Opas Radios: Wert?

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Gabriele1060

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Hallo, liebe Forums-Mitglieder!

Ich habe von meinem Großvater zwei alte Radios hinterlassen bekommen.
Es handelt sich um ein Röhrenradio von Grundig, Typ 1042W (vermutlich aus den 50er Jahren) und ein Union-Radio, Typ W 60 / 3D, Baujahr 1961.
Da ich in meinem Keller gerne Platz schaffen und diese verkaufen möchte, wollte ich fragen, ob jemand von Euch weiß, was man für diese guten Stücke denn verlangen könnte? Oder macht es Sinn diese weiter aufzuheben, weil "Antiquität"? Möglicherweise habt Ihr einen guten Tipp für mich. :confused:

Gabriele
 
AW: Opas Radios: Wert?

Früher standen diese Geräte zu Hauf auf dem Sperrmüll. Heute haben diese nur unter Liebhabern einen Wert. Wer einen interessierten Sammler findet, der kann sich glücklich schätzen. Wertprognosen kann man aber nicht geben, denn hier verhält es sich wie mit alten Briefmaken. Eine Versteigerung wäre mit Sicherheit die beste Methode.
 
AW: Opas Radios: Wert?

s handelt sich um ein Röhrenradio von Grundig, Typ 1042W (vermutlich aus den 50er Jahren)

Hallo Gabriele,

Deine Vermutung zum Grundig 1042 W ist richtig. Hier http://www.radiomuseum.org/r/grundig_1042w.html
wird als Baujahr 1953/54 genannt.

Einen reellen Wert haben solche Geräte allerdings höchstens im Topzustand, ansonsten ist das wohl eher ein ideeller Wert. Auf jeden Fall funzen diese alten Kisten sehr gut im AM-Bereich.

Liebe Grüsse, westsound
 
AW: Opas Radios: Wert?

Exakt. Die alte Röhrentechnik "schützt" vor harmonischen (Ziwschenfrequenzen) und sonstigen Kreuzmodulationen recht gut (zur Erläuterungen: Sender, die man auf Frequenzen hört, wo sie gar nicht hingehören. Weil sie künstlich im Empfänger selbst erzeugt werden. Die modern(er)en Transistorradios leiden alle darunter.).

Mit einem so alten Röhrengerät lassen sich Übersee-Mittelwellensender (!) mit einigen Metern Langdraht drangehängt durchaus empfangen. Wenn also selbst kein technisches Interesse an dieser Spielart des Hörens vorhanden (siehe "DXing"), dann sollte man gezielt anbieten (und man kann heutzutage durchaus 100-200 Euro dafür erzielen, auch bei ebay, wenn man den richtigen Interessentenkreis anspricht).

Besonders beliebt sind -unter Nostalgikern- jene Modelle, bei denen zum Beispiel "Veronica" samt "Hörfeld" aufgeführt sind... (ja, ich weiß, schon wieder dieses Thema :D).

Leider landen diese Geräte immer wieder voreilig auf dem Sperrmüll, was auch aus historischer Sicht ein Jammer ist.
 
AW: Opas Radios: Wert?

bravo, offener Beifall für diese Worte. Bei mir stehen daheim zwei, und im Büro vier der Röhrenradios, und die laufen wie am ersten Tag. Es ist eine Freude, diese alte Technik so selbstverständlich wie das Internet nutzen zu können. Und es gibt sogar noch Elektromeister, die diese Röhrenradios reparieren. Jedenfalls ist das Hören (Holzgehäuse und großdimensionierte Lautsprecher !!!) ein Genuß und unvergleichlich besser wie mit den meisten Digitalradios. Jeder, der ein gut funktionierendes Röhrenradio in Betrieb erlebt hat, weiß, wie der Klang sich abhebt.

Und "RV01" hat ebenso recht, was die internen Störungen angeht, teilweise reicht das sogar weiter. Hochhausbedingt habe ich einen nur 10-m-Langdraht am Röhrenradio und eine 20-m-"Slinky"-Antenne (röhrenförmig, Wirkung ist wie 60 m-Langdraht) am Weltempfänger. Der digitale Weltempfänger übersteuert im Mittelwellenbereich, Empfang ist kaum möglich außer AFN. Das Röhrenradio bringt englische, französische und mehr Stationen, wie wenn diese "um die Ecke" wären. Und auf Kurzwelle kam das Signal von z.B. dem israelischen Sender "Galei Zahal" mit dem Weltempfänger mit Ausschlag rechts am Weltempfänger, aber auch mit lokalen Störungen versetzt. Das Röhrenradio (mit dem "magischen Auge") hatte "leiseren" Empfang, aber ohne Störung, ich konnte einen Cassettenmitschnitt fertigen. Fazit: wer ein solches Radio in die Hände bekommt, wie einen Schatz behandeln. Übrigens habe ich auf ebay USA, wo ich regelmäßig unterwegs bin, schon Grundig-Geräte für 780 US-Dollar weggehen sehen, dort ist der Name geschätzt. Einen wunderbaren Tag, "be happy" wünsche ich allen !

PS: überhaupt sollte man die Röhrentechnik nicht unterschätzen, es gibt inzwischen wieder Händler, die Eigenbau Stereo-Verstärker etc. mit Röhren anbieten, und nicht billig. Und nächste Woche erwarte ich meinen "Hallicrafter SX28" , ein Röhrenempfänger aus den 40er Jahren, wie neu, alle Röhren 2009 ersetzt, klavierfarben, das Gehäuse aus edlem dunklen Metall restauriert, ein Augen- und hoffentlich auch Ohrenschmaus.
 
AW: Opas Radios: Wert?

PS: überhaupt sollte man die Röhrentechnik nicht unterschätzen, es gibt inzwischen wieder Händler, die Eigenbau Stereo-Verstärker etc. mit Röhren anbieten, und nicht billig. Und nächste Woche erwarte ich meinen "Hallicrafter SX28" , ein Röhrenempfänger aus den 40er Jahren, wie neu, alle Röhren 2009 ersetzt, klavierfarben, das Gehäuse aus edlem dunklen Metall restauriert, ein Augen- und hoffentlich auch Ohrenschmaus.

Wie geil!
 
AW: Opas Radios: Wert?

Ich möchte Euch herzlich für Eure vielseitigen Informationen danken! Werde mich von meinen Radios nicht trennen. :)
 
AW: Opas Radios: Wert?

Nachdem das nun entschieden ist, möchte ich doch gern den Stand der Röhre etwas relativieren. Mir tut es immer wieder weh, wenn Röhren als die einzig wahren Verstärker dargestellt werden, weil die albernen Lobgesänge stets auf fruchtbaren Boden fallen und unter anderem zunehmend zu äußerst skurrilen Schaltungskonzepten führen - Schaltungskonzepte für Geräte, der Hauptkaufargument dann eine Röhre ist. Blödsinn!

Unbestritten haben Opas alte Radios einen anderen Sound als eine einfache Transistor- oder Schaltkreiskiste. Das liegt aber so nebenbei daran, dass in den Geräten meist keine Miniaturfilter mit stets übersättigten Kernen stecken, großzügig dimensionierte und gewickelte Induktivitäten mit großen räumlichen Abständen seelenruhig schwingen können, keine modernen Keramik- oder Piezofilter steilen Flanken die ZF begrenzen und und und...
Wenn man schon Lobgesänge anstimmt, dann bitte nicht nur auf Röhren - die Schaltungstechnik nebst Umsetzung aufgrund anderer Materialen gehört zu diesen ehrwürdigen Kisten dazu.
Desweiteren wird nicht bedacht, dass Röhren altern. Sie verlieren an Verstärkungsfaktor, somit an Steilheit und an Sättigungstoleranz. Das tun sie übrigens sogar bei reiner Lagerung, denn kein Vakuum ist absolut bei unserem Atmosphärendruck und die Legierungen von Kathoden-, Anoden- und Gitterelementen auch nicht endlos stabil. Somit klirren Röhren nach einigen Jahrzehnten sehr wohl und das keineswegs mehr harmonisch.
Die Folge davon ist, dass aus einem solchen Radio am Ende nicht nur fast nichts mehr herauskommt, sondern das, was heraus kommt, auch noch gewaltig gewürfelt ist. Darüber hinaus steht und fällt der Sound eines Röhrenverstärkers mit den Eigenschaften des Ausgangsübertragers. Dieser ist beileibe kein unkritisches Bauelement und gute NF-Trafos kosten ein Vermögen. Damit hat man es damals für ein einfaches Radio auch nicht übertrieben.

Unterm Strich:
Jawohl, Dampfradios sind genial. Im Idealfall bekommt man heute sogar noch neue Röhren dafür und kann sie noch einmal richtig aufleben lassen. Die Standard-Röhren der E-Serie jedenfalls sind noch zu bekommen, wenn auch nicht günstig.
Das Allheilmittel zum Radiohören sind sie definitiv nicht, weil sie viele Nachteile haben, die mit dem Totschlagargument "Röhre" komplett verdeckt werden. Gleiches gilt für den Hifi- und Studiobereich, wo um Röhren viel unangebrachter Wind gemacht wird.
 
AW: Opas Radios: Wert?

Moin dea,

gerade im High-end Bereich wird sehr viel Voodoo betrieben.
Alte Röhrenradios haben mehrere Vorteile. Vernünftig dimensionierte Schwingkeise, Röhren und ein gutes Holzgehäuse.
Gerade die Großsignalfestigkeit von Röhren steht ja wohl außer Frage.
Das es Leute gibt, die nun nur noch auf die Röhre schwören, ist aber nicht verständlich.
Rein meßtechnisch ist das alles nämlich mehr als grausig...

Grüße

KMT-E
 
AW: Opas Radios: Wert?

gerade im High-end Bereich wird sehr viel Voodoo betrieben.
sagt jemand, der es mit
Rein meßtechnisch ist das alles nämlich mehr als grausig...
begründet.

Mit dem Grundgedanken wirst du sicher mit fast allem, was irgendwie dudelt, einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz und einen Klirrfaktor < 0,00x hat, der glücklichste Mensch von der Welt sein. Mit HiFi oder gar High-End hat das aber nichts zu tun.


Alte Röhrenradios haben mehrere Vorteile. Vernünftig dimensionierte Schwingkeise, ...
Nannte ich bereits.
, was sie als Röhrenradios gegenüber Röhrenradios natürlich besonders prädestiniert und eben NICHT partou automatisch ein Vorteil ist.
und ein gutes Holzgehäuse.
Für das Radio klanglich sicher lustig und optisch alternativ, aber "technisch" keineswegs ein Vorteil (z.B. fehlende Schirmung).

Gerade die Großsignalfestigkeit von Röhren steht ja wohl außer Frage.
Steht sie eben nicht! Dass und warum, schrieb ich bereits oben und auch ein Röhrenempfänger ist nur so gut wie seine Vorselektion - für viele der alten Konsumerradios ein Fremdwort. Ebenso ein Fremdwort wie Doppelsuper. Eine fehlende oder zu niedrige 1. ZF verhilft vielen der Kisten zu teils heftigen Spiegelungen. Das wird oft auch noch unterstützt durch hohe Integration in den Röhren, die mehrere Aufgaben im HF-Bereich gleichzeitig ausüben (xCH81, xBF80, xABC80). Alles kein Kinderspiel.

Der fette Sound der alten Dampfradios auf Mittel- und Langwelle resultiert auch lediglich aus breiten Filtern, die auf vollen Kurzwellenbändern den Hörer mit sattem 5-kHz-Pfeifen belohnen. Das kann heute auch jeder Kurzwellenempfänger, wenn man seine schmalen, steilen Filter gezielt durch breite ersetzt. Nicht umsonst genießen gute HF-Receiver den Komfort umschaltbarer Bandbreiten und austauschbarer Filter. Hat mit Röhre also auch wieder nichts zu tun.
Und dann mit Meßtechnik gegen HiFi/High-End-"Voodoo" antreten - also bitte...!
 
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