Auf der Suche nach dem besten Signal der ARD-Anstalten

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Liebe Radiofreunde,


ich bin bei der Recherche, auf welche Weise ich zu dem am besten klingenden Radiosignal der ARD– Anstalten komme, auf Euer Forum gestoßen, insbesondere das Thema

UKW analog vs. Internetradio

http://www.radioforen.de/index.php?threads/ukw-analog-vs-internetradio.29112/

fand ich in dieser Hinsicht interessant; jetzt ist ja seit dem wieder einige Zeit verstrichen und ich würde gerne das Thema noch einmal aufgreifen, ausgehend von der Fragestellung, die mich jetzt seit längerem umtreibt.

Ich bin intensiver Radionutzer seit meiner Jugend, insbesondere höre ich täglich die Kultursender der ARD.
Nach einer längeren Phase, in der ich Radio nur noch über ein Transistor– Radio in der Küche gehört habe, habe ich vor etwa 7 Jahren wieder einen Tuner erworben, erst einen K+H ET20 und später einen Studer A726.
Wie bei vielen von Euch geht es mir darum, Sendungen mit Jazz– Konzerten und Konzerten zeitgenössischer Musik in bestmöglicher Audioqualität zu hören, da diese mitunter für Interessierte eine nicht zu ersetzende Quelle mit sehr wertvollen, teils exzellenten Mitschnitten darstellt, die dann auf 'nimmer– Wiedersehen' im Archiv verschwinden.


Betrieben habe ich den Tuner mit einer Wurfantenne, DLF ist so gut zu empfangen, was für mich erst einmal das Wichtigste war.
In seltenen Fällen möchte ich auch gerne RBB Kultur hören- ist hier im Südosten Berlins leider nur total verrauscht zu empfangen (Sendemast ist am anderen Ende der Stadt, im äußersten Westen)- darauf hin habe ich mir eine Kathrein Yagi– Antenne (5 Elemente) angeschafft, allerdings konnte ich auch damit den RBB nicht erfolgreich empfangen, habe sie an verschiedenen Stellen der Wohnung raus gehalten, aber es wurde einfach nicht besser; aufs Dach bekomme ich sie nicht, da ich in einem Mehrparteienhaus wohne.
DLF und Deutschlandradio sind allerdings noch stärker zu empfangen, mit der Yagi– Antenne auf dem Balkon, Richtung Alexanderplatz, von wo aus gesendet wird.
Störender Nachteil des UKW Signals: bei DLF bekomme ich über Antenne immer ein 50Hz brummen im Signal und beim Deutschlandradio eher einen 100Hz(?) Ton (egal ob Wurf- oder Yagi– Antenne), meistens durchs Signal maskiert, aber dennoch nervig, an leisen Stellen auch hörbar- keine Ahnung woher das kommt; da die Störung bei beiden Sendern etwas unterschiedlich ist, habe ich angenommen, dass es nicht an meiner Anlage liegt?! (kleiner Einschub: Hatte für den Betrieb am analogen Kabelnetz auch mal einen Mantelstromfilter angeschlossen, da dort auch ein 50Hz Brummen zu hören war- allerdings auch kommend und gehend, insofern kann ich den Effekt des Mantelstromfilters nicht wirklich beurteilen...)

...Jahre später...

Nachdem ich nun hier gelesen hatte, dass in das analog terrestrische Signal (des DLF) wohl sowieso nur Mpegs mit 192 Kb/s zugeführt werden und ich recht gute Chancen habe, ein besseres Signal über Digital Kabel zu bekommen, habe ich mir nun einen Technisat Digit HD8 C erworben;
Der Kabelanschluss wird von der KDG versorgt. Hier musste ich nun feststellen, dass die KDG die Signale der ARD mittlerweile wohl nicht mehr auf 256 kb/s, wie in dem Beitrag

UKW analog vs. Internetradio

beschrieben, sondern auf 192 kb/s neu kodiert.

