Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

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XXLFunk

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Angestachelt durch die Diskussion zu ABY, möchte ich folgendes anmerken: Die Krux im deutschen Radiomarkt ist der Hang, jede Masche bis auf´s Letzte auszulutschen.
Ansich ist eine MA- Aktion nichts Verwerfliches, nur wie sie umgesetzt wird, läßt mich verzweifeln. Zunächst also zu ABY. Die Aktion ist nicht Teil des Programmes, sondern sie ersetzt das Programm. Es gibt kaum noch andere Inhalte. Die Leute werden penetriert wie bei einer Psycho- Sekte. Dann die Steuerung des Spiels. Was wäre es spannend, wenn man die Leute live anrufen würde. Da würde der Moderator durch so manch komische Situation zur Höchstleistung herausgefordert. Sage keiner, das geht nicht. Auf Radio Luxemburg haben Sie schon Ende der Siebziger die Leute angerufen. Allerdings höchstens 1 - 3 mal über den Tag verteilt. Und da hat sich bei weitem nicht jeder wie gewünscht mit "Ich höre R. L." gemeldet. Der Reiz lag in den witzigen Dialogen, die sich daraus entwickelten. Stattdessen ist das Medium Radio heute seines besonderen Reizes, live zu senden, beraubt und alles vorproduziert und geplant. Der Moderator wirkt nicht mehr authentisch. Dann diese unsägliche Inszenierung: Moderator verplappert sich. Allein der Hype um diesen vermeintlichen Versprecher, der sich anschließend mit Äußerrungen von Programmachern und Hörern stundelang durch das Programm zieht, muß doch jeden Hörer instinktiv fühlen lassen, es handelt sich um eine breit aufgezogene "Verarsche". Dann die Platzierung von Verlierern und Gewinnern. Letztere, nachdem die Hotline genug Geld eingenommen hat und hinein in eine reichweitenstarke Sendestunde, also vorzugsweise in die Morgensendung. Schließlich noch die telefonische Abzocke.
Auch die kleine Rotation ist eine Zumutung. Alle 2 - 3 h begegnen einem dieselben Weichspültitel. Hinzu kommt: Die Auswahl an Klassiker ist sehr stark eingeschränkt. Da bieten selbst Mainstream- Top 40- Programme wie Capital Radio London, die sich eigentlich auf aktuelle Charttitel beschränken und dadurch einen zeitlich viel enger gefaßten Zeitraum abdecken, ein viel größeres musikalisches Repertoire.
Verlassen wir ABY und schauen uns Sender wie RPR oder FFN an. Der einstige Trend, talentierte Charakterköpfe durch billige Claimtusen zu ersetzen, rächt sich heute. Die Schatzis, Stratens und Kuklinskis nerven mit aufgesetzer Fröhlichkeit, inhaltlicher Leere und völliger Humorlosigkeit. Spätestens hier sehe ich ein deutlichen Unterschied zu Italien, England, den Niederlanden und Amerika. Gerade in Amerika wird man jede Unsitte, unter der deutsches Radio leidet, zwar wiederfinden. Aber, und das ist jetzt der entscheidene Unterschied, nicht in dieser beherrschenden Form. In Deutschland sind fast alle Privatradios hinrissige Engrotierer, mit wenigen Radiopersönlichkeiten und umso mehr nervigen MA- Aktionen in engster Taktung, was deren Bewerbung bzw. Erscheinen im Programm betrifft. Das italienische Radio Kiss Kiss hingegen ist ordentlich moderiert und überhaupt nicht durch Gewinnspiele geprägt, die durch die Erhebung der Einschaltquoten angestachelt werden. RTL 102.5, ebenfalls aus Italien, brilliert mit einem informativen Morgenmagazin. Radio 538 aus Holland ist mit seiner abwechslungsreichen Rotation regelmäßig Quotensieger.
Fazit: Aktionen ja, aber nur als ein Teil des Programmes und ehrlich umgesetzt.
Von mir aus zu Abend- und Nachtzeiten auch Voice Tracking. Dafür aber tagsüber Moderatoren, die was draufhaben und denen man auch mal Zeit zum Moderieren zubilligt. Wieso erstickt die Moderation bei der Mehrzahl der Sender an zeitlichen und inhaltlichen Vorgaben? Ich habe ja nichts gegen zeitliche Obergrenzen, wenn sie nicht zu eng gefaßt sind. Und: Das Musikprogramm darf ruhig Profil zeigen. Aber warum spielt ein Sender, der auf die Hits der letzten 30 Jahre programmiert ist, von den Interpreten und Bands, die reihenweise Hits in ähnlicher Qualität und mit denselben Chartplatzierungen hatten, immer nur eine klitzekleine Auswahl? Ich greife mal beispielhaft Michael Jackson raus. Was ist außer "Billie Jean" und "Beat it" noch groß auf den Privaten zu hören?
 
