Media-Analyse korrekt auswerten

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le_skunk

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Hallo,

mich interessiert wie Ihr bei der Auswertung der Zahlen einer aktuellen Media-Analyse vorgeht?

Ich meine dabei nicht wie die verschiedenen Online-Tools (z.B. www.reichweiten.de oder www.rms.de) praktisch genutzt werden, sondern:
  • Welche Detailauswertungen interessieren Euch besonders bzw. welche Bedeutungen messt Ihr denen jeweils zu?

  • In welche Beziehung setzt Ihr die Einzelauswertungen (z.B. der Analyse 2010/I) zueinander (Durchschnittsalter, Haushaltseinkommen, Bildungsabschluss etc.)?

  • Auf welche Detailauswertungen achtet Ihr z.B. beim Vergleich 2009/II und 2010/I in erster Linie?

  • Vergleicht Ihr Zahlen und Entwicklungen verschiedene Märkte zueinander (z.B. Hamburg, Berlin und München oder z.B. M-P, Brandenburg und Thüringen?) Welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf die jeweiligen Märkte und den bundesweiten Markt ziehen?

Vielleicht gibt es auch den ein oder anderen Buchtipp?

Insgesamt interessieren mich ein paar Tipps zur - auch statistisch korrekten - Weiterauswertung der Analysen.

Eine Bitte noch:
Auch wenn es zum Sinn und Unsinn der Media-Analysen sehr viele sehr verschiedene Meinungen gibt, sollen die hier nicht Thema sein! Es geht mir ausschließlich um die Auswertung ausgehend von der Annahme, dass es sich um eine valide Basis handelt!

Danke!
 
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Möchtest du die Auswertung und Analyse haben, die ich nachher zum Gegenstand meiner Erfolgs-Pressemitteilung mache, oder die interne Bewertung, die dafür sorgt, dass ich meinen Morning-Man und meinen Berater rausschmeiße?
 
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Möchtest du die Auswertung und Analyse haben, die ich nachher zum Gegenstand meiner Erfolgs-Pressemitteilung mache, oder die interne Bewertung, die dafür sorgt, dass ich meinen Morning-Man und meinen Berater rausschmeiße?

Hallo,

konkrete Fragen habe ich oben notiert. Der von Dir angesprochene Aspekt ist für mich weder relevant noch hilfreich.

Danke!
 
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Wird im Rahmen der Media-Analyse eigentlich auch die durchschnittliche Hördauer/Kalenderwoche ermittelt (wovon auszugehen ist) und wenn ja, gibt es Sender, die sie veröffentlichen? Da man annehmen darf, dass Privatsender weniger lang gehört werden als öffentlich-rechtliche "Tagesbegleiter" kann eine obligatorische Veröffentlichung des Datenmaterials nicht in deren Interesse sein. In Amerika kennt man die TSL-Messung (Time spent listening), die die Wochenhörzeit ermittelt und nahelegt, dass Amerikaner leidenschaftlich gern Stationen und Formate wechseln.

Gibt es in Deutschland diesbezüglich brauchbares Datenmaterial?
 
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Für die Vermarktung ist lediglich die Stundenreichweite in einer bestimmten Zielgruppe relevant, schätze ich. Und genau da setzt die ganze Geschichte an. Die MA wird in erster Linie durchgeführt, um den Werbekunden zeigen zu können, wie viele Hörer ihr Spot potenziell in einer bestimmten Sendestunde erreicht. Und danach bemisst sich der Sekundenpreis der Werbeschaltungen.

In welche Richtung soll es denn gehen? Studienarbeit?
 
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Nur aus Neugierde. Dabei ist der TSL-Wert so eminent wichtig für die Beurteilung der Akzeptanz des Mediums Hörfunk, mehr noch für spezielle Einzelangebote und Sendekonzepte. Die deutschen Sender werden schon wissen, warum sie diese Werte nicht veröffentlichen - ist die Verweildauer in den letzten Jahren doch in erschreckendem Maße rückläufig. Allein die großen US-Formate verloren innerhalb eines Jahres (2007-2008) über eine Stunde der ohnehin schon kümmerlichen Gesamthördauer. Nur mittels TSL lässt sich feststellen, welche Formate/Angebote eine Zukunft haben und welche immer mehr von anderen Medien verdrängt werden.

