Nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

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Auf dem Medienforum NRW hat Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erklärt, sie habe vor, die Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bis 2017 abzuschaffen. WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel antwortete, sie sei nicht grundsätzlich dagegen, allerdings müssten die Einnahmen (5% des Gesamtetats) kompensiert werden.

Sollte der gefühlt 37. Versuch, die Werbung bei ARD, ZDF und den öffentlich-rechtlichen Radios abzuschaffen diesmal von Erfolg gekrönt sein? Neu ist, dass der Vorstoß diesmal aus der SPD kommt (sonst eher aus dem konservativen Lager), und dass die ARD den Vorschlag nicht grundsätzlich ablehnt.
 
AW: nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

Hat Frau Kraft auch eine Begründung geliefert, warum sie die Werbung abschaffen will?
 
AW: nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

Das wäre ja immerhin mal ein erfreulicher Anfang, um die öffentlich-rechtlichen ein bißchen unabhängiger zu machen - allein, mir fehlt der Glaube. Der kommt dann, wenn ich's sehe...

LG

McCavity
 
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Schön wär's, allerdings fehlt mir, wie McCavity daran der Glaube, denn dagegen spräche doch, wie bisher, der Verlust der Einnamen aus dem Werbeverkauf.
 
AW: nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

Unabhängiger? Bei nur 5% Werbeeinnahmen-Anteil des Gesamtetats? Hach. Ursache und Wirkung etwas verwechselt?
Frau Kraft sollte ihre ganze Kraft darin einsetzen den 70%igen Verwaltungsapparatanteil abzubauen.
10% würden schon vollkommen genügen.
So sehe ich eher noch mehr Einsparmaßnahmen und entsprechende Eingriffe ins Programm kommen.
Der Schuß geht nach hinten los.
 
AW: nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

Unabhängiger? Bei nur 5% Werbeeinnahmen-Anteil des Gesamtetats? Hach. Ursache und Wirkung etwas verwechselt?
Ich würde der Sache immerhin einen symbolischen Wert beimessen. Es könnte sich niemand mehr innerhalb der ARD hinstellen und die Abwicklung nicht-belangloser Programminhalte auf die allerbilligste Weise begründen: auf die mit der Quote, die man aus finanziellen Gründen bräuchte. Ich weiß freilich auch, daß selbst werbefreie Programme (Sputnik) im Namen der Quote hingerichtet wurden. Das Elend sitzt viel tiefer. Das ganze Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen ist ruiniert. Sie wollen Programme nur für Mehrheiten anbieten - und machen sich damit überflüssig, im Wahn zu glauben, sich damit unersetzlich zu machen.
 
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Beim Radio wäre es natürlich ein Segen, in den ARD-Popwellen nicht mehr alle halbe Stunde durch die dumme Werbung belästigt zu werden.

Aber ob das Werbeverbot beim Fernsehen so praktikabel ist? Man denke nur mal an die Bundesliga in der ARD-Sportschau. Wenn sich das wieder ins private Werbefernsehen verzieht, soll es mir recht sein, aber wenn die ARD im Poker um die Rechte mit horrenden Summen an Rundfunkgebühren bietet, hätte das schon einen Beigeschmack. Bisher finanziert sich das ja auch in der ARD m.W. vollständig aus der Werbung.
 
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... Bisher finanziert sich das ja auch in der ARD m.W. vollständig aus der Werbung.
Demnach dürfte es bisher gar keine Rundfunkgebühren geben - zumindest bei der gebotenen Leistung. Aber wem erzähle ich das?
Glaubst du daran wirklich? Bei einem Anteil der Werbeeinnahmen von nur 5%?
Das möchte mir nicht wirklich in den Kopf, dass damit sämtliche Kosten bezüglich der Rechte abgedeckt sein sollen, denn wie es auch ansonsten im Leben nunmal ist, zuerst will der Mensch (oder der entsprechende Verwaltungsapparat) sein Geld und dann kommen die zusätzlichen Kosten.
 
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Die ARD-Sportschau wird meines Wissens nicht vollständig über die Werbung finanziert - selbst Sat.1-"ran", das viel mehr Werbung zwischen die Fußballclips schnitt, konnte nicht über Werbung finanziert werden. (Hier hat jemand 2004 eine Diplomarbeit darüber geschrieben.)

Allerdings sollen z.B. manche ARD-Popwellen mehr Werbeeinnahmen einbringen als sie Kosten verursachen - dafür haben die teuren ARD-Kulturwellen gar keine Werbefinanzierung. Die genannten 5% sind daher wohl ein Überschlag über alles, aufgeschlüsselt nach Abteilungen variieren die Finanzierungsquoten erheblich.
 
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Das mit der ARD-Sportschau könnte sich eventuell Mitte des Jahrzehnts erledigt haben oder noch teurer werden:
Die ARD-"Sportschau" steht auf der Kippe: Das Bundeskartellamt hat am Montag im Zuge der Vergabe der Bundesliga-Fernsehrechte den Weg für eine Spieltagszusammenfassung im Internet ab der Saison 2013/2014 freigemacht. Große Internet-Player signalisierten bereits Interesse.
[...]
Bei der ARD und den angeschlossenen Funkhäusern stößt die Idee einer späten Highlight-Sendung auf wenig Begeisterung. "Die Bundesliga ist nach 20 Uhr bereits einmal grandios gefloppt, und sie wird wieder floppen. Aber nicht in der ARD, denn daran haben wir kein Interesse", sagte Steffen Simon, als WDR-Chef verantwortlich für die "Sportschau".
[...]
Wir akzeptieren die Entscheidung des Kartellamtes und stellen uns dem Wettbewerb", sagte Sportkoordinator Axel Balkausky. "Wir sind dennoch guter Dinge. Es gibt eine Menge guter Argumente, dass die Zukunft der Bundesliga mit der 'Sportschau' verbunden bleibt."
Quelle: Liga-Übertragung - Kartellamt macht Weg frei für Internet-Zusammenfassung
 
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WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel antwortete, sie sei nicht grundsätzlich dagegen, allerdings müssten die Einnahmen (5% des Gesamtetats) kompensiert werden.

Unausgesprochen: Die Gebühren sollen erhöht werden. Alternativvorschlag von mir: Wie wär's denn mal mit Sparen? Z.B. bei der Verwaltung. Bisher konnte mir noch niemand erklären, wieso man für 1 Fernsehprogramm und 6 Radioprogramme sage und schreibe knapp 4.200 (!) Mitarbeiter benötigt (WDR)? Und da sind die Freien, die Volontäre und die Produktionsfirmen noch gar nicht mitgezählt.

Oder beim ZDF 3.600 (!) Mitarbeiter für 1 Vollprogramm, 3 Beteiligungen (3Sat, Arte, Phoenix) und 2 digitale Spartenkanäle, die weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit vor sich hin senden?

Was machen die alle eigentlich den ganzen Tag?
 
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Radiowaves hat meines Erachtens in die richtige Richtung argumentiert, indem er sagte:

Das Elend sitzt viel tiefer. Das ganze Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen ist ruiniert. Sie wollen Programme nur für Mehrheiten anbieten - und machen sich damit überflüssig, im Wahn zu glauben, sich damit unersetzlich zu machen.

Es ist doch augenscheinlich, dass die ÖR-Programme (im Fernsehen und Rundfunk) ihre Aufgaben von vielschichtiger Analyse, neutraler Bewertung, Unabhängigkeit, mahnender Stimme, heterogenität der Meinungen längst dem Kommerz geopfert haben. Meinungsvielfalt? Parteienneutral? Kritisch? Das ist doch eine Schimäre. Der Gleichklang aller Medien bei der Jammer-, Katastrophen-, Verurteilungs-, und Hetzberichterstattung bei Themen wie "Der Irre aus dem Iran", "Die faulen Griechen", "die wortbrüchige Ypsilanti", "Schweinegrippe", "Kachelmann-Prozess" etc,etc, ... zeigt doch, dass wir längst gleichgeschaltet sind, und zwar von der Quoten- und Kommerzhatz (Totschlagargument: "Das ist es, was die Leute sehen/hören/lesen wollen, also müssen wir es auch im Programm haben.") Wozu brauchen wir die Sendervielfalt, wenn doch alle im Gleichschritt agieren?
 
AW: Nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

Wenn Frau Kraft die Werbung nur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen abschaffen ist, wo ohnehin nur zwei Programme Werbung senden, wäre das - natürlich gerade für dieses Forum - nicht so weitreichend, wie wenn auch die Werbung im Radio wegfiele. Andererseits bezieht sie sich wohl auf den Bundes-Staatsvertrag: Das Erste (defakto) und das ZDF sind bundesweite Programme, man müsste sich also bundesweit auf ein Werbeverbot einigen. Die Hörfunkprogramme (abgesehen vom Deutschlandradio, das heute schon werbefrei ist) sind länder- bzw. anstaltssache, und da kann jede Anstalt bzw. deren Gesetzgeber selbst entscheiden, ob und wieviel Werbung sie senden möchte. Da gibt's ja heute schon große Unterschiede, beim NDR sind sieben von acht Hörfunkprogrammen werbefrei, beim hr dagegen wird fast überall geworben, und das sogar noch lange nach 20 Uhr.
 
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plattenschrank schrieb:
Bisher konnte mir noch niemand erklären, wieso man für 1 Fernsehprogramm und 6 Radioprogramme sage und schreibe knapp 4.200 (!) Mitarbeiter benötigt (WDR)? Und da sind die Freien, die Volontäre und die Produktionsfirmen noch gar nicht mitgezä
Ich kann es auch nicht erklären. Es ist aber exakt punktgenau meine Meinung die Sie da formuliert haben.

ricochet schrieb:
Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass die ARD-Anstalten in Zukunft auf den warmen Geldregen aus der Radiowerbung verzichten, dazu sind ganz einfach zu viele Löcher zu stopfen.
Interessant. Welche Löcher? Diese ließen sich beim Wasserkopf Verwaltung herrlich einsparen. Diese 5% Aufkommen am Gesamtkuchen machen den Bock nicht fett. Wenn aber nur 30% dieses Kuchens überhaupt ins Programm fließen?
Denke nach...
Und dann da noch gespart wird?
Denke nach...
Dann ist dies Schiete!
Daß auch öffentlich-rechtliche Anstalten sich auf Durchhörbarkeit und Anhörbarkeit einstellen hat meines Erachtens andere Gründe.
Die Werbeeinnahmen werden es kaum sein. Eher die Furcht eines Tages nur noch für Minderheiten zu senden.
Damit würde man bei radiowaves möglicherweise offene Türen einrennen. Bei mir löst es vorab ein gewisses Grauen aus.
Runzelstirn.
 
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wieso man für 1 Fernsehprogramm und 6 Radioprogramme sage und schreibe knapp 4.200 (!) Mitarbeiter benötigt (WDR)?

Noch nie was vom Grundversorgungsauftrag gehört? 4200 Menschen wollen grundversorgt sein! :D
 
AW: Nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

wieso man für 1 Fernsehprogramm und 6 Radioprogramme sage und schreibe knapp 4.200 (!) Mitarbeiter benötigt (WDR)?

Weil man zum Produzieren und Senden von Hörfunk und Fernsehen nicht nur ein Mikrofon, eine Kamera und einen Funzelsender braucht. Ganz einfach.

2 digitale Spartenkanäle, die weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit vor sich hin senden?

Das möchte ich mal bezweifeln.
 
