Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

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Interessanter Artikel in der aktuellen "message - Internationale Zeitschrift für Journalismus".

Demnach berichten Hörfunker auch gern mal aus Ländern, in denen sie nie waren, unterlegen das ganze aber mit malerischen Geräuschteppichen aus dem Archiv.

Artikel leider nicht online, aber in Auszügen hier nachzulesen:
http://www.fair-radio.net/Artikel/216/
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Wenn man Auslandskorrespondent ist und für mehrere Staaten zuständig, was macht man da wohl?
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Und nachdem wir nun alle ganz betroffen waren, sei vielleicht doch noch hinterfragt, wovon hier eigentlich die Rede ist. Denn ich kann mich nicht entsinnen, in der pauschal angegriffenen Auslandsberichterstattung standardmäßig Maschinengewehrfeuer, Hubschrauberlärm und Kampfgetümmel zu hören.

Dafür lese ich aber das Wörtchen Feature. Das sind nun einmal Bastarde, die auch Hörspielelemente enthalten, und diverser Lerman aus dem Geräuscharchiv erscheint da nicht allzu abwegig. Darüber zu diskutieren, stellt letztlich das Feature insgesamt in Frage.

Kann man natürlich tun. Sollte man vielleicht auch wirklich einmal tun. Also bitteschön ...
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Was ist schlimmer: Für ein Feature Geräusche aus dem Archiv zu verwenden oder eine Verkehrsleitzentrale oder Wetterredaktion zu fingieren und durch entsprechende Geräusche das ganze ins Absurde treiben und damit täglich alle 15 Minuten die Hörer zu verarschen?
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Zur Beantwortung dieser Frage horchen wir mal schnell zum Ludwigshafener Wettersonar.
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Solche Collagen können kreativ gemacht eine durchaus anspruchsvolle Sache sein. Ein redlicher Journalist wird sowas dann aber auch immer als das verkaufen, was es ist. Nämlich als eine Collage! Verwerflich wird es immer erst, wenn eine Sache als etwas anderes verkauft wird, als sie eigentlich ist. Das ist dann Vorgaukelung falscher Tatsachen und in fast jedem anderen Lebensbereich sogar strafbar. Nur in den Medien lässt man sowas leicht mal schulterzuckend durchgehen nach dem Motto "Die andern machens doch auch". Klar, es ist immer ein Stück weit Show dabei, aber alles hat seine Grenzen! Andererseits glaubt doch hoffentlich nicht mal ein durchschnittlicher RTL2-Zuschauer und KIK-Einkäufer aus Stuttgart-Hallschlag ernsthaft, dass der Staupilot von Antenne 1 tatsächlich den ganzen Tag im Hubschrauber übers Spätzeland fliegt.
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Andererseits glaubt doch hoffentlich nicht mal ein durchschnittlicher RTL2-Zuschauer und KIK-Einkäufer aus Stuttgart-Hallschlag ernsthaft, dass der Staupilot von Antenne 1 tatsächlich den ganzen Tag im Hubschrauber übers Spätzeland fliegt.
:wow: :wow:

Sicher?
Also wenn man da jetzt Heli-Geräusche drunterlegt und den Kompressor ganz hart auf Cockpit-Intercom einstellt.... :D
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Aber Radiocat: Klar glauben die Hörer dran. Sie müssen dran glauben. Denn die Sender machen doch ständig Researchs. Und die Ergebnisse der Researchs bestimmen, was gemacht wird. So ist es in der Musik. Und bei der Verkehrsleitzentrale doch auch! Nimm mir bitte nicht meine Illusion!!!
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Den ständigen Stau auf der A8 gibt es nur weil er beim Research gut ankommt? :confused:
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Nein, den Heli im Hintergrund. Das bimmelnde Telefon, das Wetter-Radar.