Zur Erklärung einige wichtige Formate nach Altersgruppen (Durchschnittliche Hördauer/Woche in Stunden und Minuten):


News / Talk / Information:

12-24: 3:30
18-34: 5:15
25-54: 7:00

35-64: 8:00

Adult Contemporary:

12-24: 3:15
18-34: 4:30
25-54: 5:15

35-64: 5:30

Contemporary Hit Radio:

12-24: 4:30
18-34: 4:45
25-54: 4:15

35-64: 3:45

Country:

12-24: 8:00
18-34: 7:15
25-54: 8:00

35-64: 8:15

Urban Contemporary:

12-24: 6:00
18-34: 6:30
25-54: 5:45

35-64: 5:15

Urban Adult Contemporary:

12-24: 4:15
18-34: 5:30
25-54: 8:00

35-64: 9:00


Quelle: Arbitron (2009)


Eine wichtige Größe ist auch der maximale Hörerkreis (Weekly Cume), der veranschaulicht, wieviele Hörer eine Station / ein Format innerhalb einer Woche überhaupt noch erreicht. Auch dieser Wert nimmt seit Jahren kontinuierlich ab.

All diese Fragen lässt die MA offen, fragt sich nur warum.
 
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Hier die Verweildauer (Montag-Freitag) für Brandenburg und Berlin (Zahlen aus 2006/II):

Antenne Brandenburg 206 210
radioeins 177 188
Fritz 151 141
radioBerlin 88,8 205 183
Inforadio 135 97
kulturradio 70 166
radiomultikulti 163 156
BB RADIO 195 150
Berliner Rundfunk 161 154
KISS FM 228 103
rs2 240 184
104.6 RTL 169 165
Spreeradio 105 174
Energy Berlin 160 102
JazzRadio 256 69
Radio Paradiso 69 185
Star FM 87.9 190 173
JAM FM 237 116
Klassik Radio 99 186
Deutschlandfunk 121 129
DLR Kultur 81 91
 
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Ja, das sind natürlich Hörer pro Stunde. Jazzradio ist von den damaligen 325 000 Hörern pro Stunde binnen weniger Jahre auf 5 000 Hörer zusammengeschrumpft.
 
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Ja, das sind natürlich Hörer pro Stunde. Jazzradio ist von den damaligen 325 000 Hörern pro Stunde binnen weniger Jahre auf 5 000 Hörer zusammengeschrumpft.

absoluter quatsch

jazzradio kann von 325000 Hörern pro stunde nur träumen

Zielgruppe Gesamt 14+/10+
ma 2005 Radio 1 13
ma 2005 Radio 2 10
ma 2006 Radio 1 5
ma 2006 Radio 2 7
ma 2007 Radio 1 7
ma 2007 Radio 2 9
ma 2008 Radio 1 10
ma 2008 Radio 2 13
ma 2009 Radio 1 11
ma 2009 Radio 2 6
ma 2010 Radio 1 7
ma 2010 Radio 2 14
 
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Hier die Verweildauer (Montag-Freitag) für Brandenburg und Berlin (Zahlen aus 2006/II):

Antenne Brandenburg 206 210
radioeins 177 188
Fritz 151 141
radioBerlin 88,8 205 183
Inforadio 135 97
kulturradio 70 166
radiomultikulti 163 156
BB RADIO 195 150
Berliner Rundfunk 161 154
KISS FM 228 103
rs2 240 184
104.6 RTL 169 165
Spreeradio 105 174
Energy Berlin 160 102
JazzRadio 256 69
Radio Paradiso 69 185
Star FM 87.9 190 173
JAM FM 237 116
Klassik Radio 99 186
Deutschlandfunk 121 129
DLR Kultur 81 91

ebenfalls sehr lustige zahlen

hier die "echten"

Datenquelle: ma 2006 Radio 2 update
Freitag, 10.12.2010
STRUKTURZÄHLUNG

Zielgruppe: (Berlin ODER Brandenburg)
Basis: 4.378 Fälle = 4.888 Tsd.
Tsd.
Basis 4.888

Antenne Brandenburg 261
BB RADIO 189
rs2 175
104.6 RTL 133
Berliner Rundfunk 124
RadioBERLIN 88,8 93
radioeins 89
Fritz 65
ENERGY Berlin 58
105'5 Spreeradio 53
KISS FM 51
Inforadio 50
Klassik Radio Gebiet Berlin 38
Radio Paradiso 33
Star FM 87.9 28
JAM FM Berlin 19
JazzRadio 6
 
