Yvonne Malak: 10 Kriterien für eine erfolgreiche Morningshow (Teil 2)

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Es ist ja nicht alles Schrott, was sie schreibt. Aber an einigen Stellen bleibt mir die Luft weg. Am besten fand ich ja „horizontales Teasen“. Hört sich irgendwie unanständig an. Hier mal ein paar Zitate von ihr und meine Gedanken dazu:

Es ist verdammt schwer, jeden Tag…nebenbei spannend und abwechslungsreich zu teasen sowie die Major und dieselben Songs immer wieder neu und mit Leidenschaft zu verkaufen. Wir versuchen diesen Spagat zwischen perfekter Strategieverkaufe und lockerem Entertainment…es macht Image für Ihre Show und schafft (hoffentlich) immer wieder neue Einschaltimpulse: kreatives, buntes Teasing über die gesamte Show hinweg. Vertikal, horizontal und gerne auch mal einige Tage im Voraus…Sie verschenken die Chance, den Hörern um 7 Uhr zu sagen, das sie um kurz nach 8 bei der Arbeit etwas verpassen, wenn sie nicht Ihren Sender einschalten. Sie verschenken die Chance, das Image zu erzeugen, dass man diesen Sender eigentlich jeden Morgen den ganzen Morgen hören müsste… Alles ist teasenswert! Wäre es nicht teasenswert, würden wir es nicht senden!

Kein Wunder, dass man sich beim Hören solcher Programme so vorkommt, als wenn man nicht in Reichweite seines Radios, sondern eines nervigen Marktschreiers steht.

Das alles sind nur einzelne Aspekte zum Thema Teasing, das so viele Facetten hat, das ich damit ganze Workshoptage fülle. In jedem Fall halte ich das Thema Teasing persönlich für so wichtig, dass ich dem sicher noch eine ganze Kolumne widmen werde.

Wenn es denn unbedingt sein muss - nach „vertikalem Teasing“ werden wir sicher auch eine Teasing-Nachhilfestunde in masochistisch anmutender Länge überstehen.

(Es) braucht…natürlich einen Programmchef mit dem Mut, auch mal „suboptimale“ Breaks zuzulassen und den Moderatoren die Möglichkeit zu geben, sich auszuprobieren - natürlich unter Anleitung und mit vorheriger Absprache. Ich weiß, dass ich mich mit diesem Vorschlag ganz schön weit aus dem Fenster lehne.

Moderatoren sollen sich ausprobieren dürfen. Ui ui ui, wie revolutionär. Das gibt aber Stress mit dem Berater. Apropos „suboptimal“ – wenn das eine suboptimal ist, dann müssen ja die einstudierten und abgelesenen Breaks mindestens gut sein. Vielleicht sollte mal jemand die Malaks dieser Welt coachen, bevor sie in den Sendern ihr desaströses Werk verrichten!
 
Ja, das ist das alte Dilemma der Yvonne M.: Da wird geteast - horizontal, vertikal und kreuzweise - was das Zeug hält, es werden Images, Strategien, Benchmarks (Der kleine Niels) und emotionale Stories verkauft, es werden emotionale Breaks eingerichtet, ebenfalls geteast und verkauft; Personality - ja gerne, aber immer schön jeden Satz auf Relevanz und Einschaltimpuls überprüfen... bis Frau Malak dann immerhin im letzten Satz den entscheidenden Faktor benennt, auf den es einzig ankommt und den der ganze zuvor ausgeführte Marketingmüll eher untergräbt als fördert:
Auf Dauer gewinnen die Shows, bei denen echter Spaß rüber kommt.
 
