Funktion von Musiktaxis

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

pearljam12

Benutzer
Hallo,
ich sage es gleich zu Beginn, ich bin Laie:), bräuchte aber ein paar Infos fürs Verständniss.

Ist es richtig, das man heutzutage als Moderator/Radiosender nahezu von überall eine Sendung "fahren" kann ?
Ich meine dies besodners vor dem Hintergrund,das ich gelesen habe, das man mittels Musiktaxi (hoffentlich heißt das auch so) sich quasi "drauf"/"dazu" schalten kann.
Stimmt das ?
Könnte es demnach also sein, das ein Moderator irgendwo sitzt, und sich mittels "Musiktaxi" dazu schaltet ?

Würde mich über einige Antworten freuen.

Danke :).
 
AW: Musiktaxi

Bitte mal nach folgenden Begriffen suchen:

Musiktaxi
Musictaxi
Musik-Taxi
Musik Taxi
Music-Taxi
Music Taxi
Dialog4
Dialog 4

Ganz kurz: grundsätzlich ja, wird aber kaum gemacht. Zu teuer, zu schlechte Qualität, Mod nicht vor Ort. Musictaxi ist nichts anderes als eine Art Telefon, braucht allerdings ISDN-Leitungen, und nach meiner Erfahrung ist meistens bei 128 k Schluß. Für Live-Sendungen also nicht zu gebrauchen.
 
AW: Musiktaxi

Zu teuer, zu schlechte Qualität, Mod nicht vor Ort. Musictaxi ist nichts anderes als eine Art Telefon, braucht allerdings ISDN-Leitungen, und nach meiner Erfahrung ist meistens bei 128 k Schluß. Für Live-Sendungen also nicht zu gebrauchen.

Blöde Frage eines wirklich nicht Wissenden: Wieso haben dann viele Werbesprecher Musiktaxi? Wird die Qualität der Leitung später noch gepimpt?
 
AW: Musiktaxi

Zu 1.: Ja.
Zu 2.: Grundsätzlich Ja.
Zu 3.: Ja und Nein.

Grundsätzlich: Das MusikTaxi ist ein Produkt der Firma Dialog4, die inzwischen von der Firma Orban gekauft wurde. Es gibt daneben noch massig weitere Firmen , die so etwas herstellen.
Es handelt sich dabei um einen En- und Decoder für mp2-Signale. Das heißt, Du schickst auf beiden Seiten Ton rein - der wird gewandelt, als Stream vom einen zum anderen Gerät geschickt - und kommt auf der jeweils anderen Seite wieder raus. Womit wir bei grundsätzlich ja und nein wären. Du brauchst immer 2 Geräte, die sich untereinander 'verstehen' müssen (ist halt nicht mp2-Stream gleich mp2-Stream ...). Und Du brauchst Senderseitig jemanden, der den Regler für das Taxi hochzieht. Und - der dafür sorgt, daß der Moderator im Feld nur On-Air, aber nicht im eigenen Rückprogramm zu hören ist - die Spezis hier nennen das n-1. Die Wandler brauchen nämlich ein bisschen Zeit für ihre Arbeit, man würde sich dann mit einigen Sekunden Verspätung im Kofhörer hören - sehr irritierend, das.
Außerdem brauchst Du eine Leitung dazwischen (ISDN/Internet/SAT) - und da hat sich eigentlich nichts zu früheren Zeiten geändert - außer daß die Übertragung in Bits und Bytes erfolgt und die Telekom das weder einmessen noch schalten muß.
Vor allem bei ÖR hört man das, wenn lzu Aussenreportern geschaltet wird. Wenn die wirklich live sind, dann antworten sie meistens mit rund 1 bis 2 Sekunden Verspätung.
Und manchmal hört man auch die Gegenfrage des Studiomoderators ganz leise im Hintergrund - mit ca 3 Sekunden Verspätung ...

@Onkel Otto:
Weil eine Mono-Sprach-Übertragung eines hochkomprimierten Werbesprechers bei 128 KBit/Sek (Beide ISDN-Kanäle gleichzeitig genutzt) sehr gut klingt. Schließlich bläst der kein Horn beim Sprechen oder haut sprichwörtlich auf die Pauke ...

@Gelb:
Du glaubst gar nicht, wieviele Sendungen auf diese Art und Weise gefahren werden ;)
 
AW: Musiktaxi

Gepimpt wird eigentlich immer. Mit ein Grund, weshalb Radiowerbung oft so grauenhaft klingt, denn sie wird durch das Soundprocessing im ausstrahlenden Sender ja auch nochmal komprimiert. Und kaskadierte Komprimierung klingt ziemlich bescheiden.