Um weitere Informationen über die Signalwege zu erhalten habe ich auch an alle ARD Anstalten ein Schreiben geschickt und- wenn die Information, die ich erhalten habe stimmt- werden alle Digital– Kabel– Signale der ARD mittlerweile mit 320kb/s Stereo oder bei den Kultursendern teils mit 448 kb/s AC3 5.1 zugeführt (aus dem 'Kabel Kompression Center der ARD'), und in den meisten Fällen kodiert KDG dann auf 192kb/s neu.


Jetzt bin ich etwas abgenervt, da ich fürchte als nächstes eine Satelliten– Flachantenne nebst Sat.– Empfänger erwerben zu müssen und dann das Zeug bei jeder Sendung am Fenster montieren kann (Balkon geht nach Norden)– im Winter führt dies zu schön absurden Szenen (Radio hören in wattierter Jacke und Wollmütze in der Küche)– gewiss für mich als Freund des absurden Humors auch mal ganz lustig, aber auf Dauer.... ?!
Außerdem habe ich dann mittlerweile ein ganzes Sammelsurium an Empfangsgeräten hier stehen.... kurzum es ist zum 'verrücktwerden'
Gibt es zu der Satelliten Anlage noch eine gangbare Alternative auf dem Weg zum besten Signal??

Vielen Dank für Eure Hilfe!
 
Hallo und willkommen,

DLF wird auf UKW mit 384 kbps MP2 zugeführt über einen Satellitenweg auf 23,5° Ost. Dieser Weg ist prinzipiell auch mit Heimgeräten empfangbar, allerdings ist es ein Schmalbandtransponder mit nur Platz für 2 mal 384 kbps und entsprechend niedriger Symbolrate. Das können die meisten Satreceiver nicht empfangen, verweigern die Einstellung der Parameter oder bekommen nur kein Signal. Es ist Fummelei. Ich kanns nichtmal einstellen bei meinem Receiver.

Der DLF hat auf 19,2° Ost einen "Endkundenempfangsweg" beim ZDF (SD). Da läuft das Programm in "nur" 256 kbps MP2 und mit jedem Receiver zu empfangen. Ich empfehle diesen Weg für Sat-Nutzer. Das UKW-Processing ist da auch nicht drin, aber völlig frei von Dynamikbearbeitung ist es auch nicht.

DKultur läuft noch über eine steinalte SCPC-Strecke via 23,5° Ost mit nur 192 kbps. Damit disqualifiziert sich UKW doppelt: einmal durch die UKW-Systemlimitierungen, einmal durch die Artefakte der 192er Zuführung. Auf Astra 19,2° Ost gibt es da, wo auch der DLF ist, ebenfalls DKultur in 256 kbps MP2. Ist damit hier der eindeutig beste Weg, gefolgt von DAB (!!!) mit nun 112 kbps HE-AAC. DKultur hat seit einem Jahr auf Astra auch eine AC3-Spur mit 448 kps, die leider auch bei Stereo immer in 5.0 mitläuft und auf den Rearkanälen irgendwelchen simulierten Quatsch überträgt. Die blasen das Signal künstlich auf.

Die ARD-Kulturwellen laufen auf 19,2° Ost alle in 320 kbps MP2, bieten aber wohl ausnahmslos das für UKW aufbereitete Signal, also durchaus mit emphasisberücksichtigender Peak-Limitierung und teils deutlicher Kompression. Natürlich nicht so übel wie die Popwellen, aber auch nicht wirklich 100% sauber. Einige der Kulturwellen (BR Klassik, SWR 2, WDR 3, hr 2, MDR Figaro) bieten zusätzlich eine AC3-Spur mit 448 kbps an, die bei Surroundproduktionen entsprechend als 5.0 genutzt wird. In der Surround-freien Zeit laufen diese Spuren als 2.0 in normalem Stereo und bieten nicht nur noch saubereren Klang, sondern auch in einigen Fällen einen Abgriff des Signals vor dem UKW-Processing. Damit wirds nochmal klarer und dynamischer und nach oben hin nicht tiefpaßbegrenzt. Bei WDR 3 scheinen MP2- und AC3-Spur aber identisch zu sein von der Signalaufbereitung, zumindest war es vor einiger Zeit so.

