Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

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Joch

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Hallo,

ich habe einen Behringer Mic2200 und mittlerweile drei Mikros. Das ganze geht unsymmetrisch ("symm+" + "symm-") in eine Audiophile 2496.

Das erste Mikro ist kaum der Rede wert und lag der Soundkarte bei. Für Referenzzwecke ist es aber vielleicht doch ganz brauchbar: ausgewiesen mit 500 Ohm hat es einen DC-Widerstand von 400 Ohm (ohne internen Übertrager). Die beiden anderen Mikros sind das Shure Beta 58, mit 270 Ohm (actual impedance) und das RE-20, wo ich ziemlich im Dunkeln tappe, da man allenfalls die Sekundärwicklung mit einem DC-Ohmmeter ausmessen kann. Ja, angegeben ist's mit 150 Ohm - aber warten wir mal die Messungen ab ... :)

Also, was mich ärgert ist die Rauscherei. Ich denke ich bin mit diesem Rauschlevel weit vom "Rundfunkstandard" entfernt. Mittlerweile habe ich die dynamischen Mikros als Hauptverursacher im Verdacht. Andererseits, ein Mikro das, wie das RE-20, in vielen Rundfunktstudios zu finden sind, kann doch nicht so rauschen, oder mache ich irgendetwas verkehrt?

Anbei eine "Rauschdatei". Sie ist wie folgt gegliedert:
Fünf Pre-amp-Messungen an fünf ohmschen Widerständen (2k7, 1k2, 820, 270, 150);
danach, das Konsumermic, das RE-20 und das Shure Beta bei Ruhe,
anschließend ein kurzes Stück Sprache (Sprechabstand 25 cm), erst mit dem RE-20 und dann mit dem Shure Beta.
Alle Aufnahmen sind jeweils durch 5 s Stille voneinander getrennt.

Das Mic2200 war auf volle Eingangsverstärkung, +60 dB, und 0 dB Masterfader eingestellt. Alles andere aus.


http://home.arcor.de/t2c/rauschtest-auswertung2.mp3 (2.6 MB)

Ab 3:17 kommt etwas "Action", falls jemandem das Rauschen zu öde ist ... ist aber auch bloß Blödsinn.

Was kann ich gegen dieses furchtbare Rauschen tun?

Jede Hilfe ist willkommen, da ich kaum noch weiter weiß. Ist das normal? Habe ich mit den dynamischen Mikros aus falsche Pferd gesetzt?

Ach ja, fast vergessen, ich möchte gern Hörbücher in "relaxter" Atmosphäre aufnehmen - ohne Geschrei und aufdringliche Nähe - geht das? :)

Gruß
Jochen
 
AW: Hilfe, es rauscht! (dynamische Mikros)

Hallo,

Was kann ich gegen dieses furchtbare Rauschen tun?

Vielleicht deine Ansprüche überdenken?

Oder auch den Ausgabeweg überprüfen. Vielleicht rauscht gar nicht die Aufnahme - ich fand das mit meinem laienhaften Gehör eigentlich recht moderat.

Viel wichtiger ist bei Hörbüchern doch wohl die Spreche...

Gruß
Jan
 
AW: Hilfe, es rauscht! (dynamische Mikros)

Ich finde das Rauschen ist zwar hörbar aber minimal.
Ich hatte jetzt mit einem White Noise bei -50 dB gerechnet :)

Aber so.

Wenn es dich echt nervt.
Einen besseren Mikrofonvorverstärker mit höherem Signalarauschabstand im Mike In. Z.B. mit guten GAS FET Eingängen.
Aber Du kannst auch einfach sehr dezent den Denoiser deines
digitalen Schnittsystems über die Spreche rennen lassen.
Viel muss er da ja echt nicht tun.

Es gibt übrigens auch rauschärmere dynamische Mikros.


Gruß Codo
 
AW: Hilfe, es rauscht! (dynamische Mikros)

Vielleicht deine Ansprüche überdenken?

Mein "Anspruch" ist relativ simpel: Eine technische Qualität auf "Radioniveau" (bezgl. des Rauschens, nicht aber bezüglich eq., compressing usw.)

