Senden mit -19 dBFS - was soll das?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

fotoralf

Gesperrter Benutzer
Gerade eben das heutige Proms-Konzert auf BBC Radio 3 gehört. Die steuern seit geraumer Zeit so aus, dass die Pegelspitzen auf Astra gerade eben -19 dBFS erreichen. Damit verschenken sie schon einmal fast 20 dB Störabstand. Das mag bei Digital nebensächlich erscheinen, aber spätestens, wenn der analoge Verstärker entsprechend weiter aufgedreht werden muss und nicht gerade zur absoluten Spitzenklasse gehört, erschließt sich recht schnell der Unsinn dieser Art der Aussteuerung.

Zudem scheinen die ihr Hörerpublikum ausschließlich in Herrenhäusern zu verorten, die in mehreren Kilometern Umkreis keine Nachbarn haben, denn sie übertragen grundsätzlich die Originaldynamik. Also nicht nur kein Begrenzer oder Kompressor - es steuert auch von Hand niemand nach, um das Ganze auch nur ansatzweise wohnraumkompatibel zu machen. Was dabei herauskommt, ist schlimmer als der schlimmste Kinofilm mit zwischenzeitlicher Brachialwerbung.

So kam der Pegelmesser (alter analoger RTW, 301 Segmente, so eingemessen, dass er bei 0 dBFS +6 dB anzeigt) hier heute Abend während langer Passagen nicht über die untersten 5 Segmente hinaus. Wenn ich das an meiner klassischen britischen Stereoanlage soweit aufdrehe dass man was hört, dann rauscht es schon. Bei lauteren Passagen rennt man zum Verstärker, bevor die Nachbarn die Polizei rufen.

War ja mal nett, Tschaikowskis 1812 Ouvertüre mit 200 Mann Chor unterm Kopfhörer in Originaldynamik zu hören, aber davon abgesehen: was soll der Quatsch?
 
Zuletzt bearbeitet:
R128 jetzt auch im Radio? Keine Ahnung was das soll. Mein Klassikerlebnis war das ARD Radiokonzert vor 2 Wochen aus Andernach, was SWR2 mit einem schrabbeligen Aacplus Codec von ca 32-64kbit übertragen hat. Auf UKW.
 
... Proms-Konzert auf BBC Radio 3 gehört. Die steuern seit geraumer Zeit so aus, dass die Pegelspitzen auf Astra gerade eben -19 dBFS erreichen.
(..)
So kam der Pegelmesser (alter analoger RTW, 301 Segmente, so eingemessen, dass er bei 0 dBFS +6 dB anzeigt) hier heute Abend während langer Passagen nicht über die untersten 5 Segmente hinaus.
Hallo Ralf,

kam das so über DVB-S? Nur diese eine Sendung? Vielleicht war die einfach nur falsch gepegelt.
An R.128 kann das nicht gelegen haben, damit dürften die Fortissimi bis truepeak -1 dBFS reichen.

RTW-Skala +6 dB = 12 dBu, bringst Du soviel Pegel aus Deinem Verstärker?
Und was bedeuten "die untersten 5 Segmente" in dB?
Kann Dein alter RTW "truepeak" anzeigen? Vermutlich waren das -19 dBFS_qpeak(10ms).

Ein kurzer Audiomitschnitt hier eingestellt wäre interessant & hilfreich.

mfg. TB.
 
Der Pegel ist bei denen bei DVB-S normal. Die sind immer so leise.

Hier läuft - einfach zum Mitgucken - ein älterer analoger 301-Elementer von RTW, der über einen D/A-Wandler angeschlossen und so eingestellt ist, dass er bei einem Sinussignal mit 0 dBFS soeben die +6 dB-Marke erreicht. Wenn die untersten 5 Segmente leuchten, liegt der Pegel etwa bei -56 dBFS. Dass das alles nicht amtlich ist, ist mir auch klar, aber dass die ständig weit unter den Pegeln aller anderen Sender liegen, kann man damit schon beurteilen.

Mit einem Mitschnitt kann ich leider nicht dienen. Ich werde mich hüten, ausgerechnet bei der anal-retentiven BBC Mitschnitte online zu stellen. Aber wenn Du das Satellitensignal nicht empfangen kannst: beim Webstream ist es auch so dünn.
 
@ All: Wir merken uns diesen Thread für den Fall, falls es mal wieder um den "Loudness-War" geht. Denn das hier beschriebene ist ebenfalls totaler Blödsinn - nur halt in die andere Richtung.

Natürlich erlaubt eine digitale Aufnahme und Übertragung von heute eine unglaubliche "Dynamik". Keine Frage. Das Problem bei der 1:1 Wiedergabe im "Wohnraum" sind dann aber in der Tat zu schwache Verstärker... und Nachbarn. Wenn die Fensterscheiben rausfliegen, war es eindeutig zu laut.
 
Der Hinweis auf den Loudnesswar gefällt mir, denn offensichtlich ist das beschriebene Beispiel zumindest der Beleg dagegen, dass lauter prinzipiell besser und leiser nicht eingeschaltet wird.
Allerdings erscheint mir das Ganze doch eher als ein Fehler bei der Signaleinspeisung, denn auch mit R 128 kann das nicht erklärt werden. Hier wären digitale Spitzen bis -1dbfs (Truepeak) erlaubt.
Ansonsten ist mir nicht wirklich klar geworden, was dort genau gemessen wurde, und wo genau der Bezugspegel von 0dbfs bezogen auf analog liegt. Wenn es sich um ein analoges DIN Meter handelt, dann hat es doch einen positiven Maximalwert von +5db? Und dieses wäre ja dann auf diesem Meter eigentlich fullscale, also 0dbfs...
Wie auch immer, der Verweis auf die Originaldynamik hinkt auch, da ja die Signalspitzen, weit unter dem zugelassenen Bereich lagen. Die echten digitalen Signalspitzen bleiben auf einem DIN Meter mit 10 ms Integrationszeit übrigens verborgen und können durchaus 9 dB über dem angezeigten Pegel liegen.
Vielleicht will die BBC ja auch belegen, dass leiser nicht schlechter ist, und somit dem Loudnesswar begegnen;)
 
Vielleicht will die BBC ja auch belegen, dass leiser nicht schlechter ist, und somit dem Loudnesswar begegnen;)

Realiter verschenken sie 20 dB oder von mir aus auch nur 15 dB Störabstand, die der Hörer anschließend mit mehr oder weniger gutem Gerät wieder aufholen darf. Im Zweifelsfall rauscht es dann entsprechend mehr. Und dann ist leiser sehr wohl schlechter.

Die Sendung ist übrigens online nachzuhören, wobei die Pegel genau dem entsprechen, was auch über den Satelliten kam:
http://www.bbc.co.uk/programmes/b04dqf6x

Nehmen wir als Beispiel die 1812er Ouvertüre ab Minute 34.

Vielleicht kann ja jemand mit was "amtlichem" nachmessen, bei welchem Pegel der Chor zu Beginn in den ersten paar Minuten liegt. Wie hoch ist der Maximalpegel bei dem Stück? Wo liegen die "Kanonen" im Finale? Was kommt bei einer Lautheitsmessung heraus?

Und wie soll das ein normaler Mensch mit einer normalen Anlage in einer normalen Mietwohnung zu den Zeiten, wo das gesendet wird, vernünftig abhören, ohne ständig nachzuregeln?
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber genau darum geht es doch, wenn man "Full Dynamic Range" hören will! Da muß man für "kurze Pegelspitzen" auch mal richtig (Musik-) Leistung auspacken!

Wir beide müssen uns sicher nicht über die alte DIN - Norm unterhalten. In der DDR hat man Glühlampen benutzt, um Verstärker bei 4 Ohm zu testen... 10 Minuten Dauerton bei 1kHz. Voll drauf! Das ist die Sinusleistung!
 
Wo kämen wir denn hin, wenn sich jeder für lau Konzerte runterholen könnte und sich die Mafia sich nicht dumm & dämlich verdienen würden?

Die Musiker und Komponisten haben von der Kohle leider den geringsten Anteil...
 
Tja, leider werde ich nach ein paar Sekunden rausgeworfen, aber nochmal zurück zum Thema Originaldynamik, wobei ich zunächst von digitaler Verarbeitung und Verbreitung ausgehe.
Der Ansatz der Puristen ist ja immer der, die Spitzenpegel ohne Clipping zu digitalisieren und dann zu akzeptieren, dass es ggf auch mal sehr leise wird. Das ist im Konzertsaal, oder wie oben erwähnt unter Kopfhörern auch machbar, da man davon ausgehen kann, dass leise Passagen auch gut hörbar, weil nicht von Umgebungsgeräuschen überlagert, sind. Das mag ja in der Theorie auch ganz schön sein, allerdings funktioniert es eben in der Praxis immer dann nicht, wenn die akustischen Bedingungen nicht perfekt sind und sich somit zu große Schwankungen zwischen sehr laut (fff) und sehr leise (ppp) verbieten. Dies zu beeinflussen liegt natürlich in Produzentenhand, und hier kommt das Thema Loudnesslevel ins Spiel. Hiermit ist es nämlich möglich, laut und leise zu messen, und zwar gehörrichtiger als mittels Spitzenspannugspegeln. Während der Produktion kann man also laut und leise gezielt festlegen, erfahrene Toningenieure können dies natürlich auch einfach mit den eigenen Ohren bewerten und entsprechend handeln, also mitregeln oder auch gezielt komprimieren. Man muss das natürlich auch wollen, bzw. aus Konsumentensicht betrachten.
Und damit sind wir wieder bei der Sinnhaftigkeit von Originaldynamik, diesmal am Beispiel Filmmischung oder auch Hörspiel. Man stelle sich eine Person vor, die telefoniert. Wie laut, also in Originaldynamik, würde man als Betrachter wohl den Teilnehmer am anderen Ende der Telefonverbindung hören? Und, ist hier etwa Originaldynamik im Sinne des Zuhörers, oder der Dramaturgie?
Also zurück zur BBC. Wenn der Sender auch sonst deutlich leiser ist als andere, bliebe weiterhin die Vermutung einer falschen Pegelanpassung bei der Einspeisung. Ob das Programm ggf. nach R128 gepegelt ist ließe sich durch einen Hörvergleich mit deutschen TV Programmen machen. Hierfür bieten sich als Referenz normal gesprochene Moderationspassagen an. Ganz wichtig dabei ist es, darauf zu achten, dass der Empfänger nicht zwischen Dolby Digital und PCM bzw. MPEG wechselt, dabei entstehen nämlich Loudnesssprünge von mindestens 8 LU.
Die getätigten Messungen lassen für mich jedoch weiterhin die Vermutung einer Fehlanpassung zu, denn wer nach R128 produziert, der will auch gezielt die technischen Möglichkeiten des digitalen Mediums nutzen und beschneidet eben ganz bewusst die Peaklevel nicht weit unterhalb von digital fullscale, eben weil sie übertragbar sind!
Beste Grüße
 
Tja, leider werde ich nach ein paar Sekunden rausgeworfen, (...)
Die getätigten Messungen lassen für mich jedoch weiterhin die Vermutung einer Fehlanpassung zu, ...
Also ich konnte gerade 10 Minuten als PCM mitschneiden und nach meinen Beobachtungen muss ich Deine Vermutung nähren. Es sieht tatsächlich so aus als hätte jemand die -9 dBFS als Clipping Level interpretiert.

Das fff und der hörbar limitierte Kanonendonner (ca. 50 min) erreicht beim RTW (qpk) knapp 0 dB = -9dBFS.

Gruß, TB.
 
Habe gerade die Aufzeichnung des 17-Minuten-Stückes analysiert:

Die Truepeaks liegen wie zu erwarten 3 dB über der maximalen RTW-Anzeige, also bei -6 dBFS. Das entspräche der früheren/bisherigen Aussteuerungspraxis auf 0 dBr. Die "irre" Dynamik (fff zu ppp) ist m.E. auf die Live-Produktion und -Übertragung zurückzuführen, also gar nicht so ungewöhnlich.
Wenn ich das an meiner klassischen britischen Stereoanlage soweit aufdrehe dass man was hört, dann rauscht es schon.
Nun ja, ich denke das war eine "high end"-Produktion zur Quali-Demo eines guten Digitalradios. ;) Also ich höre zu Beginn des Stückes (trotz 48 kbps-Internetübertragung) die Raumgeräusche des Konzertsaales (samt leisem Publikum). Eventuell saß dort ein Toningenieur am Pegelsteller, der geschult war auf eine UKW-Übertragung Rücksicht zu nehmen.

Ich bin mir allerdings bei meiner Aufzeichnung jetzt nicht sicher ob mein FlashPlayer 10 den richtigen Pegel ausgibt wenn ich Maximum (="11") einstelle.
mfg.
 
Die "irre" Dynamik (fff zu ppp) ist m.E. auf die Live-Produktion und -Übertragung zurückzuführen, also gar nicht so ungewöhnlich.
Nun ja, ich denke das war eine "high end"-Produktion zur Quali-Demo eines guten Digitalradios. ;)

Ich glaube ebenfalls, daß die "irre Dynamik auf die Live-Produktion und -Übertragung zurückzuführen" ist. Da braucht man schon etwas mehr Headroom als üblich. Das ist wie Silvesterfeuerwerk in HiFi (versuchen) aufzunehmen. (Ich weiß, von was ich rede. ;)) Man weiß ja vorher nicht, wie laut es wirklich wird. Und dabei dürfen die Mikrofone auch nicht "schlappmachen" (Grenzschallpegel). Die BBC schreibt ja auch:

Live from the Royal Albert Hall, London [...] And the concert ends with Tchaikovsky celebrating the defeat of Napoleon in spectacular style!

"celebrating in spectacular style" = es wird garantiert übelst laut. ;) Wer kennt nicht die berühmte "Telarc"- Schallplatte mit der "1812 - Ouvertüre", bei der fast jede Nadel aus der Rille fliegt...

https://www.google.de/search?q=1812+telarc





EDIT: Nur damit ich hier nicht als radikaler "DAB-Fanboy" durchgehe. UKW ist nicht schlecht - hat aber durchaus Macken. Ein alter Thread von 2005...

http://www.analog-forum.de/wbboard/...k-und-tuner/15888-qualität-der-ukw-sendungen/



Grundsätzlich kann man solche "Full Dynamic Range"- Übertragungen so wie die BBC heute über DVB-S durchaus mal wagen. Aber wie fotoralf schon schrieb, im Normalfall ist die Dynamik viel zu hoch - es macht für den Normalhörer keinen Spaß.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie gut, dass es internetfähige Fernseher gibt... Ich konnte mir somit das Ganze eben mal anhören (natürlich nicht über die eingebauten Lautsprecher) und mit TV Streams vergleichen von denen ich weiß, wie sie eingespeist werden.
Wenn ich als Referenz mal die Moderation nehme, dann würde ich hierfür mal von R128 mit -23LUFS ausgehen. Bei der Musik wundert mich dann allerdings, dass sie mich am Ende der 1812 Overtüre eigentlich vom Sofa föhnen müsste, dies aber nicht tut. Und die Moderation direkt im Anschluss daran ist dann verglichen mit dem Kanonenfinale im Prinzip nicht viel leiser, was sie eigentlich sein müsste. Und der Anfang der Overtüre ist in der Tat sehr, sehr leise. Insofern würde ich mal sagen, dass man hier in letzter Konsequenz die Möglichkeiten der loudnessbasierten Aussteuerung nicht zufriedenstellend genutzt hat. Zufriedenstellend wäre für mich, dass es eben nicht so wahnsinnig leise wird, am Ende dann aber durchaus auch mal deutlich lauter als -23LUFS werden könnte.
Diese Beobachtungen sind rein gehört, aber darum geht es ja schlussendlich. Bei Gelegenheit versuche ich das Ganze mal messtechnisch zu erkunden.
Beste Grüße!
 
Ich bin ja eigentlich auch immer (sehr nah) "dran"... Erzählt mir doch einfach mal etwas Neues! Ich bin "ganz Ohr". Aber DAS wußtet ihr ja sicherlich schon... Kein Problem!
 
Bei der Musik wundert mich dann allerdings, dass sie mich am Ende der 1812 Overtüre eigentlich vom Sofa föhnen müsste, dies aber nicht tut.
@marillenfreund, dann stell Dir mal die Lautstärke so ein, dass sie es tut. Ist Dir dann der Anfang immer noch zu leise?
Und die Moderation direkt im Anschluss daran ist dann verglichen mit dem Kanonenfinale im Prinzip nicht viel leiser, was sie eigentlich sein müsste.
Direkt im Anschluss herrscht ein derartiges da capo, dass die Moderatorin offensichtlich das Bedürfnis hat "drüber" zu stehen.

Also im Kopfhörer gehört erscheint das Stück in sich stimmig auch wenn die obersten 6 dB bis zum Clipping Level ungenutzt bleiben. Letzteres ergibt hier für eine rein digitale Übertragung keinen Sinn.
(Es sei denn, dass UKW-Sender das Programm unbeschadet übernehmen sollten. :rolleyes: Dafür wäre aber der Anfang definitiv zu leise.)
Diese Beobachtungen sind rein gehört, aber darum geht es ja schlussendlich.
Eben. Über Lautsprecher gehört wäre mir der Chor zu Beginn auch etwas zu leise. Trotzdem war es schön mal diese hohe Radio-Dynamik geniessen zu können. :)

---
Übrigens scheint mein o.g. Mitschnitt die richtigen Pegel aufzuweisen, denn BBC 6 Music erreicht bei der Einstellung mit seinem Programm gerade den Clipping Level.
 
Zuletzt bearbeitet:
@marillenfreund, dann stell Dir mal die Lautstärke so ein, dass sie es tut. Ist Dir dann der Anfang immer noch zu leise?
Direkt im Anschluss herrscht ein derartiges da capo, dass die Moderatorin offensichtlich das Bedürfnis hat "drüber" zu stehen.

Also wenn ich mir das Finale so anhöre, dass es für mich angemessen laut ist, dann ist der Anfang natürlich nicht mehr zu leise. Das spricht ja dafür, dass die Dynamik des Stückes in sich stimmt. Jedoch ist dann eben die umgebende Moderation unerträglich laut. Das betrifft übrigens die durchschnittliche Lautstärke der Moderation und nicht nur die über den Schlussapplaus!
Allerdings geht es bei der Loudness basierten Produktion ja darum, dass der Konsument das Abhörvolumen möglichst nicht verändern muss. Insofern bleibt meine Vermutung, dass auch bei der BBC noch missverständlich mit der Thematik Peaklevel vs. Loudnesslevel umgegangen wird. Denn den Beleg dafür, dass auch bei BBC Radio das Thema R128 angekommen ist habe ich hier:
http://www.bbc.co.uk/blogs/internet/posts/Loudness-Measurement
gefunden. Beste Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab mal kurz in den von fotoralf verlinkten Sendungsmitschnitt reingehört (der übrigens wunderbar funktioniert, ohne jeglichen Account...). Bei mir klingt das Superb auf den Studiokopfhörern. Das nennt sich Dynamik und es scheint tatsächlich komplett unprocessed zu sein. Wer lieber auf komprimiertenn Matsch steht, soll halt Classic FM hören, oder?
 
Freistehend leider nicht. Die gute Frau im Nachbarhaus läuft morgens um 6 mit Stöckelschuhen durchs Haus. Und bei mir läuft ab und an, mittags oder abends die Stereoanlage. Leben und leben lassen...und für Nächte gibt es Kopfhörer.
 
Hier ein kleiner messtechnischer Nachklapp. Ich erspare mir und uns allen Erläuterungen zum Thema Truepeak- und Loudnessmessung nach R128, diese habe ich an anderer Stelle (http://www.radioforen.de/index.php?posts/629018/) ausführlich schon geliefert und setze in diesem Forum die Kenntnis darüber voraus.
Freundlicherweise hat mir TB seinen Mitschnitt zur Verfügung gestellt. Wichtig ist hierbei erstmal, dass wir durch die Art der Wiedergabe und Aufzeichnung natürlich keine Aussagen über Bezugspegel mehr haben. Das wäre nur möglich, wenn die BBC im Rahmen der Ausstrahlung den üblichen Line Up Referenzpegelton von -18 dBfs zur Verfügung gestellt hätte. Ach wie war das doch schön, als es im TV noch Sendepausen mit verlässlichen Testsignalen gab...
In dem Mitschnitt liegen die höchsten Truepeakspitzen übrigens bei -5,2 dBfs, was uns ja aber nicht sagt, wie der tatsächliche Pegel in der Produktion aussah. Das Pegelbild der Aufzeichnung zeigt jedoch, dass offensichtlich keinerlei Brickwalllimiting wirkte. Auch das Pegelbild der Moderationsteile zeigt, dass offensichtlich auf jegliche Form der Einflussnahme mittels Kompression verzichtet wurde.
Somit bleiben also weiterhin nur, das Gehörte und eine messtechnische Interpretation auf Peaklevel- und Loudnessmetern. Gemessen habe ich innerhalb der DAW, wodurch eine weitere Beeinflussung durch zusätzliche Schnittstellen ausgeschlossen ist.
Was sagen die Peakmeter?
Die höchsten Truepeaks werden bei der Moderation über den Schlussapplaus erreicht, sie liegen über denen im Kanonenfinale! Allein das spricht schonmal für meine Vermutung, dass der Musikmix der Regie, die die Sendung mit Moderationen und Gesprächen gestaltet hat, in einer anderen Regie hergestellt wurde. Das ist ja auch durchaus üblich.
Was sagen die Loudnessmeter?
Die durchschnittliche Programmloudness der Moderation vor dem Konzertbeginn liegt bei -6LU (also -29LUFS), bildet aber natürlich für den Zuhörer die Referenz zur Einstellung der Abhörlautstärke!
Der sehr, sehr leise Beginn der Overtüre ergibt über die erste Minute gemessen eine Programmloudness von -28 LU.
Das sehr, sehr laute Ende der Overtüre ergibt über die vorletzte Minute eine Programmloudness von +2LU. In der letzten Minute sieht man am Pegelbild sehr deutlich, dass langsam über diese Zeit heruntergeregelt wird! Da hat Jemand (Mensch) oder etwas (Gerät) offensichtlich nicht verstanden, was sehr, sehr laut bedeutet.
Eine I Messung über die komplette Overtüre ergibt Folgendes: Programmloudness --2,7 LU, Momentary Max +5,9 LU, Short Time Max +4,8LU, Loudnessrange 24 LU, TruePeak Max -7,5 dBfs!!!
Die erste Minute der Schlussmoderation ergibt eine Programmloudness von +0,2LU und weist wie schon erwähnt höhere TP Level (-5,2 dBfs) auf, als das gesamte Musikstück! Das Pegelbild zeigt, dass der erwähnte Regelvorgang offensichtlich nur das Musiksignal betroffen hat.

Meine Schlussfolgerungen:
Wenn bei der BBC Radio tatsächlich schon nach R128 produziert wird, dann gibt es hier wie anderswo erhebliche Missverständnisse, die häufig durch zu wenig Fachkenntnis und Bereitschaft zu Neuem erklärbar sind. Denn loudnessbasierte Produktion bedeutet, gezielt nach Loudnesslevel zu produzieren, damit die gewählte Abhörlautstärke für das gesamte Programm funktioniert. Demnach müsste die Moderation im Verhältnis zum Musikstück wesentlich leiser sein, auch die Differenz von ungefähr 6LU zwischen den beiden Moderationsstellen ist überdenkenswert aber durchaus machbar. Allerdings ist die Schlussmoderation eben nur 2LU leiser, als das sehr, sehr, sehr laute Ende der Overtüre, woher die erwähnte Blende in der Musik sogar dazu führt, dass die Moderation höhere Loudnesswerte erreicht als das Ende der Musik. Das hört man ja auch, und es ist auf loudnessbasierte Produktion bezogen vollkommen falsch, denn diese soll ja gezielt laut und leise ermöglichen. Das Ende der Overtüre könnte also in der M Messung durchaus 10-15 LU lauter sein als die Moderationen. Wer will kann ja diesen Offset gern mal herstellen.
Wie schon in anderen Antworten deutlich geworden haben wir es im Musikstück, bis auf den Regelvorgang, mit Original- im Sinne von unbeeinflusster Dynamik zu tun. Ob man am Ende hier und da ein leichtes Pumpen hört sei mal offen gehalten. Der fragwürdige Loudnessverlauf inklusive der Moderationen spricht für falsch angewendete Loudnessmeter, sofern sie verwendet wurden. Fakt ist jedoch, dass das mir vorliegende Audiofile im WAV Format mit 16 Bit und 44,1 kHz selbst bei Stille ( True Peaks unterhalb von -60dBfs) und um mehr als 30 dB angehobenem Abhörlevel keine hörbaren Artefakte zeigen, die auf schlechte Digitalisierung schließen lassen! Das ist umso bemerkenswerter, da es sich ja um den Mitschnitt eines Internetaudiostreams handelt und wir gar nicht wissen, wieviele Wandlungsvorgänge und welchen Datenraten erfolgt sind. Ich habe das File übrigens auch nochmal auf 48k automatisiert verändern lassen, da das meine übliche Samplefrequenz ist. Das zeigt also, dass all das bei digitaler Übertragung machbar ist, vor allem wenn wir mal als Endprodukt den Stream oder auch den direkten, digitalen Empfang zum Beispiel über SAT annehmen. Bliebe noch die Frage, ob die BBC. Das auch derart über UKW ausstrahlt, aber das ist natürlich eine ganz andere Debatte.
Fazit: Digital machbar, Loudnessverlauf im Sinne der R128 und Durchhörbarkeit des Gesamtprogrammes fragwürdig.

Beste Grüße!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben