Radiosender alter Prägung - gibts die noch?

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indianahorst

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Hallo zusammen,

ich bin in meiner Kindheit und Jugend in den 90ern mit SDR 3 - dem Radio fuer den wilden Sueden aufgewachsen. Tolle Sendungen gab es damals - Doctor Music, Point, Treff usw... Und auf SDR 1 gabs am Freitag immer den Blitzableiter, den satirischen Wochenrueckblick.
Diese tolle Zeit ging dann um 1998 jaeh zu Ende, als SDR und SWF zum SWR fusioniert wurden und ich mit dem Nachfolgesender SWR3 so gar nichts anfangen konnte.

Nun habe ich jahrelang gar kein Radio mehr gehoert, jetzt mal wieder in SWR3 reingehoert und fuer scheusslich befunden. Dieser durchformatierte Muell ist ja nicht zu ertragen! Bayern 3 genauso (aber die haben, wenn ich mich recht erinnere, auch in den 90ern schon Formatradio gemacht).

Nun bin ich nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen, habe mir hier mal die beiden privaten Sender Ostseewelle und Antenne MV reingezogen und war entsetzt, dass man Radio NOCH schlechter und langweiliger machen kann als SWR3 es schon ist.

Gibts denn in Deutschland wirklich kein handwerklich gut gemachtes Radio mehr? Die Musikausrichtung waere mir fast schon egal, solange es keine Schlagerwelle ist.

Irgendwo im deutschsprachigen Raum muss es doch noch sowas geben.... oder lebe ich einfach im falschen Jahrzehnt und sollte mich mittels Dimensionstor in die 90er zurueckversetzen lassen um ordentliches Radio hoeren zu koennen?
 
Neben den von muted genannten solltest Du bei den DRadios reinhören - insb. DRadio Kultur könnte Dir gefallen und sollte auch per UKW dort zu empfangen sein. In welcher Ecke von M-V wohnst Du denn? Richtung HH, Berlin, Küste oder gar die totale Pampa?
 
Hallo und vielen Dank fuer Eure Antworten. In WDR2 und HR1 werde ich gleich mal reinhoeren, vielen Dank!

NDR1 MV habe ich schon ne Weile laufen lassen, das scheint leider genau wie NDR2 ziemlich totformatiert zu sein.

Neben den von muted genannten solltest Du bei den DRadios reinhören - insb. DRadio Kultur könnte Dir gefallen und sollte auch per UKW dort zu empfangen sein. In welcher Ecke von M-V wohnst Du denn? Richtung HH, Berlin, Küste oder gar die totale Pampa?

Direkt in Rostock. Ob per UKW zu empfangen oder nicht, ist gar nicht so wichtig, ich lasse eigentlich nur noch Webstreams laufen. Bei DRadio Kultur habe ich neulich auch reingehoert, da scheint der Wortanteil doch bisschen gross zu sein.

Inzwischen habe ich Fritz aus Berlin und FM4 aus Wien gefunden, die scheinen beide recht gut dem zu entsprechen was ich suche.
 
Was mich vor allem nervt - und wenn ich hier durch das Forum lese, scheine ich ja kein Einzelfall zu sein - sind

* doofe Jingles, die alle 5 Minuten eingespielt werden
* daemliche Gewinnspiele
* Simulierung von Hoerernaehe durch Verkehrsmelder, Blitzermelder, Wettermelder, etc. am Telefon (ich frage mich, wo sie diese Leute eigentlich auftreiben)
* Musik-Einheitsbrei ohne jeden Funken Individualitaet, mit einer Liste von wenigen hundert Titeln, die immer wieder durchgenudelt werden
* penetrant froehliche Moderatoren....

Zumindest die oeffentlich-rechtlichen Sender muessten da doch aus dem Einheitsbrei herausstechen statt sich dem Klangbrei der Privatsender immer noch weiter anzunaehern...
Fritz und FM4 sind bisher wirklich die Ausnahmen - aber ich bin hoffnungsvoll, dass mir die Experten hier im Forum noch einige Stationen mehr nennen koennen. So es sie denn gibt ;)
 
* doofe Jingles, die alle 5 Minuten eingespielt werden
* daemliche Gewinnspiele
* Simulierung von Hoerernaehe durch Verkehrsmelder, Blitzermelder, Wettermelder, etc. am Telefon (ich frage mich, wo sie diese Leute eigentlich auftreiben)
* Musik-Einheitsbrei ohne jeden Funken Individualitaet, mit einer Liste von wenigen hundert Titeln, die immer wieder durchgenudelt werden
* penetrant froehliche Moderatoren....

Alles extrem nervig. Das Schlimme ist, dass die Leute in den Sendern das selbst wissen, aber der Meinung sind, dass es eben am wenigsten aneckt. Immer schön weichgespült, bloß nicht polarisieren, lieber langweilig. Die Hörer sind ja sooo apathisch....
 
Ich hätte bei Nennung von Fritz und FM4 eher Radio Eins vom RBB als lohnenswert benannt, vor allem abends ab 21 Uhr.

Und in Meck-Pomm sogar terrestrisch: NDR info abends und nachts, wenn die Nachrichtenschiene durch ist. Dann gibt es Musikkultur, verantwortet von echten Menschen. 22 bis 23 Uhr kommt Jazz, dann geht es bis 2 Uhr weiter mit den Musik-Spezialsendungen im Nachtclub, unter anderem mit dem großartigen Paul Baskerville immer in der Nacht auf Sonntag.
 
Fritz und FM4 sind bisher wirklich die Ausnahmen - aber ich bin hoffnungsvoll, dass mir die Experten hier im Forum noch einige Stationen mehr nennen koennen. So es sie denn gibt ;)

Na ja Fritz und FM 4 sind schon etwas speziell. Da gibt es in DEutschland nicht viel vergleichbares. Trotzdem würde ich dir auch noch RB 4 empfehlen. Das ist auch noch hörenswert, aber natürlich nicht mit Fritz oder FM 4 vergleichbar. Du solltest vielleicht auch noch mal schreiben, was du genau suchst. Ist dir die Musik wichtig und wenn ja welche oder eher der Informatiosngehalt bzw. die Art der Moderation und/oder die Grösse der Playlist?
 
Gibts denn in Deutschland wirklich kein handwerklich gut gemachtes Radio mehr?

Irgendwo im deutschsprachigen Raum muss es doch noch sowas geben.... oder lebe ich einfach im falschen Jahrzehnt und sollte mich mittels Dimensionstor in die 90er zurueckversetzen lassen um ordentliches Radio hoeren zu koennen?

Gibt es in MV noch keine deutsche Tastaturen? :D

Ach ja, die gute alte Zeit...

Das hier wird wieder so ein Thread, in dem die alten Radiozeiten herbeigesehnt werden und am Ende hat man dir 100 Radiostationen aus halb Europa genannt, die du hören solltest.

Das Medium Radio hat sich in den letzten 20 Jahren nun mal weiterentwickelt, manche Hörer scheinbar nicht. Früher gab es weniger Auswahl an Radiostationen und somit ist man "seinem" Sender über viele Jahre treu geblieben und die Radiomacher mussten sich wenig Gedanken um ihre Hörer machen. Wegschalten konnten sie selten, mangels Alternativen.

Heute sind die Zeiten anders: in vielen Landkreisen kann man locker 10 Radiosender aller Couleur empfangen und viele Hörer zappen sich durch die Sender, bis sie bei einem guten Song oder Beitrag hängen bleiben. Also müssen die Sender bemüht sein, auch den "kurz mal rein-Hörer" bei Laune zu halten. Ich vermute, die Sender rechnen mit einer mittleren Verweildauer von höchstens 30 Minuten, was die Claimdichte erklären würde. Man kann kaum einen Sender 30 Minuten hören, ohne dass sein Name oder eine aktuelle Gewinnspielaktion durchgesagt wird. Das ist strategisch nicht schlecht, bloß nervt das den "Langzeithörer", der 4 Stunden am Stück dranbleibt. Leider wird Radio in der heutigen Zeit nicht mehr für diese Gruppe von Leuten gemacht.
 
Ich würde spontan auch Radio Eins empfehlen, wobei es natürlich nicht ganz dem entspricht, was früher SDR3 bot. Manche loben noch Bremen 4. Wenn es nicht unbedingt deutschsprachig sein muss, ist die Auswahl noch grösser....
 
Ich empfehle wärmstens RAI Sender Bozen für Leute die Entschläunigung aber fundierte Informationen brauchen.
Das ist ein Sender wirklich wie vor 30 Jahren mit vielen handgemachten Sendungen.
 
hr1 kann ich nicht besonders empfehlen, gerade, wenn man die Programmausrichtung des Senders vor zehn/fünfzehn Jahren betrachtet. Welcher Sender sich in meinen Augen in den vergangenen zehn Jahren nicht großartig verändert hat (und das ist gut so!), ist WDR 2. Die Wortanteile sind größtenteils gleich geblieben und "der Sender" hat sich schleichend nach und nach ein bisschen modernisiert. Harmonisch läuft auch die musikalische Ausrichtung seitens der demographischen Entwicklung der anvisierten Hörer ab. Neue Musik wird sanft (und trotzdem schneller als bei Radio NRW) ins Programm eingestreut, während ältere Musik weitestgehend geblieben ist. Nach und nach wurden viele 60er unauffällig aus der Rotation entfernt, aber den einen oder anderen hört man immer noch. Einziger Wermutstropfen ist, dass auch beim "Sender" die Rotation etwas höher sein könnte.

Bei WDR 2 könnte man meinen, sie sind zu gewissen nötigen Veränderungen bereit, diese müssen aber nicht radikal ausfallen oder breitgetreten werden. Gefällt mir persönlich besser als beispielsweise beim NDR.

Ähnlich beständig ist auch Bayern 3 in meinen Augen geblieben. Hier fällt eine geringere Rotation in den vergangenen fünfzehn Jahren zwar schon etwas deutlicher auf, aber der Sender ist im Vergleich zu vielen anderen Popwellen privater und öffentlich-rechtlicher Natur immer noch eine Wohltat. Die meisten Wortbeiträge kommen weniger hektisch rüber als beispielsweise bei SWR 3 oder NDR 2. Auch die "Schlager der Woche" sind eine Kultsendung, die bis heute bei dem Sender Bestand hat.

An indianahorst sei noch angemerkt, dass die Veränderungen in den letzten zehn Jahren bei den meisten Sendern nicht erwähnenswert, da kaum verhanden, sind. Eine radikalere Veränderung hat es meines Erachtens nur bei hr1 (vom Inforadio zur Popwelle mit leicht "älterer Ausrichtung", nicht unbedingt besser), bei NDR 2 (die 2005/06er-"einfach mehr Auswahl"-Aktion) und bei MDR Sputnik (hier positiv!) gegeben. Ansonsten fanden die größeren Veränderungen (leider fast alle negativ) in den 90ern statt, als der Dudel-Nebenbei-Funk immer mehr Einzug hielt.
 
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