Verkehrsfunk im Radio

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hier mal ein paar eingängliche Anstöße, zu denen wir uns vielleicht mal Gedanken machen könnten:
- Einige ÖR-Anstalten in Deutschland (der WDR z.B.) veranstalten nur in einem einzigen Radioprogramm einen vollen Verkehrsdienst: Das heißt, es gibt halbstündlich aktuelle Meldungen, Staus, Behinderungen und auch Gefahrenhinweise. Für letztgenannte unterbricht er auch im Zweifelsfall sein Programm. Dieser eine „Verkehrssender“ verwendet auch wunderbar TA und TP, sein Hörer hat sozusagen den höchst möglichen Komfort.
Die anderen Programme dieser Anstalt, so sie überhaupt einen Verkehrsfunk senden, bringen diesen meist auch halbstündlich, jedoch ohne Gefahrenmeldungen, für welche dann natürlich das Programm auch nicht explizit unterbrochen wird. TP und TA verwenden diese Wellen nicht dazu, ihren eigenen Verkehrsdienst kenntlich zu machen, sondern meist nur dazu, um bei Bedarf via EON auf das Programm mit dem vollen Verkehrsfunk umzuschalten.
Frage: Was nützt dieser „Pseudo-Verkehrsfunk“? Ich erkenne irgendwie keinen wirklichen Sinn. Die könnten ihn doch auch gleich ganz aus dem Programm werfen und eben, wenn das der Autofahrer so eingestellt hat, immer den Verkehrsservice der anderen Welle zuschalten?

Weitere Fragen:
- Was nützen bitte Blitzermeldungen? Schließlich fährt man doch vorsichtiger und bewusster, wenn man nicht weiß, wo die Geschwindigkeit kontrolliert werden könnte.
- Besteht ein beschreibbarer Vorteil, wenn statt dem Moderator oder Nachrichtensprecher ein Redakteur aus der Verkehrsredaktion die Meldungen liest?
- Sinn von Musikbetten unter dem Verkehrsdienst?
- Brauchen wir morgens und nachmittags, also zu den klassischen Drivetimes, wirklich viertelstündlich aktuelle Verkehrshinweise?

Und jetzt freue ich mich auf all die schönen Kommentare…
 
Auch ich erkenne den Sinn von "Verkehrssendern", die nicht mit Sofortmeldungen aufwarten können, wenn es die Lage erfordert, nicht. Wenn mein Autoradio bei einem Programm hängenbleibt, das als "TP" ausgewiesen ist, erwarte ich doch, daß ich regional umfassend über die Verkehrslage und vor allem über Gefahren informiert werde. Wenn dann z.B. keine Geisterfahrer sofort gemeldet werden, ist das eine sehr, sehr trügerische Sicherheit. Es betrifft bei manchen Anstalten soweit ich das überblicke sogar alle Wellen.

Dafür haben wir doch aber seit Jahren schon EON und das müßte sich inzwischen sehr weit durchgesetzt haben auf der Empfängerseite. Wie wenige Leute fahren noch die Autos und die Radios von vor 15 Jahren spazieren? Also: bitte einen Verkehrsfunk, und zwar regional richtig (bei Mehrländeranstalten also auf der jeweiligen Landeswellen-Kette!) - und den dann auf allen anderen Wellen der Anstalt via EON signalisieren, ebenfalls regional richtig, soweit möglich (UKW-Standorte müssen nicht zwangsläufig identisch sein).

Kommt das nächste Problem: Musikbetten unter den Meldungen. Machen es meiner Meinung nach schwerer verständlich und, sind bei EON-Anwendung aber auch thematisch massiv störend (wenn man z.B. aus einem Hörspiel auf der Kulturwelle gerissen wird und dann der akustische Krieg der Popwelle losballert), das ist aber auch beim Abspielen eigener Tonträger mit EON-Unterbrechung so. Böte die Anstalt nur einen Service für alle Ketten, dann wäre der am sinnvollsten neutral, also ohne Bett anzubieten.

Das ganze bitte wirklich so schlank wie möglich, also ohne Verkehrszentrumsgedöns und endlose Übergaben. Und EON wäre auch ein guter Fingerzeig, es mal wieder mit zeitrichtiger Signalisation zu versuchen und nicht ewig vorher zu beginnen / ewig später abzuklingeln.

Abgesehen davon: wie weit sind inzwischen eigentlich Navis verbreitet, die einem das alles ausm TMC ziehen und selbst vorlesen? Muß ich als nicht-Autobesitzer mal fragen.
 
Einige Radiosender wie Hit-Radio Antenne oder auch Radio Brocken haben jetzt eine Echtzeitmessung eingeführt. Mit ihr soll man in Erfahrung bringen, wie viel Zeit man mehr für einen Stau einplanen muss. Der Sinn erschließt sich mir nicht so ganz, denn kein Stau ist doch in irgendeiner Form berechenbar. Für mich ist das alles Kokolores und verlassen würde ich mich auf so etwas nicht.

Zudem ist das schon ein alter Hut, denn eine Art Zeitsparer Verkehr hat es auch schon vor knapp 10 Jahren gegeben.

 
In den NL radios wird auch oft gesagt, wie lange man/frau für die Strecke mit Stau benötigt...ich kann da nix mit anfangen...lieber man sagt mir, der Stau sei 7 Kilometer lang und ich werfe die Kaffeemaschiene im Auto an...
 
Wäre es aufgrund der angesprochenen Problematik nun also sinnvoll, auf den Popwellen SWR3, NDR 2, MDR Jump etc., die ja ein recht großes Sendegebiet zu versorgen haben, was oft einen recht langen Verkehrsservice mit sich zieht, also keinen Verkehrsdienst mehr zu senden und stattdessen mit EON auf die Landeswellen zu schalten?
 
Spontane Antwort von mir: ja, nehmts auf die Landeswellen, laßt es gebietstechnisch entsprechend der anzunehmenden UKW-Reichweite / Verweildauer im Nachbarland erweitern, so daß jemand, der z.B. in 15 Minuten über die Landesgrenze hinaus ist, auch den Stau da drüben noch mitbekommt und verlinkt es auf allen anderen Wellen der Anstalt in dieser Region per EON.

Aber da gehts schon los: der Service müßte so neutral abgehalten werden, daß er nicht der gebenden Welle zugeordnet werden kann. Warum? Wegen des Nachbar-Threads über die "Coolness". Wie "uncool" kommt es, wenn abends aufm Parkplatz vorm McDonalds aus dem tiefergelegten Renn-Polo mit Spoiler, abgedunkelten Heckscheiben und Doppelrohr-Edelstahl-Sportauspuff plötzlich das softe Servicebett der Heimatwelle erschallt, da der Protagonist z.B. im MDR-Gebiet unterwegs ist und ab und an Jump laufen hat, wo nun dieser Service durchgestellt würde? Der Junge wäre doch unrettbar "unten durch" bei seinen coolen Kumpels. Möglicherweise verlöre er ob der Blamage auch noch seine "Freundin". Unvorstellbar? Ich habe mir da schon derbe Dinge erzählen lassen müssen.

Also, wenn "zentraler Service", dann wie einst der auf SWF 3 nach den Nachrichten: Pieeep .... "SWF 3 Radiodienst aus Baden-Baden" ... [Meldungen] ... Pieeep. Mit nix drunter. Und präzise am Anfang und Ende signalisiert.


Ein anderer Ansatz wäre aber der folgende, für mich auch möglich: nimm die niveaumäßig mieseste Welle, also die Knallerballer-Welle der jeweiligen Anstalt. Dort stören die ständigen Unterbrechungen wegen Geisterfahrern am wenigsten, weil eh alles egal ist. Wer sich ein Hörspiel auf der Kulturwelle mit Meldungen anreichern lassen will, bekommt dann halt das durchgeschaltet. Auf Kulturwellen kann man Service zu jedem beliebigen Zeitpunkt doch gar nicht anbieten aufgrund der gesendeten Werke. Doch auch in diesem Fall müßte man den Service neutral anbieten und hätte ob des völlig unterschiedlichen Soundprocessings von Kultur- und Popwelle wohl immer einen brutalen Effekt beim Umschalten.
 
Abgesehen davon: wie weit sind inzwischen eigentlich Navis verbreitet, die einem das alles ausm TMC ziehen und selbst vorlesen? Muß ich als nicht-Autobesitzer mal fragen.

Zur Verbreitung kann ich nichts sagen, gehe aber mal davon aus, dass inzwischen die meisten typischen Außendienstler-Autos (Audi A4/A6, BMW 3er/5er, Mercedes C- und E-Klasse) mit sowas bestellt werden, die Oberklasse sowieso.

