Armes NRW: WDR will neue Privatfunkkette verhindern

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Der Radiotor

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In der medienpolitisch letzten sozialistischen Hochburg Nordrhein-Westfalen versucht der Staatsrundfunk WDR nun also die neue Privatradio-Kette zu verhindern und beansprucht plötzlich die Kölner 89,9 MHz für sich (Funkhaus Europa). Es ist schon der Hammer, was dort mal wieder geschieht. Andererseits ist doch alles gar nicht so schlimm: Wenn bigFM zusammen mit radio NRW den Frequenzuschlag bekommt wird die 104,9 MHz in Ahrweiler halt statt dem Rheinland-Pfalz- mit dem NRW-Fenster bespielt, und schon ist Köln top-mitversorgt.
 
Offenbar versucht man hier auf Teufel komm raus möglichst viele Frequenzen zu blockieren, damit es mögliche Konkurrenz auch gleich möglichst schwer fällt in den festgefahrenen Markt einzusteigen.

Andererseits ist doch alles gar nicht so schlimm: Wenn bigFM zusammen mit radio NRW den Frequenzuschlag bekommt wird die 104,9 MHz in Ahrweiler halt statt dem Rheinland-Pfalz- mit dem NRW-Fenster bespielt, und schon ist Köln top-mitversorgt.

In dieser Hinsicht finde ich tatsächlich das folgende Zitat sehr interessant:

Dass sich Radio NRW zusammen mit Partnern gute Chancen auf die Kette ausrechne, habe er auch gehört: „Die sollen aber das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist”, warnt er. Das Gesetz schreibe Medienvielfalt vor, die hinter RadioNRW stehenden Verleger hätten aber schon ein gewichtiges Wort im Land. Dass man ein wenig Stimmung im Buschfunk macht, um Entschedungen zu beeinflussen, dafür habe er allerdings auch Verständnis, meint Brautmeier gönnerhaft.
Quelle: http://www.radioszene.de/36402/neues-nrw-netz-streit-um-die-koelner-frequenz.html

Keine Ahnung, wie ernst das tatsächlich ist, allerdings wird hier mal unmissverständlich von der LfM klargestellt, dass man die Bewerbung von RadioNRW durchaus auch kritisch sieht hinsichtlich der Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen. Sollte die Medienvielfalt tatsächlich ernst genommen werden, würde eine Bewerbung von RadioNRW und bigFM wohl keine Chance haben.
 
BSF schrieb:
allerdings wird hier mal unmissverständlich von der LfM klargestellt, dass man die Bewerbung von RadioNRW durchaus auch kritisch sieht hinsichtlich der Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen.
Ich würde die von Dir zitierte Aussage:
Radioszene schrieb:
Dass man ein wenig Stimmung im Buschfunk macht, um Entscheidungen zu beeinflussen, dafür habe er allerdings auch Verständnis, meint Brautmeier gönnerhaft.
genau entgegengesetzt interpretieren. Es scheint eher so, als würde die LfM die Verantwortlichen von Radio NRW hofieren.

Dafür spricht auch Folgendes, was mich offen gestanden ratlos werden lässt:
Radioszene schrieb:
Keine Aussicht auf Verwirklichung bestehe für das Projekt eines zweiten Lokalsenders in Düsseldorf, so der LfM-Chef. Die dafür vorgesehene Frequenz werde für die quasi-landesweite Kette benötigt. Es sei nach wie vor geplant, ein Gesamtprogramm zu lizensieren.
Es ist zweifelsohne absurd, anzunehmen, dass Herr Dr. Brautmeier das LMG nicht kennt.
Wie kann er dann etwas Derartiges öffentlich zum Ausdruck bringen?!
- Das steht nicht nur im Widerspruch zum LMG, sondern auch zu allem, was die LfM selbst bisher über die Rangfolge bei der Frequenzzuteilung hat verlauten lassen (siehe der Kommentar auf Radioszene.de)!

Abgesehen davon: Ob CityRadio Düsseldorf scheitert oder nicht, kann nicht an einer einzigen Frequenz liegen!
 
