Definiere Grundversorgung

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Mannis Fan

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In einem Land gibt es kein Brot. Deshalb sagt die Landesregierung: Brot ist Grundversorgung, wir sichern sie durch einen Anstalt des öffentlichen Rechts, die Brot für alle und überall backt (und durch Gebühren finanziert wird).

Nach und nach gründen sich überall im Land private Bäckereien. Sie bieten Brot in allen Variationen, flächendeckend. Es schmeckt genauso gut (oder schlecht), wie das öffentlich-rechtliche Brot, es wird überall mit Freuden gekauft und gegessen. Die Privaten bringen sogar Brotvarianten auf den Markt, die nach und nach von der öffentrlich-rechtlcihen Grundversorgungsbäckerei imitiert werden.

Da sagt die Landesregierung: Grundversorgung ist gesichert, die Privaten machen das prima! Wir können unsere eigene Landesbäckerei schließen.

Jetzt übertragt das Bild mal auf den Rundfunk! Warum wurden seinerzeit die öffentlich-rechtlichen Anstalten ins Leben gerufen? Grundversorgung!
Was bieten sie heute noch an, was die Privaten nicht bieten?

Was ist noch exklusive Grundversorgung durch die öffentlich-rechtlichen Anstalten? Und brauchen wir sie noch?
 
AW: Definiere Grundversorgung

Ich würde sagen, wir brauchen sie teilweise noch.
Was Unterhaltung betrifft,sind die privaten unterm Strich besser. Die öffentlich rechtlichen haben zwar viele traditionsreiche Krimisendungen, zumal alles deutsche Produktionen, aber die junge Generation kuckt eher CSI,NCIS,Monk,Criminal Intend u.s.w.

Bei Nachrichten kann man sich streiten. Pro7,RTL haben auch Nachrichten,die sind aber definitiv kompakter gehalten als die öffentlich-rechtlichen.Die Privaten schieben auch gern mal Propaganda-Beiträge zum Thema Kopierschutz, Terrorismus, GLühbirnenverbot,"Umwelt(verschmutzungs)prämie" u.ä. rein, da sind die öffentlich rechtlichen auch nicht 100%ig neutral aber neutraler. Die öffentlich rechtlichen bringen aber auch über manch politische Themen,die bei Pro7/Rtl zu kurz kommen. Die Sat1 Nachrichten sind da besser,aber natürlich auch nicht ganz so umfangreich wie die ö.r. nachrichen.

RTL kann dafür in Kriegsberichterstattungen mit Antonia Rados auftrumpfen.

Dann gibts aber bekanntlich noch NTV und N24,die Ihren Job bekanntlich sehr gut machen. Also wenns um Poltitik geht, brauchen wir die ö.r. schon noch, auch,weil die neben Nachrichten auch Diskussionssendungen haben, für das alltäggliche an Klatsch,Katastrophen und "oh-toll-apple-hat-mal-wieder-ein-neues-iphone-vorgestellt" brauchen wir die ö.r. nicht,das bringen auch die privaten genauso gut hin.

Dann gibts noch das shcul-/Bildungsfernsehen. Da haben die privaten nicht so viel zu bieten,die öffentlich rechtlichen haben da halt schon noch einiges zu bieten.

Thema wissenschaft: Da haben die privaten auch einige Sendungen,deren Qualität von billig (z.b. Gallileo) bis durchaus hochwertig (National Geographic, Mythbusters o.ä.) reichen. Die öffentlich rechtlichen haben hier einige hochwertige Sachen, und noch einiges mehr an Auswahl. WObei die Privaten das definitv teilweise auch können,aber eben wenige ruMfangreich.

Wenns um literarische/Kunst-themen geht,da haben die privaten so gut wie nix zu bieten. Liegt natürlich daran,daß der Kreis der leute,die sich dafür interessieren auch recht überschaubar is

Also brauchen wir die ö.r. noch?

