Kostentreiber/Gewinnbringer

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täther

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Hallo,

ich habe mal eine banale Frage zu den Hauptkostentreibern und den Gewinnbringern einer herkömlichen, privaten Radiostation. GEMA ist ja nicht der Hauptkostentreiber, und Werbund auch nicht der Gewinnbringer, oder? Gibt es noch zusätzliche? Auftritt Volksfeste usw. Wäre sehr dankbar über einen kleine Überblick. Keine Angst, aufgrund mangelnder Frequenzen will ich keine Radiostation eröffnen. Interessiere mich aber dafür. Vielne Dank schon einmal.

Grüße
 
Hallo,

Dir wird sicher niemand hier eine detaillierte und allgemeingültige Erlös- und Kostenaufstellung präsentieren (können).

Nur soviel dazu: Im privaten Rundfunk zählen Werbung und ggf. Mehrwerttelefonnummern sehr wohl zu den Haupteinnahmequellen.
Auf der Kostenseite wird es aber so ähnlich sein wie im übrigen Dienstleistungsgewerbe: Das meißte Geld fließt in Richtung Vorleistungen (hier: Sendebetrieb, Autoren, GEMA), Personal und Steuern ab. Glaube mir, es gibt einige, die am Ökosystem "Radiosender" mitverdienen (wollen) ;)
 
Nur einer der Kostenfaktoren, um den man beim klassischen UKW-Rundfunk nicht herumkommt, selbst wenn man einen billig-PC mit einer Endlosschleife aus 100 Titeln laufen lassen würde: Betriebskosten. UKW-Sendeanlagen kosten richtig derbe Geld, weil fast ausschließlich die einstige Bundespost, spätere Telekom, noch spätere Media Broadcast und jetzige Telediffusions-Dingsda dahintersteckt. Da:
http://www.media-broadcast.com/file...L_Analoge_Hoerfunk-Sendeanlagen_MB_110901.pdf

Kleiner Auszug: für den Betrieb einer lächerlichen Kleinfunzel mit maximal 100 Watt ERP und maximal 30 Meter Antennenhöhe über Grund ziehen die Jungs zünftige 1167,39 EUR brutto monatlich (!!!) ein. "Sonderwünsche" wie "erhöhte Betriebssicherheit" kosten extra. Altanlagen ohne RDS (!) kommen 273 EUR weniger monatlich. Also kostet eine Selbstverständlichkeit wie RDS knapp 300 EUR je Monat.

Ein mir bekannter Freak hat 5 (!) Jahre lang ohne eine Unterbrechung (gut, eine, eine Woche lang, weil der Peilwagen gesichtet wurde, der war aber, wie sich bei Recherchen herausstellte, in anderen (Mess-)Aufgaben unterwegs), einen Piratensender betrieben. Je nach Laune 100 - 200 Watt ERP (reicht für eine Kleinstadt nebst bissl Landkreis, wenn die Antenne gut steht), einige 10 Euro Stromkosten monatlich, Einmalkosten von einigen 100 Euro für den Leistungssender und knapp 2000 Euro für die saubere Ansteuerung nebst aller (!) RDS-Features. Die ganze Stadt hat zugehört, das Programm war die Nummer eins dort (es war eine von Satellit abgegriffene Version eines ortsüblich nicht empfangbaren, aber anderswo sehr wohl lizensierten professionellen Programms), das RDS kam fehlerfrei, selbst die Autoradios schalteten beim Service um (was bissl sinnlos war...) und der Sound war 1a+. Nur mal, um zu sehen, wieviel Kohle da auf dem Weg verlorengeht, wenn die reinen Betriebskosten pro Monat vielleicht 100 Euro sind. Da hält auch die Deutsche Funkturm als Antennenträgervermieter noch die Hand auf, ...

Ein UKW-Großsender mit 100 kW ERP wie auf dem Berliner Fernsehturm reißt allmonatlich ein Loch von 16958,69 EUR brutto in die Kriegskasse. Und: 60 kW ERP kosten genausoviel wie 100 kW ERP...

