Frage an Mixer-Experten

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

radiofan9

Benutzer
Hallo!

Ich habe folgendes Problem: Ich möchte gerne mal wieder einen klassischen, gebauten Beitrag (keine Mod) erstellen.

Dazu habe ich:
- Gesprochenen Text
- O-Töne
- Musik
- evtl. Geräusche

Ich möchte alle 3 bis 4 Teile ansprechend zusammenmischen und habe das so noch nicht gemacht. Wichtig ist mir, dass ich zB Musik anspiele, dann den ersten O-Ton langsam einblenden kann (und dabei die Musik langsam ausfaden kann), Musik wieder lauter, dann das gleiche bei meiner Sprechspur usw.
Kann ich das langsame Faden komplett über eine Software lösen? (Ja, kann ich, das weiß ich auch. Aber ist es nicht schöner, genauso schnell und genauso stark ein- und ausblenden zu können, wie man das selbst möchte und geht DAS nicht auch mit einem Mischpult ganz gut?)
Daher meine Frage: Ich bin nicht erst seit gestern Hörfunkjournalistin. Aber habe bislang sehr wenig bis gar nicht gemischt. Welches Mischpult ist gut und günstig für mich und meinen PC (Vista)?
Zweite Frage: Wenn Ihr eine Software-Lösung bevorzugen würdet, welche käme da in Frage, die bei mehreren (4-5!) Spuren ansprechende Ergebnisse liefert und auch noch einfach und schnell zu bedienen ist?

Danke für Eure Hinweise
Eure Sandra

P.S.: Stelle mir eigentlich vor, alles Spuren laufen zu lassen und dann jeder Spur an entsprechender Stelle mit einem Regler einzublenden oder auszublenden und das ganze dabei aufzunehmen. Geht das so, bzw macht man das so?

P.P.S.: Kann ein Program auch autoamtisch Spur 1 langsam runterfaden, wenn das Programm sieht, dass auf Spur 2 gerade ein O-Ton, bzw. eine Sprachsequen folgt? Das wäre super und würde mir schon reichen. Außerdem müßte ich natürlich Teile von Spuren innerhalb einer Spur verschieben können, damit ich nicht für jede Sache eine neue Spur aufmachen muss.
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Du kannst jede Tonquelle auf einen Regler am Pult legen und die ganze Sache "live" fahren, also 1:1, und läßt an der Pultsumme eine Aufnahme mitlaufen. Vorteil: Du brauchst Dich nicht um Software zu kümmern und kannst je nach Ausstattung Dein bisheriges Equipment verwenden. Nachteile: machst Du bei der Abmischung nur den geringsten Fehler, kannst Du komplett von vorne anfangen. Weiterer Nachteil: Du brauchst so viele Wiedergabegeräte wie Du Quellen hast.

Besser ist die Mischung im Computer. Du spielst alle Quellen (Betten, Töne, Geräusche, Texte...) ein und speicherst jeden Take für sich ab. Dann ziehst Du das ganze in einen Mehrspureditor deiner Wahl (z.B. Multitrack-Editor von DAVID oder Adobe Audition oder Pro Tools oder was immer Du oder Dein Sendung zur Verfügung hat) und ziehst Dir die Audios an die Stelle, an die sie gehören.

Einem Unerfahrenen beizubringen, wie man ein Mastering macht, ist eine ziemlich schwere Aufgabe. Nicht umsonst gibt es für sowas Tontechniker, deren täglich brot es ist, solche Produktionen abzuwickeln. Wenn Du von sowas keine Ahnung hast, könnte es sein, daß Du Dich schnell damit überfordert siehst, denn es braucht hier nicht nur eine entsprechend großzügige Ausstattung (mit einem Mischpult ist es nicht getan - was Du brauchst, ist die "Denke" und das Händchen dafür), sondern eben auch das handwerkliche Geschick und ein bißchen Routine.
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Hallo Sandra,

zunächst: den ganzen Automatikkram, wie Du ihn Dir vorstellst, kannst Du vergessen. Dann fülle lieber Deinen Mehrspureditor (Samplitude 8 ist nützlich und günstig, ProTools gut und teuer, wenn's nichts kosten soll, dann eben Audacity) mit den verschiedenen Elementen und zupfe die Lautstärke mit der Hand zurecht.

Kurz umrissen – beim Zusammenfahren gibt es mehrere Möglichkeiten, je nach Hardware: Entweder Du hast einen einzigen (Stereo-) Ausgang am Pult, dann muß die Mischung gleich sitzen, oder Du mußt halt neu ansetzen. Dies ist der Normalfall. Mit einem aufwendigeren Pult mit entsprechend vielen Summen kannst Du jedem Element (Atmo, Musik, Sprache...) eine eigene Aufnahmespur zuordnen, dann kannst Du hinterher in der Mischung noch was ändern. Oder Du benutzt so ein Scheinmischpult ("HUI") für den Mehrspureditor.


Gruß TSD
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Das ließe sich evtl. mit mAirList machen und einer externen Tastatur für die Cartwall. Man kann ja da auch Knöpfe belegen, dafür, dass ein Element der Cartwall ein- oder ausgeblendet wird. So lässt sich das relativ unkompliziert lösen. Es müssen nur alle O-Töne, Geräusche, Voicetracks, Musikbetten, etc. in die Cartwall geladen werden. Das Ganze kann man dann sehr schön als Ganzes aufzeichnen.

Noch eine kleine Freeware-Empfehlung: Eine abgespeckte Samplitude-Version ist der Music Maker (beide aus dem Hause Magix). Den wiederum gibt es als "Basic Edition" mit nur geringfügigen Einschränkungen und einigen visuellen Werbeeinblendungen. Hier der Link. Wenn's kostenlos sein soll, dann ist das eine wirklich gute Variante.
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Wobei das keine saubere Lösung ist. mAirList ist eine Sendeablaufsteuerung, die, um in der hier gewünschten Weise zu funktionieren, einer aufwendigen Von-Hand-Konfiguration bedarf. Die Lösung mit einem mehrspureigen Soundbearbeitungsprogramm dürfte hier wohl die einfachste und zweckmäßigste sein.
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Daher meine Frage: Ich bin nicht erst seit gestern Hörfunkjournalistin. Aber habe bislang sehr wenig bis gar nicht gemischt. Welches Mischpult ist gut und günstig für mich und meinen PC (Vista)?

Für solche Aufgaben nimmtst du am besten eine Multitrack-Software (es gibt unmengen davon, Entscheidung schwierig) und einen passenden Cotroller. Das sind Hardware-Regler, die die Multitrack-Software steuern. Das Mischpult befindet sich dabei im PC, ließe sich also auch komplett mit Tastatur&Maus steuern. Da man aber mit echten Reglern wie du richtig vermutest viel schneller und intuitiver arbeiten kann gibt es viele entsprechende Geräte, angefangen bei einzelnen Kanälen bis hin zu riesigen "Pulten".

Eventuell hilft dir ein einzelner Kanalzug mit Motorfader schon weiter. Damit kannst du in der Multitrack-Software einen Kanal auswählen, dessen Lautstärkekurve (etc...) du dann während des Abspielens mit dem Fader bearbeiten kannst.

Beispiel: http://www.thomann.de/de/frontier_alphatrack.htm

Was die Softwareauswahl angeht ist es mir unmöglich eine Empfehlung zu geben, da es unzählige Programme gibt in allen Preisklassen. Wir setzen im Sender Audition ein, wobei einige Redakteure, die andere Software gewohnt sind, aber auch heftig drüber fluchen.
Die Arbeitsweise mit all diesen Programmen ist aber eigentlich gleich, hat man sie einmal verstanden kann man sich relativ schnell in fast alle DAWs (Digital Audio Workstation) einarbeiten. Da solltest du evtl. mal ein Buch zu lesen oder einen Kurs besuchen.

Gruss, m.
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Das ließe sich evtl. mit mAirList machen und einer externen Tastatur für die Cartwall...
Dies zum Thema 1:1-Zusammenfahren. Letztlich ist es aber egal, woher Dein Adiomaterial kommt: Aus der Ausspielsoftware, der Cartwall, von CD, vom Band oder sonstwoher. Wichtig ist Fernstart auf allen Kanälen. Und eine gründliche Vorbereitung. Da bist Du mit der Im-Mehrspureditor-zusammenfrickel-Methode wahrscheinlich günstiger dran.


Gruß TSD
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Sehe ich auch so. Auch im Mehrspureditor kannst Du die Blenden mit etwas Mühe so "fahren", wie Du willst. Da sollte es immer die Möglichkeit geben, mehr als Anfangs- und Endpunkt der Blende vorzugeben.

"Live-Zusammenfahren" von mehreren Elementen verlangt Echtzeit-Konzentration, mindestens so viele Ausspieler wie Elemente, die gleichzeitig oder kurz nacheinander "dran" sind (Soundkarten-Ausgangskanalzahl, Mixer-Kanalzahl) sowie eine zweite Soundkarte (oder eine richtig gute in Vollduplex) zum Aufnehmen der Summe. Dann doch lieber gleich im Rechner, auch wenn das Feeling einer live gefahrenen Sendung dabei nicht zustandekommt.

Zu Senkelzeiten hätte man sowas vermutlich auch nicht in Echtzeit mit n Bandmaschinen, sondern mit etwas Vorbereitung, n einzelnen Bandstücken und einer Maschine sowie einer Bandschere gemacht. ;)
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Du irrst, lieber Waver. Schließlich wurden auch schon zu Senkelzeiten Atmos oder Musiken unter Beiträge gelegt. Man kam bei solchen Produktionen also um 3 ≤ n < 6 Bandmaschinen nicht herum.


Gruß TSD
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Womit zwei weitere Dinge erläutert wären: Warum man früher so viele Produktionsstudios brauchte (wie war das; P13 und P14? schon wieder alles vergessen...) und daß man sich ein komplettes solches zu Hause aufbauen müßte, wenn man unbedingt mit dieser Methode arbeiten wöllte.


Worauf man auch noch eingehen könnte:

Stelle mir eigentlich vor, alles Spuren laufen zu lassen und dann jeder Spur an entsprechender Stelle mit einem Regler einzublenden oder auszublenden und das ganze dabei aufzunehmen. Geht das so, bzw macht man das so?

Nein, macht man nicht so.

Man lädt die einzelnen Takes in die Mehrspurumgebung und zieht sie an die Stelle, ab der sie laufen sollen. Das entspricht im Vergleich mit den guten, alten Zeiten, als noch richtig Rundfunk gemacht wurde (Ironieanzeiger bitte nach Bedarf selbst einsetzen) dem Moment, in dem der Zuspieler (im Zweifelsfall eine Bandmaschine) gestartet wurde.

Dann bearbeitet man die Hüllkurve des jeweiligen Takes dergestalt, daß man die gewünschten Ein- und Ausblendungen erhält. Das entspricht im Vergleich zu früher dem Ziehen des Reglers auf dem Pult.

An beiden Vorgängen kann man nun feilen, bis der Mix perfekt ist. Ich denke, das muß man sich einfach durch Herumprobieren selber erschließen; selbst herausfinden, was gut klingt. Das ist nämlich wirklich ein bißchen Kunst.


Kann ein Program auch autoamtisch Spur 1 langsam runterfaden, wenn das Programm sieht, dass auf Spur 2 gerade ein O-Ton, bzw. eine Sprachsequen folgt? Das wäre super

... und dürfte sich ungefähr so toll anhören wie der Dorf-DJ mit der Duckingfunktion in seinem Beschallungsmischpult.


und würde mir schon reichen

Es ist nur traurig, was heutzutage oft so „reicht“.


Außerdem müßte ich natürlich Teile von Spuren innerhalb einer Spur verschieben können, damit ich nicht für jede Sache eine neue Spur aufmachen muss.

Kommt aufs Programm an. Audacity kann das angeblich nicht, da muß man wohl wirklich für jeden Take eine eigene Spur aufmachen. Andere Programme können das durchaus, da braucht dann nur in verschiedenen Spuren zu liegen, was tatsächlich zusammengemischt werden soll. Deshalb kommt man da bei „einfachen“ Stücken auch mit drei Spuren hin, weshalb bestimmte Programme eben nur diese drei Spuren haben.


Ansonsten würde ich evtl. doch mal prüfen, ob es nicht möglich ist, im Funkhaus ein Studio zu buchen, dort das Material hinzuschleppen und den Beitrag mit einem Techniker zu produzieren. Kostet zwar die Selbstbeteiligung, ääääh, wollte sagen, Eigenproduktionszulage (falls es sowas gibt), aber wenn man ansonsten völlig bei Null anfängt und überhaupt keine Erfahrungen in der Produktion mit dem Mehrspureditor hat ...
 
AW: Frage an Mixer-Experten

[...] Dann fülle lieber Deinen Mehrspureditor [...], ProTools gut und teuer, [...]

Ich hab jetzt nicht nochmal nachgeguckt, aber vor ein paar Jahren gab es mal ProTools Free - im Prinzip eine noch "leichtere" Version von ProTools LE, beschränkt auf 8 Spuren und natürlich ohne die schicken Plugins, wenn ich mich recht erinnere - aber ansonsten voll funktionsfähig, auch Abspeichern ging ohne Einschränkung. Aber wie gesagt, ich weiß nicht, ob Digidesign das noch so anbietet, ich bin schon vor längerer Zeit auf die nächste Stufe (ProTools LE) umgestiegen - so um 2003/2004 rum gab's das jedoch sowohl für Mac als auch für PC zum Runterladen.

NLE (Nichtlineare Editierung) ist natürlich nicht ganz einfach, da hat K 6 völlig recht - aber ich bin auch Autodidakt und ich habe, nachdem mir Wavelab zu klein wurde, mit ProTools Free meine ersten Gehversuche im Mehrspurbereich gemacht und bin an sich ganz gut damit zurecht gekommen.

LG

McCavity

Ergänzung: Hab doch grade nochmal nachgeschaut - offensichtlich ist ProTools Free als eigenständiges Produkt eingestellt worden. Kompatibel war es damals mit Windows 98 / ME, bzw. MacOS 9 - Unterstützung für XP / MscOS X hat es nie gegeben. Begründung von der Digidesign-Seite: ProTools LE wird mit jedem M-Audio-Produkt vertrieben, die wohl schon recht günstig starten mit dem Preis... kann man drüber denken, wie man will, ich fand den kostenlosen (nicht an Hardware gebundenen) Einstieg damals klasse. Vielleicht hat ja noch wer das Archiv rumfliegen ;)
 
AW: Frage an Mixer-Experten

Audacity kann das angeblich nicht, da muß man wohl wirklich für jeden Take eine eigene Spur aufmachen.
Ja, saublöd und unbrauchbar! Allerdings ist der Makel ab Version 1.3 behoben, so daß man inzwischen auch damit normal arbeiten kann.


Gruß TSD
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben