Aussteuerungs-Unterschiede bei Songs

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crunchnroll

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Ich habe in meiner Radiozeit zwar 'ne Menge über Technik gelernt, aber nur "learning by doing". Deswegen eine Frage mit Beispiel:

Radiostation XY hat ein großes Archiv auf Festplatte. Alles MP2-Files mit einer hohen Bit-Rate.

Konkretes Beispiel: Jahrelang wurden mit dem Sendesystem "1" Titel gegrabbt und liegen mit etwa -12 db auf den Festplatten.
Irgandwann hat die Station das Sendesystem auf "2" upgegradet und nun landen alle neuen Songs mit (fast) 0 db auf der HD.

Im Sendebetrieb heißt das. daß der Optimod Songs von -12 db bis 0 db bearbeiten muß.
Klar, für so etwas ist der Optimod da, aber ist das nicht etwas übertrieben und unprofessionell?

Der zuständige Musikchef sagt, das seien Altlasten und er habe keine Zeit zum Neueinspielen...

Ich persönlich kratz mich da am Kopf... Wie seht Ihr das?


Gruss in die Runde
 
AW: db - Unterschiede der Songs

Konkretes Beispiel: Jahrelang wurden mit dem Sendesystem "1" Titel gegrabbt und liegen mit etwa -12 db auf den Festplatten. () Im Sendebetrieb heißt das. daß der Optimod Songs von -12 db bis 0 db bearbeiten muß.
Wie seht Ihr das?
Hallo @crunchnroll,

also optimal ist es m.E. sicher nicht, wenn Optimod viel Dynamik ausregeln muss. Das führt idR bei lauten Musikstücken zum 'stopfen'.

Wünschenswert wäre zur verlustfreien Pegelanpassung der Mpeg-Files ein Tool, das nur die incrementierten Skalenfaktoren neu einstanzt und die Files ansonsten unverändert lässt. Dann ein handliches GUI für die Stapelverarbeitung dazu ... :cool: .

Für MP3 gibt es das schon lange:
MP3 schrieb:
Zur verlustfreien Pegelanpassung von MP3-Files gibt es ein wunderbar einfaches Programm namens "MP3Gain" samt GUI, das den globalen Skalenfaktor für den Ausspielpegel im File in 1.5 dB-Schritten ändern kann. :wow:

Ich kann mich erinnern, daß so etwas auch mal für MP2-Files angeboten wurde, zumindest von den den MPEG-Entwicklern. Auf dem Amateurmarkt gab es vor Jahren mal Versuche in der Richtung, die aber leider nicht fortgeführt wurden. Es müssten die Faktoren für sämtliche Frequenzbänder in den Frames geändert werden. Bei MP2 geht das nur in knapp 2 dB-Schritten, das dürfte aber zur groben Anpassung reichen, oder?

Als eine ungünstige Alternative bliebe die verlustbehaftete Re-Kodierung (über Pegelsteller), bei der auch evtl. die Metadaten wieder neu implementiert werden müssten :mad:.

mfg. TB
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P.S.: Wieso eigentlich -12 dB ? (dBFS?), wie gemessen?

M.W. gibt es im Rundfunkbereich eine Empfehlung für -9 dBFS mit DIN-Aussteuerungsmesser gemessen.

@Tondose hat dazu mal 'nen schönen Vortrag gepostet: http://www.radioforen.de/showthread.php?t=28628
 
AW: Aussteuerungs-Unterschiede bei Songs

Der zuständige Musikchef sagt, das seien Altlasten und er habe keine Zeit zum Neueinspielen...

Nachvollziehbar, zumal er keine Zeit dafür haben wird, sofern es sich um einen mindestens mittelgroßen Sender handelt. Außerdem liegt das auch eher im Bereich der Technik.

Wir hatten damals eine identische Situation und haben das Problem über ein selbstgeschriebenes Stapelskript gelöst. Das rattert dann mal ein paar Stündchen und gut is. ;)

Kleinere Sender ohne ideenreiche Techniker werden wohl eher den holprigen Weg gehen und eine Praktikantenstelle in der Musikredaktion ausschreiben. Prakti sitzt dann dort 2 Wochen und "macht Songs lauter." Alles schon gesehen...
 
AW: Aussteuerungs-Unterschiede bei Songs

Im Sendebetrieb heißt das. daß der Optimod Songs von -12 db bis 0 db bearbeiten muß.
Klar, für so etwas ist der Optimod da, aber ist das nicht etwas übertrieben und unprofessionell?

In meinen Augen unprofessionell, da dafür sicher nicht der Optimod, sondern der Sendefahrer da ist. Schon am Pult ist die technische und gehörrichtige Pegelung vorzunehmen.

Wurde der Sendefahrer/Selbstfahrer schon wegrationalisiert, bleibt wohl nichts anderes übrig, als eine Pegelanpassung des Materials ohne Rekodierung. Ein geschultes Ohr ist dabei allerdings besser als jede RMS-messende Software.
 
AW: Aussteuerungs-Unterschiede bei Songs

Wurde der Sendefahrer/Selbstfahrer schon wegrationalisiert, bleibt wohl nichts anderes übrig, als eine Pegelanpassung des Materials ohne Rekodierung. Ein geschultes Ohr ist dabei allerdings besser als jede RMS-messende Software.
Lieber @Ralle,

ohne Frage ist das geschulte Ohr durch Technik nicht zu ersetzen. Aber ...

"Interpretation @Ralle_Köln schrieb:
... wenn ich mir vorstelle jedes MP2-File eines grossen Archivs anhören zu müssen um jedesmal individuell den Pegel korrigieren zu können? hmmmm ....
... halte ich für sehr unpraktikabel. :rolleyes: Da erscheint mir eine automatische "MP2Gain-Machine" doch sinnvoller. Mit MP3Gain bringt nach meiner Erfahrung die automatische Pegelanpassung diverser Programm-Genres durchaus befriedigende Ergebnisse. Bei MP3Gain scheint auch keine reine RMS-Messung sondern eine 'Hybridbewertung' aus RMS und Quasispitzenwert angewendet zu werden. Einzelne Files können später beliebig -- immer noch verlustfrei -- individuell nach-korrigiert werden.

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Was mir noch sehr zu denken gab lieber @crunchnroll ...

... und nun landen alle neuen Songs mit (fast) 0 db auf der HD
"Interpretation @crunchnroll" schrieb:
Die teils stark komprimierten (ohne Spitzen) neuen CD-Titel werden auf 0 dB normalisiert auf die HD gelegt, also ohne Headroom. (?)
Frage: Soll nun das bisherige (-12 dB) Material auch auf 0 dB normalisiert werden? :rolleyes:

Das liefe ja dem Vorschlag von @Ralle total zuwider und Optimod könnte nicht optimal arbeiten.
OPTIMOD schrieb:
."Gebt mir ein gut ausgesteuertes Signal, bei dem ich von unten etwas hochziehen und oben etwas abrunden kann, sonst mach ich euch alles platt! " :cool:

Ohne Headroom ist die Pegelanpassung nicht sinnvoll zu machen. Dann hiesse weiterhin "Optimodquälen". Wer nur neue "CD-Briketts" spielt, dem stellt sich die Headroom-Problematik natürlich nicht.
.
mfg TB
 
AW: Aussteuerungs-Unterschiede bei Songs

Frage: Soll nun das bisherige (-12 dB) Material auch auf 0 dB normalisiert werden? :rolleyes:

Das liefe ja dem Vorschlag von @Ralle total zuwider und Optimod könnte nicht optimal arbeiten.

Hmm, wenn die Dateien schon (automatisiert / händisch) "angefasst" werden, dann sollten die Spitzenpegel so gesetzt werden, dass, wenn keine Pegeländerung zwischen Eingang und Summe eintritt, maximal 0 dB(r) erreicht werden. Üblicherweise entspräche das einem Spitzenpegel von -9dB(FS) der Dateien.

Damit wäre das Archiv vereinheitlicht; um eine einheitliche Lautstärke der Sendung zu erreichen, muß man allerdings trotzdem noch Hand anlegen.
Beispiel: Etwa 7 dB Pegelunterschied im Durchschnitt hatte ich neulich auf einem Pegelmesser nach DIN 45406 ("ARD-Aussteuerungsmesser") - zwischen einem trockenem, in korrektem Abstand besprochenem U89 und der aktuellen Single von Seal. Gehört war's gleich laut.
 
AW: Aussteuerungs-Unterschiede bei Songs

... dann sollten die Spitzenpegel so gesetzt werden, dass, (..) maximal 0 dB(r) erreicht werden.
@Ralle, ich nehme an Du meinst (oben) die Spitzen auf dem DIN-Pegelmesser?

Hast Du mal bei den beiden gleich lauten Aufnahmen die Unterschiede mit einem echten Spitzenmesser gemessen? Die dürften noch um einiges höher sein. Reicht dann die 9 dB Aussteuerungsreserve (vulgo: Headroom) für Archivmaterial überhaupt aus?

mfg. TB
 
AW: Aussteuerungs-Unterschiede bei Songs

@Ralle, ich nehme an Du meinst (oben) die Spitzen auf dem DIN-Pegelmesser?
Hast Du mal bei den beiden gleich lauten Aufnahmen die Unterschiede mit einem echten Spitzenmesser gemessen? [...] Reicht dann die 9 dB Aussteuerungsreserve

Ja, gemessen nach DIN 45406, solche Pegelmesser finden sich ja in nahezu jedem deutschen Studio - deshalb zog ich sie als Referenz heran. Zur Kontrolle messe ich auch gerne mal mit der kleinsmöglichen Integrationszeit, also die "echten" Spitzen, das ist am verwendeten Messgerät einfach umschaltbar (RTW Portamonitor).
An den Fall, daß das Signal 0 dB(FS) erreicht hätte (+9 dB(r) ), während ich bei 5 ms Integrationszeit 0 dB(r) messe, kann ich mich nicht erinnern.
 
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