Nachrichtensprecher zwischen den Sendungen

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Redakteur

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Mich würde mal folgendes interessieren:
Vorzugsweise in den Kulturprogrammen der ARD, aber auch noch in manchen Voll- und Unterhaltungswellen werden die Nachrichten ja noch von klassisch ausgebildeten Sprecherinnen und Sprechern präsentiert - also von Leuten, die selbst nicht schreiben, sondern nur vorlesen. Was machen die eigentlich in den zumeist 55 Minuten zwischen den einzelnen Nachrichtensendungen, wenn sie nicht gerade noch irgendeine Vorproduktion im Programm an- und danach wieder absagen müssen? Können die sich theoretisch nach dem Wetterbericht aufs Ohr hauen und den Wecker auf den letzten Ton des Zeitzeichens stellen? Ist es beispielsweise üblich, in diesem Zeitraum die Ansagen für Trailer, Programmtipps, StationVoice-Aufsager etc. aufzunehmen oder dürfen die da extra noch mal ins Funkhaus kommen?

Vielleicht kann hier mal jemand etwas dazu schreiben, der deswegen nicht gleich um seine Sprecherstelle fürchten muss...

PS: Ich habe in der Suchfunktion des Forums noch keinen Thread hierzu gefunden. Sollte ich also irgendetwas übersehen haben, bitte ich um Entschuldigung.
 
Hallo,

erstens sind es oft nicht 55 Minuten, sondern nur 20 oder 25, wenn es auch um halb Nachrichten gibt. Zudem sollte man immer auch ein paar Minuten Vorbereitung mit einplanen um überhaupt erstmal ins Studio zu kommen und um neue Meldungen einzulesen. Damit sind wir schon bei eher 15 Minuten. Und in der Zwischenzeit werden, wie du richtig vermutest, andere Sachen eingesprochen. Programmtips, aber auch Overvoices oder Zitate für andere Stücke.

Gruß
Tim
 
@Redakteur: Gibscht des Provoziererle oder meinscht des ernscht? ;)


Mal abgesehen davon, dass es den "klassischen Sprecher" heute kaum noch gibt (Artenschutz ist beantragt), wundert mich Deine Vermutung, dass der Sprecher quasi mit dem Zeitzeichen erwacht und dann ablesend den Mund bewegt. OK, diese Fälle hat es auch schon gegeben, sogar, dass er erst zwei Minuten nach dem Zeitzeichen erwachte. Ganze grandiose Hörspiele sind aus solchen Fällen entstanden.


Was mich eigentlich bewegt, zu diesem abgelatschten Thema zum wiederholten Male Senf auf den Teller zu tun: In fast allen Diskussionen über das Berufssprechertum fehlt die Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass der Sprecher der Mittler ist, der den Text aufbereitet und nach stringenten Regeln präsentiert. Und das Beherrschen und Umsetzen dieser Regeln unterscheidet die Präsentation vom Laien oder Semi-Laien am Mikrofon. Du kannst das Wohltemperierte Klavier mit dicken Handschuhen notengetreu in die Tasten kloppen, ohne auch nur ein Bach’sches fis zu verändern - aber aus ausgebildeten Pianistenfingern klingt's dann doch noch mal ein bisschen anders. Genauso ist das ("heruntergebrochen" auf die "Aufführung" eines Textes) auch mit der Arbeit der meisten Berufssprecher.


Ihr Job ist es, aus dem vorliegenden Textmaterial das bestmögliche herauszuholen. Bestmöglich, das heißt: Anmutung des Textes treffen, ihm eine textspezifische Dramaturgie geben, ihn durch Stau- und längere Pausen strukturieren, korrekte Melodiebögen setzen, sinnfassend lesen, d.h. die Sinnkerne treffen und größere Spannungsbögen inhaltlich erkennen und realisieren, die definierte Standardlautung umsetzen (von regional gefärbtem Material natürlich abgesehen), die gerichtete Ansprechhaltung durchhalten, die Versprecherquote gegen Null gehen lassen (frommer Wunsch) und das in bis zu 18 Nachrichtensendungen pro Schicht (Info-Programme) und zu allen Uhrzeiten. Dazu kommen im Selbstfahrerbetrieb noch sämtliche Layout-Elemente, Korri-Töne und (meist prima vista) die Verkehrsmeldungen. Mach ma.


