Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

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OnkelOtto

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Die klassischen, vom Berufssprecher vorgetragenen 5-Minüter ohne O-Ton sind bei immer weniger Sendern zu hören. Jeder Programm-Relaunch bringt neue Nachrichtenformate; die reinen Textnachrichten scheinen auszusterben. Ist diese Nachrichtenform tatsächlich überholt?
Was denkt die Gemeinde?
 
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die frage, die für mich noch zu klären wäre, bevor ich die frage beantworten könnte ist: bringen die reinen textnachrichten in der summe mehr informationen rüber?
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Ohne es wissenschaftlich untersucht zu haben:
Mein Eindruck ist, daß die klassischen 5-Minuten-Nachrichten einen höheren Informationsgehalt haben als jede andere Nachrichtenform.
Natürlich macht es mehr Spaß und ist "einfach mehr Abwechslung" wenn außer dem Anchor zwischendurch auch andere Stimmen zu hören sind, aber die werden in ihren zusammengeschnittenen Häppchen keine andere Information vermitteln können als der einsame Sprecher im Studio.
Das Problem wird sein, daß die Hörerschaft immer weniger gewillt (oder in der Lage ist) dem Menschen am Mikrofon 5 Minuten lang zuzuhören. Ich finde diese Entwicklung bedauerlich.
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

klassische nachrichten in zeitgemässer form, knackig und verständlich mit seriösem klangbild, gerne mit o-tönen, sind zu begrüssen. wer sich prinzipiell nicht für das zeitgeschehen interessiert, der hört weder bei trockenen 5-minuten nachrichten, noch bei 1:30-news mit musikbett zu.
 
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Ja, ich will. Natürlich kommt es auch darauf an, in welchen Umfeld; so wären klassische Nachrichten beim Popdudler (bei dem ja Information per Definition keinen Vorrang hat) eher fehl am Platz. In einer Kulturwelle jedoch oder, noch wichtiger, auf dem Nachrichtenkanal – wo ich ja ohnehin für den Rest dedr Stunde O-Töne und BmEs um die Ohren gehauen bekomme – halte ich sie für unabdingbar.


Gruß TSD
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Der "O-Ton-Markt" ist mittlerweile so übersättigt und O-Töne sind (technisch) weltweit so leicht verfügbar (O-Ton-Service, Korrespondentennetz, vom Fernsehen runterschneiden, im Internet klauen und was es sonst noch an Möglichkeiten gibt), dass es fast sträflich wäre, keinen Gebrauch von O-Tönen zu machen. Sie geben den Nachrichten nicht nur Authenzität, sondern sorgen auch für akustische Abwechslung.
Deshalb glaube ich nicht, dass man ihren Wert und Sinn nur danach bemessen sollte, ob sie eine Zusatzinformation oder den echten Beleg für eine Nachricht liefern, sie sind ganz einfach auch ein Layout-Element. Mit Verstand eingesetzt verbessern sie m. E. die "klassischen" trockenen Nachrichten, die aber in jedem Fall jeder Modeschnickschnack-Variante vorzuziehen sind. Das größte Übel sind für mich die Musikbetten, egal wie gut gemacht sie sind. Das ist ein absolutes Störelement, etwa so, als wenn meine Tageszeitung anfangen würde, das Zeitungspapier mal rosa, mal grün, mal hellblau einzufärben.
 
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Ohne es wissenschaftlich untersucht zu haben:
Mein Eindruck ist, daß die klassischen 5-Minuten-Nachrichten einen höheren Informationsgehalt haben als jede andere Nachrichtenform.

Ich unterstreiche es mal so (ohne es ebenfalls wissenschaftlich untersucht zu haben):
Auf jeden Fall haben sie keinen niedrigeren Informationsgehalt als die Nachrichten mit O-Tönen. In der Regel (mein subjektiver Eindruck) wiederholen die Reporter das meiste lediglich und geben erst in den letzten ein, zwei Sätzchen ein bisschen mehr wieder als der Nachrichtensprecher im Studio ohnehin schon gesagt hat.

Ich persönlich befürworte die 5-Minuten-Nachrichten ohne O-Töne. Ich begrüße sogar die klassischen 8- bis 10-Minuten-Nachrichten beim Deutschlandfunk, wo noch eine Übersicht am Anfang und Ende des Nachrichtenblocks mit den drei wichtigsten Schlagzeilen verlesen wird. Gut, bei einem Hitdudler bzw. einer Nebenbeihörstation passen sie wohl nicht so gut hin, aber zu Infowellen wie WDR 5 oder Deutschlandfunk durchaus. Meiner Meinung nach auch zu Wellen für die ältere Zielgruppe wie WDR 4, NDR 1 und Co., da ich davon ausgehe, dass diese Menschen im Schnitt eher am Weltgeschehen interessiert sind als jüngere. Ich höre Nachrichten auch intensiver und schätze daher o. g. Variante sehr.
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Wenn der O-Ton einen echten Mehrwert bringt, ist sein Einsatz motiviert: Primär-O-Ton oder Korri-Augenzeugen-Bericht. Wenn der O-Ton nur in die Sendung genommen wird, um Formatvorgaben zu erreichen "Mindestens 2 O-Töne, einen mit Regionalbezug", ist er m.E. fragwürdig. Als Hörer fühle ich mich am besten durch "Klassische" informiert.
 
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Ohne es wissenschaftlich untersucht zu haben:
Mein Eindruck ist, daß die klassischen 5-Minuten-Nachrichten einen höheren Informationsgehalt haben als jede andere Nachrichtenform.

Muss das denn so pauschal beantwortet werden? Ich habe z.B. gestern aus O-Tönen von Gesine Schwan mehr über das Gemüt der Dame erfahren als in einem indirekten Zitat eines Sprechers.
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Ich habe z.B. gestern aus O-Tönen von Gesine Schwan mehr über das Gemüt der Dame erfahren als in einem indirekten Zitat eines Sprechers.

Super Argument, das im Nachrichten-Alltag gar nicht so zum Tragen kommt. Die Gefühlslage einer Person der Zeitgeschichte kann nur der Primär-O-Ton liefern. Das kann auch der beste Berufssprecher nicht transportieren. Bedenkenswert...
 
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Ich denke auch, dass der O-Ton in bestimmten Situationen unschlagbar ist.
Man denke dabei an Kennedy in Berlin oder auch die legendäre Schabowski Pressekonferenz zur Öffnung der Mauer. Sowas kann kein Sprecher der Welt so rüberbringen.
 
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Richtig, aber solche O-Töne müssen doch nicht zwangsläufig in den Nachrichten stattfinden.


Gruß TSD
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Stimmt schon, aber ich muss zugeben, dass ich noch nie darüber nachgedacht habe, dass so mancher O-Ton ja auch einen Sub-Text liefern könnte, der durchaus informativ ist und einen Zusatzaspekt zu einer Person bringt
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Der "O-Ton-Markt" ist mittlerweile so übersättigt und O-Töne sind (technisch) weltweit so leicht verfügbar (O-Ton-Service, Korrespondentennetz, vom Fernsehen runterschneiden, im Internet klauen und was es sonst noch an Möglichkeiten gibt), dass es fast sträflich wäre, keinen Gebrauch von O-Tönen zu machen. Sie geben den Nachrichten nicht nur Authenzität, sondern sorgen auch für akustische Abwechslung.
Deshalb glaube ich nicht, dass man ihren Wert und Sinn nur danach bemessen sollte, ob sie eine Zusatzinformation oder den echten Beleg für eine Nachricht liefern, sie sind ganz einfach auch ein Layout-Element.