Wenn man bedenkt das gerade der WDR an Radio NRW beteiligt ist, nimmt das ganze doch skurrile Züge an.
Da ist auf der einen Seite Radio NRW der diesen Jugendsender starten möchte, und auf der anderen Seite der WDR der ja wie gesagt an Radio NRW beteiligt ist aber diesen Sender verhindern möchte in dem man Frequenzen für sich beanspruchen möchte.

Da könnte es doch demnächst zu einen Streit unter den Gesellschafter kommen. :D
 
radiobino schrieb:
Da ist auf der einen Seite Radio NRW der diesen Jugendsender starten möchte
Nicht Radio NRW, sondern die Zeitungsverleger, die an Radio NRW beteiligt sind, haben ein Interesse daran, auch am künftigen Jugendradio beteiligt zu werden.
Für den WDR bedeutet dieses freilich eine Konkurrenz, da zu erwarten ist, dass dann einige Kiddies die neue Jugendwelle anstelle von 1Live einschalten werden.
 
Irgendwie erinnert mich dieses NRW-Gekasper an ein kleines entlegenes Bergdorf, dass sich generell gegen jeden Zuzug wehrt, um seine eigene Inzucht zu erhalten! :wow:
 
Für die, die da freiwillig "zuhören" wird es eine Bereicherung sein. Dann können sie jeden Tag statt 5x am Tag gleich 10x in den Genuss der gleichen totgespielten Titel kommen. :D
 
Keine Ahnung, wie ernst das tatsächlich ist, allerdings wird hier mal unmissverständlich von der LfM klargestellt, dass man die Bewerbung von RadioNRW durchaus auch kritisch sieht hinsichtlich der Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen. Sollte die Medienvielfalt tatsächlich ernst genommen werden, würde eine Bewerbung von RadioNRW und bigFM wohl keine Chance haben.

Na ja, ob FH Europa nun soviel zur Medienvielfalt beiträgt, lass ich mal dahingestellt.

Mal ein Frage an die Kölner, wie ist denn der Empfang der Langenberger Frequenz von FH Europa? Müsste doch eigentlich auch noch brauchbar gehen.
 
Früher ging in Köln Langenberg vollkommen ausreichend und Langenberg war offiziell für Köln zuständig. Dann "brauchte" man plötzlich den Sender Bonn, der dann bis 50 kW hochgefahren wurde und bis Wuppertal bestens zu empfangen ist. Inzwischen gibt es für Köln trotz Bonn (und Aachen und Bärbelkreuz und....) weitere WDR Sender. Du wirst auch sicher Techniker (vom WDR oder der NRW Staatskanzlei) finden, die dir vorrechnen, warum - natürlich - alle vorhandenen WDR Frequenzen dringends notwendig sind und man sogar noch viel mehr Frequenzen braucht.:wall: Nebenbei ist die 89,9 eine Schrottfrequenz. Ich sage nur "Genk" und "Bad Marienberg".
 
Ob nun Schwarz, Grün oder Rot kommt - am "Rundfunkmonopol" wird wohl keine Partei etwas ändern wollen.

Im Programm der Piraten steht tatsächlich etwas zu dieser Problematik:

Medienkonzentrationsrecht
Die NRW-Piraten treten für Meinungsvielfalt und gegen Monopolbildung im Mediensektor ein. Die Neuregelung des Landesmediengesetzes lehnen wir ab. Sie ermöglicht Zeitungsverlagen die Kontrolle privater TV-Anbieter und begünstigt damit Informations- und Meinungskartelle. Wer im Printbereich lokal eine Meinungsmacht innehat, soll nicht gleichzeitig auch den lokal vorherrschenden Privatsender betreiben dürfen. So wird einer gleichgeschalteten Propaganda von marktbeherrschenden Unternehmen vorgebeugt und eine Vielfalt der Perspektiven und Meinungen in den Medien gesichert. (Quelle: http://wiki.piratenpartei.de/NRW-Web:Wahlprogramm_Landtagswahl_NRW_2010#Medienkonzentrationsrecht)

Nungut, Papier ist geduldig und zur Umsetzung wird es wohl eh nicht kommen, denn auch in NRW verhält sich der Wähler meist getreu dem Adenauerschen Motto: Keine Experimente! ;)
 
Na ja, ob FH Europa nun soviel zur Medienvielfalt beiträgt, lass ich mal dahingestellt.

Mal ein Frage an die Kölner, wie ist denn der Empfang der Langenberger Frequenz von FH Europa? Müsste doch eigentlich auch noch brauchbar gehen.
Darum geht es nicht, sondern darum, einen potentiellen Konkurrenten vom Markt fern zu halten.

Hier in Ostbelgien ist es doch genau das Gleiche: BRF 1 kann im Norden der DG perfekt auf 88,5 (Lüttich) und 89,0 MHz (Rabotrath) empfangen werden. Dennoch hat man die 94,9 am Eupener Kehrwegstadion in Betrieb genommen.
BRF 2 geht ebenfalls in ausgezeichneter Qualität auf 93,2 (Rabotrath) und 105,9 MHz (Petergensfeld); die Eupener 98,4 ist somit völlig überflüssig.

Auf 89,0 und 105,9 MHz sendeten früher Hitradio X und Radio Fantasy. Diese Frequenzen hat sich nun der öffentlich-rechtliche BRF gekrallt.
Außerdem wurde das Mediengesetz so verändert, dass neue private Anbieter allein schon aus ökonomischen Gründen unmöglich alle Anforderungen erfüllen können und damit keine Aussicht auf eine Lizensierung mehr haben.

@stefan kramerowski: Laut LMG müsste es bereits eine breite Vielfalt an Privatsendern geben:
LMG § 2 schrieb:
Ziel dieses Gesetzes ist es, die Meinungs- Angebots und Anbietervielfalt des Rundfunks sowie die Vielfalt der vergleichbaren Telemedien (Telemedien, die an die Allgemeinheit gerichtet sind) in Nordrhein-Westfalen zu garantieren und zu stärken.

Ferner:
LMG § 10 schrieb:
Im Übrigen werden Übertragungskapazitäten nach folgenden Gesichtspunkten zugeordnet:

2. Sicherstellung einer möglichst umfassenden Versorgung der Bevölkerung mit einem vielfältigen Angebot und programmbegleitenden Diensten des privaten Rundfunks
Siehe: http://www.lfm-nrw.de/fileadmin/lfm-nrw/Medienrecht/lmg2009.pdf

Die faktische Situation in der nordrhein-westfälischen Rundfunklandschaft steht in einem eklatanten Widerspruch zur Grundintention des Landesmediengesetzes!
 
Ich würde die von Dir zitierte Aussage: genau entgegengesetzt interpretieren. Es scheint eher so, als würde die LfM die Verantwortlichen von Radio NRW hofieren.

Das sehe ich ehrlich gesagt weniger kritisch. Ich will die gute LfM damit nicht in Schutz nehmen, ein Fazit kann man zwar erst final ziehen, sobald ein Bewerber den Zuschlag bekommen hat, allerdings sehe ich den Rundfunk in NRW auch sehr kritisch (und Gefallen daran finde ich ehrlicherweise nicht). Aber eben nicht auf Grund dieser Aussage. Ich interpretiere die Aussage (es handelt sich hier ja noch nicht einmal um ein direktes, sondern ein indirektes Zitat, der direkte Wortlaut daher wäre auch sehr interessant) eher dahingehend, dass man es sehrwohl beobachtet, dass Bewerber sich versuchen in Stellung zu bringen. Das ist weder außergewöhnlich noch verboten und gerade etablierte Sender und Tageszeitungen sind da ganz weit vorne - und das nicht einmal nur in NRW. Die kritische Würdigung dafür gab es bereits in dem Satz zuvor: "'Die sollen aber das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist', warnt er. Das Gesetz schreibe Medienvielfalt vor, die hinter RadioNRW stehenden Verleger hätten aber schon ein gewichtiges Wort im Land." Das ist für mich eigentlich schon eine sehr klare Ansage.
 
Im Programm der Piraten steht tatsächlich etwas zu dieser Problematik:

Medienkonzentrationsrecht
Die NRW-Piraten treten für Meinungsvielfalt und gegen Monopolbildung im Mediensektor ein. Die Neuregelung des Landesmediengesetzes lehnen wir ab. Sie ermöglicht Zeitungsverlagen die Kontrolle privater TV-Anbieter und begünstigt damit Informations- und Meinungskartelle. Wer im Printbereich lokal eine Meinungsmacht innehat, soll nicht gleichzeitig auch den lokal vorherrschenden Privatsender betreiben dürfen. So wird einer gleichgeschalteten Propaganda von marktbeherrschenden Unternehmen vorgebeugt und eine Vielfalt der Perspektiven und Meinungen in den Medien gesichert. (Quelle: http://wiki.piratenpartei.de/NRW-Web:Wahlprogramm_Landtagswahl_NRW_2010#Medienkonzentrationsrecht)

Nungut, Papier ist geduldig und zur Umsetzung wird es wohl eh nicht kommen, denn auch in NRW verhält sich der Wähler meist getreu dem Adenauerschen Motto: Keine Experimente! ;)

Ich halte das ehrlicherweise auch für blödsinnig. Offenbar konzentriert man sich bei der Piratenpartei zu sehr auf das Internet und beschäftigt sich nicht mit anderen technischen Möglichkeiten. Hier wird nur Kritik geübt an einer in Deutschland üblichen Situation, nämlich der Beteiligung von Zeitungsverlegern an Radiosendern. Stattdessen wäre die Schaffung einer breiteren Anbietervielfalt ein wesentlich sinnvollerer Schritt. Das kann nun erledigt werden über den Zuschlag an einen weiteren tatsächlich unabhängigen Anbieter bei der neuen Privatfunkkette, kann aber auch noch weitergehen. Nordrhein-Westfalen hinkt bei DAB+ deutlich nach, gerade diese Technik könnte aber eine Anbietervielfalt schaffen (andere Länder sind da ja zum Teil auch schon weiter). Statt Enteignung (das ist hiernach vorgesehen) könnte man die UKW-Frequenzen frei machen für Offene Kanäle wie in anderen Bundesländern auch. Das Abschaltdatum für 2015 wurde ja ersatzlos gestrichen, das heißt allerdings auch nicht, dass dieses nicht auf Länderebene eingeführt werden könnte (Bundesrecht bricht bekanntlich Länderrecht, was allerdings im Bundesrecht nicht verboten bzw. konträr geregelt ist, kann im Landesrecht zumindest für jedes einzelne Bundesland geregelt werden). Ich sehe also ehrlicherweise nicht, wieso man hier mit Verboten arbeiten will, während es auch andere Optionen gäbe. Meines Erachtens nicht wirklich fortschrittlich gedacht.

Im Übrigen haben wir eine ähnliche Diskussion ja gerade hinsichtlich der Aktivitäten der Öffentlich-rechtlichen im Netz. Wäre man konsequent müssten die Piraten dann auch das Anliegen der Verleger teilen, dass sich ARD und ZDF dort am besten komplett zurückziehen, denn - soviel darf man auch zugeben - haben diese zweifelsohne dort eine nicht geringe Meinungsmacht (ich möchte aber ehrlicherweise nicht, dass sich hier die Verleger durchsetzen).

Wer einen Radiosender betreibt ist mir also relativ egal, solange man für eine breite Meinungs- und Anbietervielfalt sorgt. Daran dürfen sich gerne Verleger, Öffentlich-rechtliche sowie andere Medienkonzerne beteiligen. Um nicht falsch verstanden zu werden: die Radiolandschaft in NRW sehe ich - wie im vorherigen Beitrag und weiteren, an anderen Stellen im Forum zuvor, geäußert - durchaus auch sehr kritisch, aber deswegen muss man noch lange nicht mit Verboten oder gar Enteignungen arbeiten.
 
Ein bewährtes Konzept. Hat der NDR damals mit NDR5 AKA NJOY auch so gemacht.

Bestreite ich auch nicht. Aber nur weil sich alle versuchen in Stellung zu bringen und es im einen oder anderen Fall auch funktioniert hat, muss es nicht grundsätzlich schlimm sein. Es kommt halt auch darauf an, wieviel Gehör man den entsprechenden Sendern gibt und ob man auch dementsprechend handelt oder sich doch nicht davon beeinflussen lässt.
 
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