Bei BR Klassik sieht man gut den Unterschied zwischen MP2- und AC3-Spur:

http://bilder.hifi-forum.de/max/513447/br-klassik-dynamikkompression-und-limiting-auf-dvb_123982.png

Auf MP2 sieht man die Peak-Limitierung für UKW deutlich und auch die Dynamikkompression ist erkennbar.

Im Bereich Kabelempfang wäre in Berlin-Südost die TeleColumbus ideal (Oberschöneweide), die setzen die ARD-Radioprogramme 1:1 durch Auskabeln des kompletten Transponders um und bieten auch DLF und DKultur in Sat-Qualität. Leider hast Du ja nun Kabel Deutschland / Vodafone. Dort werden die ARD-Radios auf 192 kbps recodiert, man bekommt also ein deutlich mieseres Signal. Manche AC3-Spur ist vorhanden und bietet sich damit an, andere AC3-Spuren fehlen völlig. Da herrscht Willkür und Schikane, weil Kabel Deutschland von den öffentlich-rechtlichen seit Jahren "Schmiergeldzahlungen" fordert für die Weiterverbreitung, also sowohl beim Lieferanden aus auch beim Kunden kassieren will. TeleColumbus und die kleineren Netzbetreiber sahen nie einen Cent solcher Zahlungen und bieten hingegen das volle Programm. TeleColumbus hat in Berlin sogar BR Klassik auf UKW im Kabel (sogar zweimal...).

Welche AC3-Spuren vorhanden sind, kann ich spontan nicht sagen. Dieses Haus hier (Plänterwald) ist auch Kabel-Deutschland-geschädigt, aber ich habe das Spiel nicht mitgemacht, zahle dem Laden keinen Cent und habe eine Satantenne auf dem Balkon. Ich müßte mal bei den Nachbarn schauen, wo AC3 kommt und wo nicht. Vielleicht ändert sich auch mal was durch die Vodafone-Übernahme.

Welche Bitrate haben DLF und DKultur bei Kabel Deutschland? Sind es da auch nur 192 kbps oder sind es 256 kbps? Letzteres könnten dann die Originaldatenströme sein.

Leider kann ich keine schönere Auskunft geben. Kabel-Deutschland-Kunden sind komplettverarscht: ein teurer Netzbetreiber mit mutwillig qualitätsgeminderten Angeboten und teils fehlenden Angeboten (versuche mal, MDR Thüringen hier als TV zu empfangen...). Sowas geht nur, weil keine Wahlfreiheit besteht. Wäre Kabelanschluß sowas wie Stromtarif, sähe es alt aus für die KDG. Die sind nur im Internetbereich brauchbar und da zieht TeleColumbus deutlich nach.

Die ARD bietet aber auch nur noch auf den Kulturwellen erträgliche bis teils sehr gute Klangqualität. Die Pop- und Unterhaltungswellen sind inzwischen bis auf die des SR alle kaputtprocessiert, auch auf den digitalen Wegen. Der RBB verabschiedete sich im Spätsommer 2011 von HiFi-Ausstrahlung. Das, was auf den RBB-Wellen heute ankommt, ist 1:1 das UKW-Signal und das ist mit Ausnahme des Kulturradios völlig kaputt in einer unfassbar schäbigen Weise. Das kann man sich gar nicht anhören. Ist ja aber auch inhaltlich wurscht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die überaus genaue und ausführliche Info!!!

Ich kann auch mal nachforschen, auf welchen Sendern auch die AC3s bei KD mitkommen.

DLF und Deutschlandradio werden über KD mit 192 kb/s gesendet.
 
DLF und Deutschlandradio werden über KD mit 192 kb/s gesendet.

