Schock: BBC Worldservice nicht mehr per Radio empfangbar

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London is not calling. Nicht in MittelEuropa und nicht mit einem klassichem Radio. Vor nicht allzu langer Zeit hätte es eigentlich nur eineinhalb Erklärungen dafür gegeben: Weltuntergang oder 3. Weltkrieg. Jetzt ist es ab März 2011 soweit:

BBC Worldservice auf Mittelwelle 648 Khz wird im März 2011 abgeschaltet:
http://www.dxaktuell.de/?p=1427

Diese Meldung:
http://www.satnews.de/mlesen.php?id=f3d08e6e367dc7427359732229086f0c
würde erklären, warum meine Suche nach einer BBC Kurzwellenfrequenz bisher ohne Ergbnis blieb. Oder kann jemand eine Frequenz für den Informationsfall empfehlen?
 
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Jau, die BBC muss sparen und setzt mittlerweile voll auf Webradio. Selbst bei den Inlandsprogrammen werden die Verbreitungswege on air in der Reihenfolge "Online, on digital and on xy FM" genannt.
 
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Diese Meldung: ... würde erklären, warum meine Suche nach einer BBC Kurzwellenfrequenz bisher ohne Ergbnis blieb.

Warum nicht gleich an der Quelle lesen? Sehr unglücklich (vorsichtig ausgedrückt) ist allerdings die Endlosschleife, in die man als Interessierter beim Surfen gerät, hat man diese Meldung nicht gelesen und sucht dennoch nach Frequenzen in Europa.
 
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Reine Sparmaßnahmen mögen ein Grund sein. Ich denke, daß das Verhältnis der Kosten für die AM-Sender im Vergleich zur Zahl der Hörer, die diesen Verbreitungsweg nutzen, einfach zu schlecht geworden ist. Die Ausstrahlung für Europa ist offenbar schlichtweg uneffektiv. Ganz Europa wird über den Eutelsat Hot Bird 8 at 13° East in hoher Tonqualität abgedeckt. Auf diesem Weg findet das Programm sicher auch den Weg in Kabelnetze. In Berlin haben sie z.B. eine terrestrische UKW-Frequenz, wenn auch eine wesentlich reichweitenschwächere als früher. Lange Zeit war das Programm auch frei via Worldspace zu empfangen. Ob das noch so ist, weiß ich allerdings aktuell nicht, hatte die Kiste schon längere Zeit nicht mehr an. Es scheint wohl der Lauf der technischen Entwicklung zu sein, daß die großen, traditionsreichen AM-Sender nach und nach zu Gunsten anderer Verbreitungswege abgeknipst werden.
 
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Die 648 könnte am Leben erhalten werden. Eine britisch-niederländische Investorengruppe rund um Seesender-Mensch Rusling plant den Sender "UK International" - Rock, Pop und Infos für Briten, die mit dem Auto in Westeuropa unterwegs sind. Wobei alles mit Vorsicht zu genießen, dieser Paul Rusling ist bekannt dafür großspurig etwas anzukündigen und dann doch nicht on Air zu gehen (siehe sein Langwellen-Projekt MusicMann 279).
 
Weshalb ...

... es geradezu unfaßbar ist, wie diese neuesten Träumereien der Anorak-Szene sogleich als ernsthafte Planung die Runde machen. Investorengruppe, jaja.

Ein weiterer Beweis dafür, was AM-Rundfunk mittlerweile ist: Eine reine Freakshow, die langsam, aber sicher auch noch den letzten Zusammenhang mit richtigen Medien verliert.
 
Schade!

Nun werde ich mir auf meinem Radiowecker wieder einen anderen Sender suchen müssen, nachdem ich nach der Abschaltung von hr info auf BBC World Service gewechselt bin. Die tägliche Dosis Nachrichten und Englisch fand ich immer sehr gut. Ich werde sie vermissen.

Es gibt eben Lebensbereiche (sei es der Wecker oder das Auto), in denen ich froh war, die Mittelwelle zu haben. Da nützt mir ein Angebot über Satellit oder Internet recht wenig. Aber das ist wohl der Trend. Mal sehen, wie lange die verbliebenen ARD-Sender ihren Mittelwellenbetrieb aufrechterhalten. Oder BBC Five Live, das man in der Nacht auch ganz gut empfangen kann.

In The Economist gibt es ebenfalls einen Nachruf unter dem Titel Dosvidaniya, London. Neben den hier schon verlinkten Fakten wird aber zusätzlich noch die Frage gestellt, ob aus Sparzwängen auch die Inhalte weiter runtergefahren werden:

The Economist schrieb:
Listening online might not impose an impossible burden on, say, British expatriates in western Europe, who will lose their medium-wave service from March. But is something else afoot? Some chewy news programmes on the English-language World Service are also to close, and there will be an expansion of more accessible programmes, notably a cheap, cheerful and shockingly superficial audience-participation show called “World Have Your Say”. It looks ominously like dumbing-down, under the cover of cuts.

