Der DLF und die Tagesschau

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Radiokult

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Über Umwege bin ich gerade auf dieses Feature gestossen, welches sich mit der ARD-Tagesschau befaßt. Die offizielle DLF-Info dazu findet sich hier.
Eine Bewertung des Features will ich jedem selbst überlassen, denn teilweise geht der Autor ziemlich hart mit der ARD-Hauptnachrichtensendung ins Gericht, nach meiner Sicht teilweise nicht unberechtigt. Ein Satz aus dem Tagesschau-Blog beschreibt es wie folgt: "Über handegestoppte 28 Manuskriptseiten weist er (Walter von Rossum) uns nach, dass wir imperialistische Kriegstreiber, Büttel des Großkapitals, elende Ami-Schergen und fußballgeile Quotenhuren im chauvinistischen Vollrausch sind. Und überhaupt irgendwie die letzten Penner."

Auf eine angeregte Diskussion über Nachrichten.
 
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Ich kann auch blogs finden, wo man die Tagesschau links und amerika-feindlich einordnet. Alles nur eine Frage der Perspektive.
 
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Mir gings eigentlich weniger um den Blog, sondern eher um das Feature.
 
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Habe das Feature zufällig bei seiner Original-Ausstrahlung gehört. Fand das eine sehr interessante Sendung.
Auch die unfehlbaren Nachrichtengötter müssen mal kritisch hinterfragt werden, damit man als Zuschauer die Qualität der Information einschätzen kann.
Die wirkliche Nachricht bei der Zement-Prozess-Geschichte zu verpassen ist schon sehr seltsam und wie und warum sowas passieren kann gibt einem schon etwas zu denken.
 
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Nein, ich wollte nur damit sagen, dass man auch Meinungen finden kann, die eine umgekehrte Sicht auf die Tagesschau haben.
 
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Rossum läßt in seinem Feature aber relativ wenig Platz für Meinungen, sondern attakiert die Tagesschau-Redaktion mit ziemlich harten, nur schwer zu widerlegenden Fakten. Wenn mans mal ganze böse zu Ende denkt, könnte man an der angeblich so freien Berichterstattung der Öffis heftig zweifeln.
 
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Man könnte auch sagen: Geschieht der ARD ganz recht, mal mit genau jenen Mitteln angegriffen zu werden, mit denen sonst die ARD-Politmagazine gern arbeiten.

Einen Autoren dransetzen, der partout alles scheiße finden will, und ihm gestatten, einen völlig unausgewogenen Beitrag zu basteln, der aus dem Buch "Agitprop for Dummies" stammen könnte - das erinnert mich irgendwie sehr an "Monitor"... :D
 
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Wenn man über Monate oder Jahre durch berufliche und Freizeitaktivitäten von der Tagesschau entwöhnt wurde und sich über Radio und Internet informiert, erinnert einen diese Sendung in ihrer frontal-hölzernen Art mit etwas zu viel Hofberichterstattung an die Aktuelle Kamera. Leicht tendenziöses etwa zu Themen wie Klima und US-Politik passen da gut ins Bild.

Für mich ist diese Sendung ein Relikt.
 
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Hab mir das mal angehört. Man muß leider sagen, daß Walter von Rossum vom Nachrichtengeschäft wenig Ahnung hat. Die Tagesschau ist keine Sendung wie "Report" oder "Monitor". Rossum verlangt quasi, jede Meldung müsse den kompletten Hintergrund zum Thema beinhalten. So funktioniert das Nachrichtengeschäft aber leider nicht. Und aus EINER Sendung generell ableiten zu wollen, daß die Tagesschau IMMER die Themen falsch gewichtet und den USA das Maul redet, halte ich doch für sehr gewagt. Ein sehr polemischer Beitrag.
 
AW: Der DLF und die Tagesschau

Die Illusion von der überparteilichen, neutralen, rein sachlichen und unvoreingenommenen Nachrichtensendung, besonders häufig projiziert auf die Tagesschau, ist sowieso nicht aufrecht zu erhalten.
Besonders anschaulich wird das, wenn die Tagesschau, beeinflusst von der inneren Schere der political correctness, über "Bäh-Themen" berichtet, zum Beispiel die Linkspartei oder die NPD. Da trieft die Verachtung und Ablehung auch aus jedem "rein nachrichtlichen" Satz, dass man es fast greifen kann.
 
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Hmm, ich habe mir die erste Viertelstunde angehört. Weil ich für die restlichen 30 Minuten vorerst keine Zeit habe, bliebt mein Eindruck ein vorläufiger (ich werde ihn bei Bedarf ergänzen).

Der Autor legt für die Tagesschau Maßstäbe an, die sein eigener Sender nicht erfüllt. So zeigt ein Vergleich der Nachrichtentexte zum Bericht der Baker-Kommission: Auch der DLF erwähnt in seinen Nachrichten vom selben Tag, 18 Uhr, nicht die Gegengutachten und spekuliert auch nicht über die Motive von Baker und Co (am Vormittag, 11 Uhr, sendete der DLF sogar diesen Lead-Satz: "In den USA will heute der unabhängige Expertenausschuss zur Irak-Politik seinen Bericht vorstellen").
Stattdessen berichtet der DLF, dass Bush versprochen habe, rasch zu handeln:
DLF-Nachrichten-Archiv schrieb:
Mittwoch, 06. Dezember 2006 18:00 Uhr
USA-Irak-Kommission fordert radikalen Kurswechsel

Mit einem radikalen Kurswechsel im Irak sollten die USA nach Ansicht einer hochrangigen Expertengruppe einen baldigen Abzug ihrer Truppen ermöglichen. Fast vier Jahre nach dem US-Einmarsch drohe ein Abgleiten des Golfstaats ins Chaos und ein Übergreifen des Konflikts auf die Region, warnt die vom ehemaligen Außenminister Baker und dem früheren Abgeordneten Hamilton geleitete Kommission in ihrem heute veröffentlichten Bericht. Präsident Bush erklärte, er nehme die Empfehlungen sehr ernst und werde rasch handeln. Die Kommission war vor neun Monaten vom US-Kongreß ins Leben gerufen worden. Die Experten verlangen, an einer Lösung für den Irak müssten auch die mit den USA verfeindeten Nachbarstaaten Iran und Syrien beteiligt werden. Die Regierung Bush müsse zugleich eine neue Initiative für einen arabisch-israelischen Frieden starten. Ohne ein Engagement in diesem Kernkonflikt der Region würden die USA ihre Ziele nicht erreichen. Die Experten warnen, sollte Washington nicht rasch und effizient umsteuern, dann drohten ein Zusammenbruch der irakischen Regierung und ein Eingreifen der Nachbarländer. Dies würde dann zu einer Katastrophe für die Menschen im Irak führen und zu einem Propaganda-Sieg der Al-Kaida-Terroristen.

Auch über die Hintergründe der Irak-Krieges, über die Lage dort, informiert dieser Text nicht. Auch in dieser DLF-Nachricht ist ausschließlich von den Zielen der USA die Rede.

Auch, was die Einordnung der Fußball-WM angeht, gibt sich der DLF in seiner 23-Uhr-Ausgabe (vorher taucht das Thema offenbar nicht in den Nachrichten auf) streng nachrichtlich:

DLF-Nachrichten-Archiv schrieb:
Bundesregierung zieht positive Bilanz der Fußball-WM

Die Bundesregierung hat die Fußball-Weltmeisterschaft vom Sommer sportlich, wirtschaftlich und sicherheitspolitisch als Erfolg bezeichnet. Deutschland sei auf vielfache Art der Gewinner gewesen, sagte Innenminister Schäuble in Berlin bei der Vorlage des offiziellen Abschlussberichts. Das sportliche Großereignis habe gezeigt, dass der Sicherheitsverbund von Bund und Ländern gut funktioniere. Auch die deutsche Wirtschaft habe von der WM profitiert.
Allerdings bleibt hier anzumerken, dass der Deutschlandfunk auf den Aspekt der angeblich gesteigerten Toleranz gegenüber Fremden nicht eingegangen ist.


Meinem - wie gesagt: ersten - Eindruck nach scheint das Feature keine Unterscheidung zu machen zwischen der Nachrichten-Sendung tagesschau und dem Nachrichtenmagazin tagesthemen.

Sicherlich wäre es möglich gewesen, an der Tagesschau-Meldung über die WM-Folgen einen Satz anzuhängen: "Wissenschaftler der Uni Blablubb zweifeln allerdings an, dass die Fußball-WM für mehr Toleranz gegenüber Fremden in Deutschland gesorgt hat. Ergebnis ihrer repräsentativen Befragung: Dings bums..."

Wer weiß, vielleicht ist das in den Tagesthemen vom selben Tag geschehen, vielleicht auch in den DLF-Magazinen vom selben Tag.

Vielleicht geht der Autor im weiteren Verlauf ja auch noch auf die Sprache ein,und ob die vielleicht verständlich ist oder nicht - oder auf die Tatsache, dass in manchem Beiträgen der Tagesschau die Trennung von Nachricht und Kommentar aufgehoben scheint. Vielleicht wagt er ja auch noch einen weiteren Blick über den Tellerrand auf die Nachrichten im ZDF oder bei Privaten. Und er wird hoffentlich in der verbleibenden halben Stunde nicht weiter den Eindruck erwecken, dass die Tagesschau in 15 Minuten auch all denjenigen die Welt mit allen Hintergründen erklären muss, die zuvor noch nie auch nur irgendeine Nachrichtensendung gesehen, eine Zeitung gelesen oder sich sonstwie informiert haben.

Und dann noch etwas Handwerkliches: Dieses Gedudel und verfremdete Musik vor einigen O-Tönen, das fand ich schon immer einfallslos - auch in diesem Feature. Einfach nur ein paar Töne hintereinander weg, wem nützt das?

Vorläufige Grüße,
FC
 
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Der Autor legt für die Tagesschau Maßstäbe an, die sein eigener Sender nicht erfüllt.

Das ist mir vor allem bei der Sache mit dem Parteienstreit aufgefallen, auf den jedes Thema gnadenlos runtergebrochen wird. Ist da der DLF denn viel besser?


Bei der Gelegenheit aber auch mal ein Blick über den Schüsselrand:

http://www.zeit.de/online/2007/30/bbc

Mir ist das, was da geschrieben wird, schon mehrfach bei Berichten über bzw. aus Deutschland aufgefallen. In besonders unangenehmer Erinnerung blieb bei mir ein Stück über hier lebende Muslima und Muslime. Linkselitär und politisch korrekt bis zum Erbrechen. Und das sage ich als jemand, der das Motto „Hauptsache gesund und nicht in der CDU“ richtig dufte findet.
 
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Auf jeden Fall ein interessantes Feature, dass sich auch gut anhören lässt und zum nachdenken anregt. Im Endeffekt kann aber auch die Tagesschau nicht umfassend und für alle angemessen berichten. Dies ist einfach unmöglich. Komplexe Sachverhalte müssen eben heruntergebrochen werden. Gelingt scheinbar nicht immer - wie die Tagesschau beweist.
 

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AW: Der DLF und die Tagesschau

Vieles von dem, was in dem "Zeit"-Dossier über die BBC steht, könnte 1:1 auf die ARD übertragen werden, zumindest aber auf einige der Landesrundfunkanstalten. Immerhin verhindert das föderale System der ARD und die dadurch hergestellte Binnenpluralität eine komplett einseitige Ausrichtung des Senderverbundes.

@ dira: Klar hätte das auch woanders laufen können. Tat es aber nicht und dann darf man den DLF schon mal fragen, ob er das, was er in seinem Programm derart unausgewogen kritisieren läßt, denn so viel besser macht.
 
AW: Der DLF und die Tagesschau

und dann darf man den DLF schon mal fragen, ob er das, was er in seinem Programm derart unausgewogen kritisieren läßt, denn so viel besser macht.
Ich glaube kaum, dass der DLF gezielt ein Tagesschau-kritisches Feature bestellt hat, sondern das die Ausrichtung des Features erst durch den Autor vorgenommen wurde. Dass der DLF Platz lässt auch für vom Mainstream abweichende Meinungen, und das auf einem 45-Minuten-Sendeplatz zur besten Hinhörer-Radio-Sendezeit, spricht eher für ihn. Im übrigen berichtet der DLF meiner Erfahrung nach kritisch in alle Richtungen, ohne die Kritik zum Selbstzweck werden zu lassen, oder sich vom allgemeinen Medien-Mainstream einlullen zu lassen, und zum ARD-Senderverbundssoldaten werden zu lassen.

Die Geschichte über die Freiburger Doping-Ärzte z.B. wurde dort schon sehr viel früher thematisiert als in den anderen öffentlich-rechtlichen und privaten Medien. Und beim Tour-Ausstieg von ARD&ZDF bzw. Einstieg von Sat.1 hat "das war der Tag" erst einmal an die schönen Telekom-ARD-Verbindungen erinnert, anstatt pauschales Privat-TV-Bashing zu betreiben.

Die Tagesschau hingegen ist da viel mehr der offiziellen ARD-Linie und dem politischen Mainstream verpflichtet; "nur nicht wehtun" heißt die Devise, da hat von Rossum schon recht. Ob das Stück deswegen gleich SO POLEMISCH hätte ausfallen müssen, steht freilich wieder auf einem anderen Blatt.
 
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Verschlossen bleibt mir allerdings, warum der DLF in seiner Programmankündigung mit keiner Silbe auf den Tenor des Features hinweist. Nach Lesart hätte man ein eher unkritisches Werkstatt-Feature erwartet, das Einblicke in die Herstellung einer Tagesschausendung gibt. Manch einer, der van Rossum und seine Autorenarbeit nicht kennt, wird da eine eiskalte Dusche erhalten haben.
Vielleicht war bei Erstellung des Hinweistextes - wie so oft - die Produktion der Sendung noch nicht abgeschlossen und der DLF selbst wurde von der Intensität der "investigativen Polemik" überrascht.
 
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Ich finde, es sind durchaus bedenkenswerte Ansätze in dem Feature. Handwerklich ist es meiner Meinung nach gelungen.
 
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Ob das Stück deswegen gleich SO POLEMISCH hätte ausfallen müssen, steht freilich wieder auf einem anderen Blatt.
Warum denn nicht? Die Deutschen (v)ertragen m.E. viel zu wenig Polemik. Das ganze politisch korrekte Geschwafel in TV und (Achtung Forenbezug!) Radio vernebelt uns doch das Hirn. Eine gut gemachte Polemik hingegen kann sehr gut zum Überdenken des eigenen eventuell festgefahrenen Standpunktes anregen.
 
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Ich finde, es sind durchaus bedenkenswerte Ansätze in dem Feature.
Die gibt es. Vor allem die Hinweise, dass Themen falsch eingeordnet wurden. Wenn ich in der Tagesschau-Redaktion arbeiten würde, dann würde ich mich mächtig ärgern, wenn Beiträge das eigentliche Thema nicht aufgreifen.

Handwerklich ist es meiner Meinung nach gelungen.
Hm, ich weiß nicht. Über das Gedudel habe ich mich schon ereifert.
Ich finde dieses Feature nicht besonders gut gemacht. Das liegt wahrscheinlich auch an der leicht weinerleichen Art der Vortrags und der Süffisanz in der Stimme, mit der dem Hörer zum Beispiel mitgeteilt wird, dass im Fernsehen auch bewegte Bilder eingesetzt werden: "Die Tagesschau-Logik erfordert jetzt wieder einen Film." (sinngemäß zitiert).
Wenn ich ein Feature über dieses Feature machen würde, könnte ich ja auch sagen: "Die DLF-Logik erfordert jetzt wieder einen O-Ton."
Was soll das? Natürlich sind im Fernsehen Bilder nötig, im Radio O-Töne.

Im übrigen ist aber die Behauptung, Journalisten leben nur von anderen Medien, geradezu absurd. Es mag ja sein, dass Planungsredakteure vor allem Agentur-Material sichten - fürs Recherchieren sind ja aber auch die Reporter draußen zuständig.

aktuelle Grüße,
FC
 
AW: Der DLF und die Tagesschau

Leider kenne ich andere Werke von van Rossum nicht, aber könnte es sein daß er absichtlich provoziert um den Hörer zum eigenständigen Denken anzuregen? Als im Feature die Worte fielen: "...der Reporter fälscht dramaturgisch geschickt..." ging mir ein "huiuiui, muss man das so ausdrücken?" durch den Kopf. Und das war gut so, da ich mich in dem Moment sowohl kritisch mit der Tagesschau als auch mit dem Feature auseinander gesetzt habe und mir bewußt wurde daß ich die wirkliche Wahrheit irgendwo zwischen den beiden Positionen zu suchen habe.

Ich hoffe nicht daß sich van Rossum als der Super-Aufklärer sieht, der alles besser weiß als die Hamburger, sondern bewußt einen ganz gegensätzlichen Standpunkt einnimmt um nicht in Hofberichterstattung zu verfallen und die Dinge aus größerer Distanz besser zu beleuchtet. Michael Moore liefert da derzeit mal wieder ein ganz erschreckendes Beispiel wie er sich seine Wahrheit aus unterschiedlichen Quellen zusammenlügt und seine Wahrheit als die einzig akzeptable hinstellt.

Außerdem war es ganz gut in dem Feature ein paar grundsätzliche Dinge zu hören. Ich musste mich in der Schule ein paar Jahre lang mit VWL herumschlagen und beim Ansehen der Tagesschau gab es irgendwie immer dieses schwammige Gefühl, das Volkswirtschaft dort nicht vorkommt. Es war schon sehr gut diesen Satz im Feature mal ausgesprochen zu hören.
 
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freiwild schrieb:
Ich glaube kaum, dass der DLF gezielt ein Tagesschau-kritisches Feature bestellt hat, sondern das die Ausrichtung des Features erst durch den Autor vorgenommen wurde. Dass der DLF Platz lässt auch für vom Mainstream abweichende Meinungen, und das auf einem 45-Minuten-Sendeplatz zur besten Hinhörer-Radio-Sendezeit, spricht eher für ihn.
Natürlich hat der DLF kein Tagesschau-kritisches Feature bestellt. Aber er hat es gesendet, hat also mithin heftige und unsachliche Kritik äußern lassen und muß sich von daher, wie gesagt, auch fragen lassen, ob er's denn besser macht.
Hinzu kommt die vom Onkel schon bemerkte Einordnung des Features. Wer sowas als sachlichen Bericht über die Entstehung der Tagesschau verkauft, hat den Beitrag entweder nicht gehört oder nicht verstanden oder will die Hörer absichtlich in die Irre führen.

Grenzwelle schrieb:
Warum denn nicht? Die Deutschen (v)ertragen m.E. viel zu wenig Polemik. Das ganze politisch korrekte Geschwafel in TV und (Achtung Forenbezug!) Radio vernebelt uns doch das Hirn.
Zwischen Polemik und Political Correctness liegen Welten, und das ist eben der Bereich, in dem seriöse Journalisten sich aufhalten sollten. Polemik hat im Journalismus m.E. nicht zu suchen, PC ebensowenig, denn beides ist Meinungsmache und -vermittlung.

Format C: schrieb:
Vor allem die Hinweise, dass Themen falsch eingeordnet wurden. Wenn ich in der Tagesschau-Redaktion arbeiten würde, dann würde ich mich mächtig ärgern, wenn Beiträge das eigentliche Thema nicht aufgreifen.
Ob die Themen tatsächlich falsch eingeordnet wurden, ist eine Frage des Standpunktes. Ich sehe das nicht so, denn die Tagesschau ist nicht für die Vermittlung von Hintergründen da, sondern für die Übermittlung von Nachrichten. Mehr kann und soll sie nicht leisten; für Weitergehendes gibt es die Tagesthemen und die Politmagazine.

BlueKO schrieb:
Leider kenne ich andere Werke von van Rossum nicht, aber könnte es sein daß er absichtlich provoziert um den Hörer zum eigenständigen Denken anzuregen? (...) Ich hoffe nicht daß sich van Rossum als der Super-Aufklärer sieht, der alles besser weiß als die Hamburger
Wer bei amazon die Rezensionen seiner Werke liest, bekommt den deutlichen Eindruck, daß wir es hier mit einem auf Krawall gebürsteten Frustschreiber und Besserwisser zu tun haben, der bestimmte Dinge einfach grundscheiße findet und sich das von der Seele rotzt. Und so kommt mir sein Feature (das ich nicht gehört, sondern nur gelesen habe) auch vor.

BlueKO schrieb:
beim Ansehen der Tagesschau gab es irgendwie immer dieses schwammige Gefühl, das Volkswirtschaft dort nicht vorkommt
Arbeitslosenzahlen, Konjunkturentwicklung, wirtschaftspolitische Maßnahmen - das alles ist Volkswirtschaft und findet selbstverständlich statt.
 
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Wer bei amazon die Rezensionen seiner Werke liest, bekommt den deutlichen Eindruck, daß wir es hier mit einem auf Krawall gebürsteten Frustschreiber und Besserwisser zu tun haben, der bestimmte Dinge einfach grundscheiße findet und sich das von der Seele rotzt.

Na gut, vielleicht wollen manche Leute ab und an auch mal einem auf Krawall gebürsteten Frustschreiber und Besserwisser zuhören, der bestimmte Dinge einfach grundscheiße findet und sich das von der Seele rotzt.

Es ist ja nicht so, dass der DLF oder die ZuhörerInnen die Meinung des Autors zwangsläufig teilen müssen. Bestimmte Dinge einfach grundscheiße finden und sich von der Seele rotzten kann mitunter auch ein Stilmittel sein.
 
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