Es istz unfassbar, wie einem hier als Gebührnezahler die Originalqualität vorenthalten wird und schon alleine das wäre für mich Anlass genug, Kabel Deutschland zu boykottieren. Leider sind die, die solche Zwangsbeglückungen in den Wohnungsgesesllschaften entscheiden, in den seltensten Fällen kompetent. Den meisten Menschen reicht ja der dudelnde Privatfunk auf dem Billigradio, das ist ja in diesen Kreisen nicht anders. Dieses Haus hier wr auch mal RKS und wäre heute TeleColumbus, wenn nicht 2006 alles neu verkabelt worden wäre für die KDG. War halt für die Genossenschaft güstig, die Kunden sind aber gearscht, sowohl im TV- als auch im Radiobereich.
 
Bei BR Klassik sieht man gut den Unterschied zwischen MP2- und AC3-Spur:
http://bilder.hifi-forum.de/max/513447/br-klassik-dynamikkompression-und-limiting-auf-dvb_123982.png
Auf MP2 sieht man die Peak-Limitierung für UKW deutlich und auch die Dynamikkompression ist erkennbar.
Hallo @Radiowaves,
bist Du sicher, daß Deine MP2-Spuren mit dem gesendeten DVBS-Signal identisch sind? Diese vorwiegend einseitige Amplitudenbegrenzung kann ich nicht glauben. Sieht aus, als wenn das Signal durch ein markant-positives DC-Offset ins Clipping geraten ist. Aber ohne Ordinatenskala ist das schwer zu beurteilen. :rolleyes:
 
Hallo @Tonband,

Basis für diese schon etwas ältere Grafik war eine Sendung von BR Klassik, von mir aufgenommen und als Transportstream vorliegend. Da drin sind das originale MP2 und das originale AC3 wie vom BR abgegeben. Das MP2 hat das UKW-Processing, wurde seinerzeit auch noch zur Zuführung einiger kleinerer (Gebirgstal-)Sender genutzt und mußte deshalb schon UKW-konform und identisch der sonstigen UKW-Zuführung sein. AC3 ist "ohne alles".

Die Ausschnitte sind wie erkennbar zeitlich synchron. Das, was wie DC-Offset aussieht ist keiner. Ich habe mir damals auch die Augen gerieben und dann nachgemessen: keinerlei DC-Offset. Man sieht in der AC3-Spur ("Downmix" war eine unglückliche Wortwahl von mir) ein klein wenig, was los ist: das ist Unsymmetrie in der Wellenform, wie sie vor allem bei manchen männlichen Sprechern auftritt. Und tatsäschlich waren diese abgeplatteten Stellen immer Parts, die von einer Männerstimme gesprochen wurden.

Mit diesen natürlichen Unsymmetrien, die man angeblich schon mit dem Mikroskop in rein mechanisch aufgenommenen und geschnittenen Wachsplatten sehen konnte, kämpfen ja die Formatdudler: dadurch gehen einige dB Headroom verloren, die man hätte noch brutal ausnutzen können, als die MPX-Leistungs-Limitierung auf UKW noch nicht ernsgenommen werden mußte. Dafür bieten Voiceprocessoren und die typischen UKW-Summenquetschen ja den "Phasenrotator", den Allpass mit typischem Phasengang, der das wegmacht bzw, deutlich reduziert durch zeitliches "Verschmieren" der einst zusammengehörenden Spektralkomponenten. Macht zwar Kollateralschäden, aber wen stört das schon? Danach gehen bis zu 6 dB mehr Gain.

Aphex hat ein Paper dazu, da szeigt es ganz gut: http://www.aphex.com/resources/pdf/Aphex_230_PHASE_ROTATOR_White-Paper.pdf

BR Klassik verzichten also auf den Phasenrotator in der Summe (gut so!), dafür limitiert es halt obskur einseitig. Es sieht schlimmer aus, als es klingt. Unterschiede zwischen AC3 und MP2 waren für mich da nur im Direktvergleich zu hören und erstreckten sich auf die unterschiedliche Dynamik.
 
