Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

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DerKöni

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Hallo an Alle! Ich habe mich mit der Geschichte von Radio2Day, Deutschlands kleinstem Radiosender befasst. Hier ist sie in Textform zusammengefasst:

Der Münchner Radiosender „2Day“ ist in Bayern der einzige private
Rundfunksender ohne Fremdbeteiligung von Verlegern und Investoren.21
Radio „2Day“ gibt es seit 1984. Damals schrieb das „Münchner Kabelprojekt“
verschiedene Frequenzen im Großraum München aus. Peter Bertelshofer, der
Gründer und heutige Besitzer der „Radio 2Day Radioveranstaltungs GmbH“ war
zum Zeitpunkt dieser Frequenzausschreibung 26 Jahre alt. Seine Faszination
für das Thema Radio hatte der Hobby-CB-Funker im Jahr 1973 während eines
New York Aufenthalts entdeckt. Damals hatte Bertelshofer, wie er heute sagt,
die Sender-Vielfalt in den USA fasziniert. Während es in Deutschland nur die
musikalisch monoton sendenden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gab,
begeisterte Bertelshofer das breite Musikangebot der New Yorker Radiosender,
was bei ihm den Wunsch förderte eine solches Angebot auch in München
wahrzunehmen. Im Jahr 1981 gab es in München einen Aufruhr. In Südtirol
hatte sich eine Gruppe junger Hobbyfunker und Radiofans
zusammengeschlossen und sendete vom Brenner aus ein Radioprogramm,
welches auch in der bayerischen Landeshauptstadt zu empfangen war. Immer
mehr Menschen hörten den Radiosender welchem unter anderem drei
Münchner angehörten. Als Hobbyfunker und Radiofan war Bertelshofer stark an
diesem Radioprojekt , welches sich mit Werbeeinnahmen über Wasser hielt,
interessiert. Er nahm Kontakt zum Team von Radio Brenner auf und besuchte
die Station am Brennerpass. Hier sah er, wie es möglich war, mit wenig
technischem Aufwand einen Radiosender zu betreiben und so eine größere
Masse zu erreichen. Im Jahr 1984 schrieb dann das „Kabelprojekt München“
verschiedene Frequenzen aus. Als Bertelshofer, der zu dieser Zeit Medizin
studierte, von dieser Ausschreibung erfuhr, stand für ihn sofort fest, dass er an
dieser Ausschreibung teilnehmen würde. In einem Gespräch im Rahmen dieser
Facharbeit begründete er seine damalige Entscheidung: „Als Student hat man
ja so unglaublich viel Zeit, also habe ich den Versuch ein Konzept zu schreiben
nicht gescheut.“ Dieses Konzept, welches der junge Student damals anfertigte,
umfasste etwa 120 Seiten und war mit seiner ausführlichen Beschreibung im
Detail dafür verantwortlich, dass Bertelshofer einen der begehrten Sendeplätze
bekam. In diesem Konzept musste jeder Schritt des Handelns des Senders
beschrieben werden: Eine genaue Auflistung des Sendeschemas, die
Zielgruppe, die technische Ausstattung, die Musikauswahl und natürlich auch
die Mögliche Anzahl der dadurch geschaffenen Arbeitsplätze. Peter Bertelshofer
sagt Heute, dass er damals schon deswegen in die engere Auswahl kam, da
sein Konzept auf 120 Schreibmaschinen-Seiten so detailliert beschrieben war.
Andere Interessenten hatten dem Münchner Kabelprojekt ihr Interesse in einem
formlosen Zweizeiler kundgetan und flogen dadurch aus dem Rennen um
die Frequenzen. Womit der damals 26-jährige das Gremium aber am meisten
überzeugte, war sein Mut zu Neuem. So plante Bertelshofer die Nachrichten
nicht zur vollen Stunde ein, sondern jeweils um Viertel-Nach, was es so damals
noch nicht gab. Durch diese Idee versprach sich Bertelshofer Aufmerksamkeit.
Wer keine Nachrichten zur vollen Stunde wollte, bekam bei ihm Musik und wer
die Nachrichten verpasst hatte, bekam die Möglichkeit diese 15 Minuten nach
der vollen Stunde nach zuhören. An dieser Platzierung der Nachrichten hält
Radio 2Day bist heute fest. Ein weiteres Kriterium für die Zuteilung einer
Frequenz, war die Musikauswahl. Um sich in der musikalisch monoton
gestalten Radiowelt eine eigene Zielgruppe zu schaffen entschied sich der
angehende Radiomacher für ein breites Musikangebot. Neben aktuellen Hits
sollten auch echte Klassiker der modernen Musik gespielt werden. Dazu
kamen noch Musiktitel aus den Bereichen Dance und Funk/Soul. Die
Musikauswahl war auch dafür verantwortlich, dass Bertelshofer den Sender
„2Day“ nannte: Die Sparte Funk&Soul und Dance stand der Sparte Classics
und Top20 entgegen – zwei verschiedene Musikpakete an einem Tag – 2Day.
Nachdem Bertelshofer 1984 die Lizenz zum Senden durch das Münchner
Kabelprojekt erteilt wurde, begann er im Münchner Kabelprojekt neben vielen
anderen Sendern zu senden. Die Radiostation, welche damals im Münchner
Kabelprojekt sendeten, waren zum Teil im Besitz von privaten Eigentümern und
zum anderem Eigentum von Zeitungsverlegern. Bereits in dieser frühen
Entwicklungsphase des privaten Rundfunks versuchten die Verlage mit ihren
finanziellen Mitteln private Anbieter vom Markt zu verdrängen. So versuchten
die Verlage die Lizenzen aufzukaufen, oder investierten so stark in ihre
Programme, dass es privaten Anbietern nicht Möglich war mit den
Finanzstarken Zeitungsverlegern zu konkurrieren. Im Nachhinein bezeichnet
Bertelshofer das Münchner Kabelprojekt als unseriös, da die Großverleger früh
protegiert worden waren und den kleinen Anbietern auf diese Weise das
wirtschaften erschwert worden sei.