Dazu kommen dann noch Leitungskosten. Eine klassische digitale Rundfunkleitung R192D (192 kBit/s, weniger sollte man nicht zur UKW-Zuführung verwenden) kostet monatlich in der Ortszone (Lokalfunk) 370 EUR brutto:
http://www.media-broadcast.com/file...n-TV-Festverbindungen_2012_Stand_01102010.pdf

Kannst natürlich auf Satelliten-Zuführung ausweichen, paar hunderttausend im Jahr (und pingelig bei der Wahl des Uplink-Betreibers waren sie zumindest auch früher mal, sprich: wenn schon ohne leitung und stattdessen via Sat, dann bitte über uns und über Usingen).

Dazu Miete für Redaktion/Studio, Strom/Wasser/Heizung, so "unwesentliche" Sachen wie die Gehälter der Mitarbeiter, GEMA, GEZ und andere Wegelagerer, GEZ...

Kann Dir aber alles egal sein, da Du nicht wegen "mangelnder Frequenzen", sondern schlicht wegen fehlender Lizenz und keiner Aussicht auf eine solche mangels wirtschaftlich glaubwürdiger "Hintermänner" nicht in den Genuß Deines eigenen Programms kommen wirst.
 
Gibt es eigentlich (außer Berater und PD) noch relevante Personalkosten bei privaten Radiostationen? Oder schmeißen inzwischen Selbstausbeuter der Generation Praktikum den kompletten Betrieb?
 
Soweit mir von einem beim Privatfunk Schaffenden bekannt, gibt es einige, die richtig viel Kohle mitnehmen. Altverträge und sogenannte "Zugpferde". Die Mehrheit scheint aber hingegen überaus mager abgespeist zu werden, vor allem die Freien, die ohnehin keinerlei Rechte haben. Mucken sie, bekommen sie halt keine Aufträge mehr.

Wir hatten doch unlängst nach einem Bitterlemmer einen entsprechenden Thread hier...

Nachtrag: in den über 16.000 EUR monatlichen Betriebskosten für einen 100-kW-Sender stecken aber grob überschlagen schon 3500 - 4000 EUR Stromkosten drin (nach Haushaltsstrompreis-Niveau, Industriestrom ist deutlich günstiger, da skann sich durchals halbieren oder dritteln), ohne die Kosten für z.B. Kühlung. Einige 100 EUR dürften an Abschreibung für Sendertechnik ebenso dabei sein. Alles in allem aber wesentlich günstiger als die Kleinfunzeln. Nur mal so drüber nachdenken, wieviel DLF/D-Kultur da mit ihrem Funzelheer verbrennen müssen. Und kein Wunder, wenn sie dann dankbar vom AFN was großes übernehmen.
 
Das Einzige, was ich dazu beitragen kann, sind die Bruttoumsätze einiger Radiostationen in Berlin-Brandenburg von 2003, erfasst von Nielsen Media Research. Bruttoumsatz bedeutet hier vermutlich, dass eventuelle Rabatte für Werbekunden (und die können bis zu 50 % betragen) nicht einberechnet sind. Die vom Medienboard Berlin-Brandenburg untersuchten 14 Radiostationen hatten einen Kostendeckungsrad von 111 Prozent im Jahr 2003, die großen Privatradios ("rund ein Drittel der Stationen") erreichten einen Kostendeckungsgrad von 122 % und vereinnahmten 75 Prozent der Umsätze. Die kleinen Privatradios verbuchen 25 Prozent der Umsätze und sich mit einem durchschnittlichen Kostendeckungsgrad von 90 Prozent in der Verlustzone.

Bruttoumsätze in Mio. Euro, 2003:

BB Radio: 24,3
94,3 rs2: 22,3
104.6 RTL: 17,5
Energy: 9,8
Berliner Rundfunk: 9,6
Kiss FM: 6,7
Spreeradio: 5,1
Hundert,6: 4,2

Inzwischen werden sich die Größenverhältnisse deutlich verändert haben, auf dem Berlin-Brandenburger Radiomarkt war ja einige Bewegung. RTL und Spreeradio sind noch einmal deutlich gewachsen. Warum das Medienboard diese Zahlen nicht mal aktualisiert, ist mir ein Rätsel... Anscheinend scheint man zu vergessen, wie wichtig der Berliner Radiomarkt ist.
 
Einige 100 EUR dürften an Abschreibung für Sendertechnik ebenso dabei sein.

Hier wird ja gerne auf der Media Broadcast und ihren Tarifen rumgehackt. Fakt ist aber, dass der genannte Abschreibungsbetrag in Summe nicht korrekt sein wird, denn nicht nur die Technik muss abgeschrieben werden sondern es kommt auch die Abschreibung des Turms ansich hinzu. So ein Turm kann aber auch nicht für ein paar Hunderttausender (was die Abschreibung bei gleicher Nutzungsdauer drücken würde) neu gebaut werden. Die Errichtung, Versicherung und Bewirtschaftung eines solchen Bauwerkes geht über die gesamte "Lebensdauer" dieses Turmes in die Millionen und verteilt über die Laufzeit auch in die Kostenkalkulation ein.

Rechnen wir nun damit, dass neben Abschreibungen auch Personalkosten, Reparatur/Instandhaltung, Kapitalkosten, Gewinnaufschläge und Steuern fällig werden, ergibt sich vielleicht ein ganz anderes Bild. Ob die Preise angemessen sind oder nicht kann ich mangels Einblick in die konkreten Kostenkalkulationen nicht sagen. Fakt ist aber, dass derjenige, der den Funkturm errichtet hat, an diesem Fleck ein Monopol haben dürfte, da niemand (bei bestehendem Turm) dort einen zweiten hinstellen würde, sofern dies nicht aus rechtlichen oder technischen Gründen nötig ist.
 
Inzwischen werden sich die Größenverhältnisse deutlich verändert haben, auf dem Berlin-Brandenburger Radiomarkt war ja einige Bewegung. RTL und Spreeradio sind noch einmal deutlich gewachsen. Warum das Medienboard diese Zahlen nicht mal aktualisiert, ist mir ein Rätsel... Anscheinend scheint man zu vergessen, wie wichtig der Berliner Radiomarkt ist.

Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass 2003 kein besonders "rosiges" Jahr für die Radiobranche war, da die Werbeetats im Zuge der Konjunkturflaute nicht die allergrößten waren.
 
Wenn man die Preisliste der Media Broadcast sieht und dazu noch weiß, dass die Monopolist in den neuen Bundesländern ist, kommt einem auch sofort der Begriff "Mondpreise" in den Sinn. Andererseits scheint es für MDR und RTL günstiger zu sein, sich in NBL bei Media Broadcast einzumieten, als ein eigenes Sendernetz aufzubauen. Der MDR betreibt zwei Kleinsender auf seinen Funkhäusern in Leipzig und Halle selbst, das war's; RTL hat seine Pläne für einen eigenen Sendebetrieb längst ad acta gelegt. Die Regiocast versucht mit ihrer Techniktochter derutec tatsächlich Kosten gegenüber MB zu sparen; von den ursprünglichen Plänen, ein eigenes UKW-Netz zu betreiben, hat man sich aber auch hier längst verabschiedet, und seit man die Zuleitungen von Radio Bob und sunshine live selbst betreibt, sind im Nachbarforum im Wochentakt Meldungen über Störungen nachzulesen. Und bei DVB-T setzen auch die westdeutschen ARD-Landesrundfunkanstalten im großen Maßstab auf Media Broadcast, obwohl sie über ein eigenes Sendernetz verfügen.

Soviel günstiger scheint sich der professionelle Sendebetrieb anscheinend doch nicht realisieren lassen.
 
Natürlich kann man immer noch sparen, hier einige Vorschläge:

- statt eine teure Standleitung, DSL Zuführung
- statt Antennen beim Netzbetreiber zu mieten, einfach selbst bei der Bundesnetzagentur eine Ersuchung beantragen !

vilradio in Nürnberg betreibt seine zwei Frequenzen selbst (91,0 und 96,4 UKW) und es läuft ausgezeichnet.
Ein Sendeausfall ist mir in den 15 Jahren nicht bekannt.
Eine günstige selbstgedrehte Antenne auf dem Postgelände in Fürth sorgt für die Verbreitung.
vilradio setzt eine günstige Radioautomation ein (Stationplaylist für ca. 199 Euro).
Man spart sich den Optimod und nimmt stattdessen Software Plugins, auch wieder gespart !
Personal: Die Radioautomation braucht niemand bedienen, einmal programmiert für 2 Wochen läuft diese ohne Probleme durch !
Man benötigt also kein teures Personal für einen Sender !