AW: Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

Ich verstehe Deine Aufregung nicht. Warum tust Du Dir das überhaupt an? Meine Nachbarin hat seit ein paar Wochen zwei dicke MA-Aktions-Aufkleber eines fiesen Privatsenders auf dem Heck ihres Autos. Mein Auto steht direkt daneben und hat am Heck einen ARD-Aufkleber. Mir fällt das auf, meiner Nachbarin wahrscheinlich nicht.
Von den MA-Aktionen bei den Radiosendern bekomme ich nicht viel mit. Außer natürlich von der Aktion bei "meinem" Sender, aber die hat nichts mit Anrufen oder Aufklebern zu tun.

Reg' Dich doch nicht auf über ABY, FFN, RPR und was es sonst noch gibt. Hör Dir den Blödsinn doch gar nicht erst an. Mittlerweile gibt es genug empfangbare Sender, die Dich vollkommen mit dieser Weichgrütze verschonen. Als Beispiel seien Kultur- oder Wortprogramme genannt oder auch unmoderierte Exoten wie Lounge FM aus Österreich oder Deluxe Radio. Ja, da fehlt mir dann auch wieder was, und das ist seelenlos und langweilig, aber immerhin gibt's dort keine Aufkleber, keine Anrufaktionen, keine Kuklinskis, keine Rob Greens, keine Schatzis oder ähnlich kuriose Gestalten. Und wenn mir nach niveauvoller Unterhaltung ist, dann suche ich mir einen der geschätzten 15-20 Kultursender raus.
 
AW: Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

Klar, wenn man mal ins Hirn einer Radioredaktion und den Promotionbereich hineinschauen durfte, dann versteht man die Maschinerie nach einer gewissen Zeit. Dann weiß man: hey, die holen die dicken Preise raus - muss wieder eine MA anstehen. Die wissen auch, dass garantiert nie der erste Anrufer das "mysteriöse Geräusch" oder sonstewas "richtig" erkennt (wenn es denn überhaupt von vornherein ein "richtig" gab...), aber ich unterstelle ja dem gemeinen Hörer ohne rundfunkstrategische Vorbildung, dass er das nicht tut. Kam ich mir jemals "verarscht" vor? (Okay, hab auch nie an Gewinnspielen teilgenommen...) Kann mich nicht erinnern. Meine Familie und Freunde jedenfalls fiebern immer noch mit und ich verderb ihnen den "Spaß" nicht... Tut ja keinem weh. Und so fünf, zehn "Glückspilze" gewinnen dann ja schließlich wirklich etwas. Ist doch schön für sie. Und schön für uns - haben wir wieder ein bisschen unsere Ruhe vor den in gehirnwäscherischer Häufigkeit wiederholten Gewinnspielteasern.
Fiele der ganze Kram aber von Heute auf Morgen weg - ich würde ihn keine Sekunde vermissen. Keine. Und ich würde wetten, die Aufklebervollgepflasterten, Am-Telefon-nur-noch-mit Sprüchlein-Melder und Musikmix-vorsichtshalber-Mitschreiber auch nicht. Endlich müssten sie sich nicht mehr vor Kollegen und Freunden zum Deppen machen und dürften sich wieder den Kopf über ihren Alltagskram zerbrechen.
Vielleicht sollte man die Initiative Faires Radio um die radikalisierte Unterbewegung "Freiheit den Gewinnspielsklaven" erweitern :wow:
 
AW: Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

Hör Dir den Blödsinn doch gar nicht erst an.
Das tue ich auch nur noch kurz zu "Studienzwecken".

Und wenn mir nach niveauvoller Unterhaltung ist, dann suche ich mir einen der geschätzten 15-20 Kultursender raus.
Ich schätze sehr Programme wie DLR Kultur, WDR 5 oder DLF.
Nur was ist mit dem "Dazwischen". Oft ist mir weder nach Schwachmatenfunk, noch Kultursender? Da gibt es ausser Bremen Vier und eingeschränkt SWR 3 und OldieStar kaum etwas in deutscher Sprache.
Wo sind (mehr) deutsche Programme vergleichbar mit Kiss Kiss, Capital 95.8, R101 oder RTSI Rete Tre?
 