Unsymmetrie in der Wellenform, wie sie vor allem bei manchen männlichen Sprechern auftritt. Und tatsäschlich waren diese abgeplatteten Stellen immer Parts, die von einer Männerstimme gesprochen wurden.
Ja, stimmt, bei unbearbeiteten Vokalen treten die Unsymmetrien deutlich auf.
Bei Deinem Dolby-Signal fallen sie interessanterweise weniger auf, ist wahrscheinlich auf Phasenverschiebungen (Gruppenlaufzeitverzerrungen) bei der AC-Codierung zurückzuführen.

Danke für das White Paper.
mfG, TB
 
TeleColumbus hat in Berlin sogar BR Klassik auf UKW im Kabel (sogar zweimal...).
Hallo Radiowaves,
ich bin auch schon seit einigen Jahren weg vom Kabel. Grund dafür war das schlechte Angebot; (halbwegs) vernünftige Sender wurden gegen Shopping-Kanäle ausgetauscht. Die bekomme ich außerdem über Sat ohne monatliche Kosten.

Meine Frage bezieht sich auf die Verfügbarkeit von BR Klassik im Berliner Kabelnetz von Tele Columbus.
Der Sender ist ja nun kein ortsüblicher Sender, weshalb das Signal von BR Klassik wohl per Sat eingespeist wird.
Wäre es denn möglich jedes beliebige Radioprogramm, das über Satellit verfügbar ist, einzuspeisen? Also z.B. Programme des ORF, aus Spanien oder Frankreich. Das würde das Radioangebot im Kabel interessanter machen.

Saludos!
 
Hallo Lord Helmchen,

UKW-Programme im Kabel aus Sat-Abstrahlungen zu erzeugen, ist nichts neues. Die ersten bezahlbaren (auch für kleinere Kopfstellen, "Dorfantennengemeisnchaften" etc.) Geräte dafür kamen um 1994. Damals waren das letztlich analoge Satreceiver ohne Bildsignalverarbeitung. Die Tonsignale links/rechts wurden auf einen eingebauten mini-UKW-Sender gegeben und fertig war das ganze System. Beispiel: Blankom SRU 001. 4 solche Dinger, dazu die "Masterkassette" mit Netzteil und Programiertasten - und schon waren RTL Radio, MDR Sputnik, N-Joy und meinetwegen Radio Melodie im Kabel.

Später folgten Umsetzer mit RDS-Erzeugung (da war z.B. eine Tabelle mit Namen im Speicher abgelegt und man konnte einen von 32 Namen auswählen), dann folgten Umsetzer, die auch ADR (Astra Digital Radio) auf UKW umsetzten und das RDS direkt aus ADR bezogen.

Allen diesen Geräten war gemeinsam, daß sie den Ton der Radioprogramme wie ein Satreceiver auch bis in die analoge NF umsetzten und dann einen kleinen eingebauten analogen UKW-Sender damit fütterten.

Inzwischen gibt es Satradio ja nur noch von DVB-S und künftig auch auf DVB-S2 (die Schweizer ziehen ab 29.2.2016 auf DVB-S2 um). Die ersten Umsetzer dafür waren wieder so aufgebaut wie beschrieben und hatten normalerweise ein UKW-Programm pro Modul. Später wurde das aber brutal: 6 (Blankom), 8 (Astro Strobel, Kathrein) oder auch 12 (Grundig GSS) UKW-Programme werden in einem Modul erzeugt aus typischerweise 2 Sat-Tunern. Man hat also nicht die freie Wahl, sondern kann je Modul nur Radioprogramme von ein oder zwei Sat-Transpondern verwenden, z.B. ARD-Radiotransponder und ZDF-SD-Transponder (DLF, D-Kultur in besserer Qualität als die terr. UKW-Zuführung, D-Wissen). RDS wird dabei aus den auf Sat mitgelieferten Daten bezogen, das geht wenns übertragen wird auch mit dem mißbrauchten dynamischen RDS-PS (wechselnde Texte in der Sendernamenanzeige) und allen anderen RDS-Features.

