Gebühren: Langsam wird es ernst

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Mannis Fan

Benutzer
Bundestagspräsident Norbert Lammers stellt das System der staatlichen Rundfunkgebühren in Frage. Bei einer Ehrung für Schwallbacke Klaus Kleber klagte Lammert: "Es geht immer nur um Quote, Quote, Quote" und drohte deshalb, es stelle sich zunehmend die Frage, inwieweit das System der staatlichen Rundfunkgebühren noch gerechtfertigt sei.

Hier der Spiegel-Online-Artikel dazu:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/bun...-tadelt-qualitaetsverlust-im-tv-a-930188.html

Wenn der Rückhalt der politischen Eliten mal bröckelt, dann sehe ich schwarz für die Zukunft des ÖR-Systems in der heutigen Form. So schnell wie ein neuer Rundfunkstaatsvertrag bei einer Großen Koalition durch alle Gesetzgebungsgremien durch wäre und die kommode Versorgungswelt der Öffentlich-Rechtlichen Anstalten aushebeln könnte, kann man gar nicht dagegen polemisieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu passt dann auch dieser Bericht:

ARD-ZDF-Projekt: Ministerpräsidenten stoppen Jugendkanal
Der geplante Jugendkanal von ARD und ZDF steht vor dem Aus. Die Ministerpräsidenten der Länder konnten sich auf ihrer Konferenz in Heidelberg nicht auf ein Ja für das Digitalprojekt der öffentlich-rechtlichen Sender einigen. Offiziell wollen sie den Sendern Zeit geben, bis zum Frühjahr ein neues Konzept vorzulegen...

Schon zwischen ARD und ZDF war das Projekt von Anfang an umstritten, selbst innerhalb der ARD waren einflussreiche Intendanten nicht von dem Konzept überzeugt. Doch sie rangen sich stets zu Kompromissen durch - auch weil sie dachten, damit einen Programmwunsch der Politik zu erfüllen.

Vor allem die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte sich stets für diesen Kanal starkgemacht. [...] Die Medienpolitiker der Länder hatten sich da noch auf ein paar gemeinsame Nenner einigen können, etwa dass ARD und ZDF sich selbst dazu verpflichten müssen, dass die Digitalkanäle unter dem Strich nicht mehr Geld kosten, wenn ein paar kleine Kanäle gestrichen werden und der 45 Millionen Euro teure Jugendkanal dazukommt. Auch einigte man sich darauf, für den Jugendkanal die Verweildauer für Beiträge in der Mediathek zu verlängern.

Doch die Ministerpräsidenten entschieden nun anders. Teils waren sie - vor allem von Unionsseite - nicht überzeugt davon, dass die Digitalkanäle am Ende nicht doch ein paar Millionen mehr kosten. Hier war von sieben bis 20 Millionen Euro die Rede. Teils erschien ihnen das inhaltliche Konzept, das ARD und ZDF vorlegten, zu dürftig. Am Ende einigten sie sich darauf, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten bis zum Frühjahr Zeit bekommen sollen, offene Fragen zu beantworten. Doch das ist bloß Diplomatie. "Der Jugendkanal ist politisch tot", heißt es in der Medienpolitik...
 
So schnell wie ein neuer Rundfunkstaatsvertrag bei einer Großen Koalition durch alle Gesetzgebungsgremien durch wäre und die kommode Versorgungswelt der Öffentlich-Rechtlichen Anstalten aushebeln könnte, kann man gar nicht dagegen polemisieren.
Was hat denn eine Große (Bundes)Koalition bzw. überhaupt der Bundestag mit dem RStV zu tun?
Genau: nichts!
Dieser Vertrag wird zwischen den Bundesländern abgeschlossen, der Bundestag samt jedweger Koalition ist dabei komplett außen vor!
 
Das Gebührensystem ist ohnehin fraglich (wurde hier ja auch schon hinlänglich diskutiert).

Wieso müssen z. B. Mitarbeiter von privaten Sendern Rundfunkgebühren bezahlen? Das wäre genauso, wenn Mitarbeiter von Edeka eine Zwangsabgabe zahlen müssten, für die Konkurrenzunternehmen, wie REWE oder Tengelmann.

Geht gar nicht, hier wäre eine Sammelklage durchaus angebracht und könnte m. E. sogar erfolgreich sein. Und im Erfolgsfall wäre das Gebührensystem nicht mehr zu halten.
 
Wieso müssen z. B. Mitarbeiter von privaten Sendern Rundfunkgebühren bezahlen? Das wäre genauso, wenn Mitarbeiter von Edeka eine Zwangsabgabe zahlen müssten, für die Konkurrenzunternehmen, wie REWE oder Tengelmann.

Nein, das wäre eben nicht "genauso", denn es geht nicht um zwei konkurrierende Unternehmen, sondern um eine kulturelle Infrastruktur. Ein Porno-Videoshop kann ja auch nicht sagen: Warum soll ich Museen steuerlich subventionieren, bei mir gibt es doch auch Bilder zu gucken... :wow:
Die Existenzberechtigung einer öffentlich-rechtlichen Grundversorgung in Frage zu stellen, halte ich für unseriös. Was man aber sehr wohl in Frage stellen kann, ist:

1. Art der Gebührenerhebung: Wieso zahlt jeder dasselbe, ob Millionär oder Putzfrau, warum Flatrate, warum zahlen auch Menschen ohne Fernseher Gebühren für TV?
2. Gebührenverwendung: Werden die ÖR-Sender ihrem Auftrag gerecht?
3. Gebührenverschwendung: Ist alles, was die ÖR machen, für ihren Auftrag nötig?

Das sind alles schon eher rhetorische Fragen. Natürlich ist das Gebührensystem ausgeufert, natürlich verprassen die ÖR die Gebühren, um ihre private Konkurrenz abzuhängen und vernachlässigen dabei ihren eigentlichen Auftrag.
Ich will mich auch in Zukunft nicht durch die Action-News von RTLII informieren, sondern durch fundierten, seriös recherchierten und von wirtschaftlichen Interessen unabhängigen Journalismus. So viel Geld ist dafür gar nicht nötig, jedenfalls nicht soviel wie für die Abwerbung von Stars oder die Übertragungsrechte von Fußballspielen - würde sich der ÖR also auf seine Kernaufgaben konzentrieren, so wären deutliche Einsparungen sicherlich kein Problem. Und seine Existenz würde nicht mehr in Frage gestellt, wenn er sich nicht ständig versuchen würde, den Privaten zu assimilieren.
Lammerts Einlassung wird wohl auch eher in diese Richtung zu verstehen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
@TonSpion: Also mal abgesehen davon, dass der Vergleich zwischen Radiosendern und Handelsunternehmen ziemlicher Nonsens ist, stellt sich die Frage warum bestimmte Berufsgruppen aus der Finanzierung des ÖR ausgenommen werden sollten. Das wäre diskriminierend und ebenfalls illegal. Ansonsten kann ich nicht mal deinen Ansatz nachvollziehen, nicht im geringsten. Gegen was soll geklagt werden, mit welcher Begründung und vor welchem Gericht?
 
iro schrieb:
Was hat denn eine Große (Bundes)Koalition bzw. überhaupt der Bundestag mit dem RStV zu tun?
Genau: nichts!
Dieser Vertrag wird zwischen den Bundesländern abgeschlossen, der Bundestag samt jedweger Koalition ist dabei komplett außen vor!

Das ist aber schon ein bisschen blauäugig. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass die beiden großen Parteien, wenn sie im Bund eine Koalition bilden, nicht auch in den Ländern gemeinsame Sache machen. Und wenn bei der bundespolitischen ersten Führunsgetage beider Parteien hinsichtlich ÖR-Finanzierung eine Entscheidung fällt, dann wird die sich auch bei ihren Länderfürsten niederschlagen.
 
Natürlich habe ich mit meiner Frage bewusst provozieren wollen, was mir offenbar auch gelungen ist.

Zunächst mal, man kann in Deutschland so gut wie gegen alles und jeden klagen, ist gar kein Problem. Welches Gericht zuständig ist, kann i. d. R. von einem Anwalt geklärt werden. Und ob eine solche Klage dann zugelassen wird, klären die Richter.

Ob die Ausnahme für eine Berufsgruppe als Diskriminierung anzusehen ist, wage ich zu bezweifeln, muss an dieser Stelle aber auch nicht weiter verfolgt und ausdiskutiert werden.

NEIN: Es geht in der Tat darum, ob das ÖR-System mit seiner Gebührenregelung überhaupt noch in Ordnung geht. Da stimme ich Stefan Kramerowski voll zu.

Ich glaube, kein halbwegs intelligenter Mensch möchte durch die Action-News von RTL II seinen täglichen Nachrichtenbedarf decken. Generell aber davon auszugehen, dass private Sender - egal ob Radio oder TV - keine seriösen, kompetenten News liefern können, halte ich für eine unangemessene, arrogante Meinung aus der ÖR-Ecke.

Mittlerweile läuft bei den Öffis (primär im TV) so viel platter Mist, für den Gebührengelder verjubelt werden, dass einem schlecht wird. Nach wie vor stehe ich auf dem Standpunkt, dass die Programme der Öffis radikal zu reduzieren sind und damit auch eine drastische Senkung der Gebühren einher zu gehen hat.

Die ÖR-Sender sollen die Grundversorgung sichern, nicht mehr und nicht. Der Blick auf die Quoten und die privaten Programmanbieter hat zu entfallen. Im Einklang damit sollte auch ein Werbeverbot für die ÖR-Sender erlassen werden, ohne Schlupflöcher (wie Patronate oder Sponsoring), was ebenfalls den Quotendruck von den ÖRs nehmen würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
@TonSpion: Also mal abgesehen davon, dass der Vergleich zwischen Radiosendern und Handelsunternehmen ziemlicher Nonsens ist, stellt sich die Frage warum bestimmte Berufsgruppen aus der Finanzierung des ÖR ausgenommen werden sollten. Das wäre diskriminierend und ebenfalls illegal.


Nur zur Information:

Vor gut 20 Jahren gab es etwas Zoff zwischen dem MDR und Radio PSR wegen der nicht angemeldeten Radios, die in den Redaktionsräumen von Radio PSR standen. Wie die Geschichte damals ausging, kann ich euch jetzt gar nicht sagen. Aber es steht sicher außer Frage, daß Radio PSR diese Radios braucht, denn damit wird sowieso das eigene Programm abgehört. (Das sind dann die Momente, wenn irgendwelche Redakteure oder Programmchefs das Sendestudio mit den Worten "Was hast du denn da gerade wieder für Mist erzählt!" stürmen. ;))
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieso müssen z. B. Mitarbeiter von privaten Sendern Rundfunkgebühren bezahlen? Das wäre genauso, wenn Mitarbeiter von Edeka eine Zwangsabgabe zahlen müssten, für die Konkurrenzunternehmen, wie REWE oder Tengelmann.
Müssen sie. Vielleicht kaufen sie ja irgendwann mal dort ein, dann ist PR und Werbung, die diese Unternehmen irgendwo schalten garantiert mit eingepreist. Wie schon oft hier erklärt: nichts gibt's gratis, auch den Privatfunk nicht. Manchmal ist der aber durchaus umsonst.
 
Wieso müssen z. B. Mitarbeiter von privaten Sendern Rundfunkgebühren bezahlen?

Geht gar nicht, hier wäre eine Sammelklage durchaus angebracht und könnte m. E. sogar erfolgreich sein. Und im Erfolgsfall wäre das Gebührensystem nicht mehr zu halten.

Soso! Du willst also behaupten, dass diese vielen Mitarbeiter der Privatsender nie die Programme der ÖR nutzen? Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Oder stehen vor den Werken von VW, Audi, oder Opel z.B. kein Fremdfahrzeuge? Absoluter Blödsinn, sorry!

Und diese Diskussionen über Pro und Contra ÖR hatten wir hier auch schon oft, ohne auf einen Nenner zu kommen. Die Abgabe für die ÖR-Anstalten sind gesetzlich festgelegt und es scheint sich in naher Zukunft nichts daran zu ändern. Hin und wieder prescht ein Politiker hervor, kritisiert das System, bekommt deshalb etwas Aufmerksamkeit in den üblichen Springer-Blättern wie "Bild" etc. und bei den RTL-Boulevardmagazinen (alle naturgemäß anti-ÖR...) und Tage später verhallen diese Dinge wieder im Nichts.

Schon mal bemerkt, dass die ÖR-Sender an den meisten Tagen der Woche die höchsten Einschaltquoten am Abend haben? Gegen den "Tatort" am Sonntagabend setzt kein Sender mehr etwas dagegen. Beispiel dieses Wochenende: am Freitagabend holt "Der Alte" im ZDF die höchste Qoute, am Samstag liegt Carmen Nebel knapp hinter dem "Supertalent" und der (diesmal eher schlechte) Münchener "Tatort" hatte über 9 Millionen Zuschauer (Werte von Qoutenmeter.de). Die "Tagesschau" ist weiterhin die Nachrichtensendung mit den höchsten Quoten. Das ist alles kein Garant für Qualität, aber das zeigt, woher die meisten Zuschauer ihre Unterhaltung und Informationen hernehmen wollen. Das zeigen auch Sondersendungen, zu Wahlen oder Flutkatastrophen, wo alle 4 großen Sendeanstalten gleichzeitig berichten; immer liegen ARD oder ZDF dort vorne. Vermutlich liegt es einfach daran, dass die Privaten sich immer mehr dazu verleiten lassen, billigen Thrash ala "Schwiegertochter gesucht" oder "Bauer sucht Frau" zu produzieren und dort geistig Minderbemittelte vorzuführen, um Quote zu machen. Nachhaltig schaden sich die Sender garantiert damit und das führt dazu, dass sich die Zuschauer gerne mit geistigem Müll nebenher berieseln lassen, aber wenn es um ernste Themen und Informationen geht, nutzen sie die ÖR-Angebote.

Und jetzt soll man die Gebühren oder gar das ganze ÖR-System abschaffen? Man kann sich ja mal ausmalen, in welche geistige Richtung sich die Bevölkerung dann hinbewegt...

Man muss nur mal die "Tagesschau" um 20 Uhr mit "RTL aktuell" um 18.45 Uhr vergleichen: die 2 bis 3 großen Themen sind identsich, aber bei RTL oder von mir aus auch Sat1 wird viel reißerischer berichtet. Zudem die große USA-Affinität von RTL-Klöppel; kaum eine Nachrichtensendung ohne mittel- oder kaum wichtigen Themen von dort. Und wenn man in Nachrichtensendungen Youtube-Videos mit irgendwelchen kuriosen Dingen zeigt, sagt das auch schon alles. Oft habe ich den Eindruck dass manche Privaten Mühe haben, ihre Boulevard- oder Nachrichtensendungen voll zu bekommen. Und dann muss halt eben Thrash und ein 10-Minutenbericht über unwichtige DSDS-Ereignisse her oder ein langweiliges F1-Rennen wird im Bericht auf mehrere Minuten aufgeblasen. Ich habe auch aufgegeben, Sat1 zu schauen. Die stehen meiner Meinung nach kurz vor dem Abgrund. Keine neuen Ideen, kein echter Grund, den Sender einzuschalten, vieles wird kopiert von anderen Sendern und das auch noch schlecht. Und wenn man mal ein erfolgreiches Format wie "The Voice" einkauft, muss man sich die recht guten Quoten mit der "Schwester" Pro7 teilen.

So lange die Privaten denken, mehr Müll als Niveau senden zu müssen, zahle ich gerne die ÖR-Gebühren. Aber jeder soll das für sich entscheiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Gebühreneinhebung ist offenbar auch der EU ein Dorn im Auge. Sie möchte, dass man europaweit einheitlich 20,00 EUR für Radio, TV und Digital bezahlt, und dann aber europaweit sehr gute Angebote bekommt. Denn: ARD und ZDF sowie die Dritten sind Stammgäste bei den Rechnungshöfen. Und das ist ein sehr unguter Zustand! Man sollte lieber weniger auf Pomp setzen, sondern mehr auf Qualität. Denn: Wer zahlt, schafft an. Die EU regt sogar in einem Kommissionsschreiben an, einen "Zuschauerrat" zu benennen, der entweder online oder aber offline irgendwo tagen soll. Es gibt jedenfalls mächtig Ärger derzeit, auch, weil kleine Länder wie Österreich oder aber auch Belgien sich keine europaweite unverschlüsselten Satellitensendungen leisten können. Zudem regt die EU an, da, wo Doppelungen sind, sollte man sie abschaffen und lieber schauen, ob man integrative Angebote einbauen kann.

Eine Initative des Europaparlamentes beschäftigt sich übrigens auch mit der Barrierefreiheit des Fernsehens. Hier wurde, so das EU-Parlament, bislang noch viel zu wenig getan.
 
Das kommt nicht von mir, das ist was EU-mäßiges. Das ist eine Vorlage auch fürs EU-Parlament, die aktuell die EVP-Fraktion vorbereitet.
 
@HeavyRotation25: Dein Hinweis auf die Quoten von ARD- und ZDF-Sendungen legt genau den Finger in die Wunde (vermutlich ohne dass du das beabsichtigt hast): Gerade die Quote darf eben nicht als Kriterium für die Existenz von ARD und ZDF herhalten, denn Quote ist ein quantitativer Begriff und die Aufgabe von ZDF und ARD ist nicht, möglichst viel Quantität (Reichweite) zu erzielen - deren Aufgabe besteht nämlich darin, einen Grundversorgungs- bzw. Funktionsauftrag zu erfüllen, also ein Angebot bereitzustellen, welches die Finanzierung durch die Allgemeinheit rechtfertigt.

Es kann jetzt dahingestellt sein, dass wir zu Zeiten der Gründung der Landesrundfunkanstalten einen Frequenzmangel in Deutschland hatten und lassen wir einmal unbeachtet, dass die Gründung der (staatsfernen!) Landesrundfunkanstalten gerade auch den Zweck hatte, die deutsche Bevölkerung vor staatlicher Beeinflussung zu schützen und ihr unzensierte Informationen zukommen zu lassen zur Entwicklung eines demokratischen Bewußtseins - für beide Gründe könnte man Argumente finden, welche die heutige Existenz des ö/r in Frage stellen könnten.

Aber darum geht es nicht - es geht darum, dass ZDF und ARD definitiv NICHT den Auftrag haben, Programme anzubieten, welche den Wünschen der Bevölkerung entgegenkommen (also Quote machen), sie haben die Pflicht, Angebote zu unterbreiten, wie sie im Rundfunkstaatsvertrag formuliert sind (und die mit Blick auf die heutige Medienlandschaft verbunden werden könnten mit dem Auftrag, gerade solche Programme anzubieten, wie es sie im privaten Rundfunk aufgrund dessen Marktorientierung nicht geben kann und nicht gibt). Mir persönlich fällt es nämlich schwer, bei Carmen Nebel, Tatort oder anderen Inhalten noch die ursprüngliche Aufgabe des ö/r Rundfunks zu erkennen.
 
