Kosten der Ausstrahlung von Radio und TV

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Hier mal ein paar Zahlen als Diskussionsgrundlage.

511 Millionen Euro kosten die Verbreitungswege der öffentlich rechtlichen Radio und TV Sender jährlich:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/ARD-und-ZDF-wollen-nicht-mehr-fuers-Kabel-zahlen-1416612.html

Davon entfallen:
6 % aufs Internet
16 % auf Radio und Fernsehen über Satellit
57 % auf herkömmliche terrestrische Sendeanlagen für Radio und DVB-T Empfang per Antenne. Betreiben werden hier Sender mit insgesamt mehreren 10.000 KW, die jedes Mobiltelefonknetz vor Neid erblassen lassen.
21 % haben sich mir aus dem Artikel nicht wirklich erschlossen, gehen bisher aber wohl an die KabelTV Betreiber

Irgendwo habe ich noch aufgeschnappt, die weltumspannenden KurzwellenSender der Deutschen Welle haben 2010 14 Millionen Euro gekostet.
 
Der Ex-Intendant des Dradios Ernst Elitz pflegte in den alljährlichen Selbstbeweihräucherungssendungen mit "Hörerbeteiligung" stets seine alptraumgeplagten Nächte anzuführen, wenn es um die Stromkosten alleine für die Verbreitung über Lang- und Mittelwelle ging. :)

Würde mich auch mal interessieren, was so ein 500 kW-Bräter, von denen das Dradio allein schon drei Stück durch die Telekom betreiben läßt, so an Bruttostromkosten verschlingt. Hinzu kommen ein 400 kW-Sender in Heusweiler, der vom SR betrieben wird, ein 300kW-Sender (Neumünster), zwei 200 kW-Brenner (Königsluther/Cremlingen und Ravensbrück) sowie diverse 100 kW-Sender. Na ja, immerhin sind diese Sender bereits alle volltransistorisiert und weisen damit einen relativ hohen Wirkungsgrad auf. Ganz im Gegensatz zu den über 60 Jahre alten Kurzwellensender in Berlin-Britz, der sich jedoch mit 17 kW Nennleistungen bescheidet und für den ein ganzes Arsenal an Ersatzröhren noch vorhanden ist.
Für die max. 20% der Hörer, die die Programme noch über AM empfangen (zu denen nicht nur ich wegen der miesen UKW Koordinierung Wesel/Nordhelle gehöre), läppern sich die Kosten für die in den Äther gejagte Energie ganz schön zusammen.
Da mag man bei so heftigen Brennern wie Luxemburg-Beidweiler (RTL France) und Felsberg-Berus (Europe 1), mit Nennsendeleistungen von je 2000 kW gar nicht erst zu rechnen anfangen.

Übrigens, als früher der Sender Heusweiler noch das Programm der Europawelle Saar in die Welt pustete, tat er das mit 1200 kW Nennleistung. Die enorme Abwärme der beiden siedegekühlten Endstufenröhren wurde dazu genutzt, ein Schwimmbad in der Nähe komplett(!) zu beheizen. Seit 2006 hat aber auch dort die Transistortechnik Einzug gehalten.
 
Also ganz schlau werde ich aus dem KEF-Zahlengewust nicht. Wenn ich das richtig verstanden habe, wird die ARD 2013 101,7 Mio Euro für eigene Sendeanlagen betreiben, sich für 99,9 Mio Euro bei Media Broadcast einmieten, 42,5 Mio Euro nach Luxemburg für die Astra-Verbreitung überweisen (die Hälfte dessen, was man bisher für die paralele analoge und digitale Verbreitung zahlt) und für 21 Mio Euro im Internet unterwegs sein. Die Unteraufschlüsselung dieser Posten ist etwas merkwürdig, bei den Sendeanlagen wird nur der Media-Broadcast-Anteil nach UKW/MW, DAB und DVB-T aufgeschlüsselt, was ihn natürlich nicht repräsentativ macht, und beim Internet werden Livestreaming und Webchannels getrennt ausgewiesen, aber nicht etwa die Mediatheken. Und wie es in die Berechnungen einfließt, wenn eigene Programme in private Muxe eingebaut werden und diese wiederum über ARD-eigene Sendeanlagen verbreitet werden, ist auch unklar.

Warum die öffentlich-rechtlichen Anstalten aber überhaupt Gelder an die Kabelnetzbetreiber gezahlt haben, habe ich noch nie verstanden. Wofür bekommen die denn sonst ihre Kabelgebühren?

@Leukozyt
Die Abschaltung der Mittelwelle hat die KEF den Anstalten aber ziemlich explizit ins Stammbuch geschrieben. Und zwar nicht irgendwann, sondern so schnell wie kündbar.
 
Wenn man die deutschlandweite Sendeleistung aller UKW Sender der ARD Verkehrsfunkwellen addiert, werden die 2 x 500 KW für die Mitteleuropaweite Versorgung mit dem DLF locker übertroffen.
 
Würde mich auch mal interessieren, was so ein 500 kW-Bräter, von denen das Dradio allein schon drei Stück durch die Telekom betreiben läßt, so an Bruttostromkosten verschlingt.
Sind die immer noch für die Auslandsversorgung (nächtliche Raumwelle) in Betrieb?

Ansonsten wäre doch DAB+ die energie-optimierte terrestrische Lösung, wenn ick mir nich irre. Mit dem Gleichwellenbetrieb spart man auch Frequenzen. Spricht was dagegen?
 
Nachts
Sind die immer noch für die Auslandsversorgung (nächtliche Raumwelle) in Betrieb?

Nachts werden die DLF-Sender Donebach und Aholming aufgrund der Raumwellenausbreitung auf 250 kW herunter gefahren. Donebach wegen eines Senders am Polarkreis und Aholming aufgrund eines türkischen Senders. Der technische Aufwand ein Richtdiagramm zu erzeugen und damit in Richtung Gleichkanalsender auszublenden, wäre hier einfach zu groß.
DKultur aus der Zehlendorfer Mark wird rund um die Uhr mit 500 kW gefahren, da er mit 177 kHz eine Exklusifrequenz außerhalb des üblichen 9kH-Rasters besitzt. Theoretisch dürfte er sogar mit 1000kW betrieben werden. Die Antenne ist jedoch nur bis max. 750 kW ausgelegt.
 
Irgendwo habe ich noch aufgeschnappt, die weltumspannenden KurzwellenSender der Deutschen Welle haben 2010 14 Millionen Euro gekostet.

Und wieviel kostete nochmal eine einzige Wetten-Daß-Sendung? Ich habe da was von 2 Millionen im Hinterkopf.

Ansonsten sind 14 Millionen für eine weltweite Versorgung absolute Peanuts im Vergleich mit dem, was jedes Jahr für die Bundesliga-Rechte ausgegeben wird...
 
Das Problem für die DLF-Mittelwelle ist, dass man zwar 14 Millionen Euro verbrät, aber bis auf weiteres ohne Soundprozessor arbeitet. Damit würde die MW zumindest besser klingen, und dieses mumpfe Gemurmel wäre endlich beendet.
Ich denke, dass der DLF lieber die Verbreitung für Jedermann einschränkt, nur um ein wenig Geld zu sparen und es auf die Pensionen der Mitarbeiter umzuschichten.
Wie gut die 1422 klingt, kann sich jeder hier im Forum spätestens nach Einbruch der Dunkelheit anhören. Wäre ein solcher Prozessor auch für die 549, 1269 und 756 in Betrieb, dann hätte der DLF sicher dort mehr Hörer.
Als ich vor einigen Monaten im Saarland im PKW herumfuhr, war die 1422 bei mir im PKW abgespeichert, es klang richtig gut, obwohl es nur die gute alte Müddelwelle war. Ein "muss" für UKW gab es einfach nicht.
Und wenn das D-Radio wirklich sparen wollte, dann würde man D-Radio Kultur einstampfen, das D-Radio Wissen gründlich für den Massenmarkt aufpäppeln und damit weiter senden. Und ja : Ein Programm kann man auch mal einstellen. Man muss als Chef einsehen, dass das Programm/Angebot einfach überholt ist oder nicht aktzeptiert wird. Der RB hat diese Erfahrung leider machen müssen, nur _: Bremen 1 und Bremen 4 klingen wieder richtig wie Sender, bei denen auch die Macher Spaß an der Arbeit haben. Gesundschrumpfen nennt man das wohl.
 
Würde mich auch mal interessieren, was so ein 500 kW-Bräter, von denen das Dradio allein schon drei Stück durch die Telekom betreiben läßt, so an Bruttostromkosten verschlingt.

bei 500kW kannste mal ca. 1000kW Strom verpulvern, pro Stunde, notabene. Plus Lüftung, plus Senderwartung etc. etc.

