Der Öffi und die elektronische Presse

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radiohexe

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Verehrte User,

der neue Entwurf des Rundfunkstaatsvertrags birgt ja mächtig Zündstoff. Immerhin könnte es erstmals eine richtige Definition des Aufgabenbereiches - wenn auch auf das Internet beschränkt - des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geben. Wir alle wissen, welche Schwierigkeiten sich bisher aus der fehlenden Definition der Begrifflichkeiten "Grundversorgung" und "Rundfunkfreiheit als dienende Freiheit" ergaben. Bisher war es so, dass das BVerfG die Rundfunkgesetzgebung mit beanspruchter absoluter Oberhoheit quasi im Alleingang geregelt hat. Der Artikel stellt das Problem schön heraus. Pluspunkt: Prof. Hoffmann-Riem, der hierfür maßgebliche Bundesverfassungsrichter, ist nicht mehr da. Seine Rechtssprechung war, soweit ich das verfolgt habe, unter Juristen hoch umstritten. Es heißt, es werde nunmehr nicht allzu viel davon übrig bleiben.
Das alles ist so bedeutend, dass es in der Radioszene nicht unreflektiert bleiben sollte. Was denkt ihr: Ist nun eine vernüftige Rundfunkgesetzgebung möglich? Was sollte der Öffi im Netz leisten? Und was versteht ihr unter elektronischer Presse?
Beste Grüße
Die Hexe

Spiegel zur elektronischen Presse

Noch etwas aus der Zeit, bitte auch die Links am Ende beachten.
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Ist nun eine vernüftige Rundfunkgesetzgebung möglich?
Kommt so drauf an, was man unter einer "vernünftigen Rundfunkgesetzgebung" versteht. Da gibt's ja noch nicht einmal innerhalb der ARD oder den Parteien eine einheitliche Linie.

Was sollte der Öffi im Netz leisten? Und was versteht ihr unter elektronischer Presse?
Das kommt darauf an, bei welchem Arbeitgeber der Gefragte beschäftigt wird.
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Spannendes Thema ...

Grundsätzlich finde ich den Spiegel - Online - Artikel, der oben verlinkt ist, wie auch alle anderen Artikel zu diesem Thema aus der Spiegel - Online - Redaktion fürchterlich tendenziös. Man liest eindeutig, das die Redaktion dort das wirtschfatliche Interesse ihres Verlages deutlich über vernünftigen Journalismus stellt. In sofern ist diese Art der Berichterstattung schon ein gewichtiges Argument für ein gutes ÖR Online - Angebot, möglichst frei auch von wirtschaftlichen Interessen.

Im Artikel der Zeit wird der geneigte Leser wenigstens daran erinnert, das der Text auch die Interessen des Verlages berührt. Aber die Schlussfolgerungen des Redakteurs dort sind mir ein Rätsel.

Für mich ist das Internet ersteinmal nichts weiter als ein zusätzlicher technischer Verbreitungsweg der Audiovisuellen Angebote der ÖRs. Und so wie die Betriebskosten eines Rundfunksenders sind auch die Streaming-Kosten für eine Mediathek meiner Ansicht nach zu den Kosten der Programmverbreitung zu rechnen. Tut man das nicht - wie die Zeit Redaktion - dann kann man den Anstalten sicherlich vorwerfen, sie würden jetzt schon viel zu viel Geld für ihre Onlinepräsenz ausgeben.

Wo liegt dann also der Sinn einer zeitlichen Beschränkung? Warum sollen die Beiträge in einer Mediathek nur sieben Tage lang oder - im Falle von Sport - laut Zeit nur einen Tag lang verfügbar sein? Schreibt die Politik nun also vor, wie lange man als mündiger Bürger die Verfehlungen z.B. von CSU - Politikern - aufgedeckt in Frontal 21 - nachschauen kann, wenn man die Live-Austrahlung in der medien-überfluteten Welt einfach verpasst hat. Wem eine zeitiche Begrenzung nützen würde, ist in diesem Fall aus meiner Sicht absolut klar. Nur den Politikern.

Zu den sendungsbegleitenden Texten: Es wird zwar leider in dem Zeit - Artikel nicht erklärt, wie diese Kontrollkommission (Drei-Stufen-Test) funktionieren soll. Aber da wird mir ja jetzt schon schlecht. Wenn jeder verdammte Text auf tagesschau.de dann ersteinmal bei einer Komission abgenommen werden muss, dann haben wir Zensur Pur. Wie angenehm einfach wäre es dann doch für das CDU - Mitglied im Rundfunkrat, ersteinmal schön den Hintergrund-Text um die CDU Spendenaffaire in Hessen zu blockieren. Denn irgendein Argument fällt denen sicher ein... Und der Bürger bleibt dumm... Das wäre alles nichts weiter als die Übernahme der Kontrolle durch den Staat. Da sei das Bundesverfassungsgericht vor.

