Was ist hier passiert? - Loudness-War bei Klassik-Sendern? Ärgerlich!

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Moosbrugger

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Hallo allerseits!

Habe mich in diesem Forum angemeldet, um von Experten kompetente Meinungen einzuholen. Also zur Sache:

Ich zeichne ab und zu aus dem Radio Sendungen auf, um sie als MP3 oder als CD in ein für mich wiederholbares Medium umzuwandeln. Dazu verwende ich einen "TerraTec Phono PreAmp Studio USB", der das Analog-Signal vom Tuner in digitale Daten umwandelt und (an der Soundkarte vorbei) direkt an die Festplatte schickt. Funktioniert wunderbar. Mit der Zeit haben sich also ein paar Aufnahmen von Bruckners achter Sinfonie angesammelt, gesendet von Bayern 4 bzw. SWR 2 (kann die jeweiligen Aufnahmen nicht mehr genau zuordnen, ist auch zunächst mal nebensächlich). Jedenfalls habe ich für meine Aufzeichnungen immer dieselben Einstellungen beibehalten und auch nachträglich nichts am Material verändert - nicht einmal normalisiert o.Ä.

Ich hänge nun drei Diagramme des Finalsatzes an mit der Bitte an Euch, das Abbild der Bamberger-Symphoniker-Version einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen (die zum Vergleich beigefügten anderen Dateien stammen von anderen Aufführungen). Was soll diese übertriebene Dynamik-Gleichmachung? Ist das Programm von BR4/SWR2 etwa nur noch am Autofahrer orientiert, der in seiner Fahrkabine auch die leisen Stellen hören will, ohne den Lautstärkeknopf anfassen zu müssen?

Ich war sehr enttäuscht; die ganze Sinfonie klingt an nahezu jeder Stelle fast gleich laut, und ich wiederhole, das kam schon so aus dem Radio (ich habe nichts verändert). Was haltet Ihr davon?
 

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AW: Was ist hier passiert?! - Loudness-War bei Klassik-Sendern? Ärgerlich!

Was soll man dazu sagen? Sieht nicht gut aus. Nun müßte man sehen, wo die Ursache dessen liegt. Von welcher Quelle wurde gesendet? Gibt es das auf CD, ist es eine Rundfunkproduktion? Wo erfolgte diese brachiale Bearbeitung? Möglicherweise ist es gar nicht das Summensignal, das da kastriert wurde.
 
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Es sind doch verschiedene Aufnahmen, wenn ich das richtig sehe (Bamberger Symphoniker, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Symphonieorchester des BR)?

Dann wäre der nächste Schritt, sich Bayern 4 (wo ich mir das nun eigentlich garnicht vorstellen kann) und SWR 2 (wo mich das in diesem Ausmaß auch überraschen würde) daraufhin anzuschauen, ob alles, was die senden, so ein gesiebter Gleichstrom ist.

Wenn dem nicht so ist, dann erhebt sich die recht interessante Frage, was für eine Aufnahme mit den Bamberger Symphonikern das eigentlich ist. Ist das etwa eine CD? Werden die bei klassischer Musik inzwischen genauso totkomprimiert („gemastert“ nennen sie das), wie es bei Popmusik üble Unsitte ist?
 
AW: Was ist hier passiert?! - Loudness-War bei Klassik-Sendern? Ärgerlich!

Es sind doch verschiedene Aufnahmen, wenn ich das richtig sehe (Bamberger Symphoniker, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Symphonieorchester des BR)?

Richtig. Verschiedene Aufnahmen der Achten Bruckner, wobei alle drei mit Blomstedt als Dirigenten. Wenn ich's recht betrachte, gefällt mir die Aufnahme mit den Stuttgartern sowohl optisch als auch akustisch am besten. Die mit dem Bayerischen Rundfunksinfonieorchester scheint mir auch ein wenig "eckig", wenn auch bei weitem besser als bei der mit den Bamberger Symphonikern.

Dann wäre der nächste Schritt, sich Bayern 4 (wo ich mir das nun eigentlich garnicht vorstellen kann) und SWR 2 (wo mich das in diesem Ausmaß auch überraschen würde) daraufhin anzuschauen, ob alles, was die senden, so ein gesiebter Gleichstrom ist.

