Warum ist der Rundfunk in Deutschland noch nicht vollständig digitalisiert? - Weil Radio hierzulande keine ernstzunehmende Bedeutung hat!
Radio ist ein Nebenbeimedium.
Noch stärker gilt dies für Staaten wie China, Japan, Korea und Indien: Mit Radio allein kann man dort noch weniger punkten.
Es lohnt sich also für die Smartphone- und Tablet-Hersteller nicht, DAB+ zu implementieren, da dieses Verfahren außer Radio und ein paar Datendiensten, die eh kaum jemand nutzt, nichts kann.
Ganz anders DVB-T2: Damit wäre es möglich, mobile Endgeräte in Fernseher zu verwandeln.
Stellt Euch vor, jemand sitzt auf dem Heimweg von der Arbeit im Zug uns schaut dort die Tagesschau oder die n-tv-Nachrichten!
Im Unterschied zu DAB+ könnte DVB-T2 wirklich ziehen und dann wäre es möglich, über dieses Verfahren auch Rundfunkprogramme zu übertragen.
Ausserdem könnte ich mir vorstellen, dass Media Broadcast mit seinen DAB+-Sendern jetzt langsam aber sicher auch endlich mal Geld verdienen will, und das geht nicht, wenn man sie gleich wieder abbaut.
Natürlich. Aber die Verantwortlichen des Unternehmens merken auch, dass DAB+ nicht so läuft, wie erhofft.
Es sind bekanntlich bereits Veranstalter abgesprungen und der Ausbau des Sendernetzes ist ebenfalls ins Stocken geraten, da die Finanzierung zur Disposition steht (noch massiver als bisher lassen sich die privaten Veranstalter im Bundesmux wohl nicht finanziell belasten; das Limit an monatlichen Kosten pro CU ist offenbar erreicht).
Ganz zu schweigen davon, dass sich die Leute dann wieder neue Radios kaufen müssten.
Wisst Ihr noch, damals, Anfang der 50ern, als UKW überall zerredet wurde durch endlose Debatten [...]
Schauen wir uns doch die Statistiken an (siehe den entsprechenden Thread
Der langsame Tod des Mediums Radio hier im Forum): Künftige Generationen werden kaum noch Radiogeräte im herkömmlichen Sinne erwerben, sondern fast nur noch multimediale Empfangsgeräte, für die der Empfang von Radioprogrammen eine Funktion unter vielen ist. Das ist der Unterschied zu anderen Dekaden: Klassisches Radio ist tatsächlich zu einem Auslaufmodell geworden (auch wenn das einige vielleicht nicht wahrhaben wollen).
Und jetzt überlegen wir noch einen Schritt weiter: Wir wissen, dass Radio via LTE wegen der anfallenden Bandbreite Probleme bereitet. Noch mehr gilt dies für breitbandige Video-Übertragungen!
Die TV-Veranstalter haben ein Interesse daran, ihren Content auch auf Tablets und Smartphones und nicht nur auf klassische TV-Geräte zu übertragen und der Endkunde möchte ebenso mobil Fernsehen schauen.
Meiner Einschätzung nach hat DVB-T2 beste Voraussetzungen, sich auf dem Markt durchzusetzen.
Wenn wir über solche Themen diskutieren, ist es wichtig, die Dinge nicht nur durch die Brille des Radiofreaks zu betrachten. Wir denken, so habe ich zumindest den Eindruck, viel zu "radiozentriert". Das Gros der Bevölkerung denkt anders und dort ist Fernsehen nun mal bedeutender als Radio.
Fernsehen kann aber das Vehikel für eine Digitalisierung des Rundfunks sein, die der Rundfunk aus eigener Kraft, so scheint es zumindest, nicht schafft.