Neumann USM 69

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Pianist_Berlin

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Schönen guten Tag an alle Mitlesenden!

Das Neumann USM 69 findet sich ja nach wie vor in vielen Rundfunkanstalten, dort vor allem im Bereich der Hörspielproduktion. Meines Wissens nach ist es heute das einzige Mikrofon, welches zwei komplett unabhängige Systeme enthält, die gegen einander verdrehbar sind und bei denen unabhängig die Richtcharakteristiken geschaltet werden können. Also ein wirkliches Kunstwerk von Mikrofon.

Nun die Frage: Nehmen wir mal an, jemand möchte sowas haben, weiß aber genau, dass er zu 98 Prozent nur eines der beiden Systeme (im Sprecherraum) betreiben wird. Verkabelung zur Speisung des zweiten Systems ist nicht vorhanden. Wenn das USM 69 nun jahrelang einkanalig betrieben wird und nur ganz selten mal für eine Chor- oder Orchesteraufnahme in XY- oder MS-Stereo genutzt wird - muss man sich da Sorgen um abweichende Alterungsprozesse machen, also dass das Mikrofon irgendwann "schief" klingt?

Matthias
 
Grundsätzlich sind Mikrofone ja Luftdruckdetektoren. Daher stelle ich mir vor, dass es egal ist, ob sich darin nun eine, zwei oder noch mehr Kapseln (wie beim Gefell KEM-970) befinden. Die Membranen der Kapseln werden nicht elektrisch belastet, sondern durch den Schall(druck). Daher sollten alle Kapseln gleich stark altern, egal ob nur einzelne oder auch gar keine elektrisch angeschlossen ist.

Auch ungenutzte Mikrofone altern. Wie stark, hängt von den Lagerbedingungen ab.
 
Schade, dass es keine weiteren Meinungen gibt. Mein physikalisches Wissen reicht einfach nicht aus, um ungefähr einzuschätzen, ob ein Doppelmikrofonsystem sich grob unterschiedlich entwickelt, wenn es über Jahre nur einseitig gespeist wird. Dabei geht es ja auch um alle weiteren Bauteile, nicht nur um die Kapsel. Und was mich auch interessiert: Ist es überhaupt sinnvoll, heute noch ein Mikrofon zu kaufen, dessen Konstruktion aus den 60er Jahren stammt? Nur weil man dieses Mikrofon so geil findet?

Inzwischen habe ich erfahren, dass die zugehörige elastische Aufhängung EA-30A schon gar nicht mehr lieferbar ist... Wie wird sich das Mikrofon wohl in bestimmten Situationen verhalten, wenn man es mittels des (ebenfalls sehr geilen) Stativgelenkes "hart" mit einem Stativ verbindet?

Und wenn man es am Kabel von der Decke über einem Chor oder Orchester runterbaumeln lässt - wird man es mit der Neigevorrichtung MNV 87 ohne EA überhaupt in den richtigen Winkel bekommen? Ich meine, dass es letztendlich immer genau senkrecht runterhängen wird, trotz des Knicks mittels Stativgelenkanschluss und Neigevorrichtung... Rein wegen der Schwerkraft. Also ich vermute, dass das Produktfoto nicht den physikalischen Gesetzmäßigkeiten entspricht...

Matthias
 
Ja, das macht man aber nicht und betreibt ein Stereomikrofon nur mit einer Hälfte.

Grund: (bei einem V8 Motor schaltet man auch nicht die Hälfte ab!)

Das Neumann SM69 / USM69 hat 2 komplette U87-Mikrofone in einem Gehäuse vereint. Eine Großmembrankapsel lebt im Durchschnitt nur rund 4.000 Betriebsstunden, dann ist aufgrund "Abbrand unter der Membran" der Abstand von Anode zur Kathode geringer geworden und die Kapazität nimmt ab.
Eine neue U87-Kapsel hat etwa 37pF.

Betreibt man jetzt über längere Zeit nur eine Kapsel, läuft die Alterung der Kapsel und der Kondersatoren davon.

Im Hörspielbereich nimmt man gern 2x8er Charakteristik, um eine horizontale Kugel zu erreichen. Damit nimmt man Geräusche der Lüftung im Studio weg und Trittschall - auch vom unteren Stockwerk.

Sinnvoller ist es sich 2 separate Mikrofone zu kaufen, denn vom Preis her gibt sich das nichts und man ist so flexibel, um noch
MS / XY - Stereofonie zu betreiben in Verbindung mit der Stereomatrix U...89.

Rudy
 

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Eine Großmembrankapsel lebt im Durchschnitt nur rund 4.000 Betriebsstunden, dann ist aufgrund "Abbrand unter der Membran" der Abstand von Anode zur Kathode geringer geworden und die Kapazität nimmt ab.
Das hast Du neulich schon mal geschrieben, aber wird es davon richtiger? Überlege doch bitte noch mal: In vielen Studios sind die Mikrofone rund um die Uhr in Betrieb. Das entspricht 8.760 Stunden pro Jahr. Das würde ja bedeuten, dass solche Mikrofone alle halbe Jahre ausgetauscht werden müssten. Tatsächlich sind sie aber viele Jahre und Jahrzehnte im Einsatz. Irgendwas kann also an Deiner Aussage nicht stimmen.

Matthias
 
"Eine Großmembrankapsel lebt im Durchschnitt nur rund 4.000 Betriebsstunden"
Och Nöööööööö , er nun wieder.

Klar, weltweit werden 166 Tage nach der Anschaffung Großmembranmikrofone in den Müll geworfen.
So langsam glaube ich zu wissen, warum cavemaen seinen Namen zu Recht trägt....
never mind
 
Schade, dass es keine weiteren Meinungen gibt.
Das beste wird sein, direkt bei Neumann anzufragen: engineering@neumann.com

Zwar ist Chefentwickler Stephan Peus unlängst in den wohlverdienten Ruhestand gegangen, aber Martin Schneider (SchneidM@neumann.com) oder einer seiner Ingenieure sind immer kompetente und auskunftsfreudige Ansprechpartner in technischen Belangen.

Edit: Was spricht eigentlich dagegen, für Sprachaufnahmen mal die eine, mal die andere Kapsel zu benutzen?
 
Ich habe nicht behauptet, dass eine Kapsel mit 4.000 Stunden Schrott ist.

Der Herr Peus sagte mir, dass das die durchschnittliche Lebensdauer sei. Danach ist die nunmal nicht mehr als neu mit vollen Daten zu bezeichen und wird vermutlich beim Service ausgetauscht.

Und: "damara", ich habe mit Sicherheit mehr Referenzen und Niveau vorzuweisen und bitte um konkrete Antworten, gerne auch verbessernde Informationen, aber die Äußerung "er nun wieder" gehört auf den Schulhof und nicht in eine Rubrik professionell arbeitender Menschen mit Führungsaufgaben.

Rudy
 
Oje, hoffentlich wird der Rundfunk nicht noch als brutaler Mikrofonschänder gebrandmarkt, weil er die Mikros in seinen Studios brutzeln läßt, statt sie aller halben Jahre zum Service zu schicken ...
 
Offensichtlich ist das heutzutage einfach zu selten. Ich werde dieses Vorhaben wohl nicht weiter verfolgen. Musikalische Aufnahmen mache ich so selten, dass ich ggf. mal was dazumieten werde.

Matthias
 
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