Als sich im Jahr 1985 die Bayerische Landeszentrale für neue Medien
gründete, wurden die ersten UKW-Frequenzen ausgeschrieben. Radio 2Day
hatte sich im Münchner Kabelprojekt einen Namen gemacht, was sich in einem
festen Hörerstamm widerspiegelte. So bekam Radio 2Day die Lizenz erteilt auf
einer der damals drei verfügbaren Frequenzen zu senden. Am 29.05.1985
begann Radio 2Day auf der Frequenz 92,4 Mhz zu senden. 92,4 Mhz war
damals, wie auch heute, eine Splittingfrequenz, was bedeutete, dass sich 8
Anbieter die Frequenz teilten und so über den Tag verteilt ihr Programm
gestalten durften. Zum 01.04.1986 zog die „2Day Radioverantaltungs GmbH“
auf die Frequenz 95,5Mhz um, um dort einen vier stündigen Sendeplatz
zwischen 21Uhr und 1Uhr zu gestalten. Den Rest des Tages sendete auf dieser
Frequenz der Radiosender „Charivari“, welcher heute rund um die Uhr auf der
95,5Mhz sendet. Charivari ist im Gegensatz zu Radio 2Day nicht von einer
Privatperson, sondern von der Verlagsgruppe „Münchner Merkur – TZ“
gegründet worden. Früh versuchte Charvari Bertelshofers Radio 2Day von der
Frequenz zu vertreiben. So verkaufte man sich der Werbewirtschaft als 24h-
Programm, um diese so davon abzuhalten auf die Idee zu kommen bei Radio
2Day Werbezeit zu kaufen. So druckte man Prospekte für Werbekunden, in
denen man sich als Rund-um-die-Uhr sendend verkaufte. Für die Radio 2Day
Veranstaltungs GmbH, welche auf den Verkauf von Werbezeit angewiesen war,
hätte dies das Aus bedeutet. So kam es laut Bertelshofer zu insgesamt fast 24
Klagen gegen den Radiosender Charivari, um diese missverständliche
Werbekunden-Akquise zu unterbinden.
Eine Lizenzauflage war damals, wie auch heute, dass man als Vollprogramm
senden musste. Ein Vollprogramm definiert sich aus dem Spielen von Musik,
Beiträgen und dem Vorhandensein einer eigenen Nachrichtenredaktion. Für
einen kleinen Radiosender wie 2Day sind die Unterhaltskosten für eine eigene
Nachrichtenredaktion jedoch kaum zu bewältigen. So behalf sich Bertelshofer
damit, dass er die Nachrichten in der früh selbst produzierte und sie den Rest
des Tages bei der Agentur BLR, welche fertige Nachrichten liefert, kaufte.
Objektiv betrachtet lässt sich diese Regelung um das Vollprogramm und die
eigenen Nachrichten in zwei Seiten interpretieren. Einerseits achtet die BLM
durch diese Auflage auf den Qualitätstandart und die Informationsverpflichtung
dem Hörer gegenüber. Andererseits könnte man es auch als Förderung der
Verleger sehen: Für einen kleinen Sender ist diese Auflage eine Hürde, welche
erhebliche Kosten mit sich bringt, was sein Handeln im Gegensatz zu den
finanzstarken Verlegen einschränkt.
Kunden welche bei der 2Day Rundfunkveranstaltungs GmbH zu diesem
Zeitpunkt größtenteils Werbezeit kauften waren Gastronomie-Unternehmen, wie
Pizzaservice und Kneipen, da diese zwischen 21Uhr und 1Uhr ihr Klientel
erreichen konnten. Dieser Stamm an Werbekunden reichte Radio 2Day aus, um
den Betrieb kostendeckend zu erhalten.
Im Jahr 1988 kam es zu einer Lizenzverlängerung durch die Bayerische
Landeszentrale für neue Medien, welche einen Frequenzwechsel mit sich zog.
Radio 2 Day zog auf die UKW-Frequenz 89,0Mhz um, welche im Großraum
München empfangbar ist. Auch die 89,0Mhz war zu diesem Zeitpunkt noch eine
Splittingfrequenz. Jedoch war der Frequenzwechsel ein Gewinn für Radio 2Day,
da man die Sendezeit ausweiten konnte. Im Gegensatz zur 95,5Mhz auf der
man nur vier Stunden zwischen 21Uhr und 1Uhr gesendet hatte, konnte Radio