AW: Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

SWR1 finde ich noch ganz angenehm - müßtest Du als alter Mainzer ja bestens kennen :D
Ich habe fast die ganze Woche über Deluxe Lounge und Lounge FM gehört und nicht das Gefühl, etwas verpaßt zu haben. Heute morgen hatte ich ganz kurz mal hr3 an, bis dieser grausame W. R. wieder ins Mikro blähte, das hat mir dann schon wieder gereicht. Vorhin hatte ich es nochmal versucht, da war dann Peter-ich-kenne-die-IG-Regelung-nicht-Lack dran, der mit ebenfalls nach wenigen Sekunden den Rest gab ("fünfzehn Uhr zwanzick", "A fünfundvierzick"). Und das war mein Radiokonsum für heute. Schade, aber inzwischen einfach notwendig. Und vielleicht auch situationsabhängig.

Ich für meinen Teil habe es jedenfalls aufgegeben, mich über alberne MA-Aktionen oder viel zu enge Rotation zu ärgern. Auf die Musik habe ich zwar keinen Einfluß, aber wenn ich im Dienstplan stehe, habe ich an mich selbst den Anspruch, es für ein paar Stunden besser zu machen als der Rest. Wenn ich die Musik schon nicht ändern kann, will ich den Leuten wenigstens nicht durch geistloses Gesabbel auf die Nerven gehen. Und ich glaube, das funktioniert auch ganz gut.
 
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Im Prinzip haste ja recht. Was ich nicht verstehen kann, ist deine Begeisterung über Radio Kiss Kiss. Ich musste diesen Sender 1 Woche mangels Empfangsalternativen hören und die schaffen es, ihr Programm im wesentlichen mit 10 Musiktiteln zu bestreiten. Ansonsten ist mir nichts am Sender aufgefallen, was über das Niveau eines 0815-Privatradios hinausging. Auch den ital. RTL haben wir ab und zu reinbekommen, einen wirklichen Unterschied zu Kiss Kiss hat man da aber auch kaum bemerkt. RTL war ein wenig MTV-mäßiger in der Musikauswahl.
Ich bin momentan ganz zufrieden, wie sich Radio Regenbogen entwickelt. Kein 0137-Spiel, ab und zu Musiktitel außerhalb der Rotation, weniger Jingles und Formatierung, dafür mehr Information, keine Call-in-show mehr. Vielleicht nehmen sich das ja auch mal andere als Beispiel.
 
AW: Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

SWR1 finde ich noch ganz angenehm
Der Wortanteil ist in jedem Fall hörenswert. Und so Leuten wie Andreas Doms zuzuhören ist eine Wohltat.

Ich habe fast die ganze Woche über Deluxe Lounge und Lounge FM gehört
Könnte ich nur für kurze Zeit hören. Wäre mir nicht rockig genug, ist aber sicherlich eine musikalische Bereicherung für Menschen, die sowas mögen.

Mache ich immer ganz schnell wieder aus. Dieses Soundprocessing - viel zuviele Höhen!

Auf die Musik habe ich zwar keinen Einfluß, aber wenn ich im Dienstplan stehe, habe ich an mich selbst den Anspruch, es für ein paar Stunden besser zu machen als der Rest. Wenn ich die Musik schon nicht ändern kann, will ich den Leuten wenigstens nicht durch geistloses Gesabbel auf die Nerven gehen. Und ich glaube, das funktioniert auch ganz gut.
Glaub ich Dir gerne, daß Du das hinkriegst. Würde ich mir ja gerne mal anhören. Aber wer weiß, vielleicht höre ich Dich ja sogar, sozusagen ohne es zu wissen. :)

Was ich nicht verstehen kann, ist deine Begeisterung über Radio Kiss Kiss. Ich musste diesen Sender 1 Woche mangels Empfangsalternativen hören und die schaffen es, ihr Programm im wesentlichen mit 10 Musiktiteln zu bestreiten. Ansonsten ist mir nichts am Sender aufgefallen, was über das Niveau eines 0815-Privatradios hinausging.
Kann ich so nicht bestätigen. Höre Kiss Kiss seit 2 -3 Jahren über Satellit. Die Größe der Rotation ist durchaus mit der von SWR 3 vergleichbar. Das ist doch für einen Privaten schon was.
 
AW: Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

swr3 - so finde ich zumindest persönlich - wird immer mehr zum einheitssender und unterscheidet sich nur noch marginal von irgendwelchen privatstationen. leider. diese entwicklung finde ich sehr schade, musste es aber letzte woche wieder einmal feststellen, als ich im ländle unterwegs war.