- wer nicht nur wählen,sondern sich auch tiefergehend, z.b. Partei,Interessensverband,u.s.w. politisch engagieren will
- schuldkinder zwecks zusätzlicher Bildung
- Literaturinteressierte
- Kunstinteressierte
- Leute die an spezielleren Themen der Wissenschaft interessiert sind

brauchen die Öffentlich rechtlichen noch

wer nur

- kinder mit kinderprogramm unterhalten
- allgemeine wissenschaftlliche bIldung
- Tägliche Katastrophenmeldungen und die Wichtigen Ereignisse
- Unterhaltungsprogramm
- gameshows
- Sport

Sehen will, braucht sie nicht mehr.
 
Schönes Bild!

Ich habe mich vor einem Jahr mit einer gestandenen Radiogröße unterhalten und ein ähnliches Gleichnis gehört.

Der kleine Unterschied in der Geschichte war, daß die privaten Stationen in ihren „Bäckereien“ ausschließlich Schwarzwälder Kirschtorte in leckerster Form verkauften. Und die Leute sind wie wild darauf abgefahren und haben das Brot in den öffentlich-rechtlichen Bäckereien liegen lassen. Woraufhin letztere natürlich ihr Programm umstellten...
 
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@djtechno

Du hast jetzt fast ausschließlich mit den TV-Angeboten argumentiert. Wie steht es im Rundfunk?
 
AW: Definiere Grundversorgung

Zur Grundversorgung würde ich bspw. die D-Radios, allem voran den Deutschlandfunk, zählen; ebenso die öffentlich-rechtlichen Informationswellen.
Derartige Sender sind privatwirtschaftlich nicht zu finanzieren.

Programme wie bspw. JUMP, die sich nicht nur inhaltlich, sondern sogar vom Namen her dem Privatfunk anbiedern, sind in meinen Augen Gebührenverschwendung.
Bei Unterhaltungssendern sollte man das Feld eher privaten Veranstaltern überlassen.
 
AW: Definiere Grundversorgung

Dann gibts noch das shcul-/Bildungsfernsehen. Da haben die privaten nicht so viel zu bieten,die öffentlich rechtlichen haben da halt schon noch einiges zu bieten.

Ähh? welches denn?

Ausser Sesamstrasse und Löwenzahn auf Kika fällt mir nicht mehr ein. Und selbst die sind nicht mehr das was sie mal waren.

Bildungsfersehen sieht für mich anders aus, wenn ich z.B. an das Telekoleg denke, das war Bildungsfernsehen.

Für mich sind die Öffis lange altes Eisen, das dringend verschrottet gehören oder zumindest auf EINEN Grundversorgungs-Bildungs-Nachrichten Sender reduziert.

Ein Programm das sich auf bestimmte Aufgaben konzentrieren kann ist bestimmt wesendlich effektiver als zig Öffentlich-Rechtliche Programme die mit Privaten konkurieren wollen.

Ein Sender , der morgens bis nachmittags Kinder und Jugend Bildungsfernsehen liefert, ab Nachmittags Bildung für Erwachsene, und sich abends auf das Weltgeschehen in Form von Nachrichten und Dokumentationen beschränkt. Wäre durchaus preiswerter, und könnte wesendlich höhere Qualität abliefern. So sieht eine Grundversorgung aus!
 
AW: Definiere Grundversorgung

Beim Rundfunk würde ich bis auf einen Notkanal komplett das Feld räumen lassen und den Privaten den Vorzug geben. Auch wenn jetzt noch Deutschlandfunk und Co. der Inbegriff von Niveau Radio ist, so würde schnell ein Privater in diese Lücke greifen, weil die Nachfrage ganz einfach da ist.
 
AW: Definiere Grundversorgung

Das gesunde Vollkornbrot wird aber nicht von den privaten Bäckereien hergestellt, diese konzentrieren sich auf das lt. Marktforschung populärere Rosinenweißbrot, wobei aus Kostengründen die Backmischung etwas mit Wasser gestreckt wird und die Rosinen auch künstlich im Labor hergestellt wurden (den faden Geschmack kompensiert man mit Geschmacksverstärkern und Claimsurrogaten) - mal davon abgesehen, dass jede zweite Brotscheibe der deutschen privaten Bäckereien ein übel riechendes Werbegewürz enthält...
 