Der MDR ist die einzige ARD-Anstalt, die RDS nahezu vollständig auf Sat überträgt, also PS, PI, RT, CT, TA, TP, MS. Bei den anderen fehlt immer PI (ohne PI dürfen UKW-Tuner komplett spinnen im RDS und tuns auch, Sony verweigert z.B. die Sendernamenanzeige, Onkyo hängt sich im Display auf), oft fehlt PS. Muß man dann händisch nachpflegen, so es die Software der Umsetzer zulässt.

Das brutale daran: da ist bis auf die Ausgangsstufe nix mehr analog. Man holt sich aus den Transportströmen der Transponder die MP2-Datenströme der Radioprogramme, macht daraus auf digitaler Ebene PCM, filtert digital bei 15 kHz, rechnet Summen- und Differenzsignal aus, rechnet das Signalspektrum einer Amplitudenmodulation des Differenzsignales auf einen unterdrückten 38-kHz-Träger aus, summiert Monosumme, Pilotton, AM-Spektrum um 38 kHz und RDS zusammen und errechnet dann (!) das FM-Ausgangsspektrum. Und das bis zu 12 mal je Modul. Der Output hat dann nur noch einen schnellen D/A-Wandler, Filter und Upconverter. Unfassbar, aber heute alles mit FPGA-Chips machbar.

Kosten: für so ein 6er oder 8er Modul weniger als 2000 EUR, zzgl. z.B. Grundgerät zum Einbauen der Karte oder zugehöriges Systemnetzteil mit Programmierunterface.

Hier als Beispiel der Blankom STR 821:
http://www.blankom.de/de/produkte/k...llen/b-line/str-821-sat-audio-transmodulator/
http://www.blankom.de/fileadmin/bla...ta/fix_docu/gb/B-Line/9085.01__STR821_JH2.pdf

Noch derber ist die QAM-Box von Astro Strobel. Auf einer Grundfläche, die kaum größer als ein A4-Blatt ist, sind da 16 Sat-Tuner verpackt, aus denen man 16 digitale TV-Kabelpakete bauen kann. Zusätzlich sind aus dem Pool der dabei anfallenden Radiosender noch 16 auf UKW umsetzbar. Kosten: um die 4000 EUR. Billiger gehts kaum noch. 3 von den Dingern und man hat eine komplette Kopfstelle, der nur die regionalen Radioprogramme fehlen (da nicht auf Sat) und bei der im TV-Bereich kein Remux möglich ist. http://katalog.astro-kom.de/de/qam-box.html

Das ist nicht wirklich viel Geld für eine Kopfstelle, für die z.B. monatlich 1000 Haushalte je 10 EUR einzahlen.

Prinzipiell kann man also technisch alles, was an Radio auf DVB-S greifbar ist, auf UKW umsetzen. Mit der Grundig und mit der QAM-Box gehen auch DVB-S2 als Ursprung.

Es gibt Limitierungen. UKW geht von 87,5 bis 108 MHz, das sind 20,5 MHz Breite. UKW hat 300 kHz Kanalabstand, also wären rechnerisch ca. 68 UKW-Programme möglich. Dabei entstünde aber ein sehr unsauberes Spektrum durch Eigenstörungen und Mischprodukte in den Kabelverstärkern oder den Tunern, durch Störungen aus der Zwischenfrequenz und der Oszillatorfrequenz der Tuner und es können in nicht allzu dichte Kabelnetze auch terr. Ortssender einstreuen und zu Gezischel führen. Deren Frequenzen belegt man deshalb im Kabel nicht und lässt einen Schutzabstand. Real kommt man damit auf meist 32-36 mögliche UKW-Programme im Kabel. Spitzenreiter mit 54 Programmen (!) dürfte die Willy.Tel in Hamburg sein, die damit doppelt soviel einspeist wie die teurere Kabel Deutschland: http://www.willytel.de/fileadmin/redaktion/TV-und-Radio/Radiosender_Analog_20140303_ng_Web.pdf

Wie die Empfangsqualität dieser Menge an Programmen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Es ist für UKW-Tuner auch eine massive Belastung, derart zugeballert zu werden. Am wohlsten fühlen sich UKW-Tuner mit nur wenigen starken Signalen im Spektrum.

