Zukunft der Mittelwellensender

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gelee

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hallo zusammen, ich bin gerade neu hier im Forum, und mich interessiert eine Sache, nämlich wie wohl die Zukunft von Mittelwellensendern aussieht. Ich habe mich mal mit jemandem darüber unterhalten ob es nicht möglich wäre einen Mittelwellensender zu betreiben, und da auch eine Lizenz zu bekommen. da die UKW-Frequenzen ja meist hoffnungslos vergeben sind, und es kaum Chancen gibt dafür eine Lizenz zu bekommen, wäre nun die Frage ob das nicht im Mittelwellenbereich leichter fällt. leider kenne ich mich in dieser Materie überhaupt nicht aus. weiß da jemand hier bescheid?
 
AW: Zukunft Mittelwellensender

Hallo Gelee,

es gibt hier im Forum schon einige Threads zum Thema "ich möchte gerne einen Radiosender aufmachen". Schau mal mit der Suchfunktion, ob Du da was findest. Zur Mittelwelle ist zu sagen, dass es da tatsächlich nicht die Konkurrenz gibt wie auf UKW, nur wird Dir das vermutlich nicht viel helfen, da spätestens das Problem der Finanzierung für Privatpersonen kaum zu stemmen sein wird. Beim Versuch, ein privates Mittelwellenradio in Deutschland aufzubauen, sind genau hieran nämlich schon ganz andere gescheitert. Spontan fallen mir Truck Radio, Radioropa, Europa 1, Megaradio, Power Radio usw. ein.
 
AW: Zukunft Mittelwellensender

a) Mittelwelle ist in Deutschland einfach out, bis auf eine gewisse Zahl von Hörern, die sich nicht am begrenzten Klang stören. Entweder (meistens) sind dies Hörer von infowellen (DLF,DLR) oder europäischer Sender (BBC Worldservice alös Info oder interessehalber mal Arrow aus NL -wieder- auf 828 oder BigL London -so sie denn senden- nachts auf 1395). Oder es sind "DXer", die sich nachts auf die Lauer legen und weit entfernte bzw. mit minimaler Leistung sendende Stationen "loggen" möchten.

b) Das Sterben auf Mittelwelle -siehe die Schweizer Sender, Österreich einst auf 1467, hr auf 594 und und und) ist in vollem Gang, weil die Hörerzahlen teilweise nicht messbar sind. Der letzte kommerzielle Grossversuch, da was zu machen, ist mit megaradio (techno-Sender) vor einiger Zeit konkurs gegangen.
http://megaradio.aven.de/
Ebenso "truckradio"...

c) Was am allerschwersten ins Gewicht fällt: Die Strom- und Betriebskosten eines Mittelwellensenders sind enorm. Unter 5 KW da ran zu gehen, wäre sinnlos- und da bewegen sich die Kosten (pi mal Daumen) schon beim mindestens 15fachen im Vergleich zu einem (nur) 320-Watt-Sender auf UKW...
 
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Neben den einmaligen Kosten und dem Strom brauchst du auch viel viel Platz für den Aufbau einer passenden Antenne. Bei ca. 1 MHz sind wir bei 300 Meter Wellenlänge. Viertelstrahler: 75m. Die muss man erst mal untergebracht bekommen. Für 5 kW HF steckt man locker 17 kVA Strom in die Dose rein. Kann man sich rasch zusammenrechnen, dass der Strom dann schon mit 2500 Euro pro Monat zu Buche schlägt, plus Frequenzzuteilung, plus Standortgenehmigung, plus Baugenehmigung, plus "amtlicher" Sender (Also Rohde etc., kein verbastelter AFU Kram) plus Röhrentausch, plus medienrechtliche Genehmigung. Kannste also schonmal mehrere 10.000 Euro in die Hand nehmen, bevor Du auch nur einen Takt aus nem schönen Song gespielt hast. Und dann kommt dann noch denen Monat Nutzungsgebühr, Gema, GVL etc. dazu.

Selbst wenn Du Platz und Geld hast, kommt dann die BnetzA zur Standortgenehmigung, du bist an die 4000 Euro Messgebühren los und darfst nicht senden, weil man feststellt: Gefahr für die in der Umgebung lebenden Personen, Sicherheitsabstände können nicht eingehalten werden.

Ich hab die Übung auf der Kurzwelle hinter mir, welche Fallstricke und Kosten da warten. Sparbuch und neven dick genug? Dann los, sonst => sein lassen.
 
