AW: Behringer VMX 300 USB
Ein sehr schönes Spielzeug, das Testfile.
So einfach wie genial, man hätte eigentlich selbst darauf kommen können... wenn man ein Problem gehabt und die Notwendigkeit zu einem solchen Experiment bestanden hätte. Aber dazu nachher mehr. Zunächst muss ich noch zwei Dinge klären.
Zum einen die Sache um die "Gewissheit". Da hatten wir uns wohl tatsächlich gleich an mehreren Stellen missverstanden. Mein Gemecker hinsichtlich der Wandler in den Behringer-Mixern bekam ja gerade erst durch das Lesen der Anleitung und somit der technischen Daten richtig Wind in die Segel. Lesen wollte ich zwar ursprünglich nur wegen der Frage "Bidirektional oder nicht?", wozu ich ja keine vernünftige Antwort fand, dafür aber die Wandlerdaten. Insofern war ich also dessen schon gewiss.
Zum zweiten habe ich weiter oben im Zusammenhang mit dem Phase26-Bug von Dithering gesprochen, was das Interface nicht könne. Das war freilich falsch. Ich meinte zwar "Fehlerdiffusion", beim Resampling handelt es sich aber um eine Requantisierung "in der Weite" und den daraus resultierenden Effekten ist mit Antialiasing (vgl. Kantenglättung in der Bildverarbeitung) zu begegnen. Dithering bezeichnet die Fehlerdiffusion bei der Reduktion der Bittiefe. Mein Glück, dass da noch keiner gemeckert hat.
Nun zu dem Testfile.
Grundsätzlich ist es kein Wunderding, aber in der Tat eine hervorragende Idee, um vor allem Anwendern, die in der Angelegenheit "Digital Audio" und der anhängigen Schwierigkeiten mit Parametern etc. eher unbewandert sind und denen das Wissen und die sonstigen (Mess-)Mittel fehlen, Auswirkungen jedweder Unpässlichkeiten nachzuprüfen.
Insofern hat es mich direkt gefreut, den oben verlinkten Artikel zu lesen, weil er aufzeigt, dass es noch mehr Leute gibt die tiefer hinter die scheinperfekte Fassade digitaler Audiover- und -bearbeitung zu blicken bereit sind. Der Autor verpinselte zwar auch eine Menge Halb- und Unwahrheiten und es juckt in den Fingern, weil so manches revidiert oder ergänzt werden müsste, aber was solls. Bezogen auf unsere Diskussion lieferte er eine gute Idee.
Inspiriert davon habe ich zwei Testfiles generiert, die den Kern des "udial" enthalten: Einen PingPong-Sweep. Auf die Dialtöne kann man nämlich gut verzichten, weil sie bestenfalls verdecken, was sonst noch zu hören wäre, wenn es was zu hören gibt. Also je ein Wave Stereo, 16 Bit, 44,1 und 48 kHz, der Inhalt jeweils eine Sweep-Schleife: in 600 ms von 18 kHz auf 22 und wieder zurück.
Mit der jeweils korrekten Samplingfrequenz ausgespielt hört man - vorausgesetzt man ist schon hinreichend taub "da oben" - nichts, außer vielleicht das Rauschen und den Klirr der Komponenten, die mit dem Signal bzw. dessen Pegel ein Problem haben. Ansonsten hat man nur das dumpfe Druckgefühl im Kopf, das immerhin aufzeigt, dass die Schallwandler um die 20 kHz etwas ausgeben und die eigenen Trommelfelle weder ganz verhornt, noch perforiert sind.
Zum Test standen zur Verfügung:
- Terratec EWX 24/96
- Terratec Aureon 7.1 Universe
- E-MU 0404 USB
- Terratec Phase26 USB
- Realtek ALC650 (OnBoard AC'97)
- Cowon D2+ (Portable Media Player)
Die ersten drei Interfaces verhalten sich - wie nicht anders zu erwarten - vollkommen korrekt. Auf 48 kHz "festgenagelt" geben sie das 44,1-kHz-Testfile völlig problemlos wieder. Außer dem von mir schon weiter oben erwähnten angehobenen Grundrauschen sind keine signifikanten Mischprodukte zu hören.
Das ist auch kein Wunder, denn die Treiber melden richtigerweise "besetzt", wenn eine Anwendung versucht, zur Ausgabe ein anderes Streamformat zu befehlen, dieses aber nicht verfügbar ist. Windows (in meinem Fall XP) sieht sich daraufhin veranlasst, am Kernel zu resampeln. Das tut es bekanntermaßen ungefragt, was bei Profis und Puristen ja durchaus unbeliebt, aber keinesfalls grundsätzlich ein Problem ist.
Interface 4, also die Phase26, ist hier, ich erwähnte es im Verlauf des Threads schon, ein Sonderfall auf Grund eines (meiner Meinung nach) Fehlers des Treibers (oder der Firmware bzw. beider). Grundsätzlich beherrscht sie auch im 16Bit/48kHz-Modus selbstverständlich 32, 44,1 und 48 kHz vollständig. Die Betriebarten-Vorwahl war für die Entwickler nur deshalb nötig, weil zum Zeitpunkt der Entwicklung des Gerätes noch kein USB 2.0 zur Verfügung stand. Mit der knappen Performance des USB 1.1 ist es nicht möglich, Daten bis hinauf zu 24Bit/96kHz auf 4 Kanälen (1 Rec, 3 Play) zu transportieren. Daher entschloss man sich zur Anlage der 4 virtuellen Geräte und entsprechender "Arbeitsteilung". Auf die Wandlereigenschaften hat das keinen Einfluss.
Dementsprechend ist ihre Ausgabe zunächst völlig korrekt.
Per externer Clock (optischer Input) auf 48 kHz gesetzt hat man allerdings das Desaster, wenn man mit 44,1 kHz ausspielen will. Das Interface sagt Windows nicht, dass es gerade benutzt wird und so bekommt das Gerät die Daten, wie sie die Ausspielsoftware ausgibt. Da das Interface keinen richtigen Samplerateconverter besitzt, was ja kein Drama ist (besitzen andere ja auch nicht), bekommt man die Reste der Division zu hören.
Das gleiche passiert leider eben auch, wenn eine Software mit Samplingfrequenz A bereits ausgibt, und eine zweite mit B ebenfalls spielen soll. Die Phase akzeptiert einfach das neu angeforderte Streamformat, schaltet um und die Ausgaben beider Streams sind im Eimer.
Die Realtek-Gurke on board ist freilich - soweit waren wir ja auch schon, echt der Hit. Allerdings ist es bei dem bei mir verbauten ALC650 nicht so, wie der Autor des Artikels im MD-Forum schrieb, sondern genau so, wie ich es schon sagte und wie das wohl gängiger Standard in der Chipklasse ist.
Es ist also nicht so, dass er intern 44,1 kHz verarbeiten würde und nach außen so tut, als wären es 48, sondern anders herum und noch schlimmer. Er verarbeitet intern nur 48 - dies auch völlig korrekt - schwindelt Windows aber vor, sonst auch alles andere zu beherrschen. Den gleichen Effekt hatte man früher schon mit zum Bleistift Creative Soundblaster 128, die sogar 24/96 vorzugaukeln vermochte, was aber freilich alles interpoliert wurde.
Damit entsteht an dem Realtek-Interface geradezu zwangsläufig der gleiche Effekt, wie an der Phase26. Windows "denkt", das Interface kann ... und liefert das Streamformat "as requested", was bei Samplingraten <> 48 Khz zu deutlich hörbaren Mischprodukten führt. Für mich erstaunlich war allerdings, dass deren Pegel bei weitem nicht so hoch und die Struktur nicht so dicht war, wie bei der Phase.
Trotz alledem ist und bleibt eine solche Lösung nichts als ein Notbehelf, schon der anderen Unzulänglichkeiten (z.B. Störabstand) wegen.
Bliebe zum Schluss ein Test außer der Reihe, Gerät Nr.6. Ich nenne die Kiste ungern MP3-Player, weil das für das Teil schon fast ein Schimpfwort ist. Der Cowon soll laut Hersteller ja 22,05, 32, 44,1 und 48 kHz vertragen. Da er mir altem Pingelsack noch nie in einer audiorelevanten Disziplin auffällig vorkam, habe ich auch nie hinterfragt, ob da vielleicht gemogelt wird.
Er hat mich nicht enttäuscht. Er zeigt bei Wiedergabe der beiden Testfiles nicht nur 44,1 oder 48 kHz an, sondern schaltet hörbar die Clock um. Dementsprechend höre ich gar nichts. Die 20 +/- 2 kHz erzeugen nichts als ein blödes Gefühl, sonst ist Ruhe. So ist das, wenn man alt wird.
Soweit sich die ernüchternden Erkenntnisse zu OnBoard-Chips auf Behringer-Mixer mit USB-Port übertragen lassen (man möge dies prüfen), ist das in der Tat ein Don't-Buy-Argument, oder wenigstens Anlass, sich über Alternativen zu informieren und diese zu erwerben. Falls jemand die cleanen Testfiles haben möchte, kann ich diese ja mal bei einem Filehoster ablegen. PN genügt.