Oder auch den Ausgabeweg überprüfen. Vielleicht rauscht gar nicht die Aufnahme - ich fand das mit meinem laienhaften Gehör eigentlich recht moderat.

Wenn ich meine Aufnahmen über die Anlage wiedergebe und danach eine CD einlege, merke ich insbesondere in Bezug auf's Rauschen einen deutlichen Unterschied.

Viel wichtiger ist bei Hörbüchern doch wohl die Spreche...

Klar, aber was man sich technisch vergibt, ist weg. An mir werde ich ohnehin noch "eine Weile" arbeiten müssen. Aber dies wollte ich (technisch) sorgenfrei tun.

Gruß
Jochen
 
AW: Hilfe, es rauscht! (dynamische Mikros)

Ich finde das Rauschen ist zwar hörbar aber minimal.
Ich hatte jetzt mit einem White Noise bei -50 dB gerechnet :)

Aber so.

Wenn es dich echt nervt.
Einen besseren Mikrofonvorverstärker mit höherem Signalarauschabstand im Mike In. Z.B. mit guten GAS FET Eingängen.

Da ich mittlerweile auch einen selbstgebauten Verstärker hatte (von einem Bekannten, der allerdings extrem eigene Vorstellungen über Aufnahmetechnik hat - Bändchenmikrophon, Kabelabschluß usw.) kann ich ausschließen, dass der Pre-amp schuld ist. Ohne Zweifel haut er Störungen aus dem Netz ins Signal 50 Hz, 100 Hz, 150 Hz, aber das ist kaum ein Problem, da ich ein moderates Bass Roll-off in der PP noch mache.


Aber Du kannst auch einfach sehr dezent den Denoiser deines
digitalen Schnittsystems über die Spreche rennen lassen.
Viel muss er da ja echt nicht tun.

Das käme doch einer Kapitulation gleich. :)
Es gibt übrigens auch rauschärmere dynamische Mikros.

Welche? :cool:

Warum Rauschen die angeschlossenen Mikros mehr, als es ihr Widerstand vorgeben würde?

Wenn es aus dem Raum kommt: Warum rauscht das RE-20 mehr als das Shure Beta? Das RE-20 sollte doch den kleineren Widerstand und die geringere Empfindlichkeit haben. Wie geht das zusammen???

Gruß
Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Ich verstehe davon gar nicht so viel, finde aber, es rauscht schon stark. Deutlich stärker als bei meinen Aufnahmen, selbst wenn ich dich den gain aufdrehe.

Rauscht es denn auch, wenn gar kein Micro angeschlossen ist?

Der Text am Ende ist übrigens ein absoluter Brüller. Großartig!
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Ich verstehe davon gar nicht so viel, finde aber, es rauscht schon stark. Deutlich stärker als bei meinen Aufnahmen, selbst wenn ich dich den gain aufdrehe.

Rauscht es denn auch, wenn gar kein Micro angeschlossen ist?!

Ja klar, noch viel mehr. Aber das sollte normal sein. R = (groß)

Der Text am Ende ist übrigens ein absoluter Brüller. Großartig!

Danke! Hilft mir zwar nicht wirklich weiter, aber schön, dass es dir gefallen hat. :)

Gruß
Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Ich habe hier noch einen anderen Test vorbereitet, der den Pre-amp in der "Schuldfrage" entlasten soll.

http://home.arcor.de/t2c/rauschtest-auswertung3.mp3 (1.1 MB)

Der erste Teil der Aufnahme ist mit angeschlossenem RE-20 auf Kanal 1 und offenem Kanal 2 gemacht worden. Der zweite Teil mit hart parallel geschalteten Kanälen (Pegel etwas angehoben, damit er genauso groß ist wie in der ersten Aufnahme).

Wenn man den zweiten Teil der Aufnahme analysiert und beispielsweise die beiden Kanäle
voneinander subtrahiert, erhält man die Störgeräusche der Strecke (insbesondere Rauschen
der Pre-amps). Was allerdings hier überbleibt, kann sich nach meinem Verständnis, sehen
lassen.

