Öffentlich-Rechtlich digital

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"Bereits ab Mitte Juli soll es 'Tagesschau'-Sendungen geben, die über das Handy abgerufen werden können", meldete die 'Tagesschau'. Hinzu kommen - unter anderem - weitere Handy-Dienste, ein Audio- und Videoportal sowie digitale Zusatzangebote im Hörfunk, wie der ARD-Vorsitzende Fritz Raff ankündigte."
So meldet heute Spiegel-online in einem Artikel über die Digital-Pläne der ARD. Dabei gibt es die Möglichkeit, an einem Leserforum zur Frage "Wer braucht digitale Grundversorgung?" teilzunehmen.
Die dortigen Einträge sind höchst lesenswert. Hier gehts zum Nachlesen:



http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=1762&goto=lastpost
 
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Nunja, die Medien konvergieren dank Internet und irgendwas muss der Gebührenmoloch ja tun, um seine Existenz zu sichern.

Recht unverforen finde ich die These von der 'Flatrate für Qualitätscontent', gerade so, als hätte es Qualität und Vielfalt im Internet vor dem Engagement von ARD und ZDF nicht gegeben.

Der Spiegel spricht daher plakativ, aber nicht ganz unrichtig, von der Enteignung der freien Presse.
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Es wundert mich ein wenig, dass das Thema hier auf so wenig Resonanz stößt.
Wenn man der heute in der FAZ formulierten Einschätzung folgt:

Mit verquastem Pathos wird das begründet. So wie man in den achtziger Jahren den privaten Rundfunk als nichtswürdig verdammte, macht man es nun mit privaten Medien schlechthin. Ohne die ARD als Nummer eins im Internet, so ist aus den Einlassungen zu schließen, sei eine "Grundversorgung" der Gesellschaft mit Information, Kultur und Bildung nicht gewährleistet. Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff hat es verwegen auf die Formel gebracht: "Die Rundfunkgebühr wird in der digitalen Medienwelt zur Content-Flatrate für Qualitätsinhalte." Zentrale Aufgabe der ARD "in einer immer kommerzialisierteren Welt mit unzähligen Content-Angeboten" sei, "den Bürgern Qualität, Orientierung und Verlässlichkeit zu bieten".

... dann müssen doch hier zumindest bei den Privatfunkern alle Alarmglocken klingeln.

Zumal die FAZ den Finger in eine Wunde legt, die hier auch schon aufs Intensivste seziert wurde:
Sie sind nämlich alles andere als unabhängig und transparent. Der größte Schleichwerbeskandal im Land - um die Produktionsgesellschaft Bavaria - war einer der ARD. Und die obskuren Verträge mit Jan Ullrich (Honorar bis zu 200.000 Euro pro Jahr) hat kein Privater geschlossen, sondern die ARD. Medienpartner Nummer eins im dopingverseuchten Radsport waren die Öffentlich-Rechtlichen. Die größten Sportrechtekäufer sind sie sowieso. Sie haben eigene Fernsehproduktionsgesellschaften aufgebaut, die die Hälfte des Marktes beherrschen. Und der peinlichste Finanzskandal dieser Branche spielt zurzeit bei der Telefilm Saar, einer Tochter des Saarländischen Rundfunks, mit einem Betrugsschaden von zwanzig Millionen Euro - der Gebührenzahler kommt dafür auf.