Sinnvoll wäre meiner Meinung nach eher eine vernünftige Deckelung der Ausgaben für Online-Angebote der ÖRs. Und zwar ohne(!!) die Streaming-Kosten. Da die Texte (wie in einem anderen Zeit-Artikel zu dem Thema mal stand) ja nicht zwangsläufig von einer Online-Redaktion geschrieben werden, müsste man sich irgendeinen Schlüssel überlegen (meinetwegen sowas wie "Cent pro Wort", wie in Zeitungen üblich).

Nur so ist das berechtigte wirtschaftliche Interesse der Zeitungsverleger auch geschützt, und die Freiheit der Medien bleibt unangetastet. Was bilden sich die Politiker eigentlich ein, bestimmen zu wollen, was Online berichtet werden darf und was nicht... :mad:

Noch eine Anmerkung: Ich finde ich in der Diskussion die Wortwahl sehr seltsam. Seit wann ist der Öffentlich - Rechtliche Rundfunk in Deutschland ein "Staatsfunk" (staatlich finanziert Anstalten, steht so im Spiegel - Online -Artikel)? Nicht vom Staat kommt das Geld, sondern vom Bürger.
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Wenn zwei Systeme ums Überleben kämpfen kann man wohl von ihnen nur schwerlich eine journalistisch ausgewogene Berichterstattung zum Thema erwarten. Was sich also bei den hier als 'fürchterlich tendenziös' bezeichneten Spiegel Online Artikeln finden lässt, kann man ähnlich bei entsprechenden Berichten der Öffis beobachten, dann freilich aus der Sicht der anderen Seite.

ARD-Feature "Quoten, Klicks und Kohle" - SWR-Redakteur Thomas Leif über den Kampf um die Zuschauer: http://www.swr.de/daserste/quoten-klicks-und-kohle/-/id=3436570/vbijck/index.html
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Wie immer, wenn es um einen selbst geht ist die Unabhängigkeit dahin. Ein neutraler Bericht zum Thema Gez ist von den ÖR genauso wenig zu erwarten wie ein übersichtlicher Ansatz der privaten zum Thema "Was darf der ÖR".

Auf der anderen Seite verwundert mich die immer stärker ausufernde Presse durch ÖR Sender. "Wissen macht Ah" oder "Sendung mit Maus" - zu X TV-Sendungen erscheinen Printmagazine. Über das Internetangebot aber regt man sich auf.

Gerade eine kostenlose Archivfunktion von Beiträgen im Bereich Doku und Info ist meiner Ansicht nach wünschenswert.

Die Wahrheit liegt in der Mitte. Wieviel ÖR brauchen wir wirklich und was ist zuviel. Über 20 TV-Sender incl. aller Digitalkanäle halte ich persönlich für übertrieben. Spätestens ein Hr. Lammert fordert dann aber wieder mehr Bundestagsdebatten im TV, Helmut Kohl schuf aus diesem Grund mal phoenix.

Natürlich möchten die Privaten den Werbekuchen am Liebsten für sich allein, jedoch braucht man noch x Dudelsender aus ÖR Hand wenn die Privaten es genausogut können. Warum gibt es keine Werbung auf den Kulturkanälen, es gibt Werbetreibende die genau diese Kundengruppe wollen.

In der Tat sind die Lobbygruppen riesig und zudem ineinander verpflochten und verbunden. Wer sich da vergreifen will verbrennt sich die Finger. Nach meiner Auffassung brauchen wir die ÖR auch im Netz incl. größer Archivfunktion.

Ob wir insgesamt soviel ÖR benötigen wage ich aber zu bezweifeln, nur Private tun aber gerade der politischen Meinungsbildung nicht gut.

Die Debatte ist jedoch nicht neu und wird die nächsten Jahre immer weiter geführt werden wie sie schon seit Jahren geführt wurde: ohne Ergebnis.
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

ARD-Feature "Quoten, Klicks und Kohle" - SWR-Redakteur Thomas Leif über den Kampf um die Zuschauer: http://www.swr.de/daserste/quoten-klicks-und-kohle/-/id=3436570/vbijck/index.html

Danke für den Link. Schade nur, das ich diese Sendung nach Plänen der Politiker in Zukunft gar nicht mehr hätte nachsehen dürfen ... ist ja schließlich schon mehr als sieben Tage her.

