Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

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Pianist_Berlin

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Schönen guten Tag an alle Mitlesenden!

Ich habe mal wieder zwei Wikipedia-Artikel gesprochen, und zwar Deutscher Bundestag und Wikipedia. Den Bundestags-Artikel habe ich mit meinem ganz alten U 87 aufgenommen, den Wikipedia-Artikel mit meinem TLM 103. In beiden Fällen kam wie üblich mein ADT-Gerät zum Einsatz, mit sanftem Kompressor-Einsatz, strengem Limiter und De-Esser per EQ-Anhebung in den zweiten Limiter-Eingang. Besprechungabstand in beiden Fällen etwa 30 cm, daher ohne Poppschutz. Am Mischpult habe ich bei der U 87-Aufnahme den EQ ausgeschaltet und bei der TLM 103-Aufnahme den Bereich bei ca. 5 kHz ganz leicht angehoben. Das Signal ging vom Mischpult in meinen HD-P2, damit ich die Karte dann rausziehen und direkt im iMac mittels Soundtrack Pro wieder öffnen konnte. Dort habe ich dann den ganzen Müll rausgeschnitten.

Mir ist aufgefallen, dass in beiden Fällen an einigen Stellen ganz kurze Klick-Amplituden hochgeknallt sind, die habe ich dann einzeln abgesenkt, so konnte ich durch die Normalisierungsfunktion den Pegel sehr weit nach oben kriegen, das scheint ja heute im Internet üblich zu sein. Zuvor habe ich mittels Fingerabdruck-Funktion die U 87-Aufnahme entrauscht, das funktioniert ja hevorragend. Bei der TLM 103-Aufnahme war das natürlich fast nicht nötig. Die WAV-Dateien habe ich dann ins Audacity importiert, um dort die für Wikipedia nötigen OGG-Dateien zu erzeugen. Vorher habe ich noch mal ganz leicht den dortigen Kompressor arbeiten lassen.

Insgesamt bin ich mit beiden Aufnahmen aber nur zu etwa 90 Prozent zufrieden. Die U 87-Aufnahme klingt etwas wärmer, aber die Zischlaute sind mir etwas zu spitz. Die TLM 103-Aufnahme klingt aus irgendwelchen Gründen leicht "digital" - ich habe aber keine Ahnung, wo in der Kette ich da was anders gemacht habe als bei der anderen Aufnahme. Da muss ein Umwandlungsprozeß zu viel drin sein, so klingt es jedenfalls.

Da für meine Filme die Qualität der Sprachaufnahmen sehr wichtig ist, bin ich an allen auch noch so kleinen Verbesserungsvorschlägen interessiert. Dafür können diese beiden langen Aufnahmen sicher als guter Diskussionsstoff dienen. Meine Sprachaufnahmen müssen sich in einer Filmtonmischung gemeinsam mit Atmo und Musik gut durchsetzen, sollen aber keineswegs komprimiert klingen, dafür recht warm und die Zischlaute nicht zu spitz.

Natürlich habe ich das U 87 nur deshalb mitspielen lassen, um die Entrauschungsfunktion von "Soundtrack Pro" zu testen. Regulär hängt das TLM 103 im Sprecherraum.

Nun bin ich für Kommentare dankbar.

Matthias
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Interessant, dass zwei Mikrofone mit K 87 doch zwei so recht differente Signale liefern.

Neugierig habe ich mir die Beiträge auf drei verschiedenen Abhören zu Gemüte geführt und anschließend mit mir selbst und einer nativen Aufnahme mit meiner vergleichweise primitiven Technik verglichen. Ebenso habe ich Beiträge von Kollegen bei Vicky P. Dia hinzugezogen.

Es schleicht sich das Gefühl ein, dass dein U 87 mittlere Tonlagen unterbelichtet. Das klingt zwar zunächst "spektakulär", weshalb die TLM-Aufnahme, wenn man sie nach der des U 87 hört, seltsam wirkt. Bei einer anderen Reihenfolge auch und vor allem mit Einstellung des Gehörs auf andere Stimmen fällt zumindest mir das U 87 dann negativ auf, was an eben der von dir festgestellten Überspitzung des Präsenz- und Obertonbereichs liegt.
Die zusätzliche, doch sehr starke und meiner Meinung nach unnötig weit getriebene Verdichtung durch Kompression und Spitzenberenzung wirkt sich zusätzlich sehr nachteilig aus.
Das geht soweit, dass unter Kopfhörern dein Studio hörbar wird und somit die Expansion durch das Entrauschen in den Vordergrund rückt, was ich persönlich als etwas Unnatürliches empfinde.