Und dann möchte ich gerne noch das Fazit derFAZ zur Diskussion stelllen, das da lautet:
Was ARD und ZDF erlaubt, immer weiter auszugreifen, ist, dass sie in Wahrheit nicht die unabhängigen Wahrer des Schönen und Guten im Journalismus sind - die sie sein sollten. Sie sind politische Vorfeldorganisationen der Parteiendemokratie. Sie sind abhängig und machen sich abhängig - das kann man spätestens immer dann erkennen, wenn ein neuer Intendant gesucht wird.
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Liebe Gemeinde,
also, ich finde die Reduzierung des ARD-Digitalkonzepts auf die Gebührenfrage etwas kurz gesprungen. Für mich ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland nun mal das einzige gesellschaftlich breit legitimierte Programmangebot. Und ich möchte dieses unabhängige Programmnetzwerk natürlich auch in der sich abzeichnenden "neuen" Medienwelt nicht missen. Deshalb bin ich eigentlich sehr froh, dass die ARD diese Herausforderung erkannt hat und - auch das hat der ARD-Vorsitzende bei der hier zitierten Pressekonferenz gesagt - daraus keine Kampagne für eine Gebührenerhöhung macht. Schaut euch doch mal den Internetauftritt der öffentlich-rechtlichen britischen BBC an! Dagegen ist das Angebot der ARD bislang Kreisliga. Soll das so bleiben? :confused:
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Für mich ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland nun mal das einzige gesellschaftlich breit legitimierte Programmangebot.

Dann lies mal ein paar Beiträge in der eingangs verlinkten SPON-Diskussion. Es gibt recht viele, die das anders sehen.

Schaut euch doch mal den Internetauftritt der öffentlich-rechtlichen britischen BBC an! Dagegen ist das Angebot der ARD bislang Kreisliga. Soll das so bleiben?

Ich fühle mich auch ohne ARD und ZDF bestens aufgehoben im Internet, es gibt Unmengen an Information und Unterhaltung sowie kulturelle und sogar bildende Inhalte. Von mir aus müssen ARD und ZDF nicht ihre Milliarden ins Netz pumpen, um dann zu behaupten, ohne sie gäbe es im Web nur Sodom und Gomorrha und schließlich die nächste Gebührenrunde einzuläuten.
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Wobei sich Spiegel, FAZ und Konsorten anscheinend für ähnlich unentbehrlich halten. Dazu tönt es anderenorts:

Dabei ignorieren die Print-Macher gerne, dass es außer ihnen und den Fernsehsendern noch eine Vielzahl anderer Angebote im Netz gibt, die nicht auf große Verlagsarchive zugreifen können. Die keinen Drucktitel als Zugpferd und Contentlieferant haben. Auch die müssen sich im Wettbewerb mit ARD, FAZ und anderen Dickschiffen behaupten. Vielleicht verdienen sie sogar Geld damit. Jammern hört man sie zumindest nicht.

Der Artikel macht dabei gleich mit einer gepflegten Spitze auf:

"Digitalstrategie" klingt gut, wenn auch im Falle der ARD schwer nach Florian Silbereisens Videopodcast.

http://www.heise.de/newsticker/meldung/91598
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Dann lies mal ein paar Beiträge in der eingangs verlinkten SPON-Diskussion. Es gibt recht viele, die das anders sehen.

Hallo Grenzwelle, ich habe hier meine Meinung gepostet, nachdem ich den Link zu Spiegel online geöffnet hatte. Klar kann man das anders sehen. Aber ich wollte nun auch einmal meine Sicht loswerden.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat aus - wie ich denke - gutem Grund nicht nur eine Bestands - sondern auch eine Entwicklungsgarantie. Also darf und sollte er sich auch (wieder meine Auffassung) in das digitale Zeitalter hineinentwickeln.
Geht es denn da wirklich nur um die Gebühren? Haben sich denn nicht auch im Fernsehen trotz Gebühren bemerkenswerte privatwirtschaftliche Angebote entwickelt? Verdienen nicht auch die deutschen Privatradios trotz gebührenfinanzierter Programmalternativen jede Menge Geld? :confused:
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Wobei man auch die Frage nicht aus dem Blick verlieren sollte, womit sie das Geld so verdienen. Sofern man sie überhaupt aus dem Blick verlieren kann, wo sie hier doch der Dauerbrenner ist.

Stichwort Entwicklungsgarantie: Wie war das mit der gedeckelten Zahl am Hörfunkprogrammen? Da könnte möglicherweise noch eine interessante medienpolitische Auseinandersetzung lauern.

