AW: Mikrophon für sehr gute Sprachaufnahmen kaufen
nochmal zurück zum Thema Kleinmembran vs. Großmembran, bzw. der Klangverfälschung durch Großmembranmikrofone. Dirk Brauner schreibt folgendes dazu:
"Warum sind auf der Brauner Produktseite keine Frequenzgangschriebe zu finden?
Losgelöst vom alten Verständnis, vorrangig technisch orientierter Ideale, die wir dort, wo es sinnvoll und notwendig ist, alle mit Bravur erfüllen, folgen wir vor allem unserer Wahrnehmung - das, wofür ein Mikrofon letztendlich gemacht ist, erster und wichtigster Teil einer Übertragungskette zu sein, mit deren Hilfe wir Inhalte schaffen, welche im Zuhörer die größtmöglichste Wirkung entfalten.
Natürlich geben Frequenzgangschriebe gewisse Informationen über einen Teil des Verhaltens eines Mikrofons in Bezug auf den gemessenen Frequenzbereich wider. Da wir die Herstellung und die Entwicklung von Mikrofonen jedoch nicht zu allererst aus rein technischer Sicht betrachten und betreiben, sondern zunächst die viel wichtigere, weil unmittelbar wahrnehmbare, Klanggestaltung und menschliche Wahrnehmung in den Vordergrund stellen, sind wir der Auffassung, dass Frequenzgangschriebe den Klangcharakter nur sehr unzureichend beschreiben. Für uns wissenschaftlich relevante Informationen, wie beispielsweise über das Zeitverhalten, werden hierin z.B. gar nicht wiedergegeben.
Daher haben wir uns bei Brauner auf den Weg gemacht, eine ganz eigene wissenschaftlich analytische Messtechnik zu entwickeln, mit der unsere Ingenieure und Physiker versuchen, das Gehörte in ein ganzes Paket von interagierenden und sich ergänzenden Messsystemen zu zerlegen, jedoch diese gemeinsam und im Zusammenhang ihrer Bedeutung zu begreifen und so dem Geheimnis des Hörens und der Befriedigung seiner besonderen Qualitäten und Ansprüche auch auf der Seite der analytischen Messtechnik näher zu kommen. Dies ist ein faszinierender, aber auch eigener Weg. Ein geglätteter Frequenzgangschrieb sieht ohnehin bei fast allen Großmembranmikrofonen prinzipiell gleich aus, was u.a auf die Charakteristik der Großmembran zurückzuführen ist. Z.B. die Höhenanhebung ergibt sich gleichsam bereits allein durch die Druckstaueigenschaften aufgrund der typischen Membrangröße. Klingen Sie deshalb alle besonders höhenbetont? Natürlich nicht! - Sehen Sie? - Was also gibt uns der Frequenzgangschrieb letztlich an wirklichen Informationen?- Einen dB-Wert, aber kein verbindliches Richtmaß für die empfundene Lautheit! - Machen Sie es wie wir! Verlassen Sie sich nicht so sehr auf geglättete Frequenzgangschriebe! Hören Sie und urteilen Sie nach Ihrem Empfinden!"
Und zu dem You-Tube Video meint ein User eines anderen Forums:
"An dem Youtube Film gefällt besonders das latente Feedback und die Ignoranz, mit der der Vortagende sich 2 Meter neben eine Hyperniere stellt und dabei zu erkären versucht, wie man Mikrophone richtig benutzt.
Offenbar wurde die Aufnahme aber mit einem zusätzlichen Headset gemacht? Ob die das auch für die Beschallung benutzt haben? Aber warum koppelt das dann so?
Ich sehe noch den Vorteil, dass das Großmembranmikrofon in den hohen Höhen eine extrem enge Richtcharkteristik hat. Man kann also den "negativen" Begleiteffekt der starken Klangverfärbung bei seitlichem Einsprechen auch postiv nutzen und beim nahen Mikrofonieren von akustischen Instrumenten sich genau die hohen Höhen pflücken, die man möchte. Oder - was noch viel wichtiger ist: die hohen Höhen vermeiden, die man nicht möchte: so kann man Griffgeräusche an der Gitarre ausblenden und genau dieser Effekt ist tatsächlich auch bei Stimmabnahme (ja, ich benutze das "Unwort") interessant.
Das ist auch der Haken an Wuttkes Argumentation: Er geht davon aus, dass man ein "natürliches Ereignis" so genau wie möglich reprduzieren will...
Also in der Popmusik (.. und auch bei mancher Klassikproduktion) will kein Mensch das Orignal hören. Da geht es nur darum, zu wissen, was man erreichen will und wie das geht... Ein kleiner Dreh am Großmembraner und schon klingt alles ganz anders! Das kann auch ein Vorteil sein - wenn man weiß, was man tut."
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur sagen, dass überall dort, wo es um die "wohlklingende" Aufnahme von Sprache geht, Großmembran-Mikrofone im Einsatz sind. Man kann es auch mit Instrumenten vergleichen. Nimmt man z.B. eine Gitarre, möchte man auch nicht, dass die Gitarre nach Gitarre klingt. Im Gegenteil, man entscheidet sich ganz bewußt für eine Fender Telecaster, eine Gibson Les Paul oder
eine Ibanez Euphoria.
Grüße,
Voive