Wie war RPR2?

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Ein neuer Thread aus der Reihe „Wie war ...?“!

Zwar konnte ich RPR2, bevor man denen ja am 4.8.2003 den Stecker gezogen hatte, nicht so gut empfangen, dennoch schaltete ich diesen Sender öfters mal ein.
Es gab ja einige Besonderheiten:
Bis 15 Uhr sendete man zur vollen Stunde Verkehrsfunk, dann Nachrichten und schließlich das Wetter, zur halben Stunde Verkehrsfunk und Wetter. Nach 15 Uhr dann zur vollen Stunde nur noch Nachrichten, Verkehrsservice und Wetterbericht kam dann nur noch um XX.30 (worauf dann am Ende der Nachrichten immer auch hingewiesen wurde).

Wie habt Ihr diesen Schlagersender in Erinnerung? Bedarf es solch eines Vormates heutzutage?
 
Dass Dir als Besonderheit des Senders lediglich die unterschiedliche Platzierung des Verkehrsfunk einfällt, sagt über RPR 2 eigentlich schon alles aus. Nostalgische Gefühle dürften da nicht gerade aufkommen ("Ach weißt Du noch, damals, RPR2 und der mal um halb und mal um voll stattfindende Verkehrsfunk, das waren noch Zeiten... *seufz*")

Zur Frage Nr. 2: Ja, natürlich bedarf es solch eines Formates auch heute noch - wenn man es denn gut umsetzt.
 
Natürlich würden mir noch ein paar mehr Besonderheiten zu RPR2 einfallen, doch die Verkehrsfunkgeschichte fand ich irgendwie besonders merkwürdig.
 
Als Nichtschlagerfan sage ich, dass der Sender eine Daseinsberechtigung hatte. Verglichen mit dem Ersatz bigFM und deren derben Sprache sowieso.
Mit hat er streckenweise sogar gefallen, war er doch auch im südlichen NRW und im Rhein-Main-Gebiet hörbar.
Die meisten Moderatoren waren Altgediente von vorher RPR oder ProRadio4.

Zum Beispiel der hochbegabte Wolfgang Rositzka, heute etwas abgemagert. Der war lange vorher auch mal bei Hoffie und ProRadio4. Und morgens sammelte er immer die Damenhandtäschchen ein...
:wow:
Oder Bodo Henkel, immer vorne, wenn es irgendein Weinfest mit Nachwuchskünstlern geben sollte.
Oder der zurückhaltende Rainer Schauberger. Ihr werdet es nicht glauben, wem man plötzlich unvermittelt irgendwo über den Weg läuft!
Schauberger macht derzeit in einem Hanauer Krankenhaus ehrenamtlich Seelsorge für die katholische Kirche.

Als deutliches Erkennungszeichen des Senders ist mir dieser Titel in Erinnerung geblieben:


Lief immer und immer wieder.
 
Ja, der Internetstream namens RPR2 ist wohl komplett unmoderiert. Das richtige RPR 2 haben meine Eltern täglich gehört. Nach dessen Ende habe ich ihnen SWR 4 eingestellt. Ich selbst konnte mit dem Sender nie wirklich viel anfangen, da Schlager überhaupt nicht mein Ding sind. Zum Ende hin öffnete man sich auch mehr der deutschsprachigen Rock- und Pop-Musik (Bap, Band ohne Namen, Fanta 4, etc.). Der Sender dürfte auch außerhalb des UKW-Sendegebiets einige Zuhörer gehabt haben, da auch via ASTRA im ADR-Verfahren gesendet wurde.
 
Damals war Privatradio noch eine gesamtgesellschaftlich akzeptierte Institution, die sogar diejenigen Bevölkerungsgruppen einschloss, die bei den Printkonzernen als "zeitungsaffin" gelten. Heute will die Radiowerbung vor allem die erreichen, die keine Tageszeitung mehr in die Hand nehmen, kein Buch mehr lesen und kein Geld für schicke Extravaganzen aufbringen - dass das nicht gutgehen konnte kann man an den heutigen Verhältnissen ablesen, zumal Markenartikelhersteller um ihren Ruf fürchten müssen, wenn sie auf bestimmten Wellen Kampagnen durchführen und mittelständische Unternehmen keinen Sender mehr finden, der ihnen Zugang zur begehrten Hörergemeinde verschafft.