Im übrigen sehe ich hier, wenn man das Thema HDTV außen vor läßt (wobei es dazu auch die Meinung „viel zu spät“ gibt), im wesentlichen zusätzliche Ausspielwege für Material, das ohnehin schon produziert wird. Über ihre Enteignung hätten sich die Verleger da schon vor Jahrzehnten beklagen können.
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Wobei sich Spiegel, FAZ und Konsorten anscheinend für ähnlich unentbehrlich halten.

Der Meinung können sie gerne sein, solange sie es ohne Zwangsalimentierung tun. Hätte z.B. der Spiegel keine Abonnenten und keine Klicks auf seine Website, wäre er weg vom Fenster.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat aus - wie ich denke - gutem Grund nicht nur eine Bestands - sondern auch eine Entwicklungsgarantie. Also darf und sollte er sich auch (wieder meine Auffassung) in das digitale Zeitalter hineinentwickeln.

Wenn man aber der Meinung ist, dass Internet gar kein Rundfunk ist, wird diese Entwicklungsgarantie obsolet.
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

...und recht hat er. In der FAZ war indes zu lesen, ARD und ZDF strebten eine enge Kooperation mit diversen Printmedien an, um mit ihnen gemeinsam attraktive Internetangebote auf- und auszubauen. Kann mir jemand sagen, was ich davon halten soll? :confused:
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Ich lese da Krokodilstränen eines Zeitungsverlegers heraus. Auf so große Medienflagschiffe wie ARD und ZDF lässt sich leicht draufhauen. Doch eins wird gerne in dem Zusammenhang vergessen, sie sind zuverlässige Partner des Radiohörers und Fernsehzuschauers. Wenn man den Aspekt der Technik betrachtet, waren ARD und ZDF immer die Vorreiter von Entwicklungen, die z.B. in Großbritannien zuvor Standard waren. Blicken wir doch zurück in die 80er. Schauen wir uns die so etwas selbstverständliches an, wie RDS. Die ARD war Vorreiter und hat den Namen ihrer Wellen ins Display gezaubert, als viele Privatsender bemängelten, dass zuwenig Geräte auf dem Markt sind. Als die Privaten dazu übergingen ihren Namen einzublenden, konnte man schon bei den ersten ARD-Sendern die Musiktitel im Radiotext ablesen. Weiterging es mit Traffic Message Channel. Die Privaten stiegen ein, als es anders nicht mehr ging. Beim DAB sind sie nur solange geblieben, wie es Fördergelder gab. Statt die Werbetrommel für ihre Programme zu rühren, wurden die digitalen Zusatzangebote verschwiegen. Wie Marketing der Privatsender aussieht, konnte man am Beispiel von DAB gut analysieren.

Ich bin wirklich froh, dass es ARD und ZDF gibt, die neue Technik einführen. Wenn ich mir die Internetstreams der Privaten anhöre, dann bekomme ich Ohrenkrebs - die Qualität ist so schlecht. Im Vergleich dazu empfehle ich die Vielfalt der Übertragungstechniken der Deutschlandradios. Thema Podcast haben die Privaten auch verschlafen oder haben sie etwa weniger zu sagen?

Werfen wir einen Blick in den Bereich Fernsehen. Videotext hatten die Privaten auch erst mit Verspätung. Wenn es ARD und ZDF nicht gebe, wäre Antennenfernsehen längst Vergangenheit. Die Privaten haben sich bei DVB-T auf MPEG2 geeinigt, kaum haben sich die Verbrauchen die Empfänger gekauft, sollen diese in den Müll wandern, weil die Privaten mit MPEG4 komprimieren wollen. Eine Planungssicherheit gibt mit den Privaten für den Verbraucher nicht, sie sind nicht bereit etwas einige Jahre durchzuhalten. Für neue Medien benötigt man Geräte, die nicht kostenlos geschenkt, werden und die man gerne einige Zeit nutzen möchte. Viele Verlagshäuser denken noch sie würden bedrucktes Papier verkaufen, dass man einfach im Container entsorgen kann. Das geht mit DSR- und DAB-Empfängern nicht so leicht. Die wurden teuer erkauft und wandern nutzlos auf den Müll.