Da das Rauschen bei dieser Rechenoperation ganz erheblich reduziert wird, muß es
von der Quelle (= Mikro) kommen und nicht vom Pre-amp.

Ist die Überlegung so richtig?

Gruß
Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Löt doch einfach mal 200 Ohm in einen metallenen XLR Stecker und steck diesen auf den Amp.
Dann solltest du das Eigenrauschen des Amps hören.
Ansonsten empfehle ich die Anschaffung eines Kondensatormikros der 150,- Euro Klasse (hab hier das Behringer B2) da rauscht es erheblich weniger und
es kommen mehr Signalbestandteile aufs "Band" als mit den Dynamischen Mikros.

Gruss Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Hallo Jochen,

ein dynamisches Mikro rauscht nicht.
Das Rauschen kommt einzig und allein vom Verstärker, und zwar rauscht es um so mehr, je mehr er verstärken muss. D.h. ein Mikro mit hohem Übertragungsfaktor und relativ nahe besprochen ergibt im Endeffekt weniger Rauschen als ein unempfindliches weiter weg besprochen.
Das oben angesprochene RE-20 ist m.E. übrigens absoluter Schrott: Klingt schlecht, ist total unempfindlich und von daher rauscht's dann auch hörbar ;)
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Löt doch einfach mal 200 Ohm in einen metallenen XLR Stecker und steck diesen auf den Amp.
Dann solltest du das Eigenrauschen des Amps hören.
Ansonsten empfehle ich die Anschaffung eines Kondensatormikros der 150,- Euro Klasse (hab hier das Behringer B2) da rauscht es erheblich weniger und
es kommen mehr Signalbestandteile aufs "Band" als mit den Dynamischen Mikros.

Gruss Jochen

Hallo Jochen,

das habe ich doch im Eingangstest (ganz oben gemacht), sogar mit fünf Widerständen:
2k7, 1k2, 820, 270, 150;

Problem hier, die Rauschmessung am Widerstand und am Mikro unterscheidet sich für das RE-20 um ca. 9 dB, für das Shure Beta um ca. 5 dB.

Die Frage ist auch, ist der Rauschpegel normal, oder habe ich es aus irgendeinem Grunde mit erhöhtem Rauschen zu tun.

Gruß
Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Hallo Jochen,

ein dynamisches Mikro rauscht nicht.

Das kann man so nicht stehen lassen.

Das Rauschen kommt einzig und allein vom Verstärker, ...

Das auch nicht. ;) Schau dir das zweite File an. Durch Subtraktion der beiden Kanäle kannst du das Rauschen der nachfolgenden Signalkette eliminieren (Pre-amp, ADC). Den so ermittelten Wert muß man dann aber noch durch sqrt(2) teilen! (nicht korreliertes Rauschen)

Das oben angesprochene RE-20 ist m.E. übrigens absoluter Schrott: Klingt schlecht, ist total unempfindlich und von daher rauscht's dann auch hörbar ;)

Ja gut. Wenn es im Rundfunk verwendet wird, muß es wohl eine Lösung geben ...?

Ich wollte hier übrigens nicht Bauchfragen diskutieren, sondern technische Fakten. :)

Gruß
Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Joch schrieb:
unsymmetrisch ("symm+" + "symm-") in eine Audiophile 2496.

Das verstehe ich nicht.

Joch schrieb:
Ich habe hier noch einen anderen Test vorbereitet, der den Pre-amp in der "Schuldfrage" entlasten soll.
[...]
Wenn man den zweiten Teil der Aufnahme analysiert und beispielsweise die beiden Kanäle voneinander subtrahiert, erhält man die Störgeräusche der Strecke (insbesondere Rauschen der Pre-amps). Was allerdings hier überbleibt, kann sich nach meinem Verständnis, sehen lassen.

Da sich die Modulation bei der Addition auslöscht, sind beide Kanäle phasengedreht. Hast Du bei einem Kanal des Vorverstärkers die heiße Phase und beim anderen die kalte an die Soundkarte angeschlossen? - Auf jeden Fall die Anschlüsse beider Kanäle gleich ausführen.
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Hallo Jochen,

das habe ich doch im Eingangstest (ganz oben gemacht), sogar mit fünf Widerständen:
2k7, 1k2, 820, 270, 150;

Problem hier, die Rauschmessung am Widerstand und am Mikro unterscheidet sich für das RE-20 um ca. 9 dB, für das Shure Beta um ca. 5 dB.

