Lesetipp: Studie über "Coolness im Hörfunk"

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OnkelOtto

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Studenten der Stuttgarter Hochschule der Medien untersuchten, was genau "Coolness im Hörfunk" ausmacht - am Beispiel des Hochschulradios "horads 88,6", das unter "Coolness-Defiziten" leidet...

Gut lesbar, mit netten Schlenkern in die Kulturgeschichte der "Coolness".
Hier der Link zur Website:

http://www.hdm-stuttgart.de/science/view_beitrag?science_beitrag_ID=115

Dort dann die Möglichkeit, die Studie als PDF kostenlos herunterzuladen.
 
Auch wenn ich mich absolut als "uncool" einschätze (und stolz drauf), finde ich die Studie lesenswert.
Sie gibt schon Einblick in die Lebenswelt der 20-30-jährigen und zeigt einiges über deren Mediennutzung und ihren Umgang mit dem Medium Radio, der u.U. doch ziemlich von dem abweicht, was wir Macher uns oft gerne vorstellen.
Die perfekte Soundverpackung? Ist dem Hörer meistens sch...egal
Der perfekte Ramp-Talk? Nervt unter Umständen eher
Die ganzen Lifestyle-Entertainment-Soft-Themen? Nerven eher, da belanglos
Musikbetten? Viele fühlen sich genervt, vor allem bei seriösen Inhalten
Kreative Logos? Überbewertet

Auch die anspruchsvollere, da besser gebildete Zielgruppe in diesem Alterssegment nützt Radio also vorwiegend als Nebenbeiberieselung morgens und vor allem im Auto und möchte neben (der richtigen[!!]) Musik kurze Nachrichten und Service-Elemente hören. Unterhaltung und Personality-Breaks sind also immer eine Gratwanderung.
 
Radiocat schrieb:
Die perfekte Soundverpackung? Ist dem Hörer meistens sch...egal
Der perfekte Ramp-Talk? Nervt unter Umständen eher
Die ganzen Lifestyle-Entertainment-Soft-Themen? Nerven eher, da belanglos
Musikbetten? Viele fühlen sich genervt, vor allem bei seriösen Inhalten
Kreative Logos? Überbewertet

Sag bloß. das ist für Dich neu! Es gibt hier im Forum einen harten Kern, der predigt diese Erkenntnisse seit Jahren.
 
Wenn man die Studie liest, hat man an manchen Stellen das Gefühl, dass sich hier zwei Parallelwelten begegnen - die der Macher und die der Hörer. Und es gibt kaum Schnittmengen. Die Macher gestalten ihr Radio nach internen Vorgaben und hecheln akribisch Formaten hinterher - und dem Hörer ist es, wie Radiocat schrieb, sch... egal... Das lässt in dieser Drastik schon grübeln. Sind wir Macher vielleicht viele Jahre einem gigantischen Irrtum aufgesessen?
 
Das nicht. Aber wir machen das, was fast jeder, egal in welcher Branche er arbeitet, macht: Wir neigen dazu, die globale und universale Bedeutung unserer Arbeit, unseres Berufstands und unseres Produktes ganz leicht überzubewerten. ;)
 
Der Unterschied ist nur, dass der IKEA-Arbeiter, der Konditor oder der Pfarrer, der seine Leistung überschätzt, deswegen nicht unbedingt das Produkt verschlechtert...
(Aus der Onkel-Otto-Abteilung "Hinkende Vergleiche Teil II", Seite 53 ff.)
 
Hallo!

Ich habe die Studie noch nicht gelesen. Das mache ich am Wochenende. Ich habe aber ein Posting von mir gefunden, welches das Wort "coolness" enthält.

http://www.radioforen.de/index.php?threads/pannen-über-pannen-am-besten-alle-hier-rein.9245/page-37#post-129983

"Coolness" ist zunächst

a) die Technik im Studio perfekt zu beherrschen
b) problemlos frei sprechen zu können



Gegen die pauschalen Urteile von Radiocat:

Die perfekte Soundverpackung? Ist dem Hörer meistens sch...egal
Der perfekte Ramp-Talk? Nervt unter Umständen eher
Musikbetten? Viele fühlen sich genervt, vor allem bei seriösen Inhalten

möchte ich an dieser Stelle aber massiv protestieren! *Bäääähhhh* ;)

Ich komme bekanntlich aus der DJ-Ecke. Für mich gehören daher perfekte Blenden, perfekte Ramptalks, sowie Musikbetten einfach zum Radio dazu! Aber was ist schon "perfekt"? Wir machen gleich einen kleinen Test...


Natürlich muß man als "Selbstfahrer" die Lautstärke der Hintergrundmusik so einregeln, daß man nie die Stimme zu sehr "anheben" muß. Denn das klingt dann schell unangenehm - wie "Schreien" -> No Go. Aber das lernt man selbst an einem neuen Mischpult sehr schnell, wenn man das Sendesignal (mit Optimod) über gute (geschlossene) Kopfhörer im Ohr hat. Natürlich darf die Verzögerung nicht zu groß sein, wir wollen ja nicht "lallen"...

Gut erstmal! Zu Ramptalks möchte ich mich jetzt nicht weiter äußern. Grundsätzlich braucht man Taktgefühl und sollte vorher wissen, was man während der Rampzeit eigentlich sagen will. Das alles ist schwer zu beschreiben, mit etwas Übung kann man aber seine Sprechgeschwindigkeit anpassen (und ohne Hast) die Ramp haargenau treffen. Wenn man das einmal kapiert hat, ist "Ramptalken" fast wie Fahradfahren: Man verlernt es nie so ganz. Mit etwas Übung hat man diese Technik in kürzester Zeit weider drauf. Und ja, wenn ich im Auto sitze, mache ich ab und zu "Ramptalks" bei mir bekannten Titeln... Hört ja niemand. ;)



Sodele - jetzt kommen wir zum "Blendentest". Mal angenommen, ihr müßtet irgendeine Sendung am späten Nachmittag im "SWR1" fahren. Es gilt also u.a., zwei vorgegebene Musiktitel möglichst ordentlich "zusammenzufahren".

Ich gebe drei Beispiele vor. Alle drei Beispiele wurden von mir mit höchster Sorgfalt in Mittelwellenqualität nachproduziert, denn ihr sollt auf die Blenden achten, nicht auf den Sound. Ein Beispiel ist also so über den Sender gegangen, die beiden anderen Beispiele habe ich frei erfunden.

Welche der drei Blenden gehört zu SWR1? Keine weiteren Hinweise!
 

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  • blenden.mp3
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Ein gekonnter Ramptalk ist natürlich was richtig feines, keine Frage.

Aber man muß nicht JEDE Ramp zwanghaft mit irgendwas zuquatschen, schon gar nicht mit etwas völlig sinnfreiem bei dem auch noch der Namen der eigenen Station mindestens dreimal in einem Satz untergebracht werden muß. Auch wenn es schwer fällt kann man dann auch einfach mal die Klappe halten.

Es gibt schließlich auch Titel mit einem richtig tollen Intro, das will man als Hörer dann auch mal ungestört genießen. Bei Bruce Hornsbys "The Way it is" sollte jede Schwätzmaschine grundsätzlich schweigen, aber das bekommen sie leider zu oft nicht mit.
 
Danke, OO!

Habs mal überflogen. Mehr war nicht zu ertragen. Seitenweise Buzzwords. Man bemüht sich um die Erkennung und Deutung einer Welt, mit der ich so wenig anfangen kann, daß es mich ratlos zurückläßt. Ich hätte denen vorab nichtmal die Fragen beantworten können. Auch nicht als 24-jähriger Student oder beinahe Doktorand, damals 1998. Ich hätte keine coolen Typen aus dem vermeintlichen öffentlichen Leben benennen können. Ich hätte keine gekannt, in meiner Welt gab es keine. Ich hätte zu den Dingen auch nix sagen wollen, weils mir schade um die Zeit gewesen wäre.

Da befassen sich Völkerscharen mit Nichts und andere versuchen dann, das ganze wissenschaftlich auf eine Plattform zu heben. Dabei geht es nur um Nichts und die Frage, wie man Nichts legitimieren und optimieren kann. Ein Nichts, vom dem nichts bleiben wird außer den damit gemachten Umsätzen anderer Leute. Aufs Radio bezogen: es geht um die Deckenlautsprecherbeschallung für den täglichen Film, in dem die Konsumenten freiwillig ihre Statistenrollen spielen. Das regelt sich doch auch ohne akademische Begleitung auf niedrigstmögliches Niveau ein, oder?