Unterm Strich gefällt mir die TLM-Aufnahme dann doch deutlich besser. Sie rückt dich als Sprecher mir als Hörer in die Nähe. Welchen Anteil daran die Wirkung des EQ in Verbindung mit dem doch recht hohen Druck durch die Kompression hat, ist schwer zu sagen. Hier würde ich schon gern das nackte Rohmaterial hören.
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Interessant, dass zwei Mikrofone mit K 87 doch zwei so recht differente Signale liefern.

ein tlm 103 ist nun mal kein u 87. alleine schon die tatsache, dass beim u 87 zwei k87 rücken an rücken stehen, führt schon zu verändertem sound. dann noch die grundverschiedene verstärkertechnik, einmal mit, einmal ohne transformer ...
das tlm 103 gefällt mir übrigens auch besser im vergleich
 
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Hallo Matthias,

ich finde die Unterschiede nicht allzu groß, tendiere aber eher zum Usi,
da es doch ein größeres Klangspektrum hat, vor allem unten herum, auch wenn die technischen Daten ähnliche oder gleiche Werte aufweisen. Die Präsenz des TLM in den Mitten kannst Du natürlich auch über die Anhebung im 3 bis 5 kHz-Bereich beim Usi hinbekommen.

Was die S-Laute angeht: entweder Du nutzt den EQ als Deeser oder nimmst einfach ein Plug-In um die störenden Frequenzen herauszufiltern.

Was die Kompression angeht: alles ok soweit. Allerdings wäre es wichtig zu wissen, wo die fertige Produktion am Ende zu hören sein wird? Im Broadcastbereich laufen ja nochmal Kompressoren und Limiter drüber.

Grüße,
Bodo
 
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Wie schön, dass es außer mir noch ein paar andere Leute gibt, die bereit und in der Lage sind, sehr tief in eine Sprachaufnahme hineinzuhören. Ich bin zwischenzeitlich darauf hingewiesen worden, dass ich vergessen habe, einen Fehler rauszuschneiden, so dass ich morgen den Wikipedia-Artikel noch mal neu hochlade. Diesmal verzichte ich auf die abschließende Kompression, sondern normalisiere nur. Inzwischen habe ich noch mal ein wenig am ADT gesessen und jetzt noch mal geringfügige Änderungen vorgenommen. Da kommt es ja wirklich auf die Bruchteile eines Millimeters an. Ich habe dabei auch noch mal an den Zischlauten was gemacht, bei mir geht ja der EQ in den zweiten Eingang des Limiters. Da muss man aber extrem aufpassen, dass man da nicht zu viel macht. Ich kann ja noch mal einen geeigneten Artikel einlesen und hochladen, daran kann man das besser diskutieren als an meinen "echten" Projekten.

Wie verhält es sich eigentlich mit diesen ganz kurzen Klick-Amplituden, die vom Limiter durchgelassen werden und auf dem RTW 1206 nicht sichtbar sind? Kann sowas mal Probleme bei einer technischen Abnahme geben, wenn ich doch mal wieder was für einen Sender mache? Meist sind ja meine Filme nicht fürs Fernsehen, so dass da keine weitere Signalverarbeitung und keine technische Abnahme erfolgt.

Matthias
 
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Da bin ich auf die neue Datei gespannt.

Was die Spitzen angeht:

Da kannst/darfst du dich eigentlich nicht auf das RTW verlassen, da dessen Integrationszeit zu hoch ist. Hier ist für dich bei digitaler Aufzeichnung die Anzeige der Aufzeichnungssoftware, sofern samplegenau maßgeblich.