AW: Zukunft Mittelwellensender

c) Was am allerschwersten ins Gewicht fällt: Die Strom- und Betriebskosten eines Mittelwellensenders sind enorm. Unter 5 KW da ran zu gehen, wäre sinnlos- und da bewegen sich die Kosten (pi mal Daumen) schon beim mindestens 15fachen im Vergleich zu einem (nur) 320-Watt-Sender auf UKW...

in welchem Bereich liegt man da ungefähr?
 
AW: Zukunft Mittelwellensender

steht doch oben. Oder meinst Du UKW mit 320 Watt? Dann kannste mit ca. 500 VA Input rechnen, mal 24 Stunden, mal 30 Tage mal Strompreis
 
AW: Zukunft Mittelwellensender

danke, ich hatte deine Antwort nicht gesehen. das ist ja schon eine Menge Information. mit welchem Radio hast du diese Erfahrungen gesammelt? gibt es das noch?
 
AW: Zukunft Mittelwellensender

ja, leider... wuchert so vor sich hin :D. Soll der Kollege selbst etwas dazu aussagen.
Ein Einwurf: hinztriller meinte den totalen Neuaufbau eines Senders inkl. Frequenzsuche, Standort, Antenne und und und. Etwas billiger ist es, sich bei gerade abgeschalteten Mittelwellensendern um deren Verfügbarkeit/Miete zu kümmern. Siehe mediabroadcast...
 
AW: Zukunft der Mittelwellensender

Siehe Dein Link. Mir ist es zu lästig, den Namen dieser Firma ständig auszuschreiben.
 
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Warum schaust Du nicht einfach nach -
z. B. auf http://www.media-broadcast.com/fileadmin/user_upload/Downloads/Freie-MW-Vers-jan10.pdf.
Wesentlich preiswerter waere das Mieten auslaendischer Sendeanlagen in Europa - da laegen die Kosten nur noch bei einigen Hundert Euro im Monat und ihr koenntet zunaechst einige Wochen auf "Sparflamme" testen. Wenn auch in Deinem Umfeld die Kenntnisse der Sendetechnik lueckenhaft sind, sollten wir das Thema an dieser Stelle (da bereits oft abgehandelt) beenden! Ansonsten: Konzept per Privatnachricht an mich geschickt, vermittle ich gerne!
 
AW: Zukunft der Mittelwellensender

Mittelwelle ist natürlich eine Alternative zu UKW, hat allerdings einige Nachteile:

-- MW verwendet Amplitudenmodulation: Damit ist der Empfang äußerst störanfällig. Oft ist innerhalb von Gebäuden oder im Auto kein oder nur ein stark gestörter Empfang möglich. Störquellen sind sämtliche elektrisch betriebenen Geräte, besonders DSL/WLAN-Router, Schaltnetzteile, Ladegeräte, Energiesparlampen, Computer...

-- MW verwendet eine eingeschränkte Audiobandbreite: Standardmäßig sind es 4,5 kHz, d. h. der Sound klingt "wie durchs Telefon", de facto kann man auch nur in Mono senden (Stereo auf MW exietiert zwar, hat sich aber nie etabliert --> kein Empfangsgerät beherrscht Stereo auf MW)

-- hohe Betriebskosten: AM-Sender brauchen vergleichsweise mehr Strom und benötigen aufwändigere Antennen

-- Empfangsgeräte verfügen zunehmend nicht mehr über einen MW-Teil: Die eingebauten Radioteile in Mobiltelefonen z. B. nicht mehr, weil hier alleine eine geeignete Antenne vom Volumen her größer wäre als der Akku. Selbst viele Radios, die einen MW-Knopf besitzen, haben ein schlechtes Empfansgteil oder / und keine geeignete Antenne. Das gilt auch für viele Stereoanlagen/Kompaktanlagen. Selbst mit besseren Geräten hat man das Prohblem der externen Störungen.

-- Empfang auf MW schwankt stark zwischen Tag und Nacht: Obwohl tagsüber eine Frequenz frei ist, tauchen bei Anbruch der Dunkelheit starke Signale auf, die von weither kommen. Schwache Sender aus der Nähe werden dadurch selbst im Nahbereich stark gestört.