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Puh, also Ironie versteht echt niemand. Also, das war schon die Verweildauer, die ich da angegeben habe. Aber schön, dass ihr jetzt alle die Hörerzahlen der Berlin-Brandenburger Sender gepostet habt, um mich zu korrigieren. ricochet hat sich anscheinend mit den Zahlen, die ich da gepostet habe, auch nicht wirklich beschäftigt (aber erstmal danach fragen, weil die ja ach so wichtig sind), sonst hätte er ziemlich schnell feststellen können, dass es sich nicht um die Hörerzahlen handeln kann. Warum die Berliner Radiogöre meine Zahlen zur Verweildauer ausgerechnet mit den Hörern pro Stunde korrigieren will, bleibt mir ein Geheimnis.
 
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Verweildauer nach Geschlecht/Alter laut MA 2010/II (2007):

Gesamt 251 (252) (1995: 209) (2000: 265) (2005:244)
Männer 261 (263)
Frauen 241 (241)
10-19 Jahre 142 (-)
14-29 Jahre 221 (214)
20-29 Jahre 246 (258)
30-39 Jahre 269 (277)
40-49 Jahre 275 (277)
50-59 Jahre 284 (270)
60-69 Jahre 257 (244)
70+ Jahre 237 (229)

Die Zahlen sind natürlich nicht 1:1 vergleichbar wegen unterschiedlicher Basis/Erhebungsmethoden.

Bei den Bundesländern gibt es bei der Verweildauer nur geringe Unterschiede. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit 275 Minuten, hinten liegt das Saarland mit 231 Minuten.

Die Hördauer, die auch die Nichthörer einbezieht, hat sich folgendermaßen entwickelt:
MA 1995: 167
MA 2000: 209
MA 2005: 193
MA 2009: 177
 
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Worauf beziehen sich diese Zahlen? Sind das Stunden pro Jahr? Ich bin der festen Überzeugung, dass wir hier gewaltig aneinander vorbeidiskutieren und es sich sehr wohl um die durchschnittliche Gesamthörerzahl handelt.

Zur Information: Verweildauer bedeutet Hörzeit (in Stunden und Minuten) pro Sender (Format scheidet in D ja aus) innerhalb einer bestimmten Zeitperiode (Woche oder Monat).
 
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Na ja, du hast den Begriff der Verweildauer doch eingeführt in Beitrag #6, nicht ich. Die Zahlen sind immer Nutzung des Radios/Radiosenders in Minuten pro Tag. Die Verweildauer wird wie folgt definiert:

Sie gibt an, wie viele Minuten im Schnitt diejenigen Radio hören, die am Tag mindestens eine Viertelstunde lang gehört haben. Durch diesen Wert erfährt man, wie lange die Hörer eines Programms durchschnittlich vor dem Programm verweilen. Im Unterschied zur Hördauer wird die gesamte Minutenzahl nur durch die Anzahl der Hörer dieses Programms geteilt. Eine hohe Verweildauer weist auf eine sehr gute Programmanbindung hin. Das heißt, die Hörer, die den Sender hören, tun dies sehr intensiv. Um die Akzeptanz eines Programms zu prüfen, ist die Verweildauer ein wesentlich besserer Wert als die Hördauer.
 
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Jetzt bin ich im Bilde. Das würde z.B. heißen, dass "BB Radio" im Schnitt über drei Stunden täglich gehört wird (hätte ich nicht gedacht); zumindest ist der Sender gemäß Gedächtnisprotokoll der Befragten während dieser Zeit eingeschaltet, sehe ich das richtig?
 
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Genau. Wer BB Radio länger als eine Viertelstunde gehört hat, blieb dann im Durchschnitt gleich drei Stunden am Stück dran.
 
AW: Media-Analyse korrekt auswerten

Wer es noch nicht weiß, so errechnet sich die Media-Analyse:

Alle Verfahren zur Bildung von Nutzungswahrscheinlichkeiten in der ag.ma erfüllen folgende
Modellvoraussetzungen:
:
  1. Pro Medium wird ein Personenkreis definiert, der überhaupt als erreichbar
    gilt – der Weiteste Nutzerkreis

    Für Radio besteht der Weiteste Nutzerkreis eines Senders in einer Stunde aus allen
    Personen, die diesen Sender in den letzten 14 Tagen gehört haben und zu dieser
    Stunde im allgemeinen Radio hören oder diesen Sender gestern zu dieser
    Stunde gehört haben; dieser Personenkreis wird als Weitester Hörerkreis bezeichnet.
  2. Jede durch ein Medium erreichbare Person (Weitester Nutzerkreis) erhält einen
    Wahrscheinlichkeitswert (p-Wert) zwischen 1 % und 100 %

    Dieser sogenannte p-Wert (p steht für probability) kennzeichnet die Erreichbarkeit
    dieser Person nach einer Schaltung. Im Modell spielt die Nutzungsfrequenz eine
    entscheidende Rolle: bei einer Person, die beispielsweise einen Sender an jedem
    zweiten Tag hört, sollte der p-Wert etwa bei 50 % liegen, unabhängig davon, ob die
    Person zufällig gestern gehört hat oder nicht.
  3. Pro Medium wird die Reichweite nach einer Schaltung definiert durch den
    Nutzer im letzten Erscheinungsintervall

    Für Radio ist das der Anteil aller Personen, die angegeben haben, einen bestimmten
    Sender gestern zu einer bestimmten Stunde gehört zu haben; dieser Personenkreis
    wird als Hörer Gestern bzw. Tagesreichweite bezeichnet.
  4. Die Summe der potentiell erreichbaren Personen (Weitester Nutzerkreis) gewichtet
    mit ihren jeweiligen p-Werten ergibt die Reichweite nach einer Schaltung,

    d.h. den Anteil der Nutzer im letzten Erscheinungsintervall
    Diese Modellvoraussetzung verbindet die Voraussetzungen 2 und 3. Bezogen auf
    Radio reproduzieren die p-Werte damit genau das originär erhobene Befragungsergebnis
    des Hörer Gestern einer bestimmten Stunde dieses Senders.

...Bei der Segmentation zur p-Wert-Bildung Radio wird der Weiteste Hörerkreis durch die sogenannten „aktiven Variablen“ in Segmente unterteilt. Die Segmente unterscheiden sich dabei bezüglich der Nutzung möglichst stark voneinander (z.B. Intensiv-Nutzer vs. Gelegenheitssnutzer). Innerhalb eines Segmentes sind die sozio-demografischen Strukturen aber möglichst homogen. Als aktive Variable werden Nutzungsfrequenzen und weitere sozio-demografische Merkmale verwendet. Eine Auflistung der aktiven Variablen befindet sich im Anhang dieser Broschüre. Ziel der Segmentation ist es, dass alle Personen aus dem Weitesten Hörerkreis p-Werte erhalten, insbesondere auch die Personen, die nicht zum Hörer Gestern gehören... Um ausreichend differenzierte p-Werte zu erhalten, benötigt das Verfahren ausreichend hohe Fallzahlen beim Weitesten Hörerkreis und Hörer Gestern...

Zitat: ag.ma Forschungsberichte: Umstellungen im Reichweiten-Modell ab der ma 2011 Radio I



Die grundlegenden Fragestellungen sind soweit nachvollziehbar. Aus den Errechnungsmodellen macht man aber ein großes Geheimnis, die schwammigen, verwirrenden und wissenschaftlich-bemäntelten Andeutungen erzeugen schon nach wenigen Seiten helle Konfusion - Transparenz habe ich mir bisher immer anders vorgestellt. Schon allein die massive Inanspruchnahme der Wahrscheinlichkeitsrechnung lässt darauf schließen, dass bei der MA mehr mit fiktiven Größen als mit nackten Tatsachen gearbeitet wird. Dabei ist weniger wichtig wie genau gefragt wird, als vielmehr, wie man die Antworten interpretiert und was man aus den erhobenen Daten macht.

Da werden mir wieder einige an die Gurgel springen: "Alles wissenschaftlich untermauert und von Experten gutgeheißen". Ja, aber Wissenschaft bedarf der Transparenz und Nachvollziehbarkeit.
 
AW: Media-Analyse korrekt auswerten

Bei der Auswertung sollten die protokollierten Minutenangaben mit den tatsächlichen Werbeblockzeiten der Sender aus dem Erhebungsgebiet abgeglichen werden. Hierfür wurden die Start- und Endzeiten aller Werbeblöcke im Untersuchungszeitraum für die relevanten Sender herangezogen. Der Vergleich mit dem Mitschnitt sollte Aufschluss darüber geben, ob sich der Kontakt mit dem Werbeblock mit dem Kontakt in der Viertelstunde deckt oder in welchem Maße Umschaltvorgänge stattgefunden haben.

Zitat: ag.ma Forschungsberichte: Umstellungen im Reichweiten-Modell ab der ma 2011 Radio I

Man stelle sich mal vor jemand sagt: Gestern habe ich Sender XY wegen der blöden Dauerwerbung ausgeschaltet (Grund wird ja angegeben). Dann unterstellt der Organisator der MA-Umfrage, dass der Betreffende hinsichtlich seiner Motivation lügt, vertraut aber voll auf seine minutengenauen Zeitangaben (Gedankenprotokoll !) und sucht im Sendermitschnitt (!) nach Werbeschaltungen, die sich zeitlich mit den vagen Angaben des Probanden decken. Dieser Tatbestand fließt in die Rohdaten.

Was soll der Firlefanz ?? :confused::confused:


Nach der Ermittlung des "Weitesten Hörerkreises" bedarf es der Sender- und der Zeitfrequenz (bemisst sich nach der Nutzungshäufigkeit), wobei "soziodemografische Faktoren" berücksichtigt werden.

Dann geht es an die Erstellung von Sendersegmenten, wobei Lokalsender gebündelt werden. Hiebei arbeitet man mit Segmentvariablen, als Segmentationskriterium dient der nicht näher erläuterte "Belson-Faktor", der noch mit einem "Korrekturfaktor" multipliziert wird. Und schon sind wir mitten in der Wahrscheinlichkeitsrechnung: Ein Segment enthält Fälle, durch die Segmentation dieser Fälle im "Weitesten Hörerkreis" erhält man p-Werte, die die Tagesreichweite abbilden. Mithilfe eines "zweistufig linearen Justierungsverfahrens" erhält man p-Werte zur Berechnung von "Werbekontaktchancen"

Wozu um Himmels Willen brauchen die so viel Wahrscheinlichkeitsrechnung, genügt da nicht stinknormale Statistik ?? Um zukünftige Ereignisse vorherzusagen, wo die Zahlen über das Nutzerverhalten eigentlich eine klare Sprache sprechen sollten? Oder gar um fehlende Daten zu rekonstruieren?
 
AW: Media-Analyse korrekt auswerten

@ ricochet
Kompliment erst einmal dafür, dass du dich wirklich und ernsthaft in die Materie reinbeißt. Das unterscheidet dich von vielen Dummschwätzern hier. Jetzt hast du aber soviele Fragen aufgeworfen und Argumente gebracht, dass dieser Faden in ein Proseminar für Statistik ausufern würde. Ich habe im NRW-Faden das Argument gebracht, dass die MA von allen Marktteilnehmern (zahlende, mittelnde und ausstrahlende) akzeptiert wird. Es muss halt eine Währung geben und auf diese wurde sich eben geeinigt. Das ist bei aller Kritik mit Sicherheit keine Verschwörung der Werbewirtschaft.

Was ich allerdings nicht verstehe: Warum willst du partout Schlagersender rehabilitieren? Ich schwöre, dass wenn große Werbekunden Potenziale sähen, Schlange stünden. Henkel, Volkswagen und Co. würden sich, wenn sie Absatzmärkte sähen, gerade bei den geringen TKPs die Hände reiben. So doof sind sie nun auch nicht, dass sie einen großen Betrug mitmachen würden. OK, bei den Agenturen sieht das vielleicht anders aus. Die stehen auf junge, trendy Zielgruppen, weil sich da vermeidlich coolere Kampagnen realisieren lassen.

Ich habe lange genug in meinem Berufsleben Zahlen "aufgehübscht", aber niemals gefälscht oder betrogen. Es geht halt darum, den eigenen Sender möglichst gut dastehen zu lassen, indem man eben die positiven Werte besonders hervorhebt. Das würde ich übrigens auch für einen Schlagersender machen, aber es wäre ein harter Job, denn die Fakten (auch wenn du sie bezweifelst) sprechen dagegen.
 
AW: Media-Analyse korrekt auswerten

Ich schwöre, dass wenn große Werbekunden Potenziale sähen, Schlange stünden. Henkel, Volkswagen und Co. würden sich, wenn sie Absatzmärkte sähen, gerade bei den geringen TKPs die Hände reiben.
Sind es statt Henkel, Volkswagen und Co nicht eher die Werbevermarkter, die den Henkel, Volkswagen und Cos sagen, wo sie werben sollten? Werbekunden kramen sich doch nicht selbst die Sender zusammen.
 