Normalerweise ist es richtig und in Ordnung, die 0-dBfs-Marke anzuvisieren, wobei die Regel gilt, dass 2 übersteuerte Samples in Folge zulässig sind. Wavelab beispielsweise zeigt dies numerisch an. In Audacity werden solche Daten durch eine senkrechte rote Linie in der Waveform markiert. Bei entsprechnder Vergrößerung dieser sieht man dann auch, wie sich der digitale Overload an den entsprechenden Stellen genau verhalten hat. Die Pegelanzeige von Audacity habe ich dagegen schon dabei ertappt, offensichtlich nicht samplegenau zu messen, denn dieser sind schon manche Peaks durch die Lappen gegangen.

Wie genau die "Messeinrichtungen" bei den anderen gebräuchlichen Programmen sind, kann ich nicht sagen.

Wenn du für die ARD produzierst, sollte, so erinnere ich mich finster, eigentlich bei - 9 dBfs Anschlag sein. Aber auch hier ist für dich primär wichtig, was in den Vorgaben zur Anlieferung steht.

Ansonsten halte ich mich bei RTW-typischen Anzeigen (10 ms) an die alte Regel, die sich durch DAT-Aufnahmen eingebrannt hat: - 2 dBfs. Damit, so habe ich zumindest mal gelernt, ist genug Kopfraum für nicht sicht- und letztlich nicht hörbare Spitzen.
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

-9 dBfs ist richtig. Das bezieht sich aber auf 0 dBr, welche die üblichen RTW (oder Geräte anderer Firmen) mit den 10 Millisekunden Integrationszeit anzeigen. Wenn man das Material nicht durch die Brikettpresse gejagt hat, werden natürlich Transienten über -9 dBfs hinausgehen.
 
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-9 dBfs ist richtig. Das bezieht sich aber auf 0 dBr, welche die üblichen RTW (oder Geräte anderer Firmen) mit den 10 Millisekunden Integrationszeit anzeigen. Wenn man das Material nicht durch die Brikettpresse gejagt hat, werden natürlich Transienten über -9 dBfs hinausgehen.
Dann ist es also genau so, wie ich es bisher gemacht habe. Zumindest, wenn ich per Avid eindigitalisiere. Die beiden Wikipedia-Artikel habe ich stattdessen mit meinem Tascam HD-P2 aufgenommen, weil ich die Qualität der jeweiligen Wandler mal vergleichen wollte. Und am HD-P2 ist es natürlich Zufall, wie ich den Aussteuerungsregler nun genau einstelle. Ich werde nachher mal mit einem Kilohertz (ausnahmsweise 0 dB auf dem RTW 1206D) testen, ob ich diesen Ton auf -9 dBFS auf dem HD-P2 eingestellt kriege. Das müsste wohl die Markierung zwischen - 6 und - 12 dBFS sein.

Den Wikipedia-Artikel "Wikipedia" habe ich noch mal neu hochgeladen, weil ich inzwischen über einen vergessenen Versprecher informiert wurde. Der ist nun rausgeschnitten und diesmal habe ich auf die Kompression vor dem OGG-Export im Audacity verzichtet, sondern nur die Spitzen auf 0 dBFS normalisiert, wodurch der Ton ein wenig leiser ist als vorher.

Ich betrachte diese Wikipedia-Sachen eher als Möglichkeit, genau solche Sachen mal in Ruhe durchzuprobieren und verschiedene Szenarien zu testen. Bei Tonaufnahmen, die für das Internet sind, möchte ich schon so laut wie möglich sein, weil die anderen das ja auch so machen. Bei Ton für DVDs möchte ich so laut sein, wie es dem Fernseh-Umfeld entspricht. Obwohl auch dort erhebliche Unterschiede bestehen. Aber dass eben jemand, der vom Fernsehprogramm auf meine DVD umschaltet, seine Wiedergabelautstärke nicht oder nicht stark verändern muss. Und wenn es um Master für Sender geht, dann müssen eben die technischen Richtlinien eingehalten werden. Wenn mein Arbeitspunkt bei 0 dB auf dem RTW und -9 dBFS (bzw. mein Pegelton bei -9 dB auf dem RTW und -18 dBFS) liegt und es akzeptiert wird, dass im Programm einzelne Samples mal etwas nach oben ausschlagen, dann bin ich ja beruhigt.

Matthias
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

... und diesmal habe ich auf die Kompression vor dem OGG-Export im Audacity verzichtet, sondern nur die Spitzen auf 0 dBFS normalisiert, wodurch der Ton ein wenig leiser ist als vorher.

Etwas leiser, sicher, aber richtig geil. Ein anderes Wort mag ich da jetzt gar nicht suchen. So ist es (zumindest für mich) eine echte Freude, mir von dir etwas erklären zu lassen.
Du bist unheimlich nah, aber ohne dich aufzudrängeln und das empfinde ich als Hörer sehr angenehm. Das wirkt sich einfach positiv auf die Ausdauer beim Hören aus, und auf die bist du als Sprecher dringend angewiesen, wenn du möchtest, dass du die über 50 Minuten nicht zu 75 % umsonst eingesprochen hast. Die Textlänge geht bei der Informationsdichte ja schließlich Welten über das hinaus, was man ohne abzuschweifen aufnehmen kann.
Ein gewaltige Leistung - Respekt!

Interessant ist jetzt der Vergleich zwischen TLM trocken, TLM kompromiert und dem ersten Beitrag mit U 87. Hast du es selbst nochmals verglichen?
Die Ver- und Entfremdung empfinde ich als so immens groß, dass ich dich nach einigen Minuten des Hörens der unkomprimierten Version in dem Sound vorher nicht ertragen kann.
Davon also künftig abzulassen ist sicher eine gute Entscheidung.

Lautstärkemäßig liegst du ja auch mit dem Beitrag in der Version nicht wirklich deutlich unter dem, was andere eingesprochen haben. Technisch und qualitativ sowieso nicht. sehr gut. :)


Zur Herumpegelei noch: Ich würde mir für die Tests einen Sinus nur zu groben Justage heranziehen. Was die Teile wirklich treiben, erfährt man eigentlich nur mit Bursts. Ich würde mir also Bursts mit verschiedenen Breiten generieren und dann mal schauen, wie die verschiedenen Austeuerungsmesser in der Kette reagieren, vor allem unterhalb 10 ms Burstbreite. Will man mit dem RTW einen A/D-Wandler explizit vor Übersteuerung schützen, so kann man den Messabstand nur so ermitteln. Mit sturer Mathematik oder gar Pi mal Daumen kommt man da wohl nicht hin.
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Etwas leiser, sicher, aber richtig geil. Ein anderes Wort mag ich da jetzt gar nicht suchen. So ist es (zumindest für mich) eine echte Freude, mir von dir etwas erklären zu lassen.

Oh - vielen Dank für die Blumen! So viele Vasen habe ich ja gar nicht... :)

In der Tat sind diese Artikel für mich eher eine Art Training, weil ich sonst nie mit solchen extrem langen Texten zu tun habe. Meine Filme sind üblicherweise zwischen 5 und 15 Minuten lang, und hier haben wir es ja zum Teil mit Artikeln zu tun, die in der gelesenen Form ein bis zwei Stunden dauern. Sowas geht auch nur jetzt in diesen Tagen, danach ist wieder keine Zeit mehr dafür.

Jetzt habe ich noch mal den ADT extrem präzise eingestellt und eine Variante gefunden, wo Limiter und Kompressor nur noch bei den Spitzen eingreifen. Mein Hilfs-Deesser (EQ in den Limiter) scheint jetzt so perfekt zu arbeiten, dass es nicht übertrieben klingt, aber später in der digitalen Welt keine einzelnen Klick-Samples mehr weit aus dem Durchschnitt schlagen, so dass man dann zum Schluss beim Normalisieren alles ganz gut hochziehen kann. Um das zu testen, habe ich mich an das nächste Verfassungsorgan gewagt, diesmal war der Chef an der Reihe. Allerdings ist mir aufgefallen, dass man an sich vor dem Sprechen solche Artikel sehr aufwändig durchredigieren müsste, also mehr als ich das bisher getan habe, weil man schon merkt, dass die Artikel nicht zum Sprechen geschrieben wurden. Nun möchte ich aber auch nicht zu sehr in die bestehenden Texte eingreifen, so dass da etliche Sätze zu hören sind, die man so an sich nicht sprechen würde...

Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen: Wenn man mit dem Kopfhörer hört, dann hört man unmittelbar nach dem Abregeln eines Zischlautes eine leichte Reflexion eben dieses Zischlautes aus dem Raum. Ich finde das an sich nicht unangenehm, zumal mir das bei Aufnahmen aus hochwertigen Hörfunkstudios auch schon aufgefallen ist. Zeigt es doch, dass der Raum im Bereich der höheren Frequenzen nicht zu stark bedämpft ist, was ja ein häufiger Fehler beim Akustik-Selbstbau ist. Allerdings muss ich an dieser Stelle mal erwähnen, dass ich solche langen Texte nicht vom Blatt, sondern vom Monitor lese und daher nicht in meinem Sprecherraum, sondern direkt am Schnittplatz aufnehme. Der Raum ist akustisch genauso ausgebaut, nur hat man dort natürlich frühe Reflexionen durch Tischplatte, Geräte und Monitore. Es kann auch sein, dass es diese Reflexionen sind, die man hört.

Mal schauen, wie es Euch diesmal gefällt.

Matthias
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

[OT]

In der Tat sind diese Artikel für mich eher eine Art Training, weil ich sonst nie mit solchen extrem langen Texten zu tun habe. Meine Filme sind üblicherweise zwischen 5 und 15 Minuten lang, und hier haben wir es ja zum Teil mit Artikeln zu tun, die in der gelesenen Form ein bis zwei Stunden dauern.
(...)
Allerdings ist mir aufgefallen, dass man an sich vor dem Sprechen solche Artikel sehr aufwändig durchredigieren müsste, also mehr als ich das bisher getan habe, weil man schon merkt, dass die Artikel nicht zum Sprechen geschrieben wurden. Nun möchte ich aber auch nicht zu sehr in die bestehenden Texte eingreifen, so dass da etliche Sätze zu hören sind, die man so an sich nicht sprechen würde...
Randbemerkung: Die Beobachtungen von Matthias sind absolut zutreffend. Doch nicht nur die Länge das Textes macht den Reiz aus (auch kürzere Texte wollen eingesprochen werden), sondern manchmal auch ihre Komplexität.

So hat - ob als Scherz, Stichelei oder schlichte Herausforderung, weiß ich nicht - ein Wikipedianer den Artikel Differentialrechnung in die Wunsch- und Vorbereitungsliste eingestellt.
Gibt es sauber sprechende Mathematiker? :wow:

Im Ernst: Könnten sich die radioforen.de-Sprechprofis nicht mal gemeinsam des Artikels Schibboleth annehmen? :D
Ich bin sicher: Das Potenzial ist da.

;) Grüße

[/OT]
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Unsere Trainerin verwendet übrigens mit Vorliebe komplizierte und weniger fürs Radio geeignete Texte. Die sind ja die Herausforderung.

Leider kann ich zur technischen Aunfahmequalität nicht viel beisteuern, zu viel zu tun, entschuldige bitte.
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

..., so dass man dann zum Schluss beim Normalisieren alles ganz gut hochziehen kann.
Wobei das genaugenommeen - um audiophil zu bleiben - schon wieder falsch ist, denn die normale Normalisierung wird normalerweise ohne Dithering gemacht. Da sie sozusagen rein mathematisch ohne Berücksichtigung der Tatsache erfolgt, dass es sich eigentlich um einen analogen physikalischen Vorgang handelt, ist die Folge die Addition von nichtlinearen Verzerrungen und Rauschens durch Quantisierungsfehler.

Puristisch wäre also korrekt, verzerrungsfrei, aber wohl maximal ausgesteuert digital aufzeichen, in Nulldurchgängen schneiden (welche Programme bieten dies außer Wavelab noch an?) und dann Finger weg. Ansonsten wäre eine Nachbehandlung des Materials mit zum Beipiel Apogee UV 22 (HR) erforderlich, um den durch die digitale Verrechnung entstandenen Atefaktschrott wieder einigermaßen zu eliminieren, wobei es die Möglichkeit gibt, ihn "einzuschwärzen" oder mit Rauschen zu mischen, das ihn überdeckt und somit als Störfaktor entfernt.
Das alles passiert natürlich nahe der Grenze des Dynamikumfangs des Mediums Digital Audio (16 bit angenommen), ich wollte aber nur mal aufgezeigt haben, wie weit die Pedanterie abseits schweineteurer und extrem hochwertiger Studiotechnik noch geht.

Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen: Wenn man mit dem Kopfhörer hört, dann hört man unmittelbar nach dem Abregeln eines Zischlautes eine leichte Reflexion eben dieses Zischlautes aus dem Raum. Ich finde das an sich nicht unangenehm, zumal mir das bei Aufnahmen aus hochwertigen Hörfunkstudios auch schon aufgefallen ist.

Vollkommen korrekt. Der Aufnahmeraum sollte frei von Flatterechos sein, aber eben keinesfalls schalltot. Eine feine Theorie, über die man stundenlang diskutieren kann, da Menschen verschiedene Grade von "Raumruhe" sehr individuell aufnehmen. Einige bekommen unterhalb eines Gewissen Maßes an Resonanz regelrecht Panik, was zumeist daran liegt, dass sie dann ihrer eigenen Wahrnehung unmittelbar aufsitzen. Das ist nicht immer angenehm. :)

Da Totenstille aber durchaus etwas sehr unnatürliches ist, denn sie Umwelt hat ein unglaublich starkes Grundrauschen, ist es durchaus OK, wenn gerade unter Kopfhörern der Sprecher direkt in seiner Umgebung wahrgenommen werden kann. Ob diese allerdings immer unbedingt ein angenehmes Hörgefühl beim Hörer erzeugt, ist natürlich von seiner Wiedergabetechnik und ihm als Person abhängig. Hier bleibt viel Raum für Experimente mit der Technik, dem Raum selbst und eben Philosophie.

Doof wird es dann, wenn der Raum durch den Einfluß von zuviel Technik beeinflusst wird, also zum Bleistift durch Kompression angehoben und gleichsam zerhackt wird. Gleiches gilt für das De-Essing und besonders für den Einsatz von Expandern oder Gates.
Wenn ich hören muss, wie Abseits der Phonation irgendetwas herumregelt, macht mich das wahnsinnig und er Tonmensch hat verloren. Lieber ein Raum als aufdringliche Technik. Mit Umweltgeräuschen an sich ist unser Gehör nämlich vertraut und vor allem mit deren Unterdrückung und somit Konzentration auf das Wesentliche: Information. Stichwort Hörphysiologie.

Na weiterhin viel Erfolg!
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Wirklich (oder zumindest soweit wie machbar) schalltote Räume findet man in Hörspielstudios. Das ist eine durchaus interessante Sache.

Was den gewissen Grundgeräuschpegel angeht: Es macht klassisches Radio aus, wenn zu hören ist, wie aus Stille heraus ein Mikrofon aufgezogen wird.

Und ja, es nervt ungemein, wenn ein Gate in Sprechpausen das Grundgeräusch abschaltet, das ein Kompressor sonst hochziehen würde bis zum gehtnichtmehr.
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Wirklich (oder zumindest soweit wie machbar) schalltote Räume findet man in Hörspielstudios. Das ist eine durchaus interessante Sache.
Du hast ja bewusst diese Einschränkung in Klammern gemacht, denn im Korinthenkackmodus müsste man jetzt erwähnen, dass es nirgendwo innerhalb der Erdatmosphäre einen wirklich "schalltoten" Raum geben kann. Daher weisen die Gastgeber in solchen Räumen meist darauf hin, dass es sich um einen "reflexionsarmen Raum" handelt. In Hörspielkomplexen gibt es ja immer noch einen normalen Fußboden, während man es in Messräumen auf die Spitze treibt: Da läuft man auf einer Gitterrostdecke und unten drunter sind dann auch wieder Absorptionskeile. Interessant ist das auf jeden Fall, weil man ja keinerlei räumliche Orientierung hat, wenn man die Augen schließt. Deshalb sollen Blinde in solche Räume nicht ohne Begleitung gehen. Für die Simulation von Außenaufnahmen (vor allem von Außenaufnahmen im Schnee) sind solche Räume bei Hörspielen natürlich geeignet, aber eben nur dafür und nicht für alle anderen normalen Sprachaufnahmen.

Was den gewissen Grundgeräuschpegel angeht: Es macht klassisches Radio aus, wenn zu hören ist, wie aus Stille heraus ein Mikrofon aufgezogen wird.

Genau so sehe ich das auch. Wenn jemand aber unbedingt ein altes U 87 für eine Solo-Sprachaufnahme verwenden möchte und deshalb die Rauschentfernungsfunktion mittels "Fingerabdruck" vom "Soundtrack Pro" nutzt, dann sollte er diesen Effekt keinesfalls zu 100 Prozent wirken lassen, weil das fast schon wie ein Gate klingt. Wenn ich mit dem TLM 103 aufnehme, werde ich wohl hinterher gar nichts mehr machen, da liegt der Rauschpegel einfach so weit unten, dass das nicht nötig ist. Wohingegen man ein altes U 87 heutzutage eigentlich nur noch als Stützen für Blechbläser einsetzen kann.

Und ja, es nervt ungemein, wenn ein Gate in Sprechpausen das Grundgeräusch abschaltet, das ein Kompressor sonst hochziehen würde bis zum gehtnichtmehr.

Jawoll. Daher sollte man immer einige Sekunden Stille aufnehmen, die man dann zwischenschneidet, wenn man irgendwo eine Pause verlängern möchte. Wenn die Modulation ganz weg ist, wie beim Drücken einer Räuspertaste, dann klingt das ziemlich doof. Sowas passiert ja manchmal bei Übertragungen von Parlamentssitzungen, wenn kein einziges Mikrofon aufgetastet ist und dann nicht wenigstens irgendwo ein Atmo-Mikrofon vorhanden ist.

Was ich damit sagen möchte: Es ist absolut keine Schande, wenn man den Raum ein wenig zur Kenntnis nimmt, sofern die Reflexionen nicht zu früh und zu nahe sind.

Matthias
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Für die Simulation von Außenaufnahmen (vor allem von Außenaufnahmen im Schnee) sind solche Räume bei Hörspielen natürlich geeignet, aber eben nur dafür

Ich denke, man nimmt auch dann in diesen Folterkammern (warum? wirklich am besten selber mal reingehen) auf, wenn bestimmte Bearbeitungen erfolgen sollen.

Aber richtig, das sind Sonderfälle. Da es bei unvorbelasteten Leuten da teilweise einen Irrtum gibt, sollte man es vielleicht wirklich noch einmal festhalten: Für „normale“ Sprachaufnahmen ist ein Raum mit kurzem, aber durchaus vorhandenem Nachhall ideal.



Übertragungen von Parlamentssitzungen, wenn kein einziges Mikrofon aufgetastet ist und dann nicht wenigstens irgendwo ein Atmo-Mikrofon vorhanden ist.

Wer macht denn sowas?! Das geht natürlich garnicht, schon wegen der Beifalls- und Mißfallensbekundungen, Heiterkeitsausbrüche, Zwischenrufe usw., die ganz offiziell Eingang ins Protokoll finden.
 
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@Matthias: Hast Du das komplette Frequenzspektrum einfließen lassen, oder mit einem Hoch-/Tiefpassfilter gearbeitet?

Ich schließe mich der Meinung zum Benutzen von Gates bei Sprachaufnahmen an, möchte aber einwerfen, daß ein gut eingestellter Expander in manchen Situationen die Aufnahmequalität durchaus positiv beeinflussen kann.

Um die Stimme in einem Mix durchsetzungsfähiger zu machen, gibt es zusätzlich die Möglichkeit, ein automatisiertes EQ-Plugin zu benutzen. Platziert im "Soundeffekte, Musik etc." AUX-Kanal senkst Du während der Sprachwiedergabe die Frequenzen zwischen 800 und 4000 Hz um 3-5 db ab. Das ist fast unhörbar, sorgt aber für mehr "Headroom". Experimentieren hilft hier natürlich, um die richtigen Werte zu finden.
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

@Matthias: Hast Du das komplette Frequenzspektrum einfließen lassen, oder mit einem Hoch-/Tiefpassfilter gearbeitet?
Frequenzen unterhalb von 50 Hz lasse ich am ADT nicht durch, da sollten an sich keine hörbaren Sprachanteile drin sein - warum fragst Du?

Matthias
 
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Frequenzen unterhalb von 50 Hz lasse ich am ADT nicht durch, da sollten an sich keine hörbaren Sprachanteile drin sein - warum fragst Du?

Matthias

Vor dem Konvertieren zur Vorbis-Datei soll es günstig sein, auch den oberen Frequenzbereich zu limitieren. Die Meinungen gehen da sicherlich auseinander. Ich habe mich nur gefragt, ob Du am ADT vielleicht auch mit dem Tiefpass gearbeitet hast.

Grüße Jörg
 
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Vor dem Konvertieren zur Vorbis-Datei soll es günstig sein, auch den oberen Frequenzbereich zu limitieren. Die Meinungen gehen da sicherlich auseinander. Ich habe mich nur gefragt, ob Du am ADT vielleicht auch mit dem Tiefpass gearbeitet hast.

Eben noch mal nachgesehen: Ich habe auch den oberen Bereich ein wenig abgeregelt, und zwar auf 18 kHz. Noch weiter runter möchte ich nicht, weil der Eingriff dann schon bald hörbar wird.

Generell ist es natürlich immer günstig, wenn man Frequenzanteile, die man sowieso nicht hören kann, auf jeden Fall eliminiert, damit man aus diesen Bereichen keine Störungen reinkriegt und damit die nachfolgenden Geräte und Codecs nicht ärgert. Mein Lieblingsbeispiel ist immer die technische Unmöglichkeit von Aufnahmen mit KM 83 (oder anderen Kugeln) in Schienenfahrzeugen, wenn das nachfolgende Gerät keinen Bassabschwächer hat.

Matthias
 
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Was sieht Ihr, das ich nicht sehe?
Ich habe mal wieder zwei Wikipedia-Artikel gesprochen, und zwar Deutscher Bundestag und Wikipedia. Den Bundestags-Artikel habe ich mit meinem ganz alten U 87 aufgenommen, den Wikipedia-Artikel mit meinem TLM 103.
Wie kann ich mir diese Dateien Anhören bzw. runterladen? Wo sind die Links dazu? Oder bin ich halb blind?

Ich überlege gerade, wie in diesem Thread zu lesen ist:
http://www.radioforen.de/forumdisplay.php?11-Studio-und-Sendertechnik ,
was für Mikrofone ich für Sprachaufnahmen brauche. Daher wäre der Vergleich von Groß- und Kleinmanbranmikrofonen sehr hilfreich.

Danke und viele Grüße
che
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Wie kann ich mir diese Dateien Anhören bzw. runterladen? Wo sind die Links dazu? Oder bin ich halb blind?
Die Dateien wurden offenbar nicht im entsprechenden Artikel als "Gesprochene Wikipedia" gekennzeichnet. Das lässt sich nachholen.

Bis dahin helfe ich Dir mit einem Direktlink auf die Dateien Deutscher Bundestag und Wikipedia.

Weitere Aufnahmen von mehr oder minder guten Sprecherinnen und Sprechern mit höchst unterschiedlichem Equipment findest Du im Portal:Gesprochene Wikipedia.
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Heute habe ich noch mal intensiv an meinem ADT-Gerät gesessen und versucht, meine Signalkette weiter zu optimieren. Für meine Informationsfilme muss sich die Sprache sehr gut aus der Mischung hervorheben, möglicherweise ist das dem einen oder anderen schon wieder zu stark komprimiert. Letztendlich ist es eben immer ein Kompromiss, um sicherzustellen, dass einerseits keine Pegelspitzen durchgehen, andererseits aber die leiseren Silben nicht untergehen. Bin auf Kommentare gespannt.

Matthias
 
AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Herrjeh - nun wollte ich noch was am Beitrag bearbeiten, dann kam eine Wartungspause dazwischen, und nun war die Zeit zum Bearbeiten abgelaufen. Hier nun also die Datei.

Matthias
 

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AW: Zwei Sprachaufnahmen im Vergleich: U 87 und TLM 103

Oops, ich habe mir jetzt nicht jeden Beitrag hier durchgelesen... .

Fakt ist: U 87 und TLM 103 haben dieselbe Membran/Technik bei Niere, sprich für Sprachaufnahmnen.

Darf ich mal "radiogerecht" den Sprachtake "mischen"? Kannst du mir mal die Versionen als "wav-Dateien" irgendwo posten?

Weisst du, wie man mit "side-chain" beim Compressor arbeitet, wenn man Geräusche/O-Töne und Sprachaufnahmen zusammenmischt?
 
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