Die "Teasings" geben mir meist nur die Gewissheit, dass ich beruhigt ausschalten kann, ohne etwas Bedeutendes zu verpassen. Was Frau Malak da nennt - die Personality-Geschichte, den kleinen Nils und das Gewinnspiel - sind dafür brilliante Beispiele. Und wenn die Moderatoren immer schon im Voraus verraten, welche Musik demnächst gespielt wird, geht dem Programm zudem jedwede Spannung verloren, Überraschungsmomente werden verhindert. Und warum dann noch zuhören, wenn ich schon weiß, was alles kommt!?
Alles ist teasenswert! Wäre es nicht teasenswert, würden wir es nicht senden!
Dieser Logik zufolge wäre auch das Teasen teasenswert. "Nach dem nächsten Song wieder ein Teasing - das dürfen Sie auf keinen Fall verpassen!" Gähn.
 
Aber ein "revolutionäres" Etwas habe ich doch in ihren Thesen gefunden:
Das Leben ist nicht nur lustig und bunt, es ist auch traurig und emotional. Und weil wir in einer Morgensendung das ganze Leben widerspiegeln sollten, gehört auch dieser Aspekt – wohldosiert – in die Show.
Letztere Eigenschaften des Lebens mussten doch bisher ausgeblendet werden, waren sie doch bisher ein angebliches Um- oder Ausschaltkriterium. - Ihr Moderatoren und Redakteure, habt ihr bisher also alles falsch gemacht?

Ein Stück Wahrheit spricht sie auch in Punkt 8 aus:
Ich kenne wenige Moderatoren in Deutschland, die es wirklich drauf haben, emotionale Geschichten angemessen rüberzubringen.
Sind sie und ihre Beraterkollegen nicht an diesem Zustand nicht höchstpersönlich schuld? - War denn nicht Moderation
ganz natürlich, unaufgeregt, in der Sprache eines „normalen“ Menschen, der eine Geschichte erzählt
per Beratervorgaben, wenn nicht verboten, doch unerwünscht?
 
Eine erfolgreiche deutsche Morningshow ist die, die ich gar erst nicht gehört habe.

Insofern sind die aus meiner Sicht alle äußerst erfolgreich, bis auf die 'Informationen am Morgen' vielleicht. Die müssten wohl noch ein bisschen kreativ teasen, bis ich sie gut finde.
 
O-Ton mit Bild: Yvonne versucht sich am Wort "extrovertiert".
Mein ich das nur, oder hat die Frau statt einer Radio- eine piepsige Stimme, wie sie Pubertierende haben?

 
Dieser Logik zufolge wäre auch das Teasen teasenswert. "Nach dem nächsten Song wieder ein Teasing - das dürfen Sie auf keinen Fall verpassen!
So ähnlich hab ich das sogar schon mal gehört. Wortlaut in etwa "gleich nach den Nachrichten machen wir ein schönes Backsell auf das N-Joy-Hamburg-[Irgendwas]...". Unterstrichen das Wort, das auf jeden Fall hängenblieb. Weil ich weiß, das mir gleich längst vergangener, kalter Kaffee als toll verkauft werden soll.
Wie ist denn der Fachterminus für sowas? Backteasing? ;)

Und so formuliert soll das dann noch jemand verstehen.
 
Die Philosophie beim Backselling lautet ja: Sag dem Hörer, was er Tolles am Morgen verpasst hat, dann beschließt er, am nächsten Morgen zuzuhören, damit ihm ein solch eklatantes Versäumnis nicht noch einmal unterläuft.
Der erste Denkfehler dabei: 90 Prozent aller Backselling-Inhalte sind Schrott, das Geplapper der Morning-Moderatoren oder mal ein vermeintlicher Gag, jedenfalls nichts, was mich so vom Hocker reißt, dass ich es bedauern würde, nicht live zugehört zu haben.
Der zweite Denkfehler: In dem ich des gegenwärtige Programm mit Resten des bereits vergangenen Programms fülle, mache ich dem Hörer eine Freude und locke ihn an. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Sende was Neues! Ich will nicht immer den alten Schmonz dreimal hören.
Der dritte Denkfehler: Es freut den Hörer, wenn ich ihm aufzeige, was er alles verpasst hat. Nein! Wenn es wirklich ein kostbarer Programmbeitrag war, dann ärgert es ihn nur, dass er das verpasst hat. Wenn es aber ein Nullachtfuffzehn-Stück war (was meistens der Fall ist), dann nervt das Backselling nur. Es nimmt nämlich den sowieso raren Platz für neue Wort-Inhalte weg.
 
Wortlaut in etwa "gleich nach den Nachrichten machen wir ein schönes Backsell auf das N-Joy-Hamburg-[Irgendwas]...". Unterstrichen das Wort, das auf jeden Fall hängenblieb.

Und bei dem jeder normale Hörer nur noch „ein was, bitte?!“ denken konnte. Hätte nicht gedacht, daß man das überhaupt mal erwähnen müßte.

Aber was soll's, da hört ja sowieso niemand hin ...
 
Die Philosophie beim Backselling lautet ja: Sag dem Hörer, was er Tolles am Morgen verpasst hat, dann beschließt er, am nächsten Morgen zuzuhören, damit ihm ein solch eklatantes Versäumnis nicht noch einmal unterläuft.
Der erste Denkfehler dabei: 90 Prozent aller Backselling-Inhalte sind Schrott, das Geplapper der Morning-Moderatoren oder mal ein vermeintlicher Gag, jedenfalls nichts, was mich so vom Hocker reißt, dass ich es bedauern würde, nicht live zugehört zu haben.
Der zweite Denkfehler: In dem ich des gegenwärtige Programm mit Resten des bereits vergangenen Programms fülle, mache ich dem Hörer eine Freude und locke ihn an. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Sende was Neues! Ich will nicht immer den alten Schmonz dreimal hören.
Der dritte Denkfehler: Es freut den Hörer, wenn ich ihm aufzeige, was er alles verpasst hat. Nein! Wenn es wirklich ein kostbarer Programmbeitrag war, dann ärgert es ihn nur, dass er das verpasst hat. Wenn es aber ein Nullachtfuffzehn-Stück war (was meistens der Fall ist), dann nervt das Backselling nur. Es nimmt nämlich den sowieso raren Platz für neue Wort-Inhalte weg.
gut analysiert! - hey, wir sind mal wieder komplett einer meinung. :D
 
Ich denke, für "Otto Normal" Sind die Aussagen wirklich sehr interessant. Für Insider, wie es hier im Forum sehr viele gibt, ist das war scheinlich schon überholt oder zumindest kalter Kaffee.
 
Nach 25 Jahren "Privat"-Funk muss man also den beteiligten Profis erklären, wie man Radio macht ?
Damit erklärt sich auch die Beobachtung im Freundes- und Arbeitskreis, warum Radio gegen Fernsehen, MP3 oder gegen 'gar keine Medien' ausgetauscht wurde.
Ausserdem geht es dem Hörfunk in Deutschland auch ohne Ratschläge bestens. Alleine in NRW gibt es 50 Marktführer, im gesamten Land über 300 von dieser Sorte.
 
Binsenweisheiten, die davon leben, ob sie einer umsetzen kann oder nicht. Ich behaupte mal: 90% können es nicht. Und manches ist auch schon sehr aus der Mottenkiste und eigentlich wieder überholt. Aber man sollte solche Ratschläge sowieso stets kritisch lesen und hinterfragen und nicht blind abhaken.

Mein ich das nur, oder hat die Frau statt einer Radio- eine piepsige Stimme, wie sie Pubertierende haben
Drum ist sie auch schon lange nicht mehr on air und schlägt sich stattdessen als Beraterin durch (wo sie u.U. ja mehr verdient bei besseren Arbeitszeiten)
 
frau hin oder her, gegenüber den totengräbern (und totengräberinnen) des deutschen radios müssen wir zusammenhalten! :D
 
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