2Day auf der 89,0Mhz das Programm in den Sendezeiten zwischen 6Uhr und
12Uhr, sowie 18Uhr bis 0Uhr gestalten. Die Möglichkeit fortan eine
Morgensendung zu senden war nicht nur für die Stammhörer, welche ihren
Lieblingssender nun auch am Morgen hören konnten, sondern auch für die
2Day Rundfunkveranstaltungs GmbH als Unternehmen. Die Sendezeit am
Morgen, vor allem zwischen 7Uhr und 8Uhr ist die wertvollste Sendezeit für
einen Radiosender. In dieser Zeit, so sagen es die Umfragen seit mehr als 20
Jahren, hat ein Radiosender die meisten Hörer, da sich zu dieser Zeit die
meisten Menschen Zuhause, oder auf dem Weg zur Arbeit sind und zu dieser
Zeit gerne Radio hören. Diese Zeit am Morgen ist, auf Grund ihrer mit sich
bringenden hohen Einschaltquote, die wertvollste Zeit für den Verkauf von
Werbeplätzen. Große Sender wie Bayern3 verkaufen die Werbezeit zwischen
7Uhr und 8Uhr fast doppelt so teuer wie am Rest des Tages 23. Auf die aktuelle
Werbezeitentwicklung bei Radio 2Day wird aber später noch eingegangen.
Nach dem Frequenzwechsel im Jahr 1988 teile sich die 2Day
Rundfunkveranstaltungs GmbH die Frequenz 89,0Mhz mit dem Radiosender
„Starsat“, welcher die Sendezeit zwischen 12Uhr und 18Uhr ausfüllte. Starsat
war im Besitz der österreichischen Familie Piëch. Die Mitglieder der Familie
Piëch sind Nachkommen von Ferdinand Porsche, der die gleichnamige
Automobilmarke gegründet hat. Diesem Clan gehören nicht nur die Anteile an
der Porsche Holding GmbH, sondern auch am Automobilkonzern Volkswagen24.
Der Familie stand also genug Kapital zur Verfügung, um im Jahr 1988 zu
versuchen am Medienstandort München Fuß zu fassen. Laut Bertelshofers
angaben investierte die Österreichische Familie circa 27 Millionen Mark in das
Projekt Starsat. Programmchef des Senders Starsat war zu diesem Zeitpunkt
Peter Pelunka. Dieser versuchte den Sender auszubauen und entschied sich
dazu neben der UKW Frequenz auch via Satellit Hörer auf der ganzen Welt zu
erreichen. Diese Verbreitungsvariante kam für Bertelshofer allerdings nie in
Frage, da sie mit Kosten von 70.000 Mark im Monat verbunden war. Diese
anfallenden finanziellen Belastungen sorgten letztendlich dazu, dass sich die
Familie Piëch 1995 aus dem Projekt „Starsat“ zurückzog, da der Erfolg
ausblieb. Die Lizenz für die Sendezeit zwischen 12Uhr und 18Uhr auf der
89,0Mhz wurde auf den Programmchef Peter Pelunka übertragen, welcher den
Sender in „89,0 Hit.fm“ umbenannte.
Von diesem Zeitpunkt an begann eine Phase auf der Frequenz 89,0Mhz,
welche in der Münchner Radioszene als legendär angesehen wird. Pelunka und
Bertelshofer hatten wenig Sympathien füreinander übrig, was dazu führte, dass
man sich On Air in diversen Botschaften als inkompetent und unfähig
beschimpfte, da man versuchte sich gegenseitig von der Frequenz zu
vertreiben. Anfangs wurde der Programmchef von 89,0 Hit.fm, Peter Pelunka,
von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien protegiert, wie es
Bertelshofer rückblickend beschreibt. Nachdem Pelunka öffentlich den BLMPräsidenten
Prof. Dr. Ring kritisiert und angegriffen hatte, wurde seine Lizenz
zunächst nicht mehr verlängert. Danach kam es zu einer drastischen
Auseinandersetzung zwischen der Bayerischen Landeszentrale und Pelunka, in
welcher letzterer dem Präsidenten der BLM, Prof. Dr. Ring, der Bestechlichkeit
bezichtigte. Am 30. November 2000 verlor Pelunka mit sofortiger Wirkung die Lizenz
zur Verbreitung eines Radioprogramms auf der Frequenz 89,0 Mhz.

Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien erklärte diesen Lizenzentzug in
einer Pressemitteilung vom 01.12.2000:

„Ab Freitag, 1. Dezember 2000, ändern sich auf der Münchner
Lokalradiofrequenz 89,0 MHz die Sendezeiten wie folgt: Das Programm von
Radio 2Day wird von Montag 05.00 Uhr bis Sonntag 03.00 Uhr ausgestrahlt.
Radio Neues Europa sendet jeweils von Sonntag 03.00 Uhr bis Montag 05.00
Uhr sowie an christlichen Feiertagen von 06.00 bis 12.00 Uhr bzw. von 06.00
bis 24.00 Uhr. Auslöser für die Änderung der Sendezeiten ist ein Beschluss des
Medienrats der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) vom 12.
Oktober 2000, der die Sendegenehmigung des Anbieters 89 Hit FM über den
30. November 2000 hinaus nicht verlängert hat." (siehe BLM-Pressemitteilung
48/2000 vom 12.10.2000)

Fortan sendete Radio 2DAY mit dem christlichen Radiosender „Radio Neues
Europa“ auf der Frequenz 89,0Mhz. Jedoch war dies, da Radio Neues Europa
hauptsächlich an christlichen Feiertagen sendete, der erste Schritt für die Radio
2Day Radioveranstaltungs GmbH den Programmbetrieb auf der 89,0Mhz
alleine zu gestalten.
Diese Konstellation der Aufteilung der Frequenz 89,0Mhz zwischen Radio 2Day
und Radio Neues Europa währte bis zum 24. Oktober 2004. An diesem Tag
wechselte Radio Neues Europa in die Splittingfrequenz 92,4Mhz und Radio
2Day sendet seit diesem Tag alleine auf der 89,0Mhz.
Am 07. Oktober 2010 feierte Radio 2Day sein 25 Jähriges bestehen. Somit ist
die 2Day Radioveranstaltungs GmbH nicht nur einer der ältesten privaten
Radiobetreiber in Bayern, sondern der einzige Familienbetrieb, welcher sich vor
Übernahmen der großen Verleger und Investoren schützen konnte. Wie
Bertelshofer berichtet plant auch sein derzeit 20-jähriger Sohn Alexander den
Sender weiter zu führen, welcher bereits zu 20% am Unternehmen beteiligt
ist.
Trotz eines Marktanteils von derzeit nur 2 im Großraum München schafft es
Radio 2Day seit Jahren durch einen Hörerstamm von 40.000 Hörern am Tag
positiv zu wirtschaften und bildet immer wieder neue Nachwuchsmoderatoren
aus, welche von Dort aus zu großen Sendern in ganz Deutschland wechseln.

LG DERKÖNI:D
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Ich finde den Inhalt des Berichtes interessant und die Geschichte des kleinen Senders gefällt mir.
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Interessantes Thema, leider vergaellt durch ellenlanges Geschreibsel...
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Leider stimmt sie Überschrift nicht ganz, denn Radio 2Day ist vielleicht der kleinste bayerische, aber mit Sicherheit nicht Deutschlands kleinster Radiosender. Da ist z.B. der SWS Noderney als kommerzieller Sender auf jeden Fall kleiner und viele nicht-kommerzielle Lokalradios ebenso.
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Letztendlich kommt es doch garnicht darauf an, ob es der kleinste Sender ist.... . The story ist auf jeden Fall interessant und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass "Radio machen" hier wesentlich mehr Spass und Freude bereitet, als bei einem Sender, wo man nur noch nach Dienstanweisung arbeiten darf, so wie bei MC Donalds...... .
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Interessanter Beitrag, den uns "DerKöni" verfasst hat. Übrigens danke für deine Mühe und Respekt für über 25 Jahre Radio2Day. Schon erstaunlich, wie sich so ein kleiner Sender so lange halten kann. Die Frage ist aber auch, ob jener Radiosender eine Zukunft hat und wie es wohl weitergehen wird mit Radio Two Day?!
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

So einen Artikel zu lesen, mit dem Wissen, wie viele Leute gerade in der heutigen Zeit erfolglos versuchen, eine UKW-Lizenz zu erhalten, tut regelrecht weh.

Es ist eine wahre Schande, was in rundfunkpolitischer Hinsicht in Deutschland geschieht: Ohne einen mächtigen Presse- oder Medienkonzern im Hintergrund hast du keine Aussicht mehr, an eine UKW-Frequenz zu gelangen. Da kann dein Konzept noch so ausgewogen und tragfähig sein.
Du kannst heute ein 240seitiges oder noch längeres Gutachten verfassen, das juckt bei den zuständigen Behörden und Gremien niemanden mehr; du bekommst keine Lizenz - basta!

Ich kann Euch sagen, was passiert, wenn man sich bspw. am Zollhof in Düsseldorf nach den Möglichkeiten einer UKW-Ausstrahlung erkundigt.

Als erstes wird einem mitgeteilt, es gäbe nicht genug freie Frequenzen.
Dann behauptet man, unabhängiges Privatradio stünde nicht im Einklang mit dem Landesmediengesetz.
Um das Ganze auch noch auf die Spitze zu treiben, wird schon in der allerersten Antwortmail darauf verwiesen, dass jemand, der sich um eine Frequenz bemüht, nicht auch derjenige sein muss, der diese schlussendlich dauerhaft nutzen darf.
Die beiden erstgenannten Aspekte sind nachweislich falsch; der letzte ist meiner Meinung nach eine Unverschämtheit, signalisiert er doch, dass alle Anstrengungen um eine Zuweisung einer Übertragungskapazität auf UKW zum Scheitern verurteilt sind, weil man sowieso nicht zum Zuge kommt.

Mir scheint es, als hätten die Pressekonzerne den Sektor des privaten Rundfunks komplett für sich vereinnahmt.
Das schlimme aber ist, dass die Medienkommissionen der Länder dieses Spiel mitspielen.
Was sind das denn für Behörden, die sich total von irgendwelchen Lobbygruppen haben vereinnahmen lassen?
Ich erwarte von der LfM und der Medienkommission, dass diese für einen fairen Ausgleich der Interessen sorgen, und nicht, dass sie sich zum Erfüllungsgehilfen einiger mächtiger Medienkonzerne machen.
Auch unabhängige Radiosender haben es verdient, in Deutschland auf UKW senden zu dürfen, nicht nur solche, bei denen Bertelsmann, RTL, Burda & Co. beteiligt sind!

Kein Wunder, dass immer weniger Menschen wählen gehen.
Die Bürger sind nicht dumm; sie haben erkannt, dass in Deutschland nur noch Lobbyisten das Sagen haben, sei es in der Finanz-, Wirtschafts-, Energie-, Gesundheits- und eben auch in der Medienpolitik (die in Deutschland bekanntlich Ländersache ist).
Warum also noch wählen? - Die radikalen Parteien sind nicht wählbar, die Ein-Themenparteien kann man sowieso vergessen und die etablierten interessieren sich eh nicht mehr für den Willen des Volkes und das Gemeinwohl.
Vor diesem Hintergrund kann man am Wahltag nur noch zuhause bleiben.
Und dann beklagen sich die Politiker auch noch über die vorherrschende Wahlmüdigkeit?!
Liebe Politiker: Packt Euch endlich mal an die eigene Nase und schaut, was ihr falsch macht! Dient endlich dem Gemeinwohl und nicht nur den Interessen einiger Großkonzerne!
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Schon erstaunlich, wie sich so ein kleiner Sender so lange halten kann. Die Frage ist aber auch, ob jener Radiosender eine Zukunft hat und wie es wohl weitergehen wird mit Radio Two Day?!