Wenn dem nicht so ist, dann erhebt sich die recht interessante Frage, was für eine Aufnahme mit den Bamberger Symphonikern das eigentlich ist. Ist das etwa eine CD? Werden die bei klassischer Musik inzwischen genauso totkomprimiert („gemastert“ nennen sie das), wie es bei Popmusik üble Unsitte ist?

Danke für die Antwort, auch @Radiowaves! Leider weiß ich nicht mehr, von welchem der beiden genannten Sender das war, aber beide scheinen sowas gottseidank nicht immer zu bringen. Hatte mich halt aufgeregt, weil's sich um Bruckner handelte, und es ärgert mich immer noch. Zur Quelle des Materials: Ich meine, daß es sogar eine Live-Sendung war; eine so aufgenommene CD würde ich (vielleicht ist das aber naiv) mal ausschließen. (Ich glaube an das Gute im Menschen bzw. Produzenten...)
 
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Beispiel 1 sieht schon ziemlich brikettmäßig aus, aber da es sich um einen Livemitschnitt oder sogar Livesendung handelt, kann man es gerade noch tolerieren.
Beispiel 2 sieht sehr gut aus. :)
Bei Nr. 3 scheint mir entweder beim Mastering etwas nachgeholfen worden zu sein, oder die Musiker haben nicht differenziert genug gespielt, oder ganz leichtes senderseitiges Processing. Ist aber noch ok.
 
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Beispiel 1 sieht schon ziemlich brikettmäßig aus, aber da es sich um einen Livemitschnitt oder sogar Livesendung handelt, kann man es gerade noch tolerieren.

Meinst Du echt?? Ich dachte, grade in der Livesituation (falls es sich bei dem Beispiel um eine solche gehandelt hat) hat man etwas weniger Möglichkeiten, kosmetischen Aufwand zu betreiben als nachher und in Ruhe im Studio. Eigentlich müßte das Signal gerade dann relativ unbehandelt sein. Wieso meinst Du, daß Glattbügeln im Live-Processing tolerierbar sei? Um sicher zu sein, daß beim Hörer definitiv was ankommt, auch die leisen Stellen? Daß es sich auch noch im mindesten Wiedergabegerät vom Grundrauschen abhebt? Oder etwa doch, um den Live-Bruckner dazu zu bringen, sich gegen andere Sender "durchzusetzen"?

Dank und Grüße,
Moosbrugger
 
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Bei Livesendungen kommt es in erster Linie auf den Menschen am Mischpult vor Ort an. Vielleicht hatte er nicht genug Vorbereitungszeit und hat dann alles seinem Begrenzer überlassen...
Kann natürlich auch sein, dass er ein sauberes Signal zum Funkhaus geschickt hat, wo es dann durch einen Optimod o.ä. geschickt wurde.
Ich höre weder BR4 noch SWR2, aber wenn die anderen Sendungen von einem dieser Sender sich genauso anhören, dann sitzt ein Soundprozessor im Sendeweg. Wenn nicht, war wohl der Mensch am Pult unfähig...
 
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Wie wäre es denn mal mit Audio ? Könnte unter Umständen hilfreich bei der Beurteilung sein...
 
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.. Ich dachte, grade in der Livesituation (..) hat man etwas weniger Möglichkeiten, kosmetischen Aufwand zu betreiben als nachher und in Ruhe im Studio.

Also ein Bekannter hat sich vorige Woche bei mir über eine Live-Übertragung (Bayern 4 ?) - so um den Jahreswechsel - beschwert, bei der das Dolby-AC3-Signal angeblich in Ordnung war während das Stereosignal voll in die Bregrenzung getrieben wurde.

Das spräche, wie @solala schon vermutete, für eine 'schlampige Aussteuerung' des Stereosignals, die man dem Begrenzer überlassen hat.

Entweder wird da Personal eingespart oder die Inkompetenz hat auch diesen Bereich schon erobert ? :rolleyes:
mfg.
 
AW: Was ist hier passiert?! - Loudness-War bei Klassik-Sendern? Ärgerlich!

Bei Livesendungen kommt es in erster Linie auf den Menschen am Mischpult vor Ort an. Vielleicht hatte er nicht genug Vorbereitungszeit und hat dann alles seinem Begrenzer überlassen...
Kann natürlich auch sein, dass er ein sauberes Signal zum Funkhaus geschickt hat, wo es dann durch einen Optimod o.ä. geschickt wurde.

Danke für die Antwort; beides erscheint mir allerdings plausibel. Dennoch würde ich die Philosophie dagegen setzen, daß man einfach niedriger aussteuert, wenn man sich nicht sicher ist, mit welchem Pegel man zu rechnen hat. Es macht mir persönlich gar nichts aus, wenn leise Stellen ein wenig im Grundrauschen unterzugehen scheinen; das tun sie erstens nur scheinbar, und zweitens ist die "Stille" bzw. "Ferne" in Musikstücken dieser Art absichtlich mit einkomponiert.

@Helli: Anbei (wenn's klappt) das Audio der schlechtesten und der besten Fassung (siehe Wave-Diagramme im obersten Beitrag).

Es handelt sich natürlich nur um kurze Ausschnitte von ungefähr derselben Stelle (nach Takten).
 

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AW: Was ist hier passiert?! - Loudness-War bei Klassik-Sendern? Ärgerlich!

... würde ich die Philosophie dagegen setzen, daß man einfach niedriger aussteuert, wenn man sich nicht sicher ist, mit welchem Pegel man zu rechnen hat. Es macht mir persönlich gar nichts aus, wenn leise Stellen ein wenig im Grundrauschen unterzugehen scheinen; ....


Br8 Blomstedt Bamberg 4. Finale.mp3
Br8 Blomstedt SWR2008 4. Finale.mp3

Brutal! Das erste Stück hört sich verdammt nach kräftigem Überfahren (10 bis 15 dB) des Sendebegrenzers an, so wie das flattert. Schon der Vorspann ist viel zu laut. (Wurden die Pegel 'normalisiert'?)

Ist das nun Schlamperei oder Strategie? Ich hoffe ersteres, ändert aber nichts am Ergebnis. :(

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Übrigens hören sich beide Stücke an als kämen sie von einem schlecht abgetasteten DAT-Band (Bitfehler), besonders in den Fortissimi und beim 'Abblenden'.
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AW: Was ist hier passiert?! - Loudness-War bei Klassik-Sendern? Ärgerlich!

Ist das nun Schlamperei oder Strategie? Ich hoffe ersteres, ändert aber nichts am Ergebnis. :(

Gell, ist übel! Hoffe natürlich auch, daß es nur ein Versehen war.

Danke aber für diesen Hinweis:

Übrigens hören sich beide Stücke an als kämen sie von einem schlecht abgetasteten DAT-Band (Bitfehler), besonders in den Fortissimi und beim 'Abblenden'.

Hierbei würde ich allerdings die betroffenen Sender zunächst mal von jedem Verdacht lossprechen, da das Signal aus meiner Sicht den bereits in meinem Antritts-Thread skizzierten Weg hinter sich hat: Tuner (Kabel, analog) -> TerraTec Phono PreAmp Studio USB (= ein kleiner Vorverstärker, der auch noch gleich alles Analoge nach Digital wandelt und direkt als 44,1 kHz 16 Bit Stereo WAV an den Rechner schickt) -> Festplatte -> Konvertierung in MP3 160kB. Da kann schon was verloren gehen, aber normalisiert wurde von meiner Seite jedenfalls nicht das Geringste!

Ich vermute, der Bitfehler, den Du ansprichst, könnte in dem TerraTec-Gerät zu suchen sein, oder würdest Du das auch ausschließen können? Würde mich sehr interessieren, wie auch die Frage, wie bzw. woran man das hören kann?

Dank und Grüße
Moosbrugger

:eek:
Aber es ist schon immer wieder erstaunlich, wie sich die subjektiv wahrgenommene "Lautheit" in einem komprimierten Signal so gut wie nicht mehr unterscheidet (an verschiedenen Stellen, die sogar nach Wave-Anzeige deutlich unterschiedlich laut rüberkommen sollten). Vgl. Abschnitte A und B in der angehängten Grafik, die den Pegelunterschied an einer Stelle in der schlechten Bamberg-Version zeigt.
 

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