Die Frage ist auch, ist der Rauschpegel normal, oder habe ich es aus irgendeinem Grunde mit erhöhtem Rauschen zu tun.

Gruß
Jochen

Sorry hab ich übersehen also für volle Vorverstärkung finde ich es ok.
9db Unterschied ist übrigens sehr viel das ist anderthalbmal so laut.
Ich hatte beim Behringer 2200Pro mal das Problem das das Rauschen mit vollaufgedrehtem Vorverstärker überproportional anstieg.
Nimm mal die Vorverstärkung etwas zurück und gleich es mit dem Master aus ob es dadurch weniger wird.

Das RE-20 klingt in meinen Ohren schlechter als das Shure würde aber trotzdem ein Kondensatormic ausprobieren.
Gruss Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Hallo Jochen,

glaube mir, ich bin kein Bauchredner, sondern spreche aus Erfahrung.
Bei 25cm Abstand und relaxter Sprechweise muss jeder Mikrofonverstärker soweit aufgedreht werden, dass das Rauschen nervig wird.
Deswegen habe ich damals (vor 20 Jahren) auch gleich die als Sprechermikros vorgefundenen RE-20 (obwohl die Moderatoren praktisch mit dem Mund dran geklebt haben) gegen billige Sennheiser MKE 4032p ausgetauscht. Ergebnis: Besserer Klang und bedingt durch den höheren Ausgangspegel mehr als 10dB weniger Rauschen.
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Hallo Jochen,

glaube mir, ich bin kein Bauchredner, sondern spreche aus Erfahrung.
Bei 25cm Abstand und relaxter Sprechweise muss jeder Mikrofonverstärker soweit aufgedreht werden, dass das Rauschen nervig wird.

Mit Verlaub der Herr, sie reden Stuhl...
Mit einem V676 oder dem Eingangsverstärker eines Studer-Mischpultes der 960/970er Serie kam man schon vor mehr als 20 Jahren relativ nahe an die physikalisch möglichen 130dB Rauschspannungsabstand ran. Damit läßt sich nahezu jedes dynamische Mikrofon (problematisch sind evtl. Bändchenmikrofone) rauscharm verstärken. Daß bei "25cm Abstand und relaxter Sprechweise" auch die Raumakustik entsprechend gestaltet sein muß ist noch ein anderes Thema. In einer kahlen Rigipszelle mit lärmendem PC unterm Tisch wird das natürlich nichts.

Zurück zum Ursprungspost: Der Ultragain 2200 ist laut rauschender Billigschrott - damit kriegst du mit dynamischen Mikrofonen keine technisch einwandfreie Sprachaufnahme hin. Kauf dir entweder einen ordentlichen Vorverstärker oder ein Kondensatormikrofon, das genug Vorverstärkung liefert um mit dem Behringer nicht mehr als 25-30dB Gain aufbringen zu müssen.
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Das verstehe ich nicht.

Vorverstärker hot (symm) an 2496 hot (unsymm)
Vorverstärker cold (symm) an 2496 gnd (unsymm)
Vorverstärker Masse an Schirm
PC erdfrei

Da sich die Modulation bei der Addition auslöscht, sind beide Kanäle phasengedreht. Hast Du bei einem Kanal des Vorverstärkers die heiße Phase und beim anderen die kalte an die Soundkarte angeschlossen? - Auf jeden Fall die Anschlüsse beider Kanäle gleich ausführen.

Ja, die sind gedreht, hatte ich vergessen. Aber es ändert am Ergebnis nichts:
Bei (dann) Addition bleibt das Rauschen der Verstärkerkette drauf (um sqrt2 erhöht); bei (dann) Subtraktion bleibt der Signal-Rausch-Abstand praktisch unverändert.

Ich deute das Ergebnis so, dass die Kette zum Signal nicht allzuviel Rauschen dazufügt.

Gruß
Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Wenn das heißen soll, dass Du die Erde vom PC abgeklemmt hast... huiii, das würde ich nicht machen, lieber einen geeigneten Übertrager dazwischenschalten.

Ansonsten gebe ich meinem Vorreddner insoweit recht, dass ein hochwertiger Mikrofonverstärker wie z.B. ein Vx76 oder die in Studer-Mischpulten befindlichen weniger rauschen als der Behringer. Wenn ich mich recht zurückerinnere, waren sogar die Mikrofoneingänge der Revox A77 (vor 40 Jahren) schon relativ rauscharm. Voraussetzung natürlich immer ausreichender Schalldruck ;)
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Lieber Kühltruhenbewohner,

man sollte nicht zu lautstark einschreiten, wenn einem nur fragwürdige Argumente zu Gebote stehen.
Den Mikrofonverstärker, der 130 dB Geräuschspannungsabstand aufwiese, musst du erst noch konstruieren; darüber aber sterbe ich ebenso wie du, denn Supraleitung nächst dem absoluten thermischen Nullpunkt gildet nicht. Die Werte, die du angibst, sind die auf den Eingang bezogenen Rauschwerte, d.h. die Addition aus Verstärkungsfaktor und Geräuschspannungsabstand im Bestpunkt beider Größen. Und da kam ein Röhren-V76 im Neuzustand mit entsprechenden Röhren (EF 804) bei 34 dB Verstärkungseinstellung auf etwa 116 dB, was einem erreichbaren Geräuschspannungsabstand des Verstärkers selbst von 82 dB entspricht.

Der von dir nicht zu Unrecht gerühmte neuzeitliche Nachfolger V676 erreicht bei 0 dB (!!) Verstärkung nach Originaldatenblatt einen Geräuschspannungsabstand am Ausgang von 93 dB, was unter betriebsnäheren Bedingungen zu einem "äquivalenten Eingangsrauschen" von 124 dB (=54dB + 70dB) aufläuft; d.h. bei 70 dB Verstärkung erreicht der Verstärker selbst (also ohne vorgeordnete Störquellen) einen Rauschabstand von noch mal gerade 54 dB (RMS!!).

Die genannten Pulte (961/962, 963, 970) aus dem Regensdorfer Hause wurden von uns' Willi samt und sonders mit einem Eingangsrauschen von -125 dBu spezifiziert. Ziehen wir davon die eingestellten 66 dB Verstärkung ab, dümpeln wir mit 59 dB durch die Welt. Mit geschickten Messnormen lässt sich gerade heute, wo fachlich nicht mehr nachgebohrt wird, die früheren Zentralämter zwischen Industrie und professionellen Anwendern weitgehend gekippt wurden, allerlei drehen. Die Physik geht aber nach wie vor ihrer eigenen Wege und lässt sich da nicht dreinreden. Wenn man 85 dB erreicht, ist man sehr gut dabei.

Die physikalischen Grenzen sind evident, wenn man sich klar macht, dass das thermische Widerstandsrauschen, also ein unerreichbarer Idealzustand, bei -132 dB (RMS, an 200 Ohm 15 kHz Bandbreite, 21°Celsius) oder ohrnäher bewertet (Spitzenspannung, das Ohr ist dort unten nämlich leider ein Spitzenwertempfänger) bei -118 dBqp liegt, womit deutlich wird, dass nur ein einziger Ausweg aus dem Rauschdilemma besteht. Und da gilt seit Anbeginn der hochwertigen Übertragungstechnik mit Georg Neumanns legendärem CM3 (1928): Nur derjenige einer maximalen Schallwandlerempfindlichkeit führt auf die sichere Seite.

Obgleich die inneren Störquellen im Kondensatormikrofon zwangsläufig höhere Störpegel bedingen als das dynamische Mikrofon, das etwa mit dem thermischen Widerstandsrauschen hinkommt, genügt der 10 bis 30 dB höhere Nutzpegel des Kondensatormikrofones, dieses auch sonst in nahezu jeder Hinsicht seit nun fast 80 Jahren uneinholbar an der Qualitätsspitze stehende Verfahren auch bezüglich des Störpegels alle anderen Techniken das Fürchten zu lehren, weil die Nachverstärker nicht so heftig zulangen müssen.
Daher: Die höchste Wandlerempfindlichkeit ist noch immer zu niedrig.
Verstärker haben hier vergleichsweise wenig Einfluss, die wirklichen Mängel neuzeitlicher 'Simpel'-Verstärker liegen woanders.

Wer Zweifel an meinen obigen Aussagen hat, möge das ARD-Pflichtenheft 3/5 und die dort zugrundegelegte Betriebsgrenzkennlinie einer "ideal rauschfreien Anlage" studieren, die stahlhart zeigt, was analog gehen kann und was nicht. Und analog ist zunächst jedes Signal in der uns umgebenden Luft. 3/5 residiert zwar nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber so nahe dran, dass über die 'seither' erzielten 'Fortschritte' nicht mehr sinnvoll als solche verhandelt werden müsste.

Natürlich kann man durch genaue, zielführend konsequente Überlegung Verstärker recht nahe an die oben skizzierten Grenzen heranmanövrieren, was Dr. Götz Corinth einmal 'ohne Rücksicht auf Verluste' getan hat. Er ereichte dabei eine fast legendäre Rauschzahl von 0,7, die wohl nicht mehr zu unterbieten sein dürfte, wenn man andere, uns hier aber nicht weiter interessierende Ansprüche nicht aufgeben will:

Corinth, Götz, Gestaltung der Eingangsstufe hochwertiger Mikrophonverstärker, in: Dickreiter, Michael (Hg.), Bericht 16. Tonmeistertagung Karlsruhe 1990. München-London 1991, S. 594-607.

Generell zum Problem der Verstärkung kleiner Signale auf analoger Ebene:
Gerber, Wolfram und Horst Jakubowski, Störpegelverhalten analoger Tonstudiomischpulte - Gedanken zu einem neuen ARD-Pflichtenheft 3/5, in: Dickreiter, Michael (Hg.), Bericht 15. Tonmeistertagung Mainz 1988. München-London 1989, S. 116-124.

Jochen kann mit einem übertragergekoppelten, natürlich selbst zu bauenden Verstärker wohl noch ein paar dB herausholen, vor allem, weil die Konstrukteure der Edirolklasse natürlich die Grenzempfindlichkeiten nicht gerade auf relativ unempfindliche dynamische Mikrofone hin auslegen; dennoch ändert sich bei hohen Ansprüchen nichts an der oben gegeben Empfehlung. Bei geringen Sprechlautstärken im Studio gerät selbst ein Kondensatormikrofon keineswegs unversehens an die Grenzen seines Geräuschspannungsabstandes, wie jeder Studiopraktier weiß.

Hans-Joachim
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Nun, das alles widerspricht ja keineswegs meiner Aussage. Der direkte Bezug auf den Rauschspannungsabstand mag manchem in der Tat zu unpräzise sein, mir ging es ohnehin eher um drei ganz praktische Konsequenzen:


1. Die (analoge) Technik, um in dieser Anwendung (auch mit dem viel kritisierten RE20) rauscharme Aufnahmen zu realisieren ist seit Jahrzehnten in ausgereifter Form vorhanden. Wie weit man dabei vom theoretischen Minimalwert von -130dB entfernt bleiben muß ist allein eine wirtschaftliche Frage.

2. Der Ultragain MDX2200 ist (auch aus eigener Erfahrung) kein geeignetes Werkzeug für diesen Zweck. Ausreichende (nicht befriedigende, und schon gar keine guten) Ergebnisse erreiche ich mit diesem Gerät nur, wenn ich es mit einem Kondensatormikrofon betreibe und so dessen prinzipbedingt höhere Empfindlichkeit den konstruktiven Nachteil des schlechten Rauschverhaltens des Verstärkers teilweise ausgleichen kann.

Sicherlich ist es in der Theorie wünschenswert möglichst empfindliche Wandler zu verwenden (und damit rauscharme Verstärkerstufen anzusteuern. Ich betreibe selbst ein TLM103 an einer 963 - bis jetzt gab es noch keine Beschwerden, daß da irgendetwas gerauscht hätte. Schon gar nicht hörbar...) In der Praxis kann ich mir aber nicht immer aussuchen welcher Schallwandler zum Einsatz kommt, und dann zeigen sich sehr wohl deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Mikrofonvorverstärkern. Und daraus folgt auch schon

3. Die pauschale Aussage "Dynamisches Mikrofon rauscht immer, wenn nicht extrem nah besprochen wird" ist einfach nur falsch. Richtig wäre höchstens "Dynamisches Mikrofon stellt wesentlich höhere Ansprüche an die nachfolgende Verstärkerstufe, wenn nicht extrem nah besprochen wird." Im übrigen ziehen Raumakustik und Nebengeräusche (auch vom Sprecher selbst) hier noch Grenzen die oft wesentlich enger gesteckt sind als die elektrischen Rahmenbedingungen.
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Ich verstehe ja gar nichts mehr. Nur so viel:

Phonomax meint, mit einem besseren Mic, am besten einem guten Kondesatormikrofon, wird das Ergebnis besser. Stimmt's?

Frazenfrog meint, der Rauschinger ist schuld und muss ausgetauscht werden. Auch richtig?

Die beiden Positionen lassen sich doch zusammenfassen, oder nicht? Zum Beispiel: Das Ergebnis aus günstigem Verstärker + schlechtem Mikro kann keine rauschfreie Aufnahme sein.
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

...
3. Die pauschale Aussage "Dynamisches Mikrofon rauscht immer, wenn nicht extrem nah besprochen wird" ist einfach nur falsch. Richtig wäre höchstens "Dynamisches Mikrofon stellt wesentlich höhere Ansprüche an die nachfolgende Verstärkerstufe, wenn nicht extrem nah besprochen wird."

Leider hat sich hier kaum jemand auf Zahlen eingelassen. Aus diesem Grund versuch ich's mal:

Nach meinem Verständnis reden wir über eine Absenkung des Störpegels um mindestens 6, besser 10 dB ...?
(Hier kann ich noch Input gebrauchen - was empfiehlt der qualitätsbewußte Aufnahmeleiter?:))

Kann das ein besserer Vorverstärker bewerkstelligen?

Gruß
Jochen
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Nach meinem Verständnis reden wir über eine Absenkung des Störpegels um mindestens 6, besser 10 dB ...?
(Hier kann ich noch Input gebrauchen - was empfiehlt der qualitätsbewußte Aufnahmeleiter?:))

Mindestens 86,3 cB

Kann das ein besserer Vorverstärker bewerkstelligen?

Alles eine Frage der relativen Mondfeuchte.

Die seriöse Antwortvariante: besorg Dir ein vernünftiges Mikrofon. Damit kannst Du in Deiner Preisklasse für das gleiche Geld deutlich mehr Verbesserung erreichen.

Ralf
 
AW: Dynamische Mikros: Hilfe, es rauscht!

Leider hat sich hier kaum jemand auf Zahlen eingelassen. Aus diesem Grund versuch ich's mal:

Nach meinem Verständnis reden wir über eine Absenkung des Störpegels um mindestens 6, besser 10 dB ...?


Kann das ein besserer Vorverstärker bewerkstelligen?

Ja, das kann er. Allerdings gibt es bessere Vorverstärker für 300€ und auch welche für 3000€. Mit letzteren ist in einem ruhigen (NC20-25) Raum mit relativ kurzer (<0,2s) Nachhallzeit auch mit RE20 und Beta 58 eine technisch einwandfreie Aufnahme möglich. Die Frage ist nur, ob das wirtschaftlich ist; mit dem 300€-Verstärker und einem ordentlichen Kondensatormikrofon (TLM103, C414, evtl. auch Kleinmembran (KM184, Schoeps)) erzielt man sicher ein technisch ähnlich gutes, wenn nicht besseres Ergebnis. Klingen wird es freilich anders. Rauscharmer Zahnputzbechersound ist eben teuer, wenn er denn verlangt wird. "Einfach nur eine ordentliche Sprachaufnahme" läßt sich hingegen z.B. mit einem RodeNT1A und einem dbx286A deutlich kostengünstiger realisieren.
 
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