Wenn ich zu einer Fahrt außerhalb Berlins aufbreche, fahre ich grundsätzlich navigeführt, selbst wenn ich die Wege meistens genau kenne. Dann habe ich einfach den Vorteil, dass mir aktuelle Probleme in die Route eingearbeitet werden, sofern die TMC-Datenpflege gut genug betrieben wird. Mir muss das Gerät ja nicht die Störungen vorlesen, sondern es reicht ja, wenn ich genau dann von der Autobahn runtergelotst werde, wenn die Umfahrung des Staus schneller geht als das Verbleiben im Stau. Manchmal bin ich auch mutwillig auf der Autobahn draufgeblieben, weil ich wusste, dass da z.B. eine Verdichtung auf eine Spur an einer Tagesbaustelle besteht, dass aber aufgrund geringer Verkehrsdichte nicht mit einem ernsthaften Stau zu rechnen ist.

Früher war das furchtbar, wenn man im MDR-Sendegebiet Figaro gehört hat und dann Verkehr von Jump durchgeschaltet wurde...

Matthias
 
Frage: Was nützt dieser „Pseudo-Verkehrsfunk“? Ich erkenne irgendwie keinen wirklichen Sinn. Die könnten ihn doch auch gleich ganz aus dem Programm werfen und eben, wenn das der Autofahrer so eingestellt hat, immer den Verkehrsservice der anderen Welle zuschalten?

Diese Frage stelle ich mir vor allem beim Deutschlandfunk. Der Verkehrsservice dort ist reine Zeitverschwendung. Die Sendezeit, die dafür draufgeht, könnte man mit etwas sinnvollerem füllen. Was bringt es mir, wenn ich einmal (selten zweimal) stündlich "Staus und stockenden Verkehr ab 5 km Länge" zu hören bekomme? Ein bundesweiter Verkehrsservice in allen Details ist in Deutschland nunmal nicht machbar.

- Was nützen bitte Blitzermeldungen? Schließlich fährt man doch vorsichtiger und bewusster, wenn man nicht weiß, wo die Geschwindigkeit kontrolliert werden könnte.

Blitzermeldungen sind reine Marketingsache. Ob sie stimmen oder nicht ist völlig egal, aber der Hörer hat ein "gutes Gefühl". Beispiel Antenne Bayern: Es ist - wie beim Deutschlandfunk mit dem Verkehr allgemein - nicht möglich, alle Blitzer in Bayern zu melden. Deshalb gibt es "die neuesten Blitzer nur auf Antenne Bayern". Man beachte: "die neuesten", aber nicht alle. Reines Marketing.

- Besteht ein beschreibbarer Vorteil, wenn statt dem Moderator oder Nachrichtensprecher ein Redakteur aus der Verkehrsredaktion die Meldungen liest?

Auch das ist reines Marketing. Der Hörer denkst sich: "Wow, die haben extra einen für den Verkehrsservice. Der kümmert sich nur um den Verkehr, daher muss der Service besser sein.".
 
wie weit sind inzwischen eigentlich Navis verbreitet, die einem das alles ausm TMC ziehen und selbst vorlesen? Muß ich als nicht-Autobesitzer mal fragen.

Das ist noch nicht so verbreitet, da Navis und Smartphones mit Staumeldungen per TMC, TMCpro, oder Internet erst seit 2, 3 Jahren außerhalb der NaviOberklasse in Menge verkauft werden.

Ansonsten ist das für mich klar die Zukunft: Das Navi liest nur die Meldungen die Route betreffend vor, berechnet den Zeitverlust und vergleicht ihn mit einer Ausweichroute. Die Ausweichroute kann man dann auch gleich manuell oder automatisch wählen. Oder auch nicht. Hat man Vertrauen zum Gerät gefasst, kann man das Navi auch ohne jede Ansage machen lassen. Lediglich bei größeren Abweichungen wird noch auf die spätere Ankunftszeit hingewiesen. Theoretisch funktioniert das bei neueren Geräten auch wie beschrieben. Das Hauptproblem für jeden Verkehrsfunk ist aber immer die Qualität der Angaben:
http://forum.pocketnavigation.de/fo...-android/1165631-traffic-live-fuer-die-tonne/
 
Diese Frage stelle ich mir vor allem beim Deutschlandfunk. Der Verkehrsservice dort ist reine Zeitverschwendung. Die Sendezeit, die dafür draufgeht, könnte man mit etwas sinnvollerem füllen. Was bringt es mir, wenn ich einmal (selten zweimal) stündlich "Staus und stockenden Verkehr ab 5 km Länge" zu hören bekomme? Ein bundesweiter Verkehrsservice in allen Details ist in Deutschland nunmal nicht machbar.
Beim DLF habe ich sowieso manchmal das dumpfe Gefühl, die sendeten mit Vorliebe v.A. Staus aus NRW. Vielleicht denke ich das mir aber nur, weil es eben dort so viele Staus gibt?
Dennoch ist der DLF-Verkehrsservice noch einer der letzten, die ohne Musikbett, Geclaime und Blitzermeldungen auskommen.
 
Da hier gerade von Verkehrszentren die rede warwürde mich doch mal interessieren, ob diese leute in den sogenannten Verkehrsbüros oder auch Verkehrsleitstellen sich wirklich nur um den Verkehr kümmern?
Wie schnell bekommen denn diese Leute die aktuellen Stau- oder Gefahrenmeldungen Etc. auf ihre Rechner.
Weshalb sind diese heutzutage oftmals noch veraltet? Hat hier im Forum da jemand bissel Erfahrung?;) Gruß
Sunshiner
 
Ich kann nur berichten, wie es in Berlin ist: Da gab es bei der Polizei eine Verkehrsregelungszentrale aus dem Jahre 1961, die immer mal wieder technisch überholt und ergänzt wurde. Irgendwann aber wurde eine komplette Neugestaltung nötig. In diesem Zusammenhang wechselte die Zuständigkeit von der Berliner Polizei zum Berliner Senat, wo eine neue Behörde namens "Verkehrslenkung Berlin" eingerichtet wurde, die zugleich auch oberste Berliner Planungsbehörde im Verkehrsbereich ist. In Räumlichkeiten des Flughafens Tempelhof, damals noch in Betrieb, wurde 2004 nach fünfjähriger Vorbereitungszeit die neue Verkehrsregelungszentrale in Betrieb genommen. Da man sich dort nicht nur auf die Fernsteuerung der Ampeln beschränken, sondern ein sehr viel besseres Lagebild als vorher haben wollte, holte man sich einen Partner aus der privaten Wirtschaft ins Boot, nämlich ein Konsortium aus Daimler und Siemens. Die wichtigsten Berliner Straßen, einschließlich der Stadtautobahn, wurden mit Kameras und Sensoren ausgerüstet, so dass die Mitarbeiter dort genau sehen können, wie der Verkehr läuft. Außerdem laufen dort auch die Informationen bezüglich Baustellen und sonstiger verkehrsbeeinflussender Faktoren zusammen, und es besteht natürlich auch ein enger Informationsaustausch mit Bahn und BVG.

Diese Zentrale dient also dazu, den Verkehr in Berlin besser zu steuern und zu regeln, nicht nur im Normalbetrieb, sondern auch bei besonderen Lagen. Um auch die Verkehrsteilnehmer draußen besser als vorher zu informieren, wurde der Verkehrsregelungszentrale die Verkehrsinformationszentrale angegliedert, die anfänglich den irreführenden Namen "Verkehrsmanagementzentrale" trug. Sie befindet sich eine Etage höher hinter Glasscheiben, so dass man aus der Verkehrsinformationszentrale in die Verkehrsregelungszentrale schauen kann. Bei besonderen Lagen (vor allem bei besonders sicherheitsrelevanten Staatsbesuchen) werden allerdings Jalousien heruntergelassen, damit man aus der Verkehrsinformationszentrale (kein Sicherheitsbereich) nicht auf die vielen Monitore schauen kann und z.B. keine Informationen über die genauen Routen eines gefährdeten Staatsgastes erhält.

In der Verkehrsinformationszentrale arbeiten zwei Redakteure, die dort die Meldungen aus der Verkehrsregelungszentrale, aus weiteren Behörden, von der Bahn, der BVG usw. zusammentragen und für die Medien und das Internet aufbereiten. Außerdem sitzt dort der jeweilige Verkehrs-Präsentator, der sich live auf Radio Berlin 88,8 im rbb meldet. Das bedeutet: Dieser Mitarbeiter oder diese Mitarbeiterin hat zwischen den Schaltungen genug Zeit, die Informationen zusammenzutragen, kann aber auch mal einen Blick in ein gutes Buch werfen. Mal eben vor die Tür gehen ist nicht, weil ja ein Falschfahrer kommen könnte.

Vermutlich könnte man diesen Arbeitsplatz einsparen und die Verkehrsmeldungen einfach durch den jeweiligen Moderator im Studio vom Monitor ablesen lassen, aber vermutlich klingt es einfach kompetenter, wenn man zu Sven Blümel in die Verkehrsinformationszentrale schaltet, der auf seiner großen Monitorwand genau sieht, dass auf der Rudolf-Wissell-Brücke gerade ein blauer Lkw liegengeblieben ist und es dort daher zehn Minuten länger dauert.

Matthias
 
@ Pianist_berlin,
danke für die Infos. Also kümmern sich die leute, die in solchen Büros sitzen tatsächlich nur um den Verkehr. Was ich allerdings noch nicht so Verstehe ist, weshalb diese Meldungen oftmals veraltet sind?
Bei den vielen Kommunikationsmöglichkeiten heutzutage müsste es doch eigentlich möglich sein, jede kleine Veränderung sofort weiter zu leiten. Gruß
Sunshiner
 
@ Pianist_Berlin:
Vielen Dank für die sehr ausführlichen Informationen über das Verkehrsleitwesen der Hauptstadt.

Insachen Kompetenz bezüglich der Verkehrsdienstpräsentatoren hat Radio Berlin 88acht meiner Ansicht nach einen der besten Wege gewählt: Sven Blümel aus der – ich kenne es noch unter dem alten Namen – Verkehrsmanagementzentrale klingt doch irgendwie kompetenter als der „Stau-Stefan“ oder auch der „Tacho-Tim“ von BB-Radio (wobei ich diese Idee doch recht originell finde).
 
Ist schon wunderbar, wie alle Themen für mich auf einmal zueinander passen. Auch an dieser Stelle sei noch einmal die Studie zum Studentenradio hingewiesen, die noch einmal hervorhebt, wie wichtig - zumindest für Studenten - Verkehrsfunk ist. Verkehrsfunk kann einen unheimlich hohen Stellenwert gerade für mobile Hörer einnehmen, deren Anspruch es ist, über wichtige Neuigkeiten im Verkehr (Stau, Unfall, Falschfahrer), je nach Wichtigkeitsgrad, so schnell wie möglich informiert zu werden. Aus diesem Standpunkt heraus ist es absolut nicht nachvollziehbar, weshalb viele Sender diesen Faktor komplett fallen lassen.

Um dem Beitrag mit einer Anekdote zu beenden: Vor kurzem fuhr ich durch Rheinland-Pfalz Richtung Frankreich. Für gewöhnlich höre ich im Radio über längere Strecken meist ohnehin CD, da gerade die Fahrten in NRW grausam sind und in Rheinland-Pfalz sagten mir gerade auf längerer Strecke die Radiosender nicht besonders zu. Um dennoch über Gefahrenmeldungen informiert zu werden, ggf. auch noch die Nachrichten mitzunehmen gibt es in diversen Autoradios mittlerweile ja die Möglichkeit, dass die CD kurz unterbrochen wird, bis es weitergeht mit dem normalen Programm. Eigentlich super und bei vielen Radiosendern auch kein großes Problem. Nun hatte ich tatsächlich bigFM vorher gehört, weil ich den Sender schon lange nicht mehr hörte und den Sender, um ihn beurteilen zu können, ja auch kennen muss. Das hat sich dann auch ausgezahlt. Statt mich über die aktuelle Verkehrssituation zu informieren oder vielleicht noch zusätzlich Nachrichten, wurde ich über die hippsten und trendigsten Styles sowie die schönen und Schattenseiten der Stars informiert. Für mich war das ehrlicherweise am Ende echt ein Trauerspiel. Glaubte ich beim ersten Mal noch an einen Fehler (ich blieb also auf dem Sender, um nachvollziehen zu können, ob es tatsächlich ein Fehler war oder nur mein Kopf der mich vielleicht täuschte), wurde mir während der Fahrt immer klarer, dass der Sender diese Funktion des Autoradios gerne beliebig einsetzt (einmal sogar erst nach den wichtigen Starnews) und sie daher vollkommen unwichtig wird für den Verkehrsfunk und vermutlich eher neue Hörer anlocken soll. Obwohl ich einiges an dem Sender nicht mag, würde ich ihn vielleicht auf Grund der Musikauswahl dennoch hin und wieder hören. Hier wurde aber für mich die Grenze des Zumutbaren deutlich überschritten. Sollte sich daran nichts ändern, bleibt der Sender, abgesehen davon, wenn ich tatsächlich mich mal auf den aktuellen Stand bringen möchte, nun komplett tabu.
 