Und wenn man Sachen aus Mediatheken sehen will, muss man halt dann dafür extra zahlen. Denn: wenn bei RTLnow, bei SAT1 oder Pro7 eine Zahlung besteht, dann auch bei ARD, ZDF und den dritten Programmen.
Das wäre erst einmal ein Schock.
 
Aber darum geht es nicht - es geht darum, dass ZDF und ARD definitiv NICHT den Auftrag haben, Programme anzubieten, welche den Wünschen der Bevölkerung entgegenkommen (also Quote machen), sie haben die Pflicht, Angebote zu unterbreiten, wie sie im Rundfunkstaatsvertrag formuliert sind (und die mit Blick auf die heutige Medienlandschaft verbunden werden könnten mit dem Auftrag, gerade solche Programme anzubieten, wie es sie im privaten Rundfunk aufgrund dessen Marktorientierung nicht geben kann und nicht gibt). Mir persönlich fällt es nämlich schwer, bei Carmen Nebel, Tatort oder anderen Inhalten noch die ursprüngliche Aufgabe des ö/r Rundfunks zu erkennen.

Das kannst Du so wollen und es mag Dir schwerfallen. Ist auch OK. Da es sich beim Deutschen Mediensystem aber um ein 2 Säulenmodell handelt, bei der Private wie ÖR ein komplettes Angebot abliefern sollen, (Dazu gibt es einschlägige Urteile) gehört die Unterhaltung zum Auftrag. Und Unterhaltung ist eben von Quoten abhängig. Gebührenfinanzierter Rundfunk muss auch für die Breite der Bevölkerung attraktive Angebote haben. Und das lässt sich mit Quoten am besten belegen. ÖR ist kein mediales Harz IV, dass gefälligst das macht, womit Private kein Geld verdienen können. Unterhaltung war vor Einführung der Privaten ein Kernbestandteil des ÖR, und es war nie daran gedacht worden das danach abzuschaffen. Man kann nicht von allem Gebühren eintreiben und dann nur für wenige Programm machen. Carmen Nebel gehört also als Bespaßung der Älteren (auf die die Privaten zudem auch keine Lust haben) zum Auftrag dazu, genauso wie die tägliche Kulturzeit auf 3Sat.

Über Fragen wie: Ist die Balance zwischen Unterhaltung und Kulturellen Inhalten noch gegeben? Ist der ÖRI Apparat zu aufgebläht? etc. kann man immer gerne diskutieren.
Ich bin aber im Gegensatz zu Herrn Lammert der Meinung, dass es haufenweise die anspruchsvollsten Inhalte im ÖR Bereich gibt. Nur nicht zwingend im Ersten/ZDF/HR3 oder ähnlichem zur Primetime. Auf ARTE und 3 Sat hingegen schon. Ich bilde mir (als Konsument genau dieser Inhalte) sogar ein, dass ich den Letzten Jahren sogar besser bedient werde als früher. Und Privatsender konsumiere ich nicht, da es dort für mich nichts gibt.
 
Das Problem bei den öffentlich-rechtlichen Programmen ist, dass sie ihrem Auftrag nicht mehr gerecht werden. Schaut euch doch mal die Nachmittagsprogramme an. Das ist fast wie im Privatfunk. Und das ist eigentlich Geldverschwendung. Ähnlich diese Inflation an Shows. Man müsste mal entrümpeln und entstauben. Und endlich mal das Internet so stärken, dass es was bringt: Shows, die niemand an der Mattscheibe sehen will, können ja getrost als Livestream im Netz laufen. Die ARD-Chefs haben m.E. auch ihren Verwaltungsapparat zu stark aufgebläht, ähnlich das ZDF.
Ich finde, wenn man schon sparen soll, dann an der aufgeblähten Verwaltung.
Sendungen aus den 70ern mit hoher und höchster Quote stehen bzw. standen und fallen bzw. fielen mit dem Showmaster. Heutzutage ist jeder Showmaster austauschbar, bis auf Gottschalk, Jauch, Elstner und Harald Schmidt.
Ebenso fände ich es schön, wenn man mehr auf die Spartenprogramme verweisen würde bzw. hier neue Ansatzpunkte der intermedialen Interaktion schaffen könnte.
 
Ich bin aber im Gegensatz zu Herrn Lammert der Meinung, dass es haufenweise die anspruchsvollsten Inhalte im ÖR Bereich gibt. Nur nicht zwingend im Ersten/ZDF/HR3 oder ähnlichem zur Primetime. Auf ARTE und 3 Sat hingegen schon. Ich bilde mir (als Konsument genau dieser Inhalte) sogar ein, dass ich den Letzten Jahren sogar besser bedient werde als früher. Und Privatsender konsumiere ich nicht, da es dort für mich nichts gibt.

Lieber TripleX - ich sehe das genauso. Aber das ist auch das Problem! ARD und ZDF verschieben ihren Auftrag in die Digital- und Kulturkanäle. Die Quoten geben ihnen dann auch noch recht. Die Zuschauer am Samstag abend kann man bei Phönix wohl mit Handschlag begrüßen. Heute fiert Quarks & Co den 20. Geburtstag im WDR - eine Schande, denn eigentlich müsste dieses Sendung längst in der ARD laufen. Da werden die Themen aber so runtergespült, das es nur noch für eine Quizshow mit B-Promis reichen würde.

Das Bildungsbürgertum hat seine Nischen bei Arte, 3sat, Phönix & Co entdeckt und macht es sich dort werbefrei gemütlich. Die gleiche Nutzerschaft hört auch DRadio oder werbefreie Infowellen. In meinem Konsumverhalten endeckte ich neulich bei einem gemütlichen Abend mit Freunden, das ich über Werbung einfach gar nichts mehr weiß bzw. die Spots wirklich nicht kenne.

Wenn z.B. das ZDF mit "Die Deutschen" auf einmal einen Quotentreffer erlangt, könnte das auch heißen, das andere versteckte Sendungen vielleicht auch bei den Hauptsendern gut laufen würden. Doch selbst bei Serien, die mal anecken, traut man sich nicht mehr und versteckt sie bei Neo und Co. Stattdessen der hunderste seichte Aufguss mit Christine Neubauer zur PrimeTime.

Gut, das es als Alternative auch noch Radio gibt. Die Aufhebung der 7-Tage Regel halte ich jedoch auch hier für dringend nötig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Programme Das Erste, ZDF und die Dritten müssen halt im Konkurrenzkampf mit den Privaten bestehen. Ähnlich der Ki.Ka. Sein Hauptkonkurrent, der Privatsender S-RTL ist mittlerweile dabei, die Kinder stärker an sich zu binden, wie eine Kindermedienstudie beweist.
 
Wenn die ÖR Sender nur noch den Grundauftrag erfüllen würden, könnte man vermutlich 24 Stunden ausschließlich Nachrichten und Politik sehen. Ob das sinnvoll wäre?

Vom Grundprinzip sind die ÖR Angebote nicht schlecht, vor allem hat man im Gegensatz zu den Privaten immer auf die ältere Generation gesetzt, die zuverlässig Quote bringen. Und seit einiger Zeit, quasi nach Wegfall von MTV auf dem freien Markt, bieten ZDF Kultur oder Eins Plus immer mehr Angebote für Jugendliche.

Quote hin oder her, das ist aber immer nochdie Messlatte für Gedeih oder Verderb einer Sendung. Und wenn die ÖR regelmäßig gute Zahlen erreichen, scheint man dort einiges richtig zu machen.

Dass man den Apparat aber etwas schlanker machen soll, unterschreibe ich auch.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben