Schleichwerbung bei den Privaten: TV-Thema bei Frontal21 am 17.7.07

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AW: Schleichwerbung bei den Privaten: heute, 17.7., TV-Thema

Die ZDF-Sendung Frontal 21 hat heute Abend unter dem Titel "Gekaufte Beiträge - PR als Information gesendet" über PR-Beiträge im Radio berichtet.

Das Skript zum Beitrag ist schon online und da das ZDF ja momentan die große Digital-Strategie fährt, ist wohl davon auszugehen, dass es den Beitrag nach der Sendung auch als Video gibt.
 
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Krass, gerade wurde der Programmdirektor von Jam FM interviewt und meinte, dass er gar nicht wisse, dass "redaktionelle Werbung" illegall ist. Mal schauen ob es den Beitrag bald in der mediathek gibt.
 
AW: Frontal 21 über PR-Beiträge im Radio

Das Problem ist bekannt. Vor allem bei Printmedien und immer mehr in Lokalzeitungen ist dieser Trend zu beobachten, man muss immer vorsichtiger lesen.
 
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Wenn jemand einen Mitschnitt gemacht hat bitte melden! Hab die Sendung leidern icht gesehen und interessiere mich brennend für das Thema! Danke!
 
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Alle Sendungen vom ZDF werden innerhalb von 24 Stunden in der ZDF Mediathek veröffentlicht, so auch Frontal21.

Übrigens ist Schleichwerbung kein Problem der Privaten, sondern auch der Öffentlich-Rechtlichen, die ja mit unseren Rundfunkgebühren nicht in dem Maße auf Werbeeinnahmen angewiesen sind, wie die Privaten.
 
AW: Schleichwerbung bei den Privaten: heute, 17.7., TV-Thema

Das war ein typischer Sommerloch-Beitrag. Gebaute O-Ton-Beiträge gibt es seit 100 Jahren. Und letztendlich ist keine Schleichwerbung, wenn es keinen erkennbaren direkten Bezug zu einem Produkt/Hersteller gibt. Und dem JAMFM-Chef vorzuhalten, er verhalte sich generell illegal, wenn er fremde O-Ton-Beiträge sendet, ist etwas weit hergeholt. Und ausgerechnet das ZDF müßte sich da etwas zurückhalten - liefen doch jahrelang im "Gesundheitsmagazin Praxis" oder in "WISO" bezahlte Fremdbeiträge ohne entsprechende Kennzeichnung...
 
AW: Schleichwerbung bei den Privaten: heute, 17.7., TV-Thema bei Frontal21

Wen kratzt das wirklich?
Um es mal vorsichtig auszudrücken: Es soll selbst Bundestagsabgeordnete, sprich Parteien geben, die dafür bezahlen, dass kleine, nette Beiträge über sie in Nachrichten(!)-Sendungen, vornehmlich kleinerer Fernsehstationen ausgestrahlt werden. Mit Werbung und PR hat das alles natürlich absolut nichts zu tun...
 
AW: Schleichwerbung bei den Privaten: heute, 17.7., TV-Thema

Und dem JAMFM-Chef vorzuhalten, er verhalte sich generell illegal, wenn er fremde O-Ton-Beiträge sendet, ist etwas weit hergeholt. Und ausgerechnet das ZDF müßte sich da etwas zurückhalten - liefen doch jahrelang im "Gesundheitsmagazin Praxis" oder in "WISO" bezahlte Fremdbeiträge ohne entsprechende Kennzeichnung...

Es ist natürlich nicht illegal fremde O-Ton-Beiträge zu senden, aber schon höchst bedenklich wenn man sich nen Vodafone-Beitrag völlig umsonst laden kann oder sogar Geld für die Ausstrahlung bekommt. Im Beitrag spricht dann ein vermeindlicher Experte über Mobilfunkthemen und macht natürlich Werbung für seine Firma. Der Durchschnittshörer denkt dann, dass nur das Produkt von Vodafone empfehlenswert ist. Sowas ist berechtigterweise illegal.
 