...
Fazit: Aktionen ja, aber nur als ein Teil des Programmes und ehrlich umgesetzt. Von mir aus zu Abend- und Nachtzeiten auch Voice Tracking. Dafür aber tagsüber Moderatoren, die was draufhaben und denen man auch mal Zeit zum Moderieren zubilligt. Wieso erstickt die Moderation bei der Mehrzahl der Sender an zeitlichen und inhaltlichen Vorgaben? Ich habe ja nichts gegen zeitliche Obergrenzen, wenn sie nicht zu eng gefaßt sind. Und: Das Musikprogramm darf ruhig Profil zeigen. Aber warum spielt ein Sender, der auf die Hits der letzten 30 Jahre programmiert ist, von den Interpreten und Bands, die reihenweise Hits in ähnlicher Qualität und mit denselben Chartplatzierungen hatten, immer nur eine klitzekleine Auswahl? Ich greife mal beispielhaft Michael Jackson raus. Was ist außer "Billie Jean" und "Beat it" noch groß auf den Privaten zu hören?

Danke für diesen sehr guten Beitrag!
 
AW: Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

Glaub ich Dir gerne, daß Du das hinkriegst. Würde ich mir ja gerne mal anhören. Aber wer weiß, vielleicht höre ich Dich ja sogar, sozusagen ohne es zu wissen. :)
Tja, wer weiß...?

Allerdings muß ich Dir hier deutlich widersprechen:
Von mir aus zu Abend- und Nachtzeiten auch Voice Tracking.
Ganz klares NEIN. Gerade da nicht. Mir geht es hin und wieder so, daß ich spät abends, nachts oder auch früh morgens fahren muß. Die Popnacht kommt meistens von WDR2 oder Bayern 3, da werde ich aggressiv und könnte vor Wut brüllen. Besonders, wenn dieser langweilige, profillose, lieblose, hingerotzte, überbewertete WDR die Popnacht macht. Die Privaten könnten hier punkten, aber sie tun es nicht, weil es ihnen zu teuer ist. Schade, Vorteil verspielt.

Aber warum spielt ein Sender, der auf die Hits der letzten 30 Jahre programmiert ist, von den Interpreten und Bands, die reihenweise Hits in ähnlicher Qualität und mit denselben Chartplatzierungen hatten, immer nur eine klitzekleine Auswahl? Ich greife mal beispielhaft Michael Jackson raus.
Ich greife mal beispielhaft
- Sunrise Avenue
- Maroon 5
- James Blunt
- Fergie
- Pink
- Robbie Williams
- Madonna
raus. Bei mir rennst Du da offene Türen ein, und ich habe so ziemlich jeden Musikredakteur schon damit genervt, und ich werde auch nicht müde, sie weiter zu nerven. Und, lieber XXLFunk, es wird der Tag kommen, an dem mir alles egal ist und ich drei Stunden lang "Gelbes Power-Radio" mache - koste es, was es wolle. Und sei es mein Kopf.
 
AW: Deutschlands Radiosender: Flucht in die Übertreibung

Allerdings muß ich Dir hier deutlich widersprechen:
Ganz klares NEIN.
Bin ja auch keine Fan von Voice Tracking und freue mich, wenn ich auch nachts von einem Moderator "betüddelt" werde.
Ich dachte an einen kleineren Privatsender. Allerdings erwarte ich dann zumindest Nachrichten, Wetter und Verkehr live. Aufgezeichneter Verkehr etwa wäre Verarsche.
Der Moderator muß sich bei Voice Tracking natürlich in "eine Live- Situation hineinreden", damit zumindest der Anschein gewahrt ist. Eines jedoch wird bei aller Moderationskunst zwangsläufig immer fehlen: Interaktivität (was bei NDR 2 meist sowieso der Fall ist, obwohl sie 24h live senden. Selten einen Sender gehört, der sich live so steril und tot anhört).

Und, lieber XXLFunk, es wird der Tag kommen, an dem mir alles egal ist und ich drei Stunden lang "Gelbes Power-Radio" mache - koste es, was es wolle. Und sei es mein Kopf.
Das aber bitte erst an Deinem letzten Arbeitstag. Es sind schon genug gute Moderatoren gegangen (worden).
Besserer Weg: Werde Boß!
 
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Ich dachte an einen kleineren Privatsender.
Für diese Fälle habe ich eine andere Idee in der Schublade, die ganz ohne Voice-Tracking auskommt. Aber darum geht's ja gar nicht.

