Keine Neuanträge mehr bei der ZAK: Hat Radio fertig?

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Der Radiotor

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Ich habe soeben eine aktuelle Liste der Landesmedienanstalten (ZAK) bekommen, hier geht es um Lizenzanträge Hörfunk/Fernsehen. Während es im TV-Bereich rund zwei Dutzend Neuanträge gegeben hat, sieht es beim Radio mau aus: Kein Neuantrag, zum ersten Mal seit es die übergeordnete Stelle der LMAs gibt. Die letzten bundesweiten Lizenzanträge kamen 2011 von Antenne 50 Plus, RMN Schlagerhölle und Power 104, also alles eher Exoten. Da stellt sich mir die Frage: Ist Radio in Deutschland tatsächlich derart ausgereizt und übersättigt, dass kein Unternehmen mehr etwas neues wagt? Sind tatsächlich alle Formate (auch im Webradio) schon abgedeckt? Ruhen sich die Platzhirsche zu sehr auf dem Erfolg ihrer bestehenden Programme aus? Es ist schon witzig: Wir stehen vorm Zeitalter der Digitalisierung, und was investieren die Radiomacher: Null! Oder haben die Unternehmen schlichtweg kein Geld?
 
Es liegt wohl eher daran, dass aktuell nirgends Ausschreibungen laufen, so denke ich.

Die Anträge bei der ZAK beziehen sich ja nicht nur auf UKW, sondern auch auf Satellit, Kabel und DAB+ (Internet ist ausgenommen, da reicht ja eine bloße Anmeldung). Und damit haben wir doch schon eine mögliche Antwort: Auf UKW gibt es keine neuen Ausschreibungen mehr, da frequenzmäßig alles dicht ist. DAB+ lehnt der Gros der Radiomacher ab, obwohl es hier überall Ausschreibungen gibt. Und Satellit/Kabel sind als Verbreitungswege nicht (mehr) attraktiv. Bleibt Webradio, aber auch hier gibt es kaum noch Innovationen, zumindest nicht von denen die mit Radio in Deutschland gutes Geld verdienen. Ruht sich also die gesamte deutsche Radioszene zu sehr auf ihren Lorbeeren aus? Enttäuschend finde ich, warum es auch aus dem Ausland kaum Interessenten am deutschen Markt gibt: Clear Channel etwa. Oder deutsche Unternehmen, die im Ausland kräftig im Radiobereich punkten, aber hierzulande nicht aktiv werden wollen (z.B. der Bauer-Verlag).
 
Die Anträge bei der ZAK beziehen sich ja nicht nur auf UKW, sondern auch auf Satellit, Kabel und DAB+ (Internet ist ausgenommen, da reicht ja eine bloße Anmeldung). Und damit haben wir doch schon eine mögliche Antwort: Auf UKW gibt es keine neuen Ausschreibungen mehr, da frequenzmäßig alles dicht ist
...und man benötigt UKW, - wenigstens die ein oder andere Stützfrequenz in einem Ballungsraum -, um andere Verbreitungswege wie DAB+ querfinanzieren zu können.
 
Wer weiß, wie in Deutschland Radiosender lizensiert werden, der lässt als Investor wohlweislich die Finger davon. Bei interessanten Sendern sind die Anteile so gut wie nicht verkäuflich. Was sonst noch auf dem Markt ist hat kaum Entwicklungspotenzial. Satellit, Kabel und DAB+, mein Rat: Lieber ne große Yacht plus Gespielinnen kaufen. So macht Geld ausgeben wenigstens noch Spass.
 
Ich meinte UKW-Frequenzen.
Das ist der zweite Schritt. Als erstes brauchst eine Zulassung als Rundfunkveranstalter; dafür verlangen die Landesmedienanstalten eine nicht unerhebliche Bearbeitungsgebühr.
Wenn du die hast, musst du darauf hoffen, dass irgendwo Frequenzen ausgeschrieben werden und du die Ausschreibungskriterien erfüllst, um dich bewerben zu können.
Falls du selbst Frequenzen koordinieren lässt (was nach der Revision des TKG möglich ist), musst du damit rechnen, dass jemand anderes sie bekommt.
Mit anderen Worten: Bis überhaupt erst die Bedingungen erfüllt sind, um auf Sendung gehen zu können, ist viel Geld und Arbeit zu investieren, und wenn du Pech hast, war alles für die Katz.
 
