Großmembran-Dynamiker: Røde Procaster

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Angeregt durch verschiedene Foreneinträge zu Mikrofonen von Røde bin ich mal auf deren Homepage unterwegs gewesen und habe dort das Røde Procaster gefunden - ein dynamisches Großmembran-Mikrofon; bei einem Vesandhaus hierzulande für knapp 150 Euro zu haben.

Ich konnte keine Testberichte finden und auch die Forensusche schweigt zu diesem Mikrofon. Auf der englischen Seite ist es sogar noch als "New" gekennzeichnet.

Besonders faszinierend daran finde ich, dass es ein dynamisches Mikrofon ist.
Okay, das Electrovoice RE20 kommt auch aus dieser Ecke, aber ich mag es nicht (einmal angesprochen, fast nichts gehört, abgeschaltet).
Jetzt kommt also ein Røde daher für einen überraschend niedrigen Preis.

Da würden mich mal die Meinung der Experten dazu interessieren. Hat schon jemand Erfahrungen damit gemacht?

Bitte nicht auf die Idee kommen und sagen "das gehört in die Internetradio-Technik" - klar, dafür kann man es vielleicht empfehlen, aber ich wollte erst mal amtliche Meinungen haben.
Könnte ja sein, dass es eine echte Empfehlung für akustisch nicht einwandfreie Umgebungen ist und eine Alternative für alle Kondensator-Verliebten darstellt.

Gespannte und neugierige Grüße, Uli
 
AW: Großmembran-Dynamiker: Røde Procaster

...Okay, das Electrovoice RE20 kommt auch aus dieser Ecke, aber ich mag es nicht (einmal angesprochen, fast nichts gehört, abgeschaltet)...
Die Empfindlichkeit der Mikros ist nur minimal unterschiedlich (1,5mV/pa zu 1,6mV/pa)
Also am gleichen MVV wird das Ergebnis nicht anders ausfallen.
Dynamische Mikros haben nun mal ca. 20dB weniger Pegel als Kondensator-Mikros.
Eben deshalb haben "richtige" MVV's min. 60dB Verstärkung und müssen dann natürlich ordentlich rauscharm sein.

Es grüßt RainerK
 
AW: Großmembran-Dynamiker: Røde Procaster

Røde kann es einfach nicht lassen, bekannte Mikrofon(legenden) optisch zu kopieren. :D
Das Ding ist freilich sehr "leise", wie RainerK schon ausführte: 1.6 mV/Pa - im Vergleich zum in der Amateurszene beliebten t.bone SC450 mit seinen 18 mV/PA sind das 21 dB weniger. Ein Neumann TLM103 mit seinen 23 mV/Pa hat nochmal 2 dB mehr.

Das Datenblatt zeigt einen (offenbar als "typisch" geltenden) Frequenzgang, der immerhin nicht die Berg- und Talfahrten des RE20 zeigt. Ich erwarte eine Tendenz zur leicht topfigen, "blechernen", hellen, aber doch etwas glanzlosen (ab 8-9 kHz geht es schon langsam bergab) Stimmwiedergabe. "Warm" wird das Ding wohl kaum klingen. Das muß man aber wirklich ausprobieren.

Die extreme Bassabsenkung zwingt zur Nahbesprechung (logisch bei dem Ding), um halbwegs "voll" zu klingen. Dabei wird natürlich der Raum mehr in den Hintergrund treten als bei einem Großmembran und den dort genutzten ca. 20 cm Abstand. Unter der Annahme von 5 cm statt 20 cm ist das Faktor 4 im Abstand und somit der 4-fache Schalldruck, also 12 dB mehr "Bums". Die kommen dem unempfindlichen Røde natürlich entgegen, die Verstärkung muß im Vergleich zu den oben zitierten Kondensatormikrofonen deshalb nur um ca. 10 dB mehr aufgedreht werden. Das ist aber bereits Anforderung genug...

Die Nahbesprechung wird aber erfahrungsgemäß zu einem etwas unnatürlichen Klang mit Neigung zum Ploppen führen - trotz eingebautem Plosivfilter.

Was mir rein datentechnisch noch unter den dynamischen Mikrofonen interessant vorkommt, ist das Beyerdynamic M99. In Stellung "A" könnte das sehr interessant sein. Die Empfindlichkeit ist auch ein kleinwenig höher als beim Røde. Das Beyer kostet aber auch 300 Euro.
 
AW: Großmembran-Dynamiker: Røde Procaster

Danke für den Hinweis auf das M99, Radiowaves.

Die Empfindlichkeit der Mikros ist nur minimal unterschiedlich (1,5mV/pa zu 1,6mV/pa)
Also am gleichen MVV wird das Ergebnis nicht anders ausfallen.
Das gibt mir jetzt etwas zu denken. Wie zum Teufel erkärt sich dann der Preisunterschied von über 300 Euro? Der Name allein kanns nicht sein.
Offengestanden war es der Presi, der einen gewissen Reiz auf mich ausübte.

Wenn ich mir nun aber das M99 von Beyerdynamic für 300 Euro anschaue und die Empfindlichkeit im Vergleich betrachte .... und dann ein Sennheiser e835 (okay: Kleinmembran) mit seiner "Sensitivity (free field, no load, 1 kHz) = 2.7 mV/Pa" sehe, dann werde ich jetzt vollkommen konfus.

Back to (günstigen) basics?

Gruß, Uli
 
AW: Großmembran-Dynamiker: Røde Procaster

Wie zum Teufel erkärt sich dann der Preisunterschied von über 300 Euro? Der Name allein kanns nicht sein.
Konstruktionsaufwand, Materialeinsatz, Sorgfalt bei der Verarbeitung - aber auch ganz bestimmt der Name Electro Voice und die (unverständliche) Popularität des RE20 für den Rundfunkeinsatz. Das kann man sich doch bezahlen lassen.
 
AW: Großmembran-Dynamiker: Røde Procaster

@Uli
Die Empfindlichkeit ist eher eine Folge der anderen Eigenschaften.
Die weitgehend von der Mechanik abhängigen Daten wie Frequenzgang, Richtwirkung, Körperschallempfindlichkeit,
max. SPL, Wind- bzw. Pop-Empfindlichkeit usw. ergeben nach Abschluß der Entwicklung eine elektrische Empfindlichkeit von x mV/pa.
Die wenigsten Entwicklungen werden auf eine konkrete Empfindlichkeit hin unternommen.
Im Zweifelsfall hat - bei bekannt guten Herstellern - ein dyn. Mikro mit < 1mV/pa bessere akustische Daten,
als ein anderes Mikro mit > 1,5mV/pa
Bei Kondensator-Mikros wurde der eingebaute Impedanzwandler manchmal mit Spannungsverstärkung beschenkt.
Dann kommen auch Empfindlichkeiten von > 20mV/pa zustande.
Sonst sind es die üblichen 10-15mV/pa

Es grüßt RainerK
 
AW: Großmembran-Dynamiker: Røde Procaster

Bei Kondensator-Mikros wurde der eingebaute Impedanzwandler manchmal mit Spannungsverstärkung beschenkt.

... was bei "preiswerten" C-Mics nicht selten mit erhöhtem Eigenrauschen "bezahlt" werden muss und diese damit auch nur bedingt oder gar nicht besser macht. Hochwertige Halbleiter und somit hochwertige Schaltungen, die höchste Dynamikumfänge bei niedrigstem Grundrauschen teilweise bis an die Grenze des physikalisch Machbaren ermöglichen, kosten ihr ganz eigenes, nicht geringes Geld.
 
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