Die von RPR2 bediente Zielgruppe wird heute von hunderten Provinzblättern, Wochenmagazinen und bunten Gazetten umschwärmt, aber das Radio hat sich fast völlig von ihr abgekoppelt. Dumm nur dass auch die Jugend das deutsche Radioeinerlei nicht gerade prickelnd findet; was es heute neben der lang herbeigesehnten Deregulierung vor allem bräuchte wäre eine Zielgruppenneudefinition einhergehend mit der Einführung treffsicherer Angebote. Das wissen die Macher seit langem, nicht aber die ignoranten Gesellschafter, die sie in all den Jahren der Agonie alleinließen und den Redakteuren und Wellenleitern superschlaue Experten vor die Nase setzten, die bereits zur Genüge demonstrieren durften, dass ihr einst als unfehlbar gepriesenes Konzept langfristig zum Scheitern verurteilt ist.

Traurig auch, dass finanzschwache ARD-Anstalten zunehmend dieselben Zielgruppen ins Visier nehmen wie ihre privaten Mitbewerber, obwohl dadurch der Stammhörersockel immer mehr zusammenschmilzt, während unten wenig nachkommt. Am Ende helfen auch keine zu kurz gegriffenen Musikpromotionsmaßnahmen, keine Gewinnspielorgien und kein Mega-Werberabatt - irgendwann muss man das System als ganzes in Frage stellen. Niemand kann es sich auf Dauer leisten sinnlos Geld zu verheizen, nur um im Äther Flagge zu zeigen.
 
Und wieder einmal eine frei an den Fingern herbeigesaugte Behauptung.
und den Redakteuren und Wellenleitern superschlaue Experten vor die Nase setzten, die bereits zur Genüge demonstrieren durften, dass ihr einst als unfehlbar gepriesenes Konzept langfristig zum Scheitern verurteilt ist.

Ach. Wie wann und wo geschehen oder gar bewiesen worden?
Nebenbei bemerkt, es ist auch nicht nur ein Konzept.

Und bevor die Ahnungslosigkeit weiter um sich greift: RPR2 ist allein auf Grund der Ertragssituation eingestellt worden. Der Entscheidungsebene war es prinzipiell egal, ob mit Humabtäterä oder mit Bum-bum-bum eine zweite Welle zu finanzieren war. Um RPR2 hat sich ein hochkarätiges Verkaufsteam bemüht und die Zielvorgaben eben nicht erreicht.
Das und nichts anderes war der Grund!
 
Es langweilt, laser558, es langweilt.

Du musst dich zwangsläufig als Stütze des alten Systems betätigen, im Zweifelsfall würdest du sogar grün in rot umdeuten, um die herrschenden Verhältnisse schönzureden, so desolat sie auch immer sein mögen. Ich als kritischer Konsument, den das terrestrische Radio nur noch als Beobachter interessiert, komme wie Millionen Radiohörer zu ganz anderen Schlüssen. Auf die solltet ihr aber hören, denn sie entscheiden letztlich über Wohl und Wehe eures Berufsstands. Da genügt es nicht Researches über fragwürdige Preselections zu veranstalten (was dem einen gefällt nervt den anderen über die Maßen), es wäre viel wichtiger mit den Leuten in einen offenen Dialog zu treten und über die grundsätzlichen Erwartungen und Bedürfnisse der Hörer zu diskutieren statt weiterhin von oben herab Radioprogramme zu veranstalten, die nur noch aus Mangel an Alternativen eingeschaltet werden.

hr1 ist ausnahmsweise mal ein guter Sender, "Bayern 1" wäre als Zusatzangebot vielleicht auch nicht übel. Aber viel zu viele Leute müssen heute Sender hören, die sie gar nicht ausstehen können, nur weil der Rest noch viel schlimmer ist. Dazu kommt dass die musikalischen Gemischtwarenläden, von denen niemand mehr angesprochen wird aber viele angewiedert sind, die Zahl der Radioverweigerer massiv in die Höhe treiben. Das kann nicht mehr lange gut gehen - auch du weißt was die Stunde geschlagen hat. Fast jeder junge Mensch hat heute schon ein Smartphone.
 