Zuerst einmal zur Berechtigung der Verkehrshinweise:
Die Hörer erwarten in einem Vollprogramm den Dreiklang aus Nachrichten, Wetter und Verkehr. Sogar die Hörer der sog. Jugendwellen erwarten das, obwohl sie noch gar keinen Führerschein haben. Die Verkehrslage ist Stammtisch- und Smalltalkthema wie das Wetter oder die Fußballergebnisse vom Wochenende.
"Boah, war das wieder voll heute auf dem Kölner Ring. Was war denn da los?" "Im Radio haben Sie gesagt, da war wohl ein schlimmer LKW-Unfall mit Vollsperrung etc...."
Jede Verkehrsredaktion, die ihr Handwerk ernst nimmt, versorgt die Hörer also nicht nur mit Information, sondern auch mit Unterhaltung.
Stau ist zumindest hier im Westen ein Tagesbegleiter. Und die Meldungen helfen immer, die Belastung einzusortieren (voll, schlimmer, chaotisch).

Dazu dienen dann die Regeldurchsagen. In NRW können ohnehin nur ganz selten alle Störungen verlesen werden. Wie viel Zeit dafür zur Verfügung steht, regelt jede Welle selbst (WDR). Parallel dazu wurden neue Verbreitungswege geschaffen, die permanent und ohne Einschränkung über die Verkehrslage informieren. Die WDR-Verkehrsseite ist die meist aufgerufene Einzelseite im Gesamtangebot. Kostenlose Telefonservices, Durchsagen auf der Mittelwelle, bundesweit über 20 Millionen TMC-fähige Navigationsgeräte.
Die Durchsage ist eigentlich nur noch ein Stau-Barometer. Details bekommt man permanent auch mobil.

Der ganze Datenbestand will gesammelt, aktualisiert und verbreitet werden. Dafür braucht man tatsächlich eine eigene Redaktion. Und wenn die gut sein will, darf sie sich nicht nur auf die Meldungen der Polizei verlassen. Die sind tatsächlich vollkommen ahnungslos und mitverantwortlich für den schlechten Ruf der Verkehrsinfos.

Beim WDR werden seit längerer Zeit auch Mobilfunkdaten für die Verkehrshinweise genutzt. Per TMC gelangen diese aktuellen Meldungen dann auch in die Navigationsgeräte.
Verzögerungen werden im WDR auch immer häufiger angeboten. Aber vorerst nur, wenn der Zeitverlust erheblich ist.
Man kann, je nach Tageszeit und Strecke, in einem 4km Stau 12 Minuten oder mehr als 45 Minuten verlieren. Wenn solche Fälle vorliegen, sollte der Autofahrer das schon wissen. Die Daten sind übrigens erstaunlich präzise, da hat sich in den letzten Jahren viel getan.

Was wurde noch angesprochen?
DLF: Wird vom WDR mitversorgt. Die Meldungen liegen da teilweise bis zu 10 Minuten rum bis sie vom Blatt (!) gelesen werden. Keine eigene Verkehrsredaktion. Insgesamt überflüssiger Service.
Bett: Überflüssig.
Blitzer: Billiger Schnickschnack.
 
- Was nützen bitte Blitzermeldungen? Schließlich fährt man doch vorsichtiger und bewusster, wenn man nicht weiß, wo die Geschwindigkeit kontrolliert werden könnte.
Das ist der Sinn der Sache. Im Ausland (z. B. Belgien, Frankreich, Italien, Schweden, Norwegen...) schon seit Jahren praktiziert: Geschwindigkeitskontrollen werden häufig angekündigt; per Schild vor der Kontrolle und auch im Radio. Damit nimmt man an der zu recht limitierten "Gefahrenstelle" den Fuß vom Gas, weil man ja wüsste, dass es sonst teuer würde und fährt somit - wie von der regulierenden Instanz gewollt - mit passender Geschwindigkeit in die Sitaution.

Im Umkehrschluss wirft so manche Limitierung und deren unangekündigte Kontrolle (nicht verallgemeinernd alle) daher durchaus die Frage den Sinn auf, ob es hier primär um Sicherheit/Lärm/Umwelt oder doch um Einnahmengenerierung geht...

Generell finde ich es gar nicht schlecht, wenn Kontrollen vermeldet werden, führt es doch im Idealfall dazu, dass dort angemessen gefahren wird, wo die Geschwindigkeit reguliert und kontrolliert werden muss, weil die Leute es sonst nicht raffen. Der ganze "aktuellste"-, "schnellste"-, "einzigste"-Mist drumrum ist akllerdings unschöner Nebeneffekt (falsche Steigerungen alle schon gehört).

Zur Sitation mit den "halben Meldungen", wie z. B. beim WDR auf 1Live, WDR 4 und WDR 5 praktiziert: Das soll die Hörer mit langer Verweildauer über die großen Verkehrsstörungen informieren, aber das Programm nicht übermäßig füllen. TP wird nicht ausgestrahlt, weil man keine Gefahrenmeldungen außerhalb des Serviceblocks sendet. Das ist durchaus nicht unpraktisch: fährt man beispeilsweise von Köln nach Berlin und hört WDR 5, interssieren einen die kleinen Staus < 2km, die nicht gemeldet werden, eher nicht - die sind zwar ärgerlich, jedoch kann man sie so gut wie nie mit Zeitgewinn umfahren. Droht man aber bei Ausfahrt aus NRW vor Bad Eilsen (oh, du Perle Niedersachsens!) 18 km zu stehen, freut man sich über die Meldung und überlegt sich eine Alternative (wenn man nicht mit einem entsprechenden Navi unterwegs ist).
 
In Bayern nerven die großen drei mit ihrem Verkehrsfunkgelubber derartig, dass es mich sogar während des Autofahrens aggressiv macht: Aus dem Antenne Bayern Verkehrszentrum (das die blödeste Erfindung ist, seitdem der Bayer Radio hört!!!) mache ich mir schon lang nix mehr, da dieses qualitativ schlecht und m.E. auch vom Vorhersagepotential der Staus nicht gut geeignet ist.

Blitzermeldungen sind für Raser, die nicht die schwarzen Buchstaben in der Roten Umrandung eines Verkehrsschild mit Höchstgeschwindigkeit lesen können. Der BR machts auch nicht viel besser.

Egal, ob B1 mit dem "Verkehrsinfo mit Satellitenunterstützung" oder der B3-Stauscanner, beides dient nicht wirklich zur Verkehrssicherheit. Der einzige Verkehrsfunk in Bayern, der wirklich gut und sinnvoll ist, ist der von B 5 Aktuell. Alle 13,5 Minuten kommt der da und das ist gut, ohne Unterbrechung, und auch ohne Musikbett drunter.


Ich find, dass der Verkehrsfunk der Lokalfunker mit dem Aufruf: "Melden Sie uns Staus und Blitzer unter der kostenfreien Hotline 0800 XYZ" sogar mit Buße geahndet werden müsste, denn: Der Anruf im Auto ohne Freisprechanlage ist nach StVO nicht erlaubt und dem gemäß sogar doppelt blöd: Erst rauscht man in den Blitzer und dann meldet man ihn und hat ggf. die Polizei im Rücken und muss dann zwei Mal zahlen, das zu schnelle Fahren und die Blitzer-Meldung. Daher lieber langsamer fahren, dann kommt man auch ans Ziel.

Und diesen Superlativ, wie es der Vorredner geschrieben hat, dass man in einer bestimmten Region der "einzigste" Verkehrsfunk ist, ist auch bisschen blöd. Denn: Alternativen gibt es immer!

Außerdem ist der Sinn der ganzen Aktion "Blitzermeldung" wieder Generierung von Zuhörern, ne versteckte Werbeaktion, über die ich mich andernorts schon aufgeregt hab. Die hilft nebenbei bemerkt dem Sender, Hörerbindung zu schaffen, etc. pp.
 