O-Töne zu verwenden, nur weil man unbedingt O-Töne verwenden will/muß halte ich für völlig daneben. Entweder der O-Ton gibt einen echten Mehrwert ("Gefühlslage") oder er ist verzichtbar.
Und gerade aus dem Internet "geklaute" Töne haben oft technisch eine derart minderwertige Qualität, daß sie bei schlechten Abhörbedingungen (z. B. im Auto) unverständlich sind. Sobald ich sowas höre, schalte ich Reflexartig auf ein Wortprogramm, das mich von derlei Mist verschont oder werfe bei Lust auf Musik ne Kassette oder was digitales rein.

Wenn schon Nachrichten mit (guten, tragenden) O-Tönen, dann aber bitte länger als fünf Minuten. Sonst wirds entweder gehetzt, wichtiges weggelassen oder die Töne werden so kurz, daß sie keinen Mehrwert bieten können.
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Wenn schon Nachrichten mit (guten, tragenden) O-Tönen, dann aber bitte länger als fünf Minuten. Sonst wirds entweder gehetzt, wichtiges weggelassen oder die Töne werden so kurz, daß sie keinen Mehrwert bieten können.
Die Tendenz wird wohl immer weiter in diese Richtung gehen - vor allem in den ARD-Infoprogrammen: Längere Nachrichtenblöcke mit Korri-Einspielungen, Primär-O-Tönen, vielleicht auch redaktionellen Einordnungen ("Erläuterungen").
Womit wir aber vor der Gratwanderung stehen: "Was ist noch Nachrichtensendung, was ist schon wieder Programm?".
Was einst ein klar definierter Nachrichtenblock war, ist dann ein Mikrokosmos innerhalb der Welle, der im Kleinen das tut, was das Gesamtprogramm auch macht. Zumindest was die reine Info-Welle betrifft, halte ich klassische Nachrichten für sinnvoller.
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Kassette: Bei den Phoeniziern im 3. vorchristlichen Jahrhundert genutzter, rundlicher Steinkrug zur Aufzeichnung von Schallwellen.
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Kassette: Bei den Phoeniziern im 3. vorchristlichen Jahrhundert genutzter, rundlicher Steinkrug zur Aufzeichnung von Schallwellen.

:wow:

Zumindest was die reine Info-Welle betrifft, halte ich klassische Nachrichten für sinnvoller.

Volle Zustimmung! Wer O-Töne hören möchte, kann auf die anschließende Informationssendung zurückgreifen. Dort entsprechende Mitschnitte zu verwenden, halte ich für wesentlich sinnvoller, zumal sie hier nicht in einem solch engen Zeitkorsett eingepfercht werden müssen.
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Was einst ein klar definierter Nachrichtenblock war, ist dann ein Mikrokosmos innerhalb der Welle, der im Kleinen das tut, was das Gesamtprogramm auch macht. Zumindest was die reine Info-Welle betrifft, halte ich klassische Nachrichten für sinnvoller.
Das kann ich im Falle der Infowelle voll und ganz unterschreiben. Bei einer Servicewelle hörte ich auch gerne O-Ton-Nachrichten, wären sie nicht in ein zu starres <4min-Zeitkorsett gepresst. Gerne auch mal sieben oder acht Minuten lang, ohne Trenner, ohne Bett, ohne Hetze.

[OT]
Wichtel schrieb:
Ralle_Köln schrieb:
[...] schalte ich Reflexartig auf ein Wortprogramm[...] oder werfe bei Lust auf Musik ne Kassette [...] rein.
Ne was?
Ich bin froh, alle meine liebevoll zusammengestellten Mixtapes behalten zu haben. Ein Griff in die Kassettenkiste fördert das ein oder andere musikalische A-ha-Erlebnis zu Tage (jetzt nicht speziell auf die norewgische Band bezogen)...
Durch gute Lagerung in akzeptabler Qualität, länger nutzbar als meine ersten CD-Rs von 1996.
[/OT]
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Gerade seit langer Zeit wieder Onkel Otto gehört und auch darüber nachgedacht. Mir waren es zu viele O-Töne. Da hätte der Sprecher mir viele Dinge verständlicher sagen können, ohne dass ich mich auf auf all die unterschiedlichen Stimmen einstellen muss, die versuchen, mir etwas mitzuteilen. Die Hälfte der Töne wäre ausreichend gewesen.
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