Die Zeitungen sind leider in der Hinsicht nicht ehrlich. Seit Jahren beklagen Sie in ihren Artikeln die Machenschaften von ARD und ZDF. Doch kaum ein Leser durchblickt die Stimmungsmache als draufhauen auf den eigenen Konkurrenzen. Wer weiß schon, dass die Privatsender den Zeitungsverlagen gehören. Diese aber seit Jahren gegen den eigenen Kunden arbeiten. So zeigen alle Untersuchungen, dass die Zeitungsformate zu groß sind und die Kunden sich mehr lokales wünschen. Nur wenige Zeitungen haben reagiert. Die Zeitungen haben ein dichteres Reporternetz mit ihren Lokalredaktionen und Radiostationen als ARD und ZDF, jedoch arbeiten diese Monomedial, weil Konzepte für Multimediaredaktionen, wie in den USA fehlen. Warum gibt es keine gemeinsamen Redaktionen für Zeitung / Radio / Internet? Soll der Kunde getäuscht werden, dass es eine Vielfalt gibt? Immer mehr Agenturtexte werden 1 zu 1 übernommen, Recherche ist dem Copy und Paste Prinzip gewichen. Dass dafür kein Kunde mehr bezahlen möchte, ist nur logisch. Wer die selben Meldungen, die Abends im Fernsehen gezeigt wurden am nächsten Tag auf der ersten Seite der Zeitung lesen muss, der kündigt sein Abo.

Ohne Mehrwert flüchten die Kunden, ARD und ZDF machen es vor, die Verlagshäuser sind nicht in der Lage es nachzumachen. Die Schuld ist aber nicht bei ARD und ZDF zu suchen. Warum kann ich zum Bericht meiner Lokalzeitung keinen bewegten Film im Internet sehen, z.B. als Mehrwert zum Abo? Ich würde auch die Lokalausgabe meiner Zeitung gerne online kaufen, aber das ist nicht möglich. Mein Bekannter muss zwei Ausgaben der selben Zeitung kaufen, weil das Verlagshaus nicht in der Lage ist die zwei unterschiedliche Lokalteile in einen Mantel zu packen. Trotz ihrer Größe sind ARD & ZDF sehr beweglich, was man von vielen Verlagen nicht behaupten kann – liegt es vielleicht nur daran dass viele Verlagshäuser genauso große Giganten sind, die viele Titel herausgeben, aber nicht zu Meinungsvielfalt beitragen.
 
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Da muss ich aber widersprechen - und zwar mehr als in nur einem Punkt:
104.6Hörer schrieb:
Die ARD war Vorreiter und hat den Namen ihrer Wellen ins Display gezaubert, als viele Privatsender bemängelten, dass zuwenig Geräte auf dem Markt sind.
Für wen wäre es schlimm gewesen, wenn es noch ein paar Jahre länger gedauert hätte, bis RDS in Deutschland eingeführt wurde? In der Tat gab es Ende der Achtziger kaum Geräte mit RDS (Gab's da überhaupt schon RDS? :confused:). Bis zumindest in Autoradios RDS allmählich serienmäßig wurde (meiner Erinnerung so Mitte der Neunziger), waren doch auch schon die Privaten längst auf den Trichter gekommen.

104.6Hörer schrieb:
Beim DAB sind sie nur solange geblieben, wie es Fördergelder gab. Statt die Werbetrommel für ihre Programme zu rühren, wurden die digitalen Zusatzangebote verschwiegen. Wie Marketing der Privatsender aussieht, konnte man am Beispiel von DAB gut analysieren.
Das ist so weit sicher richtig. Nur kann ich mich dummerweise überhaupt nicht daran erinnern, dass DAB von der ARD irgendwann einmal anders gehandhabt wurde. Der BR vertreibt immerhin seit einigen Wochen einen DAB-Empfänger über seinen Shop - als erster Öffi! Würden die Privaten genauso große Initiative an den Tag legen, wäre der digitale Rundfunk in Deutschland sicher nicht mehr aufzuhalten. :rolleyes:

104.6Hörer schrieb:
Die Privaten haben sich bei DVB-T auf MPEG2 geeinigt, kaum haben sich die Verbrauchen die Empfänger gekauft, sollen diese in den Müll wandern, weil die Privaten mit MPEG4 komprimieren wollen. Eine Planungssicherheit gibt mit den Privaten für den Verbraucher nicht, sie sind nicht bereit etwas einige Jahre durchzuhalten.
Dass ein Umstieg auf die neue Norm fest vorgesehen ist, ist auch nichts als ein Gerücht. Und ein solches gibt es in gleicher Weise über ARD und ZDF.

104.6Hörer schrieb:
Die Zeitungen sind leider in der Hinsicht nicht ehrlich. Seit Jahren beklagen Sie in ihren Artikeln die Machenschaften von ARD und ZDF. Doch kaum ein Leser durchblickt die Stimmungsmache als draufhauen auf den eigenen Konkurrenzen. Wer weiß schon, dass die Privatsender den Zeitungsverlagen gehören.
Jetzt mal langsam: Hier geht es nicht um Radio oder Fernsehen, sondern darum, dass ARD und ZDF künftig in direkte Konkurrenz zu den Zeitungen bzw. zu deren Onlineangeboten treten wollen. Doch wer legitimiert sie dazu? Bis jetzt wohl hauptsächlich sie selbst. In meinen Augen widerspricht ein erhöhtes Engagement im Onlinebereich sowohl ihrem Auftrag als auch allen Prinzipien des freien Marktes.

104.6Hörer schrieb:
Diese aber seit Jahren gegen den eigenen Kunden arbeiten. So zeigen alle Untersuchungen, dass die Zeitungsformate zu groß sind und die Kunden sich mehr lokales wünschen. Nur wenige Zeitungen haben reagiert.
Schwaches Argument. Würden sich die wenigen kleinformatigen Lokalzeitungen so viel besser verkaufen, würden doch weitere Blätter in Nullkommanix nachziehen. Im übrigen bin ich froh, dass ich zwischen Süddeutscher und FAZ und im Totschläger- und lokaler Zeitung im Rheinischen Format wählen kann. Im Printmarkt herrscht also noch etwas mehr Vielfalt als beim Hörfunk und das, obwohl die ARD hier nicht mitmischt. Nein, das soll nicht als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden werden, aber erwähnt werden sollte es trotzdem mal.

104.6Hörer schrieb:
Warum kann ich zum Bericht meiner Lokalzeitung keinen bewegten Film im Internet sehen, z.B. als Mehrwert zum Abo? Ich würde auch die Lokalausgabe meiner Zeitung gerne online kaufen, aber das ist nicht möglich.
Du liest die falsche Lokalzeitung. ;)
Aber auch schon mal darüber nachgedacht, dass diverse kleinere Lokalzeitungen schlicht nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, um solche Dienste einzurichten?

104.6Hörer schrieb:
Mein Bekannter muss zwei Ausgaben der selben Zeitung kaufen, weil das Verlagshaus nicht in der Lage ist die zwei unterschiedliche Lokalteile in einen Mantel zu packen.
Warum sollten sie? Lokalteile sind, wie der Name schon sagt, nicht fürs gesamte Verbreitungsgebiet bestimmt. Wenn es ein paar Exoten gibt, die aus irgendeinem Grund Interesse an zwei unterschiedlichen Lokalteilen haben, müssen sie halt in Gottes Namen zwei Zeitungen kaufen. Die übrigen 99,5 Prozent der Leserschaft würde ein Preisaufschlag, der für den gesteigerten Umfang zu entrichten wäre, der sich durch einen zweiten Lokalteil ergeben würde, mit Sicherheit mehr stören.

104.6RTL schrieb:
Trotz ihrer Größe sind ARD & ZDF sehr beweglich, was man von vielen Verlagen nicht behaupten kann – liegt es vielleicht nur daran dass viele Verlagshäuser genauso große Giganten sind, die viele Titel herausgeben, aber nicht zu Meinungsvielfalt beitragen.
Genauso unbelegt, wie dein Vorwurf ist, möchte ich diesem widersprechen: Mir ist kein großes Verlagshaus bekannt, das nicht zur Meinungsvielfalt beiträgt, allenfalls handelt es sich dabei um einzelne Titel einiger Häuser. Dabei wäre es nicht so, dass die ARD, was ihre Hörfunkprogramme angeht, besonders viel anbietet, was gleichzeitig populär und ist und zur Vielfalt beiträgt.
 
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@ 104.6Hörer:

Dein Beitrag ist nicht nur lang, sondern auch in voller Länge neben dem Thema.

Daß die Öffis bei der technischen Weiterentwicklung des Rundfunks eine wichtige Rolle gespielt haben, ist unstrittig. Jedoch geht es bei den Online-Aktivitäten von ARD und ZDF nicht um Rundfunk, technisch betrachtet nicht einmal bei Radiostreams oder online gestellten TV-Programmausschnitten, und schon gar nicht bei jenen Inhalten, die eher in den Printbereich einzuordnen sind.

Tatsache ist, daß die Öffis sich hier anmaßen, mit Gebührengeldern abgesichert privaten Unternehmen Konkurrenz in einem Bereich machen zu wollen, in dem sie schlicht nichts zu suchen haben. Da hilft auch das Geplapper nicht von den neuen technischen Möglichkeiten, die die Öffis unbedingt nutzen müßten - neue Briefkastentechnik würde sie auch nicht ermächtigen, plötzlich als Postzusteller aufzutreten.

Man kann nur hoffen, daß das BVerfG in seinem anstehenden Urteil diesem bislang unbegrenzten Expansionswahn endlich einen dicken Riegel vorschiebt. Allerdings muß ich gestehen, daß meine Hoffnung nicht sehr groß ist angesichts der bisherigen Karlsruher Rechtsprechung in Sachen Duales System...
 
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Wenn Zeitungshäuser erst die Erscheinungskreise untereinander aufteilen und dann der verbleibende Verleger auch noch alle Lokalredaktionen im Kreis auf eine Zentralredaktion reduziert, dann kann man von einer Marktbereinigung sprechen. Meinungsvielfalt entsteht so nicht, eher Kölner zustände.


Die ARD leistet sich einen Weitblick. Spätestens wenn ausrollbare Displays erschwinglich werden und das Zeitungspapier ersetzen werden, wird es keinen Unterschied zwischen den Medien geben.

Alles ist verschmolzen und da macht es keine Sinn mehr zu trennen von welchen Medium der Lieferant der Nachrichten ursprünglich hervorgegangen ist. Die ARD hat mit dem Hörfunk angefangen und wurde zur Fernsehanstalt. Verlage, wie Springer oder Bertelsmann haben noch eine Vorstufe mehr, erst Print, dann Radio und Fernsehen, dann Internet. Keiner regt sich auf, dass die WELT Online eine Art Tagesschau im Internet anbietet, weil Springer Verlag ein Privatunternehmen ist. Wenn sich die ÖR zu weit aus dem Fenster hinauslehnen, wir sofort geschrieen. Die Versorgungswege sind offen und die Privaten können mitmischen. Nur im Hörfunk gibt es noch Engpässe bei der Verbreitung und die ARD beansprucht zu viele Frequenzen, in allen anderen Bereichen herrscht Wettbewerb. Leider sehen ich eher ein Rückzug des privaten Engagements (Zeitungslosekreise und DVB-T auf dem Land). Die ARD ist deutschlandweit vertreten, die Privatwirtschaft pickt sich nur die Rosinen raus, egal welches Medium man betrachtet.
 