Die alte Leier: Verkehrsfunk suggeriert in den meisten Sendern Regionalität und Aktualität, nach echtem Nutzen für die Hörer bewertet ist es aber vollkommen überflüssiger und Sendezeit verbrauchender Ballast.
Kommt hinzu, dass - egal, wie sich die "Verkehrszentren" der Sender bemühen - ich die Erfahrung gemacht habe, dass Staus zu spät gemeldet und längst nach Abklingen immer noch im Programm geführt werden, dass Umleitungsstrecken nicht wirklich was taugen, dass aller mögliche Unsinn gemeldet widr: "Achtung, es liegt eine Zeitung auf der Fahrbahn ...." etc., etc.
Ich lasse mir die Warnungen vor Geisterfahrern udn Kindern auf der Fahrbahn noch gefallen, ebenso vielleicht Verkehrsfunk für Autobahnen und die Schnellstraßennetze in Großstädten gefallen, obwohl auch dort inzwischen ein halbwegs modernes Navi längst die besseren Ergebnisse bringt. Aber in ländlichen Gebieten, Bundesstraßen, Landstraßen, Orstverbindungsstraßen - da, wo die meisten Pendler zum Beispiel unterwegs sind, wartet man auf eine aktuelle und dann auch noch zutreffende Verkehrsmeldung bis zum Nimmerleisntag. Ansonsten verleihe ich dem Sender die große Radioverdienstmedaille in Gold, der es als Erster wagt, sich vom Verkehrsfunkgedöns offiziell loszusagen und statt dessen einen gescheiten Hit spielt!
 
@Mannis Fan: Richtig, und was auch was bringt ist die Übersicht bei Google Maps: da wird mittlerweile auch die Verkehrsdichte angezeigt.

Trete ich eine Reise an, kann ich das auch über diesen kostenlosen Service anschauen, und weiß in Etwa, wo ich mich auf Staus einlassen kann...

Diese "Ich-bin-cool-ey-rufe-bei-Antenne-an-Anrufe" sind echt öd.

Und ja, die Aktualität solcher Zentren lässt sehr zu wünschen übrig. Man muss selber beim Sender anrufen und melden, dass ein vom Sender gemeldeter Stau schon nicht mehr vorhanden ist, tsss... Das ist ineffektiv.
 
Als Ergänzung:
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Was mich persönlich auch aufregt:
Wenn ich den ÖR-Anstalten eine Verkehrsstörung mitteilen möchte (keinen Blitzer), dann muss ich mich zumeist erst einmal beim ADAC registrieren lassen. Dann rufe ich diese betont kostenlose Telefonnummer an und spreche mit irgendeinem ADAC-Mitarbeiter, der meine Durchsagen dann abgleicht und in die Verkehrsredaktion der für den Bereich zuständigen Rundfunkanstalt schickt. Wäre es nicht einfacher, direkt dort anzurufen und mit dem Redakteur zu sprechen, der evtl. sogar meinen Streckenabschnitt kennt (und mir beispielsweise gleich noch sagen kann, wie denn der Tunnel da genau heißt oder ob es mir etwas hilft, doch über die Tangente zu fahren).
Gerade im morgentlichen und nachmittäglichen Berufsverkehr fände ich das adäquat.
 
Wir hatten an anderer Stelle schon einmal über das Verkehrsphänomen beim hr diskutiert, hier jetzt eine erneute Feststellung:

In angehängter Audiodatei hört man die Verkehrsdurchsagen von hr-iNFO (heute um ca. 18.25 Uhr), hr3 (ca. 18.31 Uhr) und hr4 (ca. 18.33 Uhr). Es lässt sich bemerken, dass hr-iNFO und hr4 nur zwei Verkehrsmeldungen sendeten, hr3 jedoch immerhin eine mehr. Das ist jetzt nicht das beste Beispiel, aber der Unterschied soll ja schon bei fünf und mehr Meldungen gelegen haben.
Will man beim hr – in etwa so wie z.B. beim WDR – in manchen Programmen nur die wichtigsten Meldungen senden, was ja durchaus denkbar wäre? Jedoch meine ich ziemlich sicher, dass hr4 auch als TP-Programm gekennzeichnet ist (mit TA-Zuschaltung bei den eigenen Verkehrsdurchsagen, Gefahrenhinweisen im laufenden Programm und ohne jegliches EON), bei hr-inFO weiß ich es nicht genau...
 

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  • hr Verkehrsvergleich.mp3
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