Teure Räume ? Fehlanzeige: Das Sendestudio steht im heimischen Wohnzimmer und besteht aus 2 günstigen Aldi Computern mit der Radioautomation Stationplaylist, von dort geht es durch ein Software EQ, Limiter, AGC, Compressor Plugin via DSL Leitung zum Sender am Fürther Postgelände.

Also so spart der Sender vilradio ! Den wichtig ist nur eines: Das Werbekunden kommen. Mit Personal, teuren Räumen und
teuren Standleitungen der Brotkastenfirma verliert man einen erheblichen Gewinn jedes Monat.
Und vilradio zeigt seit 15 Jahren, das man günstig und billig senden kann. Der Sendecomputer läuft doch prima seit 15 Jahren !
Und während der Computer läuft, kann man Werbekunden anrufen !

Also das ist doch der Beweis, das man mit Radio heute immer noch Geld verdienen kann ! :thumbsup: Und so schlecht ist ds Programm
von vilradio auch nicht ! Man kann also durchaus Qualität anbieten und dabei Geld verdienen.

Warum das andere Radiomacher nicht können, ist mir ein Rätsel !
Und jetzt ratet mal alle, welche Sender in den letzten Jahren in Nürnberg den meisten Gewinn machten ?
vilradio ist dort dabei ! Das Funkhaus Nürnberg ist natürlich klar an erster Stelle, aber die Funkhaus-Oschmann Mafia gehört ja auch zu großen Playern. Dagegen wird der Sender vilradio von einem Privatmann alleine betrieben. Neben Herrn Bertelshofer von radio 2 Day der letzte Privateigentümer
einer Radiostation in Bayern. (nur noch extra Radio aus Hof betreibt ebenfalls ein Privatmann) Leider gibt es Radio Aladin seid vielen Jahren in Nürnberg nicht mehr !

Also Ihr seht, es geht doch damit Geld zu verdienen !!!!
 
Man braucht sich mit den veröffentlichten Preislisten der Diffusion de Médie immer weniger zu beschäftigen. Wurde mir mal so bedeutet, von einem Großkunden. Klang nicht nach gar übler Abzocke, die da stattfindet.

Nicht zu vergessen dabei: Bevor die was auf der Antenne haben, halten noch weitere Wegelagerer die Hände auf. Telekom, Deutsche Funkturm, DeTeImmobilien... da ist dann schonmal nach einem Jahr der Gegenwert eines Pkw weg, nur damit überhaupt erstmal das Gerülle warm und trocken steht.

Wenn ich das richtig sehe, scheint in Holland auch mancher betrübt darüber zu sein, wegen Ausschreibungszwangs den senderabfackelnden Billigheimer nehmen zu müssen, und sich nach der guten alten KPN zurückzusehnen.
 
Hallo K6,

da hast Du recht ! Aber schau' Dir meinen Beitrag nochmal an, dieser zeigt auf, dass es auch günstig geht am Beispiel von vilradio Nürnberg, wenn man es richtig und schlau anstellt ! :thumbsup: Aber viele Radiomacher verfügen nicht über technische Alternativlösungen und wissen somit auch nicht, wo sie sparen können, ohne dass die Qualität darunter leidet ! Radiomachen erfordert neben der Gabe der verbalen Präsentationsmöglichkeiten Sachverstand und Einfallsreichtum bezüglich Sparmöglichkeiten.

