Die Ideologie vom Nebenbeihör-Medium

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XXLFunk

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Sagt mal, wie kann es eigentlich sein, dass die Deutschen so ganz plötzlich in den 90ern von vormals Hörern, die wechselnd nebenbei, aber auch genauer hingehört haben zu reinen Nebenbeihörern wurden - oder vielleicht sogar gemacht wurden??

Radio Luxemburg war ja bisweilen ein sehr wortlastiges Programm. Kann es nicht so sein, dass man die Leute an mehr Musik gewöhnt hat, um teures Wort entsorgen zu können?
 
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Du sagst es ja bereits schon, sie wurden in den letzten 20 Jahren systematisch zum reinen nebenbei-Hören erzogen.

Dazu kommt noch eine immer geringere Toleranzbereitschaft gegenüber allem, was nicht 100,0% den eigenen Geschmack trifft, verbunden mit der panischen Angst der Radioveranstalter vor dem abschaltenden oder gar umschaltenden Hörer.

Und ganz ehrlich - bei dem, was auf allen Massensendern läuft, KANN und WILL man gar nicht richtig zuhören. Oder gibt es analog Menschen, die Woche für Woche immer *dasselbe* Buch lesen?
 
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Trotzdem komisch, dass da niemand mal ausschert. Zuallererst natürlich die ÖR.
 
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Tun sie das nicht bereits mit einigen anderen Angeboten, abweichend vom "typischen" Markt?
 
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wenn du wdr2 oder radio 1 meinst - naja. halte ich beide für verunglückt. an alle: bitte jetzt nicht gleich wieder aufheulen.
 
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Ich glaube, sie tasten sich vorsichtig ran: SWR3 beispielsweise spielt stündlich einen Kulthit aus den 70ern oder 80ern, der meist nicht ein Dauerdudler aus der jeweiligen Zeit war.

Erfreut bin ich auch über das Remake von der Comedyserie "Frau Dr. 013" (damals u.a. mit Sigi Harreis), jetzt als "Frau Dr. 014" mit Anke Engelke. Läuft seit dieser Woche und ist immer noch so witzig wie damals zu SWF3-Zeiten.

Es ist wohl auch schwer, den jungen und den langjährigen Hörer mit einem Programm an sich zu binden, oder?
 
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Seit es das Fernsehen gibt, hat das Radio nicht mehr die Bedeutung, den Menschen die Welt zu erklären. So leid uns Machern das tun mag. Und das Radio war schon spätestens seit den frühen 80er Jahren ein Nebenbei-Medium. Insofern waren die Leute sehr dankbar, als dann ab Mitte der 80er Sender aufkamen, die sie nicht mehr aktiv zum Abschalten gezwungen haben.
 
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Nein XXL ... Die meinte ich sicherlich nicht.
Ich dachte eher an die Infoprogramme, die Wortprogramme ansich.

Nicht die ganzen Hitradudler, wie unter anderem auch von HR25 eines aufgezaehlt wurde.


Ansonsten, das ganze kommt immer wieder auf den gleichen Ounkt raus, traut sich doch sowieso niemand, mal wirklich aus dem Alltag "auszubrechen" und was "ganz neues" anzustreben. - Man koennte Hoerer verlieren, in der MA sinken, Werbekunden verlieren ...
Aber genau das, wenn durch diese eventuelle Kettenreaktion eben das passieren wuerde, koennte innerhalb der privaten mal endlich wieder ein wenig mehr Platz fuer "neues" geschaffen werden.
Im Moment sind doch alle ganz zufrieden so wie es laeuft.
Mal abgesehen von denen paar Leuten, die noch ernsthaft versuchen dem Radioprogramm zu folgen. - Aber die, ach die, naja, die kann man dann gerade auch noch verschmerzen, denn das ist so ein minimaler Prozentsatz, der macht sich nicht mal in den MA bemerkbar.


Resumee:
Was spricht also gegen die Ideologie des Nebenbei-Mediums?
 
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Ich glaube, sie tasten sich vorsichtig ran: SWR3 beispielsweise spielt stündlich einen Kulthit aus den 70ern oder 80ern, der meist nicht ein Dauerdudler aus der jeweiligen Zeit war.

Erfreut bin ich auch über das Remake von der Comedyserie "Frau Dr. 013" (damals u.a. mit Sigi Harreis), jetzt als "Frau Dr. 014" mit Anke Engelke. Läuft seit dieser Woche und ist immer noch so witzig wie damals zu SWF3-Zeiten.

Es ist wohl auch schwer, den jungen und den langjährigen Hörer mit einem Programm an sich zu binden, oder?

ja, swr3 ist für mich das einzige unterhaltungsprogramm der ard, das ich insgesamt als positiv erachte.
toll auch das gerade laufende pub-quiz. es geht mal ausnahmsweise um richtige fragen / inhalte und nicht um eine schwachsinnige aktion.
 
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Nein XXL, das sind sie sicherlich nicht, aber sie haben ihren Auftrag, ihren ehemaligen Auftrag vollstaendig veraendert, obwohl er derselbe blieb.
Besorg Dir mal beispielsweise einen Mitschnitt aus den 80er Jahren von SWF3, der mehr als nur 10 Minuten geht und hoer ihn Dir aufmerksam an.
Besorg Dir ebenso mal einen aktuellen Mitschnitt von SDR3, der mehr als 10 Minuten geht und vorzugsweise aus der gleichen Programmschiene ist. Dir wird ein Unterschied auffallen, der nicht nur musikalischr Art ist.

Du schriebst gerade selbst:
toll auch das gerade laufende pub-quiz.
Na klar, sowas gab es "damals" ebenfalls schon.
Nur war eben der feine Unterschied, dass es nicht darum ging, die "Naja-noch-Hoere-ich-hin-weils-um-Geld-geht" zu animieren, sondern die Hoerer zu binden!
Damals verloste SWF3 zum Beispiel Moderatorenwesten (ich habe auch eine hier, die ich gewonnen habe). Das war toll! - Ich habe mich gefreut wie ein Schneekoenig!
Heute gehts im großen und ganzen doch nur darum, die Zielgruppe mit Geld zu locken um "Einschalter" zu haben. Und mit was koennte man diese besser locken, als mit Geld?

Dazu erwaehnt:
Ich hoere hier KEIN SDR! Ich kenne das Quiz auch nicht, aber ich koennte mir durchaus vorstellen, dass es auch beim SDR so ist. Wieso auch nicht? - Machen doch alle so. ;)
 
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tja inselkobi, das blöde geld. sollte ja eigendlich bei der ard keine rolle spielen. wann wird denen die wb endlich untersagt??!!

und grün, nenn mir ne alternative!
 
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da tummeln sich genug milliarden. nur leider stecken sie das geld lieber in teure (insbesondere tv-) rechte, als in ihr eigenes (insbesondere radio-) personal.
 
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ja, swr3 ist für mich das einzige unterhaltungsprogramm der ard, das ich insgesamt als positiv erachte.

Kopfschüttel. Aber Deine Meinung

swr3 ist es NOCH, auch wenn es früher mal besser war.... Daß Radio zu einem Nebenbeimedium wurde / wird, liegt auch an den veränderten medialen Bedingungen:
Fernsehen und Internet werden bewusster genutzt, weil man hier genau hinschaut, einschaltet und/oder hinhört.
Auch ältere "Medien" wie die Tageszeitung haben da Probleme, gerade jugendliche Leser und Abonnenten zu finden.

Zitat deutschlandpunk:
Insofern waren die Leute sehr dankbar, als dann ab Mitte der 80er Sender aufkamen, die sie nicht mehr aktiv zum Abschalten gezwungen haben.

Ja, das hat etwas damit zu tun.

Zitat xxlfunk:
warum sind heute teure, gut ausgebildete radio-entertainer out?

Von welchen Leuten sprichst Du? Als radio-dj/entertainer wird man nicht ausgebildet (man hat's oder man hat es nicht...). Ausbildung gibt es allenfalls als Redakteur im Studio (Journalist). Aber das ist nicht das gleiche...
 
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Nein, die Zeitungen haben keine Problem mit ihren Abonenten. Vor allem die Jugendlichen lesen wieder mehr Zeitung, das haben diese "Zeitungen an die Schule"-Aktionen gezeigt. Ihr wisst schon : ein Foto mit 70 Schülern einer Klasse, die dann allesamt eine Zeitung des aktionstreibenden in der Hand halten.
Den Zeitungen geht es also bestens.
Nebenbeihörer ? Da geht WDR2 doch wohl einen guten Mittelweg. Keinenfalls so dumm wie so mancher ör oder Private aus Neufünfland, keinenfalls so staubig wie der Altherrentreff aus Köln-Süd, und hörbar fundierter als der Kollege Verlagsfunk.
Ich habe erst gestern abend eine Zapptour hinter mich gebracht. Auffallend, dass nur auf den sog. Privatkanälen in NRW von einem Gewinnspiel die Rede war, während auf WDR2 Informationen und Hintergründe kamen. So gibt es eben für jede Zielgruppe ein entsprechend erstelltes Radioprogramm. Und ja: bei einem Thema blieb ich noch eine Minute im Auto, um den Rest vom Beitrag zu hören. Wenn DAS der WDR2 schafft, dann wurde aus einem Nebenbeihörer ein echter Hörer.
 
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keinenfalls so staubig wie der Altherrentreff aus Köln-Süd
*Hust* (Faltentest auf der Haut mach)

WDR 2 höre ich morgens normalerweise von genau 6.30 Uhr bis 6.33 Uhr - ausschließlich wegen dem bisschen Lokalem. Die Wortbeiträge schätze ich zwar sehr und WDR 2 hat meiner Meinung nach ein sehr gutes Wortkonzept mit guten Beiträgen und ohne bodenloses Niveau - die Musik bewegt mich jedoch zum Umschalten - auf den "Altherrenfunk".

Wobei ich diesen gar nicht so empfinde. Hier gibt es Interviews aus erster Hand, die Fragen sind bisweilen sehr hartnäckig und die Informationen längst nicht so verkopft wie mancher meint. Auf den ersten Blick mag der DLF ein Einschaltprogramm sein, man kann ihn aber tagsüber auch gut durchhören.

Interessanterweise gibt es bei den Zuhörsendern in D keine Werbung. Will Werbung etwa gar nicht, das man Ihr zuhört.:cool: Es müsste nur noch herausgefunden werden ob WDR 2 nun Nebenbei- oder Zuhörsender ist. Letztere Frage beschäftigt hier aber auch andere Fäden.
 
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Ob keiner den Mut hat, anderes Radio zu machen als Nebenbeiradio? Mal ganz abgesehen davon, dass es eine ganze Reihe Sender gibt, die weit abseits des Nebenbei-Mainstreams senden, ist es ja so, dass der Betrieb eines Senders mit ganz ordentlichen Kosten verbunden ist. Das bedeutet ein wirtschaftliches Risiko, und es bedeutet, wenn man denn ein entsprechendes Massenprogramm etablieren will, gegen den Markt zu setzen. Für ein solches Risikoprojekt braucht man geduldige und langfristig denkende Geldgeber. Sollte es solche geben, mögen sie sich bei mir melden...

Natürlich hat Radio seine Hörer zu Nebenbeihörern erzogen. Wer über seine Arbeit nachdenkt, kann nicht nur sagen, dass "der Hörer" eben so ist und man da nichts machen kann. Wer so argumentiert, muss dann auch überzeugt sein, dass Radio an Relevanz nicht mehr zu unterbieten ist, dass es wirkungslos ist. Dann trotzdem weiter Radio zu machen, bedeutet entweder ein Übermaß an Demut zu besitzen oder einfach noch keinen Strick gefunden zu haben. Aber so lässt sich nicht argumentieren. Denn so lange Radio auch nur "nebenbei" noch unterhält, wirkt es. Dann darf man sich auch fragen, ob wir Radiomacher mit den Wirkungsmöglichkeiten so umgehen, wie wir es wollen und natürlich für möglich halten.

Sicherlich, wir müssen mit der steigenden Medienkonkurrenz fertig werden, aber bisher konnte mir noch niemand erklären, warum die Zeitung noch lebt und das nicht zu schlecht, warum das Fernsehen nach wie vor das wichtigste Meinungsmedium ist und warum das Internet sich einen festen Platz im Medienmix der Nutzer erarbeiten konnte - aber gerade das Radio musste sich in die Nebenbei-Ecke verziehen. Da macht man sich schön ausgeliefert. Warum waren es eigentlich die anderen Medien nicht?
 
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Für ein solches Risikoprojekt braucht man geduldige und langfristig denkende Geldgeber. Sollte es solche geben, mögen sie sich bei mir melden...
DAS hatte ich dieser Tage schon angeregt. Wär' doch nett, wenn wir uns
dort über den Weg laufen, oder? :)
Aber sollte mal irgendwo einer einige zig-Tausend im Monat über haben,
kann er dies ja gern in ein Radio investieren, statt es dem Fiskus und somit
der nächsten Bankenpleite beizusteuern. Ruft mich an, wenns soweit ist,
ich wär' dann gern dabei!
 
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Radio Luxemburg war ja bisweilen ein sehr wortlastiges Programm. Kann es nicht so sein, dass man die Leute an mehr Musik gewöhnt hat, um teures Wort entsorgen zu können?

Wortlastig schon, aber insgesamt doch Unterhaltung. Wenn man bei RL mal nicht so genau hingehört hat, hat man auch nicht viel verpasst. Im übrigen möchte ich mal darauf hinweisen, dass es durchaus auch Musikprogramme gibt, wo es sich lohnt hinzuhören und die man nicht so nebenbei konsumieren kann bzw. sollte. Allerdings hast du Recht, dass die meisten Programme in Deutschland einfach musikalisch 08/15 Mucke bieten, die keinem wehtut und die eh jeder kennt. Die Gründe wurden ja hier bereits genannt. Hauptgrund ist sicherlich die Angst der Radiomacher vor der Quote.
 
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Zunächst mal möchte ich das viel zu starke Wort "Ideologie" im Titel dieses Fadens in Frage stellen. Es gibt keine Ideologie vom Nebenbeihör-Medium, es gibt höchstens eine These davon.

Und dann das hier:

"Frau Dr. 014" mit Anke Engelke. Läuft seit dieser Woche und ist immer noch so witzig wie damals zu SWF3-Zeiten.

Das soll wohl ein Witz sein? Einen mühsameren Krampf habe ich schon lange nicht mehr gehört.
Der SWR hat Anke Engelke jetzt zur "Comedy-Queen" gekürt. Ich kann mich nicht wirklich erinnern, jemals bei Anke Engelke gelacht zu haben, weder im Fernsehen, noch im Rundfunk.
 
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Ich kann mich nicht wirklich erinnern, jemals bei Anke Engelke gelacht zu haben, weder im Fernsehen, noch im Rundfunk.
Das ist traurig, richtig traurig.
Wieviele Deutsche das anders sehen, weiss ich nicht, aber es muss eine
gewaltige Menge sein, denn sonst wäre sie so populär wie der SWF, sprich
der Sender, der sie angeblich gekürt hat.
Ich wette, Anke ist bekannter. ;)
 
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@Dea

Mach Dir deshalb keine Sorgen um mich. Es gibt noch genug Dinge im Leben, über die ich herzhaft lachen kann, - sie finden nur nicht im Radio statt. Es sei denn "auslachen" gilt auch als lachen!
 
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Nunja... Sorgen ist weit übertrieben, da habe ich genug andere. :)
Aber gut, dass wir drüber gesprochen haben und Comedy allgemein
nicht am "Humor" einer Einzelperson gemessen wird, was vom
Humoristen als Darbieter des selben zudem völlig unabhängig ist.

Insofern denke ich, sei es dem SWF oder weiss der Teufel welchem
Sender auch in Zukunft gestattet, solche Dinge ins Format einzubringen.
 
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