Auch hier: Hast du es mal richtig geleen, was ich ausgeführt habe? Gelesen und verstanden?

Die Gesellschaftergruppierung hatte sich entschlossen, als zweites Programm eines für älteres, und schlagerorientiertes Hörer zu machen. Sie haben dabei alle Register gezogen, alte und neue Bands und Interpreten gefördert, interviewt, vorgestellt und gespielt, Live-Events veranstaltet und und und.
Plus einer schlagkräftigen Akquisemannschaft, die aber gegen Mauern gelaufen ist.
Der Umstand, dass dieses Programm nicht finanzierbar war, führte zur Einstellung.
Nichts anderes.
Und glaube mir, ich weiss das ganz bestimmt besser als du.
Ende der Diskussion.
Bevor irgendwelche nebulösen Berater oder boswillige Werbekontakter die Schuld zugeschoben bekommen.
 
Es ist nicht sinnvoll ein deutsches Radioprogramm gezielt auf eine ältere Hörerschaft zuzuschneiden und die mittleren/jüngeren Generationen auszublenden. Deutsche Musik kann nur als gesamtgesellschaftliches Phänomen existieren und dazu bräuchte es kommerzielle Talentschmieden, sprich Radioprogramme, die die nötige Öffentlichkeit herstellen. In Rheinland-Pfalz gab es schon einen Schlagersender mit hinkender Demographie, da brauchte es kein ähnlich gestricktes Format mit betont alter Zielgruppe. Leider war wieder mal der Ansatz falsch.

Ich weiß schon, welche Sichtweise du hier verkaufen sollst - die systeminterne. Ich fürchte wir werden in den nächsten Jahren keinen Konsens erzielen.
 
Langsam zweifle ich auch daran, daß Sie richtig lesen können. Der Kollege schrieb doch eindeutig von der Präsentation neuer Bands und Interpreten! Es war eben eine Schlagerwelle, lupenrein so, wie Sie es immer möchten und fordern.
Ihre Sichtweise ist durch fehlende Aufmerksamkeit wohl etwas getrübt?

Leider war wieder mal der Ansatz falsch.
Ich glaube nicht, daß Sie sich darüber ein Urteil erlauben können. Wahrscheinlich haben Sie den Sender nie gehört.

Deutsche Musik kann nur als gesamtgesellschaftliches Phänomen existieren und dazu bräuchte es kommerzielle Talentschmieden, sprich Radioprogramme, die die nötige Öffentlichkeit herstellen

Mit Verlaub, was ein hochtrabendes Brimborium mit null Aussage. Die Öffentlichkeit hatte rpr2 hergestellt, der Name war ein Begriff. Er ließ sich leider nicht entsprechend verkaufen.

Diese Besserwisserei aus der Ferne und ohne den Sender zu kennen, geht mir auf den Keks.
 
Langsam zweifle ich auch daran, daß Sie richtig lesen können. Der Kollege schrieb doch eindeutig von der Präsentation neuer Bands und Interpreten! Es war eben eine Schlagerwelle, lupenrein so, wie Sie es immer möchten und fordern.

Ich forderte nie eine reine "Schlagerwelle", sondern ein Programm mit generationsübergreifender deutschsprachiger Musik - und zwar als Kontrast zu den landläufigen Schlagerwellen. So habe ich das auch immer geschrieben.


Ich glaube nicht, daß Sie sich darüber ein Urteil erlauben können. Wahrscheinlich haben Sie den Sender nie gehört.

Doch, ich habe. Nicht oft, aber ich habe. Der Sender war nicht schlecht aber doch stark schlagerbetont.
 
ricochet schrieb:
Es ist nicht sinnvoll ein deutsches Radioprogramm gezielt auf eine ältere Hörerschaft zuzuschneiden

JesusMaria.... das war es auch nicht! Es ergibt sich aber einfach so- bedingt durch Akzeptanz und Hörverhalten. Ein solches Programm erreicht immer mehrheitlich älteres Publikum, auch wenn du das nicht wahrhaben willst. Ist aber so.
RPR2 war nach der letzten MA zweitstärkster Sender in Rheinland-Pfalz. Noch vor swr4 und allen anderen Südwest-Wellen!
RPR1 hatte damals gerade mal 100Tsd Hörer mehr, alle Zahlenangaben gerundet.

Und trotzdem konnten weder grosse Werbeagenturen und deren Etats noch vor Ort lokal-regionale Kunden gewonnen werden, nicht in nenneswerter Anzahl.
Sie haben nichts, aber auch gar nichts falsch gemacht. Neue und alte Schlager wurden gleichermassen präsentiert, es gab Unterstützung durch die Presse - deren Gesellschafter ja in der RPR beteiligt waren. Es gab Events und Höreraktionen Man hat alles versucht, die Sache rechnete sich einfach nicht.
Niemand hat der RPR eingeträufelt, es dann mit BigFM zu versuchen. Es ergab sich so, dass eine Kooperation wesentlich kostengünstiger durchzuführen sei. So hat man sich eben dafür entschieden, denn eine reine Jugendwelle fehlte bis dahin auch.

In der für die Werbewirtschaft relevanten Gruppe der 14-49jährigen Hörer konnte RPR2 nur 85.000 Hörer erzielen, von insgesamt 235.000 Hörer letzte 14 Tage.
Man mag über den Sinn oder Unsinn dieser Fixierung lange diskutieren. Ich halte sie auch für falsch und bald überholt, allein schon durch die Alterspyramide.
Aber die Zahlen sagen eindeutig: Deutschsprachiges Songmaterial der Marke "Schlager und so ähnlich" findet immer bei den älteren Zuhörern mehr Anklang als bei Hörern unter 30. Das ist einfach so, und im Verhältnis 1:3 oder gar 1:4. Bei den unter 30jährigen akzeptiert es einer, während drei oder vier abschalten.
Das mit dem "generationenübergreifenden" Schlagerformat ist reines Wunschdenken, das wird bei keiner Akzeptanz funktionieren. Oder man macht ein reines Schlagerradio als Sparte, so wie Paloma. Toi toi toi.

Um einem anderen Irrtum vorzubeugen: Es ist keineswegs so, dass "die Zunft" überall das gleiche Konzept verkauft und nicht an die Zukunft gedacht wird. Diese Denke ist mal wieder unlogisch. Irgendwann läuft es sich alles tot und ist der Sättigunsgrad auch einmal erreicht.
Wem soll dann was verkauft werden, sarkastisch gefragt???

Wer genau hinhört, wird den eingetretenen Unterschied zu mehr Musikangebot und mehr Vielfalt bemerkt haben. Dies ist nur der Beginn. Wenn es mehr UKW-Frequenzen gäbe, sähe es anders aus. So wartet viel in der Schublade und auf dab+.
Die nächsten Positionierungen werden "music of your life" unter Einbindung aktueller Musik -siehe in etwa hr1- und ein MOR-Format -in etwa das alte Arabella-Format- sein, inkl. einem gezielten kleinen Deutschanteil. Sage ich mal so, ohne mich jetzt zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
 
Mir gefällt der obige Beitrag, weil er leider sehr deutlich aufzeigt, wie die deutsche Werbewirtschaft tickt. In ihrem beklopptem Jugendwahn wird tatsächlich der zweiterfolgreichste Sender eines Bundeslandes komplett ignoriert. Daran ist nicht der deutsche Schlager schuld oder der angeblich mutlose Radioveranstalter sondern ausschließlich die bornierten Mitarbeiter in der Werbewirtschaft. Trauerspiel.
 
In der für die Werbewirtschaft relevanten Gruppe der 14-49jährigen Hörer konnte RPR2 nur 85.000 Hörer erzielen, von insgesamt 235.000 Hörer letzte 14 Tage.
Man mag über den Sinn oder Unsinn dieser Fixierung lange diskutieren. Ich halte sie auch für falsch und bald überholt, allein schon durch die Alterspyramide.
Aber die Zahlen sagen eindeutig: Deutschsprachiges Songmaterial der Marke "Schlager und so ähnlich" findet immer bei den älteren Zuhörern mehr Anklang als bei Hörern unter 30. Das ist einfach so, und im Verhältnis 1:3 oder gar 1:4. Bei den unter 30jährigen akzeptiert es einer, während drei oder vier abschalten.

Ich finde deinen Beitrag auch recht bemerkenswert, laser 558. Du hast die Problemstellung auf den Punkt gebracht und die grundsätzliche Crux schnörkellos beschrieben; die Werbeagenturen lehnen deutsche Musik seit fast zwei Jahrzehnten rundweg ab, deshalb gibt es nicht mehr viele ambitionierte Neuproduktionen und die wenigen anständigen Musikerzeugnisse werden vom Kommerzfunk zugunsten teenielastiger Musik ausgesperrt. Wenn man Ausländern nahezubringen versucht, dass deutsche Musik von deutschen Radiomachern grundsätzlich abgelehnt wird, schütteln sie nur ungläubig den Kopf und können kaum fassen, dass ein Volk auf Kriegsfuss mit seiner eigenen Sprache steht. Dabei sind es nur die Macher selbst, die deutsche Lieder beharrlich zurückweisen, Volkes Meinung zählt dabei kein Jota.

Die Zielgruppenskala der von Zeitungskonzernen dominierten Werbeagenturen reicht nur knapp über die 25 hinaus, Musikrichtungen, deren Schwerpunkt jenseits dieser Altersmarke liegt fallen damit "hinten runter". Internationale Oldies haben nach Ansicht der Wellenregementeure wohl eine begrenzte Mischfähigkeit mit modernerem Pop, zumal sie sich längs der musikalischen Zeitachse bewegen und damit auf einer chartchronologischen "Vertikale" verortet werden. Warum sie als alleiniges Musikformat für demographische Gruppen jenseits der 35 herhalten müssen, lässt sich wohl einmal mehr nur ideologisch begründen.

Ein bekanntes Nachrichtenmagazin versuchte mal die Schlageraversion des aktiven Radiomanagements zu hinterfragen und kam zum Schluss, dass die Reformgeister der deutschen Radioszene im deutschen Schlager, so zeitgeistig und modern er auch gewesen sein mag, den Repräsentanten einer deutschtümelnden, faschistoiden Lebenseinstellung sahen. So albern und wirr dieser Gedanke heute auch anmuten mag, zur Zeit einer politisch aufmuckenden und protestierenden Studentenschaft zählte in Deutschland allein Englisch als Leitsprache der Jugendkultur. Der Geist dieser Generation bemächtigte sich Mitte der 90er-Jahre endgültig des deutschen Radios, nachdem er bereits zu Beginn der 80er-Jahre deutsche Klänge aus allen hitparadenrelevanten Musikkanälen zeiteweilig hinausgefegt hatte.

Der Musikgeschmack der nachfolgenden Generationen richtete sich zwangsläufig nach dem begrenzten Angbeot, wobei ich fest davon überzeugt bin, dass es bei den Unter-50-Jährigen keine grundsätzlichen ideologischen Vorbehalte gegen deutsche Musik mehr gibt, man müsste schlicht ihren elementaren musikalischen Erwartungen gerecht werden (der sogenannte "Deutsch-Pop" dürfte vielen zu "lasch" und zu verbiestert sein).

Wie gesagt: Gegen Ideologie, weltanschauliche Fixierung, Engstirnigkeit und Intoleranz ist kein Kraut gewachsen und am herrschenden "Beraterdünkel" mit den machtvollen Werbeagenturen im Schlepptau führt nun mal kein Weg vorbei. Von ortsansässigen Kleinunternehmern kann ein landesweiter Sender mit seinen horrenden Verbreitungskosten aber nicht leben. Niemand verlangt dass deutsche Musik und Mainstream-Pop miteinander vermischt werden, für eine Rundum-Versorgung sind sogar in Deutschland genug Frequenzen vorhanden.

Ein Sender namens "Bayern 1" achtet etwa peinlichst darauf, dass bloß nichts ins Programm rutscht was jemals mit dem Etikett Schlager versehen worden sein könnte, unabhängig von Alter, Qualität oder Machart - englischsprachiger Schlagerkitsch Marke Engelhard rotiert dagegen im Übermaß. Der ideologische Trampelpfad wird stur und unerbittlich ausgetreten, egal ob es dem Hörer passt oder nicht.

Das deutsche Radiogeschäft hat sich längst von Anspruch und Erwartung der Hörerschaft abgesetzt und dümpelt zunehmend als bedeutungslose und ungeliebte Geräuschkulisse vor sich hin, wobei sich immer mehr Menschen abwenden, weil sie ihre grundsätzlichen Bedürfnissen missachtet sehen. Zur prinzipiellen Schlagerverweigerung kommt noch die beherrschende Stellung der Printimperien, die ihr Radioengagment als Kompensationsgeschäft betreiben. Sie verschmähen alle Hörer jenseits der 30, entwerten den Hörfunk damit als gesamtgesellschaftliches Ereignis und und berauben ihn durch eine völlig verfehlte Zielgruppenpolitik jeglicher Zukunftsperspektive. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der alteingeführte Berater-Oldiemix nur noch ältere Semester erreicht, während die vergötterte Jugend überall mit demselben Einheitsbrei gepäppelt wird, bis ihr endgültig der Appetit aufs Radio vergangen ist.

Ich kann nur hoffen, dass den Verantwortlichen ein Licht aufgeht ehe sich ihr starres Konzept endgültig totgelaufen hat, so recht mag ich aber nicht daran glauben. Dem Trübsal wird wohl erst dann ein Ende bereitet, wenn durch die Hintertür neue Anbieter in die Arena treten (Mobilfunkgesellschaften? Internationale Investoren?) und an digitalen Verbreitungswegen kein Weg mehr vorbeiführt.
 
Und ich habe damals geflucht und war richtig erschrocken über den Rotz, der dann auf den Frequenzen zu hören war !!!!
Ich fand RPR2 ein toll gelungenes Programm, es hat sehr weh getan.
Was erfreulicher ist: Die Diskussion wird sachlicher und ricochet nimmt auch mal etwas an.

In einem Punkt sei eine andere Sichtweise empfohlen.

Da Schlager eben nachweislich von älteren Hörern bevorzugt werden, fallen sie raus. Und ein Satz ist vollkommen falsch:
Es ist ein offenes Geheimnis, dass der alteingeführte Berater-Oldiemix nur noch ältere Semester erreicht,
Sie werden sich wundern, wieviele Jugendliche Oldies hören!
Und vor die Wahl gestellt, ob Schlager oder Oldie, ist auch hier das Verhältnis 1:3 bzw. 1:4.

englischsprachiger Schlagerkitsch Marke Engelhard
Ähhh. Mein Englischlehrer hieß so. Vermute haarscharf, Engelbert war gemeint? Den sie in Deutschland nicht Humperdinck nennen dürfen?
 
nimmt auch mal etwas an.

Keiner muss hier irgendwelche Kröten schlucken...

But sometimes we meet in the middle.

Ähhh. Mein Englischlehrer hieß so. Vermute haarscharf, Engelbert war gemeint? Den sie in Deutschland nicht Humperdinck nennen dürfen?

Genau den meinte ich. Den Amerikaner, der sich Engelbert Humperdinck nannte, offenbar als Tribut an seine Begeisterung für die deutsche Schlagermusik der 80er-Jahre.
Sie werden sich wundern, wieviele Jugendliche Oldies hören!

Aus der blanken Not heraus. Im deutschen Radio wird ihnen ja auch nicht viel mehr geboten als Einheitschartgedudel und Oldies.

Und vor die Wahl gestellt, ob Schlager oder Oldie, ist auch hier das Verhältnis 1:3 bzw. 1:4.

Ja klar, sagen die von "Bayern 1" und Co. KG in Auftrag gegebenen Gefälligkeitsstudien! Glaub' nie einer Umfrage, die du nicht...
 
Den Amerikaner, der sich Engelbert Humperdinck nannte, offenbar als Tribut an seine Begeisterung für die deutsche Schlagermusik der 80er-Jahre.
Wohl dann doch eher als Tribut an die Musik der deutschen Spätromantik, denn bei diesem Namen denke ich eher an "Hänsel und Gretel" als an deutsche "Schlagermusik". - Was wohl auch stimmt (wenn auch die Musik nicht bestimmend war), wenn Wikipedia geglaubt werden kann:
... nahm er auf Vorschlag seines Managers als Künstlernamen den Namen des deutschen spätromantischen Komponisten Engelbert Humperdinck an, der für seine Märchenoper Hänsel und Gretel weltberühmt ist. Der Anlass für die Wahl dieses Namens war jedoch nicht dessen Berühmtheit, sondern die Skurrilität des Namens.
 
Ja klar, sagen die von "Bayern 1" und Co. KG in Auftrag gegebenen Gefälligkeitsstudien! Glaub' nie einer Umfrage, die du nicht...

Schon wieder dieser Müll. Es ist so wie ich es sage. Und es sind keine Gefälligkeitsstudien!
Sie basteln immer noch an der dunklen Theorie, daß sich irgendwelche dunklen Mächte gegen den Schlager verschworen haben?
Und wenn sie andere Zahlen glauben, dann führen Sie doch bitte verdammt nochmal eine eigene Studie durch. Nehmen Sie vielleicht ammerlaender dazu, Kontrolle muß sein. Und dann stellen Sie sich auf den Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs und befragen die Passanten. Da bekommen Sie ein recht buntes und gut gemischtes Publikum. Und dann werden sie auch dort feststellen, daß die Akzeptanz unter bei den unter 35jährigen gering ist.
Garantiert.
Ganz einfach.
Ich kann diese Rechthaberei, Jugendliche würden es schon fressen, einfach nicht mehr lesen oder hören!
Und das sage ich als Schlagerfan!

Jugendliche hören "aus blanker Not" lieber Happy together von den Turtles als Roland Kaiser oder Bata Illic oder oder?

Den Amerikaner, der sich Engelbert Humperdinck nannte, offenbar als Tribut an seine Begeisterung für die deutsche Schlagermusik der 80er-Jahre.
Den Namen nahm er bereits 1967 an. In den achtziger Jahren hatte er ein kleines comback. Bitte besser informieren!
 
Nehmen Sie vielleicht ammerlaender dazu, Kontrolle muß sein. Und dann stellen Sie sich auf den Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs und befragen die Passanten.
Warum sollte ich das tun? Nur des deutschsprachigen Schlagers wegen doch wohl nicht, zumal mir ein "Gemischtwarenladen", wie (noch) NDR 1 Niedersachsen aus mehreren Gründen als ausreichend erscheint: Im Deutsch-Teil werde ich immer wieder überrascht, könnte aber durchaus häufiger sein; im internationalen Teil fehlen diese Überraschungen leider noch. Die (meisten) Moderatoren- und Moderatorinnenstimmen kommen sympathisch aus dem Lautsprecher; gut Informationen aus der Region für die Region (ich will im Ammerland/Ostfriesland neben den Schlagzeilen Hintergrundinformationen hören, für das Weserbergland oder das Wendland reichen mir, wenn überhaupt, Schlagzeilen) könnten noch ausgebaut werden, aber darum geht es ricochet nicht. - Man kann eben nicht alles haben.
 
Nordkorea nicht, Frankfurt auch nicht.
:cool:
Es ging um die Beiordnung eines unverdächtigen, neutralen Beoabachters. Es ist zu befürchten, daß ricochet die Zahlen dann solange biegt und fälscht, bis sie seinem Glaubensgrundsatz entsprechen.
 
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