konzentrieren, da muss man mit beiden Ohren zuhören, das können viele gar nicht mehr, was ja durch Fernsehen, Internet, Handy und Co. kein Wunder ist.
Da muss man ja glücklicherweise nicht zuhören (bzw. aufmerksam lesen oder zusehen).

Ich würde dies aber nicht zwangsläufig als schlimm ansehen, das gehört eben zum Sozialem Wandel unserer Gesellschaft dazu, Veränderungen sind nichts Gefährliches, das verstehen manche Leute nicht. Gefährlich für das klassiche Radio wird es erst, wenn die Radiosender nicht auf Veränderungen reagieren darauf reagieren.
Da bin ich aber anderer Meinung, mein Lieber: Da die Reaktion der Massenprogramme auf den „sozialen Wandel unserer Gesellschaft“ war, sich selbst entbehrlich zu machen, sieht die Zukunft des Mediums Radio ziemlich düster aus, wenn sich nicht bald etwas Grundlegendes ändert.
 
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Ich finde auf 1live ist der Informationsgehalt für einen Jugendsender relativ hoch - wenn man dieses mal mit N-Joy vergleicht...

Besonders ab 18 Uhr ist der Wortanteil recht hoch. Leider werden dort vermehrt die Hörer mit Ihren Meinungen eingebunden (was ja auch okay ist), aber man könnte dieses auch für noch mehr Hintergrundinformationen nutzen...
 
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Warum sollte sich ein Jugendlicher Informationen aus dem Radio holen? Das ist doch viel zu anstrengend! Da muss man sich doch konzentrieren, da muss man mit beiden Ohren zuhören...

Meiner Erfahrung nach, denkst du falsch. Viele Jugendliche wollen Information hören. Zwar nicht immer, aber trotzdem gelegentlich und immer öfter.
Da denke ich, ist Sputnik ein gutes Beispiel. Sie haben zwar noch zu viele Dudelpassagen, sind aber auf dem richtigen Weg.

toktok
 
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Ich habe gerade auf "radioszene.de" ein Interview mit Patricl Lynen gelesen. Der dürfte ja dem einen oder anderen noch u.a. vom SWR (SWF3/SWR3) bekannt sein.
In dem Interview wird beklagt, dass es zu wenige Radiopersonalities in Deutschland gibt.
Für mich schließt sich hier mal wieder der Kreis. Früher hat man Radio u.a. auch wegen der Moderatoren gehört. Heute gibt es ja solche Highlights nur selten. Wenn ich an Volker Wieprecht & Robert Skuppin denke, dann weiß ich, daß ich deren Sendung nicht wegen der Musik in ihrer Sendung einschalte. So etwas wie die beiden findet man doch heute viel zu selten. Statt dessen werden nur noch platte Witze gerissen und man ergötzt sich an der "einzigartigen Musikvielfalt", die nur auf dem jeweiligen Sender zu hören ist. Das ist also modernes und innovatives Radio? :mad:
Traurig!!!!!:wall:
 
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Ich glaube, daß diese Beobachtung, nennen wir sie vereinfacht 'Jugendliche wollen lieber bedudelt werden' in diesem speziellen Fall damit zusammenhängt, daß die Jugendlichen beieinander in einem Bus sitzen und sich ggf unterhalten möchten - und nicht dem Radio lauschen wollen.

Jein. Denn: Interessanterweise bedudeln sich die Herrschaften selber mit allem möglichen, was der Markt an Musik und Technik hergibt. Nur wenige unterhalten sich angeregt. Eher trifft die Situation, dass Information eher beschwerlich ist und ein Unterhaltungsprogramm (gleich, ob ö.-r. oder privater Provenienz) doch eher das Bedürfnis trifft. Übrigens nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch - ich habe die Woche mal einen Feldversuch gestartet, Erwachsene, Berufstätige, die ich des Abends zu chauffieren pflege.

lg
-esta
 
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Wenn ich in den Medien heute was von "Jugendlichen" höre/lese/sehe bekomme ich folgendes Bild vermittelt:

- Alkoholismus/Drogensucht
- Dummheit/Pisa
- Faulheit
- Gewalt

Wahrscheinlich weil: Bad News = Good News.

Andererseits schwitzen doch Hunderttausende in den Gymnasien und Hochschulen bei Klausuren und Arbeitgeber ziehen junge Bewerber trotz ihrer oben benannten Eigenschaften anderen eindeutig vor.

Die jungen Leute müssten demnach dankbar sein für jegliche Form von Information. Sind sie auch, doch beziehen sie diese wohl zuallerletzt aus dem Radio.

Irgendetwas läuft da schief bei der Programmgestaltung...
 
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Eben. Es ist höchst erstaunlich, für was man Jugendliche alles interessieren kann. Und das soll beim Medium Radio nicht gehen? Ich halte das für ausgemachten Unsinn. Die Frage ist nach wie vor nicht, ob man sie mit Infos füttert oder Musik zudröhnt, sondern wie man sie mit selbigem versorgt.
Aber dazu muss man sich in allererster Linie mit ihnen beschäftigen und sie vor allem Ernst nehmen. Wenn ich mir das besagte Gedöns von Njoy oder das Tagesprogramm diverser Energys anhöre, wundert mich nicht, dass sich Jugend kein Stück für Radio interessiert. Die Call-in-Nachtschiene einiger Energys scheint dagegen durchaus angenommen zu werden. Darüber sollte man mal nachdenken.
Auf der anderen Seite gibt es auch eine ganze Reihe Radioprojekte für Jugendliche, bei dem durchaus sinnvolle Ergebnisse zu verzeichnen sind. Einfallen würden mir da das Schulradio-Network von Fritz in Brandenburg und ein ähnlich gelagertes Projekt in NRW.
Das Jugend in einigen Teilen der Republik kein Radio einschaltet, hat nichts damit zu tun, dass man es nicht will. Viel eher ist es wohl so, dass etliche der zahlreichen, sogenannten Jugendradios schlicht an der Zielgruppe vorbeisenden.
 
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