AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch
Man kann den populaeren wellen Ö-R gewiss viel vorwerfen, dass sie die verbloedung nur wegen gewinnstrebens betrieben, vermutlich nicht. Denn (leider?) sind die wellen keine profit center, die von ihren einnahmen leben muessten. Im gegenteil: brav kameralistisch gerechnet, fliessen die werbeeinnahmen aller wellen in die kassen der gesamt-anstalt, heisse sie nun wdr, ndr oder br.
Das elend der "dudelwellen" im oeffentlichen-rechtlichen radio ruehrt von der schizophrenen situation her populaer sein zu wollen, aber populistisch zu sein, akademisierte journalisten (s. bombastische stellenausschreibungen) anstellen zu wollen, diese dann aber als (untaugliche) fomat-lakaien zu beschaeftigen.
Ich kann ueberhaupt nicht verstehen, warum oeffentlich-rechtliche wellen privatfunk, noch dazu schlecht, kopieren. Es gibt dafuer KEINEN einzigen stichhaltigen grund.
(uebrigens: das fernsehen macht's genauso: habe ich nicht gerade den Trailer fuer eine "auswanderersendung" (ARD/ZDF) gesehen, die bis zu bildschnitt und text dem sat1-vobild gleicht?)
Es ist mangelndes selbtsbewusstsein der redakteure und pogrammmacher, die zu solch einer verflachung und programmkonvergenz fuehrt.
Die erfahrenen persönlichkeiten des radios sind ausgestorben, korrespondenten oder pensioniert (oder inneren kuendigung anheim gefallen) - manche schreiben buecher oder halten vortraege.
Die nachgewachsene generation der programmmacher kommt aber nicht mehr primaer aus dem journalismus (z.b. zeitungen), der sich ein medium- radio - suchte, sondern hat das medium - radio - und fuellt es mit allem, was sich nicht wehren kann.
Das daraus etwas anderes entsteht, darf nicht wundern.
Ich bewerte nicht, auch wenn ich das persoenlich bedauere.
Aber wenn die sogen. BERATER heute formatierten privatfunk und morgen den "relaunch" einer ARD-Welle begleiten, woher nehmen wir die hoffnung, dass sich die produkte beim anhoeren unterschieden?
Bis auf wenige ausnahmen sitzen auch auf den hoechsten hierrachie-ebenen der ARD-sender keine radiojournalisten mehr und wenn (z.B. piel, reim) sind sie längst mit rundfunkpolitischen themen oder dem viel wichtigeren TV so ueberfrachtet, dass sie gar keine kraft mehr haben, das steuer herumzuwerfen.
FAZIT: Das teils traurige bild mancher ARD-radioprogramme ist nicht die folge zuegellosen gewinnstrebens (ein allzu billiger schwanengesang...), sondern die folge von entprofessionalisierung, lieblosigkeit und blinder konvergenz.
uebrigens Radiovictoria:
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Ich würde die Präsentation anders gestalten- besonders weg von den enervierenden dümmlichen Doppelmoderationen (auch wenn wir die einst im deutschen Privatradio mal als erste zelebriert hatten- aber alles zu seiner Zeit! Es nimmt überhand und ist nicht mehr lustig).
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Das stimmt nicht. WDR 2 hatte von beginn des originalen morgenmagazins (in den 60ern) bis ende 1994 immer die teils brillante doppelmoderation. Da war von privatfunk noch keine rede.