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@aladin: Du mußt mal dringend z.B. "Planet Wissen" angucken. Die Sendung wird von den (ehemaligen?) Schulfernsehredaktionen gestaltet. Das klassische Schulfernsehen findet auch noch statt, am ganz frühen Morgen. Darüber hinaus gibt es noch Sendungen mit bildenden Inhalten, die sich kein privater Sender jemals leisten würde.

@Stefan: Das übelriechende Werbegewürz wird in den kleinen Anstalten aber auch immer häufiger in die beliebteren Sorten beigemischt. hr1 und hr3 senden im Tagesprgramm nur noch auf die halbstündige Werbeinseln als wichtigstem Programmelement hin. Und der Sponsorwahn beim SR ist mit dem bei Antenne Koblenz durchaus vergleichbar, wenn nicht sogar noch schlimmer.


Das Öffi-Radio bietet z.B. jede Menge selbst produzierter Hörspiele. Bei den privaten gibts da höchstens schlecht gespielte Kurzvarianten (Fremdgehtelefonat). Tiefgehende Informationssendungen wie Feature wird man bei den privaten auch niemals erleben, weil sie einfach zu viel Geld kosten. Dudeln mit Worthäppchen ist billiger.
 
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Klar brauchen wir die Öffentlich-Rechtlichen noch, allerdings nicht DIESE Öffentlich-Rechtlichen, die wir (leider) haben - nämlich nahezu ausschließlich auf Quote schielend (sowohl im TV wie im Radio), werbungtragend, massenattraktiv und die an und für sich typischen (die Gebührenfinanzierung rechtfertigenden) Inhalte auf späte Abendstunden (im TV) bzw. in Spartensender (im Radio) abschiebend. Einen solchen öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht wirklich kein Mensch, zumal er auch noch der mit Abstand teuerste weltweit ist.

Nur wird sich kein Politiker trauen, hier einmal tabula rasa zu machen, weil: Er will ja in´s (öffentlich-rechtliche) Fernsehen :(
 
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Die Grundversorgungsdiskussion ist ein Quell ewiger Diskussionen. Jeder wird etwas anderes als "Grundversorgung" definieren. Wenn "Grundversorgung" gleich "Mehrheitsversorgung" ist, könnten wir alle ÖR-Wellen schließen. Die dort quotenbingenden sind durchweg sehr nah an den Privaten gebaut, also durch diese bis auf Nuancen ersetzbar. Und die, die übrigbleiben, sind offenbar nicht mehrheitsfähig, also verzichtbar. Damit meine ich z.B. den DLF.

Wer erkennen kann, daß es zwischen "mehrheitsfähig" und "gehaltvoll" (meinetwegen auch "gesund", um bei den Brotsorten zu bleiben) sehr wohl deutliche Unterschiede gibt, darf weiterphilosophieren. Ist die "Grundversorgung" dann gewährleistet, wenn die Mehrheit ihr Karies und Fettleibigkeit verursachendes Rosinenweißbrot bekommt und zusätzlich das weitgehend unbeliebte, aber dank Ballaststoffen und vollem Korn wesentlich gesündere Roggenvollkornschrot-Brot angeboten wird? Ein Brot, das sich am Markt nur halten kann, wenn man es subventioniert? Und dazu dann von allen (auch von denen, die nur Rosinenweißbrot und Nougatschnitten essen) einen moderaten finanziellen Beitrag eintreibt, um es zu backen und anzubieten? Auch dann, wenn die abgenommenen Mengen wesentlich niedriger sind als beim Rosinenweißbrot?

Ich sage, nur so kann es gehen. Auch dann, wenn das Geschrei ob der eingetriebenen Zwangsgelder (GEZ, gesunde-Essens-Zahlung) in der Bevölkerungsmehrheit hin und wieder aufflammt. Ich bin da Idealist und sage: das Ziel ist erreicht, wenn die Mehrheit der Rosinenbrot-Esser sagt, das schmeckt mir meist besser, aber ich weiß, daß das Roggenvollkornschrot-Brot gesünder ist, ich dabei nicht verfette, keine Karies bekomme und es sich auch länger hält, ich also in bestimmten Situationen auch selbst darauf zurückgreifen werde (oder zumindest beruhigend finde zu wissen, daß ich darauf zurückgreifen kann).

Bis dahin ist es freilich ein weiter Weg. Der wird nicht unbedingt leichter, solange die öffentlich-rechtliche Bäckerei auch großteils nur das klebrige Rosinenbrot anbietet, aber behauptet, es wäre wesentlich gesünder als das baugleiche Rosinenbrot der Privatbäckereien.

Also: DLF bundesweit. Dazu pro Anstalt eine öffentlich-rechtliche Kulturwelle mit Schwerpunkt im Bereich Klassik und "Hochkultur" - der Begriff fällt mir immer schwerer, je öfter ich in Jeans und ohne Anzug in der Semperoper sitze, vorher dort meinen großen schweren Rucksack über den Tresen wuchte und das Gefühl habe, intensiver dabei zu sein als viele der dort kulturbeflissen ("Hallo, kann mich auch jeder richtig gut sehen?") hingehenden Anzugträger. Es gibt regional ja höchst unterschiedliches kulturelles Leben.
Dazu eine gediegene, als Vollprogramm taugliche "ältere" lokal verankerte Heimatwelle und ein bundesweites Popkulturprogramm - fertig. Den Rest können doch wirklich die Privaten alleine und wirtschaftlich tragfähig.
 
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@Stefan: Das übelriechende Werbegewürz wird in den kleinen Anstalten aber auch immer häufiger in die beliebteren Sorten beigemischt. hr1 und hr3 senden im Tagesprgramm nur noch auf die halbstündige Werbeinseln als wichtigstem Programmelement hin. Und der Sponsorwahn beim SR ist mit dem bei Antenne Koblenz durchaus vergleichbar, wenn nicht sogar noch schlimmer.

Klar, alle von mir beschriebenen Backsünden werden auch von diversen öRas begangen, aber Vollkornbrot gibts eben tatsächlich (fast) nur von ebendiesen. Die Grundversorgung wird aus meiner Sicht vom DLR und den Sendern, die - wie WDR 5 - ihrem (es mag dem ein oder anderen altmodisch klingen) Informations- und Bildungsauftrag nachkommen, erfüllt. Die Privatsender würde ich von der Pflicht, ein Vollprogramm mit Informationen machen zu müssen, entbinden, denn die Trivialisierung von Informationen (die bekannten Alibi-Infohäppchen, schön unterhaltsam und reißerisch aufgemacht) trägt mehr zur Verdummung bei als es ein reines Unterhaltungsprogramm machen würde. Unterhaltung könnte die Stärke von Privatrundfunk sein - vereinzelt gab es dafür auch schon halbwegs gelungene Beispiele - sogar in Deutschland... ^^
 
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@Stefan Kamerowski

Backen die Öffentlich-Rechtlichen wirklich noch das gesündere Vollkornbrot? Nach meiner Wahrnehmung imitieren sie in hektischer Beflissenheit den privaten Weißbrot- und Kuchenbäcker, mal besser, mal schlechter, und verwenden darauf fast das ganze Geld, das ihnen die Allgemeinheit eigentlich für herausragendes Vollkornbrot zur Verfügung stellt.
 
AW: Definiere Grundversorgung

Die Privatsender würde ich von der Pflicht, ein Vollprogramm mit Informationen machen zu müssen, entbinden,...
Warum denn bitte?
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht wieso man den Privaten so selbstverständlich die Lizenz zum ausschließlichen Geldverdienen zugestehen will. JEDER Veranstalter von Rundfunk- und Fernsehprogrammen hat immer noch eine gewisse gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Bei Ereignissen von Bedeutung verzichtet z.B. das amerikanische Fernsehen auch mal aufs Senden von Werbung um die Bevölkerung zu informieren. Während der letzten Flut an der Ostküste der USA haben die Fernsehsender tagelang ohne Unterbrechung mit unzähligen Reportern vor Ort berichtet. Das war sicher nicht ganz billig und hat keine Einnahmen gebracht, trotzdem hat man es sich geleistet.
RTL hatte in den Anfangsjahren an Wahlabenden sogar mal ein eigenes Meinungsforschungsinstitut für eigene Hochrechnungen beauftragt. Heute schreibt man nur noch die Zahlen vom ZDF ab, einfach weil man sich das Geld sparen möchte. Da ruhen sich die deutschen Privatsender ganz schön auf den Leistungen der Öffis aus. Und ich bin erschüttert darüber wie selbstverständlich das von den Zuschauern und Hörern hingenommen wird. Richtiger Privatrundfunk muß auch in etwas schwierigeren Bereichen versuchen mit den Öffis zu konkurieren, tun sie aber aus reiner Bequemlichkeit und Profitgier einfach nicht. Für mich ist das ein ganz schöner Skandal.
 
AW: Definiere Grundversorgung

Ich bin da Idealist und sage: das Ziel ist erreicht, wenn die Mehrheit der Rosinenbrot-Esser sagt, das schmeckt mir meist besser, aber ich weiß, daß das Roggenvollkornschrot-Brot gesünder ist, ich dabei nicht verfette, keine Karies bekomme und es sich auch länger hält, ich also in bestimmten Situationen auch selbst darauf zurückgreifen werde (oder zumindest beruhigend finde zu wissen, daß ich darauf zurückgreifen kann).
Bis dahin ist es freilich ein weiter Weg.

Bist Du sicher, dass das so ein weiter Weg ist? Das Image von den Vollkorn-Sendern scheint mir in der Bevölkerung gar nicht so schlecht zu sein und ich habe in der Tat den Eindruck, dass der Fastfoodmedienkonsument meist sehr gut weiß, was er da konsumiert. Typische Aussage: "Ich weiß, das ist nicht sehr anspruchsvoll, aber ich bin erschöpft von der Arbeit und brauche jetzt ein wenig leichte Kost zur Ablenkung." Was nicht zu kritisieren ist.
An der Rundfunkgebühr ist sicherlich vor allem die Art der Erhebung zu kritisieren, womit ich nicht nur die Methoden der Gebührenbeauftragten meine, die ja wohl bald der Vergangenheit angehören, sondern auch die Form einer einkommensunabhängigen Pauschale.
Eine Steuerfinanzierung erschiene mir gerechter; das Problem der dadurch verminderten Staatsferne sehe ich bei entsprechender Gesetzgebung nicht, zumal ein Verbannen der Parteipolitiker aus den Gremien das sicherlich kompensieren würde.

Einwände, etwas bezahlen zu müssen, was man gar nicht benutzt, wird es immer geben. Der Steuerzahler finanziert auch andere gemeinnützige und kulturelle Angebote, wie z.B. Stadtbibliotheken. Und das ist gut so.

@Stefan Kamerowski

Backen die Öffentlich-Rechtlichen wirklich noch das gesündere Vollkornbrot? Nach meiner Wahrnehmung imitieren sie in hektischer Beflissenheit den privaten Weißbrot- und Kuchenbäcker, mal besser, mal schlechter, und verwenden darauf fast das ganze Geld, das ihnen die Allgemeinheit eigentlich für herausragendes Vollkornbrot zur Verfügung stellt.

Dass der größere Teil der Einnahmen für anderes verwendet wird (im TV z.B. Promis, Fußballrechte etc.), ist leider nicht abzustreiten. Aber dass es hierzulande - im Unterschied zu manchen anderen Ländern - auch eine überall verfügbare Grundversorgung durch qualitativ hochwertigen Rundfunkjournalismus (beim DLR fast rund um die Uhr) gibt, ist aus meiner Sicht, trotz aller Kritikpunkte, ein Wert, den es zu verteidigen gilt.

Warum denn bitte?
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht wieso man den Privaten so selbstverständlich die Lizenz zum ausschließlichen Geldverdienen zugestehen will.

Zu diesem Zwecke sind die meisten Privaten gegründet worden und das ist grundsätzlich ja nichts verwerfliches. Informationen von den öRas zu klauen, ist kritikwürdig - aber mein Plädoyer ging eher dahin, dass Private sich um die Unterhaltung bemühen. Die ÖRas waren immer schon so freundlich, gerade da eine sehr große Marktlücke zu hinterlassen ;)
Und was spricht dagegen? Auch im Printmedienbereich gibt es informative Magazine genauso wie Unterhaltungsmagazine. Niemand würde einem Unterhaltungsmagazin vorwerfen, die gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu vernachlässigen. Das Prinzip des Gemischtwarenladens im Hörfunk hat Tradition in Deutschland - es müßte aber nicht zwangsläufig so sein! So lange die Grundversorgung in journalistischer Hinsicht besteht (und deren gesetzliche Festschreibung war zurecht Voraussetzung für die Zulassung privater Anbieter) ist aus meiner Sicht Raum für spezialisierte private Programme verschiedenster Couleur.
 
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@Stefan: Deine Sichtweise ist vollkommen verständlich. Ich habe allerdings auch immer etwas den Gedanken im Hinterkopf: "Was wäre wenn wir hier amerikanische Verhältnisse hätten." Wie sähe unsere Medienlandschaft ohne die Öffis aus? (Was die Privaten ja am liebsten hätten.) Alleine mit den Privatsendern wären wir dann ganz schön arm dran. Und die würden sich dann von sich aus keinen Deut zum heutigen Zustand ändern. Wo "Voll" drauf (bzw. in der Lizenz) steht, muß auch voll drin sein. ProSieben und RTL2 sind als "Vollprogramme" lizensiert. Wenn man sich deren Sendungen ansieht ist das einfach nur ein Witz. Und die "Medienaufsicht" kümmert es nicht einmal.

Alle oben geschilderten Verhältnisse sind natürlich problemlos aufs Radio zu übertragen. Im Fernsehen finden sich nur die plakativeren Beispiele.
 
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@BlueKO

Du widersprichst Dir gerade. Weiter oben hast Du das beispielhafte Verhalten der privaten amerikanischen Medien bei Ereignissen von besonderem öffentlichem Interesse angeführt, jetzt fürchtest Du wie "arm dran" wir mit einer rein Privaten Rundfunklandschaft wären. Ist es nicht denkbar, dass sich - bei Abwesenheit der ÖR-Konkurrenz - die Privaten ebenso beispielhaft verhielten, weil das ja auf lange Sicht durchaus Image-, Kompetenz - und Sympathiepunkte bringt, die sich wiederum in Marktanteilen niederschlagen.
 
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Nein, Manni, da ist kein Widerspurch.
Das Flut- bzw. Sturmbeispiel habe ich genannt um zu zeigen daß die dortigen privaten Medien sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewußt sind (wurde von einem ABC-Moderator auch so während der Sendung formuliert). Bei den deutschen Privatsendern weißt man sie jedoch ganz weit von sich und will sie ausschließlich auf ARD und ZDF abwälzen. Beim derzeitigen Verhalten der Privatsender kann man nicht ernsthaft auf eine qualitative Besserung/Änderung hoffen wenn es die Öffis plötzlich nicht mehr gäbe.


Edith:
Ah, jetzt, ja. "Amerikanische Verhältnisse" im Sinne von gar kein bzw. einem ganz kleinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
 
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Also ich persönlich würde doppelt so viel GEZ bezahlen, wenn man dafür alle privaten Radiosender abschaffen könnte. Kann man das nicht machen? Ich bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo ich Privatfunk überhaupt gar nicht mehr ertrage, obwohl ich sehr gerne auch Popwellen höre. Und es stimmt ja auch, dass viele ÖR diesbezüglich leider eine schlechten Job machen. Nach einer Stunde SWR3 bluten mir die Ohren. Trotzalledem muß man auch den Kollegen in Baden Baden attestieren, dass sie immer noch eine Menge mehr ins Programm investieren als jeder Privater.