-- Administrativ: Es stehen weniger MW-Freuenzen zur Verfügung, als auf den ersten Blick "frei" erscheinen. Die in Deutschland nutzbaren Frequenzen "gehören" traditionell der ARD, den Deutschlandradio oder dem AFN. Zwar hat es in der Vergangenheit in der Tat auch privaten Rundfunk auf MW gegeben, dennoch ist die Anzahl der Frequenzen beschränkt. Viele freie Frequenzen werden derzeit von der Stimme Russlands angemietet, welche dadurch der größte Private ist, der in Deutschland MW-Sender betreibt. Das "lohnt" sich für die auch nur, wei sie vom russischen Staat dafür bezaglt werden.

-- Bereits in der Vergangenheit sind kommerzielle Anbieter auf der MW gescheitert: Nach Megaradio und Truckradio googeln!
 
AW: Zukunft der Mittelwellensender

nehmen wir mal an, er hätte das alles, wie auch immer irgendwie geschafft. Dann hätte er eigentlich überwiegend Hörer von, ich sag mal 30 Aufwärts oder kennt jemand vielleicht sogar jüngere Leute, die noch Mittelwelle hören wollen? Gruß
Sunshiner
 
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Um einen kleinen Anhaltspunkt für ausländische Anmietungen zu geben: Die 1395 kHz aus Holland mit ca 20 KW (derzeit Radio London BigL) kostet in etwa 1000 Pfund monatlich.
Der starke Sender Tirana aus Albanien auf 1395 kHz wird in den Abendstunden von TWR (Trans World Radio) genutzt, hier kostet die Viertelstunde bereits um die 250 Euro...

Der threadersteller sollte sich Gedanken machen, WEN er WANN erreichen möchte. Zwar sind die Störungen nachts stärker, dafür ist die Reichweite des eigenen Senders aber auch grösser...

An deutschen Frequenzen stünden u.a. zur Verfügung:
738 kHz 5KW Stuttgart-Hirschlanden (eigens koordiniert, nachts starke Störungen durch Spanien, 600KW RNE Barcelona, Tagesradius ca 80km um den Sender), das wäre für den
Bodensee die einzig brauchbare Frequenz. Sowie (alte megaradio-Frequenzen)
630 kHz Braunschweig/Königslutter war am besten hörbar, tagsüber 100KW, abends 16KW.
1080 kHz Frankfurt war mal mit 5KW koordiniert, kam aber nicht mehr zum Einsatz
1431 kHz (Wilsdruf, Thüringen) und 1575 kHz (Burg, Sachsen-Anhalt, DRM-Versuche) waren auch im Einsatz, neben der Anmietung des Luxemburger Senders auf 1440...

Aus irgendeinem altem Briefverkehr von damals habe ich noch in Erinnerung, das die Morgenshow mit "Andy Latte" (mega radio) damals angeblich um die 100Tsd Hörer erreichen sollte... was ich aber für zu hoch gegriffen halte, selbst bei Einsatz aller Mittelwellensender...Nur: gehört wurde mega radio auch von Jugendlichen (deren Zielpublikum), aber erst, nachdem man sie gezielt auf Mittelwelle und Frequenzen aufmerksam machte. Von "allein" findet man einen solchen Sender kaum, wenn man nicht gerade in den logs und news von Radioforen nachschaut und dort die Meldung findet. Wer von den Normalsterblichen macht das schon?
Bedeutet: Zusätzlich eine massive Werbekampagne für den Sender...
 
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Mittelwelle wäre nur sinnvoll in der Art, wie sie in den USA eingesetzt wird:
Frequenzen geringer bis mittlerer Leistung (Kosetnfaktor), die sich auf Ballungsräume konzentrieren. Dann aber auch klanglich auf US-Niveau (was vermutlich nur durch eine Umstellung aufs 10kHz-Raster möglich wäre) in AM-Stereo. Und mit den entsprechenden Programmen. Was haben wir dort auf MW? Talk, News, Religiöses, Kinderprogramm, ausländische Sendungen (ethnic) und Standards (50er/60er-Oldies).
Die Umstellung des Rasters wäre ein wohl kaum zu lösendes Problem, zumal dann ja alle Empfänger erst mal umgestellt werden müssen (was bei vielen recht problemlos geht, man muss nur wissen WIE)
Aber auch amerikanische MW-Sender haben die wellenbereichstypischen Probleme. Wer nicht grad auf einem der begehrten Clear Channel hockt, der plagt sich auch mit "statics" und Interferenzen herum. Viele Stationen müssen in der Dämmerung die Sendeleistung reduzieren, manche nachts ganz abschalten.
Es hat schon einen Grund, warum UKW in Verbindung mit FM seinen Siegeszug antrat. Einen MW-Sender zu betreiben, ist vom Kosten/Nutzen-Faktor her einfach wesentlich ungünstiger.
 
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Mittelwelle wäre nur sinnvoll in der Art, wie sie in den USA eingesetzt wird:
Frequenzen geringer bis mittlerer Leistung (Kosetnfaktor), die sich auf Ballungsräume konzentrieren.
Wie? Auf der Mittelwelle gibt es doch in den USA, wie in anderen Gegenden und Frequenzbereichen, beides: lokale Kleinsender und überregionale Großsender.

Und was die Diskussion 9-kHz-Abstand vs. 10-kHz-Abstand angeht: Mag sein, dass da die USA klanglich die Nase vorn haben. Dieser Vorsprung wird aber durch Digitalhybridverfahren, wie sie in den USA inzwischen üblich sind, mehr als aufgefressen. Bei einem Umstieg des Kanalrasters in Europa bräuchte man Millionen von neuen Geräten; wenn man aber sowieso neue Geräte an den Mann oder die Frau bringen möchte, kann man auch gleich komplett auf Digitalrundfunk (DRM) umsteigen, da wäre hinsichtlich des Klangs und der Störungsempfindlichkeit wesentlich mehr rauszuholen.
 
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kann man auch gleich komplett auf Digitalrundfunk (DRM) umsteigen, da wäre hinsichtlich des Klangs und der Störungsempfindlichkeit wesentlich mehr rauszuholen.

So sehr ich den digitalen Rundfunk liebe, gestatte mir die Frage, ob du je ein DRM-Signal auf Mittelwelle gehört hast? DRM auf Mittelwelle geht am Tage und Nachmittag noch ganz gut, in den Abendstunden darfst du das DRM-Signal dann aber komplett knicken, leider.
 
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Stimmt.... bei Kurzwelle ist es ähnlich vergeliche Liebesmüh. und eher wird sich die Digitalisierung der UKW-Sender durchsetzen, wenn auch eher "zwangsweise".
 
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@freiwild: Nein, überregionale Radiosender in dem Sinne gibt es in den USA überhaupt nicht, nur Networks. Die höchsten Sendeleistungen sind (auf UKW wie auf MW) 100kW. Wobei die meisten MW-Sender im Bereich zwischen 1 und 50kW arbeiten. Damit erreichen sie tagsüber einen Ballungsraum und seinen Einzugsbereich.

Die Digitalisierung ist wiederum eine Diskussion für sich.
DRM funktioniert nur, so lange das Signal ungestört ist, also tagsüber. Sobald Fading und Interferenzen ins Spiel kommen, ist es aus. Das ist zwar auch bei Analogempfang störend, aber noch erträglicher als bei DRM, wo es nur noch Geblubber oder Stille gibt.
 
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Bevor man den Mittel- und Kurzwellenbereich irgendwann ganz brachliegen lässt, könnte man doch mal über eine Bandbreitenerweiterung der AM-Signale nachdenken. Will sagen: Man reduziere die Anzahl der möglichen Kanäle entsprechend und erlaube pro Kanal 12 oder 15 kHz Bandbreite, was natürlich eine länderübergreifende Koordinierung erforderte.

Einhergehend mit entsprechenden Modulationsverfahren (Trägerreduzierung/Seitenbandunterdrückung) könnte dabei eine passable Qualität erreicht werden. Da die bisherigen Ergebnisse mit DRM ja offensichtlich ziemlich unbefriedigend sind und wohl auch bleiben werden, wäre es immerhin besser als nichts.

Aber vermutlich kommt bei meinen Ideen zu sehr der Radio-Nostalgiker durch. :(
 
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Warum so kompliziert ? Fangen wir doch mal beim Einfachsten an.
Jeder Programmverantwortliche spendiert der MW einen Orban-Optimod und lässt diesen durch geeignetes Personal einstellen. Schon ist der Muff-Sound behoben.
 
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Nun ja - den Einsatz eines Modulations-Optimierers habe ich eh mal vorausgesetzt, jedoch hat auch dieses "Wundergerät" bei Einhaltung gewisser Normen halt seine Grenzen.

Aber im Prinzip pflichte ich Dir bei. Ich erinnere mich an eine Version von "Radio Mi Amigo", die hier mit einem verdächtig guten Sound hereinkam.
 
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