Die Übertragungsqualität hängt von der Leistung der ISDN-Leitung(en) und vom Endgerät auf der Gegenstelle ab. Hinzu kommt manchmal eine Verzögerung, die bei Vorproduktionen nicht ins Gewicht fällt, bei Live-Sendungen allerdings Probleme machen könnte.
Ferner müßte bei Live-Sendungen jemand im stationären Sendestudio sein, um beispielsweise den Nachrichten-Break zu fahren, sofern dieser aus dem Stammstudio kommt. Ein weiteres Problem könnten Verkehrsdurchsagen sein, die bei AÜ erst irgendwie (Fax, Mail, Anruf und aufschreiben) an die Außenstelle übermittelt werden müßten.

Werbesprecher haben oft Musiktaxis, weil sich die Tonstudios bzw. deren Kunden dadurch Spesen sparen können, denn die meisten Sprecher verlangen Fahrtkostenerstattung. Diese kann man sich sparen, wenn man im Produktionsstudio nur den Regler hochzieht und den Sprecher per MuTa aufs Pult holt. Das klassische Festgerät ist inzwischen durch Software-Codecs abgelöst worden, was aber nicht zwangsläufig besser klingt.

Nun bin ich allerdings auch kein Telefonexperte und müßte die Fackel daher an jemanden weitergeben, der zur Sprachqualität über ISDN-Leitungen fundierte Aussagen treffen könnte.

@kk: Du machst mir Hoffnungen, was mein geplantes Holzhaus in Schweden angeht :D
 
AW: Musiktaxi

Gelb, da würd ich aber an Deiner Stelle ne DSL-Leitung legen lassen, da kann man die Bitrate des Streams in erträglichere Höhen schrauben und dann auch die Musi gleich mit aus der Hütte senden, wenns der Sendertechnikchef mitmacht. Ein interessanter Gedanke: Live und in Farbe - heute abend: Gelb und seine schwedische Hüttenmusik! Das ist fast so gut wie der WDR-Sportkommentator aus der Bremer Altbauwohnung ...
 
AW: Musiktaxi

Na ja, wenn schon, denn schon. Stell Dir vor, der Gelb hat sein Häuschen in Schweden an einem See:
trehoernan_abend_0804.jpg.jpg

ausblick_0804.jpg


Oben im Haus ist das Studio, die komplette Sendesumme mit Musik und ohne Processing landet in Deutschland in irgendeiner Sendeanstalt, und da oben, weit weit oben im Norden bei den Eisbären und den Schlittenhunden hockt der Gelbe in seinem Spielzimmer und fährt seine Sendung - übrigens nicht nur mit schwedischer Hüttenmusik, aber auch nicht mit James Blunt oder ähnlichem Nervzeug. Nee nee, ich habe da schon so meine Ideen.
 
AW: Musiktaxi

@Onkel Otto:
Weil eine Mono-Sprach-Übertragung eines hochkomprimierten Werbesprechers bei 128 KBit/Sek (Beide ISDN-Kanäle gleichzeitig genutzt) sehr gut klingt.

Das entscheidende Stichwort ist hier Mono. Mir dünkt, es gäbe eine Infowelle, bei der es üblich ist, Beiträge in 128 kbit/s Mono abzuspeichern, weil man da halt kein Sterereo braucht. Es macht bei datenreduzierten Übertragungen die Sache übrigens nicht besser, sondern im Gegenteil viel schlimmer, wenn das Material komprimiert ist bis zum gehtnichtmehr.


@Gelb:
Du glaubst gar nicht, wieviele Sendungen auf diese Art und Weise gefahren werden ;)

Wobei man auch einmal erwähnen sollte, daß es schon seit Jahrzehnten möglich und üblich ist, sich zwischen richtigen Funkhäusern mit Tonsignalleitungen zu verbinden. Neu ist – um an die Ausgangsfrage anzuknüpfen – heutzutage nur, daß man das, wozu man früher ins nächstgelegene Funkhaus fahren mußte, mit den schon genannten Einschränkungen jetzt auch am Küchentisch machen kann.
 
AW: Musiktaxi

Neu ist – um an die Ausgangsfrage anzuknüpfen – heutzutage nur, daß man das, wozu man früher ins nächstgelegene Funkhaus fahren mußte, mit den schon genannten Einschränkungen jetzt auch am Küchentisch machen kann.
Nun, wenn es denn so einfach wäre, dann wäre der Gelb schon längst in seinem Holzhaus in Schweden. Solange die Übertragung nicht mit mindestens 192/44,1/Stereo über eine simple ISDN-Leitung funktioniert und solange der Anschaffungspreis dieser Geräte bzw. ihre Software-Emulation locker im vierstelligen Bereich liegen, werde auch ich tagtäglich zum Funkhaus hinfahren und mir dort einen Parkplatz suchen müssen.

Übrigens dirigiere ich auch heute viele Interviewpartner in ein nächstgelegenes Funkhaus und bestelle eine Leitung, um diese fürchterlichen TIs zu vermeiden. Eine Mühe, die sich viele aus dem Teich des Nachwuchses nicht machen.
 
AW: Musiktaxi

Muß man da nicht im Zweifelsfall auch noch einen Techniker bestellen und vor allem bezahlen? Hatte mal sowas auf eine entsprechende Bemerkung hin nicht weiter verfolgt (weiß deshalb auch nicht, ob das so wirklich stimmt).

Und ja, die Telefoniererei ist natürlich eine elende Seuche. Wobei ich es auf der anderen Seite für einen nur bei DLF-Beiträgen möglichen Luxus halte, für vier Sätze durch die Gegend zu gondeln.
 
AW: Musiktaxi

Das sehe ich anders. Wenn ich ein Interview mit einem Typen in Hannover habe, dann buche ich dort im NDR-Studio eine Leitung ordere den Typen da hin. Wenn ihm das nicht paßt, setze ich ihm die Pistole auf die Brust: "Du oder ein anderer!" - und siehe da: auf einmal geht's dann doch. Telefon geht bei mir nur in begründeten Ausnahmefällen durch. Ansonsten gilt die harte Regel: nochmal machen.

Bezahlen muß man nichts, denn dafür ist die ARD die ARD. Innerhalb derer sind alle verpflichtet, sich gegenseitig mit Technik auszuhelfen. Es kann sein, daß das intern Geld kostet, aber darum habe ich mich nie gekümmert. Leitungsdispo anrufen und die Leitung buchen, vom Rest kriege ich nichts mit, und es hat auch noch nie Probleme gegeben. Im Gegenteil: die Chefs freuen sich eigentlich immer, wenn jemand, den man eigentlich übers Telefon erwartet hätte, plötzlich in Leitungsqualität daherkommt.
 
AW: Musiktaxi

Bezahlen muß man nichts, denn dafür ist die ARD die ARD. Innerhalb derer sind alle verpflichtet, sich gegenseitig mit Technik auszuhelfen. Es kann sein, daß das intern Geld kostet, aber darum habe ich mich nie gekümmert. Leitungsdispo anrufen und die Leitung buchen, vom Rest kriege ich nichts mit, und es hat auch noch nie Probleme gegeben.

Ich hätte da noch eine Nachforderung an Leitungsgebühren in Millionenhöhe, Herr Gelb. Zahlen Sie bitte bis zum 15. Januar auf folgendes Privatkonto...:D
 
AW: Musiktaxi

Oh, eine Leitungsgebührennachforderung in Millionenhöhe an mich? Nun, das Zustandekommen derselben entzieht sich zwar meiner Kenntnis, aber unter Kollegen schiebt man sich doch erne mal ein Millönchen zu - aber nur über Leitung, versteht sich!
 
AW: Musiktaxi

oha... sieh an, ich habe hier heute wohl etwas verschlafen ;)

Das wesentliche zum technischen Verfahren dürfte gesagt sein. Einen Aspekt vielleicht noch: Bei diesem System ging es doch seinerzeit wohl mal darum, eine Echtzeit-Audio-Übertragung in ausreichender Qualität auf der Basis vorhandener Telefonnetze (und -tarife) realisieren zu können, ohne gleich in jedem Fall irgendwelche sauteure Übertragungstechnik in die Spur schicken zu müssen.

Die großflächige und hochwertige technische Abdeckung der ARD-Kollegen ist natürlich erfreulich... aber eben auch nur dort zu haben ;)
 
AW: Musiktaxi

Wow...ich bin baff !
Vielen vielen Dank für die Antworten, ich werd das jetzt mal ausdrucken und im Internet weiter suchen !

Danke :D !
 
AW: Funktion von Musiktaxis

die SLP fährt doch ihre ON TOUR Veranstaltungen wie Maxi-Mal
auf dieser Basis... fragt doch mal den Benutzer ''ah'' (DJ-Happy Vibes)
nach der vorgehensweise des sendens
 
AW: Funktion von Musiktaxis

Musiktaxi, Centauri, Opticodec.. Wie man mag. Diese Geräte zu kritisieren ist Nonsens! Absoluter Standart in allen Rundfunkanstalten.
Und wenn man bei..

Sprache: MPEG Layer II / 128 kbps
Musik: MPEG Layer II / 256 kbps

nutzt... Ist das sehr ordentlich! 256 kbps lassen sich erreichen, indem einfach 4 ISDN Kanäle benutzt, anstatt zwei. Über einen lassen sich eben 64 kbps übertragen.
Übrigens können die neuen Geräte auch alle mit AAC + umgehen, hier lassen sich schon in niedrigen Bitraten hervorragende Ergebnise erzielen!

Übrigens nicht zu vergessen, die APTX Übertragungstechnik.

@Gelb

Zu teuer, zu schlechte Qualität, Mod nicht vor Ort.

Schlechte Qualität kann ich daher so nicht unterschreiben!!
 
AW: Funktion von Musiktaxis

Nun, vielleicht bin ich da einfach zu eitel, aber meine hauseigene Produktionsnorm sieht das Format MPEG 1 Layer 2 im Format 384/44,1/Stereo vor. Was eine ISDN-Ü in diesem Format an Kosten bedeutet, dürfte klar sein. Und daß ich als potentieller Programmanbieter diese Kosten selbstverständlich nicht tragen bzw. an den ausstrahlenden Sender abgeben würde, würde sich dieser drei mal überlegen, ob's das wirklich bringt.

Mitunter sind MuTa-Übertragungen auch nicht gerade als stabil bekannt, zumindest habe ich mehrfach die Erfahrung gemacht, daß eine solche Übertragung gerne mal mittendrin einfach abbricht. Ob's an den Geräten lag oder an der Telekom, vermag ich dabei nicht einzuschätzen.

Was aber bleibt, ist der hohe Anschaffungspreis, wie oben schon erwähnt. Da müßte jemand wie ich schon viele viele Sendungen über MuTa abliefern, um allein die Kosten für das Gerät wieder drin zu haben.
 
AW: Musiktaxi

Das sehe ich anders. Wenn ich ein Interview mit einem Typen in Hannover habe, dann buche ich dort im NDR-Studio eine Leitung ordere den Typen da hin. Wenn ihm das nicht paßt, setze ich ihm die Pistole auf die Brust: "Du oder ein anderer!" - und siehe da: auf einmal geht's dann doch.

Wozu der betreffende Typ nur erstmal kapieren muß, daß er froh sein sollte, wenn jemand was über seinen Muddlich bringen will. Hohe Tiere, die nur mit handverlesenen Korrespondenten reden (...der Kumpel vom Presseball...), einmal außen vor gelassen.

Ich wollte aber auf etwas anderes hinaus: Mir sind schon BmE untergekommen, deren Autor extra zu einem Gesprächspartner gefahren ist, um dann die besagten vier Sätze zu senden. Und bei deren Anhören stellte sich mir einfach die Frage, ob da Aufwand und Nutzen noch in einem vernünftigen Verhältnis stehen.


Einen Aspekt vielleicht noch: Bei diesem System ging es doch seinerzeit wohl mal darum, eine Echtzeit-Audio-Übertragung in ausreichender Qualität auf der Basis vorhandener Telefonnetze (und -tarife) realisieren zu können, ohne gleich in jedem Fall irgendwelche sauteure Übertragungstechnik in die Spur schicken zu müssen.

Oder mit Bändern (Kassetten) den berittenen Boten zu geben, wenn das Material schneller gebraucht wurde, als es der Postweg hergab. Audiodateien durch die Gegend schießen (und das nun wirklich von jedem Küchentisch aus) war ja früher auch nicht. Kann man sich kaum noch vorstellen ...
 
AW: Musiktaxi

Oder mit Bändern (Kassetten) den berittenen Boten zu geben, wenn das Material schneller gebraucht wurde, als es der Postweg hergab. Audiodateien durch die Gegend schießen (und das nun wirklich von jedem Küchentisch aus) war ja früher auch nicht. Kann man sich kaum noch vorstellen ...
Ich mir schon, so alt bin ich dann doch. :cool:

Ich erinnere mich lebhaft an einen Fernsehbeitrag des hr aus den .... späten 70ern, Anfang 80er?, da wurde stolz darüber berichtet, wie man einen Beitrag einem Motorradfahrer in die Tasche packte und der dann damit zum Funkhaus eilte. Motorradfahrer deshalb, weil ... nein, ich schreib's nicht, denn das ist laut StVO, glaube ich, verboten.
Es wurde direkt der Eindruck erweckt, der hr unterhielte eine eigene Motorradstaffel für solche Zwecke.
Wo wurde das nur gesendet? Vielleicht sogar in der ARD in "Wir über uns", sonntags, 18 Uhr nochwas?

Na gut: Für den Hörfunk weniger interessant (oder?), beim TV sehe ich das ja noch ein.
Auch wenn [OT]: Medienhistoriker, helft mir bitte, wie war das mit den berittenen Boten - eventuell nicht nur beim hr?

Gruß, Uli
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben