Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

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Hinhörer

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Der Thread Bestätigt: hr3 trennt sich von drei altgedienten Moderatoren! hat sich ja inzwischen zu einer ziemlichen Grundsatzdiskussion entwickelt, was ich auch sehr begrüße.

Um aber nicht zu sehr vom Ursprungsthema abzukommen, würde ich gern einen neuen Thread zu einem Seitenthema aufmachen. Bewogen dazu haben mich u a folgende drei Zitate:

Das hr 1 von heute ist ein Umfeld, in dem mir übel wird, das ich schleunigst verlassen muß. Vielen ehemaligen hr 1-Hörern geht es genauso. Das wäre kein Problem, wenn es eine Alternative gäbe, die am gleichen Ort genauso gut zu empfangen ist. Gibt es aber nicht. Man hat mit hr 1 ein weiteres Programm für eine bereits mehrfach überversorgte Bevölkerungsschicht geschaffen und läßt dafür andere wichtige Bevölkerungsschichten unversorgt und unbefriedigt zurück.

MA-Zahlen sind mir persönlich da herzlich wurscht. Ich habe lieber 10.000 Hörer, die zuhören, als 100.000, die das Radio an der Arbeit dudeln lassen und am Ende des Tages sowieso nichts wirklich gehört haben. Quoten bedeuten mir nichts. Und ich halte sie auch nicht für einen wirklichen Erfolgsmaßstab.

Was nicht durchformatiert ist, fällt durch.

Das liegt übrigens nicht an den bösen Beratern.
Die setzen dieses Teufelsprinzip lediglich um.

(Letzteres Zitat steht exemplarisch für eine weitverbreitete Meinung.)

Beim Durchdenken all der vielen guten Argumente pro und contra in den relevanten Threads bin ich vielleicht zum Kern des Problems vorgestoßen. Ich bin voll und ganz auf Radiowaves' und Armstrongs Seite, und mich hat auch Volker Rebells Aussage hier überzeugt:

Ich kann (und muss) diese Argumentation verstehen, obwohl ich immer dachte, dass es gerade am späten Sonntag-Abend, an dem aller Wahrscheinlichkeit nach die breite Hörerschaft sowieso nicht erreichbar ist - mit welchem Sendungskonzept auch immer - dass es in dieser Sendezeit möglich ist, eine qualifizierte Minderheit von hr3-Hörern für etwas ungewöhnlichere Inhalte jenseits des Alltäglichen zu interessieren.

Das Problem, das allem zugrundeliegt, ist, daß es für die "qualifizierte Minderheit", die "10.000 Hörer, die zuhören", die Hörer aus "wichtige[n] Bevölkerungsschichten" keine Daten gibt! Alles wabert im schwammigen, "gefühlten" Bereich - nichts, womit man Zahlenfetischisten überzeugen könnte. Und so würde ich mal vermuten, daß selbst ein Qualitätssendungen gegenüber wohlgesinnter Wellenchef wenig ausrichten kann, wenn er dem MA-"Argument", eine Null-Quote gemessen zu haben, nichts Adäquates entgegensetzen kann.

Es wird m E viel zu wenig beachtet, welche Ziele die MA erfüllen soll: Sie zählt die Hörer, bei denen das Radio lief, um daraus Werbepreise ableiten zu können. Ob die Sendung gut gefunden wurde, ob die Inhalte ankamen, wird nicht abgefragt, sondern - jetzt kommt das Gefährliche - einfach mal postuliert. "Erfolg" hat ein Sender in dieser Lesart, wenn er eingeschaltet war. Von wem auch immer und wie aufmerksam auch immer verfolgt.

Ich wünsche mir nun eine möglichst breite gesellschaftliche Diskussion, ob nicht für öffentlich-rechtliche Anstalten ein anderer Maßstab gefunden werden muß. Und bitte nicht das Argument "Kostet Geld!" oder "Wozu? Wir haben doch schon die MA?"

Der Vergleich mit den Zeitungen ist gar nicht so schlecht. Die FAZ, die Süddeutsche usw könnten vermutlich ihre Leserzahl deutlich erhöhen, wenn sie ein Konzept à la Bild umsetzten. Sie würden ihre Leserschaft zwar komplett austauschen, aber hätten dafür mal eben 1, 2 Millionen Leser mehr. Warum machen sie es nicht? Weil ihnen ihre Leser wichtig sind. Sie machen Zeitungen nicht für irgendwen, sondern eine klar abgegrenzte Schicht, die ich mal "gebildete Erwachsene" nennen will. (Den Terminus habe ich bei Ickler gelesen und finde ihn nicht schlecht.)

Wenn man nun einige (nicht unbedingt alle!) Wellen eines öffentlich-rechtlichen Senders auf eine ähnliche Zielgruppe ausrichten wollte, hätte man das gravierende Problem, den Erfolg nicht messen zu können. Bei den Kulturwellen "löst" man das dadurch, indem man die Quoten praktisch ignoriert.

Armstrong spricht aus, daß ihn (?) die Quoten nicht interessieren. Aber auch nur deshalb, weil sie das Falsche messen. Denn er sagt im nächsten Satz sehr wohl, daß er "10.000 Hörer, die zuhören" haben möchte. Insofern gehen alle Vorwürfe (wie man sie immer wieder mal liest), manche Macher seien nur auf dem Egotrip, und sie machen das Programm in erster Linie für sich selbst und an "den Hörern" vorbei, für mich ins Leere. Selbst wenn es sowas geben sollte, verallgemeinern würde ich es auf keinen Fall.

Nochmal: Wenn die MA 10000 Hörer ausweist, gibt es keine Möglichkeit zu erkennen, ob diese 10000 Hörer Nebenbeihörer waren (dann war es offenbar wirklich eine schlechte Sendung), oder ob es 10000 aufmerksame, gebildete Hörer waren (dann wäre es ein toller Erfolg und eines öffentlich-rechtlichen Programms würdig).

Ich würde Euch also ermuntern, darüber nachzudenken,

a) ob ein noch zu erfindender objektiver Maßstab für den Erfolg von Sendungen tatsächlich die Argumentation pro Qualität entscheidend verbessern könnte und
b) wie ein solcher Maßstab aussehen könnte (Hörerreaktionen, Befragungen, ...).

Ich hoffe auf eine möglichst fruchtbringende Diskussion...
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Guter thread. Zu den 10.000 Hörern:
Wenn es 10Tsd Hörer nachts sind, ist von GEWOLLT zuhörenden und BEWUSSTEN Radiohörern auszugehen. So wie bei den Beispielen WR und VR.
Ich hatte an anderer Stelle ja bereits gesagt, daß ich den Erhalt von Spezialmusiksendungen -eine Stunde vor Mitternacht, danach Umschaltung auf anderes Nachtprogramm- auch in einem "formatierten" Radio gut finden würde. Allein schon, um das Renommee von hr3 aufrecht zu erhalten. Warum nicht? VR hat in seiner zitierten Aussage Recht. Problem: Hier setzt man den Hebel ausgerechnet an den unwichtigsten Sendeplätzen an - wichtiger ist tagsüber.
Ich bin auch der Meinung, daß sich ÖR qualitativ von der privaten Konkurrenz unterscheiden sollten. Trotz evtl. Formatierung ... man kann ganz gezielt mit einer anderen Musikauswahl gegensteuern.
@Hinhörer: Du müsstest noch präzisieren, was Du an Verbesserungen und/oder "Qualität" verstehst. Inhaltlich, redaktionell, pro- oder anti-Format, wenn Format:welches, oder nur auf Musik bezogen?
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Wenn man nur über den ö/r-Rundfunk auch vor dem Hintergrund der Finanzierung nachdenkt - ob durch Gebühren oder vielleicht irgendwann eine Steuer -, kann ein Gedanke interessant sein:

Muß der ö/r-Rundfunk vornehmlich Inhalte produzieren, die unter Marktbedingungen - also vom Privatradio - aufgrund einer Quotenuntauglichkeit sonst nicht entstehen könnten? Heißt, der ö/r-Rundfunk kopiert nicht private Sender sondern füllt die Informations-, Bildungs- und Unterhaltungslücken (vgl. Grundversorgungsauftrag), die der Privatfunk aufgrund fehlender MA-Quote/Werbeeinnahmen offen läßt.

Die MA ist in diesem Szenario tauglich, um dem ö/r-Rundfunk aufzuzeigen, was nicht gesendet werden soll.

Man muß also unterscheiden, was eine MA (wie auch immer die dann aussieht) leisten soll: i) Quoten messen oder ii) Programmvorschläge liefern.

Punkt i) mag mehr schlecht als recht funktionieren, von ii) kann wohl keine Rede sein.

Hier ist letztlich jede ARD-Anstalt und eigentlich auch jeder Privatsender selbst gefragt. Nur, den schlauen coolen Radioberater ins Haus zu holen, ist der falsche Weg - das Ergebnis wird ja hier auch immer eifrig kritisiert.

Warum aber gelangt niemand zur der Idee, einen Ideenwettbewerb - es gibt ideelle Preise und keine Autos etc. zu gewinnen - für und mit dem Publikum zu veranstalten bzw. im Sender einen tatsächlich vorhandenen Kummerkasten einzurichten? Daraus lassen sich mindestens zwei Erkenntnisse ziehen. 1.) Welche Art von Sendung und mit welcher jeweiligen Häufigkeit das Publikum hören möchte und 2.) wie sehr sich das Publikum überhaupt für Programmveränderungen interessiert.

Von Punkt 2.) geht eine entscheidende Motivation aus. Wenn ein paar wenige Prozent Hörerbeteiligung das Ergebnis sind, kann man sich den Aufwand einer Programmreform schenken. Türmen sich aber Hörerreaktionen, dann ist zumindest klar, daß ein Bedarf an Veränderung besteht. Und dann ist wie in 1.) halbwegs i.S. der Meinungsforschung vorzugehen und es wird sich schon was ergeben.

Eigentlich ist das "common sense" aber der scheint flächendeckend abhanden gekommen zu sein.

Zur Illustration: Wenn man bei NDR 2 und SWR 3 einzig die Meinungen dieses Radioforums zu den Sendern nicht nur mitlesen sondern auch umsetzen würde, gäbe es in Deutschland zwei hammerhart endgeile Sender (pardon my French). Es sind ja oft nur die kleinen Stellschrauben, an denen herumgewerkelt werden muß. Passiert jedoch nicht. Warum?

Zu einer Hörerbefragung gehört auch die Bereitschaft von Rundfunkräten, Wellenchefs und anderen Entscheidern, die Ergebnisse umsetzen zu wollen und mithin die "Komfortzone" aus Benchmarking und Beratergeschwätz zu verlassen. Kurzum, es braucht Mut!

Hier schließt sich der Kreis: Ohne den Mut zur Veränderung ist jede MA, jede Befragung, jeder kreative Aufbruch eine einzige Ressourcenverschwendung. Nun klingt der Satz "ohne den Mut zur Veränderung" auch schon wieder nach Beraterblabla - man kann dieses System sicherlich nicht vollständig verlassen.

Noch ein Gedanke zur Qualitätsdiskussion: Womöglich geht es dabei um die Eigenschaften, "originell", "authentisch" und "glaubwürdig" Programm zu machen, die Spaßkultur durch eine Inspirationskultur (im weltlichen, nicht-esoterischen Sinn!) zu ersetzen. Der Hörer soll aus der Sendung "was mitnehmen" können, vom "war das schön" bis "habe ich gar nicht gewußt".
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Um konkreter zu werden: Mir würde es für den Anfang schon reichen, wenn alle (privat und ÖR) die dämlichen Gewinnspiele (immer zum Zeitpunkt einer Mediananalyse) streichen würden. Wenn es alle machen, hat kein Sender was davon, außer daß Zeit für Musik dabei draufgeht. Die Wirkung hebt sich gegenseitig auf.
(Ausnahme: Es gibt mal eine Mille cash Kralle zu gewinnen. Was macht dann aber die Ätherkonkurrenz :D)?
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Zitat von Hinhörer:
welche Ziele die MA erfüllen soll: Sie zählt die Hörer, bei denen das Radio lief, um daraus Werbepreise ableiten zu können.

Das ist schon mal die erste falsche Annahme. Die MA stellt überhaupt nicht fest, ob das Radio wirklich lief, sie fragt nur nach dem Bekanntheitsgrad bestimmter Sender.

An dieser Stelle hülfe nur eine technische Lösung: Jedes Ein- Aus- und Umschalten wird registriert.

Noch bedeutsamer ist der andere Hinweis von Hinhörer:
Ob die Sendung gut gefunden wurde, ob die Inhalte ankamen, wird nicht abgefragt, sondern - jetzt kommt das Gefährliche - einfach mal postuliert.

So potenzieren sich nämlich die Falschannahmen, welche Berater, Geschäftsführer und Intendanten dazu verleiten, ihr inhaltsleeres Formatradio für den Marktbrecher schlechthin zu halten.

Ersetzen wir mal "Radioprogramm" durch in ein anderes Produkt, zum Beispiel "Auto der Marke X":

Dann fragt die MA, ob man die Marke X kenne. Man bejaht, weil man in nervigen Werbespots und auf Plakatwänden stets davon hört und sieht und wiel die Marke X gerade durch Postwurfsendungen tolle Gewinnspiele anbietet.

Zweite Frage: Ob man mit "X" schon mal gefahren sei, wie oft man damit fahre, wie weit, wie lang etc.

Weil "X" genauso aussieht wie "Y" und "Z", kann man die drei gar nicht auseinanderhalten, und man denkt, wenn man nach "X" gefragt wird, dass es genau diese Marke gewesen sei, mit der man soundso oft und soundso weit gefahren ist. Als kreuzt man alles an.

Leider wird nicht gefragt: Wie waren Sie zufrieden? Wie hat das Auto funktioniert? Was haben Sie vermisst? "X" ist vielleicht eine Mistkiste, das will die Umfrage aber gar nicht wissen.

Ergebnis: Der Manager der Marke "X" sieht, dass alle seine Kiste kennen, dass alle damit gefahren sind, dass alles gut ist.
Und er baut das gleiche Modell in der gleichen Auflage nochmal...
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Es freut mich, dass diese Diskussion hier mal aufkommt. Ich hatte glaube ich im SWR3 Thread schon mal auf die "Währung" hingewiesen.

Es sind schon viele treffende Beispiele genannt worden und bei jedem Vergleich merkt man, dass die Art der Erhebung bei keinem Produkt ein tatsächliches Bild von der Beliebtheit zeichnet. Schließlich wird man nur gefragt, ob man das Programm kennt und wie oft man es hört. Hier liegt eben das Problem, wie schon richtig erkannt. Es wird nach Quantität und nicht nach Qualität gefragt. Was wäre also die richtige Lösung, um die Qualität zu messen und damit gleichzeitig einen Anreiz für die Sender zu schaffen? Ganz klar: Es müsste auch nach Qualität gefragt werden. Notenskala von 1-6. Darunter kann sich jeder etwas vorstellen. Diese Erhebung müsste als zweiter Pfeiler in die MA einbezogen werden. (Es sollte Unternehmen ja interessieren was die Leute für eine Meinung über die Plattform haben, auf denen ihre Produkte präsentiert werden. Schließlich wird ja heute angenommen, dass das alles wichtig sei.) Das würde, denke ich, schnell dafür sorgen, dass Sender wie SWR3 zwar bei den Reichweiten weit vorne sind, aber bei der Note vielleicht bei einer 3 rangieren. Das könnte zum Umdenken führen.

Ich bin auch der Meinung, dass man dieses System (zunächst) auf die ÖR anwenden sollte. Schließlich haben sie ja ihren berühmten Bildungsauftrag und sollen nicht Gebühren für Blödsinn verschleudern - das wird aber derzeit all over Germany getan. Hier muss eine Notbremse gezogen werden, so oder so.
 
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Ich finde auch, beim ÖR hat man die letzten Jahre schlichtweg vieles "verpennt" oder ist noch im "Dornröschenschlaf", sprich: Keine neuen Ideen, es läuft deutschlandweit einfach so weiter, das heißt, es findet keine wirkliche, ich nenne es mal "Neuorientierung" und bewusst nicht "Weiterentwicklung" statt. Deswegen ist der ÖR mit seinen "Popwellen" oder neudeutsch "Servicewellen" so eintönig. Aber warum etwas ändern, es läuft doch, zumindest aus Sicht von z. B. SWR3. Ich nenne dieses Beispiel deswegen, weil dort die Quoten seit Jahren ja scheinbar stimmen. Und wenn die Quote stimmt, warum irgendetwas ändern? Da können hier noch so viele "Nörgler" (ich bin ja auch einer) sitzen. Und ich möchte jetzt auch nicht schon wieder eine neue Grundsatzdiskussion beginnen. So lange es die Masse der Hörer, die sich nicht hier oder anderswo beteiligen, wird sich auch, so fürchte ich, daran leider so schnell auch nichts ändern, so nach dem Motto "Quote rules". Das sollte eigentlich nicht der Maßstab eines ÖR sein (bei den Privatsendern kann ich das ja noch nachvollziehen.)
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Vielleicht setzt sich ja auch mal im Hörfunkbereich die ach so hippe Idee des "branding" durch. Eine Marke setzen und entwickeln und für den Imagefaktor auch mal den Mainstream verlassen...Radio 1 und FM4 sind zwei Beispiele, die das sehr gut hinbekommen haben. Und die Einschaltquoten sind so gut, daß solch ein Programm zumindest bei einem entsprechend grossen Sendegebiet sogar privatwirtschaftlich betrieben werden könnte.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Um konkreter zu werden: Mir würde es für den Anfang schon reichen, wenn alle (privat und ÖR) die dämlichen Gewinnspiele (immer zum Zeitpunkt einer Mediananalyse) streichen würden. Wenn es alle machen, hat kein Sender was davon, außer daß Zeit für Musik dabei draufgeht. Die Wirkung hebt sich gegenseitig auf.
(Ausnahme: Es gibt mal eine Mille cash Kralle zu gewinnen. Was macht dann aber die Ätherkonkurrenz :D)?


Der Witz ist ja, daß wenn das viele Geld, was in kurzfristige Stimmviehmaßnahmen gepumpt wird ("Gewinnspiele"), ins Programm fließen würde, die Hörer auch NACH der MA noch den Sendern treu bleiben würden... Nur soweit denkt leider niemand
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Wer längere Zeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet hat, der weiß, daß "die Quote" hier gar nicht das Problem ist, sondern ihre Instrumentalisierung.

Soll ein Moderator an einem Platz gehalten werden, wird der Bildungsauftrag aus der Tasche gezogen nach dem Motto: "Wir müssen ja nicht nur auf die Quote gucken, wie die dummen Privaten."

Soll aber, wie im Fall von Volker Rebell, ein altes Schlachtroß endlich abgeschossen werden, weil er Entscheidern gegen den Strich geht, dann ziehen diese die Quote als Scheinargument aus dem Hut. Denn da hat Herr Rebell völlig recht: Auch für HR3 ist es völlig irrelevant, welche Quote da Sonntagabend erzielt wird.

Er ist nicht Opfer der Quote, er ist Opfer von Jörg Bombach.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Noch ein Gedanke zur Qualitätsdiskussion: Womöglich geht es dabei um die Eigenschaften, "originell", "authentisch" und "glaubwürdig" Programm zu machen, die Spaßkultur durch eine Inspirationskultur (im weltlichen, nicht-esoterischen Sinn!) zu ersetzen. Der Hörer soll aus der Sendung "was mitnehmen" können, vom "war das schön" bis "habe ich gar nicht gewußt".

Was für ein Satz! Laßt ihn uns in Stein meißeln und zur täglichen Mahnung vor die Funkhauseingänge stellen! :D

Ansonsten sind die hier geäußerten Gedanken schon richtig: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müßte sich nicht nach der Quote richten. Er tut es aber - und das sogar nicht völlig zu unrecht. Denn so ganz für sich allein möchte man natürlich nicht vor sich hinsenden, da ginge ja jede Legitimation für die Rundfunkgebühren verloren. Und so nimmt man - weil ja schließlich nichts Anderes da ist - die MA-Zahlen als Ersatz für eine Erfolgskontrolle.

Kriminell wird es nun, wenn die MA-Zahlen, wie von teasemachine richtig beobachtet, nach Belieben instrumentalisiert werden können - weil ja schließlich nichts Anderes da ist. Das öffnet der Willkür Tür und Tor.

Mal rein hypothetisch: Hätte die Diskussion um die hr1-Reform von 2004 nicht gänzlich andere Bahnen nehmen können, wenn über die Struktur der Stammhörerschaft und deren tatsächliche (und nicht nur vermutete oder behauptete) Wünsche genaue Daten vorgelegen hätten? Zahlenargumenten kann man nur mit anderen Zahlen begegnen. Und so hätte dem "Argument", daß die Quoten schwach sind, z B begegnet werden können, daß aber dafür soundsoviel Prozent einer bestimmten Hörerschicht 1. regelmäßig und 2. aufmerksam zuhören. Und da man eben genau diese Hörer haben möchte, bleiben die Sendungen im Programm.

Selbstverständlich müßte man die Untersuchungen über die Hörerschaft auch regelmäßig aktualisieren und Veränderungen im Hörverhalten Rechnung tragen. Ich rede hier nicht dem Stillstand, dem Einzementieren von Programmen das Wort, sondern der sachlich korrekten Interpretation der Daten, die man über die Hörer hat. Und die Gleichung "MA-Zahlen schlecht = Programm schlecht" geht eben an der Wirklichkeit vorbei.

Und noch ein Wort zu

Radio 1 und FM4 sind zwei Beispiele, die das sehr gut hinbekommen haben. Und die Einschaltquoten sind so gut, daß solch ein Programm zumindest bei einem entsprechend grossen Sendegebiet sogar privatwirtschaftlich betrieben werden könnte.

Da hat radioeins (wenn Du das vom rbb gemeint haben solltest) aber einfach nur Glück, daß ihr Programm "nur für Erwachsene" auch bei der MA noch mit ordentlichen Zahlen ausgewiesen wird. Das müßte nicht zwangsläufig so sein, und man muß keine große Phantasie haben, um sich auszumalen, was passieren würde, gingen die MA-Zahlen mal in den Keller...

Nein, ich bleibe dabei: Programme, die mehr wollen als nur nebenbei gehört werden, benötigen dringend einen objektiven Maßstab dafür, wie ihr Programm bei den Hörern, die angesprochen werden sollen, ankommt. Dann erübrigte sich jede Kaffeesatzleserei, und die Diskussion über eventuelle Änderungen könnte auf einer sachlicheren Grundlage ausgetragen werden.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Und schon sind wir off topic wieder beim hr gelandet....
Zunächst aber Zitat (faultier): Es müsste auch nach Qualität gefragt werden. Notenskala von 1-6. Darunter kann sich jeder etwas vorstellen.

Frage: Glaubst Du allen Ernstes, daß dabei etwas Vernünftiges herauskommt? Der eine findet Sender X geil (und damit "qualitativ hochwertig"), weil Rockmusik läuft. Ein anderer denselben Sender Sch...., weil keine dancepop läuft.

"Darunter kann sich jeder etwas vorstellen" ist eben nicht so. Darunter kann sich keiner etwas vorstellen. Oder: Jeder stellt sich etwas anderes darunter vor.
Qualität. Was? Reichhaltigkeit an Musik? Kompetenz der Moderatoren? Besonders lange und tiefschürfende Beiträge? Ausführliche Staumeldungen? Den besten Service, wo ein "Blitzer" steht?
Ich bin sicher, bei der Qualitätsskala käme nur nicht verwertbarer Quark heraus.

@ hinhörer: Deiner Aussage, daß die Gleichung "MA-Zahlen schlecht = Programm schlecht" zumindest hinterfragt werden muß, stimme ich mal bis zu einem gewissen Punkt zu.
ABER im Fall des hr1 (gleich starke Sender wie hr3): 2004 unter 200.000 Hörer im Gegensatz zum hr (circa 900.000 Hörer). Dieses Ungleichgewicht konnte einfach nicht bleiben. Also Reform. Auch hier: Selbst unter einem Formatgedanken sind Ausnahmen möglich. Von mir aus hätte "Der Tag" dort bleiben können.
Was mir (ganz persönlich, meine Meinung) aber bis Sommer 2004 immer an hr1 mißfallen hat, war die "ausgewählte Musik". Von den Moderatoren, bzw. Redakteuren am Mikrofon, immer deutlich als störend empfunden, vom ersten bis zum letzten Knacks ausgespielt, fast nie angesagt - und UNpassende, teilweise elitäre Musik (m.M.).

Jetzt ist noch nicht alles ok: Die richtige Musikfarbe wurde gefunden, ist aber noch nicht reichhaltig genug. Sendungen wurden umstrukturiert bzw. neu gestaltet- nicht alles ist gelungen, siehe das Apfelkistenspiel um Ortsnamen. Oder manche künstlich daherkommende Doppelmoderation morgens. Es gibt noch zu feilen.

ABER (nochmals): hr1 bringt (abgesehen von hrinfo) immer noch mehr Aktuelles als alle anderen Wellen. Und wenn die Station jetzt satte Hörerzuwächse zu verzeichnen hat, war die Entscheidung einfach richtig. So "verpackt" erreicht hr1 mit der die "news" transportierenden Musik MEHR Hörer.
Für alle, die noch mehr an Berichten und Hintergrundinformationen haben wollen: Baut hrinfo aus, sowohl mit Frequenzen als auch Wortanteil.

Um zum topic zurück zu kommen: Außer der (in Frage zu stellenden) notenmäßigen Befragung nach "Qualität" fällt mir nichts ein, was als "Währung" gelten könnte. Auch der technische Impuls (ein/ausschalten) sagt nichts über die Qualität des gehörten Programms aus, eher im Gegenteil...
Und @teasemachine:" er (VR) ist Opfer von Jörg Bombach". Bist Du Dir da sicher? :rolleyes:

(P.S.: Zitatfunktion funktioniert nicht. Weiß nicht warum...)
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Danke für den Link! Da kann man sich wunderbar plastisch vorstellen, wie dringend sich bisherige MA-Platzhirsche eine so genaue Meßmethode auch hierzulande wünschen, die am Ende den schönen Selbstbetrug beendet...

Ich bin sicher, bei der Qualitätsskala käme nur nicht verwertbarer Quark heraus.

Da magst Du recht haben. Aber was kommt denn bei der herkömmlichen MA zur Frage nach Qualität heraus?

Ich würde mich schon freuen, wenn unter dem ernsthaften Teil der Forenmitglieder zunächst mal Einigkeit darüber bestünde, daß ein Qualitätsmaßstab nötig ist, um überhaupt die Grundlage für eine sachliche Diskussion über bisherige und künftige Ausrichtung von Sendern zu haben - und daß die MA das eben in keiner Weise leisten kann.

Ich denke, Kummerkästen sind eine nützliche Einrichtung, wenn man an Hörerrückkopplung interessiert ist. Sie können aber selbstverständlich eine echte Meinungsforschung nicht ersetzen, da sich immer nur ein Teil der Hörer melden wird.

Daß eine (gute!) Meinungsforschung Geld kostet, ist mir bewußt - wie auch die Tatsache, daß sich das Interesse an womöglich niederschmetternden Ergebnissen bei manchen Entscheidern in Grenzen halten dürfte. Daß der Impuls dahin nicht von den Sender-Hierarchen selbst kommen wird, ist also mehr als wahrscheinlich. Das ist gewissermaßen eine Antwort auf Armstrongs Frage

Liest das irgendjemand, der Verantwortung trägt und etwas verändern könnte?
Ich denke, eher nicht.

Ich denke schon, daß alles genau gelesen wird. Ob es auch verstanden wird, weiß ich schon weniger, und daß es gar umgesetzt würde, ...

ABER im Fall des hr1 (gleich starke Sender wie hr3): 2004 unter 200.000 Hörer im Gegensatz zum hr (circa 900.000 Hörer). Dieses Ungleichgewicht konnte einfach nicht bleiben. Also Reform.

Aber hier bist Du ja genauso in die MA-Falle getappt. Man muß Dir zustimmen, solange MA-Zahlen das einzig wahre Kriterium sind. Genau den letzten Halbsatz bestreite ich aber. Es muß in einer zivilisierten Welt möglich sein, andere Kriterien zu haben als schiere Massenerreichbarkeit. Solange jedoch noch nicht mal ein Problem darin gesehen wird, daß die MA-Zahlen für die Kontrolle des "Erfolgs" von Programmen wie hr1 vor 2004 herangezogen werden, sind wir keinen Schritt vorangekommen.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Und schon sind wir off topic wieder beim hr gelandet....
Zunächst aber Zitat (faultier): Es müsste auch nach Qualität gefragt werden. Notenskala von 1-6. Darunter kann sich jeder etwas vorstellen.

Frage: Glaubst Du allen Ernstes, daß dabei etwas Vernünftiges herauskommt? Der eine findet Sender X geil (und damit "qualitativ hochwertig"), weil Rockmusik läuft. Ein anderer denselben Sender Sch...., weil keine dancepop läuft.

"Darunter kann sich jeder etwas vorstellen" ist eben nicht so. Darunter kann sich keiner etwas vorstellen. Oder: Jeder stellt sich etwas anderes darunter vor.
Qualität. Was? Reichhaltigkeit an Musik? Kompetenz der Moderatoren? Besonders lange und tiefschürfende Beiträge? Ausführliche Staumeldungen? Den besten Service, wo ein "Blitzer" steht?
Ich bin sicher, bei der Qualitätsskala käme nur nicht verwertbarer Quark heraus.

(...)

Um zum topic zurück zu kommen: Außer der (in Frage zu stellenden) notenmäßigen Befragung nach "Qualität" fällt mir nichts ein, was als "Währung" gelten könnte. Auch der technische Impuls (ein/ausschalten) sagt nichts über die Qualität des gehörten Programms aus, eher im Gegenteil...
Und @teasemachine:" er (VR) ist Opfer von Jörg Bombach". Bist Du Dir da sicher? :rolleyes:

(P.S.: Zitatfunktion funktioniert nicht. Weiß nicht warum...)


Ich denke schon, dass diese Notenskala Sinn machen würde. Mit "Darunter kann sich jeder etwas vorstellen" meinte ich, dass jeder Hörer spontan eine Note für einen Sender geben kann. Du hast Recht, das spricht nur das Gefühl an. Aber ist das nicht das was über Hörgewohnheiten entscheidet? Kein Mensch macht sich Gedanken, ob ihm der Moderator oder die Musikauswahl gefällt. Er formt sich ein Gesamtbild und gut ist. Nur in diesem Forum wird so detailliert diskutiert. Wenn es also darum ginge die Hörermeinung zu erheben, führt vielleicht eine direkte Frage eher zum Kern des Pudels.

Außerdem ist meine Vorstellung ja, dass die üblichen Kategorien der MA erhalten bleiben. So ließe sich detailliert darstellen welche Hörerschicht welche Note für einen Sender abgibt.
Ich sag ja nicht, dass das die beste Idee ist, aber zumindest hab ich noch keine Alternative gelesen.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Ich sehe in der angeregten Diskussion (auch) keinen Ausweg, auch nach langem und ERNSTHAFTEM Brüten nicht. Denn ein Interesse an einem Qualitäts-Kriterium (besseres Wort als "Währung") habe ich auch.
Fakt 1, dem wir alle ins Auge schauen müssen:
Die Informations- und Kulturinteressierten sind in der Minderheit.
Überall. Nicht nur beim Radio.
Siehe Einschaltquoten von Phoenix, Report, Monitor : DSDS, Wetten daß, Chartshow...
Siehe Auflage FR /FAZ/Süddeutsche : Bild/Super-Illu
Fakt 2, dem wir alle ins Auge schauen müssen:
Eine Frage, wie GUT gefällt ihnen welches Programm, wird fast automatisch fast genauso enden wie die MA selbst (prozentual gesehen).
Da finden die Hörer in Hessen zum größten Prozentsatz ffh gut. Nicht wegen deren Nachrichten, auch nicht unbedingt wegen der Gewinnspiele oder den guten Moderatoren... Nein:
Sie bekommen - und das beherrscht ffh exzellent- genau die richtige Musik auf die Ohren, wenn sie einschalten. Für die nächsten 2,3 oder 4 Stunden. Und genau das ist der Effekt, den sie wollen und dadurch Hörer bekommen.
Mir geht es (im ersten Anlauf) ähnlich. Wenn ich nicht mal gerade gezielt einem Sender über 1-2 Tage zuhöre (um ihn zu analysieren), fallen mir enge Rotationen und kastrierte Musikangebote erst mal gar nicht auf. Nur Dauerhörern (und Kritikern) geht es so.
Diejenigen, die dann später am Abend (nach einer Pause, Arbeit etcpp.) wieder ffh einschalten: Wieder die Musik, die sie hören möchten... und nochmal die Cilmi...lauter drehen....
Ich bin mir sicher, daß evtl. Kritik an "dudelnden Rotationen" sich allenfalls aus einem geringen Bodensatz (der Antworten auf die Kriteriumfrage) herauslesen lassen würde. Und das ist schon fast wie Stochern im Heuhaufen...
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Tja, da bringen die Menschen Argument um Argument heran, aber die radiovictorias dieser Welt finden, dass das für eindeutig zu viel an Information für die Massen ist und deswegen lieber das alte Rotationsliedchen angestimmt werden muss: "Lalala, die MA liefert Fakten". Und gleich drei Hits am Stück "Die Musik macht´s" und "FFH liefert die richtige Musik". Und so weiter wie auf dem X. - XII. Beraterparteitag 1998. Und wenn hr3 endlich genau das gleiche spielen würde wie FFH, dann müssten sie doch mindestens die Hälfte von deren Hörern haben, oder? Ick kann jar nischt so viel Mainstream hören wie ick kotzen möchte, sagte Max Liebermann mal sinngemäß.

Eine andere Währung, das würde heißen, dass man "nach ernsthaftem Brüten" mal darauf kommt, dass diese Sandkastenkriterien ("richtige Musik") es nur beschränkt bringen. Und dass sechs Leute, die zu wissen glauben, dass in ihrem Büro FFH oder SWR 3 oder was auch immer läuft, nicht sechs Hörer sind. Punkt. Und bestimmt nicht sechsmal mehr als einer, der sich für ein Programm interessiert.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Lies doch mal mein posting bitte richtig.... Ich finde keine Lösungsmöglichkeit für ein Qualitativ-Kriterium, weil die Überzahl (Mehrzahl) der Befragten eben genau nach Musik Und Gefühl und "Beliebtheit" entscheiden wird - und letztendlich die Kurve die gleiche bleiben wird. Was sich da an Unmut und Widerstand (evtl.) wiederfinden wird, wird Bodensatz sein.
Ich bin wirklich der allerletzte Befürworter von engen Rotationen und immer das selbe Gedudel auf und ab, auch wenn ich FÜR Formate eintrete (nur eben anders gebaut und gefahren). Habe dafür schon zig Beispiele (nicht immer zur Freude der zu schnell lesenden forenmembers... so wie Du vielleicht?) detailliert erläutert.
Ich sage nur: Ich glaube nicht, daß irgendein Qualitätskriterium mehrheitlich auch richtig beantwortet werden wird.
Mit Einschränkungen vielleicht zwei Fragen:
- Welcher Sender besitzt für Sie die größte Musikkompetenz
- Welcher Sender besitzt für Sie die größte Informationskompetenz.

Schon bei der ersten Frage sehe ich die Gefahr, daß die meisten da einen der Sender nennen, die hier als "Dudelfunker" bezeichnet werden. Weil die Befragten schon mal nichts mit dem Wort "Kompetenz" anfangen können. Sie übersetzen es anders. Und wieder ist dann ffh vorne....
Und bei der zweiten Frage sehe ich die Gefahr auch. Wenn auch geringer. Wer Informationen will, weiß auch, was Kompetenz ist.
Die verwertbaren Antworten werden sich vermutlich in einer Spannweite von 1-5% bewegen - der Bodensatz also.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Ich sehe in der angeregten Diskussion (auch) keinen Ausweg, auch nach langem und ERNSTHAFTEM Brüten nicht.

Baby, das wundert mich nicht. Empirische Sozialforschung ist eine Wissenschaft. Wenn Dir mal so nebenbei - ohne, dass Du die Grundlagen begreifst - eine neue Methode einfällt, dann lass Dir direkt, ohne so einen blödsinnigen Kram wie Diss oder Habilitation, einen Lehrstuhl geben. Du wärst der ultimative Checker. Es gibt übrigens Forscher, die das Problem der Messbarkeit tatsächlich rezipierter und verarbeiteter Inhalte anpacken. Dass sie bislang keine verwertbaren Methoden entwickelten, liegt in der Materie. Solltest Du - oder ein anderer Schlaumeier hier - überraschend doch Interesse haben, die Materie intellektuell zu durchdringen: Ich empfehle Dieckmann (2003): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen, Reinbek. oder: Häder (2006): Empirische Sozialforschung. Eine Einführung, Wiesbaden.


Denn ein Interesse an einem Qualitäts-Kriterium (besseres Wort als "Währung") habe ich auch.
Fakt 1, dem wir alle ins Auge schauen müssen:
Die Informations- und Kulturinteressierten sind in der Minderheit.
Überall. Nicht nur beim Radio.

Das stimmt ganz und gar nicht. Die unterschiedlichen Interessen werden in einem Massenprogramm nur verdammt schlecht abgebildet, wenn die Toleranz gegenüber anderen Interessen ebenso gering ist wie die Bereitschaft, Radioprogramme aktiv zusammenzustellen. Hast Du Dich schon mal gefragt, warum es keine Programmzeitschriftenfür Radiosender mehr gibt?

Siehe Einschaltquoten von Phoenix, Report, Monitor : DSDS, Wetten daß, Chartshow...
Siehe Auflage FR /FAZ/Süddeutsche : Bild/Super-Illu

Das stimmt nicht. Die BILD-Auflage sinkt konstant.

Fakt 2, dem wir alle ins Auge schauen müssen:
Eine Frage, wie GUT gefällt ihnen welches Programm, wird fast automatisch fast genauso enden wie die MA selbst (prozentual gesehen).
Da finden die Hörer in Hessen zum größten Prozentsatz ffh gut. Nicht wegen deren Nachrichten, auch nicht unbedingt wegen der Gewinnspiele oder den guten Moderatoren... Nein:
Sie bekommen - und das beherrscht ffh exzellent- genau die richtige Musik auf die Ohren, wenn sie einschalten. Für die nächsten 2,3 oder 4 Stunden. Und genau das ist der Effekt, den sie wollen und dadurch Hörer bekommen.

Das allerdings ist wahr - sagt aber überhaupt nichts darüber aus, was die Leute hören, wenn sie ihrem Nischen-Musikgeschmack folgen. Also hüte Dich besser vor dem Schluss, die Leute seien dumm, weil sie FFH hören.

Mir geht es (im ersten Anlauf) ähnlich. Wenn ich nicht mal gerade gezielt einem Sender über 1-2 Tage zuhöre (um ihn zu analysieren), fallen mir enge Rotationen und kastrierte Musikangebote erst mal gar nicht auf. Nur Dauerhörern (und Kritikern) geht es so.
Diejenigen, die dann später am Abend (nach einer Pause, Arbeit etcpp.) wieder ffh einschalten: Wieder die Musik, die sie hören möchten... und nochmal die Cilmi...lauter drehen....

Du scheinst ein wahrhaft reflektierter Mensch zu sein. Damit gehörst Du schon zur Forenelite. Herzlichen Glückwunsch.

Ich bin mir sicher, daß evtl. Kritik an "dudelnden Rotationen" sich allenfalls aus einem geringen Bodensatz (der Antworten auf die Kriteriumfrage) herauslesen lassen würde. Und das ist schon fast wie Stochern im Heuhaufen...


Es ist in Wirklichkeit viel banaler: Den meisten Menschen ist das Radio im Zeitalter des Privatfernsehens und Internets so etwas von Boogie geworden. Und wer hier ernsthaft die These aufstellen will, die Entwicklung wäre anders verlaufen, wenn die bösen Privatfunkberater das arme Radio nicht zum Nebenbeimedium zurückgestutzt hätten - dem hau ich den Diekman um die Ohren, dass es scheppert!


Aber niedliche Diskussion. Volontärskurse scheint es wirklich nicht mehr zu geben. Na ja, jeder bekommt das Personal, dass er verdient.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

So, so, jetzt wirds hier ja richtig lustig. Jetzt sind wir schon beim Wissenschaftlichen. Ok, dann sag ich dazu jetzt auch noch was. Hier wurde gerade die Grundthese aufgestellt, dass Radio nur noch ein Nebenbeimedium ist, quasi ein Restrauschen aus dem Äther. Während doch heute in der individualisierten Gesellschaft jeder die Möglichkeit hat seine Musik im Internet zusammenzustellen und auf dem I-Pod oder dem MP3 Player zu hören. Seine Infos bekommt der moderne Mensch aus dem Internet oder vom Durchzappen. Seine Unterhaltung holt er sich beim Super Talent. Radio is zum Frühstück gut - mehr nicht. Ich stimme dem in weiten Teilen zu.

Aber in meinen Augen ist das ein sich gegenseitig bedingender Prozess. Radio ist in den letzten Jahren nicht besser geworden. Im Anstinken gegen moderne Medien versagt das Radio. Deshalb stelle ich jetzt meine These auf: Was der einzelne Radiosender braucht, sind nicht mehr Witz, mehr Hits, mehr Infos. Das kann man sich alles schenken. Mittlerweile haben wir ein überschaubares Spektrum von Musikfarben im deutschen Radio. Und jeder Sender spielt mit Überschneidungen und Gewichtungen den selben Kram. Aus musikwissenschaftlicher Perspektive ein interessantes Phänomen namens Pop. Das leitet sich bekanntlich von "populär" ab und ist verwandt mit dem "kleinsten, gemeinsamen Nenner". Eine Idee, die dem größten Hörerkreis alles opfert, weil alles an ihm gemessen wird.
Gleichzeitig beobachten wir eine Gesellschaft, die sich auseinander dividiert. Ich habe in meinem Bekanntenkreis unglaublich viele Leute mit den unterschiedlichsten Musikgeschmäckern. Keiner von ihnen wird im Radio auf irgendeine Art bedient. Hier und da mal vielleicht ein Oldiefan.

Was bedeutet das fürs Radio? Wenn es überleben soll und zwar auf eine sinnvolle Art und Weise, und nicht vor sich hinvegetieren soll, dann braucht es etwas um diese Leute abzuholen. Sei es nun, dass ein Sender ein besonderes Image aufbaut oder sich ein kleines Sendegebiet zu Nutze macht, oder eine bestimmt Musikrichtung in den Vordergrund stellt oder einfach frech ist, Marken schafft.
Dazu braucht ein Radiosender aber auch die Möglichkeit Mut für sowas haben zu können. Damit sind wir wieder bei der Währung.

Ich bin durchaus nicht der Meinung, dass "der Hörer" (den es nicht gibt) heute anspruchslos ist. Ihm fällt schon auf was für einen Blödsinn er zu hören bekommt. Ihm fällt auch auf, dass er manches Lied öfter hört. Oder dass er mit blödsinnigen Jingles befeuert ist. Aber es ist ihm egal.
Er schaltet ab, wechselt den Sender und hört irgendwann gar kein Radio mehr.

Dabei könnte man die Leute abholen. Solange sie noch Radio hören. Ein paar wenige Veränderungen in die richtige Richtung würden so manchen dazu bringen ein Programm durchzuhören.

Und weil die Leute eine Meinung haben und weil ihnen nicht grundsätzlich egal ist was sie hören, sollten sie zumindest direkt gefragt werden was sie von Sendern halten. Wahrscheinlich doch am besten in Kategorien. Musik, Info, Unterhaltung oder wie auch immer. Aber Radio heute sendet an den Leuten vorbei und das muss nicht sein. Das erleichtert ihm auch nicht einen Überlebenskampf. Also muss die Währung verändert werden, also müssen sich die Preise an etwas anderem orientieren. Und mir fällt nichts Besseres ein als die Meinung (nicht wann und wo sie was wie lang hören). Und wenn das dann immer noch schief geht, dann kann man wenigstens sagen: "Lieber Hörer, du hast es so gewollt!"
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

@radiohexe: habe nirgendwo gesagt, daß die ffh-Hörer dumm seien. Die Warnung kannste Dir schenken. Nur habe ich auch lange genug mit Radio & Musik (grob) zu tun, um Einschätzungen vorzunehmen.
Mir fehlt trotz Deiner Quellenhinweise immer noch EIN KRITERIUM, nach dem man begleitend zu einer MA auch Fragen zur QUALITÄT eines Senders stellen kann. Und befürchte eben, daß die meisten dann doch falsche Antworten geben.

Die STÄRKE des Radios ist immer noch: Es ist (oder kann...) das schnellste Medium (sein). Und es kann sich auch mit "Pop" abgrenzen, profilieren, positionieren.
Zitat: Und wer hier ernsthaft die These aufstellen will, die Entwicklung wäre anders verlaufen, wenn die bösen Privatfunkberater das arme Radio nicht zum Nebenbeimedium zurückgestutzt hätten - dem hau ich den Diekman um die Ohren, dass es scheppert!

Habe ich das irgendwo behauptet? Nur "böse" würde ich sie nicht nennen, wenn sie von einem Sender den klaren Auftrag bekommen, ein durchhörbares Programm für möglichst viele Hörer als Nebenbeimedium mit einer bestimmten Musikfarbe zu konzipieren. Auch die tun nur ihren Job.
Nur wenn es alle Sender in der gleichen Region auf die selbe Art machen, wird es schlicht Unfug.

Zudem haben alle in ihrer Betrachtungsweise etwas vergessen: Privatradio hat ca 1984 recht gut angefangen, mit vielen neuen guten Ansätzen und Freiheiten - und den ÖR mächtig Dampf gemacht und die Beamten dort mal wachgerüttelt...
Die Formatwürgerei hat erst 12 Jahre später (ca) eingesetzt. Und jetzt ist es wieder 12 Jahre später.

Und es würde mich freuen, wenn man ein Qualitätskriterium als Frage bei der MA erarbeiten könnte.
Nur: Warum schlägst Du nicht eins vor, radiohexe? Nach Diekmann oder wem auch immer :D
Wenn es nach Dir ginge, müssten alle Intendanten, Berater, Moderatoren, Musikredakteure, Wellenchefs, CvDs, Chefredakteure und Reporter wohl erst die Uni besuchen, oder was? Alles andere ist Abfall oder hat keine Ahnung? Oder wie?
Mach' mal Radio, dann siehst Du gewisse Sachen vielleicht aus einer ganz pragmatischen Brille.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

So, so, jetzt wirds hier ja richtig lustig. Jetzt sind wir schon beim Wissenschaftlichen.

Was dachtest Du denn, was die MA ist?

Ok, dann sag ich dazu jetzt auch noch was. Hier wurde gerade die Grundthese aufgestellt, dass Radio nur noch ein Nebenbeimedium ist, quasi ein Restrauschen aus dem Äther. Während doch heute in der individualisierten Gesellschaft jeder die Möglichkeit hat seine Musik im Internet zusammenzustellen und auf dem I-Pod oder dem MP3 Player zu hören. Seine Infos bekommt der moderne Mensch aus dem Internet oder vom Durchzappen. Seine Unterhaltung holt er sich beim Super Talent. Radio is zum Frühstück gut - mehr nicht. Ich stimme dem in weiten Teilen zu.

Aber in meinen Augen ist das ein sich gegenseitig bedingender Prozess. Radio ist in den letzten Jahren nicht besser geworden. Im Anstinken gegen moderne Medien versagt das Radio. Deshalb stelle ich jetzt meine These auf: Was der einzelne Radiosender braucht, sind nicht mehr Witz, mehr Hits, mehr Infos. Das kann man sich alles schenken. Mittlerweile haben wir ein überschaubares Spektrum von Musikfarben im deutschen Radio. Und jeder Sender spielt mit Überschneidungen und Gewichtungen den selben Kram. Aus musikwissenschaftlicher Perspektive ein interessantes Phänomen namens Pop. Das leitet sich bekanntlich von "populär" ab und ist verwandt mit dem "kleinsten, gemeinsamen Nenner". Eine Idee, die dem größten Hörerkreis alles opfert, weil alles an ihm gemessen wird.
Gleichzeitig beobachten wir eine Gesellschaft, die sich auseinander dividiert. Ich habe in meinem Bekanntenkreis unglaublich viele Leute mit den unterschiedlichsten Musikgeschmäckern. Keiner von ihnen wird im Radio auf irgendeine Art bedient. Hier und da mal vielleicht ein Oldiefan.

Was bedeutet das fürs Radio? Wenn es überleben soll und zwar auf eine sinnvolle Art und Weise, und nicht vor sich hinvegetieren soll, dann braucht es etwas um diese Leute abzuholen. Sei es nun, dass ein Sender ein besonderes Image aufbaut oder sich ein kleines Sendegebiet zu Nutze macht, oder eine bestimmt Musikrichtung in den Vordergrund stellt oder einfach frech ist, Marken schafft.
Dazu braucht ein Radiosender aber auch die Möglichkeit Mut für sowas haben zu können. Damit sind wir wieder bei der Währung.

Ich bin durchaus nicht der Meinung, dass "der Hörer" (den es nicht gibt) heute anspruchslos ist. Ihm fällt schon auf was für einen Blödsinn er zu hören bekommt. Ihm fällt auch auf, dass er manches Lied öfter hört. Oder dass er mit blödsinnigen Jingles befeuert ist. Aber es ist ihm egal.
Er schaltet ab, wechselt den Sender und hört irgendwann gar kein Radio mehr.

Dabei könnte man die Leute abholen. Solange sie noch Radio hören. Ein paar wenige Veränderungen in die richtige Richtung würden so manchen dazu bringen ein Programm durchzuhören.

Und weil die Leute eine Meinung haben und weil ihnen nicht grundsätzlich egal ist was sie hören, sollten sie zumindest direkt gefragt werden was sie von Sendern halten. Wahrscheinlich doch am besten in Kategorien. Musik, Info, Unterhaltung oder wie auch immer. Aber Radio heute sendet an den Leuten vorbei und das muss nicht sein. Das erleichtert ihm auch nicht einen Überlebenskampf. Also muss die Währung verändert werden, also müssen sich die Preise an etwas anderem orientieren. Und mir fällt nichts Besseres ein als die Meinung (nicht wann und wo sie was wie lang hören). Und wenn das dann immer noch schief geht, dann kann man wenigstens sagen: "Lieber Hörer, du hast es so gewollt!"

Deine Analyse des Ist besticht durch Scharfsinn. Deine Prophezeihungen sind diffus. Aber tröste Dich. Das ging Karl Marx genauso.
 
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Lieber Radiovictoria,

machen wir mal einen Exkurs mit Mami: Allein die Überschrift ist nicht aussagekräftig. Ihr diskutiert alle fröhlich aneinander vorbei. Die einen meinen: Die Quotenmesserei ist generell blöde. Die anderen: Die MA bildet nicht ab, was sie vorgibt abzubilden. (Beides ist keineswegs originell. Die Diskussion taucht in schöner Regelmäßigkeit auf. Und ich frage mich jedesmal, warum Radiomacher heute nicht mal mehr wenigstens die Grundlagen beigebracht bekommen. Zu meiner Zeit war das noch so.)

Erstere möchte ich jedenfalls fragen: Wie soll ein Sender bitte Werbeplätze verkaufen, wenn der Wert der Sendeplätze unklar ist? Letzteren möchte ich versichern, dass die MA methodische Schwächen hat, die aber dadurch relativiert werden, dass für alle Sender die gleichen Abfragebedingungen vorliegen. Die MA ist damit valide, sie misst im Rahmen dessen, was sie mesen soll, genau das. Darüber hinaus lässt sich mittels schließender Statistik und all so ein Kram sehr sicher ausschließen, dass die MA für Sender X 100 000 Hörer ausweist, für Sender Y 200 000 - und es sich in "Wirklichkeit" genau andersherum verhält. Die CATI ist nämlich gerade kein von Beratern mal eben aus der Hüfte geschossenes Dingsda - sondern eine wissenschaftlich entwickelte Befragungsmethode (mit allen Fehlern und Schwächen), die nicht nur bei der MA eingesetzt wird, sondern in weiten Teilen der quantitativen Sozialforschung.

Darüber hinaus erschließt sich mir nicht, was Du mit qualitativen Kriterien meinst. So Fragen wie: Finden Sie, dass Sender XY gute Nachrichten hat? Finden Sie die Morningshow von Sender Z besser als die von Sender C? Können Sie über die Witze des Morgenfreds lachen? Sollte ich richtig tippen, möchte ich vorsichtig anfragen, ob Dir in den vielen Jahren Deiner Berufstätigkeit wirklich entgangen ist, dass die MA keineswegs die einzige Erhebung im Feld ist - sondern die Sender in aller Regel interne Mafo betreiben, gerade weil sie wissen, dass die MA so gar nichts über die Akzeptanz von Inhalten aussagt und sie über die eigenen Befragungen das Programm möglichst schon vor der MA so ausrichten wollen, dass die MA Anlass für eine feuchtfröhliche Party bietet. Was Du da möglicherweise forderst, gibt es also schon.

Außerdem hast Du noch nicht begründet, warum Du überhaupt "qualitative Kriterien" abfragen willst - für die sich die Werbewirtschaft nicht interessiert. Die wollen viele Leute erreichen. Wobei sie ohnehin davon ausgehen, dass bei Werbeblöcken keiner hinhört. Wie intensiv der Rest des Programms verfolgt wird, ist der Werbewirtschaft reichlich egal.

Zudem dauert eine Befragung schon jetzt gut eine dreiviertel bis eine Stunde. Nimmst Du zusätzliche Inhalte rein, verdoppelt sich das locker. Glaubst Du, dass Du dann noch jemanden findest, der mitmacht? Ein bisschen unausgegoren das Ganze, nicht wahr?

Überdies stellt sich mir die Frage, ob Dir klar ist, welchen Teil der Programmgestaltung die derzeitige Erhebung der MA beeinflusst - und welchen nicht. Die CATI mit der Rekonstruktion der des Hörverhaltens hat Einfluss darauf, dass die Programme auf Wiedererkennbarkeit gestylt sind. Gewinnspiele und Jingles bis zum Erbrechen. Dass die Programme auf Masse frisiert sind und AC/CHR gut drei Viertel aller Programme in Dtl ausmachen, hat ganz andere Ursachen. Aber da Du ja schon Jahre lang beim Radio arbeitest, muss ich mit Dir sicher nicht zum Urschleim zurückgehen.

Und so bleibt bei mir stets der Eindruck, dass die eifrigen Reformer hier allenfalls von der diffusen Hoffnung beseelt sind, dass sich irgendwer doch BITTE eine Erhebungsmethode überlegen möge, die belegt, dass die CATI nur Scheiße misst und erfolgreiches Radio ganz anders geht. Diese Hoffnung ist aber wirklich auf eine absolute Ahnungslosigkeit gegründet. Was mich so sicher macht, dass keiner, der hier eifrig reformieren will, den Lauf der Erde ändern wird.

Und daher bleibt Dir wohl doch nur, den Diekmann zu lesen. Ich verrat Dir auch mal was: Zu wissen, wovon man spricht, tut überhaupt nicht weh.

Beste Grüße
Die Hexe

PS: "Qualitative Kriterien" fragt man am besten tatsächlich nicht ab. Man misst sie. Sollte mir dazu eine tolle Methode für Audioinhalte einfallen, werde ich sie sicherlich nicht in einem Forum veröffentlichen, sondern in einer Fachzeitschrift. Und anschließend meine C-4-Professur genießen. Im Printbereich gibt es das seit einiger Zeit übrigens mit Reader Scan, womit gemessen werden kann, welche Inhalte tatsächlich gelesen werden. Das Ergebnis: Kaum einer liest die Kultur oder die schönen Seite-3-Reportagen. Die Edelfedern glichen Lemmingen, die nur unter Großeinsatz der Chefredakteure vom kollektiven Selbstmord abgehalten werden konnten. Aber das war jetzt vermutlich nicht das, was Du gern hören wolltest.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Lieber Radiovictoria,

machen wir mal einen Exkurs mit Mami (...) Aber das war jetzt vermutlich nicht das, was Du gern hören wolltest.

Auch wenn ich hier nicht angesprochen bin, fühle ich es mich doch. Von der Analyse und Beschreibung ganz richtig, auch wenn man den oberlehrerhaften Ton auch gut und gerne weglassen hätte können. Und von meiner Seite her habe ich nie behauptet die MA sei in irgendeiner Weise in sich falsch oder würde Tatsachen nur vorspiegeln. Sie tut im Gegenteil genau das, was sie tun soll. Sie misst den Wert einer Sendung. Das ist richtig und wichtig um überhaupt einen Markt für Werbekunden zu kreieren.

Lass mich aber versuchen das Problem aus deiner Sichtweise zu sehen. Die MA produizert Zahlen. Ungeachtet dessen, dass ich bei jeder MA die PM's aller Sender köstlich finde, ist es doch so, dass die MA die Leitwährung ist. Sie entscheidet letztendlich was hop ist oder top. Das führt zu einer merkwürdigen Haltung der Radiomacher. Zur MA Zeit und mitunter auch sonst wird geclaimt was das Zeug hält, es werden irgendwelche Preise ausgelobt, dass die Leute ja immer den Sender hören. Wiedererkennungswert wird generiert über plumpes Einhämmern von grenzdebilen Claims. Es geht den Sendern nur um möglichst viele Hörer und darum sicherzustellen, dass die wissen welchen tollen Sender sie gerade hören. Es geht ihnen nicht um das wie. Es geht ihnen um die Werbekunden, nicht um die Hörer. Und das ist das eigentliche Problem. Dabei gäbe tausend bessere Arten Hörerbindung zu erreichen. Eine Hörerbindung, die diesen Namen auch verdient und die die Leute nicht für dumm verkauft. Denn nochmal: Bitte nicht annehmen sie würden das nicht merken.

Mein Frage ist also: Gibt es eine Möglichkeit dieses Problem oder Dilemma zu beheben oder dem System Radio einen neuen Impuls zu geben indem man die "Währung" ändert, anpasst oder eine zweite Währung hinzufügt? Oder muss man an einer anderen Stelle ansetzen?

Und jetzt bitte nicht noch mal einen lehrerhaften Vortrag über Radio und MA. Danke, das weiß ich alles selbst.
 
AW: Alternative "Währung" zu Quoten tut not!

Allein die Überschrift ist nicht aussagekräftig. Ihr diskutiert alle fröhlich aneinander vorbei. Die einen meinen: Die Quotenmesserei ist generell blöde. Die anderen: Die MA bildet nicht ab, was sie vorgibt abzubilden. (Beides ist keineswegs originell. Die Diskussion taucht in schöner Regelmäßigkeit auf. Und ich frage mich jedesmal, warum Radiomacher heute nicht mal mehr wenigstens die Grundlagen beigebracht bekommen. Zu meiner Zeit war das noch so.)

Liebe Radiohexe!

Ich kenne und schätze Dich wegen Deiner fundierten Beiträge hier, und so freue ich mich sehr, daß Du nun auch diesen Thread bereicherst. Mit der Kritik an der Überschrift hast Du sicher recht, und daß manche aneinander vorbeireden, habe ich ebenfalls bemerkt. Allerdings möchte ich anmerken, daß der Anlaß, diesen Thread zu eröffnen, in einer dritten Meinung lag: Die MA sollte mit ihrer Orientierung auf Werbezeitenverkauf nicht gleichzeitig auch die "Währung" oder das Kriterium sein, an denen öffentlich-rechtliche Programme ihren Erfolg ablesen.

Sollte ich richtig tippen, möchte ich vorsichtig anfragen, ob Dir in den vielen Jahren Deiner Berufstätigkeit wirklich entgangen ist, dass die MA keineswegs die einzige Erhebung im Feld ist - sondern die Sender in aller Regel interne Mafo betreiben, gerade weil sie wissen, dass die MA so gar nichts über die Akzeptanz von Inhalten aussagt und sie über die eigenen Befragungen das Programm möglichst schon vor der MA so ausrichten wollen, dass die MA Anlass für eine feuchtfröhliche Party bietet. Was Du da möglicherweise forderst, gibt es also schon.

Die "interne Mafo" ist ja schon ein guter Ansatz. Nur ist deren Zielfunktion leider auch: Maximierung der MA-Zahlen zur Sicherung der feuchtfröhlichen Party. Und - korrigiere mich bitte, falls ich falsch liege - sie ist eben intern und wird nicht dazu verwendet, ein Programm, das eine "qualifizierte Minderheit" anspricht, und das auch noch sehr gut, in seiner Existenzberechtigung zu stützen.

Ich schrieb schon, daß ich nur Radiohörer bin und interne Abläufe beim Hörfunk nicht kenne. Mit den mathematisch-statistischen Grundlagen der MA (und allgemein jeder statistischen Erhebung) bin ich aber gut vertraut. Insofern wirst Du von mir keine Kritik an den Schwächen der MA im Rahmen ihrer Zielsetzung hören. Ich kritisiere die Instrumentalisierung der Quoten bei der Ausrichtung öffentlich-rechtlicher Programme. Das nur zur Klarstellung meines Punktes. Andere Diskussionsteilnehmer vertreten natürlich andere Meinungen...

Freundliche Grüße
vom Hinhörer
 
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