Es haben sich halt alle mit UKW - Frequnzen versorgten, am Markt beteiligten, mit dem Staus quo abgefunden. Dank der Diktatur von Radio - Beratern und Sound - Designern sind neue innovative Formate nicht mehr erwünscht. Aus diesem Grund klingt Heute im durch Werbung finanzierten Teil des Rundfunkbandes Hitradio A wie Zauselwelle B oder Öffifunk C und setzt damit bei mir nur noch Abschaltimpulse.
Sollten diejenigen die das Geld dank "Haushaltsgebühr" haben wirklich mal Versuchen in diesem Marktsegment etwas neues zu probieren, bricht gleich der große Sturm der Entrüstung los. Es könnte ja wirklich was für den Hörer hörbares herauskommen und Hitradio A an Öffifunk C Hörer verlieren.
Das sie sich auf Grund dieser Hitdudlermentalität selbst das Wasser abgraben, wird ihnen erst dann auffallen, wenn keiner mehr Werbung bestellt, weil selbst die Werbekunden nur noch gelangweilt abschalten.
 
Das Problem sind hier in NRW acht öffentlich rechtliche Programme (einschl. DLF und DKultur) auf leistungsstarken UKW-Frequenzen und 45 Lokalradios (mit dem gleichen Rahmenprogramm). Da ist sogar bisher kein Platz für ein landesweites Privatradio. Wie will ein Veranstalter in dieser Situation eine freie UKW-Frequenz für ein neues Rundfunkprogramm bekommen?
 
Das ist der zweite Schritt. Als erstes brauchst eine Zulassung als Rundfunkveranstalter; dafür verlangen die Landesmedienanstalten eine nicht unerhebliche Bearbeitungsgebühr.
Wenn du die hast, musst du darauf hoffen, dass irgendwo Frequenzen ausgeschrieben werden und du die Ausschreibungskriterien erfüllst, um dich bewerben zu können.
Falls du selbst Frequenzen koordinieren lässt (was nach der Revision des TKG möglich ist), musst du damit rechnen, dass jemand anderes sie bekommt.
Mit anderen Worten: Bis überhaupt erst die Bedingungen erfüllt sind, um auf Sendung gehen zu können, ist viel Geld und Arbeit zu investieren, und wenn du Pech hast, war alles für die Katz.

Wenn eine Landesmedienanstalt freie Frequenzen ausschreibt, kann man sich jeder bewerben. Neue Anbieter machen das meistens in der Rechtsform einer GmbH in Gründung. Eine Zulassung als Rundfunkveranstalter hält man mit der Lizenz. Da muss sich keiner vorher registrieren lassen.
Anträge schreiben macht Arbeit. Allerdings, wenn man schon ein paar verfasst hat, dann ist auch etliches copy & paste. Wer keine Ahnung oder zuviel Geld hat, der zieht eine Anwaltskanzlei hinzu.
Je nach Satzung kommen dann auf den Bewerber noch Bewerbungsgebühren zu, die werden unterschiedlich bemessen. Sich als Kabel- bzw. Satellitenradio lizenzieren zu lassen, ist realitiv einfach, hier gibt es auch keine Ausschreibungen. Bringt aber kaum was, Satellitenradio hört kaum jemand und als Kabelradio muss man mit den Netzbetreibern verhandeln, das ist sehr mühsam bei ebenfalls ungewissen Ausgang. Wie gesagt so Radio zu machen, heißt Geld verbrennen.
 
Das Problem sind hier in NRW acht öffentlich rechtliche Programme (einschl. DLF und DKultur) auf leistungsstarken UKW-Frequenzen und 45 Lokalradios (mit dem gleichen Rahmenprogramm). Da ist sogar bisher kein Platz für ein landesweites Privatradio. Wie will ein Veranstalter in dieser Situation eine freie UKW-Frequenz für ein neues Rundfunkprogramm bekommen?
Einzelne Frequenzen sind durchaus verfügbar; z.B. jene, die früher vom D-Radio genutzt wurden. Allerdings werden die nicht ausgeschrieben, da man sie einer landesweiten Kette zuordnen möchte: https://www.landesmediengesetz.nrw.de/node/11329

Abgesehen davon, dass diese Kette eh zum größten Teil aus Funzeln bestehen wird (falls sie überhaupt irgendwann on air gehen wird), werden es weitere Anbieter dann noch schwieriger haben, brauchbare Frequenzen zu finden.

Wenn eine Landesmedienanstalt freie Frequenzen ausschreibt, kann man sich jeder bewerben. Neue Anbieter machen das meistens in der Rechtsform einer GmbH in Gründung. Eine Zulassung als Rundfunkveranstalter hält man mit der Lizenz. Da muss sich keiner vorher registrieren lassen.

Nach meinem Kenntnisstand stellt eine Anerkennung als Rundfunkveranstaler das formale Kriterium dar, um sich auf Frequenzen bewerben zu können; ich lasse mich jedoch gerne korrigieren.
 
Wenn es darum geht, mit Bürokratie Kreativität und Investitionslüste im Keim zu ersticken, macht Deutschland so schnell keiner was vor. Gut, in gewissen Wirtschaftszweigen funktioniert der Lobbyismus so gut, da wird der Herr Politiker auf die von Dr. Fu erwähnte Yacht eingeladen und dann fluppt das schon. Der Rundfunk ist ja aber die heilige, hochkulturelle und noch höherförderale Kuh, bei der jeder ganz gerne noch ein Wörtchen mitreden würde. Wie schlimm, wenn die verfilzten Verläge, deren Multiplikatoren so schön mit den Entscheidungsträgern in Amt und Partei befreundet sind, da böse Konkurrenz, nach Möglichkeit, o Schreck und Graus, noch aus dem Ausland bekämen. So denkt sich der Herr in der Staatskanzlei und anderswo und hält schützend seine Hand über das Kartell...während ihn in anderen Lebensbereichen die Globalisierung und das freie Spiel der Kräfte wenig stören dürfte.
 
So denkt sich der Herr in der Staatskanzlei und anderswo und hält schützend seine Hand über das Kartell...

Stimmt:

http://www.teltarif.de/dab-plus-kritik-frequenzen-nutzung/news/47197.html

Und in diesem Zusammenhang keine Überraschung, das ausgerechnet dieser Verein den Abgang des Protagonisten vermeldete:

http://www.vprt.de/thema/medienordn...martin-stadelmaier-verlässt-staat?page=8&c=3;

In dem Fall ist die Yacht aber eher auf dem Rhein geschippert.
 
Der Radiotor: "Ich habe soeben eine aktuelle Liste der Landesmedienanstalten (ZAK) bekommen, hier geht es um Lizenzanträge Hörfunk/Fernsehen. Während es im TV-Bereich rund zwei Dutzend Neuanträge gegeben hat, sieht es beim Radio mau aus: Kein Neuantrag, zum ersten Mal seit es die übergeordnete Stelle der LMAs gibt. Die letzten bundesweiten Lizenzanträge kamen 2011 von Antenne 50 Plus, RMN Schlagerhölle und Power 104, also alles eher Exoten. Da stellt sich mir die Frage: Ist Radio in Deutschland tatsächlich derart ausgereizt und übersättigt, dass kein Unternehmen mehr etwas neues wagt? ...."

Grober Unfug, Herr Doktor! Ich WEISS definitiv von mindestens ZWEI Anträgen, die in Nordrhein-Westfalen derzeit laufen! ;)


Inselkobi: "Hat Radio wirklich fertig? In NRW könnte man fast meinen ja - wären da nicht MediaBroadcast und radioNRW..."

Ja, KÖNNTE 'man' meinen, in NRW...! :cool:
 
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