Zudem hat der Sprecher im Schichtdienst für die unterschiedlichsten Redaktionen Texte verschiedenster Form zu lesen – von Zahlentabellen über Featurepassagen bis hin zum Gedicht. Wenn dann mal eine halbe Stunde Zeit ist fürs Butterbrot und nen Kaffee, nimmt man sich diese Auszeit gerne…
 
Zuletzt bearbeitet:
Die sitzen mit ner Schale Altölstäbchen und ner Hopfenkaltschale in der Betriebskantine und warten aufs nächste Rotlicht.
Was sollen die denn auch sonst tun? Die können ja nix. Außer Sprechen. Die werden nur dicker.
Das gibt einen herrlichen Resonanzboden. So klingen die auch über die Jahre immer besser.
 
Wenn dann aber, zum Beispiel in Dradio Kultur gelegentlich, der von einem Sprecher präsentierte Pressespiegel eine zum Mitleiden gräusliche Versprechertour wird, fragt man sich dann schon mal, warum, der Redakteur nicht gleich selbst vorgelesen hat.
 
@ der beobachter
Du hast vergessen zu schreiben das die Sprecher immer noch wie Haustiere gehalten werden. Sie dürfen auch nicht raus aus dem Studiogebäude und müssen ihren Käfig selber sauber halten. Durch jahrelange gezielte Zucht sind diese Sprecher auch so trainiert das sie immer nur 55 Minuten Schlaf brauchen und dann auf Knopfdruck funktionieren können. Seit aber die Bundesregierung die "Sprechersteuer" eingeführt hat, wird die Haltung dieser Art immer seltener!
Mittlerweile gibt es erste versuche Sprecher und Studiohausmeister zu kreuzen. So können diese Sprechmeister direkt wärend der 5 Minuten Nachrichten vorlesen gleichzeitig das Mikrofon und den Sprecherpult sauber halten. Desweiteren ergibt das einen Steuervorteil weil diese Sprecher dann offiziell als Hausmeister oder polnische Reinigungsfachkraft gehalten werden. Bei Letzterem entfällt sogar noch der Krankenversicherungsbeitrag. Allerneuste Züchtungen haben sogar ergeben das der Sprecher garnicht mehr schlafen muss und somit zwischen den Nachrichten 55 Minuten Zeit hat um als Klofrau bei den goldenen Toiletten der Vorstandsetage zu arbeiten, doch diese Exemplare sind noch sehr teuer!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn dann aber, zum Beispiel in Dradio Kultur gelegentlich, der von einem Sprecher präsentierte Pressespiegel eine zum Mitleiden gräusliche Versprechertour wird, fragt man sich dann schon mal, warum, der Redakteur nicht gleich selbst vorgelesen hat.
Noch einfacher wäre es natürlich die Schnipsel einzuscannen und ins Internet zu stellen.
Ein Sprecher wird dann nur noch einmal benötigt um ein Jingles einzusprechen: "Die Presseschau finden Sie im Internet unter dradio.de."
 
Als professioneller Sprecher werde ich wohl meinem Text eine gewisse Vorbereitungszeit widmen. Das heisst, ich seziere den Text für mich nach den vom Onkel Otto genannten Kriterien. Ich markiere Betonungen, Pausen, Satzmelodiebögen etc.
Falls die Zeit dazu ist, natürlich. Das ist im heutigen Nachrichtengeschäft, wo die Aktualität über allem steht, fraglich. Wenn die Nachrichtensendungen erst 5 Minuten vor Ausstrahlungstermin steht, ist es Essig mit der Textvorbereitung. Die Stimme wird aber der Profisprecher auch noch entsprechend lockern mit den allseits bekannten und beliebten Übungen. Ansonsten wird es genau so sein, wie der Onkel schreibt.
 
OnkelOtto schrieb:
(meist prima vista) die Verkehrsmeldungen
Als Moderator hat man die ja auch immer "reingelegt" bekommen. Aber ich habe nie p.v. gelesen.
Einmal kurz durchgehen, das musste immer drin sein. Dann Knöpfchen drücken und los.

Im Privatfunk gibt's die reinen Sprecher ja nicht mehr - wüsste zumindest keinen -, ist aber auch gut so. Denn reine Nachrichtensprecher sind darauf angewiesen bzw. davon abhängig, dass Texte korrekt vorliegen. Was sich unter Nachrichtenleuten - muss man die immer gleich Journalisten nennen? - aber an deutscher Schriftsprache aus dem Drucker quält, ist mitunter nicht tauglich, von einem Fremden überhaupt fehlerfrei p.v. gelesen werden zu können. Da kannst du mit den Augen noch so sehr zwei Wörter weiter sein, als du gerade sprichst - das fängst du nicht mehr ein.
 
Im Zweifelsfall muss man es eben wie die Fernsehkollegen machen und sich bei weniger werdenden Einsatzmöglichkeiten eine Zweitbeschäftigung z. B. im Bereich Kinderbetreuung suchen.

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Als professioneller Sprecher werde ich wohl meinem Text eine gewisse Vorbereitungszeit widmen. Das heisst, ich seziere den Text für mich nach den vom Onkel Otto genannten Kriterien. Ich markiere Betonungen, Pausen, Satzmelodiebögen etc.


Sehr löblich. Aber man sollte es mit der Vorbereitung nicht übertreiben... :D

(Diese Panne habe ich über UKW und Mikrofon mitgeschnitten. Ihr könnt also davon ausgehen, daß das "News-Bett" schon gut 30 Sekunden lang lief, bevor ich überhaupt mitschneiden konnte...)

Anhang gelöscht, siehe weiter unten... (Mod.)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Wollt ihr nochmal nuckeln? In HiFi und voller Länge? 55 Sekunden "News-(Wasser)bett" dürften fast Rundfunkgeschichte schreiben.



BTW: Falls ihr euch beim SWR im Rahmen einer Initiativbewerbung als Nachrichtensprecher bewerben wollt, der SWR bittet darum, nur diesen standardisierten Nachrichten-Opener für eure Stimmprobe zu benutzen. Den zu Beginn der Nachrichten zu sprechenden Text findet ihr - als Demo - am Ende der Datei.

Hier die Website:
https://persis.swr.de/persis/main?fn=bm.profil&action=start

*DiefreuensichsicherübereureBewerbungen*



Vielen Dank an DigiAndi.de - DAS Hörfunkarchiv! ;)
 

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  • 20131126_1800_SWR1-BW__Nachrichten_verpennt__komplett.mp3
    1,6 MB · Aufrufe: 77
Liebe Leute!

Ihr sollt nicht meinen "billigen Mikrofonmitschnitt" downloaden, sondern das Original in HiFi!

@Guess: Lösch doch bitte mal diesen Anhang in #16. Das ist ja bald etwas peinlich. ;)



Jetzt kommt mir bitte nicht mit "Pisa" und der "Leseschwäche". Man könnte fast solche Gedanken haben... *grrr*
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau, Onkel. Und darum werfen wir (auch) ein Auge darauf, ob sich dieser "Unglücksrabe" wieder am Mikrofon meldet. (Ich will hier nix aufkochen und kenne die Dienstpläne nicht - gehört habe ich ihn seitdem aber nicht mehr.)
 
Freut euch einfach über 50 min freies Musikbett!
Ich gehe stark davon aus, dass die vorgesehene Besetzung ausgefallen ist und ein Volo ans Mikro gejagd wurde. Sagt er "Stefanie Werler" oder "Stefan E. Werler"???
 
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