Abgesehen lege ich mich mal kurz zum Lachen beseite, während ich mir vorstelle, wie die Privaten das Deutschlandfunk-Loch stopfen. Das ist ja immer noch die allergrößte Pointe, dass gerne mal erzählt wird, die Privaten würden ja durch die öffentlich-rechtlichen daran gehindert, anspruchsvolles Programm zu machen.
 
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mannis fan schrieb:
Warum wurden seinerzeit die öffentlich-rechtlichen Anstalten ins Leben gerufen? Grundversorgung!
Das weniger. Um überhaupt Radio zu haben, denn Privatradio gab es nicht und durfte es lange Zeit nicht geben. Bei den öffentlich-rechtlichen Radiostationen sprach man immer von einem Kulturauftrag. Bildung first. Was auch ein Grund war daß es jahrzehntelang keine reinen Popwellen geben durfte.
blueKo schrieb:
Beim derzeitigen Verhalten der Privatsender kann man nicht ernsthaft auf eine qualitative Besserung/Änderung hoffen wenn es die Öffis plötzlich nicht mehr gäbe.
Auf lange Sicht kaum. Vielleicht entdecken diese dann aber die Information als Marktlücke. Obwohl, bei einem solchen Szenario wären sie noch weniger dazu gezwungen. Mir bereitet der Gedanke Unbehagen nur noch öffentlich-rechtlich oder nur noch privaten Rundfunk zu haben.
 
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Empire1970 schrieb:
Mir bereitet der Gedanke Unbehagen nur noch öffentlich-rechtlich oder nur noch privaten Rundfunk zu haben.

Hat ja auch in anderen Ländern zum vollkommenen Zusammenbruch von Kultur und Gesellschaft geführt ...
 
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Interessant, dieser Brotvergleich mit dem Rundfunk. Erinnert mich an die Bäckereilandschaft in den Niederlanden. Dort stellen die meisten Bäckereien furchtbar lappige Watteweizenbrote her. Dafür gibt es als Ausgleich ein paar Biobäcker, deren Brot dafür umso "gesünder" schmeckt. Brot, dass einen guten Ausgleich zwischen beidem bietet, ist dort nur schwer zu finden. Und das erinnert mich wieder an den deutschen Rundfunk.
 
AW: Definiere Grundversorgung

Hat ja auch in anderen Ländern zum vollkommenen Zusammenbruch von Kultur und Gesellschaft geführt ...

In welchen Ländern wurde der ÖR Rundfunk denn abgeschafft? Mir ist hier in der näheren Umgebung keines bekannt. Beispiele, bitte:Was wurde abgeschafft, wie hat sich danach die private Rundfunklandschaft entwickelt? Wer veranstaltet jetzt Programme ähnlich DLF, BBC R4, France Inter?

Meine persönliche Einschätzung: Da ich im Fernsehbereich komplett auf den Konsum der Privatsender verzichte, käme eine Abschaffung der ÖR bei mir auch der Abschaffung des Fernsehens gleich. Im Radiobereich nutze ich schon gelegentlich einige private Nischenprogramme wie z.B. Flux FM, allerdings können auch diese Programme Sender wie den DLF oder WDR5 nicht ersetzen.
 
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@studix
Ich habe überhaupt nicht von "abgeschafft" gesprochen. Ich bezog mich auf diese Aussage von Empire1970:
Mir bereitet der Gedanke Unbehagen nur noch öffentlich-rechtlich oder nur noch privaten Rundfunk zu haben.
 
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Ich mach's kurz...

Definiere Grundversorgung:
-Bayern 2
-WDR 5
-Deutschlandradio
Das ist Grundversorgung, die privat nie und nimmer zu finanzieren ist.
 
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