Aufgezeichneter Verkehr etwa wäre Verarsche.
Wo fängt die Verarsche denn an, und wo hört sie auf? Ich ziehe die Grenze bei der Moderation. Daß ein Interview, Gespräch oder Beitrag meistens nicht live ist, finde ich OK und ist nach meiner Einschätzung auch von den Hörern als legitim akzeptiert. Aufgezeichnete Moderationen (Voice-Tracking) bezeichne ich allerdings schon als bewußten Betrug - ebenso wie aufgezeichnete Telefongespräche, die dann als live verkauft werden. Für mich als Moderator ist es eine Selbstverständlichkeit, daß ich in meiner Sendung live mit den Leuten spreche und das nicht vorher aufzeichne. Schließlich gehört es zu meinem Handwerkszeug, auch in solchen Situationen souverän zu sein. Wenn ich das nicht bin, ist Radiomoderator nicht der richtige Beruf für mich - ganz einfach. Da ist es nicht damit getan, Live-Telefonate grundsätzlich zu verbieten und die Moderatoren zum Off-Air-Recording zu zwingen. Damit macht man es sich zu einfach.

bei NDR 2 meist sowieso der Fall ist, obwohl sie 24h live senden. Selten einen Sender gehört, der sich live so steril und tot anhört
Schade. Ich hatte mich da mal beworben, bin aber ohne Angabe von Gründen abgelehnt worden. Akzeptiert. Aber so schnell werden die von mir auch nichts mehr hören, obwohl ich der Meinung bin, daß es gerade bei NDR2 viel zu tun gibt. Man muß es nur halt auch zulassen.


Das aber bitte erst an Deinem letzten Arbeitstag. Es sind schon genug gute Moderatoren gegangen (worden). Besserer Weg: Werde Boß!
Keine Sorge, alles zu seiner Zeit ;) Nur bist Du auch als Boß leider an Vorgaben gebunden, an die Du Dich halten mußt, denn auch ein Boß hat einen Boß.
 
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Für diese Fälle habe ich eine andere Idee in der Schublade, die ganz ohne Voice-Tracking auskommt
Mir wäre es auch lieber, kleine Privatsender würden sich, wenn es finanziell nicht anders geht, abends und nachts zusammenschließen.

Aufgezeichnete Moderationen (Voice-Tracking) bezeichne ich allerdings schon als bewußten Betrug
Sehe ich nicht ganz so streng. Ich ärgere mich mehr über inhaltsarme 08 15- Moderation. Also wenn der Moderator mir ständig und ausschließlich Banaliäten wie Uhrzeit oder Claims auftischt.

- ebenso wie aufgezeichnete Telefongespräche, die dann als live verkauft werden
In diesem "als live verkaufen", also bewußt lügen, sehe ich die rote Linie, die nicht überschritten werden darf.

Für mich als Moderator ist es eine Selbstverständlichkeit, daß ich in meiner Sendung live mit den Leuten spreche und das nicht vorher aufzeichne. Schließlich gehört es zu meinem Handwerkszeug, auch in solchen Situationen souverän zu sein. Wenn ich das nicht bin, ist Radiomoderator nicht der richtige Beruf für mich - ganz einfach.
Das entspricht auch meinem Bild eines Radiomoderators. Zumal das doch auch den Reiz des Berufes ausmacht.

obwohl ich der Meinung bin, daß es gerade bei NDR2 viel zu tun gibt. Man muß es nur halt auch zulassen.
Das ist wohl war. Live- Gespräche mit Hörern oder Experten gibt es nämlich bislang überhaupt nicht. Nur vorproduzierte Beitragsfitzel. Der "Höhepunkt" ist die einminütige Kirchenansprache werktags kurz nach 18h.

Keine Sorge, alles zu seiner Zeit ;)
Da bin ich jetzt beruhigt.
 
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Der Moderator muß sich bei Voice Tracking natürlich in "eine Live- Situation hineinreden", damit zumindest der Anschein gewahrt ist.
Hilfe, bloß nicht. Bitte keine So-als-ob-Moderationen. Dann lieber aufrichtigerweise gar keine.
 
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Hilfe, bloß nicht. Bitte keine So-als-ob-Moderationen. Dann lieber aufrichtigerweise gar keine.

Dito. Das ist aber auch nicht der Weg. Was Gelb schon ansprach, ich glaube er meinte Syndication-Shows, finde ich sinnvoller. (Solange die Sendungen live sind.)

Um das gennerell aber nochmal anzusprechen: Es gibt meiner Meinung nach einfach Zeiten, die von vielen Sendern leider völlig unterbewertet werden. Für mich gehören z.B. die Nacht und der Sonntagmorgen dazu. Ein vernünftiges, vielleicht sogar herausstechendes Produkt zu dieser Zeit, und es könnte die Mehrzahl der Hörer an sich binden.
 
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