In Sachen Tendenz: Ich habe wegen eines technischen Problems meinerseits nur die ersten drei Teile angesehen ... da sind mir zwar auch einige tendenziöse Kommentare aufgefallen, grundsätzlich kamen aber wenigstens beide Seiten zu Wort.

Schön fand ich eine Aussage des Chefredakteurs von Spiegel Online: Man habe ja gar nichts gegen tagesschau.de, wie es im Moment ist ... Das Problem ist nur, das die Seite - wenn es nach Plänen der CDU geht - in Zukunft viel kleiner sein würde und auf Hintergrundartikel verzichten müsste.
 
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Wenn die Aufgaben der Öffis zumindest für den elektronischen Verbreitungsweg eindeutig geregelt würden fände ich das sehr begrüßenswert. Hier ergeben sich Möglichkeiten für zahlreiche Programme die nicht den Anspruch der Massentauglichkeit erheben müssen und wenn der Auftrag klar geregelt ist wissen wir auch wofür wir Gebühren zahlen sollen; Bei Nichterfüllung eines eindeutigen Auftrages kann man auch dagegen vorgehen, also erhoffe ich mir eine Qualitätssteigerung bei den Inhalten.
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Ich bin für den „Öffi und die elektronische Presse“, genau so wie ich für den privaten und die mechanische Presse bin. :D
 
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Eine Beschränkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunk empfände ich als Beschneidung meiner Informationsfreiheit. Denn: Ich wüßte kein anderes Medium, das mir 'kulturelle' und 'wissenschaftliche' Begleitdaten* derart gut aufbereitet anbietet.
Nicht, daß ich nicht auch in anderen Medien kulturelle Aspekte finden würde, aber zwei Dinge halte ich für entscheidend: Ich höre Radio, also setze ich mich, zumindest bei einem Kulturprogramm, mit dem auseinander, was ich dort höre. Zudem: Welche Postille will mir ggf. Berührungspunkte in meinem süddeutschen Dasein erklären? Da versagt ja schon eine große süddeutsche Tageszeitung in zunehmendem Maße.

-esta

* ich denke hier z.B. an die Websites des BR zur Astronomie ...
 
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Dazu lese man:

http://www.epd.de/medien/medien_index_55649.html


Interessant, wie bestimmte Szenarien für den vielbeschworenen DAB-Urknall sich nach diesem Referentenentwurf erledigt hätten. Oder sind die ganzen Positionspapiere dazu ohnehin nur für die Galerie und in Wirklichkeit soll der Kommi das Feld bestimmen?

Abseits vom Radio finde ich bemerkenswert, daß also der WDR seine Fernsehbeiträge im Zuge dieser berühmt-berüchtigten Kooperation praktisch an die WAZ verschenkt.
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Das ist aber ein vielschichtiges Thema welches du hier anreißt - Da liegen so viele Hintergründe und Motive im Dunklen und sind mehrere Entwicklungsszenarien denkbar; Ich frage mich ob Das nicht evtl. einen eigenen Thread verdient hätte?
 
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Was soll eigentlich der Begriff "elektronische Presse" bedeuten?
Nur weil der Zeitungsverleger sein bedrucktes Papier nicht mehr an den Mann bringen kann meint er das Internet sei sein neuer Verbreitungsweg und das einzig heilbringende Mittel für die Zukunft? Sollte man nicht eher erst mal das Hauptprodukt für die neuen bzw. weglaufenden Käuferschichten wieder attraktiv gestalten? Es hindert doch auch die Zeitungsverlegen niemand daran Videos ins Netz zu stellen, aber das dürfen sie natürlich ungehindert tun und wollen an dieser Stelle nicht kontrolliert werden. Die Verlage wollen sich einfach nur unliebsame Konkurrenz durch die Politik vom Hals schaffen lassen. Ihr wahres Problem werden sie dadurch jedoch nicht in den Griff bekommen, die Inhaltslosigkeit und Beliebigkeit der verschiedenen Blätter und den stetig sinkenden journalistischen Anspruch.

Beschimpfen Brockhaus und Co in gleicher Weise das "elektronische Lexikon" namens Wiki? Ich habe nichts davon mitbekommen.
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Beschimpfen Brockhaus und Co in gleicher Weise das "elektronische Lexikon" namens Wiki?
Sie würden es wohl machen, wenn Wiki nicht durch freiwillige Spenden finanziert würde, sondern durch eine von allen Internetnutzern zwangsweise zu erbringende Abgabe.