AW: Schleichwerbung bei den Privaten: heute, 17.7., TV-Thema bei Frontal21

Aber wenigstens hat der junge JamFM-Yuppie sich überhaupt vor die Kamera getraut. Andere Sender machen das genauso, aber da wäre wohl meist ein einfaches "kein Kommentar" als Antwort gekommen.

Meiner Ansicht nach sollten die Landesmedienanstalten eh mehr durchgreifen, und es erst gar nicht zulassen dass inzwischen jeder irgendwas senden darf. Beispielsweise gehören für mich Sendeinhalte wie Gewinnspiele und Aktionen mit Schleichwerbung generell verbannt - aber die Landesmedienanstalten scheinen mir entweder zu unbeweglich oder zu bestechlich zu sein.

Hier in BW hat die LfK zB jahrelang dem Treiben von BTV zugesehen. Tag für Tag äußerst dubiose Sternenseher für 99 cent die Minute. Geführt von einem Sektenguru. Passiert ist nichts - anscheinend muß da wohl der Rubel noch lange geflossen sein. Jetzt ist der Spuk beendet worden, dachte ich. Und was kam? FamilyTV als Ersatz. Rund um die Uhr ein Missionierungssender für die evangelische Kirche und für eigene Produkte der beteiligten Holdings. Mit echtem Journalismus hat das nichts zu tun. Genausowenig wie mindestens 50 Prozent der TV-Sender und 80 Prozent der Radiosender, die ich hier im KabelTV empfangen kann.

Und wieder mal ein Beweis dass wir eben alles was einmal wichtig und richtig war dem totalen Ausverkauf zuführen. Das böse Ende wird noch kommen, spätestens dann wenn jede Grundversorgung durch die Marktmächte hinweggefegt wird. Dann gibt es eben nicht mehr die "Tagesthemen" mit Tom Buhrow sondern die "Sonnenshow" mit Nivea Sonnencreme LSF 15.
 
AW: Schleichwerbung bei den Privaten: heute, 17.7., TV-Thema bei Frontal21

LOL... ;) Ein typischer Fernsehbeitrag von hochnäsigen, wir-sind-öffentlich-rechtlich-und-deshalb-was-besseres-Journalisten.

Die Konfrontation des Moderators damit, es sei völlig "illegal", was er tue, war strategisch geschickt - damit haben sie ihn alt aussehen lassen, verunsichert und hätten ihn sicher ins Stottern gebracht, wenn das noch möglich gewesen wäre.

Außerdem clever, die Lage implizit so darzustellen, als gäbe es bei den Privaten einen Automatismus, nach dem Beiträge einfach ungehört gesendet werden. ;)

Aber was solls: Die Leute, die sich WISO ansehen, sind sowieso nicht die Zielgruppe der Privaten... ;)
 
AW: Schleichwerbung bei den Privaten: heute, 17.7., TV-Thema bei Frontal21

Hallo in die Runde!

Fronatal 21 stand vor zwei Wochen plötzlich vor unserem Büro. Das sie ne vorgefertigte Meinung hatten war ziemlich offensichtlich. Mein Hinweis, dass das Unternehmen das über Agenturen zur Zeit die meisten O-Töne und Beiträge produzieren lässt das ZDF sei, wurde etwas „verwirrt“ zur Kenntnis genommen. Auch wir haben schon für das ZDF produziert. Das Interview haben wir mit Wissen der frontal21 Redakteure mitgeschnitten. Hier die 1:1 Abschrift:

Liebe Grüße

Julian

FRONTAL 21 Interview vom 3. Juli 2007

Frontal21:
Herr Patzak, Sie produzieren Hörfunkbeiträge, in denen Schleichwerbung ist – so zumindest sehen es die Medienwächter. Was sagen Sie dazu?

Ich bin mit dem Vorwurf der Schleichwerbung ein bisschen vorsichtig: Die Inhalte die wir herstellen und den Radiosendern zur Verfügung stellen, diese Inhalte beinhalten Informationen, die Firmen ganz normal auch als Pressemitteilung herausgeben. Und so wie eine Firma eine Pressemitteilung beispielsweise an ein Printmedium gibt, geben wir der Firma die Möglichkeit in Audioform auch direkt an den Radiosender zu geben, das ist nichts anderes. Schleichwerbung wäre es dann, wenn der Radiosender dafür Geld bekommt, das er das ausstrahlt, was wir ihm geben und er es dann ungefiltert ausstrahlen würde. Da sind wir dagegen, das machen wir nicht.

Frontal21:
Aber dennoch: Sie nennen in Ihren Hörfunkbeiträgen Firmen wie eBay, iPod, Goodyear und machen auch Gewinnspiele mit versteckter Werbung, unter Namensnennung. Sie kassieren dafür Geld, Sie machen Geld mit unlauterem Wettbewerb! Und Sie verstoßen, zumindest Ihre Radiobeiträge, wenn sie gesendet werden, gegen den Rundfunkstaatsvertrag.

Wer sagt das? Das wir mit unseren Beiträgen dagegen verstoßen würden?

Frontal21:
Es ist nicht erlaubt in redaktionellen Beiträgen Firmennamen zu nennen – als einzige Firmennamen – es ist nicht erlaubt Experten zu Wort kommen zu lassen, die wirklich wiederum Firmennamen nennen, das ganze verstößt gegen....

Ich kann in einem Beitrag, das macht auch das ZDF, und das ist gut so. dass es das macht, ich kann in einem Beitrag einen Firmennamen nennen. Und ich kann auch einen Sprecher von einer Firma zu Wort kommen lassen in irgendeinem Fernsehbeitrag, in irgendeinem Radiobeitrag. Wir stellen Material zur Verfügung, was Firmen sonst per Pressemitteilung zur Verfügung stellen, stellen wir in Audioform zur Verfügung. Die Entscheidung, ob ein Beitrag gesendet wird oder nicht, die trifft der Redakteur, der Verantwortliche. Der kann sagen ‚Ich sende diesen Beitrag nicht’, wenn er es für sich verantworten kann und für seinen Radiosender, dann ist es die journalistische Entscheidung des Redakteurs den Beitrag zu senden oder nicht zu senden. Von uns aus gibt es kein Mittel, indem wir sagen der Redakteur kriegt Geld dafür oder der Radiosender kriegt Geld dafür wenn er den ein oder anderen Beitrag ausstrahlt – es ist die freie journalistische Entscheidung des einzelnen, verantwortlichen Redakteurs.

Frontal21:
Aber SIE verdienen damit Geld, nämlich mit dem unlauteren Wettbewerb. Denn wenn die Radiosender das bringen unter Namensnennung ist es unlauterer Wettbewerb!

Wir verdienen kein Geld mit unlauterem Wettbewerb.

Frontal21:
Indem die Radiosender Ihre Produkte senden!

Nein, wir verpflichten ja keinen Radiosender unsere Produkte, unsere Beiträge zu senden. Genau so, wie eine Fotoagentur oder eine Presseabteilung keine Zeitung verpflichtet, die Produktfotos abzudrucken. Und dann könnten Sie ja auch Volkswagen vorwerfen, nur weil Volkswagen beispielsweise einer Tageszeitung ein Foto schickt, können Sie Volkswagen vorwerfen, Volkswagen verdient Geld mit unlauterem Wettbewerb. Das ist ja auch nicht so.

Frontal21:
Aber Sie verdienen Geld damit, wenn’s gesendet wird!

Wir machen nicht mehr Geld damit wenn es gesendet wird, als wenn es nicht gesendet wird.

Frontal21:
Also Sie sagen, die Radiosender sind schuld, wenn Schleichwerbung über den Äther geht, aber Sie produzieren die Schleichwerbung.

Nein, das haben Sie gesagt. Ich sage, wir stellen Material zur Verfügung, der Redakteur entscheidet ob es gesendet wird und das - und das ist ganz wichtig – entscheidet er frei heraus.

Frontal21:
Aber dennoch: Sie verdienen Geld mit unlauterem Wettbewerb.

Nein.

Frontal21:
Sie sind Journalist...

Nein, nein, nein. Ich war Journalist, ich habe journalistisch gearbeitet. Und das was ich jetzt mache ist kein Journalismus mehr. Das ist redaktionelle Arbeit.

Frontal21:
Die Vermischung von Werbung und redaktioneller Berichterstattung wird angeprangert im Bericht der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen. Da werden Sie auch als Negativbeispiel genannt. Wie stellen Sie sich dazu?

Wir werden nicht als Negativbeispiel genannt, wir als ein Beispiel dort genannt unter vielen. Diese Studie ist leider, weil es Zeit war für so eine Studie, sie ist leider handwerklich nicht in Ordnung. Es gibt viele Beispiele, wo Zahlen, die öffentlich zugänglich sind, einfach nicht stimmen, das betrifft nicht nur uns, das betrifft auch viele Unternehmen. Sie ist einfach nicht sauber recherchiert. Das ist sehr, sehr schade, weil die Zeit reif wäre darüber ganz offen zu diskutieren. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem was wir machen und zwischen dem was in Sachen PR und Fernsehen gelaufen ist, Product-Placement, wo Geld geflossen ist an die Anstalten, bzw. dort an Produktionsfirmen, da gibt es einen großen, großen Unterschied, das wäre schön, wenn man das mal klarstellen würde. Wir machen nichts anderes als Inhalt für ein Medium zur Verfügung zu stellen, was wir vorher produziert haben, so wie jeder Fotograf, der für eine Pressemitteilung eines Unternehmens ein Foto schießt, wo er dann natürlich auch hofft, dass das gedruckt wird – und trotzdem mach dieser Fotograf sein Geld nicht mit unlauterem Wettbewerb.

Frontal21:
Ihre werblichen Hörfunkbeiträge...

(unterbricht) Die Hörfunkbeiträge sind nicht werblich!

Frontal21:
Ja, da wird doch...

...sie sind informierend.

Frontal21:
Wenn immer nur eBay genannt wird, das soll nicht werblich sein!?

Also wenn Sie einen Beitrag über eBay machen und eBay nicht nennen, haben Sie einen schlechten Beitrag gemacht....

Frontal21:
Das war „Weihnachtseinkauf“ und in diesem Beitrag „Wie kann man Weihnachtsgeschenke eintauschen“ wird kein einziger Anbieter genannt, wird nur eBay genannt – das ist werblich.

Es ging in dem Beitrag darum, Weihnachtsgeschenke bei eBay zu kaufen. Und wenn ich dann eBay nicht nenne, dann hab ich ja was falsch gemacht.

Frontal21:
Die Anmoderation war nicht „Weihnachtsgeschenke bei eBay“. Die Anmoderation war „Wie kann man Weihnachtsgeschenke tauschen“!

Ja...im Internet tauschen. Wo wollen Sie das denn anders machen als bei eBay.


Frontal21:
O.k. Nochmal, auch Medienexperten gehen davon aus, dass es Schleichwerbung ist. Die Landesmedienanstalt redet davon, das ist ein Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht, ein Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag, wenn redaktionelle Berichterstattung und Werbung vermischt wird. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?

Ich möchte, dass wir unterscheiden und das die Landesmedienanstalten auch ganz explizit unterscheiden, ob diejenigen, die etwas veröffentlichen, in dem Fall die Radiosender oder im Printbereich die Zeitungen oder beim Fernsehsender die einzelnen Fernsehsender, ob die für die Ausstrahlung von bestimmten Inhalten Geld oder andere Zuwendungen kriegen. Wenn sie das kriegen, dann gebe ich denen Recht! Aber in dem Fall kriegen sie es nicht! Es ist nach wie vor die Entscheidung, übrigens nicht die Entscheidung des Verkäufers, oder des Geschäftsführers des Radiosenders, sondern des Redakteurs, der seine Sendung vorzubereiten hat, ob etwas reinkommt oder nicht. Ich war selbst Redakteur, Moderator. Ich habe mich ziemlich geärgert, als von der Verkaufsabteilung des Radiosenders es häufig hieß, die und die Geschichte müssen wir dort und dort platzieren, das ist verkauft – und meine ganze Sendung war im Arsch. Da hatte ich nicht die Freiheit zu entscheiden. In dem Moment gebe ich den Landesmedienanstalten recht, aber in dem Punkt was uns angeht nicht!