Hey: Gib mir eine UKW Frequenz. Mein Sendecomputer ist schon programmiert ! Voicetracking und 200 Musiktitel reichen aus um einen Sender wirtschaftlich zu betreiben. Die Nachrichten lese ich aus der Bildzeitung vor, einmal am Tag aufgezeichnet spielt es die Radioautomation aus und in der übrigen Zeit kümmere ich mich um Werbekunden ! Ja, so einfach und wirtschaftlich kann ein Vollprogramm sein !
Und Geld verdienen lässt sich damit allemal ! :thumbsup: Ein Radio braucht kein Personal in der heutigen Zeit mehr !
Also wenn man es richtig und schlau anstellt, dann könnte jeder Sender viel mehr Geld verdienen ! :thumbsup:
 
Mein Sendecomputer ist schon programmiert ! Voicetracking und 200 Musiktitel reichen aus um einen Sender wirtschaftlich zu betreiben. Die Nachrichten lese ich aus der Bildzeitung vor, einmal am Tag aufgezeichnet spielt es die Radioautomation aus und in der übrigen Zeit kümmere ich mich um Werbekunden ! Ja, so einfach und wirtschaftlich kann ein Vollprogramm sein !

Ich spüre einen Hauch von Ironie ;)
 
Hey: Gib mir eine UKW Frequenz. Mein Sendecomputer ist schon programmiert ! Voicetracking und 200 Musiktitel reichen aus um einen Sender wirtschaftlich zu betreiben. Die Nachrichten lese ich aus der Bildzeitung vor, einmal am Tag aufgezeichnet spielt es die Radioautomation aus und in der übrigen Zeit kümmere ich mich um Werbekunden ! Ja, so einfach und wirtschaftlich kann ein Vollprogramm sein !
Und Geld verdienen lässt sich damit allemal ! :thumbsup: Ein Radio braucht kein Personal in der heutigen Zeit mehr !
Also wenn man es richtig und schlau anstellt, dann könnte jeder Sender viel mehr Geld verdienen ! :thumbsup:
Offenbar kleines Mißverständnis. Du sprichst von einem Abspielkanal, ähnlich einem Musikstream. K6 meint Radio.
 
Hallo ihr zwei Herren, Radiowaves und Mannis Fan,:)

es geht doch ersteinmal darum Geld zu verdienen und ein Programm wirtschaftlich Gewinnbringend zu betreiben. :thumbsup: vilradio ist auch ein Vollprogramm. Die BLM lizensiert es als VP. Also kann man sehen das es doch geht !:thumbsup:
 
:) Bezüglich was Radio ist und was nicht, so gibt es keine eindeutige Definition. Ob zu Radio Moderation gehört, redaktionelle Beiträge, Musik oder nur Wort usw.
ist nicht näher beschrieben. Auch bei der BLM wird Radio erstmal mit keinen programmlichen Kriterien verbunden. Wo Musik gespielt wird und nach jedem Titel ein
gleicher Jingle gesendet wird über UKW, Sat, Kabel DSL , das ist für mich schon Radio. Einen Begriff wie Abspielkanal gibt es nicht. Ein Musikstream kann auch ein Teil eines Radios sein, wo gerade Musik gesendet wird. :thumbsup: Ein Abspielkanal kann auch ein Teil einer Radioautomation darstellen. Zweite Frage: Wer entscheidet darüber, was richtiges Radio ist und was nicht. So sehen wir, dass diese Begrifflichkeit unabhängig von Programmkriterien verbunden ist. :thumbsup:
 
Ein Musikstream kann auch ein Teil eines Radios sein, wo gerade Musik gesendet wird. :thumbsup: Ein Abspielkanal kann auch ein Teil einer Radioautomation darstellen.

Klingt recht schlüssig. Wenn sich mit diesem Minimalkonzept Werbekunden finden lassen, ist es an sich in Ordnung. Ich persönlich möchte solche Werbekunden und die Hörer zwar nicht als nähere Freunde haben (weil: zu doof, um einen MP3-Player zu bedienen), aber wer mit diesem Konzept Erfolg hat, dem zolle ich Beifall.
 
Superradiotabea schrieb:
es geht doch ersteinmal darum Geld zu verdienen und ein Programm wirtschaftlich Gewinnbringend zu betreiben.

Hallo werte Dame Superradiotabea,

das ist ein grandioser Irrtum, dem Du da aufgesessen bist. Möglicherweise geht es bei den privaten Unternehmungen, die sich "Sender" nennen, um diese Punkte, bei den Öffentlich-Rechtlichen geht es eindeutig nicht darum. Im Gegenteil: Die Gewinnmaximierung steht in keinem Staatsvertrag, der von den Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks handelt. Dort stehen so hehre Dinge wie Bildung, Kultur, Information, Meinungsvielfalt ... Um diese Aufgaben angemessen erfüllen zu können, hat man das System der (Zwangs-)Gebührenfinanzierung ersonnen. Und nun wäre eigentlich der Tisch gedeckt, um ein technisch, handwerklich, journalistisch und musikalisch mitreißendes Radio zu bieten. Nur leider werden die Gebühren für allen möglichen Mist verspeist, nur nicht für das Eigentliche des Radios. Aber die Diskussion darüber zu führen, was denn dieses "Eigentliche" ist, halte ich vergebliche Mühe in einem Kreise, der allen Ernstes die Frage aufwirft, "Ob zu Radio Moderation gehört, redaktionelle Beiträge, Musik oder nur Wort usw...." gehören. Nichts für ungut.
 
Ich frage mich bei manchen Gewinnspielen schon wie sich die (privaten!) Sender das leisten können.
In Berlin z.b. schickt Spreeradio 60 Hörer eine Woche lang auf eine Insel auf den Malediven.
Bei Tui kostet die Woche 2800€ p.Person! Mal 60 wären das 168.000€.
Welches Unternehmen nimmt diese Summe auf sich, um im Radio zu werben?

Schnell mal die Anrufkosten gegengerechnet:
Bspw. rufen 1000 Hörer pro Aufruf an, macht bei 0.50€ Kosten 500€.
Dreimal täglich (7, 12, 17 Uhr) sind das 1500€,
5 Tage die Woche = 7500. Macht im Monat 30.000€!
 
Bei Tui kostet die Woche 2800€ p.Person! Mal 60 wären das 168.000€.
Welches Unternehmen nimmt diese Summe auf sich, um im Radio zu werben?

Ich kenne die Werbeetats deutscher Reiseveranstalter (und insbesondere den des genannten) nicht, aber ich VERMUTE(!!!), dass dieses Gewinnspiel (wie andere auch) auf einem Gegengeschäft basiert. Ausstrahlung von Werbung gegen Urlaub für die Gewinner. Andererseits sind auf diesem Wege noch keine Gewinne (beider Seiten) und ggf. Mengenrabatte abgezogen. Vielleicht werden die Gewinner aber auch in auslastungsschwachen Zeiten unterwegs sein, wo sich der Reiseveranstalter überlegt, ob er nicht jeden mitnehmen sollte, der noch (kalkulatorische) Einnahmen knapp über Grenzkosten bringt.

In Anbetracht der Tatsache, dass Radiosender für gewöhnlich (siehe anderer Thread) Millionenumsätze machen und andere Sender bereits (ggf. unter Einschaltung einer Gewinnspielversicherung) größere Summen/Gegenwerte verlost, dürften 168.000 € (sofern diese Zahl stimmt/herangezogen werden kann) für eine Major-Promotion nicht zu viel Geld/Gegenleistung sein.
 
Hallo Mannis Fan,:)