Zweitag ist der einzige Sender in München und Umgebung, wegen dem es sich überhaupt noch lohnt, ein UKW-Radio zu besitzen.
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Geschmacksache, trägt zwar nicht viel zum eigentlichen Thema bei, aber mit egoFM und FM4 ist Minga doch noch überdurchschnittlich gut und vielfältig aufgestellt.
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Auch unabhängige Radiosender haben es verdient, in Deutschland auf UKW senden zu dürfen, nicht nur solche, bei denen Bertelsmann, RTL, Burda & Co. beteiligt sind!

So schwer es manchem auch fallen mag, man sollte akzeptieren, dass die Ultrakurzwelle für Kleinanbieter abgebranntes Land ist. Die Anlaufkosten sind zu hoch, die Konkurrenz zu stark, der Markt zu reglementiert und die Geschäftsaussichten eher trübe. Es gibt nur wenige 100%ige Idealisten wie Herrn Bertelshofer, die den langen Atem haben, so was in Deutschland durchzuziehen und auch bereit sind, Krisenzeiten zu überstehen. Herr Bertelshofer gehört zur Gründergeneration des deutschen Privatradios und hat die Spielregeln des Gewerbes verinnerlicht, ein Neueinsteiger wäre heute chancenlos.
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

... Herr Bertelshofer gehört zur Gründergeneration des deutschen Privatradios und hat die Spielregeln des Gewerbes verinnerlicht, ein Neueinsteiger wäre heute chancenlos.

Ein interessanter Beitrag!

Neueinsteiger sind heute fast überall chancenlos, egal in welcher Branche. Die Spielregeln sind überall in etwa die gleichen.... .
Nur wer neue Ideen hat und die Welt damit förmlich über Nacht überrascht, nur der hat heute noch eine echte Chance, denn gegen kapitalstarke und etablierte Gegner auf bereits unter den Mächtigen verteilten Territorien kann sich heute niemand mehr wirklich durchsetzen. Es kommt längst nicht mehr darauf an, wie gut oder weniger gut jemand etwas (an)bietet.
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

ricochet schrieb:
So schwer es manchem auch fallen mag, man sollte akzeptieren, dass die Ultrakurzwelle für Kleinanbieter abgebranntes Land ist. Die Anlaufkosten sind zu hoch, die Konkurrenz zu stark, der Markt zu reglementiert und die Geschäftsaussichten eher trübe.
Ganz so negativ würde ich es nicht sehen.
Das beste Gegenbeispiel ist m.E. Radio2Day. So etwas funktioniert allerdings nur, wenn der Programmchef eine klare Linie fährt und mit einer gewissen Standhaftigkeit an seinem Konzept festhält.

germancomponist schrieb:
Neueinsteiger sind heute fast überall chancenlos, egal in welcher Branche. Die Spielregeln sind überall in etwa die gleichen.... .
Nur wer neue Ideen hat und die Welt damit förmlich über Nacht überrascht, nur der hat heute noch eine echte Chance, denn gegen kapitalstarke und etablierte Gegner auf bereits unter den Mächtigen verteilten Territorien kann sich heute niemand mehr wirklich durchsetzen. Es kommt längst nicht mehr darauf an, wie gut oder weniger gut jemand etwas (an)bietet.
Was verstehst Du unter "neuen Ideen"?

Als erstes ist es für einen kleinen Hörfunkanbieter zwingend erforderlich, dass er den Senderbetreiber selber wählen kann. Sobald man die superteure MEDIA BROADCAST aufs Auge gedrückt bekommt, hat man ein gewaltiges Problem (ab 2015 ändert sich jedoch auch das).
Das wichtigste aber ist: Die Medienkommissionen sollten diesen Anbietern eine Chance geben! Genau das geschieht nicht; - an dieser Stelle liegt der Fehler im System.
Warum eröffnet man nicht kleinen Internetradios wie "Radio 30 plus" oder "Party Radio" die Möglichkeit, irgendwo mit einer Stützfrequenz mit geringer Leistung auf Sendung zu gehen? - Die könnten sich damit dann allmählich nach oben vorarbeiten.

