Die Crux mit Höreranrufen: Live zu problematisch?

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Manchmal werden Anrufer ja live von der Studiohotline on air geschaltet. Und dann fragt der Moderator: "Hallo, wer ist in der Leitung?" und niemand antwortet. Ich dachte bisher immer, die Anrufer seien in der Warteschleife eingeschlafen oder zu doof, um sich zu melden.

Aber heute habe ich selbst diese Erfahrung gemacht und es ist andersrum: Die Moderatoren finden offenbar nicht die richtige Leitung! Als Anrufer hört man zwar die Moderatoren, aber sie hören den Anrufer nicht.

Nun meine Frage, ob das bei vielen Sendern vorkommt (ich vermute ja!) und warum es so schwierig ist, Telefonanlagen zu bedienen. Sind Telefonanlagen soetwas wie die Stiefkinder im Studio, die jeder hasst? Werden deshalb Höreranrufe lieber aufgezeichnet anstatt live gesendet? Und stimmt es, dass man bestimmte Anrufernummern mit Notizen versehen kann ("Nörgler" o.ä.) damit die Moderatoren gewarnt sind?

Meine Erfahrung aus bisher ca. 10 Interviews: 2 waren live, 3 mit echtem Moderator aufgezeichnet, 5 mit Redakteur aufgezeichnet und später geschnitten in die Show gespielt.
 
Ich glaube, die von Radiomoderatoren ohne Inforfomatikdiplom meistgehaßte Telephonanlage steht im alten RIAS-Funkhaus in der der Berliner Kufsteiner Straße.
Mit diesem Teil gibt es mindestens einmal in der Woche Probleme, entweder beim täglichen Hörertalk um kurz vor 16:00 Uhr oder in der langen Hörertalkrunde nach Mitternacht auf DKultur.
Regelmäßig kommt es vor, daß die superdigitale Hightech-Anlage sich aufhängt und die Sendung ins Wasser fällt. Erst ein, meist am nächsten Tag, herbeizitierter Computerspezialist kann dann Abhilfe schaffen. :)
 
Es gibt zwei sich gegenseitig bedingende Grundprämissen:
1. Nur wer souverän die Technik (einer Telefonanlage auf dem Mischpult) beherrscht, kann auch ein inhaltlich souveränes Gespräch live führen!
2. Nur wer inhaltlich souverän ein Livegespräch führen kann, kann die dafür vorhandene Technik auch nutzen.

Alle anderen sollten bitte aufzeichnen und sich dabei wahlweise von einem Techniker oder einem Redakteur helfen lassen.
 
Vermutlich werden deshalb die meisten Call-In-Gespräche kurz vorher aufgezeichnet? Oft vielleicht auch, damit sich kein erboster Hörer abfällig über den Sender äußert...
 
Ja, und auch und ganz besonders im Antenne Bayern Verkehrszentrum - da meldet man einen Stau oder Blitzer und wird 20 Minuten später zurückgerufen, dass man so den Text sagen soll: "Hallo MODERATOR XYZ, hier ist der ABCD, ich habe einen Blitzer für euch, der auf der A3 von Nürnberg nach Würzburg in der Höhe Frauenaurach steht..." Und das nach 20 Minuten. Vielleicht ist man da schon in Kitzingen.
Das nenne ich echt "Schnellchecker".

Beim Lokalfunk funktionierts besser als beim ach so feinen Antenne Bayern.
 
wird 20 Minuten später zurückgerufen, dass man so den Text sagen soll:

Aber natürlich hast du brav deinen Text aufgesagt, weil du es geil findest, dich im Radio zu hören, richtig?

Natürlich geht es dir bei deiner Staumeldung nur um die Verkehrssicherheit, klar. Was machen da schon 20 Minuten, wenn man später im Radioforum darüber lästern kann, wie dumm und langsam die von den 'großen' Sendern sind. Dass die 'großen' Sender für ein ganzes Bundesland vielleicht auch mehr zu tun haben könnten als die lokalen Kleinkrauter wird nicht einmal in Erwägung gezogen.
 
Man muß in der Tat immer wieder den Kopf darüber schütteln: Es wird sich hier über den Dudelfunk ereifert – und dann wird er trotzdem ausgiebig gehört, auch noch dort angerufen, womöglich noch aus einem völlig kruden Verständnis von Pflichtbewußtsein heraus. Wer soll das eigentlich noch ernstnehmen?

Und beim Sender mit dem Blubb vergeht also keine Woche, ohne daß eine Sendung wegen Problemen mit der Telefonanlage regelrecht platzt? Ein weiteres kleines Mosaiksteinchen für die gerade laufenden Diskussionen.
 
Sind Telefonanlagen soetwas wie die Stiefkinder im Studio, die jeder hasst?
Zur Ehrenrettung vieler Stiefkinder in der Republik: Nicht alle werden gehasst.
Und stimmt es, dass man bestimmte Anrufernummern mit Notizen versehen kann ("Nörgler" o.ä.) damit die Moderatoren gewarnt sind?
Ja, das stimmt und wird auch vielfach eingesetzt, vor allem bei denjenigen, die auf
ca. 10 Interviews
beim Sender ihres Vertrauens kommen.
 
Die angebliche "Riesen-Hörerresonanz" bei jedwelchen Telefonaktionen erschöpft sich sowieso in der Regel in einem überschaubaren Kreis der immergleichen Pappenheimer, da braucht es keinen Zettel mit bestimmten Anrufnummern.
 
Diese dümmlichen Verallgemeinerungen sind doch wirklich albern. Wer tatsächlich beim Radio arbeitet und nicht nur manniartiger Zuhörer ist, der kann davon ein Lied singen, wenn wieder einmal Vermittlungsstellen den Geist aufgeben, weil die Hörer die Leitungen vollhauen. Das mag bei Antenne Entenhausen mit 30 Hörern nicht so sein. Aber bei jedem mittelgroßen Sender sieht das genau so aus. Und bei den Jugendwellen könnte man wahrscheinlich sogar Toilettenpapier verlosen, und die Leitungen wären voll.
 
Ist es dann nicht erst recht dümmlich, dann hier solche Hypothesen über Hörerverhalten aufzustellen, Manni? Nicht nur, dass Du nicht beim Radio arbeitest, Du hörst nicht einmal die Sender, über die Du schreibst. Auf was fußen denn dann Deine Backstage-Beobachtungen zu den angeblich nicht vorhandenen Anrufen? Auf was Manni? Auf was? Erleuchte uns!
 
Dass nur der, der beim Radio arbeitet, eine Hypothese über Hörerverhalten beim Radio aufstellen darf, ist ja nun eine sehr eigentümliche Forderung. Umgekehrt wird eher ein Schuh draus: Die Betriebsblinden sollten sich zurückhalten, und denjenigen das Wort überlassen, die in der Lage sind, den Blick etwas über den Tellerrand hinaus zu öffnen. Soviel grundsätzlich!

Zum Konkreten:

Erstens behaupte ich gar nicht, dass die Anrufe nicht vorhanden seien, sondern lediglich, dass es sich im Kern um immer die selben Anrufer handelt. Selbstverständlich ist dieser Kern bei einem Massensender größer als bei einem Lokalsender, wollt ihr wirklich durch die Vorhaltung einer solchen Allerweltsweisheit die ganze Erkenntnis außer Kraft setzen?

Zweitens handelt es sich bei Höreranrufen um ein ähnliches Phänomen, wie bei Preisauschreiben, das ist empirisch hinlänglich untersucht, siehe zum Beispiel:

Müller-Doom, Stefan/Neumann-Braun, Klaus (Hrsg.): Medien und Kommunikationssoziologie: Eine Einführung in zentrale Begriffe und Theorien,2001
Fischer, Marc: Und ewig lockt der Hauptgewinn. Promotionsspiele. Ihr Ruf ist schlechter als ihre Wirkung. In Mediia Trend-Journal, Heft 9, 2001, S. 40 ff
Steffenhagen Hartwig/Stottmeister, G.: Preisausschreiben, 12 Empfehlungen für die erfolgreiche Gestaltung. In Marketing-Journal 21, 1988, S. 388ff
Paluzek, Claudia: Hörerbeteiligung im radio- inszenierte oder kommunikative Publikumsnähe?, 2002
Siehe auch hier:
http://www.eresult.de/studien_artikel/studienbaende/studie6.html
und hier:
http://www.rtr.at/de/komp/SchriftenreiheNr22012/Band2-2012.pdf

... und drittens gründen sich meine Beobachtungen auf 13 Jahre als Leiter einer Wortredaktion beim Privatfunk in Deutschland.
 
Liebe Leute...ein Fehler passiert jedem Mal. Wer es aber permanent technisch nicht hinbekommt, einen Call-in aufzuschalten und es journalistisch-moderativ-menschlich-sonstwie nicht hinbekommt, einen LIVE-Talk mit einem Hörer on air zu führen, der sollte DRINGEND über einen Berufswechsel nachdenken. Das gehört eigentlich zum Pflichtanteil eines Moderators/Radio-DJs.
 
Ich danke bis hierher für die Aufklärung meiner Fragen, nun bin ich schlauer :)

PS: Der MDR wollte mich mal interviewen, aber dort waren Telefoninterviews verboten. Deshalb arrangierte die Redakteurin ein NDR-Studio mit Leitung zum MDR. Dort bekam ich Kopfhörer auf, über die ich mich selbst hörte. Besser als Sex, nicht wahr? :D
 
Das einzig "problematische" aus meiner Sicht ist, dass man manchmal bei Live-Anrufen am Telefon schon den Moderator hat, während dar Radioton noch, je nach Übertragungsweg, mehr oder weniger nachhängt. Und hat man dann aufgelegt, kann man sich seine letzten Worte nochmal im Radio anhören :D
 
Ist halt so bei Digitalübertragung...seit sich jene durchgesetzt hat, kaskadiert sich die Verzögerung im Gesamtweg gerne so, dass man nicht einmal mehr die Uhr nach dem Zeitzeichen stellen kann....nicht einmal bei der Tagesschau im Ersten Deutschen Fernsehen. Dafür ist das Problem mit der schwerhörigen Oma Geschichte, die mit ihrem bis zum Anschlag aufgedrehten Dampfradio bei "Sie wischen, wir spülen" immer für fette Feedbacks sorgte. Abgesehen davon, dass diese Sendung auch Geschichte ist: Seither muss Michael Branik nicht mehr seinen Lieblingssatz "Könntet Sie's Radio a bissele leiser schdella" täglich zum Besten geben. :wow:
 
Ich sehe das Thema auch noch von einer anderen Seite. Wenn man im Studio nur noch dazu gebraucht wird, irgendwelche Jingels, Werbeblöcke und anderen Nonsens irgendwie zu jonglieren und der CI die z.B. bei Jingels gesendet wird nur noch den individuellen touch zu geben ist das eine Sache. Aber nach mehreren Jahren tristem Daseins auf einmal Call-In zu verlangen, wo plötzlich Dinge gefragt sind wie Spontanität, Schlagkräftigkeit und eine gute Allgemeinbildung um auf Themen reagieren zu können find ich ein bissl viel verlangt ;)
Die meisten am Selbstfahrerpult stumpfen doch bei den Bedingungen von ganz alleine ab und vegetieren hin zum absoluten "Reglerschubser"
 
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