AW: Nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

Unausgesprochen: Die Gebühren sollen erhöht werden. Alternativvorschlag von mir: Wie wär's denn mal mit Sparen? Z.B. bei der Verwaltung. Bisher konnte mir noch niemand erklären, wieso man für 1 Fernsehprogramm und 6 Radioprogramme sage und schreibe knapp 4.200 (!) Mitarbeiter benötigt (WDR)? Und da sind die Freien, die Volontäre und die Produktionsfirmen noch gar nicht mitgezählt.

Oder beim ZDF 3.600 (!) Mitarbeiter für 1 Vollprogramm, 3 Beteiligungen (3Sat, Arte, Phoenix) und 2 digitale Spartenkanäle, die weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit vor sich hin senden?

Was machen die alle eigentlich den ganzen Tag?

Vermutlich Berater managen, die ihnen dann erklären, wie man die ö/r-Programme noch "jugendlicher", noch massenkompatibler und noch ähnlicher zu den Programmen der kommerziellen Konkurrenz macht.
 
AW: Nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

@DigiAndi

... sondern auch noch Gremien, Räte, Hierarchieebenen, Geschäftsführer und Programmdirektoren aller Art, Verwaltungen und Controller, Juristen, Betriebswirte und Hoflieferanten, Hauptzuständige, Nebenzuständige, Regionalzuständige und Unterzuständige und, und, und ...
 
AW: Nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

Daß auch öffentlich-rechtliche Anstalten sich auf Durchhörbarkeit und Anhörbarkeit einstellen hat meines Erachtens andere Gründe. Die Werbeeinnahmen werden es kaum sein. Eher die Furcht eines Tages nur noch für Minderheiten zu senden.

Das ist ein weitverbreiteter Irrtum. Dudelwellen sind nicht auf Durchhörbarkeit ausgelegt, sondern auf Werbetauglichkeit und Wiedererkennbarkeit. Viele Programme waren vor der Vereinheitlichung der Tagesstrecke hörbarer, aber seit andere Medien das Radio immer mehr zurückdrängen ist der Kurzzeithörer das Maß aller Dinge.
 
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Von Frau Kraft haette ich weitaus mehr erwartet als solch einen scheinheiligen Vorschlag.
Das zeigt nur, dass sie sich mit Medienpolitik ueberhaupt nicht auskennt.
 
AW: Nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

digiandi schrieb:
Weil man zum Produzieren und Senden von Hörfunk und Fernsehen nicht nur ein Mikrofon, eine Kamera und einen Funzelsender braucht. Ganz einfach.
Im Ansatz richtig. Die öffentlich-rechtlichen Sender brauchen auch eine Fahrbereitschaft und mindestens ein Reportageteam auf Abruf.
Sind mehrere Kameras im Einsatz dann jemanden, der den Weg freihält. Neben mehreren Kameraleuten.
Regie, Regieassistenz, Tontechniker, ggf. Funkwagenbesatzung mit upload auf den nächsten Satelliten.

Niemand kann aber den Wasserkopf von 4.200 Mitarbeitern beim WDR erklären. Bei anderen öffentlich-rechtlichen Sendern auch nicht.
Drei Mann um ein Mikrofon zu halten? Vier Damen vom Dienst um die Abrechnung der festen Freien zu bearbeiten? Sechs Mann in einer Musikredaktion die den Namen nicht mehr verdient?

Die privaten Sender haben es vorgemacht daß man auf der Bürokratieebene erheblich effizienter arbeiten kann. Ich mag mir nicht ausmalen wie das Programm irgendeiner Privatstation bei gleichem Aufwand wie beim WDR klingen würde. Wahrscheinlich nur ein modulierter Sinuston mit variierenden Frequenzanhebungen? Identification-loop?
 
AW: Nächster Versuch: Öffis ab 2017 werbefrei?

Jetzt mal abseits der ganzen Polemik: WARUM genau soll in öffentlich-rechtlichen Programmen keine Werbung laufen und WER würde von einem Werbeverbot profitieren?
 
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