Das sind die technischen Punkte.

Die juristischen Punkte (was darf ich auskabeln, was nicht, wie ist bei ausländischen Programmen die Gegendarstellungs-Möglichkeit gewahrt, bin ich dann faktisch verantwortlich für deren Inhalt, ...) mag ich mangels Kompetenz nicht beurteilen. Es gibt das "Europäische Übereinkommen über das grenzüberschreitende Fernsehen" - sicher ein Startpunkt für die Recherche. Und dann müssen die Regelungen der Landesmedienanstalten für Kabelnetzbelegungen beachtet werden, die sind regional unterschiedlich.

In Berlin bei der Tele Columbus ist z.B. auch das Thüringer Radio Top40 drin (wie das, gefiel das jemandem?) sowie MDR Jump und BR Klasisk halt 2 mal. Da bat ich einst um einmal Bayern 2, bislang tat sich nichts.

Der Betreiber eines kleinen Kabelnetzes in Thüringen war der Auffassung, russischsprachige skurrile Kirchensender von Hotbird (mit stundenlanger Sendepause), Inselradio Mallorca (feinste 128-kbps-Schrabbelqualität) sowie einige SRF-Programme (Swiss Pop, Swiss Jazz, Virus, entfallen wegen Umzug auf DVB-S2 ab kommendem Jahr) und Ö3 auskabeln zu müssen. Dazu gab es auch noch D-Wissen. Ich konnte irgendeinen Murks wenigstens noch auf FM4 umstellen lassen und hoffe, im November bei einer großen Neubelegung wegen Sky (die stellen alle Transponder um, die Kabelnetzbetreiber müssen nachziehen) richtig derbe zuschlagen zu dürfen und alles neu machen zu können.

Was freilich auch möglich ist und weit weniger auffällt: DVB-S-Transponder direkt auf DVB-C umsetzen oder aus mehreren Sat-Transpondern mit geeigneter Technik ein neues Kabelpaket bauen. Auf diesem Wege hat das besagte Klein-Netz in Thüringen alle ORF-Radios, die Franzosen, die Tschechen (warum, weiß ich nicht) und auch die deutschen Privatsender von Antenne Bayern über egoFM, Sunshine Live bis Schlagerparadies im Netz. Muß dann halt mit DVB-C-Receiver empfangen werden.

Umsetzer Sat-Radio auf DAB gibt es bislang ebensowenig wie Umsetzer DAB terr. auf DAB Kabel. Letzteres gab es im Rahmen eines Pilotprojektes in Thüringen, es kam leider nie über Baumuster hinaus. Diese Kisten hätte ich gerne für das besagte Netz, um 4 DAB-Pakete terrestrisch aufzusammeln mit der Antenne auf dem Berg und als 4 Nachbarblöcke auszukabeln.

Eine Skurrilität am Rande: ein 8-fach-Umsetzer Astro "Octopus" diente, mit 7 deaktivierten Modulatoren, mehrere Jahre als Zuführung und Steuersender für eine Piratenausstrahlung eines legalen, offiziellen und auf Astra vertretenen deutschen Privatsenders weit außerhalb seines legalen UKW-Verbreitungsgebietes. Da hing nur noch eine UKW-Endstufe dran und ab auf die Antenne. Habe es gehört und gesehen: erstklassige Audioqualität, in nichts unterscheidbar von dem Output der teuren UKW-Sender der Media Broadcast. Dazu RDS komplett mit scrollendem Sendernamen, schaltendem Verkehrsfunk-Flag etc. Ist aber seit einigen Jahren Geschichte. Damals hörte die ganze Stadt dort offenbar nix anderes.
 
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