Rechnen wir mal 1200kW/h mal 24 Stunden mal 30 Tage = 864000 kW / Monat * 15 cent pro kW/h = 129.600€ / Monat.
 
Ich glaube, so viel ist es nicht. Bei UKW gilt als Richtwert, dass der Stromverbrauch etwa 15% der ERP-Sendeleistung entspricht. Eine UKW-Frequenz mit 100kW ERP Sendeleistung verbraucht also etwa 15kW Strom. Auf MW kann man diese Rechnung aber, glaube ich, nicht anwenden.
 
Ich glaube, so viel ist es nicht. Bei UKW gilt als Richtwert, dass der Stromverbrauch etwa 15% der ERP-Sendeleistung entspricht. Eine UKW-Frequenz mit 100kW ERP Sendeleistung verbraucht also etwa 15kW Strom. Auf MW kann man diese Rechnung aber, glaube ich, nicht anwenden.
Ich bin kein Fachmann, aber irgendwie kommt mein Grundwissen Physik nicht mit der Aussage klar, dass die Eingangsleistung irgend eines Systems nur 15% seiner Ausgangsleistung beträgt. (Also wie soll man aus 15 kW aufgenommener elektrischer Leistung 100 kW abgestrahlte elektromagnetische Leistung machen?)
 
Das liegt, soweit ich weiß, daran, dass die Energie nicht kugel-rund ausgestrahlt wird (also auch in den Himmel und in den Erdboden), sondern auf einen etwa 20° großen Winkel beschränkt wird. Um unterschiedliche Ausstrahlungsdiagramme miteinander vergleichen zu können, gibt man Sendeleistungen nicht mit dem tatsächlichen Leistungswert, sondern mit dem ERP-Wert an, also dem stärksten Leistungswert, die in eine bestimmte Richtung abgestrahlt wird, und dann auf die gesamte Kugelfläche hochgerechnet wird.
 
Von einer Senderbesichtigung in Langenberg weiß ich, daß die Sender für WDR I bis VI mit 10kW Eingangsleistung auskommen. Die jeweils 100kW ERP werden nur durch Richtdiagramm erzeugt.
Bei AM ist ein Richtdiagramm aber nur mit erhöhtem Aufwand (Reflektor-/ Ausblendmasten) erzeugbar.
 
Hallo,

habe kürzlich von einem Experten gehört, in Deutschland sei schon wegen der hohen Stromkosten nicht mit neuen Nutzern für frei werdende Mittelwellen-Kapazitäten zu rechnen.

Klar, die Kosten waren eh ein Argument gewesen (z. B. für die SWR-Ankündigung MW stillzulegen), dass die Stromkosten eher hoch sind bei uns, ist auch nicht neu. Und dennoch: So habe ich das noch nie gesehen - in einem internationalen Stromkostenzusammenhang.

Gibt es Hinweise auf eine Korrelation der Art "Je niedriger die Stromkosten, je höher der verbliebene Stellenwert der Mittelwelle?" Oder spielt der Aspekt keine große Rolle - sondern ist es so, dass andere Bereiche als UKW in einigen Bereichen noch eher Relevanz haben als andere bzw. auch der Grad der Verbreitung von Digitalradio ein wichtiger Faktor ist?

Wie sieht`s mit den Kosten für Kurz- und Langwelle aus - sind die denen für Mittelwelle vergleichbar oder gar eher noch höher?

Insbesondere überlege ich gerade: Europe 1 nutzt als französisches Programm einen deutschen Langwellen-Standort, das französische RTL sendet aus Luxemburg über LW, Radio Monte Carlo aus Monaco ... welche Schlüsse wären naheliegend: Einstellung/Standortwechsel, inwiweit wäre ein Standortwechsel von einer auf die andere Grenzseite theoretisch und auch praktisch (mit Blick auf Anschaffung neuer Sendeanlagen) möglich?

Viele Grüße ...
 
Der ehemalige Intendant des Dradios Ernst Elitz hat immer gerne von seinen Alpträumen in Hinsicht auf die Stromkosten für die MW- und LW-Großsender gesprochen. Und davon hat das Dradio ja nun wirklich genug.
Und die KEF macht immer mächtigeren Ärger wegen der AM-Sender des Dradios.
Wenn ich mich richtig erinnere, hat sie den neuen Intendante Steul vor die Wahl gestellt: Entweder werden die AM-Sender bis 2016 abgeschaltet oder das DAB/DAB+ Netz. Beides ginge nicht.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben