Parodien im Radio

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Katia_06

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Hallo an alle :)

im Zuge meiner Abschlussarbeit im Bereich Sprechwissenschaft/Medienkommunikation bin ich auf die Radioforen aufmerksam geworden. Für mein Thema suche ich ganz dringend Parodien von Radiosprechern bzw. Radiosendungen. Die Arbeit ist eingebettet in ein Radioforschungsprojekt zur Ästhetik und Qualität im modernen Hörfunk.
Ich weiß, hier gibt es schon einige Beiträge zum Thema (bspw. die Morningshow von Matthias Mattuschik), aber das reicht leider noch lange nicht aus um aussagekräftige Vergleiche anzustellen. Vielleicht kennt ihr ja noch weitere Parodien, Imitationen usw., in denen gezielt der moderne Hörfunk dargestellt wird. Ich freue mich über jede kleine Anregung und danke euch schon mal im Voraus.
 
DT64, das ehemalige DDR-Jugendradio hat im Jahr 1992 mal den ganzen Tag "Superradio 2000" gesendet. Man hat den späteren Privatfunk parodiert, der seit der Abschaltung auf den UKW-Frequenzen von DT64 sendet. Es wurden sogar eigene Fake-Werbespots gesendet.
http://www.radio-geschichte-dt64.de/091216.html
 
@ CosmicKaizer: Kennst du vielleicht zufällig auch ein paar Links zu den damaligen Aufnahmen? Ansonsten müsste ich mich mal an den MDR wenden.

@ Mannis Fan: Interessante Behauptung:) Hast du denn genaue Beispiele im Sinn, in denen Radiosender Parodien von anderen Radiosendern sind und Moderatoren Parodien von anderen Moderatoren?
 
Du hörst nicht viel Radio, oder, Katia?

Was Mannis Fan hier meint, lag mir bereits gestern vor ihm in den Fingern, ich habe mich allerdings nicht getraut, das von mir zu geben, da sich weit drastischere Worte in meinem Kopf geformt hatten. Dementsprechend musste ich breint grinsen, als ich seinen Beitrag las und damit meinen eigenen Gedanken.

Die Anspielung dürfte sich ziemlich sicher auf die Tatsache beziehen, dass es einen weit verbreiteten Ideen-, Format und Stilklau gibt. Das beginnt mit schmalspuriger Musikauswahl und sich entsprechend ewig wiederholenden Inhalten, erstreckt sich über die Gestaltung von Logos und Webangeboten bis hin zu den hör- und lesbaren Claims, mit denen sich die einzelnen Marken einzuprägen versuchen. Geht solcher Klau zu weit, streitet man sich auch mal vor Gericht. Im Grunde wird aber auch einfach gern gewartet, bis eine Marke von einem konkreten Merkmal wieder abrückt, um es dann selbst zu übernehmen. Wahnsinnig kreativ!

Angst vor Veränderungen, fehlender Mut zur Öffnung von Horizonten (auch des der Hörer) und damit verbunden die Angst vor sinkender Reichweite und entsprechend schwinden Werbeeinnahmen lassen jeden Wettbewerb auf der Stelle treten und verhindern echte Entwicklung. Damit sich dennoch was bewegt, hält sich Branche einen faulen Zahlenschwindel names MA, aus der regelmäßig selbst die letzte Funzel mit nur einem Hörer pro Stunde als Gwinner sowie Branchen- und Marktführer hervorgeht.

Betrachtet man den Arbeitsmarkt der Branche, dürfte sich zudem der Eindruck einstellen, Hörrundfunk in Deutschland wäre ausschließlich von Bildungselite durchsetzt. Bis auf wenige Ausnahmen liefert
der moderne Hörfunk
aber beim Hören dieses Bild nun gerade nicht.

Alles zusammen genommen ist der Hörrundfunk in weiten Bereichen alles Mögliche, von Farce über Realsatire bis zur Parodie seiner selbst.
 
@Katia
Es gibt sicher Sender, die sind und waren stilprägend; ebenso kennt jeder den einen oder anderen Moderator, auf den er schwört.
Und jetzt denk mal darüber nach, wieviele Sender andere (erfolgreiche) Sender imitieren; und wieviele Moderatoren versuchen, so zu klingen wie die großen Meister? Dann weißt Du, was ich meine.
Dea hat das ganz richtig erklärt.
 
@Katia: Der Zustand des deutschen Radio ist einfach so traurig, daß man es gar nicht mehr schaffen würde, selbst wenn man es wollte, sich selbst auf den Arm zu nehmen.

Ganz anders hingegen sieht es in UK aus. Dort wurde Anfang des Jahres auf BBC Radio 4 noch einmal eine sechsteilige Comedy-Serie ausgestrahlt, die genau das tut. "Continuity" spielt ganz wunderbar mit den Mitteln und Formen des eigenen Senders. Ein Announcer sendet Programmhinweise zu völlig abstrusen Programmen, gerät zwischendurch ein wenig ins Philosophieren und erzählt im Verlauf der sechs Folgen aus seinem traurigen Leben. Die Folgen sind so produziert (ohne An- oder Absage) als wäre es die wirkliche Fortführung des eigentlichen Programms. Das war ganz großes Radio-Kino. Hierzuland leider undenkbar.
 
Kann eure Gedanken gut nachvollziehen, muss aber glaube ich nochmal genauer erklären, was EIGENTLICH meine Intention für den Aufruf war...

Mir geht es nicht um eine qualitative Einschätzung oder Beurteilung deutscher Hörfunksendungen bzw. -sprecher, sondern vielmehr um die Beschreibung sprecherischer Mittel. Da zur Realisierung einer Parodie im Allgemeinen bestimmte Stilmittel, sprecherische Mittel etc. besonders hervorgehoben werden, möchte ich versuchen, diese Übertreibung zu nutzen, um zu den ursprünglichen sprecherischen Charakteristika von Rundfunksprechern in Deutschland zu gelangen.
Meine Arbeit ist dabei nur ein kleiner Teil des bereits genannten Radioforschungsprojektes, in dem es die unterschiedlichsten Untersuchungen geben wird, z. B. zur sprecherischen Umsetzung von Moderationen am Beispiel ausgewühlter Formate oder auch zum Einfluss der stimmlichen Leistung von Sprechern im Hörfunk.

Ich danke euch deshalb noch einmal für die bereits gefundenen Beispiele von Parodien und freue mich, wenn ihr mir noch weitere Tipps und Links zu Parodien über Radiosendungen oder -sprecher sendet:)
 
@Katia: Es wurde, denke ich, schon verstanden was Du meinst. Das Problem bei der Sache ist nur, daß man sich nur über etwas lustig machen kann, was man nicht ernst nimmt. Aber die Dudelsender nehmen sich nun mal leider ganz furchtbar ernst und wichtig. Wenn sie sich über sich selbst lustig machen WOLLTEN müßten sie über sich selbst nachdenken. Und dann würde ihnen klar was für einen Mist sie da auf ihre Hörer tagtäglichen los lassen.
Daher kann eine von Dir erwünschte Eigenparodie gar nicht stattfinden.

Zu weiteren Gedanken gebe ich an unseren kompeteten Mitarbeiter im Witzzentrum weiter. Der hat die lustigsten Zoten der 80er, 90er und von gestern.
 
@Katia
Unfreiwillig, weil es wohl nur ein Vertipper war, hast Du selbst ein Beispiel dafür geliefert, was Parodie von Parodie ist:
am Beispiel ausgewühlter Formate

Das ist nämlich das Problem unserer Formatradios, dass ihre Formate ziemlich ausgewühlt sind.:D
 
... dass ihre Formate ziemlich ausgewühlt sind.:D

...was wiederum manchen Mitschreiber (mich eingeschlossen) hier aufwühlt :D

Ich erinnere mich noch an zwei Parodien, aber auch die sind schon Jahrzehnte her - der NDR hat sich - mindestens einmal, Ende '83 - selbst auf die Schippe genommen. Damals lief abends immer "Der Club", am 30.12.1983 gab es dann mal eine Sondersendung namens "Club Kaputt" bei der der Name Programm war :)

Der WDR hatte, ebenfalls in den 80ern, mal ein kleines Hörspiel im Programm, mit dem er - unfreiwillig oder nicht - die Zukunft voraus nahm: es stllte eine Praktikantin bei ihrem ersten Moderationsversuch auf dem Sender dar. Heute kann ich nur noch traurig mit dem Kopfe nickend dem bereits geschriebenen zustimmen...

LG

McCavity
 
Irgendwo auf einer MD habe ich eine sehr lustige Parodie auf NDR 2 mit Willem und Carlo von Tiedemann, produziert vom FFN Frühstyxradio (Anfang der 90er?). Willems Genuschel und Carlos betuliche Wichtigkeit - sehr schön parodiert! :D Wenn ich es finde, stelle ich es mal hier rein.
 
hab leider keine Links dazu, aber MDR Sputnik oder vielleicht noch eher Fritz oder radioeins vom rbb können vielleicht weiterhelfen.
 
Keine "Parodie" im gewünschten Sinne, aber immerhin ein kleiner Seitenhieb aufs eigene Programm.

(Zum Verständnis: "The Archers" ist die seit 1951 laufende tägliche Seifenoper im BBC Radio.)
 

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  • BBC4_20120325.mp3
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Ist das hier ne Parodie?
http://www.wdr3.de/open-pop-drei/details/artikel/das-radio-ist-nicht-sibirien.html

Bei WDR3 lief es als "Hörspiel".
Darin: Ein vom Formatradio genervter Moderator, der seinen Hörern zu erklären versucht, warum sein Programm ist, wie es ist.
Leider mit einem recht podcastig verhaltenen Moderator. Mir hätte es noch besser gefallen, wenn da einer auch moderiert hätte, wie es die modernen Radioberater für geraten halten.

In der Sache aber steckt da viel Wahres und wunderbar Pointiertes drin. Jedenfalls schön und mutig, dass WDR3 sowas spielt! Hörenswert.
 
Da stimme ich dir voll zu und ja, leider beläuft sich seine Kritik eher auf den Inhalt bzw. die heute so weit verbreiteten Standardprinzipien für Programme und Sendungen als auf die Stilistik von Sprechern selbst. Erinnert mich ein bisschen an Walulis ("Der typische Tatort in 123 Sekunden"), der dafür kürzlich den Grimme-Preis bekommen hat. Bin mir auch nicht sicher, ob der WDR 3-Beitrag eine Parodie ist und würde ihn wohl eher in die Satire einordnen, aber da sind die Grenzen ja oft fließend! Danke dir auf jeden Fall dafür....
 
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