Zuverlässigkeit des Wetters im Rundfunk – Kachelmann vs. WDR

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Relay-Ted

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Sicher eine gewisse Portion Nachtreten. Aber völlig neben der Sache liegt er nicht.

Ich habe gestern zumindest bei WDR5 und WDR2 nur Gewitterwarnungen gehört, die das tatsächliche Ausmaß nicht erahnen liessen.
Fernseher war gestern bei mir aus.


Kachelmann fordert den Rücktritt von Tom Buhrow

offener Brief: Fünf Tote und der WDR: Treten Sie zurück, Tom Buhrow

Sehr geehrter Tom Buhrow

Als Sie Intendant des WDR wurden, habe ich gehofft. Dass sich etwas ändert. Dass das Beamtenfernsehen Beine bekommt. Dass Gebührengelder bedeuten, dass sich der Sender auch um die Menschen kümmert, die ihn bezahlen (müssen). Dass dem Sender Menschenleben mehr bedeuten als ein Feiertag. Dass zusätzliche Kräfte freigemacht werden nicht nur erst, wenn etwas passiert ist, sondern bevor es passiert.

Gestern gab es den Test, für Sie, für den Sender, ob Sie irgendetwas bewegt haben dort, wo Menschenleben gerettet werden können: Nicht mit lustigen Talkshows, Magazinsendungen und flockigem Morgengebrabbel, sondern bei der Daseinsvorsorge, beim Schutz der Bevölkerung.

Den Wetterdiensten war frühzeitig klar, was passieren würde.

[...]

Was mögen Sie gestern getan haben, als Sie erfahren haben, dass es in dem Bundesland, dass Ihnen anvertraut wurde, schwere Gewitter geben wird? Sind Sie in den Sender gefahren, um zu besprechen, wie man Warnungen in das Fernsehprogramm integrieren kann? Haben Sie mit Meteorologen Kontakt aufgenommen um zu erfahren, wann die wahrscheinlichste Eintreffenszeit der Unwetter ist? Ich weiss es nicht. Ich war nicht in Nordrhein-Westfalen, um zu sehen, was Sie vorgekehrt haben, um Menschenleben zu retten. Betrachtet man den Twitteraccount von WDR2, liegt die Vermutung nahe, dass Sie den Pfingstmontag so verbracht haben, wie es wohl vorgesehen ist, wenn man de facto unkündbar ist: mit Nichtstun.

[...]

Diese Menschen hätten nicht sterben müssen, hätten alle mitgeholfen, die Zuschauer in NRW live erreichen zu können und rechtzeitig zu warnen. Sie sind gemeint. Sie und Ihr Sender waren gestern entweder faul, inkompetent, ignorant oder alles zusammen. In staatstragenden Tagesthemen-Kommentaren wird bei solchem Fehlverhalten durch Politiker gerne ein Rücktritt gefordert.

Übernehmen Sie nun einmal im Leben echte Verantwortung. Ihnen kann nichts passieren, Ihre WDR-Pensionsberechtigung hat Kanzlerformat. Sie müssen nicht mehr zu anstrengenden Terminen. Sie haben wieder Zeit zum Bücherschreiben. Und die gute Nachricht für den nächsten Pfingstmontag im neuen Leben: Sie können wieder nichts tun.

Treten Sie zurück, Tom Buhrow.

[...]
 
Wichtig ist, dass der WDR (oder wer auch immer) das tatsächliche Ausmaß vorher auch unbedingt wissen muss.

Wehe, Sie machen zu wenig, dann haben sie das wahre Ausmaß unterschätzt. Wehe, sie machen zu viel, dann ist es Panikmache und Sensationsgeilheit (ach, was sind die Diskussionen hier immer schön).

Hauptsache, man kann von irgendwem den Rücktritt fordern und einen Satz ablassen, in dem die Phrase "meine Rundfunkgebühren" vorkommt.
 
Hr Kachelmann soll sich nicht dümmer stellen als er ist. Erstens hat Hr Buhrow mit dem Wetter rein gar nichts zu tun, sondern beugt sich seinem Terminkalender.
Zweitens weiss Hr K. hoffentlich, das gerade bei Wetterwarnungen die Streuwirkung groß ist. Drittens hat der DWD für einzelne Orte - und es waren örtlich Gewitter vorhergesagt -
3 (i. W. drei Mal) Unwetterwarnungen herausgegeben, die wenig später widerrufen wurden!!!
 
Gestern sind beim Unwetter in Nordrhein-Westfalen sechs Menschen ums Leben gekommen. Heute hat Jörg Kachelmann schwere Vorwürfe gegen den WDR erhoben, dieser habe erst gewarnt, als das Unwetter bereits über Aachen hinweggezogen war und Köln erreicht hatte - während er selbst bereits gestern morgen vor Unwetter gewarnt habe.

Das ganze ist vor dem Hintergrund interessant, dass Kachelmann 2002 den Zuschlag erhielt, anstelle des Deutschen Wetterdienstes (DWD) das Tagesthemen-Wetter produzieren zu dürfen (und in der Folge auch in den meisten Dritten Programmen mit Ausnahme des DWD-Haussenders hr. Das Wetter vor der 20-Uhr-Tagesschau und im ARD-Morgenmagazin gab es bereits seit den 90ern), nachdem der DWD - anders als Kachelmanns damalige Firma Meteomedia - nicht rechtzeitig vor dem Orkantief Anna (mit drei Toten) gewarnt hatte. 2011 verlor Kachelmann persönlich wie seine Firma in Folge der Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn (von deren er bekanntlich freigesprochen wurde) wieder den Auftrag; die ehemaligen Kachelmann-Komoderatoren produzieren das Wetter seitdem bei der ARD-Filmtochter Bavaria.

Leider belegt Kachelmann seine Vorwürfe ausschließlich mittels des Twitter-Kontos von WDR 2. Wie lief der gestrige Tag denn in den WDR-Programmen ab? Und wie zuverlässig muss Wetter, wenn es tatsächlich ein journalistisches, kein Unterhaltungselement sein soll, in den öffentlich-rechtlichen Programmen sein?
 
Nun ja, über zu wenig Berichterstattung hinsichtlich Warnungen hat sich Kachelmann in der Vergangenheit ja bereits wiederholt geäußert. Der polemische Ton und die Rücktrittsforderung sind m.E. aber wirklich unpassend.
 
Meine Beobachtung: Sender mit bundesweitem Anspruch haben im Wetter immer den regionalen Zufallsfaktor. Sie schaffen es bestenfalls, eine allgemeine Großwetterlage halbwegs für das ganze Land zutreffend vorherzusagen. Sobald es in den regionalen Kosmos geht, liegen sie oft ziemlich daneben, bzw. über- oder unterschätzen bestimmte Wetterlagen.
Sender,die nur lokal-oder regional aufgestellt sind haben wiederum selten die nötige Prognosekompetenz für ausgerechnet ihre Region. Meist bedienen sie sich sowieso irgendeiner kostenlosen Quelle, aus der sie dann abschreiben oder übernehmen.
In Zeiten von Apps und Internet halte ich den Wetterbericht im Rundfunk sowieso für ziemlich überholt. Er kommt in der Liste der überflüssigen Programmbestandteile, die "Wort-Platz" wegnehmen, gleich nach dem Verkehrsfunk.
 
Die können jeden blöden Spanngurt auf der Autobahn melden, in den Schalträumen liegen detaillierte Anweisungen, wie vorzugehen ist, wenn der Papst stirbt, aber wenn ein Unwetter dieses Ausmaßes erkennbar innerhalb der nächsten 30 Minuten Adorf und Bstadt erreicht, passiert außer einer allgemein gehaltenen Unwetterwarnung des DWD garnix. Mit Ausnahme des obligaten Brennpunkts am nächsten Abend, versteht sich, denn der bringt bekanntlich Quote.

Es ging hier ja nicht darum, ob es hier oder dort ein Gewitterchen geben würde. Die Gefahr, zu übertreiben oder den falschen Ort vorherzusagen, war in diesem Fall so gut wie null. Da war ein großes System unterwegs, dessen Intensität schon bekannt war, bevor es überhaupt die deutsche Grenze erreicht hatte. Das Eintreffen in den verschiedenen Regionen ließ sich spätestens ab dem Überschreiten der Grenze fast minutengenau vorhersagen.

In solchen Fällen gezielt und wiederholt in entsprechend eindringlicher Form - mit kurzen Programmunterbrechungen, einem entsprechenden Jingle und Meldungen zur aktuellen Position - zu warnen, wäre eine der vornehmsten Aufgaben des Hörfunks in Zusammenarbeit mit den Wetterdiensten.

Solche Wetterphänomene werden wir künftig immer öfter und heftiger erleben. Es ist höchste Eisenbahn, dass sich die Anstalten dafür ein geeignetes Konzept überlegen.
 
Nun ja, anscheinend hat man zumindest einen neuen, unorthodoxen Umgang mit dem Unglück gefunden, wie User ThoRr berichtet.
"Auf der Facebook-Seite hat WDR 2 in einer weiteren hirnlosen App-Promo-Aktion dazu aufgerufen, Geräusche des Unwetters mit seinem "Radio-Mikrofon für die Hosentasche" aufzunehmen und Geschichten vom Unwetter zu erzählen"
#1079 http://tinyurl.com/nrgx3gt
 
WDR 2 soll nicht rechtzeitig gewarnt haben, schreibt Kachelmann.

Das stimmt. Das Programm verursacht wirklich erhebliche Nebenwirkungen. *sorry der musste jetzt sein"

Tatsache ist doch das genau diese Diskussion nach jedem Unwetter hochgeholt wird. Und täglich grüsst das Murmeltier. Selbst wenn man warnt und das hat der WDR ja gemacht, was soll damit verhindert werden? Selbst in Häusern und Autos war man ja nicht sicher. Im übrigen ist so ein Ereigniss ja regional begrenzt. Während in Düsseldorf die Welt unterging war z.B. hier am nödlichen Niederrhein, kaum 50 Kilometer entfernt, nur ein normales Sommergewitter. Von Unwetter keine Spur. Also soll man jetzt ganz NRW in Panik versetzen? Wetter war und ist nunmal schwer vorherzusagen und von daher ist diese ganze Diskussion einfach nutzlos. im übrigen kann Herr Buhrow ja nun wirklich nichts dafür. Soll der sich jetzt um alles selber kümmern? Manche haben echt Ansichten da schüttelts einen.
 
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@Guess who I am
Den "Kachelmann-vs-WDR-Thread habe ich wohl tatsächlich übersehen, Entschuldigung. (War der in der Radioszene Deutschland?)

Aber es ist lustig, dass Du die Zahl der Thread weiter erhöht hast, indem Du meinen Thread in der Mitte geteilt hast, so dass er nun zweimal vorhanden ist: hier und hier. :D Magst Du meine beiden (halben) Threads bitte auf den "Hauptthread" auffusionieren?
Oh, da muss mir wohl die Hitze nicht so gut bekommen sein ;) Ich hatte den m.E. überflüssigen Teil löschen wollen, habe ihn dann aber offenbar in die „Auszeit“ verschoben...:D Um die Verwirrung komplettzumachen, habe ich nun Deinem Wunsch entsprochen und aus den beiden Threads einen neuen mit kombinierter Überschrift gemacht. Das obige Zitat belasse ich, habe aber die organisatorischen Anmerkungen an sich gelöscht (schaue aber gleich zur Sicherheit noch mal in die „Auszeit“...).
 
Der Brennpunkt zum Thema ist erwartungsgemäß an Beliebigkeit nicht zu überbieten. Mehr als die Feuerwehr von der Arbeit abzuhalten, fällt ihnen dazu offenbar nicht ein. Mehr als die ersten fünf Minuten habe ich mir nicht zumuten wollen.
 
Eine Brennpunkt-Sendung macht vor dem Hintergrund des Geschehenen schon Sinn.
Das Interessanteste waren aber m.E. die eingeblendeten YouTube-Videos.
Wann sieht man schon einen Blitzeinschlag in den Rheinturm? Die von dort stammenden Ausstrahlungen (DAB, DVB-T, UKW) scheinen nicht beeinträchtigt worden zu sein, oder?
 
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Ich denke, man kann die ganze Diskussion zu diesem Thema ganz einfach abkürzen:
Kachelmann, der das Wetter für den deutschen TV-Sender ARD voraussagt, warf dem staatlichen DWD einst vor, Sturm Lothar und das Elbe-Hochwasser verschlafen zu haben. Jetzt hält er der Konkurrenz erstmals das Gegenteil vor: Sie habe mit den Prognosen und Warnungen zu Orkan Kyrill, der am letzten Donnerstag wütete, völlig übertrieben, sagte er gegenüber Spiegel online.

Eine Kritik, die angesichts von elf Todesopfern in Deutschland erstaunt. «Dass es Tote gab, ist traurig», sagte Kachelmann gestern zu 20 Minuten. «Dennoch darf man die Leute nicht schon bei einem Sturm mit Windstärken von 120 km/h auffordern, zuhause zu bleiben.»
 
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Ich frage mich, warum überhaupt ein Mensch starb. Sind die Leute heutzutage nicht mehr in der Lage, auf sich aufzupassen? Ich kletterte die Wand eines Containerschiffs auf einer Strickleiter herunter, während das Schiff auf der Elbe fuhr. Ich kletterte eine Windkraftanlage hinauf und hinunter. Und ich lebe noch.

Was ich sagen will: Gewitter gibt es seit Ur-Zeiten. Können die Leute nicht die Gefahren abschätzen, die ein Unwetter mit sich bringen könnte?
 
Hier kann man die Unwetterwarnungen des DWD als kostenlosen Email Newsletter pro Landkreis gratis bestellen:
http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/b...wetter_warnungen_Newsletter_Unwetterwarnungen

Auf dem Schlaufon den Empfang dieser Email Adresse mit entsprechendem Hinweiston ausrüsten und fertig ist die individuelle Warnung. Leider nur für wenige vorher definierte Orte.

Wem mobiles Internet zu unzuverlässig ist, der Email Abruf zu langsam, oder wer lieber ein robustes klassisches Handy mit hat, kann bei den meisten Email Anbietern eine SMS Benachrichtigung für bestimmte Absender einrichten. Kostet pro SMS meistens 9 ct.
 
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