Frontal21:
Aber Sie nutzen genau die Schwächen der Rundfunksender, die zu knapp personell besetzt sind?

Was heißt: Wir nutzen die Schwächen? Wir stellen etwas zur Verfügung. Wenn die Welt am Sonntag ein Foto vom neuen Golf V veröffentlicht, was von Volkswagen zur Verfügung gestellt wurde, nutzen die das auch. Und dazu kommt noch eine andere Sache: Schauen Sie, wir arbeiten für Auto Bild, für Computer Bild, für eBay. Die kriegen Anfragen von Radio-Sendern zu bestimmten Themen, die machen Telefon-Interviews mit denen. Wir können den Radiosendern das Material in einer Studio-Qualität liefern, weil wir Musictaxis dort installiert haben. Praktisch so etwas wie Standleitungen. Das sie es in einer ganz anderen Qualität haben.

Frontal21:
Okay. Sie produzieren Hörfunkbeiträge über Winterreifen, über Ganzjahresreifen, und nennen nur eine Firma, nämlich die Firma Goodyear. Ist das Schleichwerbung oder nicht?

Das ist ein Hörfunkbeitrag gewesen, in der Pressemitteilung von Goodyear wird Michelin auch nicht erwähnt worden sein.

Frontal21:
Wenn der Hörfunksender das nicht sendet, dann ist ja ihr Markt kaputt, dann verdienen Sie ja kein Geld mehr.

Wenn Sie keiner mehr guckt, was nicht passieren wird, können Sie auch nicht mehr Frontal21 senden. Klar, logisch!

Frontal21:
Nein, aber Sie sagen ja, die Redaktionen sind die Verantwortlichen für die Schleichwerbung die gesendet wird.

Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe nicht gesagt, dass die Redaktionen Schleichwerbung senden. In dem Moment, wo der Redakteur entscheidet, er sendet es, ist es keine Schleichwerbung mehr. Weil, er hat dann als Journalist entschieden, dass er einen Beitrag sendet. In dem Moment ist das für mich keine Schleichwerbung mehr. Weil, er hat keinen Vorteil dadurch, dass er es sendet.

Frontal21:
Aber es werden Beiträge gesendet mit einzelnen Namensnennungen und ausschließlich einzelnen Firmen....

Wenn ich über eBay berichte, dann berichte ich über eBay.

Frontal21:
Wenn ich über Winterreifen berichte, berichte ich aber nicht nur über eine Firma...

Wir berichten auch über Winterreifen und haben dort zehn, 12 Firmen genannt.

Frontal21:
Nicht auf Ihrer aktuellen Internetseite.

Auto Bild macht einmal im Jahr ....

Frontal21:
Wir reden jetzt über den Beitrag "Ganzjahresreifen", da ist nur Goodyear genannt.

In diesem einen Beitrag war das eine Produktion für Goodyear und wie in der Pressemitteilung wird da natürlich auch nur Goodyear genannt. Genau, logisch!

Frontal21:
Ist das keine Schleichwerbung?

In dem Fall, in dem der Redakteur entscheidet, er findet den Beitrag journalistisch ausgewogen, in dem der Redakteur es entscheidet, ist es keine mehr.

Frontal21:
Aber Sie verdienen mit dieser Schleichwerbung!

Noch mal: Es ist für mich keine Schleichwerbung!

Frontal21:
Wenn nur eine Firma genannt wird.

Es ist für mich keine Schleichwerbung, wenn ein Journalist entscheidet, er ist der Meinung, der Beitrag ist inhaltlich in Ordnung und er sendet ihn, dann ist es für mich keine Schleichwerbung. In dem Moment wo ich sage, es wäre Schleichwerbung, würde ich den journalistischen Ethos des Redakteurs in Frage stellen.

Frontal21:
Und dann wäre Ihre Arbeit hinfällig und Sie würden nichts mehr verdienen?

Genau.

Frontal21:
Also machen Sie Geld mit unlauterem Wettbewerb?

Diese Frage hatten wir schon! Genau die Frage hatten wir schon.

Frontal21:
Ja, ich muss ja ansetzen.

Ja, aber wenn ich nicht die richtigen Antworten geben kann, die Sie haben wollen, kann ich auch nichts für. Wir haben genau das Thema schon gehabt.

Frontal21:
Also, darauf wollen Sie nicht antworten?

Doch, spulen Sie das Band zurück. Wollen wir es zurückspulen und es uns angucken?

Frontal21:
Sie haben nicht geantwortet, sie reden ja über andere Dinge. Also, ich stell Ihnen ganz klar die Frage: Machen Sie Geld mit unlauterem Wettbewerb?

Wenn Sie die Frage nicht so stellen und ich sie beantworte und Sie die Antwort nicht mögen, kann ich da nichts für. Aber ich sag deswegen nichts anderes, auch wenn Sie die Frage zum vierten Mal stellen.

Hmh, gut, dann bis zu dieser Stelle.
 
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Danke für die Mühe, hier die Abschrift des Interviews zu veröffentlichen.

Sei bitte nicht böse, aber dieser Dialog, den Du sicher als "Erklärung" oder Rechtfertigung dachtest, ist für mich ein klassisches Eigentor.

Deine Argumentation ist zumindest in meinen Augen:

- nicht durchgängig schlüssig
- Du hast Einwände, die tatsächlich berechtigt waren, übergangen und mit gebetsmühlenartigen Phrasen gekontert, was die gesamte Verteidigungsstrategie nicht gerade glaubhafter macht.

Es ist verständlich, dass Du - auch und gerade aus rechtlichen Gründen - den Begriff der "Schleichwerbung" kategorisch für Deinen und den Einflussbereich der Sender, die Euer PR-Material verwursten, zurückweisen musst, komme an Argumenten, was wolle, und seien diese berechtigt oder nicht.

Ich empfehle allen, mal ganz allgemein gesprochen, folgende Lektüre: im berühmten Beck-Verlag (die mit den dicken Gesetzesbüchern) gibt es eine sehr umfangreiche (und entsprechend teure) Ausgabe, die das Wettbewerbsrecht ausführlichst kommentiert; hier empfehle ich mal so ganz dezent die Kapitel über "getarnte Werbung". Könnte für manche höchst interessant werden....

Jetzt mal ganz offen gesprochen: unter PR-Gesichtspunkten grenzt dieser Gesprächsverlauf in meinen Augen an ein Debakel - und zwar nicht (ausschließlich) für den frontal21-Mann. Nichts für ungut.
 
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Klar gibt es in dem Interview Stellen, wo ich mir nach dem Interview dachte „Hätteste auch besser machen können, bzw. anderes reagieren sollen“ . Aber –und das ist so auch vollkommen ok so- gab es weder Zeit sich auf das Interview vorzubereiten, noch wurden die Fragen vorher eingereicht. Wie gesagt, es ist so auch ok.
Ich habe das gesamte Interview hier veröffentlicht, weil hier der richtige Ort dafür ist. Stellen, die mir selbst nicht gefallen raus zu nehmen wäre nicht fair. By the way: Wir haben noch nie so viele Kundenanfragen gehabt wie heute Vormittag und die Anzahl der Sendebestätigungen und Abrufe auf unsere Seite ist heute Vormittag rund 3 x so hoch wie üblich. (Soviel zum Thema Eigentor)
 
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Kann mir jetzt bitte einmal jemand sagen, was an dem Thema so neu ist,
weil sich alle echauffieren?

Frontal hat doch einen alten Hut ausgegraben, der bereits im Mai bei der LfM ausführlich diskutiert wurde?

Was ist denn jetzt neu?
Frage ist ernst gemeint!
 
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@ Kaffeemaschine:

Das sehe ich ganz anders. Julian hat sich in einem Gespräch, dessen Zielrichtung ganz eindeutig gegen ihn gerichtet war, sehr gut geschlagen. Entlarvend ist die Mitschrift im Gegenteil für die Art von "Journalismus", die von Magazinen der Öffis häufig bis regelmäßig gepflegt wird:
  1. Eine Meinung haben
  2. Einen Beitrag senden wollen, um diese eigene Meinung zu transportieren
  3. Gegenargumente ignorieren, journalistische Ausgewogenheit beiseite lassen
  4. Interviews so manipulativ führen, daß man entweder die gewünschte Aussage also O-Ton bekommt oder aber den Interviewpartner als grenzdebilen Stotterer hinstellen (und somit indirekt seine schmutzige Weste belegen) kann
  5. Wenn 4) nicht funktioniert, das geführte Interview schlicht weglassen
  6. Und vor allem: Niemals vom hohen Roß absteigen und von dort aus dem Zuschauer mit dem Brustton der Überzeugung weismachen, die angeprangerten Vorgänge könnte bei einem öffentlich-rechtlichen Sender niemals vorkommen - als habe es die Skandale um Schleichwerbung bei "Marienhof" und um "Produktionskostenzuschüsse" bei Sportübertragungen nie gegeben.
Die Mitschrift belegt vor allem, daß Frau Ypsilanti gar nicht mal so Unrecht hat, wenn auch in anderem Zusammenhang, als von ihr gemeint.

So etwas sollte nicht nur hier publiziert werden - die Medienseite so mancher Tageszeitung würde sich bestimmt freuen, das abdrucken zu könen!
________

Nachtrag: Soeben ging folgende eMail an die radioeins-Hörerkarten-Inhaber (Auszug):
Am 10. August beginnt die neue Bundesliga-Saison. Das Fußball-Tippspiel von radioeins startet schon jetzt.

Ab sofort können Sie Ihre Tipps abgeben für die neue Saison. Über 50 000 Hörer machen inzwischen mit.

NEU in diesem Jahr: Der beste Einzeltipper an jedem der 34 Bundesliga-Spieltage gewinnt ein SCHÖNES WOCHENENDE zu zweit mit einem Volvo von Kroymans in ein schönes Hotel. Ebenfalls NEU: das Tippspiel zum Ligapokal. Der Ligapokal, das sind fünf Spiele vom 21. bis 28. Juli. Der Tippspiel-Sieger im Ligapokal kann sich auf ein schönes Wochenende auf dem Wasser freuen inklusive eines Schlauchboots für die ganze Familie von Scout Berlin, dem Trekkingausstatter, und der Anfahrt in einem Volvo von Kroymans.
Man darf sicherlich davon ausgehen, daß die Nennung dieser Sponsoren, die auch on air erfolgen dürfte, rein journalistischen Hintergrund hat...
 
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Das ZDF beauftragt doch selbst die Audio PR Agentur www.all4radio.de um Promotion für ihre Sendungen in die Privatradios lenken. Dieser Hinweis fehlte im Frontal 21 Beitrag.
 
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Also wer die Volpers-Studie kennt, da steht u.a.:

"Bedauerlicherweise ist die Verwendung von PR-Materialien im redaktionellen Kontext im Medienrecht nicht geregelt. Die Autoren der Studie sehen hier dringenden rechtlichen Regelungsbedarf. ...
Ob sich die exemplarisch vorgestellten programmintegrierten werblichen Erscheinungsformen mit dem Gebot der Trennung von Werbung und Programm vereinbaren lassen, sei medienrechtlich schwieriger zu beantworten, als dies auf den ersten Blick scheine. Rundfunkstaatsvertrag und Werberichtlinien der Landesmedienanstalten ließen Spielraum für Interpretationen und 'legale Grauzonen'. Allerdings zeigen sich die Autoren im Hinblick auf Erkenntnisse aus ihrer Studie um die Funktion des Hörfunks als wichtiges tagesaktuelles Medium mehr als besorgt: 'Der skizzierte Status quo widerspricht sowohl dem demokratischen Auftrag des Hörfunks als auch dem common sense über die Bedeutung des Trennungsgebots von Werbung und Programm.'
Die Autoren wünschen sich eine Anschlusskommunikation, in der diese Problematik diskutiert werden solle." Quelle: hörfunker.de

Auch davon war bei Frontal 21 nichts zu hören und zu sehen. Ein sehr simpel gestrickter, einseitiger Beitrag. Vom journalistischen Handwerk eher bescheiden. Die Komplexität des Themas wird überhaupt nicht aufgefächert.
Schade für die vertane Chance
 
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oder über directradio.de /hugin...
typisch ör anti-privatfunk-journalismus mit dem unterschwelligen tenor "bei uns ist alles seriös, da gibt es sowas nicht..."

dabei ist doch kein unterschied mehr zu finden zwischen ör und privatem tv-programm was sponsoring, werbung, product-placement und vor allem boulevard-journalismus betrifft...

und war es nicht das zdf was vor einiger zeit mal gekaufte beiträge in seinen sendungen nicht als solche gekennzeichnet hat?

Das ZDF beauftragt doch selbst die Audio PR Agentur www.all4radio.de um Promotion für ihre Sendungen in die Privatradios lenken. Dieser Hinweis fehlte im Frontal 21 Beitrag.
 
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Na ja, da bezahlt ein Unternehmen eine Agentur dafür, Beiträge zu produzieren und in die Sender zu bringen, in denen es positiv genannt wird. Diese Beiträge sind dann natürlich Werbung. Und wenn eine solche Werbung nicht als solche markiert wird, ist es Schleichwerbung.

Im Grunde sind das Audio-Pressemitteilungen. Die PM finden sich doch auch oft nahezu unverändert in den Zeitungen wieder.

Interessant wäre zu erfahren, ob diese Berichte eigentlich nur mit der Auflage, unverändert zu bleiben, gesendet werden dürfen. Man könnte sich des Materials doch auch auf andere Art bedienen, Produktnamen rausschneiden usw.
 
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Natürlich senden all die Radiosender, die den PR-Quatsch von Audioetage, directnews etc. spielen, Schleichwerbung. Die ist nämlich nichts weiter als das Platzieren von werblichen Inhalten - redaktionell getarnt - im Programm für eine Gegenleistung.
Die Gegenleistung ist im Falle dieser PR-Beiräge keine direkte finanzielle Zuwendung seitens des Werbenden, sondern eine indirekte: Programminhalt, den man sonst hätte bezahlen müssen.
Den Vorwurf "Schleichwerbung" kann man deshalb auch nicht den PR-Firmen machen, sondern nur den Sendern.

P.S.: Ob sich ausgerechnet das ZDF allerdings einen Gefallen tut, diese Praxis anzuprangern, scheint fraglich. Schließlich haben die Kollegen aus Mainz selber immer wieder Hörfunk-PR-Firmen angeheuert, um ihre eigenen Inhalte (von Gebührengeldern finanzierter Content!) in's Programm von Privatsendern zu bringen - nicht aus altruistischen Motiven sondern ausschließlich zum Zwecke der Schleichwerbung für's Zweite.
 
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Welche PR Agentur wurde denn da vorgestellt?

Es wurde Keine PR-Agentur direkt vorgestellt, wenn ja wäre das doch Schleichwerbung vom ZDF, oder? Die Internetseiten die überwiegend gezeigt wurden, stammen von der "my communications", die einen sehr interessanten audioservice anbieten. Ansonsten kann ich mich nur der größeren Meinung anschließen. So viel Heuchlerei und mangelhafte Recherche hab ich beim ZDF noch nie erlebt. Mann kann schon fast vom stümperhaften Handeln sprechen.
 
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