Vielleicht liegts ja auch nur daran, daß "cool" bei mir meist massiv negativ besetzt ist. "Cool" im Sinne von "kann nicht lachen", "kann nicht weinen", "kann nichts empfinden", "kann nicht lieben" (ganz wichtig, der reicht eigentlich und alles andere ergibt sich von selbst). Ist mir letztens so in den Sinn gekommen, als ich auf einer Streuobstwiese stand und einer Frau, die ich liebe, ohne jemals mit ihr zusammenleben zu dürfen, half, das Zelt für sich und ihren kleinen Sohn aufzubauen. Wir hattens dann von Gerhard Gundermann. Der war nicht "cool". Der hat leidenschaftlich geliebt. Deshalb sprach er uns beide an. Und später dachte ich so, eine Frau, die für Gundermanns Musik nichts empfinden kann, die will ich gar nicht an meiner Seite haben wollen. Da bleibe ich lieber allein. Die Coolen mögen das bitte in ihrer Welt mit sich ausmachen. Das schaffen sie auch. Bestimmt.

Im übrigen scheint die Sonne über diesem Land.
 
@Zwerg: "Für mich gehören daher perfekte Blenden, perfekte Ramptalks, sowie Musikbetten einfach zum Radio dazu!"
Für mich doch auch! Ich habe da doch nicht meine Meinung wiedergegeben, sondern die Essenz, die ich aus den Interviews in dieser Studie herausgelesen habe, wie sie ein Programmchef oder Radioberater wohl auch herauslesen würde. Andererseits klingt in der Studie auch schon durch, dass die Hörer bestimmte Dinge in Hinsicht Musikauswahl, Spreche, Sounddesign, Aufmachung etc. erwarten, weil sie es vom Radio so gewohnt sind. Es wird also von den meisten Probanden herausgehört, welche der Beispiele nicht aus dem Profi-Betrieb stammen, zumindest wenn es um Moderation geht.

Zu Deinem Blendentest:
Peter Maffay an Stevie Wonder, das schreit ja geradezu nach einer Transistion. Somit wäre Lösung 3 für mich die korrekte. Jetzt fragst Du, welche tatsächlich on air ging. Ich tippe mal auf Nummer 1, also die ausgefadete.

Ich muss dazu sagen, dass es häufig so ist, dass der Moderator während der Sendung (je nach Betrieb) noch zahlreiche andere Aufgaben in Sachen Redaktion, Hörerkontakt oder gar Produktion übernimmt und gar nicht (mehr) die Zeit hat, sich auf solche DJ-Tätigkeiten wie Blenden und Übergänge zu konzentrieren. Vielleicht kommt er nicht mal dazu, die kommenden Titel vorzuhören und verlässt sich dann allenfalls beim Ramptalk auf die Angaben in der Ausspielsoftware, die dann hoffentlich korrekt sind.Mehr als den stinknormalen 3eB traut er sich meistens doch nicht. Bei SWR1 dürfte das alles noch einigermassen gehen, da dort a) grossteils eingespielte Profis arbeiten, b) die Personaldecke nicht so dünn ist wie den Privatsendern und c) den Mods noch ein Minimum an Freiheit gestattet wird.

Radiowaves hat auch Recht mit seinen Buzzwords. Und meine Einstellung zur "Coolness" ist ähnlich wie seine. Trotzdem finde ich die Studie nicht uninteressant für Radiomacher.
 
Hallo!

Super, Radiocat! Endlich mal wieder ein Posting, welches ich bedenkenlos unterschreiben kann! (Ich verzichte aber trotzdem auf den "Gefällt mir" Klick.)


Und richtig, die Blende 1 ging so über den Sender: SWR1 am 27.4.2012 um 02:34 Uhr (siehe Musikrecherche)

Frage: Warum blendet man 26 Minuten vor den Nachrichten diesen Titel gut 50 Sekunden vor dem normalen Ende aus? Backtiming? Nicht doch. Das ist einzig und allein der Drang, möglichst viele Titel in einer Sendestunde unterzubringen. Und das bei SWR1 - mitten in der Nacht! Sowas kotzt mich echt an.


Manch einer hier im Forum hält mich möglicherweise für etwas arrogant, weil ich immer nur meckere. Mag sein. Aber ich meckere, weil ich weiß von was ich rede. Ich achte - als alter DJ - mehr auf die "Kleinigkeiten" beim Radiomachen. Und das sind nunmal Blenden und Ramptalks. Bekanntlich habe ich 1993 bei NRJ-Sachsen angefangen. Selbstverständlich war ich nie "perfekt", aber zumindest so gut, daß mir der PD (das war zu dieser Zeit Arno Köster, der hier ja auch mitliest) ab und an neue Leute ins Sendestudio gesetzt hat. Die sollten mir (mit Kopfhörern auf den Ohren) einfach über die Schulter schauen und "sehen", was ich mache und was sie gerade im Radio hören...

Mit fast 20 Jahren Abstand sage ich einfach mal: Aus Journalisten macht man keine DJs. Und aus DJs macht man keine Journalisten. Man kann nur ein "Mittelding" aus beiden Gruppen im Radio haben. Aber das wäre ja schonmal nicht schlecht.



"Viel dummes Zeug geschrieben, aber nix dahinter", denkt ihr gerade?


Kein Problem. Ich öffne mal meinen Giftschrank. Und bekanntlich kann ich über mich selbst lachen...


Take 1
"Kunstblende" mit "O-Ton"
Der O-Ton kam von "Cart". Fast perfekt. Heute würde ich den O-Ton etwa 2/10 Sekunden eher einstarten...

Take 2
Die "hohe Kunst" des Ramptalkens: Man labert über das Outro von Titel A und startet während der Moderation den Titel B. Wie ich oben schon schrieb:. Man "sollte vorher wissen, was man während der Rampzeit eigentlich sagen will". .

Take 3
...wäre mit etwas mehr Konzentration bei Take 2 absolut nicht nötig gewesen


Take 4
Es gibt Tasten auf dem Mischpult, die man besser nie anfassen sollte....


Erschreckend an der MP3-Datei unten ist nicht so sehr der Inhalt, sondern die Länge! Genau 120 Sekunden. Ich bin offenbar total "Formatgeschädigt"... ;)

Und ja, heute würde ich natürlich anders moderieren, dabei aber keinesfalls über die Ramp labern! Die Ramp ist heilig!

BTW: Ich war jung und brauchte das Geld...


Liebe Grüße!
 

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  • zwerg-giftschrank.mp3
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Herzlichen Dank für die Beispiele, Zwerg! Ich bin bei vielen dieser Dinge auch an Deiner Seite, weils mich als Hörer stört, wenn z.B. über Intros hinaus in den Gesang hineingeredet wird. Hat für mich nichts mit Coolness zu tun, sondern mit einer Mischung aus dem "letzten bißchen Respekt" vor dem Titel einerseits und der dazugehörigen Konzentration / handwerklichen Perfektion andererseits. Ich gehe bereitwillig mit, wenn es darum geht, auf einer "flotten" tagesbegleit-Welle nicht alle Titel in voller Länge auszuspielen, als habe man es mit "Duett - Musik für den Recorder" zu tun (als Ossi kennste das ja noch). Aber wenn dann zwei Textinformationen übereinander liegen - der Gesang und die Moderation - geht das deutlich zu weit.

Ich kenne einen gestandenen Radiomann, der das in seiner extrem wortlastigen Sendung ständig bis ins Extreme strapaziert und ich weiß auch, wie der nachfolgende DJ (das ist dann echt einer, teils noch mit Schallplatten) dann vor der Glasscheibe leidet. Zu Recht. Dem abmoderierenden Kollegen ist das egal, dem kommt es auf den Wortinhalt an. Doch auch dafür würde ich doch darauf achten, daß mir niemand "reinquasselt" - und sei es vom Gesang.

Perfektionist war bei Ramps und Blenden immer Raphael Gensert. Du weißt, ich arbeite nicht beim Radio. Vielleicht kannst Du dann den Respekt verstehen, den ich rein technisch (auch wenn ich das Programm scheiße fand) hatte, als ich diesen mehrfach-Übergang das erste mal hörte. Da gehört eine Konzentration dazu, die ich nicht hätte.

Das Gensert-Beispiel hat sogar was mit "cool" zu tun im Sinne des Threads. Und wie gesagt: ich mochte YouFM nicht. Von Anfang an nicht.
 
@Blue: Deine Anmerkung zum "Vorlauf" von Hornsby schmeißt mich in der Erinnerung weit zurück in die 80er. Damals war das Vorlaufgelaber der Obersport der Mods - und coooool, wenn man's packte. Heute - auch beim Wiederhören des Songs - empfinde ich es als Sakrileg, über das Kunstwerk drüberzubabbeln. Wir unterschieden damals höchstens noch, ob man Hornsby bis in den Gesang zuquatscht (0'49) oder bereits beim Instrumentalauftakt (0'46) den Mund hält. Und kein Gedanke, nowhere, was man damit dem Lied antut.....:(
 
Hier hat sicher jeder Moderator (nicht nur) eine "The way it is "-Leiche im Aircheck-Keller liegen... ;) Ich habe das Geklimper am Anfang immer "vorgecued" und dann gnadenlos bis zur Ramp gequatscht...

Ja, ich schäme mich heute... (Aber nur ein bischen.)


Kommt, meine lieben Moderatoren! Hier im Thread dürft ihr euch endlich mal richtig ausheulen! ;)


BTW: Es gab hier mal einen Thread mit einem Video auf YT, daß einen Radio-DJ aus den USA bei der Arbeit zeigt. Ihr erinnert euch sicher. Voll geil und "obercool". Wenn von dieser "Fahrweise" nur 10% in DE ankommen würden, würde deutsches Radio viel cooler klingen.
 
Heute würde man sich vermutlich freuen, wenn im Radio bei dem erwähnten Titel von Bruce Hornsby das Piano-Intro überhaupt mal gespielt würde. ;)

Was Ramp-Talks etc. angeht: Ich sehe die Arbeit eines Radio-DJs (genau wie die Arbeit eines Club-DJs) als Gesamtkunstwerk an. Musiktitel, Drop-Ins, Jingles, Musikbetten...das sind alles Elemente, Werkzeuge, aus denen das Gesamtkunstwerk entsteht. Da wird dann auch mal dran gemetzelt und es so zurechtgehauen, dass es passt.

Das ist einfach eine Ansichtssache: Sehe ich meinen Auftrag darin, einzelne Musiktitel als Kunstwerk herauszustellen und betätige mich als respektvoller Präsentator jener oder sehe ich sie eben, wie erwähnt, als Bausteine meines eigenen Kunstwerks. In dem Sinne dann die Frage: Moderator oder DJ? Letztere sind im deutschen Radio jedenfalls die absolute Minderheit.

@2stain: Unerreicht!!!!! :cool: Sowas ist für mich im besten Sinne "cool": Technisch absolut meisterhaft und trotzdem nicht aalglatt, sondern 100% eigener Stil und damit auch hochpolarisierend. Wenn es ein für mich positiv besetztes "cool" gibt, dann bedeutet dies: Jemand, der sein eigenes Ding durchzieht ohne Rücksicht auf Konventionen, sich damit Freunde wie Feinde macht, es nicht immer einfach hat, auch gegenüber Vorgesetzten, aber trotzdem seiner Sache treu bleibt.
 
@Radiocat: Hochinteressante These, dass aus der Verwendung und Veränderung (Kürzung usw) mehrerer Kunstwerke ein neues entsteht. Große Zustimmung - und welch' Ohrenschmaus, wenn's gelingt! Aber bitte mit der Einschränkung, dass es in 90 Prozent aller Fälle schief geht. Nicht jeder ist ein Ror Wolf, nicht jeder ist ein DJ-Gott, ein Klangkünstler, der eklektizistisch sich hier und dort bedient und am Ende steht der große feuilletonistische Aha-Effekt. Oftmals wirkt es eher wie eine Sammlung dilettantisch herausgeschnittener und laienhaft zusammengeklebter Engelchen aus einem Da Vinci...
 
Hallo!

Sodele, jetzt hab ich mir diese Studie auch reingezogen. (Man sollte gleich bei Seite 30 beginnen...) Zunächst aber folgendes: Unser Waver scheint einer der wenigen Menschen zu sein, die die Worte "Cool" oder "Coolness" negativ besetzen.

Vielleicht liegts ja auch nur daran, daß "cool" bei mir meist massiv negativ besetzt ist. "Cool" im Sinne von "kann nicht lachen", "kann nicht weinen", "kann nichts empfinden", "kann nicht lieben" (ganz wichtig, der reicht eigentlich und alles andere ergibt sich von selbst).

Nun, ich halte es eher mit dieser Definition aus der Studie:

Der Terminus ist zumeist positiv assoziiert und enthält Elemente von Nonchalance, Lässigkeit, Souveränität, Können, Unbekümmertheit, Ungezwungenheit und Freiheit. Coolness bewegt sich zwischen Authentizität und Inszenierung, [...] Vertrautheit/Gewohnheit.

Das ist doch eigentlich genau das, was wir hier so oft vom Radio bzw. von den Moderatoren fordern. Ich unterscheide an dieser Stelle bewußt nicht zwischen einer "Jugendwelle" und meinetwegen einem Sender für die Generation 50 Plus! Natürlich ist die Ansprechhaltung unterschiedlich, aber letztendlich "kommt Kunst von Können"!

Anders ausgedrückt: Ein Moderator muß die Technik im Studio "blind" beherrschen. Damit erlangt er Souveränität, ihn kann dann so schnell nichts aus der Bahn werfen (Pannen). Wenn ein Moderator ganz "entspannt" ist, kann er theoretisch völlig "unbekümmert" und "ungezwungen", ja von mir aus auch etwas "lässig", zu den Hörern sprechen. Mit seinem "Plauderton" (bitte nicht mit Märchenerzähler verwechseln) wirkt er beim Hörer authentisch und erlangt - wie ein Freund - eine gewisse Vertrautheit.

Schöne Theorie. Die Praxis sieht bekanntlich etwas anders aus. Hier zwingen Zeitvorgaben und "treibende" Musikbetten einen Moderator in ein Korsett bzw. zu schnellerem Sprechen. Das klingt dann schell völlig uncool...



Interesannt an der Studie sind drei Punkte - es wurden schließlich junge Leute befragt:

1.) Nachrichten sollen seriös sein (also ohne Musikbett)
2.) Der Verkehrsfunk ist wichtig
3.) Männerstimmen werden eher als "cool" bezeichnet
 
Erst mal Dank, Zwergi, für den Auszug. Ich hatte bislang nicht die Zeit, die Studie zu lesen, gar zu verarbeiten.

Interesannt an der Studie sind drei Punkte - es wurden schließlich junge Leute befragt:
1.) Nachrichten sollen seriös sein (also ohne Musikbett)
2.) Der Verkehrsfunk ist wichtig
3.) Männerstimmen werden eher als "cool" bezeichnet

Obgleich ich nicht zur Gattung "Junge Leute" gehöre, hätte ich auch ohne Studie sagen können:
1.) Nachrichten sollen seriös sein (also ohne Musikbett)
2.) Der Verkehrsfunk ist wichtig
3.) Männerstimmen werden eher als "cool" bezeichnet

Warum um Himmels willen wird Radio unentwegt gegen normalen Menschenverstand und Studien, die dem Recht geben, betrieben?
 
Nun, ich habe beispielsweise gedacht, daß der "klassische Nachrichtenstil" bei jungen Leuten keine so große Bedeutung hat, man als Radiosender für die Zielgruppe die "News" also durchaus etwas "peppiger" verpacken kann. Das kommt bei den Studenten offenbar nicht gut an. Und damit ist auch gleich das Grundproblem der Studie benannt: Sie ist nicht repräsentativ.


@Inselkobi: Du hast aber schon gelesen, was die Studenten von ihrem Unisender halten? Kurzum: Der ist nicht durchhörbar, zu schräg... Anders gesagt: Die Studenten haben nichts gegen neue Musik (unbekannter Bands) im Radio, aber die Mischung (mit bekannten Titeln - auch Mainstream) muß stimmen.
 
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