Ich hoffe doch, dass der VF selbst noch nicht vom Research abhängig ist, außer es betrifft den Begriff "Gaffer". :)
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Jetzt fangt bitte nicht an, Ausnahmen wieder als die neue Regel darzustellen - sonst lernt der Verfasser des "message"-Artikels (der im uebrigen nur ueber Afrika berichtete) noch den Presserat kennen :)
http://www.welt.de/print-welt/article239488/Die_Journalisten_Seilschaft.html

Man sollte sich in der Tat davor hüten, alle und alles in einen Topf zu rühren. Es gibt viele Hörfunker, Korrespondenten, Nachrichten- und Verkehrsredakteure, die seriös arbeiten.

Und dennoch: Wer hier umgekehrt so pauschal davor warnt, man solle die Ausnahme nicht zur Regel machen, der scheint mir schon auf mindestens einem Auge blind.

Denn mal ehrlich:
Überall da, wo zwei Radiomacher zusammenkommen, können diese Zwei - egal von welchen Sendern und natürlich nur sofern Interesse besteht - abendfüllend von Verstößen, Unsauberkeiten und verwaschenen Arbeitsweisen dieser oder ähnlicher Art berichten (auch diser Thread belegt es ja).

Der sorglose Umgang mit Aufnahmen, Tönen, Material (in der Wortwahl wird ja schon oft die Geringschätzung deutlich), ist längst an der Tagesordnung.

Und die Schwierigkeiten, darüber in den Redaktionen zu sprechen und Gehör zu finden, auch.

Mir scheint es da schon ein wenig voreilig und unangemessen, den Beschreibungen nur mit einem persönlichen Anwurf auf den Autor zu begegnen.

Aber schon klar: Der Überbringer schlechter Nachrichten.......


Übrigens:
Die in "message" beschriebenen Arbeitsweisen sind noch ausführlicher doch auch online nachzulesen.
http://www.netzwerkrecherche.de/docs/nr-dossier-02.pdf
Kapitel 4
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Da kommen doch Erinnerungen an das legendäre Frühstyxradio und den rasenden Reporter Matthias Tellenbröker auf!

Der war innerhalb von drei Stunden auch immer an Orten rund um den Globus.

Eine sehr geniale Parodie auf Ulrich Klose von RTL.
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Überall da, wo zwei Radiomacher zusammenkommen, können diese Zwei abendfüllend von Verstößen, Unsauberkeiten und verwaschenen Arbeitsweisen dieser oder ähnlicher Art berichten (auch diser Thread belegt es ja).

Herr Mükke ist kein "Radiomacher"!

Der sorglose Umgang mit Aufnahmen, Tönen, Material (in der Wortwahl wird ja schon oft die Geringschätzung deutlich), ist längst an der Tagesordnung.)

Bei Dir - oder woher nimmst Du das Recht, jetzt schon wieder zu pauschalisieren?

Und die Schwierigkeiten, darüber in den Redaktionen zu sprechen und Gehör zu finden, auch.)

... Was bei Schichtdienst einige Gründe haben kann ...

Mir scheint es da schon ein wenig voreilig und unangemessen, den Beschreibungen nur mit einem persönlichen Anwurf auf den Autor zu begegnen..)

Aber als Erster bin ich erst JETZT persönlich geworden :D
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Super Helli,

ich glaube, der im Beitrag angesprochene „radioaktive Müll“ wird der Menschheit noch Millionen Jahre erhalten bleiben. Der Müll, den viele Radiomacher jetzt täglich produzieren, wird vielleicht gerade noch deren Lebensabend absichern, und dann hoffentlich für immer versinken.
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Die in "message" beschriebenen Arbeitsweisen sind noch ausführlicher doch auch online nachzulesen.
http://www.netzwerkrecherche.de/docs/nr-dossier-02.pdf
Kapitel 4

Was da steht heißt im Klartext, beim WDR-Studio Nairobi seinen Plagiate systematisch praktiziert worden.

Anschuldigungen diesen Kalibers sollte man dann aber schon mit konkreten Beispielen untermauern. Das gilt auch für die mit Geballer unterlegten Beiträge, von denen da die Rede ist. Vielleicht habe ich auch etwas übersehen, aber zumindest auf den ersten Blick werden da nur allerlei Behauptungen gebracht. Ein bißchen dünn, um sich der Empörung anzuschließen.
 
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Das meine ich doch: konkrete Beweise fehlen! Over and out...
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Ist es eigentlich schon branchenüblich, Zitate aus anderen Medien zu bringen, ohne diese zu nennen?

Ich hatte heute nicht schlecht gestaunt, als ich in der Leipziger Volkszeitung einige recht bemerkenswerte Einlassungen des Betriebsratsvorsitzenden der Berliner S-Bahn las, die ich woanders schon gehört hatte ...
http://www.radioeins.de/programm/programmbeitraege/20090909/s_bahn_chaos_s_bahn.html

Der ddp, auf dessen Material der LVZ-Beitrag basiert, war es offenbar nicht:
http://www.ad-hoc-news.de/politik-s...personelle-konsequenzen--/de/Politik/20501857

Aber wehe, jemand würde das im bitterbösen Internet mit Zitaten aus irgendeiner Zeitung so machen ...
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Die meisten Medien (Print und Funk) sind längst davon abgegangen, ihre Auslandskorrespondenten noch exakt zu lokalisieren.
Es heißt also nicht mehr "Unser Korrespondent aus Tokio", oder unser Mann in Johannesburg, oder Max Musterkorrespondent aus Jerusalem, sondern "Unser Asien-Korrespondent", "Unser Afrika-Korrespondent" oder unser "Nahost-Korrespondent".
Diese Konstruktion ermöglicht es einem Korrespondenten, zum Beispiel aus Mexiko-City heraus ganz Mittelamerika zu bedienen, oder aus Kairo den ganzen Nahen Osten.
Spart einen Haufen Geld, geht aber gründlich auf Kosten der Qualität, weil die Herrschaften ja nur noch voneinander abschreiben, bzw. bestenfalls noch aus zweiter und dritter Hand informiert sind.
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Die verlinkte ausführliche Analyse des gleichen Autors zur Arbeit von Radiokorrespondenten im Ausland stellt einiges viel klarer da als die Zusammenfassung auf fairradio. Ich finde, sie greift auch viel weniger die Korrespondenten an, sondern zeigt vor allem das System Auslandsberichterstattung im Hörfunk auf, in dem sie zu funktionieren haben. Und die Klagen sind nachvollziehbar.

Abgesehen davon, einen kleinen gebauten Beitrag mit TV-Tönen zu produzieren, ist doch vollkommen ok. Ich glaube, darum geht es hier nicht. Hier geht es darum, dass der Produktionsdruck die Leute dazu zwingt, das Haus nicht mehr zu verlassen, zudem nur noch aus einer einzigen Perspektive berichtet werden darf, und wenn man etwas anderes macht, wird man für verrückt erklärt, wie der FAZ-Mensch in der Analyse sehr stichhaltig erklärt.
 
AW: Hörfunk-Korrespondenten und die "akustische Täuschung"

Der ddp, auf dessen Material der LVZ-Beitrag basiert, war es offenbar nicht:
http://www.ad-hoc-news.de/politik-s...personelle-konsequenzen--/de/Politik/20501857

Das Material dürfte meiner Meinung nach aber tatsächlich ohne große Bearbeitung 1:1 vom ddp übernommen worden sein. Dafür spricht erstens die Seite, auf der die Meldung erschien, (letzte Seite, „Aus aller Welt“) und zweitens die Tatsache, daß man ein paar Websites mit identischem Text findet, z B diese hier:

Berliner Morgenpost
Der Tagesspiegel
Yahoo!

Immerhin wird in letzterem Link „Wegner in RBB-Inforadio“ als Quelle angegeben. Das ist dann in den Zeitungen untern Tisch gefallen...
 
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