Ach Leute, Privatfunk ist keinen Deut besser oder schlechter als andere Medien. Mit einer Ausnahme, die Verkaufsabteilung wittert bei "Journalistenwerbung" entgangene Umsätze und petzt beim Geschäftsführer *smile. Dumm nur, wenn der GF den Hotelgutschein für ein Wellnesswochenende in einem Hotel****+ kassiert und mit dem knackigen Volo dahin entschwinded...
Zum Glück gibt es Fairradio, die lassen sich nicht einmal zu einer Tasse Kaffee einladen und geben die Kugelschreiber und den Schreibblock einer gemeinnützigen Initiative als Spende.
Das sich Kollegen gegenseitig promoten ist doch eher die Regel als die Ausnahme bei den Öffis. Tennisarm wg. ständigem hochhalten eines Buches oder einer CD ist offizielle Berufskrankheit, oder irre ich mich da?
Ansonsten gilt die zeitlose Typologie von Günter Herkel:
Schnorrer mit Presseausweis
Eine kleine Typologie
Wie in allen Berufen gibt es auch im Journalismus schwarze Schafe, die die ganze Herde in Misskredit bringen. Die häufigsten Schnorrertypen:
1. Der Reisereporter: Lebenskünstler, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Refinanziert gelegentlich Reiseführer nach dem Motto: „Ich wohne eine Woche gratis bei Ihnen, dafür landet Ihr Hotel an erster Stelle meiner Geheimtipps.“ Vorbote des Massentourismus.
2. Der Motorjournalist: Passionierter Technikfreak. Dehnt Probefahrten im nagelneuen Porsche gern auf ein paar Monate aus. Freut sich riesig über das eine oder andere im Kofferraum platzierte Geschenk des Herstellers. Übrigens: 95 Prozent aller Auto-Kritiken fallen positiv aus.
3. Der Hofberichterstatter: Weicht keine Sekunde vom Gegenstand seiner Berichterstattung. Begleitet seine Kanzlerin (wahlweise: Ministerpräsidentin, Minister, etc.) daher – gern auf Regierungskosten (der Verlag muss sparen) – überallhin, notfalls auch ins Reich der Mitte. Verliert dabei gelegentlich an Biss. Denn: Man will ja nächstes Mal wieder mitfahren.
4. Der Simulant: Treibt sich mit Vorliebe auf Presseempfängen herum. Beschwert sich über allzu spärliche Buffets. Seine fadenscheinige Akkreditierung trägt er demonstrativ auf der Brust. Hat meist zeitlebens nicht eine einzige Zeile verfasst.
5. Der Dealer: Begreift den Presseausweis als Lizenz zum Schnorren. Bestellt massenhaft Rezensionsexemplare von Büchern und DVDs, um sie postwendend bei Ebay wieder zu verhökern. Widmet sich dem Ordern mit so viel Hingabe, dass zur eigentlichen journalistischen Produktion keine Zeit bleibt.
6. Der antikapitalistische Kämpfer: Räumt nach Pressekonferenzen beherzt das Büffet ab. Stellt sich danach auch schon mal doppelt (das zweite Mal mit Hut und angeklebtem Schnurrbart) an, um die Give-aways des Veranstalters einzusacken. Verkörpert die Parole „Enteignet Springer!“ in ihrer aktuellen, leicht resignativen Variante.
Eigentlich ist das alles egal, viel tiefer kann der Journalist auf der Berufsansehensskala kaum noch fallen.
So, heute abend gehe ich einen saufen, Motto: Ich bin Moderator lasst mich endlich in die VIP-Zone! Ein Prost auf alle Pappnasen hier im Forum! Was wären wir ohne amtliche Kontrolle.