Ich kenne die Rundfunksituation in vielen anderen europäischen Ländern, aber so schlimm wie in Deutschland ist es nirgendwo: Überall das gleiche Format, kein bisschen Abwechslung.
Selbst Stationen, die für sich beanspruchen, sich auf ein bestimmtes Format festgelegt zu haben, sind ebenfalls recht langweilig.
Nehmen wir doch nur mal die deutschen Rocksender: Da habe ich wirklich den Eindruck, als würde man dort lediglich 3 oder 4 bekannte Rocksampler ("Hit-Giganten" etc.) rauf und runter dudeln. Alles, nur keine unbekannten, vom Mainstream abweichenden Titel! :wall:

Über die Osterfeiertage habe ich einen erstklassigen Piratensender gehört (deren Namen ich natürlich nicht nenne): Die haben noch richtig gutes Programm gemacht!
Absolut vielseitig, mit einer ansprechenden Moderation und einer breiten Titelauswahl: Über Pop, Rock, Neue Deutsche Welle, Dance, Disco, Funk bis hin zum Jazz-Funk war in einer einzigen (!) Sendestunde alles mit dabei. Und das völlig aufeinander abgestimmt, ohne irgendwelche Brüche. Ich hätte nicht geglaubt, dass man in Deutschland in der Lage ist, so gutes Radio zu machen.
Bei dem guten Wetter habe ich mich auf die Veranda gesetzt und dem Programm gelauscht. Es machte richtig Freude, zuzuhören. :)
Die Moderatoren haben an der Sendung nichts verdient, ja sie haben sogar Zeit und Geld investiert, um das Programm on air bringen zu können.

Die ganzen Pressefirmen, die hinter den deutschen Privatradios stehen, haben nur ein einziges Ziel: Möglichst viel Geld zu verdienen.
Was gesendet wird, ist denen letztlich egal, Hauptsache die Werbeeinnahmen stimmen.
Dabei hat sich wohl das Denken durchgesetzt: Je mehr ein Programminhalt am musikalischen Mainstream orientiert ist, je weniger Ecken und Kanten er aufweist (m.a.W. je kleiner die Rotation), desto mehr Hörer schalten die Station ein, oder besser gesagt, desto mehr Hörer lassen sich berieseln ohne wegzuschalten.
Dass man allerdings auf diese Weise dazu beigetragen hat, dass viele Menschen dem Medium Radio ganz zugunsten des MP3-Players den Rücken gekehrt haben, scheinen viele Programmverantwortliche nicht zu realisieren.

Würde man den Radio-DJs und Moderatoren (wie bei dem erwähnten Sender) einfach mal freien Lauf lassen, hätten wir wieder ein gutes Programm.
Die verstehen etwas von ihrem Handwerk, denn darin sind sie ausgebildet.
Das Problem ist nur, dass Kreativität und echtes Können in der heutigen Radiolandschaft einfach keinen Platz mehr haben. Die Programme sind derart durchformatiert, dass die Sendungen von jedem unausgebildeten Amateur nach einem einstündigen Crashkurs gefahren werden können. Bis ins Detail ist schon im vorhinein alles festgelegt worden: Von der Auswahl der Musikstücke bis hin zu den konkreten Ansagen. :mad:
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Das wichtigste aber ist: Die Medienkommissionen sollten diesen Anbietern eine Chance geben! Genau das geschieht nicht; - an dieser Stelle liegt der Fehler im System.
Warum eröffnet man nicht kleinen Internetradios wie "Radio 30 plus" oder "Party Radio" die Möglichkeit, irgendwo mit einer Stützfrequenz mit geringer Leistung auf Sendung zu gehen? - Die könnten sich damit dann allmählich nach oben vorarbeiten.

Ich kenne die Rundfunksituation in vielen anderen europäischen Ländern, aber so schlimm wie in Deutschland ist es nirgendwo: Überall das gleiche Format, kein bisschen Abwechslung.

Warum das hier so ist? Es sind die Lobbyisten der Zeitungsverleger, die mit allen Mitteln eben genau das verhindern, denn ein Radiosender der erfolgreich ist kann schnell mal das Werbebudget eines Werbekunden zu sich rüber ziehen. Darum, und nur darum geht es!
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

@germancomponist: Ich gebe Dir vollkommen recht!

Da wird so kräftig Lobbyarbeit geleistet, dass jemand, der von außen in den Markt einsteigen möchte, keine Gelegenheit dazu erhält.

Die Lage ist schon paradox: Versuch' mal als Webradioveranstalter eine Stützfrequenz mit nur 10 Watt ERP zu bekommen. Die Chance lässt sich klar beziffern: Sie liegt gegenwärtig bei null.