Die Mathematik der Media-Analyse

Ich habe bereits den Anfang der Diskussion im 20-Jahre-Lokalradio-NRW-Thread verfolgt und war gespannt, was weiter passiert. Und zunächst möchte ich mich Sonnig anschließen und ausdrücklich würdigen, daß sich ricochet tatsächlich in die Materie eingelesen hat.

Als ständigem Leser hier ist mir aus vielen Postings ricochets Stoßrichtung gut bekannt. Wenn es um die Musikauswahl im Radio geht, gibt es ja meist interessante Diskussionen mit dem sehr geschätzten Grafen. Wenn aber die Methodik der MA hinterfragt werden soll, bin ich durchaus bereit, das hier ein bißchen zu einem

Proseminar für Statistik ausufern

zu lassen.

Der Stoff ist aber tatsächlich nicht ganz einfach zu fassen. Wer mitmachen will: Sonnig hat im anderen Thread diesen Link genannt.

Fürs erste möchte ich auf ein paar allgemeine Aussagen eingehen.

Die grundlegenden Fragestellungen sind soweit nachvollziehbar. Aus den Errechnungsmodellen macht man aber ein großes Geheimnis, die schwammigen, verwirrenden und wissenschaftlich-bemäntelten Andeutungen erzeugen schon nach wenigen Seiten helle Konfusion - Transparenz habe ich mir bisher immer anders vorgestellt.

Hier solltest Du aber bitte aufpassen, daß Du unter Transparenz nicht verstehst, daß alle beschriebenen Methoden einfach sein müßten. Daß eine statistische Methode für den Normalverbraucher schwer oder gar nicht verständlich ist, heißt eben nicht im Umkehrschluß, daß hier vertuscht werden soll, daß eigentlich nur Voodoo gemacht wird. Dem statistisch Kundigen wird m E die Methodik, wie man vorgegangen ist, in dem verlinkten Dokument sehr gut beschrieben.

Inhaltlich kann man sicher an der einen oder anderen Stelle Kritik anbringen, aber bitte konkret und nicht pauschal.

Schon allein die massive Inanspruchnahme der Wahrscheinlichkeitsrechnung lässt darauf schließen, dass bei der MA mehr mit fiktiven Größen als mit nackten Tatsachen gearbeitet wird.

Dieser Schluß ist in seiner Einfachheit m E nicht zulässig. Man muß bei statistischen Untersuchungen immer mit Annahmen und Modellen arbeiten. Es spricht für die MA, daß deren Vorgehensweise hier offengelegt ist und damit diskutiert werden kann.

Dann geht es an die Erstellung von Sendersegmenten, wobei Lokalsender gebündelt werden. Hiebei arbeitet man mit Segmentvariablen, als Segmentationskriterium dient der nicht näher erläuterte "Belson-Faktor", der noch mit einem "Korrekturfaktor" multipliziert wird.

Vorsicht bitte mit solchen Behauptungen. Im Glossar (Papier-Seite 58) wird der Belson-Abstand sehr wohl erklärt.

Wozu um Himmels Willen brauchen die so viel Wahrscheinlichkeitsrechnung, genügt da nicht stinknormale Statistik ?? Um zukünftige Ereignisse vorherzusagen, wo die Zahlen über das Nutzerverhalten eigentlich eine klare Sprache sprechen sollten? Oder gar um fehlende Daten zu rekonstruieren?

Was da gemacht wird, ist stinknormale Statistik!

Wenn ich Dich richtig verstehe (bitte korrigiere mich, wenn nicht), argwöhnst Du, daß die Statistik, die bei der MA betrieben wird, absichtlich so eingerichtet ist, daß bestimmte Musiksegmente (z B Schlager) systematisch benachteiligt werden.

Nun, das mag durchaus so sein, nur würde ich gern die genaue Stellschraube in der Methodik kennen, die dafür verantwortlich ist. Du kannst ja gern Deine Verdachtsmomente hier aufzählen, und dann können wir mal versuchen, herauszubekommen, ob an Deiner Vermutung etwas dran ist oder nicht.
 
AW: Media-Analyse korrekt auswerten

Will jemand zusätzlich zu den bisher aufgeworfenen Fragen noch das Fass aufmachen, dass die MA lediglich quantitative Aussagen (mit hoher empirischer Nivellierung - ein Probant = 2000 Hörer) trifft, eine qualitative Ableitung - obwohl sie von Geschäftsführern und Programmchefs in ihren MA-Hurra-Pressemeldungen gerne vorgenommen wird - aber methodisch nicht zulässig ist?
 
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