Das klingt mir doch sehr nach der „gefühlten“ Information, die wir hier auch schon oft beklagt haben. Wenn es tatsächlich so kommen sollte, uh-oh, BBC...
 
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Wobei alles mit Vorsicht zu genießen, dieser Paul Rusling ist bekannt dafür großspurig etwas anzukündigen und dann doch nicht on Air zu gehen (siehe sein Langwellen-Projekt MusicMann 279).
Sie sollten zur Kenntnis nehmen, daß er Laser730 und 558 zum Laufen gebracht hat. Wir alle hier drücken ihm die Daumen. Sehr sehr schade ist es aber um den BBC World Service. Nicht nur mir wird etwas fehlen?
 
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Es ist eine Schande, dass diese "Stimme" -BBC-in der Welt immer mehr verstummt. Was Internet, Handy und Sat wirklich wert sind wenn es darauf ankommt, kann man gerade wieder in Agypten sehen. In anderen Ländern ist sowas schon ein Dauerzustand.
 
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Die Zeiten haben sich leider geändert.
Der BBC World Service galt als eine
Art Institution beim weltweiten Radio.

Vieles hat sich aber mittlerweile
geändert. Die von derartigen
Radiostationen propagierten
Werte treten mehr und mehr
in den Hintergrund.

War damals das DX-Hobby
noch von der weltoffenen
Einstellung geprägt, spielen
heute immer mehr eigene
politische Vorstellungen
eine Rolle, was hier die
Auswahl der Radiosender
angeht. So ist die Tendenz
zu beobachten, dass post-
kommunistische Gruppen
Kontakte zu nach der US-
Definition "Schurkenstaaten",
wie den Iran oder Nordkorea,
unterhalten. Hier war man
früher eher vorsichtig. Ein
Kontakt wurde zwar her-
gestellt. Aber die hier oft
bestehenden Vorbehalte
blieben bestehen.

Anscheinend überwiegt
heute nur noch das
Event. Der eigentliche
Hintergrund der Botschaft
dieser Radiostationen tritt
immer mehr zurück.

Man wird sehen müssen,
ob die alte Einstellung
"Radio mit Niveau und
Anspruch" doch nicht
die bessere Alternative
wäre.

JOSEF THEOBALD
 
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Ganz einfach: Wenn ich terrestrisch Sende, zahle ich den Verbreitungsweg. Wenn ich im Internet sende, zahlt der Hörer den Verbreitungsweg -- zumindest einen großen Teil davon.

Inhaltliche Verflachung ist mit in der letzten Zeit schon häufiger auf der 648 aufgefallen. Alternativ gibt es zwar noch BBC Radio 4 auf 198 kHz (und wenn die abgeschaltet wird, ist wirklich Weltungerang -- wird also so um 2012 herum passieren...) aber da ist der Anteil von Information und Hintergründen mir zu gering.
 
AW: Schock: BBC Worldservice nicht mehr per Radio empfangbar

Gibt es nicht auch Planungen seitens der Deutschen Welle, die 6075 KHz einzustellen?
 
AW: Schock: BBC Worldservice nicht mehr per Radio empfangbar

Um die jetzt vom BBC World-Service verlassene 648 kHz MW Frequenz wird in UK gebuhlt.
Radio Caroline hofft auf Zuteilung !
 
Weitere Infos zum Sparkurs bei der BBC

... finden sich in der aktuellen Ausgabe von The Economist unter dem Titel “Cuts at the BBC—And now for something completely different”.

Ein paar Auszüge aus dem Artikel, die die Verwandtschaft mit den Sparprogrammen hierzulande schön zeigen:

The Economist schrieb:
[T]he main debate is between whether to achieve savings by “salami-slicing”—lots of relatively small cuts, spread evenly around the corporation—or through more radical surgery, in which, for example, some of the digital channels the BBC has opened in recent years are shut.

[...]

Dropping some costly sports coverage is also being mooted, as well as having more repeats on Radio 4, its most influential radio channel.

[...]

BBC Three has long been regarded, inside and outside the corporation, as a candidate for the chop, but executives staunchly defend it as a means to attract “replenishers”—youngsters who will form the core of the BBC’s future audiences. Critics say that £119m is an awful lot to blow on titillating young couch-potatoes with downmarket shows like “Snog, Marry, Avoid?” and “Hotter Than My Daughter”—especially considering how the corporation’s director-general, Mark Thompson, keeps talking about focusing on quality and distinctiveness.

Not only have the extra digital channels failed to stop the decline in the BBC’s overall share of viewing (see chart), they have stripped BBC Two of its role as the home for innovative and intellectually demanding programmes. Its resulting identity crisis has meant it losing viewers faster than the other channels. An obvious solution would be to close both Three and Four, moving their best programmes to Two and junking the dross.

[...]

In the upper echelons of BBC management, most acknowledge that it has grown too big. Changing a lifetime’s habit of empire-building will not be easy, though. Some light pruning of the over-heavy top management has begun but, says Ms Enders, the corporation still has too many overpaid chiefs. Indeed, in its expansionary phase it spawned platoons of executives with bizarre titles like “change management lead” and “rewards director”.
 
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