Nehmen wir aber mal an, jemand kann ein Konzept auf den Tisch legen, bei dem von vornherein feststeht, dass die Station sowieso von kaum jemandem eingeschaltet wird (und insofern überhaupt keine Gefahr besteht, dem bestehenden (Pseudo-)Lokalfunk Hörer abspenstig zu machen): Dann gibt es eine reale Möglichkeit der Zuweisung einer sublokalen UKW-Frequenz.

Central FM hat die Medienkommission in Pulheim abblitzen lassen, gegen den Kirchenfunk in Herzebrock-Clarholz regt sich dagegen nicht der geringste Widerstand (und das sogar im Kreis Gütersloh, wo Bertelsmann bekanntlich seinen Stammsitz hat).
Interessant wäre es bspw., zu erfahren, was geschehen würde, wenn außerhalb der Gottesdienstzeiten auf der 106,4 Musik liefe, z.B. Classic Hits und Oldies (was meist recht gut ankommt). Wie lange würde es dann wohl dauern, bis die Verantwortlichen von Radio Gütersloh dagegen juristisch vorgingen?
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

... und der andere Sender ohne Fremdbeteiligung ist EXTRA-Radio in Hof, der dortige Bertelshofer heißt Gerhard Prokscha und der hat sich auch ganz wacker auf den Beinen gehalten.:)
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Jutta Meinzinger - vor Urzeiten mal bei Charivari - moderiert jetzt den Vormittag bei 2Day. Interessant, dass auch mal eine "bekanntere" Radiopersönlichkeit bei 2Day arbeitet..
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

.. Interessant, dass auch mal eine "bekanntere" Radiopersönlichkeit bei 2Day arbeitet..
Nun ja, dafür kann es auch eine andere, ganz einfache Erklärung geben ;)
Davon mal abgesehen, ist dies nicht ganz ungewöhnlich. Schliesslich hat z.B. der bei "Oldies" hier sicherlich noch bekannte Hans-Karl "Atze" Schmidt (hr, RTL, WDR) zusammen mit Matthias Welp, einem Kollegen aus alten Zeiten, inzwischen neben einem eigenem Internetsender auch eine wöchentliche Sonntagmittagsendung bei einem hessischen NKL (nichtkommerziellen Lokalradio).
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Trotz aller hier aufgeführter "Minuspunkte", die diesen Sender als unattraktiv bezeichnen sollen, möchte ich mal zu bedenken geben, dass er genausoviele POTENTIELLE Hörer hat, wie jede andere Station in München. Den meisten 2Day-Liebhabern ist die "Größe" des Senders herzlich wurscht. Für sie stellt er eine dankbare Altenative zum Einheitsgedudel von Antenne, B3 und Co. dar. Da stört es auch nicht, wenn hier und da mal Anfänger am Mikro sitzen... die Wort-Fenster sind max. 2 Min. lang... Das ist klasse!
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Internetradiofan schrieb:
Würde man den Radio-DJs und Moderatoren (wie bei dem erwähnten Sender) einfach mal freien Lauf lassen, hätten wir wieder ein gutes Programm.
Die verstehen etwas von ihrem Handwerk, denn darin sind sie ausgebildet.
Das Problem ist nur, dass Kreativität und echtes Können in der heutigen Radiolandschaft einfach keinen Platz mehr haben. Die Programme sind derart durchformatiert, dass die Sendungen von jedem unausgebildeten Amateur nach einem einstündigen Crashkurs gefahren werden können. Bis ins Detail ist schon im vorhinein alles festgelegt worden: Von der Auswahl der Musikstücke bis hin zu den konkreten Ansagen. :mad:


Antwort von Mäuvolino:
Du sagst es! Ein ganz großes herzliches DANKESCHÖN für solch qualifizierte Statements in diesem Forum!
 
AW: Die Geschichte von Deutschlands kleinstem Radiosender - Radio 2Day

Leider stimmt sie Überschrift nicht ganz, denn Radio 2Day ist vielleicht der kleinste bayerische, aber mit Sicherheit nicht Deutschlands kleinster Radiosender. Da ist z.B. der SWS Noderney als kommerzieller Sender auf jeden Fall kleiner und viele nicht-kommerzielle Lokalradios ebenso.

Als im Privatsenderbereich ist 97eins mit Sicherheit der kleinste Radiosender. Dessen Sendegebiet erstreckt sich auf vier Dörfer, per Oversprill werden auch einige umliegende Städte und Gemeinden erreicht. Radio SWS ist ja ein Veranstaltungssender und funkt nur während der Sommermonate auf Norderney.
 
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