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Die von 104.6 Hörer bejubelte angebliche Vorreiterrolle der Öffentlich-Rechtlichen in technologischer und inhaltlicher Hinsicht ist mit vielen Fragezeichen zu versehen.
Wenn ich in den prall gefüllten Gebührentopf langen kann, dann kann ich mir beim Experimentieren mit neuen Techniken selbstverständlich neun Fehlversuche leisten und lande beim zehnten Versuch einen Treffer, für den ich mich dann feiern lasse. Wer hat es bezahlt?
In Sachen technischer Qualität der Sportübertragungen (z.B. Skispringen, aber auch Fußball, Biathlon, Formel 1, etc.), hat sich das schnarchige Öffentlich-Rechtliche "Guten Abend Allerseits" von den Privaten mehr als vorführen lassen.
In Sachen Unterhaltung/Spielfilme/Shows/Soaps etc. kupfert das Öffentlich-Rechtliche seit Jahren von den Privaten ab und überholt sie manchmal auch, indem es sie wiederum mit Macht, Material und Moneten aus dem Gebührentopf erschlägt, ihnen letztlich auch noch die Stars abkauft (Schmidt, Gottschalk, Jauch, Pocher etc.), so ähnlich, wie Bayern München im Fußball alle Konkurrenten leerkauft.
Bliebe noch die Informations/Nachrichtenschiene. Dokumentationen und Hintergründe in den Dritten lasse ich mir gefallen, da entecke ich etwas vom Grundversorgungsanspruch. Es ist aber schon bezeichnend, dass diese Angebote erstens in den dritten Programmen verschwinden und zweitens auf Sendeplätze evakuiert werden, die ich nur finde, wenn ich entweder Nachts nicht schlafen kann, oder den Vormittag auf dem heimischen Sofa verbringe.
Dass die Nachrichten bei den Öffentlich-Rechtlichen etwas seriöser daherkommen, als in den Privaten, gibt ihnen nicht wirklich eine höhere Qualität. Ich erfahre in beiden Bereichen im Wesentlichen das Gleiche, werde mit den gleichen Experten konfrontiert und bekomme die gleichen Politiker-O-Töne. Alle haben überall Korrespondenten sitzen, mir entgeht nicht wirklich was, wenn ich nur die News bei den Privaten sehe. - Doch, eines müsste ich dann natürlich missen: Die geschwollenen und pseudoausgewogenen Kommentare eitler und ihre Bildschirmminuten streng nach Länderanstaltenproporz verteidigenden ÖR-Chefredakteure.

Nein wirklich, das alles braucht die Menschheit jetzt nicht auch noch online!
 
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Befindet sich eigentlich unter der Adresse www.liebesalarm.de, die über die Startseite von www.einslive.de zu erreichen ist, eine Partnerbörse, auf der oben auch dieses tolle Bild „Einem Jungen rutschen die Buxen aus der Hose, Rechte: WDR“ (oder so) prangt? Seltsamerweise ist dieser Server gerade nicht erreichbar.

Ich frage deshalb, weil die Leipziger Volkszeitung heute die Aufschlagseite ihres Kulturteils fast ausschließlich als Kampfseite zu dieser Thematik gestaltet hat. Auf der prangte dann ein Bildschirmfoto einer Partnerbörse, die auf den Seiten von Eins Live anzutreffen sei. Resultat einer Nachforschung wie vorstehend.

In dieser, mit Verlaub, Propaganda bekam dann auch Marcuse eingeschenkt. „Aus gutem Grund“ sei dessen Welle „nur auf einer Ukw-Frequenz“ (Schreibweise wie im Original) zu empfangen – vor lauter Schaum vorm Mund hat es wohl nicht mehr für halbwegs saubere Recherche gereicht? Davon abgesehen finde ich schon bemerkenswert, wie man das Thema gerade jetzt aufs Tapet zerrt, wo es so schön in den Kram paßt. www.sputnik.de ist nun schon seit Jahren in großem Stil ausgebaut worden. Aufgeregtheit darüber gibt es aber erst jetzt, oder sie ist bis jetzt völlig an mir vorübergegangen.

Verständnis für die Positionen der Zeitungsverleger hat die LVZ mit dieser Sonderseite bei mir jedenfalls nicht befördert (und das ist eine zurückhaltende Formulierung).
 
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Die Seite liebesalarm.de ist noch immer nicht erreichbar. Bei der DENIC kann man zumindest dies hier herausfinden:

Domaininhaber: Westdeutscher Rundfunk Koeln
Adresse: Appellhofplatz 1
PLZ: 50600
Ort: Koeln
Land: DE
 
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Man sollte bei der ganzen Zitiererei von Zeitungsartikeln nicht vergessen, dass da von Verlagsseite ganz stark Meinungsmache betrieben wird. Zum Teil stehen nun wirklich haarsträubende Sachen drin und natürlich steckt da bei allen auch ein Interesse hinter (egal ob SPIEGEL, FAZ oder sonstwer).

Interessant sind zum Beispiel Aussagen wie im Tagesspiegel, das ARD-Radio würde massiv Hörer unter 20 Jahren verlieren. Stimmt ja auch, ist aber kein originäres ARD-Problem, sondern betrifft das Medium als solches, also auch die Privaten. Die wappnen sich natürlich, zum Beispiel mit Hilfe ihrer Digitalstrategien. Und das möchte auch die ARD.

Wenn die FAZ über den Schleichwerbeskandal der ARD oder die Ullrich-Verträge als einzigem Skandal dieser Art in der Vergangenheit spricht, ist das natürlich insofern undifferenziert (wenn nicht gar unseriös), als solche Dinge bei privaten Medien schlicht als nicht skandalfähig toleriert werden ergo alltäglich sind.

Dass die Verlage um ihre digitalen Anteile fürchten, ist legitim. Ihre Strategien, diesbezüglich Stimmung gegen die ARD zu machen, sollte man dann aber auch kritisch betrachten und vor allem nicht als neutral betrachten.
 
AW: Öffentlich-Rechtlich digital

Ich habe mit der Zeit gelernt, dass es bei diesem Thema kein richtig und falsch gibt, sondern schlicht sehr unterschiedliche Grundauffassungen und Interessen.

Man kann eben der Meinung sein, dass sich die ÖRs digital engagieren sollen oder die diametral entgegengesetzte Auffassung vertreten.

Und dann kann man auch den Finger drauflegen, wenn bestimmte Medien tendenziös berichten oder unter Nichtberücksichtigung gewisser Fakten ein schiefes Bild erzeugen bzw. Stimmung machen, genauso wie man es als Pathos bezeichnen darf, wenn die ARD in Pressemitteilungen dem digitalen Ausbau eine größere Bedeutung für die Menschheit beimißt als eventuell angemessen wäre.
 
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Aus der "Welt" vom 23. Juni:
Im Internet aber braucht niemand ARD und ZDF. Dreizehn Jahre nach Start des World Wide Webs versorgen private Anbieter das Publikum ausführlich und in bestechender Vielfalt mit Informationen, Unterhaltung und Kommentaren. Das Angebot ist so reich und bunt, dass selbst Kenner den Überblick verlieren. Auch „Welt am Sonntag“ und „Welt“ betreiben eine erfolgreiche Informationsseite. Wir sind in dieser Sache gewiss befangen, trauen uns aber trotzdem ein unbefangenes Urteil zu: Den Intendanten geht es nicht darum, eine Versorgungslücke im Internet zu schließen. Diese Lücke gibt es nicht. Was sie wollen, ist der aggressive, konzernmäßige Ausbau ihrer Gruppe und das Erschließen neuer Geschäftsfelder.
 
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