Daß das aber auch so schwer zu verstehen ist... :rolleyes:
 
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"Elektronische Presse" und Rundfunk sind einfach zwei verschiedene Schuhe, schon immer gewesen. Daher verstehe ich diese künstliche Aufregung wirklich nicht.

Wer das bessere Produkt hat gewinnt, so ist das auf einem Markt (auch auf einem subventionierten).
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Sie würden es wohl machen, wenn Wiki nicht durch freiwillige Spenden finanziert würde, sondern durch eine von allen Internetnutzern zwangsweise zu erbringende Abgabe.

Wikipedia ist in Deutschland meines Wissens nach ein gemeinnütziger Verein und genießt damit deutliche Steuervorteile gegenüber dem Brockhaus - Verlag. Also anders ausgedrückt: Durch meine Steuern wird Wikipedia unterstützt (und das ist auch gut so...). Eine "Zwangsabgabe"!

Also: Der Verglich ist durchaus berechtigt, auch wenn es insgesamt um weniger Geld geht.

Ist denn das so schwer zu verstehen :D
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse


Ganz hervorragender Artikel, der es auf den Punkt bringt:

Zitat: Als Staatsbürger hat er das Recht, mediale Aufklärung über Politik, Gesellschaft und Kultur, Inhalte abzurufen, wann immer er sich informieren will. Zumal er die Inhalte selbst bezahlt hat. Die Erinnerung in einer Demokratie - sie darf und muss länger währen als sieben Tage.
 
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Liebe User,

danke für die Beiträge. Um eines mal klar zu sagen: Ich bekenne mich zum Ö-R-Funk. Er ist eine wichtige Säule im Rundfunksystem, die ich nicht im Mindesten abgeschafft haben möchte. Ich bringe sogar den verhältnismäßig flachen Öffi-Angeboten Verständnis entgegen. Gerade weil sie Rundfunkgebühr kassieren, müssen sie viele Leute ansprechen. Solange die Bilanz insgesamt ausgewogen ist, trage ich Experimente à la "Sturm der Liebe" gerne mit.

Aber eines ist auch klar: Der Markt wird sich fundamental verändern, in welche Richtung ist noch nicht abschließend absehbar. Wir hatten an anderer Stelle rudimentär die Diskussion über die Finanzierung der Qualitätspresse. Was die Öffis vorhaben, und da meine ich mitnichten die Abrufbarkeit ihrer Sendungen, grenzt in der Tat an ein duales Pressesystem. Und da bekomme ich Bauchschmerzen.
Medien sind in unserem gesellschaftlichen System ein Machtfaktor und Macht gehört demokratischen Grundsätzen zufolge geteilt. Die größte Macht haben jene Medien, die flächendeckend erscheinen/ausgestrahlt werden.

Das wird in der einerseits konvergenten, andererseits zersplitterten Medienlandschaft des Digitalisierungszeitalters mehr denn je gelten. National betrachtet beeinflusst das Käseblatt aus Hinterkleinposemukel die Meinungslage kaum. Eine Süddeutsche, eine FAZ, eine BILD, ein Spiegel, eine ARD, ein ZDF wohl. Dabei tendiert der eine in die eine, der andere in die andere Richtung. Die ZEIT versteht sich als linksliberal, die FAZ gilt als eher konservativ, die taz als rot. Genau diesen außenpluralistischen Ausgleich brauchen wir.

Selbstverständlich macht es einen gewaltigen Unterschied, ob auf ein- und demselben Feld ein Spieler
auf eine gesicherte Finanzierung zurückgreifen kann, oder ob alle damit fertig werden müssen, dass die Werbe- und Lesermärkte zunehmend ausdifferenzieren werden. Die Öffis müssen sich hierbei "bloß" Gedanken darüber machen, dem System weiterhin eine Legitimitätsgrundlage zuzuführen. Die anderen werden zusätzlich ihr gesamtes Finanzkonstrukt neu aufstellen müssen. Und das könnte gewaltig zum Problem werden.

Die Öffis hätten in der Anfangszeit an die Leine gelegt werden müssen, in dem sie hätten einen klaren Auftrag bekommen müssen. Nun agieren sie auf einer rechtlichen Grundlage, die eigentlich ein Witz ist. Nun sind sie so machtvoll, dass dort kaum entgegengesteuert werden kann. Nun haben wir ein Bundesverfassungsgericht, dass offenbar nicht daran denkt, die Oberhoheit in dem Punkt dem zukommen zu lassen, der sie eigentlich innehaben sollte: dem Gesetzgeber. Das halte ich in Bezug auf den bevorstehenden Prozess einigermaßen für ein Problem. Wenn wir schon jemanden aufstellen, der machtpolitisch eigentlich bloß noch über informelle wechselseitige Interessenskollission im Zaum zu halten ist, dann wäre es dumm, die anderen Interessenslagen auszuschalten.

Genau das könnte aber passieren, wenn wir den Öffis die "elektronische Presse" uneingeschränkt erlauben, noch dazu in dieser unsicheren Lage. Diesen Konflikt hat der Spiegel gut beschrieben. Alles, was jetzt passiert, kann weitreichende institutionelle Auswirkungen haben. Und wenn die Qualitätspresse erst die Segel streicht, wird es noch schwieriger, den Öffis irgendetwas entgegenzusetzen. Und sei es nur, um die Entwicklung wieder rückgängig zu machen. Daher wundert es mich auch, dass es hier nicht wildere Diskussionen gibt.

Beste Grüße
Die Hexe
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Das bringt es eigentlich auf den Punkt:
Die Entstehung von Rundfunkstaatsverträgen gehört zu den besonders obskuren und demokratiefernen Abstimmungsprozessen in diesem Land.

Es beantwortet auch die Frage von "Kein-Radiomann":
Seit wann ist der Öffentlich - Rechtliche Rundfunk in Deutschland ein "Staatsfunk"?

Es ist ein Staatsfunk, weil der Staat seine schützende Hand darüber gelegt hat und ein Finanzierungsprivileg geschaffen hat, von dem alle anderen Medienunternehmen nur träumen können.

Aber Dutzende von Threads in diesem Forum und Hunderte von Postings beweisen, was Makeitso den Verstand raubt: "Es ist furchtbar schwer zu verstehen!"

Für mich ist nicht die Frage, ob die digitale Ausbreitung des ÖR nach irgendwelchen pseudo-grundversorgungsbegründeten Regeln erfolgt, sondern ganz generell, ob die Politik die Geister, die sie mit der Schaffung des ÖR-Systems in den Anfangsjahren der Bundesrepublik rief, je wieder in die Flasche zurückstopfen kann. Ich fürchte nein!
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Für mich ist nicht die Frage, ob die digitale Ausbreitung des ÖR nach irgendwelchen pseudo-grundversorgungsbegründeten Regeln erfolgt, sondern ganz generell, ob die Politik die Geister, die sie mit der Schaffung des ÖR-Systems in den Anfangsjahren der Bundesrepublik rief, je wieder in die Flasche zurückstopfen kann. Ich fürchte nein!

Das werden die Politiker auch kaum wollen, da die Privatsender nicht bereit sind ihnen "genügend" Sendezeit für ihre Sommer- und sonstigen Theater zu gewähren. ;)
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

@BlueKO

Das spräche je für die These, dass die Privatsender an dieser Stelle eine bessere Antenne für öffentliches Interesse und tatsächliche Relevanz eines Themas hätten, als die Öffentlich-Rechtlichen.
 
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Das mag in Teilen vielleicht sogar zutreffen.
Aber sind J.Lo, Pamela Anderson, Brittney Spears und Knut wirklich wichtiger als die Rentenreform?
Der Privatfunk setzt da leider die Prioritäten zu sehr im Boulevard und ist sich seiner gesellschaftlichen Aufgabe offensichtlich nicht bewußt.
 
AW: Der Öffi und die elektronische Presse

Aber sind J.Lo, Pamela Anderson, Brittney Spears und Knut wirklich wichtiger als die Rentenreform?

Sind sie sicher nicht. Aber wenn man sieht, wie solche wichtigen Themen von der öffentlich bestellten Dummschwatzriege mit Kerner, Will und Co. allabendlich zu sinnlosem Floskelbrei zerredet werden, wünschte man sich, das Fernsehen würde konsequenterweise 24h nur noch Paris Hilton und Co senden.

Die meisten Radioprogramme machen es ja nicht besser. Servicewellen.... :D Der Einwand, auf Bayern 2 oder dem Deutschlandradio setzt man sich noch seriös mit solchen Themen auseinander, entgegne ich, diese Programme machen nur wenige Cent eines Monatsbeitrages aus, den ich entweder für diese Leistung gerne zahlen oder notfalls auf seriöse Rundfunkangebote ganz verzichten würde - die Alternativen sind da.
 
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