Das, was der Korrespondent in den O-Ton-Nachrichten da sagt, könnte genausogut auch vom Nachrichtensprecher kommen.* Der Unterschied ist im wesentlichen, dass bei reinen Sprechernachrichten diese aus einem Guss kommen und man auf Zusätze wie "aus Kuala Lumpur Hitradio-XY-Reporterin Jasemine Schießmichtot" verzichten kann. Von daher empfinde ich rein gesprochene Nachrichten als wesentlich angenehmer als O-Ton-Nachrichten. Was eine bestimmte Person in einger bestimmten Person fühlt, kann möglicherweise durch einen O-Ton besser transportiert werden; aber solche Meldungen machen zum einen nur einen geringen Teil aller Nachrichten aus und sind unter Hard-News-Aspekten eigentlich auch irrelevant.

O-Töne in den Nachrichten haben aus meiner Sicht vor allem die Funktion, die Nachrichten kompetenter wirken zu lassen (ohne dies inhaltlich beweisen zu müssen) und sie abwechslungsreicher zu gestalten. Beides ist programmlich, nicht journalistisch bedingt.

Korrespondentenberichte und O-Töne gehören meiner Meinung nach in die Zeitfunkmagazine bzw. heute die Infostrecken der Inforadios. Meine Meinungs hierzu mag aber möglicherweise auch dadurch beeinflusst werden, dass ich diese Zeitfunkmagazine noch regelmäßig konsumiere und damit wohl zu einer aussterbenden Minderheit gehöre.


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* daher auch der - heute eigentlich überflüssige Brauch - bei vielen Sprechernachrichten, die Meldung mit einer Ortsangabe zu beginnen. Ursprünglich war das tätsächlicher der originale Korri-Text, der da vorgelesen wurde. In der Zeitung steht das ja heute auch noch oft.
 
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Das, was der Korrespondent in den O-Ton-Nachrichten da sagt, könnte genausogut auch vom Nachrichtensprecher kommen.

Das ist dann aber schlecht gemacht: Der Vorteil des Korrespondenten liegt gerade darin, dass er eine andere Rolle einnimmt. Er ist der Experte "vor Ort" und kann in einem anderen Maße Einordnungen und Interpretationen vornehmen, als das dem Nachrichtensprecher möglich ist. Der muss sich nämlich auf Fakten beschränken, zumindest im ganz klassischen Stil - dass diese ursprünglichen Nachrichtenregeln mittlerweile aufgeweicht worden sind, steht auf einem anderen Blatt (Bsp. LaRoche: Erst der Fakt, dann die Faktendimensionierung - wer hält sich heute noch daran).
 
AW: Klassische Nachrichten - will die noch jemand?

und kann in einem anderen Maße Einordnungen und Interpretationen vornehmen, als das dem Nachrichtensprecher möglich ist. Der muss sich nämlich auf Fakten beschränken, zumindest im ganz klassischen Stil - dass diese ursprünglichen Nachrichtenregeln mittlerweile aufgeweicht worden sind, steht auf einem anderen Blatt
Och, da bin ich noch ganz konservativ: In die Nachrichten gehören Fakten und erstmal nur Fakten - Einordnungen und Interpretationen gehören in die längeren Info-Strecken. Dort sollten sie - da gebe ich Dir Recht - tatsächlich von jemand anderem gesprochen werden, um diesen Unterschied hervorzuheben.
 
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Für mich sind Nachrichten ohne O-Töne das gleiche wie eine Zeitung ohne Bilder.
Man muss es ja nicht gleich wie die Bildzeitung machen. Aber nur Text am Stück - im Print-Bereich undenkbar.
 
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