Wie korrumpierbar aber auch lenkbar sich das öffentlich-rechtliche System bewiesen hat, zeigen ja die im letzten Herbst bekannt gewordenen Anrufe des CSU-Sprechers beim ZDF.
Ich finde, dass heutige Politiker überhaupt keinen Spaß mehr verstehen und überhaupt die deutsche Politik eine gefährliche Doppelrolle spielt:
einerseits möchte die deutsche Politik sicher einen gut funktionierenden ö-r Journalismus. Berichtet der aber zu kritisch über gewisse Sachverhalte, werden die Journalisten zur Rede
gestellt, zur Klarstellung gezwungen und zum Leidwesen der Journalisten "müssen" diese dann auch die Meinung dieser Politiker unterschreiben.
Ähnlich der Wirtschaft, wenn über Dinge, die der Wirtschaft kaum genehm sind, berichtet wird, wird der jeweilige Chefredakteur oder gar der Intendant mit Anrufen belästigt und zur
Rede gestellt.
Kritischer Journalismus, vom investigativen mag ich gar nicht sprechen, ist in Deutschland scheinbar unerwünscht, wie die jüngsten Neonazi-Attacken auf die Lokalredaktion der "Lausitzer
Rundschau" zeigen. Und da beginnt der Staat auch, dem Bürger seine Meinung aufoktroyieren zu wollen. Politische Kritik darf wohl geäußert werden, aber dezent, so, dass es keinem
weh tut, und dass niemand sich ärgern muss.
Wenn wir schon das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit im GG garantiert bekommen, gilt das für alle Journalisten, egal, ob das kritisch berichtende Blogger sind, oder ob das der
Redakteur bei einem Rundfunksender ist, der gerade über die Ausschreitungen von Neonazis mit Gegendemonstranten berichtet.
Es ist ein Wahnsinn, wenn diese "freiheitlich-demokratische Grundordnung", auf der wir uns alle so köstlich ausruhen, die Meinungs- und Pressefreiheit mit Füßen tritt und gleichzeitig,
wenns n bisschen außerhalb des Meinungs-Mainstreams ist, dass man anruft, oder irgendwen bedroht, oder wen auflauert und ihm ein Veilchen verpasst oder einen Böller in Briefkasten
tut, sodass er zeit seines Lebens als Krüppel gebrandmarkt ist.
Das ist eine düster gezeichnete, aber wirkliche Realität der deutschen Medienlandschaft.
Ich würde auf XXLs-Frage, wie korrupt das deutsche ö-r System antworten: "Sehr korrupt": Es korrumpiert die vielen, die täglich zuhören, die täglich diese Formatradios bei den öffentlichen
Sendern hören müssen, obgleich es viele Alternativen, wie wir sehr oft hier auf radioforen.de diskutieren, gäbe, man es aber der Quote und letzlich auch des Cashflows wegen nicht macht.
Es korrumpiert die Leute, die kritisch Themen bearbeiten, mit der Konsequenz, um den persönlichen guten Ruf täglich kämpfen zu müssen, und auch im letzten Ende, aus reiner Resignation
heraus, dann doch die Mehrheitsmeinung anzunehmen. Es korrumpiert dadurch 80 Millionen potentielle Mediennutzer, die von glattgebügelten Journalisten und von Mehrheitsmeinung be-
einflussten Reportern eine eher lustlos dahinplätschernde Darstellung bekommen. So werden die vormals kritischen Journalisten wegen der Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, zu Schau-
spielern ihrerselbst und damit eher zu "zahnlosen" Berichterstattern der aktuellen Politik, die willfährig all das widerkäut, was man ihnen eingibt.
Es korrumpiert den Gebührenzahler, weil er die Qualität, die hinter dem Produkt steht, was er finanziert, leidet, und weil sein Bedürfnis nach unabhängiger und kritischer Berichterstattung
torpediert wurde durch eine Masse von politischen und wirtschaftlichen Egoisten. Es korrumpiert sich damit selbst, weil seine Existenz durch so viel Korruptheit eigentlich auf dem Spiel
steht und sich selbst wie eine Art "Schwarzes Loch" selbst auffrisst. Und wenn dieses Schwarze Loch alles aufgefressen hat, können dann endlich die wunderbaren Vorschläge umgesetzt
werden, die die Granden hier auf radioforen.de seit Jahren zum Teil mit prophetischer Zunge bereden und diskutieren, umgesetzt werden.....