AW: Breaking News
Wenn dpa oder eine andere Agentur eine "Eilmeldung" verschickt, dann tut sie es in ihrer Funktion als "Vorlieferant", das heißt, um ihren Kunden, den Medien, zu signalsieren, dass hier was Wichtiges, Bedeutsames, höchstwahrscheinlich mit Aufwand Verbundenes aufzieht.
Nun obliegt es den so vorgewarnten Medien, zu entscheiden, ob sie ihr Routineprogramm unterbrechen und die Meldung als "Eil"-Meldung dazwischen schieben. Bei Sendern mit Halbstundennachrichten - und das ist inzwischen Standard - geht es um die Frage, ob man die Hörer noch 25 Minuten warten lässt oder nicht. Beziehungsweise, man kann die Meldung auch ohne "Eil"-Etikett zwischendrin anteasern und mit dem Hinweis "mehr um halb in den Nachrichten" dann etwas gründlicher ausformulieren.
Mein Eindruck ist, dass Eilmeldungen zunehmend als willkommenes akustisches Element verwendet werden, völlig ungeachtet ihrer tatsächlichen Relevanz.
Es hört sich doch einfach toll an, so ein Breaking-News-Jingle und dann die dramatische Unterlegmusik. Da merkt selbst der eingedudeltste Desinteressent immerhin kurz auf und hört mal ein paar Sekunden zu. Und der Sender bläst sich mächtig auf zu einem "Wichtig, Wichtig - Wir haben News-Kompetenz, Wir haben Eilmeldungen".
Ob die von XXL-Funk eingangs geäußerte Vermutung, hier habe eine Inflation eingesetzt, wirklich zutrifft, kann ich nicht beurteilen, weil ich dafür zu wenig verschiedene Sender höre. Aber was ich bestätigen kann, das ist die Willkür der Auswahl, bzw. die wachsende Banalisierung.