da stimme ich mit Dir völlig überein bezüglich Öffentlich - Rechtlicher Rundfunk. Da gehört eine Moderation, Grundauftrag, Meinungsbildung etc. dazu. Die haben ja auch keinen Druck Geld zu verdienen. (sollten sie zumindest nicht haben). Aber dieser Thread bezieht sich auf private Radiostationen, nicht auf die Öffis. Das ist der Gegenstand der Diskussion. Insofern, gibt es hier andere Kriterien die man anlegen muss. Eine private Radiostation hat nicht die redaktionellen Möglichkeiten wie ein Öffi. Alle privaten Sender sind im Grunde nur Unternehmen die Geld erwirtschaften und wenn sich mit einem Sinus Ton 24 Stunden Geld verdienen lassen würde, würden sie diesen im Jahr 365 Tage ausstrahlen. Private Radiosender sind meist gut gemachte Musikstationen und schaffen weniger Anreiz der Gesellschaft Grundversorgung mit Nachrichten und redaktionelle Inhalte zu geben. Dafür haben wir ja auch das Duale System. Die einen kümmern sich um das Land, die anderen versuchen Geld zu erwirtschaften.
Ein privater Sender macht sein Programm nicht alleine für seine Hörer, sondern auch für die Werbeindustrie. Wir müssen ja auch anerkennen, dass ein privater Sender heute kaum noch finanzielle Möglichkeiten hat um sein Programm redaktionell aufzuwerten, sofern er privatrechtlich betrieben wird. Es gibt ja auch in den jeweiligen Ländern der Medienbehörden Auflagen für private Sender für Nachrichtenversorgung etc. Alles minimal ausgelegt, wenn man in den Gesetzestexten mal genauer studiert und die jeweiligen Aufsichtsbehörden (zum Beispiel BLM in München) kontrollieren doch die privaten, kleinen lokalen Sender überhaupt nicht mehr. Da hat ein Sender seit 8 Jahren (!) in Nürnberg seine Regionalisierung eingestellt (Laut BLM Gesetz müsste er einen minimalen Auftrag ausüben, da seine Lizensierung damit zusammen hängt) und keiner hat dies bis heute bemerkt. Der Sender dudelt weiterhin vor sich hin und die BLM hat wegen Überlastung ja auch keine Möglichkeiten jeden Sender alle paar Jahre mal anzuhören, ob die Lizensierungsbedingungen noch erfüllt sind. Sofern keiner aus der Bevölkerung sich beschwert, passiert auch nichts. Man kann mittlerweile in Bayern senden was man will, es kümmrt sich niemand darum, ob ein Sender auch die Lizensierungsbedingungen noch erfüllt.
 
Schnell mal die Anrufkosten gegengerechnet:
Bspw. rufen 1000 Hörer pro Aufruf an, macht bei 0.50€ Kosten 500€.
Dreimal täglich (7, 12, 17 Uhr) sind das 1500€,
5 Tage die Woche = 7500. Macht im Monat 30.000€!

Der drittgrößte Sender in Berlin sollte sich so eine Aktion locker leisten können, siehe muteds Antwort. Und bei Spreeradio entstehen außer den normalen Festnetzgebühren sicherlich keine Anrufkosten für den Hörer. Wir sind in Berlin, hier kann man sich so eine dreiste Abzocke nicht mehr erlauben.
 
Superradiotabea schrieb:
Alle privaten Sender sind im Grunde nur Unternehmen die Geld erwirtschaften

Allerdings haben die Landesmediengesetze, die Ende der 1980er Jahre privaten Rundfunk erst möglich gemacht haben, schon noch ein bisschen eine andere Vorstellung gehabt. Du deutest es ja selbst an mit Deinem Beispiel von den Lizensierungsauflagen für die Nürnberger Sender. Dass Politik und Landesmedienanstalten die Einhaltung ihrer eigenen hehren Vorgaben nicht überwachen und Verstöße nicht sanktionieren, das ist ein anderes, trauriges Kapitel.
 
Ein privater Sender macht sein Programm nicht alleine für seine Hörer, sondern auch für die Werbeindustrie.

Nicht ganz: Er macht sein Programm für den eigenen Geldbeutel und braucht dafür Hörer und Werbetreibende, die in der Zielgruppe der erreichten Hörer Werbung buchen wollen. Sind für die Zielgruppe nicht genug Werbeeinnahmen da, muss man halt (wie auch immer geartet) die Hörerschaft verändern.

Man darf hierbei aber auch nicht immer nur eine Marktseite betrachten. Insbesondere Medienunternehmen mit Werbefinanzierung sind Teil eines mehrseitigen Marktes, wobei jeweils Netzeffekte zwischen den einzelnen Teilmärkten bestehen, sodass eine isolierte Betrachtung einzelner Marktseiten nicht zielführend ist. Ich gebe das nur zu bedenken.
 
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